| Titel: | Beschreibung eines Apparates zur Verfertigung der Stiefelchen für die Fischbeinstäbchen an Regen- und Sonnenschirmen. Von der Erfindung des Hrn. J. Franklin in Bath-court, Oldstreet-Road. | 
| Fundstelle: | Band 62, Jahrgang 1836, Nr. LXIII., S. 362 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXIII.
                        Beschreibung eines Apparates zur Verfertigung der
                           Stiefelchen fuͤr die Fischbeinstaͤbchen an Regen- und Sonnenschirmen. Von
                           der Erfindung des Hrn. J.
                              Franklin in Bath-court,
                           Oldstreet-Road.
                        Aus den Transactions of the Society of Arts. Vol. L.
                              P. II; S. 89.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Franklin's Apparat zur Verfertigung der sogenannten Stiefelchen
                           etc.
                        
                     
                        
                           Die zum Ausspannen der Regen- oder Sonnenschirme dienenden Staͤbchen endigen
                              sich nach Unten gewoͤhnlich in irgend eine Verzierung, welche man die
                              Stiefelchen (tips) zu nennen pflegt. Diese Stiefelchen
                              werden aus Bein, Metall etc., zuweilen aber auch aus dem Fischbeine selbst
                              verfertigt, in welch lezterem Falle man sie in England self-tips nennt. Die Verfertigung dieser lezteren Art von Stiefelchen
                              hatte, wenn sie mit Genauigkeit und doch schnell und wohlfeil von Statten gehen
                              sollte, ihre Schwierigkeiten; gewoͤhnlich gab man ihnen mit der Feile die
                              rohe Form, und mit Glaspapier den gehoͤrigen Grad von Glaͤtte. Hr.
                              Franklin, der das
                              Muͤhselige dieses Verfahrens erkannte, und dabei sehr wohl einsah, daß das
                              Fischbein wegen seiner Structur nur durch Feilen und Schaben, nicht aber durch
                              Drehen gehoͤrig geformt werden kann, hat einen Apparat erfunden, der als
                              Feile und Raspel zugleich wirkt, und dabei mit großer Geschwindigkeit arbeitet.
                           Man braucht an dem neuen Apparate das Fischbein nicht in eine Wange einzuspannen,
                              sondern der Arbeiter bringt es in einem Handschraubstok befestigt zwischen drei
                              zusammengesezte Messer, welche an der Flaͤche einer Wange angebracht sind,
                              und die mit der vollen Geschwindigkeit der Drehbank umlaufen. Die Fischbeinenden
                              erhalten hiedurch beinahe augenbliklich die verlangte Form.
                           In Fig. 14 ist
                              a, a die Wange, welche vorne an die Doke geschraubt
                              ist, und in der zur Aufnahme der kreisrunden Platte b, b
                              eine Vertiefung ausgedreht ist; auch ist fuͤr Vertiefungen zur Aufnahme der
                              am Ruͤken dieser Platte befindlichen Schrauben gesorgt. In dieser Platte sind
                              drei nach den Radien laufende, und an den Enden mit den Stellschrauben c,
                                 c versehene Oeffnungen angebracht; in diese Oeffnungen werden drei
                              gabelfoͤrmige Rahmen d, d, d eingepaßt, und mit
                              Schrauben und Schraubenmuttern, dergleichen man in Fig. 15 eine bei e ersieht, befestigt. In diesen Rahmen sind die
                              zusammengesezten Messer f, f, f mit Schrauben g, g, um die sie sich drehen, festgehalten. Fig. 16 zeigt
                              ein Paar dieser Schneidinstrumente von der Seite her betrachtet, waͤhrend man
                              in Fig. 17
                              ihre schneidenden Raͤnder von der Fronte sieht. Sie bestehen aus
                              duͤnnem Stahle; die dreiekige Platte f ist
                              laͤngs der Kante hi genau in der Form, die
                              das Stiefelchen bekommen soll, ausgefeilt, und mit einer scharfen Schneide versehen;
                              auf ihr ist eine zweite Platte j angebracht, jedoch so,
                              daß beide Platten durch dazwischen gelegte Halsstuͤke eine kleine Streke weit
                              von einander entfernt gehalten werden, wie dieß aus Fig. 17 erhellt. Diese
                              Platte wird zuerst so geformt, daß sie vollkommen genau mit der mimen correspondirt,
                              spaͤter jedoch feilt man sie an dem Rande wellenfoͤrmig, so daß sie
                              beinahe das Aussehen einer Saͤge bekommt. Diese kleinen Auskerbungen sind,
                              wie Fig. 17
                              zeigt, schief geneigt, damit deren schneidende Raͤnder auf das Fischbein
                              treffen. Die drei Paare dieser Schneidinstrumente sind einander vollkommen gleich,
                              und ebendieß gilt auch von den Loͤchern g, mit
                              denen sie in den Rahmen g befestigt werden.
                           Die auf die beschriebene Weise eingerichteten Messer werden in die Rahmen f eingesezt; dann stellt man diese Rahmen mit den
                              Schraubenmuttern e etwas fest; und erst nachdem man sie
                              mittelst der Stellschrauben c, c so gestellt hat, daß
                              sie genau gleich weit von dem Mittelpunkte entfernt sind, fixirt man sie durch
                              Anziehen der Schraubenmuttern dergestalt, daß sie vollkommen fest und unbeweglich
                              stehen. Diese Messer muͤssen sich nun so weit oͤffnen, als es zur
                              Aufnahme des Fischbeines noͤthig ist; und eben so muͤssen sie sich
                              genau an das Fischbein anschließen, wenn der Arbeiter dasselbe eindruͤkt. Zum
                              Behufe des Oeffnens der Messer ist an einem aus dem Mittelpunkte der Platte b, b hervorragenden Halse eine Spiralfeder angebracht;
                              und damit sie sich saͤmmtlich gemeinschaftlich oͤffnen oder schließen,
                              schiebt sich in dem eben erwaͤhnten centralen Halse ein Dokenstok k, der mit einem duͤnnen kreisrunden Kopfe
                              versehen ist. Dieser Kopf paßt genau in die Ausschnitte i, welche zu dessen Aufnahme an den Messern angebracht sind, und auf diese
                              Weise werden mittelst dieses Dokenstokes saͤmmtliche Messer gemeinschaftlich
                              bewegt. Die Messer wuͤrden mit sammt dem Dokenstoke etc. nach
                              Auswaͤrts fliegen, wenn nicht ein Aufhaͤlter fuͤr dieselben
                              angebracht waͤre; diesen Aufhaͤlter bildet nun die aus Fig. 14 ersichtliche
                              Schraube l, gegen die sich der Ruͤken des Messers
                              f anlegt, wenn saͤmmtliche Messer weit genug geoͤffnet
                              sind. Da sich die Messer nur gemeinschaftlich bewegen koͤnnen, so reicht auch
                              dieser einzige Aufhaͤlter vollkommen hin. m in
                              Fig. 18
                              bezeichnet wie das Ende der Fischbeinstaͤbchen abgerundet wird, bevor man sie
                              in den Apparat bringt. Die wellenfoͤrmig ausgeschnittenen Messer kommen
                              zuerst mit dem Fischbeine in Beruͤhrung, und schneiden dessen Fasern durch
                              ohne sie aufzureißen; unmittelbar darauf folgen aber die anderen Messer, welche die
                              durch die ersteren gebildeten Kanten eben so schnell abraspeln, als sie gebildet
                              werden. Fig.
                                 19 zeigt die Form, welche die Stiefelchen in diesem Apparate bekommen. Die
                              Messer brauchen nie angehalten zu werden, um das Fischbein aus dem Apparate nehmen
                              zu koͤnnen; sie laufen vielmehr bestaͤndig um, und dabei werden die
                              Stiefelchen beinahe eben so schnell vollendet, als der Arbeiter das Fischbein in den
                              Apparat zu steken und wieder herauszuziehen im Stande ist. Die Erfahrung wird den
                              Arbeiter in Kuͤrze in Betreff des Drukes belehren, bei welchem die Messer am
                              besten auf das Material wirken, aus welchem die Stiefelchen geschnitten werden
                              sollen. Die Stiefelchen kommen so glatt aus der Maschine, daß sie nur mehr
                              uͤberfirnißt oder mit Oehl und Kohlenpulver auf Leder polirt zu werden
                              brauchen. Man dreht zu diesem Behufe das Fischbein mit der einen Hand rasch um,
                              waͤhrend man mit der anderen Hand das Leder um das zu polirende Stiefelchen
                              gewikelt haͤlt.Die Gesellschaft hat Hrn. Franklin fuͤr die Mittheilung des von ihm erfundenen
                                    Apparates ihre silberne Medaille und b Pfd.
                                    Sterl. als Preis zuerkannt. A. d. R.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
