| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 62, Jahrgang 1836, Nr. XXX., S. 153 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXX.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Ueber die London-Birmingham-Eisenbahn.
                           Nach dem Berichte, den die Directoren dieser Bahn am 5. August 1836 erstatteten,
                              duͤrften die ersten 21 Meilen von London aus bis zum Fruͤhlinge 1837,
                              die ganze Bahn dagegen im Sommer 1838 beendigt seyn. Der Primrose-Tunnel von 1105
                              Yards Laͤnge ist bis auf 114 Yards, der Watford-Tunnel von 1793 Yards
                              Laͤnge bis auf 370 Yards; der Kensal-Green-Tunnel aber ganz vollendet. Durch
                              lezteren fahren die Locomotive bereits ohne allen Anstand. Die bisherigen Ausgaben
                              belaufen sich auf 1,492,100 Pfd. Sterl. 16 Sch. 8 D. Ueber die Lieferung der
                              Locomotive hat die Gesellschaft mit Hrn. Bury in
                              Liverpool einen dreijaͤhrigen Contract geschlossen. Die Zahl der an der Bahn
                              beschaͤftigten Arbeiter betraͤgt zwischen 10 und 11,000.
                              Ungluͤksfaͤlle sind sehr selten. (Mechanics'
                                 Magazine, No. 681.)
                           
                        
                           Besprizen der Eisenbahnen mit Wasser.
                           Der Vorschlag Sprizkruͤge vor den Raͤdern der auf den Eisenbahnen
                              laufenden Wagenzuͤge anzubringen, den Dr. Lardner
                              bei Gelegenheit der lezten Versammlung in Bristol machte, und von dem wir
                              kuͤrzlich Nachricht gaben, veranlaßte Hrn. W. I. Curtis im Mechanics' Magazine, No. 682
                              folgende Bemerkung einruͤken zu lassen. „Jeder Maschinist weiß
                                 laͤngst, daß die Wagen bei nassem Wetter leichter laufen, als bei
                                 trokenem. Ich suche daher das durch den Kessel und durch den Munitionswagen
                                 sikernde Wasser zu benuzen, indem ich dasselbe nicht nur in den
                                 Aschenbehaͤlter leite, sondern indem ich den Ueberschuß in einem kleinen
                                 Strome unmittelbar hinter den Raͤdern der Locomotivmaschine auf die
                                 Eisenbahn fließen lasse. Die Maschinenraͤder laufen dieser Einrichtung
                                 gemaͤß auf der trokenen, jene des Wagenzuges hingegen auf der nassen
                                 Bahn, wodurch an lezteren die Reibung vermindert wird, waͤhrend die
                                 Adhaͤsion ersterer keine Beeintraͤchtigung erfaͤhrt. Sollte
                                 der Kessel so wasserdicht seyn, daß das Aussikern nicht hinreicht, so
                                 koͤnnte man zu demselben Zwek auch zwei kleine Roͤhren mit
                                 Regulirhaͤhnen von dem Munitionswagen aus an die Schienen herablaufen
                                 lassen, um auf diese Weise einen duͤnnen Wasserstrahl auf die Bahn zu
                                 leiten.“
                              
                           
                        
                           Ueber das Magnetisiren von Stahlstaͤben.
                           Die Society for the Encouragement of Arts ertheilte dem
                              Hrn. Rich. Knight
                              jun. ihre silberne Medaille fuͤr seine Versuche
                              uͤber das Magnetisiren von Stahlstaͤben, aus denen hervorgeht, daß das
                              Metall den hoͤchsten Grad von magnetischer Kraft annimmt und behaͤlt,
                              wenn sein Korn offen ist, und wenn dasselbe reich an Kohlenstoff ist. Ebendieß ist
                              der Fall, wenn der Stahl an den beiden Polen so gehaͤrtet ist, daß er von der
                              Feile etwas angegriffen wird. Offenkoͤrniger, blasiger Stahl (blistered steel), wie man ihn zu nennen pflegt, eignet
                              sich sehr gut zu kraͤftigen Magneten; verdichtet man sein Korn durch Erhizen
                              und Haͤmmern, so leidet diese Eigenschaft, wenn der Stahl auch nichts von
                              seinem Kohlenstoffe verliert, bedeutend Schaden; und sucht man ihn durch Einwirkung
                              der Hize wieder zu oͤffnen, so wird er hiedurch zwar sehr verbessert, allein
                              seine fruͤhere Guͤte erlangt er doch nicht wieder. Das Verfahren,
                              wonach Hr. Knight seine Magnete verfertigt, ist
                              folgendes. Er verschafft sich Staͤbe aus Blasenstahl von der erforderlichen
                              Groͤße, und erhizt sie so weit, daß sich die Blasen schließen lassen, wobei
                              jedoch so wenig als moͤglich gehaͤmmert werden darf. Hierauf erhizt er
                              sie in der Mitte, damit man sie in die Hufeisenform biegen kann, und feilt dann die
                              Enden flach und glatt, damit sie den Anker mit ihrem ganzen Flaͤchenraume
                              beruͤhren. In diesem Zustande sind die Staͤbe zum Haͤrten
                              geeignet; und dieß vollbringt er, indem er ihre beiden Enden bis auf ein Dritttheil
                              von der Biegung zum Rothgluͤhen erhizt, und hierauf in kaltes Wasser
                              eintaucht. Zulezt wird zum Magnetisiren geschritten. Er legt die Staͤbe,
                              deren beide Enden mit dem sogenannten Anker (Keeper) aus
                              welchem Eisen verbunden sind, auf eine flache Tafel, und bezeichnet jenes Ende,
                              welches zum Nordpole werden soll, mit einem Querstriche. Dann faßt er mit der Hand
                              einen anderen Hufeisenmagnet so, daß er sich in senkrechter Stellung befindet, und
                              daß der Nordpol nach Außen gekehrt ist, worauf er mit diesem Magnete von dem
                              Nordpole des zu magnetisirenden Stabes beginnend uͤber dessen
                              Oberflaͤche und auch uͤber den Anker hin ohne Unterbrechung streicht,
                              und diese Bewegung 10 bis 12 Male wiederholt, um endlich den Magnet beim
                              Suͤdpole abzunehmen. Hiemit ist der Magnet vollendet. Haͤngt man den
                              neuen Magnet auf, und haͤngt man ihm so viele Gewichte an, daß der Anker
                              abfaͤllt, und wiederholt man hierauf denselben Versuch abermals, so wird sich
                              zeigen, daß sich die zur ersten Trennung erforderliche Kraft zu jener, welche das
                              zweite Abfallen bewirkte, beinahe wie 10 zu 7 verhaͤlt. Bei weiteren
                              Versuchen hingegen scheint sich die Kraft des Magnetes nicht mehr zu vermindern.
                           
                        
                           Deriard's Metalllegirung zur
                              Verfertigung von Kochgeschirren.
                           Hr. Deriard empfiehlt anstatt der zinnernen und kupfernen
                              Geschirre Geraͤthe anzuwenden, die er aus einer Metalllegirung bereitet,
                              welcher folgender Maßen zusammengesezt wird. Man schmilzt naͤmlich 32 Pfd.
                              sogenanntes Bancaszinn und sezt diesem, wenn es rubinroth gluͤht, 30 Pfd. in
                              Spaͤne geschnittenes Kupfer zu. Das Kupfer muß vorher in ein Gemeng aus
                              Essig, Salmiak und Harz eingetaucht, und nur in kleinen Quantitaͤten und
                              unter jedesmaligem Umruͤhren eingetragen werden. Ist das Kupfer ganz
                              geschmolzen, so erhaͤlt man die Legirung beilaͤufig noch 15 Minuten
                              rothgluͤhend, bevor man sie in Klumpen gießt. Die Dosis des Kupfers
                              laͤßt sich abaͤndern, und zwar von 1 bis zu 1 1/2 Pfd. Kupfer auf 16
                              Pfd. Zinn, je nachdem die Geraͤthe, die man verfertigen will, einen
                              groͤßeren oder geringeren Grad von Haͤrte bekommen sollen. Die
                              physischen Eigenschaften dieser Legirung sind: 1) Sie besizt einen silberartigen
                              Klang, besonders wenn ihr 1 1/2 Pfd. Kupfer beigesezt sind; 2) sie ist viel
                              haͤrter als Zinn; 3) sie ist in einem gewissen Grade haͤmmerbar; 4)
                              sie ist weißer als irgend eine andere bekannte Legirung; 5) sie ist einer
                              hoͤheren Politur faͤhig, als das Zinn, woraus man gewoͤhnlich
                              Geschirre zu verfertigen pflegt. Was ihre chemischen Eigenschaften betrifft, so ist
                              sie viel weniger oxydirbar, als das Zinn, so daß sie von der atmosphaͤrischen
                              Luft nicht angegriffen wird, die Essigsaͤure, so wie man sich ihrer im
                              Hausgebrauche bedient, wirkt nicht auf sie, waͤhrend sie das Zinn stark
                              oxydirt; Citronen-, Aepfel-, Klee- und Weinsteinsaͤure wirken nach 36 Stunden
                              nur schwach auf sie, waͤhrend sie das Zinn auf bedeutende Tiefe angreifen;
                              eine starke Kali-Schwefelleber-Aufloͤsung brachte nur eine schwache Wirkung
                              hervor; Zwiebel- und Knoblauchsaft, so wie Schwefelwasserstoffgas erzeugen nicht die
                              geringste Veraͤnderung. (Journal des connaissances
                                 usuelles, Junius 1836, S. 275.)
                           
                        
                           Amerikanische Maschine zum Korkschneiden.
                           Das Franklin Journal enthaͤlt eine Beschreibung
                              einer Maschine zum Korkschneiden, auf welche die HH. Jonathan
                                 Cutler und Isaac Keyes von Putnam, Vermont, in
                              den Vereinigten Staaten ein Patent nahmen, und woruͤber das Mechanics' Magazine in Nr. 668 Folgendes bemerkt:
                              „Die Maschine hat eine Doke, welche wie jene einer
                                 gewoͤhnlichen Drehbank umlaͤuft. Die Schneidmesser, deren vier
                                 oder eine beliebige Anzahl vorhanden sind, bestehen aus Stahl und sind an den
                                 Enden wie ein gewoͤhnlicher Hohlmeißel geformt. Sie koͤnnen sich,
                                 damit der Kork nicht walzen-, sondern kegelfoͤrmig zugeschnitten wird,
                                 vor- und zuruͤkstellen lassen; jedes derselben ist an dem
                                 entgegengesezten Ende durch ein Gewinde mit der umlaufenden Welle verbunden;
                                 auch ist ein Halsring angebracht, der so eingerichtet ist, daß er die
                                 Schneidmesser gegenseitig naͤhert, wenn der Kork durchschnitten werden
                                 soll. Vor der Doke ist ein horizontales Rad, das sogenannte Speisungsrad,
                                 aufgezogen, um dessen Umfang herum Ausschnitte, die zur Aufnahme der
                                 zuzuschneidenden Korkstuͤke dienen, angebracht sind. Ein Daͤumling
                                 bewirkt, daß dieses Rad ein Korkstuͤk nach dem anderen zwischen die
                                 Schneidmesser empor bringt, worauf dann die geschnittenen Korke dafuͤr
                                 bei einer geeigneten, hinter den Schneidmessern befindlichen Oeffnung austreten.
                                 – Die Maschine scheint uns allerdings sehr sinnreich ausgedacht; allein
                                 auch sie duͤrfte wahrscheinlich eben so wenig leisten, wie alle
                                 uͤbrigen bisher zu demselben Zweke erfundenen Vorrichtungen. Abgesehen
                                 davon, daß das Schneiden selbst nicht gut von Statten gehen wird (wie sich
                                 abnehmen laͤßt, wenn man bedenkt, daß das Schneiden der Korke mit der
                                 Hand nur mit sehr duͤnnen und scharfen Messern, welche nach jedem zweiten
                                 oder dritten Schnitte auf einem Stuͤke Holz abgezogen werden, gelingt),
                                 moͤchte ein großes Hinderniß gegen die Anwendung der Maschine in der
                                 hoͤchst ungleichen Groͤße der zuzuschneidenden Korkstuͤke
                                 gelegen seyn.“
                              
                           
                        
                           Ueber das Steigen der Eisenpreise in England
                           enthaͤlt das American Railroad
                                 Journal einen Bericht aus England, der sich im Mechanics' Magazine No. 670 abgedrukt findet, und woraus wir Folgendes
                              mittheilen. Das gewoͤhnliche Walliser Stabeisen galt am 25. August 1835 in
                              Newport und Cardiff nur 5 Pfd. Sterl. 10 Schill. die Tonne; bis zum 1. Dec.
                              desselben Jahres war es aber bereits in 4 Abstufungen auf 7 Pfd. 2 Schill. 6 D.
                              gestiegen: ein Preis, der bei der Versammlung der Walliser Huͤttenmeister in
                              Romney festgesezt wurde, von dem man jedoch ein abermaliges Steigen erwartete, und
                              zu welchem mehrere Huͤttenwerke schon damals keine Auftraͤge annahmen.
                              Der Eisenmarkt befindet sich wirklich in einem außerordentlichen Zustande; denn die
                              Nachfrage ist weit groͤßer als die Zufuhr. Leztere laͤßt sich auch
                              wirklich nicht einmal unmittelbar vermehren, indem sich nicht gleich eine
                              groͤßere Anzahl faͤhiger Arbeiter fuͤr die Eisen- und
                              Steinkohlengruben, und fuͤr die Huͤttenwerke selbst herschaffen
                              laͤßt. Von den Blei-, Kupfer- und Zinngruben ist dermalen auch keine
                              Aushuͤlfe an Arbeitern zu erwarten, indem sich auch diese gerade dermalen in
                              eben so bluͤhendem Zustande befinden. Bisher hielten sich die
                              Huͤttenwerksbesizer immer fuͤr sehr gluͤklich, wenn die Preise
                              den Winter uͤber nur nicht fielen; jezt richten die weisesten unter ihnen
                              dagegen im December alle ihre Anstrengungen dahin, ein uͤbermaͤßiges
                              Steigen der Preise zu verhuͤten, damit dieß nicht auf den Verbrauch selbst
                              wieder nachtheilig zuruͤkwirke. Mehr noch als dieß fuͤrchten sie
                              jedoch eine Verbindung der Arbeiter zur Erlangung hoͤherer Loͤhnungen.
                              Alle Eisenwerke sammt und sonders sind mit Auftraͤgen uͤberladen, und
                              der Verbrauch an Eisen, welches zu anderen Zweken bestimmt ist, haͤlt auch
                              wirklich mit der Nachfrage nach Eisen fuͤr Eisenbahnen gleichen Schritt,
                              indem die Baumwoll-, Wollen-, Flachs- und Seidenwaaren-Fabrication und uͤberhaupt
                              beinahe jeder Industriezweig auf einer hoͤheren Bluͤthe steht, als zu
                              irgend einer anderen Zeit seit Beendigung der Kriege. Die unerhoͤrte
                              Nachfrage nach Eisen, welches die Grundlage beinahe aller Gewerbe bildet, ist unter
                              diesen Umstaͤnden eine nothwendige Folge, welche freilich durch die
                              zahlreichen Eisenbahnunternehmungen aller Staaten außerordentlich gesteigert wird.
                              (Nach den Angaben des Mechanics' Magazine war der Preis
                              des englischen Stabeisens bis zum 6. Junius 1836 auch wirklich bis auf 12 Pfd.
                              Sterl., mithin in einem Jahre um das Doppelte gestiegen!).
                           
                        
                           Ueber die Benuzung des Steinmoͤrtels zu verschiedenen
                              Bauten.
                           Im Bulletin de la Société d'encouragement,
                              Mai 1836, S. 168 findet man einen sehr guͤnstigen Bericht, den Hr. Gourlier uͤber eine Schrift erstattete, welche Hr.
                              Lebrun im J. 1835 unter dem Titel „Methode pratique pour l'emploi du béton en
                                    remplacement de toute autre espéce de maçonnerie dans les
                                    constructions en général. 8. Paris chez
                                    Carlhian-Goeury,“ herausgab. Nach Hrn. Gourlier ist diese Schrift nicht nur die beste praktische Anweisung
                              fuͤr Baumeister, welche weder Zeit noch Gelegenheit haben, alles uͤber
                              diesen Gegenstand Erschienene nachzulesen; sondern selbst derjenige, der diesen
                              Gegenstand zum speciellen Studium gemacht, wird darin Vieles finden, was von großem
                              Nuzen fuͤr ihn seyn wird, weßhalb sie denn allgemein empfohlen zu werden
                              verdient. Mit Hinweisung auf das, was wir im Polyt. Journale Bd. XLVI, S. 114 uͤber die Arbeiten
                              des Hrn. Lebrun berichteten, und ohne in ein
                              Inhaltsverzeichniß seiner neuen verdienstvollen Schrift eingehen zu wollen, bemerken
                              wir nur, daß Hr. Lebrun in Gaillac die Grundlagen des
                              großen Communalgebaͤudes in einer Ausdehnung von 600 Meter bei 1,60 Meter
                              Tiefe und 75 bis 80 Centimeter Dike, so wie auch einen Keller von 18 Meter
                              Laͤnge, 6 Meter Breite und 3 Meter Tiefe ganz aus Steinmoͤrtel
                              auffuͤhrte, wobei er sich als Lehrbogen der Gewoͤlbe des Erdbodens
                              selbst bediente, indem er diesen erst nach 4 Monaten, nachdem der Moͤrtel
                              gehoͤrige Festigkeit gewonnen, ausgraben ließ. Aus den amtlichen Berichten
                              hieruͤber ergibt sich, daß der Steinmoͤrtel schon nach einigen Tagen
                              eine solche Festigkeit gewonnen hatte, daß die Ueberbauten darauf ausgefuͤhrt
                              werden konnten; daß sich seit Vollendung des Baues nirgendwo ein Sprung oder eine
                              ungleichmaͤßige Senkung zeigte; daß sich in Hinsicht auf Wohlfeilheit eben so
                              große Vortheile ergaben, indem bei den Grundlagen der Kubikmeter auf 7, und bei den
                              Gewoͤlben auf 10 Fr. zu stehen kam, waͤhrend er nach der
                              gewoͤhnlichen Baumethode mit Baksteinen 16 bis 17 Fr. gekostet haben
                              wuͤrde; daß mehrere Einwohner von Gaillac in Folge dieser Resultate dieselbe
                              Baumethode mit Steinmoͤrtel eingeschlagen haben, und daß die Anwendung des
                              Steinmoͤrtels zu Gewoͤlben hauptsaͤchlich fuͤr
                              Weinlaͤnder von hoͤchster Wichtigkeit ist, indem hiedurch
                              außerordentlich an Geschirren erspart werden kann, waͤhrend zugleich die
                              Aufbewahrung der Weine nicht im Geringsten Schaden leidet. An zwei
                              Schulhaͤusern, an denen Hr. Lebrun nicht nur die
                              Grundlagen und Kellergewoͤlbe, sondern auch die Mauern aus
                              Steinmoͤrtel auffuͤhrte, konnte man seit Vollendung derselben auch
                              nicht die geringste Veraͤnderung bemerken: und zwar weder in den
                              Waͤnden, noch an dem Kellergewoͤlbe, welches am Schlusse nur 20
                              Centimeter Dike hat. Der Pisé-Bau, womit Hr. Lebrun seine Methode ebenfalls vergleicht, kommt freilich wohlfeiler;
                              allein er gewaͤhrt auch weit geringere Festigkeit, und namentlich weit
                              geringeren Schuz gegen Feuersgefahr. Der Bau mit Steinmoͤrtel hat in lezter
                              Hinsicht außerordentliche Vortheile; denn er gestattet die Entfernung des
                              Gebaͤlkes der Fußboͤden, und deren Ersezung durch Gewoͤlbe,
                              indem hier die Seitenmauern deßhalb nicht diker aufgefuͤhrt zu werden
                              brauchen. Eben so eignet sich dieser Bau besser fuͤr Gefaͤngnisse u.
                              dgl. Bauten, welche leicht ausgebrochen werden koͤnnen, wenn nur einmal ein
                              Bakstein losgemacht ist, waͤhrend der Steinmoͤrtel durch und durch
                              gleichen Widerstand bietet. Hr. Lebrun
                              beschaͤftigt sich gegenwaͤrtig mit dem Baue einer Bruͤke, die
                              er gleichfalls ganz aus Steinmoͤrtel auffuͤhren will. Endlich
                              empfiehlt er die Anwendung dieses Materiales zur Herstellung von Schwindgruben,
                              Wasserleitungen, Bassins, Cisternen, Traͤnken, Wein- und anderen
                              Behaͤltern, Terrassen und zu vielen anderen Zweken, wozu er die
                              gehoͤrige Anleitung gibt.
                           
                        
                           
                           Einiges uͤber die neueren Apparate zur
                              Luftschifffahrt.
                           Hr. Green, von dessen Luftschifffahrten die
                              oͤffentlichen Blaͤtter berichten, und der nun bereits 220 Male mehr
                              oder minder hoch aufstieg, baute kuͤrzlich einen Ballon, der nur von dem
                              beruͤchtigten Lennox'schen Luftschiffe
                              „der Adler“ an Groͤße uͤbertroffen war. Der
                              Ballon bekam 157 Fuß im Umfange und mit dem angehaͤngten Schiffe 80 Fuß in
                              der Hoͤhe; er faßte 70,000 Kubikfuß Gas. Mit Luft gefuͤllt
                              wuͤrde er gegen 5346 Pfd. wiegen; mit reinem Wasserstoffgas hingegen nur 364
                              Pfd. Er bekaͤme also in lezterem Falle eine Aufsteigungskraft von 4982 Pfd.,
                              und wuͤrde, wenn man 700 Pfd. fuͤr das Gewicht der Seide und Apparate
                              und 362 Pfd. fuͤr Ballast rechnete, im Stande seyn mit 28 Personen, von denen
                              jede im Durchschnitte ein Gewicht von 140 Pfd. haͤtte, aufzufliegen. Da das
                              reine Wasserstoffgas jedoch zu theuer kaͤme, so soll der Ballon mit
                              Steinkohlengas gefuͤllt werden, welches zwar allerdings um Vieles schwerer
                              ist, dagegen aber auch um das Sechsfache wohlfeiler zu stehen kommt. Da das
                              specifische Gewicht des Steinkohlengases von 340 bis 790 wechselt, so laͤßt
                              sich die Steigkraft des damit gefuͤllten Ballons nicht genau berechnen;
                              jedenfalls wird er aber 8 bis 10 Personen nebst den erforderlichen Apparaten tragen.
                              Als Curiositaͤt verdient bemerkt zu werden, daß die aufgeblasene Seide einen
                              atmosphaͤrischen Druk von 20,433,600 Pfd. zu ertragen hat. Zum Baue sind 2000
                              Yards weiß und rother Seidenzeug erforderlich. Die Zwikel werden nicht
                              zusammengenaͤht, sondern deren Vereinigung geschieht mit einem von Hrn. Green erfundenen Kitte, welcher eine solche
                              Zaͤhigkeit besizt, daß die Verbindungsstellen, wenn sie ein Mal troken
                              geworden, die staͤrksten Punkte des Ballons werden. Das uͤber den
                              Seidenzeug gezogene Nez besteht aus Hanfseilen, das Schiff aus Flechtwerk; der
                              schmiedeiserne Anker wird an einem Kautschuktaue aus der Fabrik des Hrn. Sievier aufgehaͤngt werden. Man verspricht sich
                              von diesem großen Ballon folgende Vortheile. Man will damit auf eine bisher
                              unerreichte Hoͤhe emporsteigen, und hiedurch ermitteln, ob in dieser wirklich
                              Luftstroͤmungen Statt finden, die mehrere Monate hindurch gleich bleiben. Hr.
                              Green ist nach seinen Beobachtungen der Ansicht, daß
                              dieß in einer Hoͤhe, in welcher der Reflex der Sonnenstrahlen von der Erde
                              oder die dichten Nebelmassen keine Einwirkung auf die Atmosphaͤre haben,
                              wirklich der Fall ist. Ferner gestattet die Kraft des Ballons die Anbringung einer
                              kleinen Cajuͤte anstatt des Schiffes, damit 3 bis 6 Personen mit den
                              noͤthigen Instrumenten alle wuͤnschenswerthen Versuche uͤber
                              Elektricitaͤt, Magnetismus, Luftbeschaffenheit etc., so wie auch
                              astronomische Beobachtungen anzustellen im Stande sind. Hr. Green ist uͤbrigens der Ueberzeugung, daß die Luftschifffahrt in
                              praktischer Hinsicht nie eine ausgedehntere Anwendung erlangen kann und wird.
                              – Anderer Ansicht ist dagegen ein (Correspondent des Mechanics' Magazine, der die Luftschifffahrt weniger zum Emporsteigen auf
                              bedeutende Hoͤhen, sondern vielmehr zu rein praktischen, auch in einer
                              geringen Hoͤhe erreichbaren Zweken benuzt wissen will. Namentlich empfiehlt
                              er deren Anwendung zur Aufnahme von Planen, welche von einem erhoͤhten
                              Standpunkte aus sehr erleichtert werden muͤßte. Er macht uͤbrigens
                              keine bestimmten Vorschlaͤge, sondern besteht nur im Allgemeinen auf einer
                              Umwandlung der Ballonform in eine Form, welche der Bewegung in der Luft und der
                              Steuerung mehr entspricht. Die neuerlich in Frankreich patentirte Methode die
                              Luftballons mit Rudern, die mit Gas gefuͤllt sind, von dem Schiffe aus zu
                              steuern, scheint ihm nicht nur unzwekmaͤßig, sondern auch lediglich eine
                              unbedeutende Veraͤnderung des Montgolfier'schen
                              Verfahrens. – Hr. Robert Munro endlich macht einen
                              Vorschlag zu einem Zwillingsballon; d.h. er will einen groͤßeren Ballon, der
                              mit Steinkohlengas gefuͤllt werden soll, mit einem kleineren mit kohlensaurem
                              Gase zu fuͤllenden Ballon verbinden, und zwar mittelst eines duͤnnen
                              staͤhlernen oder noch besser mit einem aus Bambusrohr geflochtenen Stabe.
                              Zwischen den beiden Ballons soll an dem Stabe das Schiff und auch eine Art von Segel
                              angebracht werden. Jeder der Ballons soll mit einem nach Innen sich
                              oͤffnenden, und von dem Schiffe aus bewegbaren Ventile versehen seyn. Je
                              nachdem man aus dem einen oder dem anderen Ballon Gas austreten laͤßt,
                              koͤnnte man diesen Zwillingsballon, der hauptsaͤchlich zum Aufnehmen
                              von Planen u. dgl. bestimmt ist, in jeder beliebigen Hoͤhe anhalten, um ihn
                              dann mit Huͤlfe des Segels zu dirigiren und zu steuern. – Aus allem
                              diesem scheint uns hervorzugehen, daß die Luftschifffahrt noch immer in ihren
                              Kinderzeiten befangen ist.
                           
                        
                           
                           Verbesserung der zum Indiennen-Druke bestimmten
                              Perrotine.
                           Der Recueil industriel vom Monate Julius l. I. gibt als
                              Nachtrag zu einem fruͤheren Aussaze uͤber die Perrotine, der unseren
                              Lesern aus dem Polytechn. Journale Bd. LVIII, S.
                                 71 bekannt ist, Nachricht uͤber eine Verbesserung, welche Hr. Perrot neuerlich durch die Umstaͤnde gezwungen an
                              seiner Maschine anbrachte, und welche die Streichknaben gaͤnzlich entbehrlich
                              macht. Es hat sich naͤmlich gezeigt, daß die Streichknaben, um der weiteren
                              Verbreitung dieser Maschine vorzubeugen, haͤufig mit der Hand uͤber
                              die Druktafeln hinfuhren, dadurch die Farbe abstreiften, und mithin mehr oder minder
                              bedeutende Auslassungen in den Stuͤken verursachten. Die
                              Unregelmaͤßigkeit dieser Auslassungen fuͤhrte zur Entdekung des
                              boͤswilligen Betruges und zur Entdekung eines unter den Streichknaben in
                              Rouen gegen die Perrotine geschlossenen Complottes. Um nun nicht laͤnger mehr
                              solchen Bosheiten ausgesezt zu seyn, hat Hr. Perrot seine
                              Maschine mit einem mechanischen Streichapparate, der die Streichknaben vollkommen
                              entbehrlich macht, ausgestattet. Er brachte naͤmlich in dem Farbtroge zwei
                              Cylinder an, die sich mittelst eines sehr einfachen Mechanismus auf einander drehen,
                              und von denen der obere die Farbe an den ihm zunaͤchst liegenden Rahmen
                              abgibt, damit sie dann von diesem auf die gravirte Tafel, womit sie auf den Zeug
                              gedrukt wird, uͤbergetragen werde. Der Apparat arbeitet vollkommen regel- und
                              gleichmaͤßig, und erfordert keine andere Arbeit, als daß man den Farbtrog von
                              Zeit zu Zeit mit Farbe fuͤllt. Er gewaͤhrt den Vortheil, daß selbst
                              die dikste Farbe vollkommen abgerieben und gehoͤrig aufgetragen wird, was mit
                              der Buͤrste des Streichknabens nicht immer geschieht, da diese oft zu weich
                              ist, als daß sie die in solchen Farben befindlichen Kluͤmpchen zu zertheilen
                              vermoͤchte. Er traͤgt ferner die Farben gleichmaͤßiger auf, als
                              der gewandteste Streichknabe dieß zu thun im Stande ist; und ist einmal die
                              Quantitaͤt der aufzutragenden Farbe regulirt, so bleibt sie immer: eine und
                              dieselbe, wie lange man die Maschine auch gehen lassen will. – Die meisten
                              Fabrikanten in Rouen haben sich, wie der Recueil
                              berichtet, sehr zu Gunsten dieser Verbesserung ausgesprochen, namentlich auch Hr.
                              Barbet, dessen Haus zu einem der groͤßten
                              gehoͤrt. Nicht weniger als 92 Perrotinen hat der Erfinder bereits an
                              verschiedene Fabrikanten geliefert; 61 derselben befinden sich im Departement der
                              unteren Seine. Diese schnelle Verbreitung ist um so merkwuͤrdiger, als die
                              Verbreitung des Walzendrukes in derselben Gegend so langsam ging, daß sich
                              gegenwaͤrtig, 30 Jahre nach der Erfindung, nur 45 Walzendrukmaschinen in
                              jenem Departement befinden. Vom 1. November 1835 bis zum Julius 1836 fabricirte und
                              verkaufte Hr. Perrot nicht weniger als 75 seiner
                              mechanischen Streichapparate, die er Tireurs
                                 mécaniques nennt. Bemerkt muß auch noch werden, daß sich die
                              Anwendung dieser Maschine zum Druke von Wollenzeugen in der Umgegend von Paris
                              bedeutend erweitert.
                           
                        
                           Versuche mit Scheult's Zukerkrystallisationsapparat.
                           Das Mémorial encyclopédique berichtet in
                              seinem Augusthefte, daß in der Raffinerie des Hrn. Korn
                              in Paris in Gegenwart mehrerer Raffineurs und Zukerfabrikanten ein Versuch mit dem
                              Cristallisateur-concréteur des Hrn. Scheult, womit der. Zuker aus allen zukerhaltigen
                              Saͤften ohne Erzeugung von Melasse gewonnen werden soll, angestellt wurden.
                              Man brachte in den neuen Apparat bei 31° R. 200 Liter eines sehr stark
                              gefaͤrbten Runkelruͤben-Klaͤrsels. Die Operation begann um
                              Mittag und war um 2 Uhr 42 Minuten beendigt. Der Saft zeigte allmaͤhlich 33,
                              34 und 37 Grade, und die Waͤrme, welche anfangs 53° R. betrug, stieg
                              auf 59°, um am Ende der Operation wieder auf 56° R. herabzusinken. Man
                              erhielt 12 Formen von 15 bis 15 1/2 Kilogr.; eine halbe Stunde nach dem Eintragen in
                              die Formen war der Zuker vollkommen erstarrt, und die sogenannte Hoͤhlung
                              (fontaine) zeigte sich so ausgesprochen, wie an gut
                              versottenem Zuker. Der Zuker hatte sich nicht gefaͤrbt, sondern war eher
                              heller. Bei einem zweiten Versuche, der angestellt wurde, um zu zeigen, daß man mit
                              dem Apparate eine vollkommenere Concretion erzielen kann, wurden 80 Liter dessen
                              Klaͤrsels in 1 1/2 Stunden in eine Masse verwandelt, die so dik war wie Sand,
                              welcher mit Kalk oder Moͤrtel angeruͤhrt worden ist; die Farbe war
                              jedoch deßhalb nicht dunkler geworben. Hr. Scheult
                              versichert, daß sein Apparat keine Melassen erzeugt; daß sich der Saft nicht dunkler
                              faͤrbt, und einen Zuker gibt, welcher dem Klaͤrsel nicht an Farbe nachsteht. Man versott
                              gleichzeitig und zum Vergleiche eine eben so große Quantitaͤt desselben
                              Klaͤrsels nach dem gewoͤhnlichen Verfahren, und erhielt damit 10
                              Formen und 14 Kilogr. Abkrazmasse. Der in die Formen gebrachte Zuker zeigte sich
                              jedoch dunkler von Farbe, als der in dem neuen Apparate eingedikte.
                           
                        
                           Laurence's Methode den
                              Runkelruͤbensaft zu gewinnen.
                           Hr. Laurence, Zukerfabrikant in la Grace-Dieu, Departement
                              de la Charente-Inférieure, empfiehlt ein neues Verfahren den Saft aus den
                              Runkelruͤben durch sogenannte doppelte kalte Maceration zu gewinnen. Man soll
                              hiedurch einen weit groͤßeren Ertrag erzielen, als nach irgend einem anderen
                              bekannten Verfahren, indem angeblich 1000 Pfd. Ruͤben 992 Pfd. Saft von
                              5° und 444 Pfd. zu 2,5° geben. Die aus dieser Methode erwachsenden
                              Vortheile sind uͤbrigens dieselben, wie jene des gewoͤhnlichen
                              Macerationsprocesses, den man wegen mehrerer Unvollkommenheiten aufgegeben hat. Man
                              braucht keine Pressen, keine Saͤke, keine Weidengeflechte, und ein
                              fuͤr 200 Fr. anschaffbares Material reicht hin, um in 24 Stunden 400
                              Hectoliter Saft zu gewinnen. Man hat selbst 24 Stunden nach dem Ausziehen des Saftes
                              noch nichts von Gaͤhrung zu befuͤrchten, und schlechte Wurzeln lassen
                              sich wie gute behandeln: mit dem einzigen Unterschiede, daß sie einen geringeren
                              Ertrag abwerfen. Die Arbeit ist sehr einfach und erfordert wenig
                              Menschenhaͤnde; das Eindiken und Versieden kann mit groͤßter
                              Leichtigkeit uͤber freiem Feuer vorgenommen werden; das Mark laͤßt
                              sich gleichfalls als Viehfutter benuzen, und gehoͤrig eingepreßt lange
                              aufbewahren. Der Ertrag an Zuker soll bei diesem Verfahren hoͤher ausfallen,
                              als bei irgend einem anderen. (Mémorial
                                 encyclopédique, August 1836.)
                           
                        
                           Nuͤzliche Verwendung der Malzkeime.
                           Die getrokneten Malzkeime, das sogenannte Malzkehricht, finden gewoͤhnlich
                              keine Verwendung, sondern sind den Braͤuern zur Last. Nach Hrn. Maciet lassen sie sich jedoch sehr gut anstatt der Lohe
                              oder des Mooses oder des Mistes fuͤr Treibbeete verwenden, indem sie mehrere
                              Monate hindurch einer schwachen Gaͤhrung faͤhig sind, und dadurch
                              unter Mitwirkung der Feuchtigkeit eine gelinde Waͤrme unterhalten. Haben sie
                              zu diesem Zweke gedient, so geben sie eine Art von Erde, welche als Duͤnger
                              benuzt werden kann. Mehr hieruͤber findet man in den Abhandlungen der Société d'agriculture etc. de Meaux, 8.
                              1836. (Mémorial encyclopédique, Mai 1836,
                              S. 289.)
                           
                        
                           Ueber den Krappbau.
                           Wir entnehmen hieruͤber aus dem Bulletin de la
                                 Société industrielle de Mulhausen, No. 41 folgende Notiz aus
                              einem am Schlusse des vorigen Jahres erstatteten Berichte des Hrn. Petit-Laffitte. – Der Krapp, diese hoͤchst
                              wichtige Farbepflanze, war neuerdings der Gegenstand mannigfacher Versuche in
                              unserer Gesellschaft. Diese Versuche bestaͤtigten abermals, daß der Krapp von
                              Avignon nur seinem Gehalte an kohlensaurem Kalke seine Superioritaͤt
                              verdanke; und daß es daher nicht ohne Grund geschah, wenn man in den
                              Elsaͤsser-Faͤrbereien beim Faͤrben mit dem im Elsaß gewachsenen
                              Krappe kohlensauren Kalk zusezte, um der Farbe mehr Haltbarkeit zu geben. –
                              Nach den angestellten Untersuchungen enthaͤlt der Krappboden bei Avignon bis
                              an 90 Proc. kohlensaure Kalkerde, waͤhrend im Elsaß der Krapp in einem
                              quarzigen, kalkarmen Boden gebaut wird. Es war demnach zu ermitteln, ob das Klima
                              oder das Erdreich einen groͤßeren Einfluß auf die Qualitaͤt des
                              Krappes uͤbe. Die Loͤsung dieser Frage bezwekte die
                              landwirthschaftliche Section der Gesellschaft durch mehrere Versuche, welche sie
                              anstellte, indem sie Krapppflanzen in einem Erdreiche, welches sie von Avignon
                              kommen ließ, und in Elsaͤsser-Boden, dem kuͤnstlich 50 bis 80 Proc.
                              kohlensaurer Kalk zugesezt worden, baute. Die von beiden gewonnenen Krappwurzeln
                              gaben beim Faͤrben eben so schoͤne und haltbare Farben, wie der beste
                              Avignoner-Krapp; waͤhrend mit Krapp, der nebenan auf gewoͤhnlichem
                              kieseligen Elsaͤsser-Boden gezogen worden, nur fluͤchtige Farben
                              erzielt werden konnten, die der Schoͤnung nicht widerstanden. Die Section
                              haͤlt es hiedurch fuͤr vollkommen erwiesen, daß Krapp auf kalkigem Boden in Elsaß und
                              anderwaͤrts eben so gut wird, wie zu Avignon, indem der an lezterem Orte
                              erzielte Krapp lediglich dem großen Kalkgehalte des Bodens seine große Guͤte
                              verdankt. – (Wir wuͤnschen sehr, daß die wichtigen Resultate dieser
                              Versuche bei unseren Oekonomen alle Beruͤksichtigung finden moͤchten,
                              damit unseren Fabriken zu wohlfeilerem Preise als bisher einer der wichtigsten
                              Farbstoffe geliefert werde; denn der Guͤte und der Wohlfeilheit seines
                              Krappes allein verdankt Frankreich die Vorzuͤge einiger weniger seiner
                              Fabrikate vor den unserigen. Wir besizen in unserem Vaterlande große Streken
                              unbenuzten Kalkbodens, die sich wahrscheinlich sehr gut zum Krappbaue eignen
                              duͤrften; wenigstens eben so gut als der Kreideboden der sogenannten lausigen
                              Champagne, auf welchem man in neuester Zeit den Krappbau mit Vortheil betrieben zu
                              haben versichert. Die Société industrielle
                              beguͤnstigt diesen Anbau durch zwekmaͤßige Anweisungen und Preise;
                              moͤchten unsere landwirthschaftlichen Vereine der Sache gleiche
                              Aufmerksamkeit schenken!)
                           
                        
                           Ueber den Byssus oder die Muschelseide
                           findet man in dem neuesten Bande der von der Akademie in Turin
                              herausgegebenen Abhandlungen einen sehr interessanten Aufsaz des Hrn. Prof. Lavini. Diese thierische Faser, womit sich die
                              Stekmuschel und namentlich die Pinna nobilis im Meere an
                              Felsen und dergleichen zu befestigen pflegt, zeichnet sich den angestellten
                              Untersuchungen gemaͤß durch die vielen Stoffe aus, die in ihr enthalten sind.
                              Die Analyse ergab naͤmlich, abgesehen von Kohlenstoff, Wasserstoff,
                              Sauerstoff und Stikstoff, auch noch Jod, Chlor, Brom, Phosphor, Sodium, Kalium,
                              Magnesium, Silicium, Calcium, Aluminium, Mangan und Eisen als die einfachen
                              Bestandtheile derselben. Der Byssus laͤßt sich bekanntlich zu Zeugen
                              verarbeiten, die sich durch ihre Waͤrme und durch ihre Geschmeidigkeit
                              auszeichnen; seine Faser besizt beilaͤufig die Staͤrke der Wolle.
                              Seine Farbe ist an einigen Stellen dunkelgrau, an anderen mordoré und an
                              anderen gelb; verduͤnnte Schwefelsaͤure veraͤndert diese Farbe
                              nicht; verduͤnnte Salpetersaͤure macht sie ins Rothgelbe
                              uͤbergehen. Essigsaͤure entfaͤrbt den Byssus an den Enden;
                              Aezkali verwandelt ihn in eine Gallerte. Schwefel war keiner in demselben zu
                              entdeken. (Hermés, No. 36.)
                           
                        
                           Naphtha-Quelle in Amerika.
                           Vor 10 Jahren bohrte man in der Naͤhe von Burksville in Nordamerika auf
                              Salzquellen, als man ploͤzlich in einer Tiefe von 200 Fuß nach Durchbrechung
                              von festem Gesteine auf eine Naphtha- oder Steinoͤhl-Quelle traf, die mit
                              solcher Gewalt emporstroͤmte, daß sich der Strahl 12 Fuß hoch uͤber
                              den Boden erhob. Diese Gewalt ließ zwar nach einigen Minuten, waͤhrend denen
                              ungefaͤhr 75 Gallons in der Minute ausgestroͤmt seyn mochten, nach;
                              allein die Quelle floß doch mehrere Tage und bahnte sich einen Weg in den
                              benachbarten Fluß Cumberland, auf dessen Oberflaͤche das Oehl fortschwamm.
                              Einige Neugierige, welche sehen wollten, ob dieses Oehl auch brenne,
                              naͤherten sich dem Flusse mit einem Lichte, worauf denn ploͤzlich der
                              ganze Fluß eine Flamme aufschlug, die sich uͤber die hoͤchsten
                              Baͤume erhob und den am Ufer gelegenen Laͤndereien großen Schaden
                              brachte. Die Quelle hoͤrte spaͤter von selbst zu fließen auf; man
                              glaubte mit Pumpen sie fortwaͤhrend in Fluß erhalten zu koͤnnen;
                              allein man irrte sich, und man bekam nie Oehl, ausgenommen die Quelle
                              oͤffnete sich von selbst, was in den lezten 6 Jahren zwei Mal Statt fand. Der
                              lezte Ausfluß ereignete sich am 4. Jul. 1835, und man sammelte waͤhrend der
                              sechs Wochen seiner Dauer gegen 20 Faͤsser Steinoͤhl oder Naphtha. Das
                              Oehl und das Salzwasser, womit es bei dieser Gelegenheit stets vermengt ist, scheint
                              durch ein Gas emporgetrieben zu werden, denn der Ausfluß findet gewoͤhnlich
                              unter einem unterirdischen, dem Donner aͤhnlichen Geraͤusche Statt.
                              Die ausfließende Naphtha ist sehr fluͤchtig, besizt den bekannten
                              durchdringenden Geruch, ist gruͤnlich, wird an der Luft jedoch bald
                              braͤunlich, und laͤßt sich nicht in hoͤlzernen Gefaͤßen,
                              welche sie durchdringt, aufbewahren. (Hermés, No.
                              20.)
                           
                        
                           
                           Einfuͤhrung des Nutt'schen Bienenstokes im Elsaß.
                           Die Société industrielle in Mulhausen
                              uͤbergab Hrn. Oswald in Niederbruck in ihrer
                              Sizung vom 25. Mai l. I. auf einen sehr guͤnstigen und ausfuͤhrlichen
                              Bericht, den man in Nr. 44 des Bulletin dieser
                              Gesellschaft nachlesen kann, die silberne Medaille fuͤr Einfuͤhrung
                              des Nutt'schen Bienenstokes im Elsaß. Da wir uͤber
                              diesen Bienenstok bereits ausfuͤhrlich in unserem Journale gehandelt haben,
                              so begnuͤgen wir uns die hoͤchst guͤnstigen Resultate des Hrn.
                              Oswald zur allgemeinen Kenntniß zu bringen. Es wurden
                              naͤmlich in mehrere Bienenstoͤke aus Stroh Schwaͤrme, welche 3
                              1/2 Pfd. wogen, in den Nutt'schen hingegen einer von 4
                              Pfd. Schwere gebracht. Der beste der ersteren gab am Schlusse des Jahres eine Ernte
                              von 46 Pfd. Honig und Wachs, waͤhrend aus dem Nutt'schen mehr als das Doppelte, naͤmlich volle 105 Pfd. ausgenommen
                              wurden. Hr. Oswald hofft in solchen Jahrgaͤngen,
                              die der Bienenzucht guͤnstiger sind, als das J. 1835 es war, noch weit
                              vortheilhaftere Resultate zu erzielen. – Das Journal
                                 des connaissances usuelles berichtet in seinem dießjaͤhrigen
                              Augusthefte, daß in dem heurigen heißen Sommer bei vieren von den 10 Nutt'schen Bienenstoͤken, welche die Redaction
                              besizt, das Schwaͤrmen nicht verhuͤtet werden konnte; daß man die
                              Schwaͤrme jedoch in die seitlichen Kasten brachte, in welchen die Bienen nun
                              friedlich fortarbeiten, obschon diese Kasten mit dem mittleren, in welchem sich der
                              alte Schwarm befindet, in offener Communication stehen. Er macht darauf aufmerksam,
                              wie nothwendig es ist in der heißen Jahreszeit, besonders bei den ersten Anzeichen
                              einer starken Bevoͤlkerung der Stoͤke, diese gegen die Hize zu
                              schuͤzen, indem man alle Communicationen der einzelnen Faͤcher und die
                              gegen Norden gelegene Oeffnung oͤffnet. Uebrigens ist nicht zu vergessen, daß
                              das Abschwaͤrmen im ersten Jahre uͤberhaupt schwerer zu
                              verhuͤten ist, als in den folgenden Jahren, weil die Bienen fruͤher
                              daran gewoͤhnt waren. Ob in den Stoͤken, in welche die
                              Schwaͤrme zuruͤkgebracht wurden, nur eine oder zwei Koͤniginnen
                              vorhanden sind, daruͤber ist das erwaͤhnte Journal nicht klar; dagegen
                              stimmt es mit in die Lobspruͤche uͤber den großen Ertrag der Nutt'schen Stoͤke ein.
                           
                        
                           Ueber unausloͤschliche Tinte.
                           Bei Gelegenheit einer Reclamation uͤber Sicherheitspapiere brachte Hr. Dulong der franzoͤsischen Akademie in Erinnerung,
                              daß das beste Mittel die Verfaͤlschung einer Schrift zu verhindern, darin
                              besteht, als Tinte chinesische Tusche anzuwenden, die in Salzsaͤure oder auch
                              bloß in Essigsaͤure aufgeweicht worden ist. (Hermés No. 41.) Man findet das Ausfuͤhrliche
                              hieruͤber in einem Bericht der franzoͤsischen Akademie im Polyt.
                              Journal Bd. XLIV. S. 117.
                           
                        
                           Anwendung des Jacquart-Stuhles auf
                              die Baumwollwaaren-Fabrication.
                           Hr. Fr. Med. Schlumberger betreibt die Fabrication von
                              baumwollenen Tischdeken und verschiedenen façonnirten Schnittwaaren auf dem
                              Jacquart-Stuhle, die erst seit dem Jahre 1830 durch
                              Hrn. Alex. Frank im Elsaß begruͤndet wurde, mit
                              bestem Erfolge im Großen. Er erzeugt seit einiger Zeit Teppiche oder Deken von
                              solcher Groͤße, daß beim Weben derselben bis an 2232 Haͤkchen und
                              12,000 Cartons erforderlich sind; er ahmt hiebei einen Artikel nach, den die
                              Englaͤnder aus Wolle, und aus Wolle, die mit Baumwolle vermengt ist,
                              fabriciren. Da seine Fabricate lediglich aus Baumwolle bestehen, so sind sie viel
                              wohlfeiler als die englischen, mit denen sie, was das aͤußere Aussehen
                              betrifft, dessen ungeachtet einen vortheilhaften Vergleich aushalten. Der Arbeiter
                              arbeitet nur mit einem Gange, und wird nicht viel muͤder als beim Weben eines
                              einfachen Calico. Er kann des Tages drei Teppiche von 5/4 Breite erzeugen. Einen
                              guͤnstigen Bericht uͤber die Fabricate des Hrn. Schlumberger findet man im Bulletin de la
                                 Société industrielle de Mulhausen, No. 44.