| Titel: | Ueber das Verfahren bei der Branntweinfabrication in Großbritannien und Irland. | 
| Fundstelle: | Band 62, Jahrgang 1836, Nr. LXIX. LXX. , S. 398 | 
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                              LXIX.
                              LXX.
                              
                           
                        Ueber das Verfahren bei der Branntweinfabrication
                           in Großbritannien und Irland.
                        Aus den Records of general Science. No. 12 und
                              13.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Ueber die der Branntweinfabrication in Großbritannien und
                           Irland.
                        
                     
                        
                           Man wendet bei der Branntweinfabrication folgende Gefaͤße an:
                           1) Eine Muͤhle zum Mahlen des Malzes und Getreides.
                              In England und Irland, wo wenig oder gar kein Branntwein bloß aus Malz bereitet
                              wird, mahlt man das Getreide mit Steinen: in Schottland hingegen, wo man den
                              Branntwein hauptsaͤchlich aus Malz darstellt, wird das Malz zwar ebenfalls
                              bisweilen mit Steinen, oft aber auch zwischen zwei metallenen Walzen geschrotet, und
                              in kleineren Anstalten wendet man auch eine sogenannte Handmuͤhle an, welche
                              von einem oder mehreren Arbeitern getrieben wird und deren Einrichtung einer
                              Kaffeemuͤhle ziemlich aͤhnlich ist. Die anderen Muͤhlen
                              hingegen werden nach Umstaͤnden durch Wasser, Dampf oder Pferde in Bewegung
                              gesezt.
                           2) Große Kessel, welche gewoͤhnlich aus Kupfer
                              verfertigt sind und zum Erhizen des Wassers fuͤr den Maischproceß etc.
                              dienen.
                           3) Einen Maischbottich, naͤmlich ein großes,
                              gewoͤhnlich kreisfoͤrmiges, aus Holz oder Gußeisen verfertigtes
                              Gefaͤß. Dasselbe muß mit einem falschen Boden versehen seyn, der einen oder
                              zwei Zoll vom wirklichen
                              Boden entfernt und mit vielen kleinen Loͤchern versehen ist. Der falsche
                              Boden, welcher zum Reinigen des Bottichs herausgenommen werden kann, wird vor jeder
                              Maischoperation an seine Stelle gebracht, worauf man das gebrochene Malz oder
                              Getreide in den Bottich schuͤttet und dann Wasser von beilaͤufig
                              64° R.Die Temperatur desselben ist nach Umstaͤnden verschieden, indem Malz
                                    eine heißere Fluͤssigkeit als Getreide erfordert. unter dem falschen Boden hineinlaͤßt und das Ganze entweder mittelst
                              einer Maschinerie oder mit Harken (Ruͤhrscheiten) von Arbeitern durcharbeiten
                              laͤßt, bis alles Schrot mit dem Wasser voͤllig gleichfoͤrmig
                              gemengt erscheint. Man laͤßt dann das Ganze einige Zeit zugedekt stehen, bis
                              das Wasser moͤglichst viel Zukerstoff aus dem Getreide aufgenommen hat,
                              worauf man durch Haͤhne, die in dem Maischbottich angebracht sind, die
                              Wuͤrze in einen kleineren Bottich abzieht. Es wird dann wieder heißes Wasser
                              in den Maischbottich gebracht und der Maischproceß so oft wiederholt, bis dem
                              Getreide aller Zukerstoff entzogen worden ist, was gewoͤhnlich nach drei oder
                              vier Operationen der Fall ist, wo sodann in dem Maischbottich nur noch die
                              Huͤlsen zurukbleiben, welche man als Viehfutter verwendet.
                           Die beim ersten und zweiten Maischen erhaltene Wuͤrze, welche in ein neben dem
                              Maischbottich stehendes Gefaͤß abgelassen wurde, pumpt man aus demselben dann
                              in die Maischkuͤhler, aus denen sie nach hinreichender Abkuͤhlung in
                              die Gaͤhrtonne kommt. Die schwaͤchere Wuͤrze vom dritten und
                              vierten Maischen wird hingegen in die Kessel gepumpt und nachdem sie darin auf die
                              geeignete Temperatur gebracht worden ist, statt Wasser bei den folgenden
                              Maischoperationen angewendet; bisweilen kocht man sie aber auch so weit ein, bis sie
                              das fuͤr die Gaͤhrbotliche erforderliche specifische Gewicht
                              erlaͤngt hat; lezteres wird durch den sogenannten Saccharometer bestimmt.
                           Das erste genaue Instrument dieser Art wurde vor etwa dreißig Jahren von Dr. Thomson in Glasgow erfunden und von Herrn Allan in Edinburg verfertigt, nach
                              welchem es auch benennt wird. Dasselbe besteht aus einer eifoͤrmigen,
                              beschwerten messingenen Kugel, die oben mit einem Stiel versehen ist, welcher eine
                              Gradleiter der specifischen Gewichte bei 12°,4 R. enthaͤlt;
                              uͤberdieß ist noch eine Differenzengradleiter beigefuͤgt, um die
                              Correctionen machen zu koͤnnen, je nachdem die Temperatur uͤber oder
                              unter Dieser Saccharometer wird auch von den Accisebeamten in Schottland gebraucht;
                              in England bedienen sich dieselben hingegen des Saccharometers von Bate, welcher sich von Allans
                              dadurch unterscheidet, daß er seine Gewichte unter der Fluͤssigkeit hat; bei Allan's Instrument werden dieselben
                              hingegen uͤber der Fluͤssigkeit angebracht; Heide Instrumente zeigen
                              aber das specifische Gewicht an, naͤmlich das Gewicht eines gegebenen Volums
                              Wuͤrze, in der Voraussezung, daß dasselbe Volum destillirtes Wasser 1000
                              wiegt.
                           Die Staͤrke oder der Werth der Wuͤrze wird nach ihrem specifischen
                              Gewichte bestimmt; man hat naͤmlich Tabellen, welche angeben wie viel
                              Zukerstoff oder feste Substanz die Wuͤrze bei jedem specifischen Gewicht
                              enthaͤlt. Folgende Daten sind aus den Tabellen von Bate's Saccharometer ausgezogen:
                           
                              
                                 Specifisches Gewicht.
                                 Pfund Zukerstoff in 10 Maaß.Dabei ist angenommen, daß die Maaß
                                          Wasser 2 Pfund wiegt.
                                 
                              
                                           1,030
                                               1,504
                                 
                              
                                           1,035
                                               1,808
                                 
                              
                                           1,040
                                               2,066
                                 
                              
                                           1,045
                                               2,326
                                 
                              
                                           1,050
                                               2,586
                                 
                              
                                           1,055
                                               2,844
                                 
                              
                                           1,060
                                               3,104
                                 
                              
                                           1,065
                                               3,364
                                 
                              
                                           1,070
                                               3,764
                                 
                              
                                           1,075
                                               3,832
                                 
                              
                                           1,080
                                               4,142
                                 
                              
                                           1,085
                                               4,402
                                 
                              
                                           1,090
                                               4,664
                                 
                              
                           Der Saccharometer ist fuͤr den Branntweinbrenner ein sehr wichtiges
                              Instrument; durch denselben erfaͤhrt er naͤmlich mit ziemlicher
                              Genauigkeit, wie viel Branntwein Wuͤrze von irgend einem specifischen Gewicht
                              liefern kann;Jedes Pfund Zukerstoff, welches in der
                                    Wuͤrze bei ihrer Gaͤhrung verschwindet, wird naͤmlich
                                    durch im halbes Pfund absoluten Alkohol ersezt. Wenn man durch den
                                    Saccharometer erfahren will, um wieviel sich der Gehalt einer Wuͤrze
                                    an festen Substanzen durch die Gaͤhrung vermindert hat, so muß man
                                    ein bestimmtes Volum der gegohrenen Wuͤrze etwas uͤber die
                                    Haͤlfte einkochen, damit aller Alkohol
                                    daraus verjagt wird und dann das anfaͤngliche Volum derselben durch
                                    Zusaz von reinem Wasser wieder ergaͤnzen,
                                    worauf man den Saccharometer in die Fluͤssigkeit senkt, um ihr
                                    specifisches Gewicht und dadurch ihren Gehalt an fester Substanz zu
                                    erfahren. Der Gehalt einer Wuͤrze an fester Substanz oder der Gehalt
                                    einer weingahren Maische an Weingeist und fester Substanz laͤßt sich
                                    uͤbrigens noch viel scharfer durch die hallymetrische Probe von Fuchs (siehe S. 303 in diesem Bande des
                                    polytechnischen Journals) bestimmen. A. d. R. vermittelst desselben schaͤzt er auch den Werth des angewandten
                              Getreides, weil er nach der Staͤrke der Wuͤrze weiß, wie viel Pfund
                              Zukerstoff ihm ein bestimmtes Gewicht oder Maaß gemengtes Getreide liefert.
                           4) Kuͤhlgefaͤße. Man bedient sich
                              verschiedener Kuͤhlgefaͤße, um die Wuͤrze schnell auf die
                              Temperatur abzukuͤhlen, bei welcher mit Sicherheit die Hefe zum Einleiten der Gaͤhrung
                              zugesezt werden kann; wenn sie naͤmlich nicht rasch abgekuͤhlt wird,
                              kann sich darin Essigsaͤure erzeugen, worauf sie nicht mehr so leicht in die
                              geistige Gaͤhrung uͤbergeht. Gewoͤhnlich verwendet man zum
                              Abkuͤhlen der Wuͤrze laͤngliche Gefaͤße, worin dieselbe
                              nur einen bis drei oder vier Zoll hoch steht, so daß sie also der Luft eine große
                              Oberflaͤche darbietet und bald auf die erforderliche Temperatur
                              herabsinkt.
                           Außer diesen niederen aber weisen Kuͤhlgefaͤßen, welche
                              gewoͤhnlich angewandt werden, hat man noch verschiedene andere Vorrichtungen
                              zu diesem Zwek eingefuͤhrt; man laͤßt naͤmlich auch die heiße
                              Wuͤrze durch Roͤhren streichen, waͤhrend ein Strom kalten
                              Wassers außen um dieselben laͤuft; bisweilen wird aber auch das umgekehrte
                              Verfahren befolgt, so daß kaltes Wasser durch die Roͤhren streicht und die
                              heiße Wuͤrze sich außen um dieselben befindet. Wir sahen neulich in
                              Schottland eine sehr compendioͤse Einrichtung eines Roͤhrenapparates,
                              durch welchen nicht nur die Wuͤrze rasch abgekuͤhlt, sondern auch an
                              Brennmaterial erspart wird, indem naͤmlich die der Wuͤrze entzogene
                              Waͤrme zu den nachfolgenden Operationen benuzt wird. Dieser Apparat besteht
                              aus einer großen Anzahl von Moͤhren, welche nur beilaͤufig einen Zoll
                              im Durchmesser haben, sechs bis sieben Fuß lang sind und senkrecht und sehr nahe an
                              einander stehen. Das untere Ende einer jeden Roͤhre ist in den oberen Theil
                              einer niedrigen geschlossenen Kammer eingelassen und ihr oberes Ende in den Boden
                              eines niedrigen und offenen Gefaͤßes; jede Roͤhre ist also offen und
                              zugaͤnglich, so daß sie noͤthigenfalls, sogar waͤhrend der
                              Abkuͤhlungsproceß vor sich geht, gereinigt werden kann. In der unten
                              befindlichen geschlossenen Kammer ist ein Hahn, um die abgekuͤhlte
                              Wuͤrze ablassen zu koͤnnen und der ganze Apparat ist in einen
                              Wasserbehaͤlter getaucht, welcher gerade groß genug ist, um ihn zu fassen.
                              Man laͤßt die heiße Wuͤrze durch das oben befindliche offene
                              Gefaͤß in die Roͤhren fließen, waͤhrend eine gleiche
                              Quantitaͤt Wasser in den Wasserbehaͤlter an dessen Boden eintritt und
                              am oberen Theile der kupfernen Roͤhren wieder abfließt, alle der
                              Wuͤrze entzogene Waͤrme mit sich fortfuͤhrend. Wenn die
                              Wuͤrze auf diese Art von 52° R. auf 16° R. abgekuͤhlt
                              werden soll, so wird das Wasser um 35° waͤrmer werden und an den Enden
                              der Roͤhren mit einer Temperatur von 39 bis 43° R. anstatt 3°,5
                              oder 8° R. anlangen. Dieser Roͤhrenapparat, welcher seinen Zwek recht
                              gut zu erfuͤllen scheint, wurde von Hrn. Coffey, einem Branntweinfabrikanten in Dublin,
                              erfunden, welcher auch fuͤr einen Destillirapparat patentirt ist, wovon wir
                              unten die Beschreibung mittheilen.
                           5) Gaͤhrungsbottiche. Wenn die Wuͤrze auf
                              die geeignete Temperatur
                              abgekuͤhlt ist, welche sich nach ihrer Staͤrke, der Lufttemperatur und
                              nach dem Volum richtet, welches davon in einem einzigen Gefaͤß gesammelt und
                              in Gaͤhrung gebracht werden soll, wird sie in den Gaͤhrungsbottichen
                              gesammelt.
                           Diese Gefaͤße haben manchmal die Gestalt eines Kegels, welcher auf seiner
                              groͤßeren Basis sieht und sind entweder rund oder oval, bisweilen aber auch
                              vierekig; sie werden entweder aus Holz oder aus Gußeisen verfertigt, und jedes
                              dieser Materialien hat seine Vortheile und seine Nachtheile; da das Eisen ein
                              besserer Waͤrmeleiter ist, so bietet es den Vortheil dar, daß in einem
                              aͤußeren Gehaͤuse heißes oder kaltes Wasser angewandt werden kann, um
                              die Temperatur der im Gaͤhrungsbottich enthaltenen Wuͤrze zu
                              reguliren, was ein wichtiger Punkt ist; denn wenn die Temperatur, was leicht
                              geschehen kann, zu hoch steigt, so wird die Gaͤhrung aufgehalten und kann nur
                              schwer wieder eingeleitet werden, und wenn die Temperatur zu tief sinkt, treten
                              aͤhnliche Wirkungen ein, bis Mittel ergriffen werden, sie wieder zu
                              erhoͤhen. Eine zwekmaͤßige Leitung der Gaͤhrung erfordert
                              uͤberhaupt viel Geschiklichkeit und Aufmerksamkeit.
                           Fruͤher pflegte man die Wuͤrze bloß mit Bierhefe zu versezen, um die
                              Gaͤhrung einzuleiten, aber die Kostspieligkeit dieser Substanz und die
                              Schwierigkeit sich dieselbe uͤberall frisch und gut zu verschaffen, hat die
                              Branntweinbrenner in der neuesten Zeit veranlaßt ein Surrogat dafuͤr
                              anzuwenden, welches Baͤrme (bub) genannt und
                              folgender Maßen bereitet wird: man bringt warme Wuͤrze und Wasser mit Mehl
                              und etwas Hefe in ein Gefaͤß, mischt Alles gut mit einander und dekt es gut
                              zu; es erfolgt fast augenbliklich eine heftige Gaͤhrung und in diesem
                              Zustande wird die kuͤnstliche Hefe der Wuͤrze in den
                              Gaͤhrungsbottichen zugesezt und erregt nun die Gaͤhrung in der stanzen
                              Masse. Sollte die Gaͤhrung nach einiger Zeit nachlassen, so wuͤßte man
                              etwas Hefe zusezen; nach den Accisegesezen darf die Wuͤrze jedoch nur mit
                              fuͤnf Procent Baͤrme und Hefe versezt werden und die Erfahrung lehrt
                              auch, daß diese Quantitaͤt mehr als hinreichend ist. Bald nach dem Zusaz der
                              Baͤrme oder Hefe faͤngt die Wuͤrze zu gaͤhren an; zuerst
                              zeigt sich naͤmlich um die Seiten des Bottichs auf der Oberflaͤche der
                              Wuͤrze eine schaumartige Substanz und es treten kleine Blasen aus, welche
                              kohlensaures Gas enthalten; die Temperatur erhoͤht sich mit dem Fortschreiten
                              der Gaͤhrung; bald zeigen sich große Blasen von kohlensaurem Gas und sezen
                              die ganze Fluͤssigkeit in Bewegung, so daß es den Anschein hat als
                              waͤre sie im heftigsten Sieden; es sammelt sich endlich eine große Menge
                              Schaum auf ihrer Oberflaͤche, und zwar nicht selten so schnell, daß mehrere
                              Arbeiter noͤthig sind, um ihn mit Ruͤhrscheiten niederzuschlagen, damit die
                              Fluͤssigkeit nicht uͤberlaͤuft; man koͤnnte auch
                              oͤfters schon mit den Ruͤhrscheiten der Bewegung nicht mehr Meister
                              werden und war genoͤthigt eine Portion der gegohrenen Maische in die
                              Kuͤhlgefaͤße hinaufzupumpen, um ihre Temperatur zu erniedrigen und sie
                              dann wieder in den Gaͤhrungsbottich zuruͤkzubringen, wo die
                              Gaͤhrung dann maͤßiger fortschritt; in allen Faͤllen vermindert
                              sich aber die Heftigkeit der Gaͤhrung allmaͤhlich gegen ihr Ende und
                              die Temperatur faͤllt, bis zulezt die weingahre Maische die Temperatur des
                              Gaͤhrungszimmers annimmt und ruhig bleibt. Die Gaͤhrung muß
                              natuͤrlich so weit als moͤglich getrieben werden, damit man
                              moͤglichst viel Weingeist erzielt.
                           Nachdem die Maische auf die angegebene Weise gegohren hat, kommt sie in den
                              sogenannten Maischbeschiker, welcher bloß ein
                              Meßgefaͤß ist; sein Dekel und seine Verbindungen mit dem Destillirapparate
                              und den Maischbottichen stehen unter der Controlle des Accisebeamten; sie bleiben
                              naͤmlich immer verschlossen, außer wenn weingahre Maische aus den Bottichen
                              in den Beschiker und von diesem in die Blase gelassen werden soll.
                           6) Destillirblasen. Erst im Jaͤhre 1801 gelang es
                              Eduard Adam, einem Branntweinfabrikanten in Montpellier, einen Destillirapparat zu construiren, um
                              sogleich bei der ersten Destillation starken Spiritus zu erhalten; dieser Apparat
                              wurde bald darauf in einer großen Anzahl franzoͤsischer Brennereien
                              eingefuͤhrt. Isaak Berard erfand nachher zu
                              demselben Zwek einen Apparat, welcher weniger complicirt und kostspielig als der Adam'sche ist und daher von vielen lezterem vorgezogen
                              wurde, obgleich er keineswegs dieselbe Ersparniß an Brennmaterial bewirkt.
                           Die Einfuͤhrung dieser zwei Verbesserungen in einem fuͤr Frankreich so
                              wichtigen Industriezweige erregte sogleich die Aufmerksamkeit vieler talentvoller
                              Personen und von 1800 bis 1825 wurde eine große Anzahl von Erfindungen behufs der
                              Verbesserung der Destillirapparate bekannt gemacht. Solimani,
                                 Cutaudau, Cardonel, Chaptal, Clement etc. Versuchten sich auf diesem Gebiet
                              Und es wurde endlich ein Apparat construirt, welcher die Vortheile von Adam's und Berard's Erfindungen in sich vereinigte.
                           Um dieselbe Zeit kam Baglioni, ein Branntweinfabrikant in
                              Bordeaux, auf die Idee einen Apparat zu machen, welcher ohne Unterbrechung
                              destillirt, naͤmlich bestaͤndig einen Strom Wein oder Maische an einem
                              Ende empfaͤngt, welcher siedendheiß und seines Alkohols beraubt am anderen
                              Ende in einen geeigneten Behaͤlter wieder abfließt. Baglioni's erste Bemuͤhungen waren aber
                              nicht ganz entsprechend; sein Apparat entzog naͤmlich dem Wein nicht allen Alkohol, so daß.
                              ein Theil desselben verloren ging. Seine Idee wurde aber von Blumenthal verfolgt und endlich von Derosne ein
                              Apparat construirt, der die Aufgabe vollkommen loͤste und ohne Zweifel zur
                              Destillation klarer Fluͤssigkeiten, wie Wein, der
                              vollkommenste ist.
                           Mehrere Umstaͤnde verhinderten die Einfuͤhrung dieser Verbesserungen in
                              den Branntweinbrennereien Großbritanniens und Irlands:
                           1) konnten die neuen Apparate mehreren Accisegesezen, welche in den Brennereien
                              befolgt werden mußten, nicht angepaßt werden;
                           2) da der Branntwein bei uns aus Getreide gewonnen wird, so sind große
                              Quantitaͤten heißes Wasser zum Maischen desselben erforderlich und die
                              Daͤmpfe von den gewoͤhnlichen Blasen erhizten waͤhrend ihrer
                              Verdichtung Wasser zu diesem Zwek; die Hize desselben ging also nicht wie in den
                              franzoͤsischen Brennereien, wo man Wein destillirt, verloren und die
                              Ersparniß an Brennmaterial, welche Hie verbesserten Apparate erzwekten, war
                              fuͤr eine Brennerei, die Maische destillirte, bei weitem nicht so wichtig als
                              fuͤr eine solche, welche Wein anwandte.
                           3) die Getreidemaische eignet sich nicht so gut fuͤr das neue Verfahren wie
                              der Wein; sie enthaͤlt immer eine große Menge vegetabilischer Substanz,
                              welche, so lange sie in Bewegung ist, mechanisch in ihr suspendirt bleibt, aus der
                              in Ruhe befindlichen Maische sich aber schnell niederschlaͤgt und dann auf
                              den verdichtenden Oberflaͤchen des Apparates einen diken Saz bildet, so daß
                              deren Wirksamkeit vernichtet wird. Derosne's Apparat, der vollkommenste aller bisher in Frankreich
                              erfundenen eignet sich durchaus nicht zum Destilliren von diker Getreidemaische.
                           Wahrscheinlich wuͤrden diese Ursachen die Einfuͤhrung des neuen
                              Destillirsystems in Großbritannien und Irland, bis auf den heutigen Tag verhindert
                              haben, haͤtte nicht im Jahre 1823 eine große Veraͤnderung in dem
                              Accisegesez Statt gefunden. Fruͤher wurde naͤmlich der Maischproceß
                              und die Destillation in den Brennereien gleichzeitig betrieben; um die Steuern
                              sicherer erheben zu koͤnnen, ging aber nun ein Gesez durch, welches dem
                              Branntweinfabrikanten das Maischen von Getreide oder die Bereitung neuer
                              Wuͤrze und weingahrer Maische verbot, sobald er die vorraͤthige zu
                              destilliren begann. Er war also genoͤthigt seine Arbeiten in die Brau- und
                              Destillirperiode abzutheilen und in Folge hievon wurde das von den Daͤmpfen
                              seiner niedrigen Blasen erhizte Wasser unnuͤz; erst jezt zeigten sich unsere
                              Brennereibesizer geneigt, die auf dem Continente gemachten Verbesserungen zu
                              benuzen.
                           Den ersten Apparat dieser Art brachte ein gewisser St. Marc
                               nach England und nahm
                              darauf im Jahre 1827 ein Patent. Dieser sinnreiche Apparat war jedoch nicht seine,
                              sondern Alegre's Erfindung und
                              zum Destilliren von klarem Wein sehr geeignet, hingegen wie alle anderen in
                              Frankreich erfundenen Brennapparate zum Destilliren von Getreidemaische nicht
                              passend. Man findet eine sehr ausfuͤhrliche Beschreibung dieses Apparates,
                              welcher aus dem angegebenen Grunde bei uns nicht in Gebrauch kommen koͤnnte,
                              in der London Encyclopaedia Art.: Destillation.
                           Bald darauf nahm Robert Stein ein Patent auf einen
                              Destillirapparat und spaͤter ein zweites auf Verbesserungen daran: bei diesem
                              Apparate wird die (weingahre) Maische bestaͤndig in Bewegung erhalten, indem
                              man sie mittelst Drukpumpen in Gestalt eines Regengusses in verschiedene Kammern
                              treibt, worin sie mit Dampf in Beruͤhrung kommt und dadurch ihres Alkohols
                              beraubt wird. Die hiezu noͤthige große Anzahl von Drukpumpen macht den
                              Apparat sehr complicirt und erfordert eine bedeutende Triebkraft. So sinnreich
                              derselbe in mechanischer Hinsicht auch eingerichtet war, kam er deßwegen doch nicht
                              sehr in Aufnahme.
                           Der dritte und lezte Destillirapparat, welchen wir erwaͤhnen muͤssen,
                              ist derjenige von Aeneas Coffey, welcher im Jahre 1832
                              patentirt wurde und alle anderen Destillirapparate fuͤr Getreidemaische
                              uͤbertrifft. Aus der Zeichnung auf Tab. VI wird man eine ziemlich klare
                              Vorstellung von demselben so wie von allen neueren Verbesserungen an den
                              Destillirapparaten erhalten, denn sie sind saͤmmtlich bei Coffey's Apparat benuzt.
                           
                        
                           Beschreibung von Coffey's Destillirapparat.
                           Damit man unsere Beschreibung um so leichter verstehen kann, wollen wir einige
                              Thatsachen vorausschiken, welche der Leser im Gedaͤchtniß behalten muß.
                           1) Wasser kocht bei 80° R., und der reinste Alkohol, welchen man bisher
                              erhalten koͤnnte, bei 62° R.
                           2) Gemische von Alkohol und Wasser kochen bei Temperaturen zwischen 80° und
                              62° R.; ihr Siedepunkt ist naͤmlich nach dem Verhaͤltniß des
                              Wassers hoͤher oder niedriger.
                           3) Wenn man Wasserdampf durch eine aus Wasser und Alkohol bestehende
                              Fluͤssigkeit stroͤmen laͤßt, wird derselbe so lange verdichtet
                              werden, bis er Hize genug abgegeben hat, um die Mischung auf ihren Siedepunkt zu
                              bringen; stroͤmt dann noch ferner Wasserdampf in die Mischung, so wird ein
                              Antheil Alkohol verfluͤchtigt und als Dampf fortgefuͤhrt.
                           4) Wenn ein Gemisch von Wasser- und Alkoholdampf durch eine aus Wasser und Alkohol
                              bestehende Mischung getrieben wird, finden aͤhnliche Wirkungen Statt; wenn
                              naͤmlich die fluͤssige Mischung ihren Siedepunkt erreicht hat, gibt
                              der durch sie getriebene Dampf Wasser oder Wasserdampf ab, und es wird eine
                              entsprechende Menge Alkohol verfluͤchtigt, und zwar fuͤhrt der
                              gemischte Dampf, nachdem er die Fluͤssigkeit durchstrichen hat, einen
                              groͤßeren Antheil Alkohol mit sich fort, als er anfangs mitgebracht hat.
                           5) Wenn ein Gemisch von Wasser- und Alkoholdampf in einen Verdichter oder in ein
                              Kuͤhlrohr tritt, enthalten die zuerst verdichteten Daͤmpfe mehr als
                              den mittleren Antheil Wasser; und wenn die Groͤße des Verdichters (oder
                              Kuͤhlrohrs) nicht hinreichend oder die Temperatur des Bades, in welche er
                              getaucht ist, zu hoch ist, um allen Dampf zu verdichten, so wird der unverdichtet
                              entweichende Theil mehr Alkohol enthalten als der verdichtete.
                           Der Koͤrper von Coffey's
                              Apparat, Fig.
                                 6, besteht aus einem laͤnglichen Gefaͤße B, B' und zwei darauf errichteten Saͤulen C, D, E, F und G, H, I,
                                 K.
                           Die erste dieser Saͤulen nennt man den Zersezer
                              (analyzer), die zweite den Rectificator (rectifier).
                           Das Ganze ist aus Holz verfertigt und mit Kupfer beschlagen; da das Holz fuͤnf
                              bis sechs Zoll dik ist, so kann wenig oder keine Hize durch Ausstrahlung verloren
                              gehen.
                           Mitten durch das laͤngliche Gefaͤß geht eine Kupferplatte oder
                              Scheidewand c, d, welche es in zwei Kammern B, B' theilt. Diese Scheidewand ist mit einer großen
                              Anzahl kleiner Loͤcher versehen, damit der Dampf waͤhrend des
                              Processes aufwaͤrts hindurchgehen kann; auch ist sie mit mehreren Ventilen
                              e, e, e, e versehen, die sich nach Oben
                              oͤffnen, wenn ja der Dampf in so großer Menge vorhanden seyn sollte, daß er
                              durch die Loͤcher keinen freien Ausgang faͤnde.
                           Eine Roͤhre V, V geht von dieser Scheidewand bis
                              beinahe auf den Boden der unteren Kammer B in eine
                              Pfanne herab, die einen Dampfabsperrer bildet; am Obertheil dieser Roͤhre ist
                              ein Ventil, welches mittelst einer Stange t, die am
                              Obertheil des Gefaͤßes durch eine Stopfbuͤchse geht, beliebig
                              geoͤffnet oder geschlossen werden kann. Durch Glasroͤhren bei x, x kann man zu jeder Zeit die Hoͤhe der
                              Fluͤssigkeit in den Kammern B, B' sehen.
                           Die Saͤule C, D, E, F, welche man den Zersezer nennt, besteht aus zwoͤlf Kammern f, f, f, f, welche durch zwoͤlf kupferne
                              Scheidewaͤnde gh, gh etc. gebildet werden, die der großen
                              Scheidewand c, d aͤhnlich sind; diese eilf
                              Scheidewaͤnde sind naͤmlich ebenfalls mit zahlreichen Loͤchern
                              und mit Ventilen, die sich nach Oben oͤffnen, versehen. An jeder von ihnen
                              ist auch eine Tropfroͤhre p, p, p etc.
                              angebracht, durch welche
                              die Fluͤssigkeit von Platts zu Platte laufen kann; das obere Ende einer Jeden
                              dieser Roͤhren reicht einen Zoll oder zwei uͤber die Platte hinaus, in
                              welche es eingelassen ist, so daß es waͤhrend der Destillation
                              bestaͤndig eine Schichte Maische von dieser Tiefe auf jeder Scheidewand
                              zuruͤkhaͤlt; das untere Ende jeder Roͤhre taucht ein wenig in
                              eine niedere Pfanne, die auf der darunter befindlichen Scheidewand angebracht ist
                              und also einen Dampfabsperrer bildet, so daß kein Dampf durch die Roͤhre
                              entweichen kann. Die Roͤhren sind abwechselnd bald in dem einen, bald in dem
                              anderen Ende einer Scheidewand eingelassen, wie man dieß aus der Zeichnung
                              ersieht.
                           Die Saͤule G, H, I, K ist auf eine
                              aͤhnliche Weise durch kupferne Platten oder Scheidewaͤnde in Kammern
                              abgetheilt. Es sind 15 Kammern in dieser Saͤule, wovon die untersten zehn K, K, K etc. den Rectificator
                              bilden, dessen Scheidewaͤnde gerade so wie die des Zersezers durchloͤchert und mit Ventilen und Tropfroͤhren
                              versehen sind.
                           Die obersten fuͤnf Platten bilden den Verdichter
                              (Condensator) des fertigen Spiritus, und sind von den anderen zehn durch eine
                              Kupferplatte oder Scheidewand ohne kleine Loͤcher getrennt, die aber eine
                              weite Oeffnung bei W, zum Durchlassen des
                              Spiritusdampfes und eine Tropfrohre bei S hat. Um die
                              Oeffnung W ist ein Hals angebracht, der
                              beilaͤufig einen Zoll uͤber die Scheidewand hinaufreicht, damit kein
                              fertiger Spiritus durch diese Oeffnung zuruͤkkehren kann.
                           Unter der Tropfroͤhre 8 ist eine viel tiefere Pfanne als bei allen anderen
                              Tropfroͤhren, und von dieser Pfanne geht eine Roͤhre y aus dem Apparate heraus und fuͤhrt den
                              verdichteten, jedoch noch sehr heißen Spiritus in ein Schlangenrohr oder irgend
                              einen Refrigerator, worin er sich abkuͤhlt.
                           Die Kammern K', K', K', K' des Verdichters bestehen aus
                              flachen undurchloͤcherten Scheidewaͤnden von Kupfer mit abwechselnden
                              Oeffnungen an den Enden, die weit genug sind, damit der Dampf hinauf und der
                              verdichtete Spiritus herab gelangen kann; man beabsichtigt naͤmlich durch
                              diese Scheidewaͤnde bloß den Dampf laͤngs der Roͤhren m, m in einer Zigzagrichtung zu fuͤhren, damit er
                              so viel als moͤglich mit ihrer verdichtenden Oberflaͤche in
                              Beruͤhrung kommt.
                           In jeder Kammer, sowohl des Verdichters als des Rectificators, ist eine Reihe von
                              Zigzagroͤhren, wie man sie in Fig. 7 im Grundrisse
                              sieht; jede Roͤhrenreihe ist mit den uͤbrigen durch gebogene
                              Roͤhren l, l, l, l verbunden, und so bilden sie
                              eine einzige ununterbrochene Roͤhre m, m, welche von
                              der Maischpumpe Q bis auf den Boden des Rectificators
                              fuͤhrt, von wo sie endlich bei N ausgeht und dann
                              aufsteigend in der oberen Kammer des Zersezers einmuͤndet, wo sie sich bei
                              n' entleert.
                           M ist der Maischbehaͤlter; L ein kleinerer Maischbehaͤlter, der mit jenem und zugleich mit der
                              Maischpumpe verbunden ist. Lezteres Gefaͤß ist eigentlich kein wesentlicher
                              Theil des Apparats, und dient bloß dazu, eine hinreichende Reserve von Maische
                              zuruͤkzuhalten, damit der Apparat waͤhrend der Verzoͤgerung,
                              welche die Accise-Regulirungen zwischen dem Leeren und Wiederfuͤllen des
                              Maischbehaͤlters unvermeidlich machen, nicht zu feiern braucht.
                           Die Pumpe Q wird waͤhrend der Destillation
                              bestaͤndig in Bewegung erhalten, so daß sie den Apparat mit einem
                              regelmaͤßigen Maischstrome beschikt. Sie ist so eingerichtet, daß sie etwas
                              mehr als noͤthig ist, liefert; durch die mit einem Hahne versehene
                              Roͤhre n kann man naͤmlich einen Theil der
                              hinaufgepumpten Maische wieder in den großen Behaͤlter zuruͤklaufen
                              lassen.
                           A ist ein gewoͤhnlicher Dampfkessel; der Dampf
                              gelangt aus ihm durch die Roͤhre C in den Boden
                              des Maischrecipienten B und zertheilt sich darin in
                              einer Anzahl kleinerer durchloͤcherter Roͤhren, so daß er an
                              zahlreichen Stellen mit der Maische in Beruͤhrung kommt; diese
                              durchloͤcherten Roͤhren sind in der Zeichnung weggelassen.
                           Behandlung des Apparates. – Wenn man eine
                              Operation beginnt, sezt man zuerst die Maischpumpe in Gang, um alle
                              Zigzagroͤhren m, m, m zu beschiken, bis die
                              Maische in die Zersezer bei n' uͤbergeht. Dann
                              bringt man die Pumpe zum Stillstand und laͤßt den Dampf durch die
                              Roͤhre b, b in den Boden des Apparates. Der Dampf
                              streicht dann durch die Kammern B, B' und durch die
                              Roͤhre z in die Zersezer hinauf, und von diesen
                              auf den Boden des Rectificators bei N herab; dann steigt
                              er wieder durch die Kammern K, K, welche die
                              Zigzagroͤhren einschließen, hinauf und erhizt schnell die in lezteren
                              enthaltene (weingahre) Maische.
                           Wenn der Aufseher beim Anfuͤhlen der Buͤge l, l,
                                 l bemerkt, daß die Maische in mehreren (etwa acht oder zehn) Lagen dieser
                              Roͤhren erhizt worden ist, sezt er wieder die Pumpe in Gang, und die nun
                              beinahe siedendheiße, immer in rascher Bewegung befindliche Maische fließt von der
                              Roͤhre m bei n' aus
                              und gelangt von Kammer zu Kammer durch die Tropfroͤhren (in der Richtung, die
                              in einigen der oberen Kammern durch Pfeile angedeutet ist) hinab. Ich muß hier
                              bemerken, daß durchaus keine Maische durch die kleinen Loͤcher in den
                              Scheidewaͤnden, welche die Kammern von einander trennen, hindurchgeht. Diese
                              Loͤcher sind naͤmlich in der Anzahl und Groͤße so regulirt, daß der Dampf unter
                              einigem Druke gerade durch sie hinaufstreichen kann. Die Fluͤssigkeit kann
                              also, da sie durch die Loͤcher nicht zu dringen vermag, nur in dem durch die
                              Pfeile angedeuteten Zigzaglaufe hinabfließen. Es ist daher einleuchtend, daß die
                              Maische beim Herablaufen uͤber eben, so viele Schichten ausgebreitet wird,
                              als Scheidewaͤnde vorhanden sind und so der eindringendsten Wirkung des
                              bestaͤndig durch sie hinaufblasenden Dampfes ausgesezt ist. Waͤhrend
                              sie von Kammer zu Kammer herabgelangt, wird ihr durch den hindurchstroͤmenden
                              Dampf ihr Alkohol entzogen, und sie ist, wenn sie einmal die große Kammer B erreicht hat, in der Regel alles Alkohols beraubt.
                           Waͤhrend die Maische vom Zersezer herablauft, sammelt sie sich in der oberen
                              groͤßeren Kammer B' an, bis diese Kammer beinahe
                              gefuͤllt ist; ist dieß der Fall, was der Aufseher durch Besichtigung der
                              Glasroͤhre erkennt, so oͤffnet er das Ventil der Roͤhre V, und
                              entleert den Inhalt von B' in B; dann schließt er das Ventil wieder, worauf sich die Maische vom
                              Zersezer nochmals in B' anhaͤuft; wenn dieses zum
                              zweiten Male beinahe voll ist, wird der Inhalt der unteren Kammer B durch den Hahn N ganz aus
                              dem Apparate gelassen, worauf man die Fluͤssigkeit in B' durch Oeffnen des Ventils wie vorher in B
                              gelangen laͤßt, und so geht der Proceß fort, so lange noch Maische zum
                              Speisen der Pumpe vorhanden ist. Wenn alle Maische verbraucht ist, laͤßt man
                              eine Quantitaͤt Wasser in den Behaͤlter L
                              und pumpt es durch die Roͤhren m, m, um den
                              Proceß zu beendigen und die lezten Portionen Alkohol zu erhalten. Dieses Beschließen
                              der Operation, indem man Wasser durch die Roͤhren treibt, findet nach der
                              Destillation jedes Stuͤkfasses Maische Statt, weil ein Accisegesez dem
                              Brennereibesizer vorschreibt, das Product jedes Stuͤkfasses besonders zu
                              halten. Außerdem wuͤrde die Destillation ohne Unterbrechung fortgesezt werden
                              koͤnnen, so lange noch Maische vorhanden waͤre, und das Speisen der
                              Roͤhren mit Wasser wuͤrde waͤhrend der Destillirperiode nur ein
                              Mal noͤthig seyn; der Fabrikant wuͤrde dadurch viel Zeit und
                              Brennmaterial ersparen, welche jezt durch diese Unterbrechungen verloren gehen.
                           Ich habe schon bemerkt, daß bei dem gewoͤhnlichen Verlaufe der Operation die
                              Maische alles ihres Alkohols beraubt ist, wenn sie einmal den Boden des Zersezers
                              erreicht hat; als Vorsichtsmaßregel wurden jedoch noch die Kammern B', B angebracht, in deren jeder die abgelaufene Maische
                              eine halbe Stunde lang der Einwirkung des durchblasenden Dampfes ausgesezt wird.
                           Durch einen kleinen (in der Zeichnung nicht abgebildeten) Apparat wird ein Theil des
                              Dampfes in der Kammer B' verdichtet, abgekuͤhlt, und
                              laͤuft bestaͤndig durch eine Probeflasche, in welcher sich ein
                              Araͤometer befindet, oder besser zwei Glaskugeln, wovon die eine fuͤr
                              das specifische Gewicht 1000 und die andere fuͤr 998 angefertigt ist. Der
                              Aufseher weiß, daß alles in gehoͤrigem Gang ist, wenn diese Kugeln (oder auch
                              nur die leichteste von ihnen) in der Probefluͤssigkeit schwimmen. Und so kann
                              die Kammer B geleert werden, ohne daß ein Verlust zu
                              befuͤrchten waͤre.
                           Wir brauchen, nachdem wir den Lauf der weingahren Maische beschrieben haben, nur
                              wenig mehr uͤber den des Dampfes zu sagen.
                           Der Dampf wird zuerst durch die abgelaufene Maische in den Kammern B', B hindurchgeblasen und geht von da durch die
                              Maischeschichten auf den eilf Scheidewaͤnden des Zersezers. Auf seinem Wege
                              entzieht er diesen Schichten Maische ihren Alkohol und sezt an dessen Stelle eine
                              entsprechende Quantitaͤt Wasser ab. Nachdem er den ganzen Zersezer
                              durchlaufen hat, geht der nun viel Alkohol enthaltende Dampf durch die Roͤhre
                              i, i in den Boden des Rectificators; bei seinem
                              Aufsteigen umhuͤllt er also die Roͤhren m,
                                 m, erhizt die Maische und theilt ihr zugleich von seinen waͤsserigen
                              Bestandtheilen mit, die verdichtet werden und in siedendem Zustande auf die
                              verschiedenen Scheidewaͤnde des Rectificators herabfallen. Bis der Dampf
                              endlich die Oeffnung W im Boden des Spiritusverdichters
                              erreicht, ist er fast reiner Alkohol, wird nun durch die Maische in den
                              Roͤhren verdichtet, faͤllt auf die Scheidewand und wird durch die
                              Roͤhre y in ein Kuͤhlgefaͤß
                              geleitet. Am oberen Ende des Spiritusverdichters ist ein weites Rohr R, durch welches das waͤhrend des Processes
                              allenfalls entbundene unverdichtbare Gas einen Ausgang findet, und dieses Rohr steht
                              ebenfalls mit dem Abkuͤhler in Verbindung, so daß, wenn ja einmal nicht aller
                              Spiritusdampf im Apparat verdichtet werden koͤnnte, derselbe doch nicht
                              verloren geht.
                           Die auf den verschiedenen Scheidewaͤnden des Rectificators verdichtete
                              Fluͤssigkeit gelangt, nachdem sie von dem von Platte zu Platte aufsteigenden
                              Daͤmpfe durchblasen worden ist, auf den Boden gerade so herab, wie die
                              Maische in dem Zersezer von Kammer zu Kammer herablauft; aber diese verdichtete
                              Fluͤssigkeit enthaͤlt noch immer einen Antheil Alkohol und wird durch
                              die Roͤhre 8 zur Pumpe Q gefuͤhrt, durch
                              welche sie mit der Maische aufgepumpt wird, um nochmals destillirt zu werden.
                           Ein Thermometer bei m' zeigt dem Aufseher die Temperatur
                              an, welche die von der Roͤhre m, m in den
                              Zersezer gelangende Maische hat, und dieß ist Alles, was er braucht, um die
                              Operation gehoͤrig leiten zu koͤnnen; denn wenn die Temperatur auf dem
                              geeigneten Grade ist, muß Alles in Ordnung gehen. Sollte der Thermometer eine zu hohe Temperatur
                              anzeigen, so muͤßte mehr Maische in den Apparat gelassen werden, und
                              umgekehrt; die Quantitaͤt derselben laͤßt sich aber durch den Hahn an
                              der Roͤhre n reguliren. Die Erfahrung hat
                              gelehrt, daß eine Schwankung von wenigen Graden uͤber oder unter der
                              geeigneten Hize von geringem Einfluͤsse ist, und ich habe mich auch
                              uͤberzeugt, daß man nur sehr selten die Speisung mit Maische
                              abzuaͤndern braucht.
                           Das Wasser, womit der Dampfkessel gespeist wird, geht durch ein langes Schlangenrohr,
                              welches sich in der siedendheißen, aus den Saͤulen abgelaufenen Maische
                              befindet und seine Temperatur wird also sehr erhoͤht, ehe es in den Kessel
                              gelangt. Da der durch diesen Apparat streichende Dampf ganz durch die Maische und
                              nicht durch Wasser verdichtet wird, so geht keine Hize verloren, wie bei dem
                              gewoͤhnlichen Verfahren, so daß beilaͤufig drei Viertel von dem bei
                              lezterem erforderlichen Brennmaterial erspart werden.
                           Man hat auf dem Continent keinen Begriff von der außerordentlichen Groͤße
                              einiger Destillirapparate des vereinigten Koͤnigreichs. Der oben beschriebene
                              Apparat des Hrn. Coffey in
                              Inverkeithing destillirt stuͤndlich 2000 Gallons
                              (6360 Wiener Maaß) Maische und ein spaͤter in Leith fuͤr dieselben
                              Fabrikanten errichteter sogar 3000 Gallons stuͤndlich. Die Maische
                              enthaͤlt im Durchschnitt 11, bis 12 Proc. Probespiritus.Der Probespiritus ist Weingeist von 0,923
                                    specifisches Gewicht bei + 8° N. und besteht also aus 100 Maaßtheilen
                                    absolutem Alkohol und 67 Maaßtheilen Wasser. Fuͤr jeden Gallon
                                    Weingeist von dieser Staͤrke muß der Branntweinbrenner in
                                    Großbritannien 19 1/2 Schilling Steuer bezahlen; also fuͤr eine
                                    Wiener Maaß Weingeist von 22° Baumé 3 fl. 41 kr. A. d. R.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
