| Titel: | Verbesserungen an den Musikinstrumenten, worauf sich Thomas Howell, Musikalienhändler in Bristol, am 21. December 1835 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 62, Jahrgang 1836, Nr. XLII., S. 213 | 
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                        XLII.
                        Verbesserungen an den Musikinstrumenten, worauf
                           sich Thomas Howell,
                           Musikalienhaͤndler in Bristol, am 21. December
                              1835 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. September
                              1836, S. 171.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Howell's verbesserte Musikinstrumente.
                        
                     
                        
                           Meine Verbesserungen beziehen sich 1) auf den Bau der Violine, der Bratsche, des
                              Violoncells und des Contrebasses; und 2) auf jenen der Guitarre.
                           Fig. 36 zeigt
                              eine meiner Erfindung gemaͤß gebaute Violine, welche man in Fig. 37 auch noch von der
                              Seite her betrachtet sieht. Nach der gewoͤhnlichen Methode gibt man den
                              Haͤlsen dieser Instrumente eine solche Laͤnge, daß, wenn man die Saite
                              direct uͤber jenem Theile des Halses, der an den Koͤrper des
                              Instrumentes oder an den sogenannten Sarg geleimt ist, an den zum Greifen der Saiten
                              bestimmten Theil druͤkt, hiedurch im Vergleiche zur freien Saite eine
                              hoͤhere Sexte erzeugt wird. Die Folge hievon ist, daß der Spieler nur mit
                              Muͤhe greifen kann, wenn die Saiten naͤher gegen den Steg oder Bok hin
                              an das Griffblatt angedruͤkt werden muͤssen, und daß hiedurch eine
                              Unzierlichkeit in den Bewegungen des Spielers, uͤber welche schon oft Klage
                              gefuͤhrt worden ist, veranlaßt wird. Meine Verbesserung besteht nun darin,
                              daß ich dem oberen Theile des Koͤrpers des Instrumentes eine geringere
                              Laͤnge gebe, und daß ich dafuͤr den Hals verlaͤngere, damit das
                              Greifen der Saiten auf diese Weise erleichtert wird. Zugleich verfertige ich aber
                              auch den unteren Theil des Koͤrpers von groͤßerer Laͤnge, wobei
                              ich auch einige Modificationen daran vornehme, damit der Ton des Instrumentes der
                              Verkuͤrzung der Laͤnge des Sarges ungeachtet vervollkommnet werde. Der Hals
                              bekommt, wie die Zeichnung zeigt, eine solche Laͤnge, daß, wenn der Spieler
                              die Saite jener Stelle gegenuͤber, an welcher der Hals an das Instrument
                              geleimt ist, an das Griffblatt andruͤkt, hiedurch im Vergleiche mit der
                              freien Saite eine hoͤhere Zehnte erzeugt wird. Da die Art und Weise, auf
                              welche man die fraglichen Musikinstrumente zu verfertigen pflegt, hinreichend
                              bekannt ist, so brauche ich in keine Details hieruͤber einzugehen.
                           a, b ist der Reif, der den Bauch des Instrumentes mit
                              dessen Ruͤken verbindet. Dieser Reif ist jedoch nicht von einem Ende zum
                              anderen von gleicher Hoͤhe, wie es an derlei Instrumenten gewoͤhnlich
                              der Fall zu seyn pflegt, sondern er laͤuft von dem Ende a zu dem Ende b
                              schraͤg zu, so daß er die Form einer schiefen Flaͤche bekommt. Aus
                              dieser Einrichtung erwachsen große praktische Vortheile. Der Stimmstok kann mit
                              Leichtigkeit an seinem Plaze aufgesezt werden, und das Instrument laͤßt sich
                              so flach als moͤglich verfertigen. Diese Flachheit entspricht, wenn sie mit
                              gehoͤriger Umsicht an dem Ruͤken und am Bauche des Instrumentes
                              angebracht wird, einer wesentlichen Anforderung, indem sie in hohem Maaße zur
                              Erzielung eines anhaltend gleichmaͤßigen Tones beitraͤgt. Aus Fig. 36 wird
                              man sehen, daß das Ende a der Violine, welches der
                              Spieler gegen das Kinn zu stemmen pflegt, nicht nach Außen gewoͤlbt, sondern
                              nach Innen ausgeschweift ist. Das Instrument kann dieser Einrichtung gemaͤß
                              mit groͤßerer Leichtigkeit gehalten werden, und der Spieler ist weniger
                              genirt, indem sich das concave Ende des Instrumentes besser an seinen Hals anlegt.
                              Das Saitenfest ist ferner, wie die Zeichnung zeigt, nicht an dem Endzapfen oder
                              Knopfe befestigt, wie dieß an den gewoͤhnlichen Violinen, Bratschen,
                              Violoncells etc. der Fall ist, sondern ich befestige diesen Zapfen an dem Bauche des
                              Instrumentes, damit er außer den Bereich des Kinnes kommt. Abgesehen hievon wird man
                              aber auch finden, daß das Instrument in Folge dieser Einrichtung die Stimmung besser
                              behaͤlt.
                           Ich hielt es nicht fuͤr noͤthig, eine Zeichnung einer Bratsche, eines
                              Violoncells oder eines Contrebasses, woran meine Verbesserungen angebracht sind, zu
                              geben, da jeder Instrumentenmacher die Verbesserungen von der Violine auf das
                              Violoncell und den Contrebaß zu uͤbertragen wissen wird. Ich bemerke daher
                              nur noch, daß an diesen beiden lezteren Arten von Instrumenten das untere Ende nicht
                              ausgeschweift zu seyn braucht, sondern daß man hier die gewoͤhnliche Form
                              beibehalten kann.
                           Als meine Erfindungen erklaͤre ich, was die angegebenen Instrumente betrifft,
                              die Verkuͤrzung des oberen Theiles des Koͤrpers derselben, und eine
                              verhaͤltnißmaͤßige Verlaͤngerung ihres Halfes; ferner die angegebene Form des
                              Reifes; dann die Verlaͤngerung des unteren Theiles des Koͤrpers vom
                              Stege aus gemessen; ferner die Anschweifung des Endes a,
                              und endlich die oben beschriebene Fixirung des Saitenfestes am Koͤrper des
                              Instrumentes.
                           Fig. 38 zeigt
                              eine mit meinen Verbesserungen ausgestattete spanische Guitarre. Diese
                              Verbesserungen bestehen: 1) in einer Verlaͤngerung des Halses aͤhnlich
                              der, die ich oben bei den Violinen angegeben habe. Diese Verlaͤngerung
                              gewaͤhrt dem Spieler eine Erleichterung bei dem Gebrauche des Instrumentes
                              und eine bessere Herrschaft uͤber die Saiten.
                           2) in der ausgeschweiften oder concaven Form des unteren Endes der Guitarre, welche
                              der bereits oben beschriebenen Ausschweifung der Violine aͤhnlich ist, und in
                              Folge deren die Guitarre leichter und bequemer gehalten werden kann, als bei der
                              gewoͤhnlichen concaven Form.
                           3) in einer verbesserten Fuͤtterung, welche aus Fig. 39, wo ein Theil der
                              Guitarre im Durchschnitte dargestellt ist, erhellt. e
                              ist ein Theil des Bauches; d ein Theil des
                              Ruͤkens, und e ein Theil des Reifes, der den
                              Bauch mit dem Ruͤken verbindet. f ist die
                              verbesserte Fuͤtterung, welche wie gewoͤhnlich rings um den
                              Koͤrper des Instrumentes laͤuft, und an die der Bauch und der
                              Ruͤken geleimt ist. Diese Fuͤtterung besteht aus mehreren Schichten
                              Furnirholz, welche in einem Rahmen von der Gestalt einer spanischen Guitarre
                              zusammengeleimt worden sind. Das Instrument gewinnt durch die Fuͤtterung an
                              Staͤrke und Dauerhaftigkeit; man braucht in Folge dieser Anordnung nur drei
                              Staͤbe, um dem Bauche die gehoͤrige Festigkeit zu geben, wodurch das
                              Instrument dann staͤrkere Schwingungen erzeugt, als bei dem fruͤher
                              uͤblichen Baue. Ich bringe an jedem Ende des Instrumentes einen dieser
                              Staͤbe und in der Naͤhe des Schallloches den dritten an.
                           4) in der Anwendung eines Saitenfestes nach Art des oben fuͤr die Violinen
                              beschriebenen. Dasselbe hat anstatt der bisher uͤblichen Zapfen
                              Loͤcher und Spalten, wie die Zeichnung deutlich zeigt. Die Befestigung dieses
                              Saitenfestes an dem Koͤrper oder Bauche der Guitarre gehoͤrt hier
                              jedoch nicht mit zu meiner Erfindung, indem schon der Steg der gewoͤhnlichen
                              Guitarre auf diese Art befestigt wurde.
                           5) endlich in der leierartigen Gestalt, welche ich dem Kopfe oder der Schneke der
                              Guitarre gebe, um ihr dadurch eine groͤßere Zierlichkeit zu verleihen.
                           Ich bemerke schließlich nur noch, daß ich mich weder bei den Violinen, Bratschen
                              etc., noch bei den Guitarren auf irgend eine bestimmte Laͤnge des Halses beschraͤnke;
                              sondern daß ich mir jede Verlaͤngerung derselben uͤber die
                              gewoͤhnliche Laͤnge hinaus, und jede Verkuͤrzung des oberen
                              Theiles des Koͤrpers vorbehalte.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
