| Titel: | Ueber die Alaunfabrication in Valmunster, Departement de la Moselle. Von Hrn. Ph. Grouvelle, Civilingenieur. | 
| Fundstelle: | Band 61, Jahrgang 1836, Nr. LXI., S. 280 | 
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                        LXI.
                        Ueber die Alaunfabrication in Valmunster, Departement de la Moselle. Von Hrn. Ph. Grouvelle,
                           Civilingenieur.
                        Aus den Annales de la Société
                                 polytechnique-pratique, No. 19, S. 184.
                        Grouvelle, uͤber Alaunfabrication.
                        
                     
                        
                           Der Alaunschiefer, der in Valmunster ausgebeutet wird, ist sehr reich; man
                              laͤßt ihn an der Luft verwittern, oder wie man zu sagen pflegt, verbrennen,
                              wobei man ihn von Zeit zu Zeit umwendet, und bewahrt ihn, damit er vom Regen nicht
                              ausgewaschen werde, unter Dach auf. Das Auslaugen wird in großen Bottichen von 27
                              Kubikmeter Rauminhalt vorgenommen. 7 Personen, von denen eine des Tages einen Frank
                              verdient, reichen hin um taͤglich einen Bottich zu fuͤllen und zu
                              leeren, wobei der Transport des Schiefers vom Haufen bis zum Bottiche, eine Streke
                              von 25 Metern, so wie auch das Zerschlagen des Schiefers am Haufen mit inbegriffen
                              ist. Das Pumpen des Wassers, welches zum 5 bis 6maligen Auslaugen des Schiefers
                              erforderlich ist, kommt auf 2 1/2 Fr. Jeder Bottich braucht gegen 20 Kubikmeter
                              Wasser. Das erste Auslaugen wird mit Lauge von 20° Baumé, das zweite
                              mit Lauge von 15°, das dritte mit Lauge von 10, das vierte mit Lauge von
                              5°, und das fuͤnfte mit reinem Wasser vorgenommen.
                           Die Auslaugbottiche werden aus Bausteinen, die von Schwefelsaͤure nicht
                              angegriffen werden, troken zusammengesezt (bâtis
                                 à sec); am Ruͤken der Waͤnde wird ein diker Beschlag
                              aus gut gebranntem Thon angebracht. Der Boden wird auf gleiche Weise gelegt, und
                              dann mit Hoͤlzern ausgekleidet, die in einer gewissen Entfernung von einander
                              gelegt, und mit Faschinen und Stroh bedekt werden, worauf dann endlich oben ein
                              doppelter Boden aus Dielen kommt. Unter diesem doppelten Boden sind
                              Spundloͤcher angebracht, durch die die Lauge nach Belieben in vier oder
                              fuͤnf Behaͤlter, von denen jeder Lauge von verschiedener
                              Staͤrke enthaͤlt, abgelassen werden kann.
                           Aus dem Behaͤlter, worin sich die Lauge von 24 bis 25° befindet,
                              gelangt diese in die Werkstaͤtte, wo man sie in bleiernen Kesseln, die auf
                              Eisenplatten ruhen und durch ein oder zwei Steinkohlenfeuer geheizt werden, auf
                              30° bringt. In diesem Zustande laͤßt man die Lauge in einen Bottich
                              laufen, wo sie durch Stillstehen einen Bodensaz von basischem Alaun bildet, und aus
                              dem sie in die Krystallisationsgefaͤße laͤuft, in denen der
                              Eisenvitriol, der dann in einem Dampfapparat wieder aufgeloͤst wird, heraus
                              krystallisirt. Die Mutterlauge wild hierauf bis auf 38° concentrirt, mit
                              schwefelsaurem Kali
                              versezt (breveté) und in die Bottiche abgelassen,
                              in denen der Alaun krystallisirt.
                           Der krystallisirte Alaun wird gleichfalls mit Huͤlfe von Dampf wieder
                              aufgeloͤst, und diese Aufloͤsung laͤßt man bei 48° am
                              Araͤometer in Faͤssern von beilaͤufig einem Meter Hoͤhe
                              und 50 Centimeter Durchmesser in Masse krystallisiren.
                           Als ich die Anstalt besuchte, verarbeitete man taͤglich 10,000 Liter Lauge zu
                              25°, welche beilaͤufig 1000 Kilogr. Alaun und eben so viel
                              Eisenvitriol gaben.
                           Auf 650 Kubikklafter oder 4800 Kubikmeter Alaunschiefer braucht man 50,000 Kilogr.
                              schwefelsaures Kali und 6 bis 700,000 Kilogr. Steinkohlen; und damit erzielte man
                              200,000 Kilogr. Alaun und eben so viel Eisenvitriol, so daß der Alaunschiefer also,
                              den Kubikmeter zu 1800 Kilogr. gerechnet, 23 Proc. Alaun und eben so viel
                              Eisenvitriol abwarf. In Luͤttich braucht man dagegen 4,671,000 Kilogr.
                              Alaunschiefer um 100,000 Kilogr. Alaun zu erzeugen, so daß man aus dem verwitterten
                              Schiefer nur 3, und aus dem rohen gar nur 2 Proc. Alaun gewinnt.
                           Der Apparat zum Aufloͤsen des Alaunes mittelst Dampf, so wie ihn Hr. Jaunez und ich in Valmunster errichtet haben, besteht aus
                              einem starken hoͤlzernen, mit Blei gefuͤtterten Bottiche, an dessen
                              oberem Theile sich ein sehr diker bleierner Trichter, in welchen der
                              aufzuloͤsende Alaun geworfen wird, befindet, und in welchem uͤberall
                              Loͤcher von 6 bis 7 Millimeter im Durchmesser angebracht sind. Dergleichen
                              Loͤcher kommen 50 bis 60 auf den Quadratdecimeter. In den oberen Theil des
                              Bottiches tritt eine kupferne Roͤhre von 5 Centimeter im Durchmesser, welche
                              von einem Dampfkessel von 3 Meter Laͤnge auf 66 Centimeter Breite
                              herfuͤhrt. Der Trichter wird in dem Maaße als der Alaun durch den
                              herbeistroͤmenden Dampf, der durch dessen Loͤcher zu entweichen
                              trachtet, aufgeloͤst wird, gefuͤllt erhalten. Die hiedurch entstehende
                              Aufloͤsung ist ganz gesaͤttigt, und fließt durch Haͤhne aus
                              einer Blei- und Zinnlegirung oder durch hoͤlzerne Spunde, welche innen
                              angebracht sind, damit sie nicht von den Krystallen verlegt werden koͤnnen,
                              in Faͤsser, in denen sie in Masse erstarrt. Diese Wirkung geht so rasch von
                              Statten, daß der Apparat, dessen Dimensionen oben angegeben wurden, in einer Stunde
                              1800 Kilogr. Alaun aufloͤst. 1400 Kilogr. solcher gesaͤttigter
                              Aufloͤsung geben 1165 Kilogr. krystallisirten Alaun.
                           Das Etablissement in Valmuͤnster gewinnt unter diesen guͤnstigen
                              Umstaͤnden immer groͤßere Bedeutung.