| Titel: | Ueber verbesserte Methoden Kohlen zu brennen. | 
| Fundstelle: | Band 62, Jahrgang 1836, Nr. LXVII. LXVIII. , S. 388 | 
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                              LXVII.
                              LXVIII.
                              
                           
                        Ueber verbesserte Methoden Kohlen zu
                           brennen.
                        (Aus dem American Railroad Journal.)
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Verbesserte Methoden Kohlen zu brennen.
                        
                     
                        
                           Der große Verlust an Kohle und der gaͤnzliche Verlust der fluͤchtigen
                              Bestandtheile, der bei der gewoͤhnlichen Methode Kohlen zu brennen Statt
                              findet, fuͤhrte zur Erfindung zweier Verfahrensweisen, bei denen die
                              Quantitaͤt der erzielten Kohlen beinahe eben so groß ist, wie beim Verkohlen
                              in eisernen Cylindern, und bei denen die fluͤchtigen Bestandtheile zugleich
                              auch aufgefangen werden koͤnnen.
                           Die erste dieser Methoden, die sich hauptsaͤchlich fuͤr hartes Holz,
                              welches nur wenig harzige Substanzen enthaͤlt, eignet, wird in einem Ofen von
                              der Form eines Cylinders, oder vielmehr von der Form eines abgestuzten Kegels,
                              dessen Basis nach Oben gerichtet ist, vorgenommen. Dieser Ofen kann unmittelbar
                              uͤber dem Erdboden aus Rasen oder Lehm gebaut werden; besser ist es jedoch,
                              wenn man ihn so tief in den Boden einsenkt, daß die ausgeschlagene Erde zur
                              Vollendung des oberen Theiles des Ofens dienen kann. In einem einzigen Falle,
                              naͤmlich an der Gießerei von West Point, sahen wir einen derlei Ofen mit
                              Baksteinen ausgefuͤttert.
                           Um einem solchen versenkten Ofen die zur Unterhaltung der Verbrennung noͤthige
                              Luft zuzufuͤhren, werden von der Oberflaͤche des Bodens bis an die
                              Sohle des Ofens irdene Roͤhren gefuͤhrt. Diese Roͤhren, die
                              hinter der Fuͤtterung liegen, treten entweder in der Naͤhe des Bodens
                              in die Sohle, oder sie sind in kleine gemauerte Gewoͤlbe, welche mit dem
                              Inneren des Ofens communiciren, eingesezt. Am Scheitel kann der Ofen mit einem Dekel
                              aus Eisenblech geschlossen seyn; zum Aufsezen von diesem muß, wenn nicht schon die Fuͤtterung
                              des Ofens aus Mauerwerk besteht, wenigstens oben ein Ring aus Baksteinen gemauert
                              seyn. Der Dekel muß rings herum um drei bis vier Zoll uͤber den Ofen
                              hinausragen, und mit mehreren Oeffnungen versehen seyn, von denen sich die eine im
                              Mittelpunkte, die anderen hingegen im Umkreise herum befinden. Durch jede dieser
                              Oeffnungen fuͤhrt eine kurze Roͤhre aus Eisenblech, und jede dieser
                              Roͤhren ist mit einem eisernen Stopfer versehen.
                           Dumas gibt fuͤr diese Oefen 10 Fuß Durchmesser und
                              9 Fuß Tiefe an; die mittlere Roͤhre hat 9 Zoll im Durchmesser; von den 4
                              kleineren im Umfange befindlichen hingegen hat jede 4 Zoll im Durchmesser. Der Ofen
                              in West Point hat bei 9 Fuß Tiefe 12 Fuß im Durchmesser.
                           Zum Behufe der Verdichtung der fluͤchtigen Bestandtheile ist in der
                              Naͤhe des Scheitels des Ofens eine Oeffnung angebracht, in welche eine
                              gußeiserne oder irdene Roͤhre eingesezt ist. Diese Roͤhre communicirt
                              mit einer kleinen aus Baksteinen gemauerten Kammer von beilaͤufig 18 Zoll
                              Laͤnge auf einen Fuß in der Breite und auf 15 Zoll Hoͤhe; in diese
                              Kammer tritt die Roͤhre beilaͤufig in der Mitte ihrer Hoͤhe.
                              Vom Scheitel der Kammer laͤuft eine Roͤhre aus Eisenblech aus, die,
                              nachdem sie 4 bis 5 Fuß hoch senkrecht emporgestiegen, eine wagrechte Richtung
                              annimmt und in dieser noch 15 Fuß weit fortlaͤuft. Da in dieser Entfernung
                              keine Gefahr der Entzuͤndung mehr Statt findet, so kann die Roͤhre von
                              hier an aus Holz bestehen. Die Verlaͤngerung der Roͤhre communicirt
                              mit einem nach dem Woolf'schen Principe eingerichteten
                              Verdichtungsapparate, der jedoch aus gewoͤhnlichen Faͤssern
                              zusammengesezt werden kann.
                           Wenn man den Ofen fuͤllen will, so pflanzt man in dessen Mitte zuerst einen
                              Baum auf, der an Hoͤhe der Tiefe der Aushoͤhlung gleichkommt, und der
                              mittelst eines um ihn gelegten Haufens Holzkohlen an Ort und Stelle aufrecht
                              erhalten wird. Hierauf waͤhlt man eine Anzahl groͤßerer Scheite aus,
                              und legt diese in solcher Art auf den Boden des Ofens, daß sie
                              strahlenfoͤrmige Zuͤge bilden, welche sich da endigen, wo die
                              Luftroͤhren durch die Fuͤtterung dringen. Quer uͤber diese
                              Scheite wird dann eine horizontale Schichte von Scheiten gelegt. Die
                              strahlenfoͤrmigen Scheite duͤrfen weder den mittleren Pfosten, noch
                              die Fuͤtterung des Ofens beruͤhren. Die auf sie gelegten Schichten
                              hingegen muͤssen sich von dem einen bis zur anderen erstreken. Die weiteren
                              Schichten muͤssen auf solche Welse auf einander gelegt werden, daß so wenig
                              freier Raum als moͤglich zwischen ihnen bleibt; besonders ist in der
                              Naͤhe des Umfanges hierauf zu sehen. Wenn der Ofen sonach gefuͤllt
                              ist, so wird der mittlere Baum ausgezogen, der Dekel aufgesezt, und dieser auf zwei Zoll Hoͤhe mit
                              trokener Erde bedekt.
                           Nachdem man die Stopfer aus den in dem Dekel befindlichen Roͤhren ausgezogen
                              hat, werden durch die mittlere Roͤhre gluͤhende Kohlen eingetragen,
                              die auf den Kohlenhaufen fallen, womit der mittlere Pfosten umgeben wurde, und
                              welche denselben anzuͤndet. Hierauf wird die mittlere Roͤhre
                              verstopft, damit der Zug gegen die Außenseite der Holzmasse hin geleitet wird. Die
                              uͤbrigen Roͤhren beginnen dann Rauch auszustoßen, der mit einer Flamme
                              umgeben ist. Sobald diese Flamme jedoch ihre blaue Farbe verliert und weiß und
                              wolkig zu werden beginnt, so werden die Feuerzuͤge leicht verstopft, damit
                              die Muͤndungen der absteigenden Luftstroͤme solcher Maßen verkleinert
                              werden, und damit der Zug gegen den Verdichtungsapparat hin geleitet werde. Wollte
                              man keine Saͤure auffangen, so muͤßten die Roͤhren in dem Dekel
                              nur zum Theil verstopft werden. Die innerhalb des Ofens von Statten gehende
                              Verbrennung kann mittelst der Luftroͤhren und der in den Dekel eingesezten
                              Roͤhren regulirt werden. So laͤßt sich eine zu rasche Verbrennung,
                              welche an irgend einer Stelle Statt findet, unterbrechen, indem man die einzelnen
                              Luftroͤhren und den ihnen gegenuͤber liegenden Zug vollkommen
                              verschließt; sollte die Verbrennung hingegen zu traͤg seyn, so muͤssen
                              diese Roͤhren moͤglichst weit geoͤffnet werden, bis die
                              gehoͤrige Lebhaftigkeit hergestellt ist.
                           An einem Ofen von 10 Fuß Durchmesser auf 9 Fuß Hoͤhedauert der Brand 60 bis 80
                              Stunden. Man erkennt die Vollendung desselben, wenn sich die obere Holzschichte in
                              Gluth befindet. Ist dieß der Fall, so oͤffnet man fuͤr eine kurze Zeit
                              saͤmmtliche Zuͤge, mit Ausnahme des mittleren, damit eine
                              Quantitaͤt Kohlenwasserstoffgas ausgetrieben werde, die, wenn sie auch dem
                              Producte in Hinsicht auf Quantitaͤt keinen Eintrag thun wuͤrde, doch
                              dasselbe bei den Kaͤufern in geringere Gunst zu sezen pflegt. Sobald die
                              eigenthuͤmliche Wasserstoffgas-Flamme verschwindet, muͤssen
                              saͤmmtliche Luftroͤhren und Zuͤge nicht nur mit ihren Stopfern
                              verschlossen, sondern auch noch mit Thon verlegt werden; auch soll man dieselben zu
                              noch groͤßerer Sicherheit mit Dekeln, worin Thon enthalten ist, bedeken. Von
                              dem großen Dekel selbst wird die trokene Erde beseitigt, damit man ihn mit Thon, der
                              mit Wasser angeruͤhrt worden ist, verkitten kann. Die auf diese Weise
                              eingeschlossene Kohle braucht 60 bis 80 Stunden zum Abkuͤhlen.
                           Die auf Taf. VI. beigefuͤgten Zeichnungen geben einen deutlichen Begriff von
                              einem Ofen dieser Art. Fig. 8 und 9 ist ein Grundriß und
                              Durchschnitt eines in die Erde eingesenkten Ofens. Fig. 10 und 11 zeigen einen unmittelbar auf
                              der Erdoberflaͤche gebauten Ofen. Fig. 12 ist der Dekel aus
                              Eisenblech, der sowohl auf den einen, als auf den anderen anwendbar ist.
                           A ist das Innere des Ofens. B die Fuͤtterung aus Erde oder der Wall. C die Kammer, worin der Theer verdichtet werden kann. d die Roͤhre, die an den fuͤr die
                              brenzelige Holzsaͤure bestimmten Verdichter fuͤhrt. e, e die Luftloͤcher; f,
                                 f die Muͤndungen, bei denen die aͤußere
                              atmosphaͤrische Luft eintritt.
                           In Bennington wurde ein aͤhnlicher Ofen aus Baksteinen unmittelbar auf den
                              Erdboden gebaut, und mit einer Kuppel aus Baksteinen uͤberwoͤlbt. In
                              der Mauer war eine Thuͤre gelassen, bei der das Holz eingetragen werden
                              konnte, und die nach geschehener Fuͤllung des Ofens zugemauert ward.
                              Fuͤr Luftzuͤge wurde dadurch gesorgt, daß man einige Ziegel in dem
                              Gemaͤuer lose ließ. Das Ausloͤschen des Feuers nach vollendetem Brande
                              bewerkstelligt man mit Wasser: eine Methode, die sich unerwartet vortheilhaft
                              zeigte, indem die mit Wasserdaͤmpfen gesaͤttigte Kohle unmittelbar
                              angewendet werden konnte, und eben so gut war wie solche, die bereits vor mehreren
                              Monaten zubereitet wurde.
                           In Frankreich nimmt man an, daß Oefen dieser Art beinahe um 25 Proc. mehr Ertrag
                              geben, als die gewoͤhnlichen Kohlenmeiler. In West Point ergab sich ein noch
                              guͤnstigeres Resultat; denn man erzielte um 50 Proc. mehr als nach der
                              gewoͤhnlichen Methode. Dieser Unterschied erklaͤrt sich daraus, daß
                              man in Frankreich sein Hauptaugenmerk auf die brenzelige Holzfaͤule richtete,
                              waͤhrend man diese in West Point vernachlaͤssigte. Auch legt man in
                              Frankreich die Scheite auf die oben beschriebene Weise, waͤhrend man sie in
                              West Point senkrecht stellt.
                           In Schweden wurde von Hrn. Schwartz ein Apparat erfunden, der hauptsaͤchlich auch zur
                              Gewinnung des Terpenthines geeignet ist, den das dortige Foͤhrenholz liefert.
                              Dieser Ofen besteht aus einem Gewoͤlbe oder aus einer Kuppel, die aus
                              Baksteinen oder Sandsteinen mit einem Gemisch aus Thon und Sand gebaut wird.
                              Gewoͤhnlicher Moͤrtel darf hiezu nicht genommen werden, weil er nicht
                              nur durch die Hize leiden, sondern von der brenzeligen Holzsaͤure ganz und
                              gar zerstoͤrt werden wuͤrde. Dieß Gewoͤlbe ist an den Enden von
                              einer senkrechten auf gleiche Weise aufgefuͤhrten Mauer geschlossen. Der
                              Boden des Ofens besteht aus Erde und hat die Form zweier schwach geneigter schiefer
                              Flaͤchen, welche in der Mitte zwischen den laͤngeren Seiten des
                              Gewoͤlbes in einer Rinne zusammenstoßen. In jeder Endmauer befinden sich zwei
                              Feuerstellen; und in einer derselben sind vier Oeffnungen angebracht, die zum
                              Eintragen des Holzes und
                              zum Herausschaffen der Kohle dienen. Der Rauch und Dampf wird in gußeisernen
                              Roͤhren, welche in gleicher Hoͤhe mit dem Erdboden gelegt sind, und
                              die von der Mitte der laͤngeren Seiten des Gewoͤlbes auslaufen,
                              abgeleitet; und diese Roͤhren endigen sich in Canaͤle, in denen der
                              Dampf verdichtet wird, waͤhrend sie den Rauch in zwei senkrechte Rauchfange
                              entweichen lassen. Einen Ofen dieser Art sieht man in Fig. 13 im Durchschnitt
                              abgebildet.
                           Dieser Ofen gewaͤhrt den Vortheil, daß keine Luft in ihn eintreten kann,
                              ausgenommen durch die Feuerstellen, die stets mit brennendem Brennstoffe
                              erfuͤllt erhalten werden, und daß gerade jenes Brennmaterial, aus dem keine
                              Kohlen bereitet werden, naͤmlich die kleinen Aeste und Zweige, am besten zur
                              Unterhaltung des Feuers auf den Heizstellen geeignet sind. Beim Eintragen des Holzes
                              werden die Scheite mit den laͤngeren Seiten des Gewoͤlbes parallel und
                              so gelegt, daß so wenig leerer Raum als moͤglich bleibt; ausgenommen in der
                              Naͤhe der Feuerzuͤge, die zum Behufe des Entweichens des Rauches und
                              der Daͤmpfe frei gelassen werden muͤssen. Zwei Tage Zeit reichen hin,
                              um das Holz in Kohle zu verwandeln; man erkennt das Ende der Operation aus dem
                              Erscheinen der blauen Flamme von gekohltem Wasserstoffgase an den Schornsteinen; ist
                              dieß eingetreten, so werden saͤmmtliche Oeffnungen verschlossen und mit Thon
                              verkittet. Nach Ablauf von zwei Tagen oͤffnet man zwei Oeffnungen in dem
                              Bogen des Gewoͤlbes, die bisher sorgfaͤltig verschlossen gewesen sind,
                              gießt zum Behufe des Abkuͤhlens der Kohlen Wasser ein, und verschließt dann
                              die Oeffnungen abermals. Nach Ablauf von weiteren drei oder vier Tagen
                              oͤffnet man eines der Thuͤrchen in der Endmauer, und traͤgt
                              noch mehr Wasser ein. Da Entleeren der Kohle kann jedoch nicht eher vorgenommen
                              werden, als bis saͤmmtliche aͤußere Theile des Apparates bis auf die
                              Temperatur der aͤußeren ihn umgebenden atmosphaͤrischen Luft
                              abgekuͤhlt worden sind.
                           Diese Art von Oefen, deren man sich in einigen Gegenden Europas haͤufig
                              bedient, liefert um 1/3 Kohle mehr als die gewoͤhnlichen Kohlenmeiler; auch
                              wird der Terpenthin und die Saͤure, die sonst verloren gingen, gewonnen. Er
                              duͤrfte daher in jenen Gegenden America's, in denen Eisen mit Fichtenkohlen
                              ausgebracht wird, gleichfalls mit Vortheil eingefuͤhrt werden
                              koͤnnen.
                           Welche Art von Oefen man auch anwenden mag, so ist zu berechnen, ob es wohlfeiler
                              kommt, die Kohle gleich an Ort und Stelle in den Waͤldern auf die
                              gewoͤhnliche Weise zu erzeugen, oder das Holz an den Ofen zu transportiren.
                              Das Gewicht der zu transportirenden Kohle betraͤgt allerdings nur den siebzehnten Theil
                              von dem Gewichte des Holzes, allein die Oefen geben dafuͤr um 1/3 Kohlen mehr
                              als die Meiler, so daß dieser Mehrertrag die hoͤheren Transportkosten
                              wenigstens ausgleichen duͤrfte. Auch ist in Betracht zu ziehen, daß die an
                              Ort und Stelle bereitete Kohle besser ist als solche, die auf unebenen Straßen weit
                              verfahren wurde; und daß bei diesem Verfahren kein Verlust Statt findet.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
