| Titel: | Einiges über das Härten des Eisens. Aus einem Berichte, den Hr. I. I. Meyer der Société industrielle de Mulhausen erstattete. | 
| Fundstelle: | Band 61, Jahrgang 1836, Nr. LXXXI., S. 443 | 
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                        LXXXI.
                        Einiges uͤber das Haͤrten des
                           Eisens. Aus einem Berichte, den Hr. I.
                              I. Meyer der Société industrielle de
                              Mulhausen erstattete.
                        Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
                                 Mulhausen, No. 44.
                        Meyer, uͤber das Haͤrten des Eisens.
                        
                     
                        
                           Um den Preis, den die Gesellschaft auf das Haͤrten des Eisens ausgeschrieben,
                              hat sich im laufenden Jahre nur ein einziger Concurrent gemeldet, und selbst dieser
                              hat nichts Neues mitgetheilt, sondern nur das uͤber die Bereitung von
                              Cementstahl und uͤber das Haͤrten des Eisens in Paketen Bekannte in
                              einer Abhandlung zusammengestellt.
                           Das Haͤrten in Paketen ist noch immer kostspielig, so zwar, daß man. Alles in
                              Anschlag gebracht, manche Gegenstaͤnde weit wohlfeiler gleich aus Stahl
                              verfertigen wuͤrde; besonders wirft sich dieß heraus, wenn man den in beiden
                              Faͤllen erforderlichen Zeitaufwand vergleicht. Dessen ungeachtet kann man
                              sich des Stahles wegen anderer Ruͤksichten und Umstaͤnde nicht immer
                              bedienen, und zwar weil er bei gleicher Haͤrte bruͤchiger ist, als das
                              Eisen. Fuͤr diese Faͤlle nun gibt es ein Verfahren, wonach man das
                              Eisen eben so gut, aber weit schneller und auch wohlfeiler haͤrten kann, als
                              nach der Haͤrtungsmethode in Paketen.
                           Der Concurrent spricht allerdings auch hievon; aber bloß anhangsweise und ohne einen
                              besonderen Werth darauf zu legen, wahrscheinlich weil ihm dieses Verfahren, dessen
                              Resultate gar sehr von der Ausfuͤhrungsweise abhaͤngen, nicht
                              gehoͤrig gelungen seyn duͤrfte. Ich bediente mich desselben jedoch vor
                              5 Jahren mit vielem Vortheile; und da ich gefunden habe, daß es den meisten unserer
                              Schlosser und anderer Eisenarbeiter noch unbekannt ist, so nehme ich keinen Anstand
                              seiner hier ausfuͤhrlicher zu erwaͤhnen.
                           Der Concurrent sagt lediglich: „Man bedient sich auch des eisenblausauren Kalis, um
                                 das Eisen in freiem Feuer und schnell zu haͤrten. Man verwandelt diese
                                 Substanz zu diesem Zwek in Pulverform, befeuchtet das Eisen durch Eintauchen in
                                 Wasser, und uͤberstreut es dann mit diesem Pulver. Nachdem dieß geschehen
                                 ist, erhizt man das Eisen bis zum Rothgluͤhen, um es dann noch ein Mal zu
                                 uͤberpulvern, hierauf bis zum Weißgluͤhen zu erhizen, und endlich
                                 in kaltes Wasser unterzutauchen.“
                              
                           Der Concurrent sagt hier, man muͤsse die Weißgluͤhhize abwarten, bevor
                              man das Eisen in das Wasser bringt; mich hingegen hat die Erfahrung das Gegentheil
                              gelehrt: nur die Rothgluͤhhize ist naͤmlich noͤthig, wenn die
                              Operation gelingen und nicht unsicher und unvollkommen werden soll. Die
                              Vorgaͤnge hiebei sind naͤmlich folgende. Das eisenblausaure Kali
                              geraͤth auf dem Eisen in Fluß, und bildet auf demselben eine Schichte, welche
                              durch wiederholtes Aufstreuen von diesem Salze unterhalten und durch
                              bestaͤndiges Umkehren am Abtropfen gehindert werden muß. Man beugt auf diese
                              Weise der Oxydation des Eisens vor und bewirkt eine oberflaͤchliche
                              Staͤhlung. Erhizt man das Eisen dagegen bis zum Weißgluͤhen, so
                              verbrennt das eisenblausaure Salz, es vertroknet, und das Eisen oxydirt sich anstatt
                              sich zu verkohlen.
                           Wenn der Gegenstand, den man nach diesem Verfahren haͤrten will, ein Mal mit
                              irgend einem Brennmateriale zum Rothgluͤhen gebracht worden ist, so ist es
                              gut, wenn man ihn, um den Gang der Operation gut uͤberwachen zu
                              koͤnnen, nur mehr in die Flamme selbst und nicht in die Kohlen
                              haͤlt.
                           Die Tiefe der Haͤrtung haͤngt von der Dauer der Operation ab; diese
                              Dauer ist im Vergleiche mit dem Haͤrten des Eisens in Paketen sehr kurz; denn
                              einige Minuten Zeit genuͤgen. Besonders vortheilhaft ist dieses Verfahren
                              fuͤr kleine und mittlere Stuͤke; mit massiven und unfoͤrmlichen
                              Stuͤken gelingt es weniger gut, und fuͤr diese eignet sich mehr das
                              Haͤrten in Paketen. Ich verfertigte hienach Schraubenbohrer von 1 1/2 bis 2
                              Zoll im Durchmesser, die mir schon lange Zeit gute Dienste leisteten und deren
                              Schraubengaͤnge nie brachen. Einzelne Theile von langen Gegenstaͤnden,
                              wie z.B. die Zapfen von Wellen oder Spindeln, lassen sich gleichfalls sehr gut nach
                              dieser Methode haͤrten.