| Titel: | Beschreibung einer neuen, von Hrn. Baron Séguier erfundenen Speisungspumpe für Dampfkessel. | 
| Fundstelle: | Band 61, Jahrgang 1836, Nr. LXXVII., S. 426 | 
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                        LXXVII.
                        Beschreibung einer neuen, von Hrn. Baron Séguier erfundenen
                           Speisungspumpe fuͤr Dampfkessel.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement. Maͤrz 1836, S. 87.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Séguier, Beschreibung einer neuen
                           Speisungspumpe.
                        
                     
                        
                           Beinahe alle bisher bekannt gewordenen Speisungspumpen, gewaͤhren in Hinsicht
                              auf die Regelmaͤßigkeit ihres Dienstes nur geringe Sicherheit; und zwar 1)
                              weil sie wegen der Schwierigkeiten, die mit ihrem Baue verbunden sind,
                              gewoͤhnlich schlecht verfertigt sind; 2) weil ihre Ventile nicht die
                              noͤthigen Dimensionen haben, und auch nicht geeignet angebracht sind; 3)
                              endlich, weil es langwierig und muͤhsam ist, sich von ihrem inneren Zustande
                              zu uͤberzeugen.
                           
                           Was den ersteren dieser Einwuͤrfe gegen die dermalen gebraͤuchlichen
                              Pumpen betrifft, so darf man nur betrachten, wie sich die Ventile beinahe immer
                              uͤber einander im Grunde einer Roͤhre befinden, die mit der Pumpe aus
                              einem Stuͤke gegossen ist, um sich davon zu uͤberzeugen, daß der
                              Arbeiter den Siz des Ventiles unmoͤglich anders als durch Einreiben (rodage) gehoͤrig zurichten kann. Die Form der
                              Ventile, welche mit ihren Fuͤhrern gegossen werden, gestattet waͤhrend
                              dieser Operation auf den mit einander in Beruͤhrung stehenden
                              Oberflaͤchen nur tiefe und concentrische Zuͤge. Die hiedurch
                              entstehenden Furchen bringen einerseits den Nachtheil mit sich, daß sie bei der
                              geringsten Stoͤrung der Concentricitaͤt Wasser entweichen lassen,
                              waͤhrend sie andererseits auch alle die Unreinigkeiten eindringen lassen,
                              gegen die doch die Ventile der Speisungspumpen so viel als moͤglich
                              geschuͤzt werden muͤssen.
                           Zur Rechtfertigung des zweiten Vorwurfes genuͤgt es zu bemerken, daß wegen der
                              Uebereinanderstellung der Ventile das Saugventil kleiner gemacht werden muß, als das
                              Drukventil, welches dasselbe bedekt, waͤhrend dieß doch ganz anders seyn
                              sollte. Denn da das Wasser nur durch den atmosphaͤrischen Druk in die Pumpe
                              gelangt, und da es uͤberdieß noch das Gewicht des Ventiles zu
                              uͤberwinden hat, so kann man ihm nicht leicht hinlaͤnglich freien
                              Zutritt gestatten. Die Muͤndung des Drukventiles, durch welches die Maschine
                              das Wasser hindurch treibt, kann ohne Nachtheil um Vieles enger gemacht werden.
                           Die Stelle, welche die an der Basis der Pumpe angebrachten Ventile einnehmen, bringt
                              den Nachtheil mit sich, daß sich bei jeder Pulsation die von dem Wasser
                              herbeigefuͤhrte Luft in dem Pumpenstiefel ansammelt. Schon aus diesem Grunde
                              allein und abgesehen von allen uͤbrigen muß das Spiel der Speisungspumpe ein
                              sehr unsicheres seyn. Denn wenn der Pumpenstiefel ein Mal mit Luft erfuͤllt
                              ist, so kann diese als ein hoͤchst elastischer Koͤrper bei jeder
                              Pulsation zusammengedruͤkt werden und sich wieder ausdehnen, wodurch alles
                              neue Eintreten von Luft verhindert wird.
                           Die Schwierigkeiten endlich, welche an den meisten Pumpen einer schnellen und
                              bequemen Ermittelung des inneren Zustandes entgegenstehen, und die eine
                              Unterbrechung des Spieles der Maschine bedingen, sind gleichfalls ein Hinderniß, dem
                              ich an meiner Pumpe gesteuert zu haben hoffe.
                           Fig. 9 ist ein
                              senkrechter Durchschnitt der Speisungspumpe nach der Linie a,
                                 b des Grundrisses. Fig. 10 ein Grundriß nach
                              der Linie c, d in Fig. 9. Fig. 11 ein Frontaufriß
                              derselben. Fig.
                                 12 eine Ansicht von Oben. Fig. 13 ein senkrechter
                              Durchschnitt nach der
                              Linie e, f in Fig. 10. Fig. 14 ist ein
                              senkrechter Durchschnitt einer anderen Speisungspumpe, woran Baͤnder mit
                              Drukschrauben angebracht sind. Fig. 15 ein Grundriß nach
                              der Linie g, h, Fig. 14, woran die
                              halbkugelfoͤrmigen Kuppeln abgenommen und die Baͤnder
                              zuruͤkgeschlagen sind. Fig. 16 ist ein
                              Frontaufriß derselben Pumpe. Fig. 17 zeigt das Ventil
                              mit seinem Pfropfe einzeln fuͤr sich im Grundrisse, Durchschnitte und
                              Aufrisse. Fig.
                                 18 ist eine Schraube, welche zum Anziehen der Stopfbuͤchse dient.
                              An saͤmmtlichen Figuren beziehen sich gleiche Buchstaben auch auf gleiche
                              Gegenstaͤnde.
                           A ist der Pumpenstiefel, in welchem der Kolben B arbeitet. C ist der Siz
                              oder das Lager des Saug- und C' jener des
                              Drukventiles; sie befinden sich rechts und links vor der Pumpe in einer und
                              derselben Flaͤche, und zwar in einer Hoͤhe, in welcher der Kolben B seinen Hub endigt. Die
                              Beruͤhrungsflaͤche der Ventile ist horizontal und findet auf einem um
                              einige Linien erhoͤhten Rande Statt. Diese Flaͤche kann sehr leicht
                              mit jeder Art von Instrument, selbst mit einer einfachen Feile, abgeebnet und
                              ausgebessert werden.
                           D ist das aus zwei Stuͤken: dem Pfropfe D und dem Fuͤhrer D'
                              bestehende Ventil. In Folge dieser Trennung des Pfropfes von dem Fuͤhrer kann
                              ersterer mit einem angreifenden Pulver, wie z.B. mit Schmirgel-,
                              Bimssteinpulver etc., auf den Raͤndern seines Sizes abgerieben werden, und
                              dabei eine solche Bewegung mitgetheilt erhalten, wie man sie den Reibsteinen der
                              Mahler zu geben pflegt. Die Beruͤhrungsflaͤche kann demnach vollkommen
                              abgerieben werden, ohne daß irgend welche Spuren der dabei gemachten Zuͤge
                              zuruͤkbleiben.
                           E, E' sind halbkugelfoͤrmige Kuppeln, welche den
                              Ventilsizen als Dekel dienen, und welche demnach Ventilbuͤchsen bilden. Diese
                              Dekel, deren Raͤnder vollkommen abgeschliffen sind, werden mittelst der
                              Baͤnder G stark niedergehalten. Ihr
                              Gefuͤge bedarf keiner Besazung. Die in Fig. 14, 15 und 16 ersichtlichen
                              Baͤnder G, welche mir den Drukschrauben H ausgestattet sind, werden abgenommen, damit man die
                              Dekel abheben und in jedem Augenblike die Ventile untersuchen kann.
                           In Fig. 9, 10 und 11 werden
                              diese Dekel durch ein Tfoͤrmiges Stuͤk,
                              welches mit je einem seiner Enden auf einen derselben druͤkt, an Ort und
                              Stelle erhalten. Der Druk ist durch einen einfachen Schraubenbolzen I vermittelt; laͤßt man dessen Schraubenmutter
                              nur um eine Viertelumdrehung nach, so wird das Querstuͤk frei, so daß dessen
                              Enden zum Behufe der Abnahme der Dekel und zur Untersuchung der Ventile in schiefe
                              Richtung gebracht werden koͤnnen. In 18 Secunden ist die Pumpe dann durch
                              Umkehrung der Operation in Stand gesezt, in ihren Functionen fortzufahren. F
                              ist die Stopfbuͤchse. K eine zum Anziehen
                              derselben dienende Schraube.
                           Die uͤbrigen Theile der Pumpe beduͤrfen, da sie jenen der
                              gewoͤhnlichen Pumpen vollkommen aͤhnlich sind, und da sie mithin schon
                              aus der bloßen Anschauung fuͤr jeden Sachverstaͤndigen deutlich sind,
                              keiner weiteren Beschreibung.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
