| Titel: | Ueber die Rolle, welche beim Färben mit Indigo die außer dem blauen Pigment in demselben enthaltenen Substanzen spielen; von Philipp Schwarzenberg aus Kassel. | 
| Fundstelle: | Band 66, Jahrgang 1837, Nr. XIV., S. 49 | 
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                        XIV.
                        Ueber die Rolle, welche beim Faͤrben mit
                           Indigo die außer dem blauen Pigment in demselben enthaltenen Substanzen spielen; von
                           Philipp
                              Schwarzenberg aus Kassel.
                        Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
                                 Mulhausen, No. 50
                        Schwarzenberg, uͤber den Einfluß der Unreinigkeiten des
                           Indigos beim Faͤrben.
                        
                     
                        
                           Nach den Untersuchungen von Berzelius (Polyt. Journal Bd. XXV. S. 482) enthaͤlt der Indigo
                              vier besondere Stoffe, naͤmlich Indigleim
                              (Indigkleber), Indigbraun, Indigroth und Indigblau; die Société industrielle in Muͤlhausen hat fuͤr
                              die Loͤsung der Frage: welchen Einfluß die drei ersten
                                 dieser Stoffe beim Baumwollfaͤrben haben, einen Preis
                              ausgeschrieben.
                           Vor Allem glaubte ich, um zur Loͤsung dieser Frage zu gelangen, untersuchen zu muͤssen,
                              in welchem Zustande sich diese drei Stoffe in der Eisenvitriolkuͤpe befinden,
                              welche meistens zum Baumwollfaͤrben angewandt wird; dann mußte ich sowohl mit
                              dem reinen blauen Farbstoff als auch mit solchem, der mit jedem einzelnen der
                              uͤbrigen Stoffe fuͤr sich versezt war, Proben faͤrben.
                           Um reines Indigblau zu erhalten, kochte ich
                              feingepulverten Indigo mit verduͤnnter Schwefelsaͤure und dann
                              mehrmals mit Wasser, hierauf wieder mit Saͤure und neuerdings mit Wasser, bis
                              diese Agentien ihm nichts mehr entzogen. Die sauren Aufloͤsungen wurden mit
                              dem Waschwasser vermischt, mit reinem kohlensaurem Kalk neutralisirt und dann
                              filtrirt. Die vom schwefelsauren Kalk abfiltrirte Fluͤssigkeit wurde zur
                              Trokne abgedampft und der Ruͤkstand mit wasserfreiem Alkohol behandelt,
                              welcher den Indigleim auszog. Die filtrirte geistige Aufloͤsung hinterließ
                              dann nach dem Verdunsten den reinen Indigleim.
                           Der Indigo, welchem nun der groͤßte Theil seines Pflanzenleims entzogen war,
                              wurde mit einer concentrirten Aufloͤsung von Aezkali behandelt, die das
                              Indigbraun aufloͤste. Ich filtrirte und suͤßte den auf dem Filter
                              gebliebenen Indigo aus, was eine sehr langwierige Operation ist, denn durch die
                              Behandlung mit Kali wird der Indigo so außerordentlich zertheilt, daß er die Poren
                              des Filters verstopft. Ich hatte also eine Aufloͤsung von Indigobraun in
                              Verbindung mit Kali; da die verduͤnnte Schwefelsaͤure aber den
                              Pflanzenleim nicht vollstaͤndig vom Indigo trennt, so enthaͤlt diese
                              Aufloͤsung noch immer einen Antheil davon und uͤberdieß eine geringe
                              Menge Indigblau.
                           Einen Theil dieser Aufloͤsung versezte ich mit Schwefelsaͤure und
                              erhielt einen Niederschlag, aus einer Verbindung von Indigbraun mit
                              Schwefelsaͤure bestehend. Nachdem derselbe auf einem Filter gut
                              ausgesuͤßt worden war, enthielt er keinen Pflanzenleim mehr, weil dieser in
                              der Auflosung zuruͤkbleibt. Dagegen enthielt er eine sehr geringe Menge
                              Indigblau, welches aber bei den unten folgenden Versuchen keinen Einfluß haben
                              konnte. Es war mir unmoͤglich ganz reines Indigbraun darzustellen, weil
                              dieser Koͤrper eine so große Verwandtschaft sowohl zu den Basen als zu den
                              Saͤuren hat, daß man bis jezt kein Verfahren kennt ihn zu isoliren.
                           Nach der Behandlung mit Aezkali kochte ich den Indigo mit Alkohol, um das Indigroth
                              aufzuloͤsen und abzuscheiden, welches eine große Verwandtschaft zum Blau zu
                              besizen scheint und sehr schwer davon zu trennen ist, sowohl wegen dieser
                              Verwandtschaft als weil es in Alkohol nur wenig aufloͤslich ist. Selbst
                              Indigo, den ich zwanzig Mal mit Alkohol ausgekocht hatte, enthielt noch Indigroth.
                              Diese geistigen
                              Aufloͤsungen enthalten außer dem Indigroth auch noch eine gewisse Menge
                              Indigbraun und Kali. Nachdem ich den groͤßten Theil des Alkohols abdestillirt
                              hatte, fiel Indigroth nieder, das ich abfiltrirte und aussuͤßte. Die
                              filtrirte Fluͤssigkeit enthielt noch Indigroth und Indigbraun, mit Kali
                              verbunden. Ich vermischte sie mit einigen Tropfen Essigsaͤure, welche das
                              Roth niederschlug und das Braun in der Aufloͤsung zuruͤkhielt; jenes
                              wurde dann von diesem durch Filtriren getrennt.
                           Nachdem der Indigo auf angegebene Weise zuerst mit verduͤnnter Saͤure,
                              dann mit Aezkali und endlich mit Alkohol behandelt worden ist, enthaͤlt das
                              ruͤkstaͤndige Blau doch noch fremdartige Stoffe und man muß es also
                              durch Desoxydation vollends reinigen. Ich vermengte folglich 4 Quentchen von diesem
                              Blau mit 8 Quentchen frisch geloͤschtem Kalk, brachte sie in eine Flasche,
                              die 4 3/4. Pfd. Wasser faßte und fuͤllte diese fast ganz mit heißem Wasser
                              voll; dann sezte ich 5 Quentchen 24 Gran schwefelsaures Eisenoxydul zu, die in ein
                              wenig Wasser aufgeloͤst waren. Nachdem das Blau auf diese Art reducirt und
                              aufgeloͤst worden war, ließ ich die klare Fluͤssigkeit Mittelst eines
                              Hebers in ein Gefaͤß auslaufen, welches verduͤnnte Saͤure
                              enthielt. Das reducirte Blau praͤcipitirte sich, und als der Niederschlag
                              blau geworden war, brachte ich ihn auf ein Filter und suͤßte ihn aus; dann
                              kochte ich ihn noch mehrmals mit Alkohol aus, um ihm die lezten Antheile Indigroth
                              zu entziehen. Das auf diese Art dargestellte Indigblau habe ich als rein betrachtet
                              und zu den unten folgenden Faͤrbeversuchen benuzt.
                           Nun will ich untersuchen in welchem Zustande sich in der Eisenvitriolkuͤpe die
                              außer dem Blau im kaͤuflichen Indigo enthaltenen Stoffe befinden.
                           Klare Kuͤpenfluͤssigkeit. Gießt man die
                              klare Fluͤssigkeit einer IndigkuͤpeIch verstehe unter Indigkuͤpe immer die mit Kalk und Eisenvitriol
                                    angesezte. in verduͤnnte Schwefelsaͤure, so praͤcipitirt sich das
                              reducirte Indigblau und kann also auf einem Filter gesammelt werden. Wenn man die
                              von demselben abfiltrirte braͤunliche saure Fluͤssigkeit mit Kreide
                              neutralisirt, filtrirt, zur Trokne abdunstet, den Ruͤkstand mit Alkohol
                              behandelt, filtrirt und wieder zur Trokne abdampft, so erhaͤlt man Indigleim.
                              Diese Fluͤssigkeit enthaͤlt weder Indigroth
                              noch Indigbraun.
                           Nachdem ich das praͤcipitirte und oxydirte Indigblau gut ausgewaschen hatte,
                              behandelte ich es mit einer concentrirten Aufloͤsung von Aezkali, welches
                              nicht die geringste Spur Indigbraun aufloͤste.
                           
                           Ich brachte dann das Blau auf ein Filter und suͤßte es aus; hierauf kochte ich
                              es mit Alkohol, welcher ein wenig Indigroth aufloͤste. Dieser Versuch beweist
                              also, daß in der klaren Fluͤssigkeit der Vitriolkuͤpe außer dem Indigblau auch noch Indigleim
                              und Indigroth aufgeloͤst ist.
                           Wenn man diese klare Fluͤssigkeit im Sauerstoffgas schuͤttelt so
                              faͤllt alles Indigroth mit dem Indigblau nieder; der Indigleim hingegen bleibt fast ganz
                              aufgeloͤst, so daß man in dem niedergeschlagenen Indigblau und Indigroth kaum
                              eine Spur davon findet.
                           Saz der Kuͤpe. Ich suͤßte den Saz einer
                              Vitriolkuͤpe mit siedendheißem Wasser bei abgeschlossener Lufc aus und
                              erhizte ihn dann, nachdem ihm alle Indigaufloͤsung entzogen war, mit
                              verduͤnnter Schwefelsaͤure, filtrirte und suͤßte den
                              Ruͤkstand aus.
                           Die von demselben abfiltrirte saure Fluͤssigkeit wurde mit Kreide
                              neutralisirt, filtrirt, zur Trokne verdunstet und dann mit Alkohol behandelt,
                              welcher eine geringe Menge Indigleim aufloͤste. Der auf dem Filter gebliebene
                              Saz, welcher nun hauptsaͤchlich aus schwefelsaurem Kalk bestand, wurde mit
                              Aezkali behandelt, welches kein Indigbraun
                              aufloͤste. Als ich jedoch Kuͤpensaz mit Salzsaͤure an Statt mit
                              Schwefelsaͤure behandelte, erhielt ich ein entgegengeseztes Resultat; nachdem
                              ich naͤmlich diesem Saz durch Filtriren und Aussuͤßen alle
                              aufloͤslichen Salze entzogen hatte, erhizte ich ihn mit Salzsaͤure,
                              suͤßte ihn neuerdings aus und behandelte ihn mit Aezkali. Diesesmal
                              loͤste das Kali eine große Menge Indigbraun auf.
                              Ich erklaͤre mir diese Thatsache folgendermaßen: in dem Kuͤpensaz ist
                              das Indigbraun mit Kalk verbunden und bei Behandlung desselben mit
                              Schwefelsaͤure entsteht daher schwefelsaures Indigbraun und schwefelsaurer
                              Kalk. Diese sind beide unaufloͤslich und bleiben also mit einander vermengt;
                              digerirt man dann mit Aezkali, so bemaͤchtigt sich dieses der
                              Schwefelsaͤure und scheidet Aezkalk ab, der zum Indigbraun eine
                              groͤßere Verwandtschaft hat als das Kali und sich daher neuerdings mit ihm
                              verbindet. Die Salzsaͤure hingegen erzeugt unaufloͤsliches salzsaures
                              Indigbraun und aufloͤslichen salzsauren Kalk; lezterer wird also durch das
                              Aussuͤßen entfernt, das Aezkali aber kann dann das Indigbraun
                              aufloͤsen, indem es die unaufloͤsliche Verbindung desselben mit
                              Salzsaͤure zersezt. Ich filtrirte die alkalische Indigbraunloͤsung von
                              den noch unaufgeloͤsten Theilen des Sazes ab und kochte leztere dann mit
                              Alkohol, welcher eine betraͤchtliche Menge Indigroth daraus
                              aufloͤste.
                           Aus dem Vorhergehenden folgt also, daß der Kuͤpensaz Indigroth, Indigbraun und etwas Indigleim
                              enthaͤlt.
                           Der Indigleim und das Indigroth sind auch in der klaren
                              Kuͤpenfluͤssigkeit enthalten, aber das Indigbraun kommt bloß im Saz vor, wie
                              es sich wegen seiner großen Verwandtschaft zum Kalk, womit es eine
                              unaufloͤsliche Verbindung bildet, nicht anders erwarten laͤßt.
                           Das in der Kuͤpe aufgeloͤste Indigroth
                              schlaͤgt sich durch die Einwirkung der Luft zugleich mit dem Blau nieder,
                              waͤhrend der Pflanzenleim aufgeloͤst bleibt. Daraus folgt, daß sich
                              mit dem Blau bloß ein Theil des Indigroth auf dem Zeuge fixirt. Dieß wird auch
                              dadurch bestaͤtigt, daß man aus Zeugen, die in truͤber oder heller
                              Kuͤpe gefaͤrbt worden sind, weder Indigleim noch Indigbraun ausziehen
                              kann; kocht man hingegen Abschnitte solcher Zeuge mit Alkohol, so faͤrbt sich
                              dieser sehr schwach roth, zum Beweis, daß sie Indigroth enthalten.
                           Ich haͤtte mich folglich damit begnuͤgen koͤnnen, die Rolle,
                              welche das Indigroth beim Faͤrben spielt auszumitteln, allein ich habe
                              dessenungeachtet auch folgende Versuche angestellt, welche sich auf den Indigleim
                              und das Indigbraun beziehen.
                           Da der Indigo so schwer zu reinigen ist, so konnte ich nur mit kleinen
                              Quantitaͤten experimentiren und ich mußte mich also vorerst
                              uͤberzeugen, ob man durch Faͤrbeversuche im Kleinen genuͤgende
                              Resultate erhaͤlt.
                           Ich sezte daher in einer Flasche mit weiter Oeffnung, die sich gut verpfropfen ließ,
                              eine Kuͤpe an mit
                           
                              
                                      1/2
                                 Quentchen
                                 ungereinigtem Indigo, 
                                 
                              
                                   1 1/2
                                       –
                                 Kalk, 
                                 
                              
                                   1
                                       –
                                 Eisenvitriol und
                                 
                              
                                 10
                                 Unzen Wasser.
                                 
                              
                           Diese Kuͤpe lieferte das mit No. I. bezeichnete
                              Muster, welches nur einen Zug erhielt, indem es eine halbe Stunde lang in der klaren
                              Kuͤpe blieb.
                           Eine andere schwaͤchere Kuͤpe wurde angesezt mit
                           
                              
                                   9
                                 Gran
                                 ungereinigtem Indigo, 
                                 
                              
                                 27
                                   –
                                 Kalk,
                                 
                              
                                 18
                                   –
                                 Eisenvitriol und
                                 
                              
                                   5
                                 Unzen
                                 Wasser sie gab die beiden mit No. II. bezeichneten Muster;
                                 
                              
                           dieselben wurden ebenfalls in der klaren Kuͤpe auf ein
                              Mal gefaͤrbt, indem sie eine halbe Stunde darin blieben.
                           Obwohl diese Muster nicht sehr gleich und auch nicht sehr schoͤn sind, so
                              schienen sie mir doch gut genug, um die Versuche in demselben Maaßstabe
                              fortzusezen.
                           Bei den folgenden Versuchen wurden 9 Gran ungereinigter Indigo durch 5 Gran reines
                              Indigblau ersezt, weil so viel seinem Gehalt entspricht. Alle Muster wurden auf ein
                              Mal gefaͤrbt, indem man sie eine halbe Stunde in der klaren Kuͤpe ließ, und dann bloß in Wasser
                              ausgewaschen. Eine Kuͤpe, welche angesezt wurde mit
                           
                              
                                   5
                                 Gran
                                 gereinigtem Indigo
                                 
                              
                                 27
                                   –
                                 Kalk,
                                 
                              
                                 18
                                   –
                                 Eisenvitriol und
                                 
                              
                                   5
                                 Unzen
                                 Wasser, gab das Muster III. a.
                                 
                              
                           Das Muster III b, wurde zuerst einige Zeit in eine
                              Aufloͤsung von Indigroth getaucht, dann getroknet und in derselben
                              Kuͤpe gefaͤrbt.
                           Hierauf goß man in die Kuͤpe eine Aufloͤsung von Indigroth in Alkohol
                              und erhielt das Muster III c, welches eben so
                              schoͤn wie das Muster III a zu seyn scheint.
                           Da durch den Zusaz einer Aufloͤsung von Indigroth die
                              Kuͤpenfluͤssigkeit vermehrt wurde, so mußte sie auch schwacher werden,
                              wodurch es sich erklaͤrt, daß das Muster b heller
                              als das Muster a ist. Das mit III d bezeichnete Muster erhielt man, nachdem der Kuͤpe eine
                              Aufloͤsung von Indigleim in Wasser zugesezt worden war.
                           Endlich wurde der Kuͤpe auch noch ein Gemisch von Indigbraun, das mit
                              Schwefelsaͤure gefaͤllt und von solchem, welches in Aezkali
                              geloͤst war, zugesezt, worauf sie das mit III e
                              bezeichnete Muster lieferte. Ein solches Gemisch wurde absichtlich gewaͤhlt,
                              um den Ueberschuß von Aezkali durch die Schwefelsaͤure des schwefelsauren
                              Indigbraun zu neutralisiren.
                           Alle diese Muster wurden stufenweise heller, weil eines nach dem anderen die
                              Kuͤpe schwaͤchte.
                           Die verschiedenen Stoffe wurden der Kuͤpe in einem viel groͤßeren
                              Verhaͤltniß zugesezt, als sie im kaͤuflichen Indigo zum reinen
                              Indigblau stehen; doch sieht man daß sie die Farbe weder besser noch schlechter
                              machen. Nur das Muster III b, welches vor dem
                              Faͤrben in eine Aufloͤsung von Indigroth getaucht wurde, scheint einen
                              weniger schoͤnen Farbenton als die anderen zu haben.
                           Eine Kuͤpe, welche angesezt wurde mit
                           
                              
                                   5
                                 Gran
                                 reinem Indigblau, vermengt mit
                                 
                              
                                   2
                                   –
                                 Indigroth, 
                                 
                              
                                 27
                                   –
                                 Kalk,
                                 
                              
                                 18
                                   –
                                 Eisenvitriol und
                                 
                              
                                   5
                                 Unzen
                                 Wasser, gab das mit IV bezeichnete Muster.
                                 
                              
                           Um mich zu uͤberzeugen, daß Indigroth in der Kuͤpe aufgeloͤst
                              war, praͤcipitirte ich die klare Fluͤssigkeit durch den Sauerstoff der
                              Luft und brachte den Niederschlag dann auf ein Filter; er faͤrbte kochenden
                              Alkohol auch wirklich dunkelroth.
                           
                           Vergleicht man das Muster IV mit dem Muster IIIa, so
                              bemerkt man keinen Unterschied in den Nuͤancen.
                           In einer anderen Kuͤpe, die wie die vorhergehenden mit reinem Indigblau
                              angesezt war, faͤrbte man die mit V bezeichneten
                              Muster. Das erste a war ein weißer Flek; die beiden
                              anderen b und c waren vorher
                              mit einer geistigen Aufloͤsung von Indigroth getraͤnkt und dann
                              getroknet worden. Die Indigrothloͤsung, womit c
                              getraͤnkt wurde, war eine gesaͤttigte; die Loͤsung fuͤr
                              b aber enthielt weniger Indigroth. Bei diesen
                              Versuchen hat das Indigroth, weit entfernt, den Glanz der Farben zu erhoͤhen,
                              sie vielmehr getruͤbt. Die Zeugstuͤkchen, welche mit Indigroth
                              getraͤnkt wurden, sind dunkler als der Flek Va,
                              was sich leicht erklaͤrt.
                           Eine andere Kuͤpe, die ebenfalls mit gereinigtem Indigo angesezt war, gab das
                              Muster VIa; es wurde vor dem Faͤrben Indigleim
                              zugesezt, um das Muster VIb zu erhalten und dann ein
                              Gemisch von mit Schwefelsaͤure gefaͤlltem Indigbraun und einer
                              Aufloͤsung von Indigbraun in Aezkali, um das Muster VIc zu erhalten.Ich habe so viel Indigbraun zugesezt, daß sich die Kuͤpe durch
                                    dasjenige, welches in ihr aufgeloͤst blieb, schwaͤrzlichbraun
                                    faͤrbte.
                              
                           Wenn man alle diese Muster vergleicht, sieht man, daß die mit gereinigtem Indigo
                              gefaͤrbten weder schoͤner noch weniger schoͤn als die mit
                              kaͤuflichem Indigo gefaͤrbten sind; auch sieht man, daß eine
                              Beschikung der Kuͤpe mit den drei fraglichen Stoffen weder die Lebhaftigkeit
                              noch die Schoͤnheit der Nuͤancen beeintraͤchtigt hat. Das
                              Indigroth allein scheint die Farbentoͤne etwas dunkler und truͤber zu
                              machen.
                           Um die gefaͤrbten Muster auf ihre Haltbarkeit zu pruͤfen, sezte ich
                              einige dem Sonnenlichte aus und passirte auch einige durch ein kochendes Seifenbad.
                              Die mit gereinigtem Indigo gefaͤrbten Muster zeigten sich jedoch weder an der
                              Sonne noch im Seifenwasser weniger haltbar, als die mit gewoͤhnlichem Indigo
                              (oder auch mit gereinigtem Indigo, aber mit Zusaz der anderen Stoffe)
                              gefaͤrbten.
                           Nach diesen Versuchen glaube ich also die vorgelegte Frage folgender Maßen
                              beantworten zu koͤnnen.
                           In der mit Kalk, Eisenvitriol und Indigo angesezten Kuͤpe, wie sie
                              gewoͤhnlich zum Baumwollfaͤrben angewandt wird, ist die groͤßte
                              Menge des Pflanzenleims aufgeloͤst; der Rest
                              desselben bleibt im Saz der Kuͤpe und beim Faͤrben befestigt sich
                              nichts davon mit dem Indigblau auf dem Zeuge; da dieser Stoff naͤmlich
                              aufgeloͤst bleibt, waͤhrend das Blau sich oxydirt und
                              niederschlaͤgt, so kann er keinen Einfluß auf das Resultat haben.
                           
                           Alles Indigbraun bildet eine unaufloͤsliche
                              Verbindung mit dem Kalk; es ist davon nicht die geringste Spur in der
                              Kuͤpenfluͤssigkeit aufgeloͤst, und es kann folglich auch keinen
                              Einfluß beim Faͤrben haben, wenn man in der klaren Kuͤpe
                              faͤrbt. Es ließ sich auch nicht erwarten, daß es einen Einfluß hat, wenn man
                              truͤb faͤrbt, denn die Verwandtschaft des Indigbraun zum Kalk ist so
                              groß, daß dieser es sogar aus seiner Aufloͤsung in Kali
                              niederschlaͤgt; Muster, welche in truͤber Kuͤpe gefaͤrbt
                              wurden, enthielten auch wirklich nicht die geringste Spur von Indigbraun, was
                              unzweifelhaft beweist, daß dieses keinen Einfluß beim Faͤrben hat.
                           Hinsichtlich des Indigroth ist zu bemerken, daß es sich
                              nicht mit den Alkalien verbindet und in ihren Loͤsungen so wie in Kalkwasser
                              unaufloͤslich ist. Ich habe sehr sorgfaͤltig eine Kuͤpe mit
                              Kalk, Eisenvitriol und Indigroth (anstatt Indigblau) angesezt; nicht die geringste
                              Spur von Roth loͤste sich auf; als man aber Indigroth mit reinem Indigblau
                              vermengte, loͤste sich von jenem eine bedeutende Quantitaͤt mit diesem
                              in der Kuͤpe auf, waͤhrend der Rest des Indigroth im Saz blieb. In
                              diesem Falle verhalten sich die beiden Stoffe wie in Kuͤpen, welche mit
                              ungereinigtem Indigo angesezt worden sind. Es ist also einzig das Indigblau, welches
                              das Roth loͤslich macht, und es waͤre der Muͤhe werth durch
                              Versuche den Grund dieser interessanten Thatsache auszumitteln.
                           Das in der Kuͤpe aufgeloͤste Indigroth faͤllt mit dem Blau bei
                              dessen Oxydation nieder und befestigt sich waͤhrend des Faͤrbens mit
                              ihm auf dem Zeuge. Dieser Stoff erhoͤht jedoch, wie wir oben gesehen haben,
                              weder die Schoͤnheit noch Haltbarkeit der Farbe; er ist also nicht
                              noͤthig, um ein haltbares und lebhaftes Blau zu erzielen, und koͤnnte
                              sogar, wenn er in großer Menge vorhanden waͤre, die Farbe dunkler und
                              truͤber machen, wie die Muster es beweisen.
                           Reines Indigblau lieferte weder schoͤnere noch haltbarere Farben als der
                              kaͤufliche Indigo; ein Beweis, daß das in lezterem enthaltene Roth beim
                              Faͤrben eben so wenig als die anderen Stoffe einen nachtheiligen Einfluß hat.
                              Auch ist die Menge des Indigroth, welche sich in der Kuͤpe aufloͤst
                              und dann mit dem Blau auf den Zeug niederschlaͤgt, so gering, daß man ihr
                              keinen bemerkenswerthen Einfluß zuschreiben kann.
                           Einige Versuche, die ich mit sublimirtem Indigo anstellte, sind nicht so ausgedehnt,
                              daß ich in dieser Hinsicht eine positive Meinung aufstellen koͤnnte; ich lege
                              jedoch drei mit VIIa, b und c bezeichnete Muster bei, die mit sublimirtem Indigo gefaͤrbt sind.
                              Zu den zwei ersten a und b
                              benuzte man eine Kuͤpe, welche angesezt war, mit
                           
                           
                              
                                   9
                                 Gran
                                 sublimirtem Indigo, 
                                 
                              
                                 27
                                   –
                                 Kalk,
                                 
                              
                                 18
                                   –
                                 Eisenvitriol und
                                 
                              
                                   6
                                 Unzen Wasser.
                                 
                              
                           Das Muster a wurde an der Seite, wo es im
                              Kuͤpensaze stekte, dunkler.
                           Ich sezte noch eine Kuͤpe an mit
                           
                              
                                   18
                                 Gran
                                 sublimirtem Indigo, 
                                 
                              
                                 108
                                   –
                                 Kalk,
                                 
                              
                                   72
                                   –
                                 Eisenvitriol und
                                 
                              
                                   10
                                 Unzen Wasser.
                                 
                              
                           In dieser Kuͤpe war aber kein reducirtes Blau aufgeloͤst, weil dasselbe
                              mit dem in großem Ueberschuß vorhandenen Kalk eine unaufloͤsliche Verbindung
                              eingegangen hatte.
                           Ich habe aus diesen beiden Kuͤpen das Indigblau wieder aufgezogen, indem ich
                              den Kalk und das Eisenoxyd mittelst Salzsaͤure aufloͤste; dann sezte
                              ich mit diesem Blau eine neue Kuͤpe an, nahm aber im Verhaͤltniß zum
                              Kalk und Eisenvitriol eine viel groͤßere Menge davon. In dieser Kuͤpe
                              wurde das Muster VIIc gefaͤrbt. Vergleicht man
                              dasselbe mit den vorigen, so uͤberzeugt man sich, daß das Indigblau durch die
                              Sublimation an seinem Faͤrbevermoͤgen nichts verliert.
                           
                        
                           Bericht uͤber die vorhergehende Abhandlung; im Namen
                                 des Ausschusses fuͤr Chemie von Hrn. Gustav Schwartz
                                 erstattet.
                           Die Société industrielle hatte in ihrer
                              Preisfrage verlangt, daß durch genaue Versuche ausgemittelt werden soll, welche Rolle beim Blaufaͤrben der Baumwolle die
                                 verschiedenen außer dem Indigblau in dem kaͤuflichen Indigo enthaltenen
                                 Stoffe spielen; ferner, ob diese Stoffe beim Blaufaͤrben nothwendig oder
                                 schaͤdlich sind, oder ob der eine oder andere von ihnen
                                 unumgaͤnglich noͤthig ist, um ein solides und lebhaftes Blau zu
                                 erhalten.
                           Ich will den Inhalt der eingegangenen Abhandlung kurz mittheilen und dann auf gewisse
                              Punkte zuruͤkkommen, wenn ich meine eigenen Versuche mittheile.
                           Der Verfasser bemerkt zuerst, daß der Indigo nach Berzelius vier besondere Stoffe enthaͤlt, naͤmlich
                              Indigleim, Indigbraun, Indigroth, und endlich Indigblau. Im ersten Theile seiner
                              Abhandlung beschreibt er die Darstellung des reinen Indigblau sowohl, als des
                              Indigleims, des Indigbraun und Indigroth; dann seine vergleichenden
                              Faͤrbeversuche mit vollkommen gereinigtem und mit gewoͤhnlichem Indigo, und endlich
                              theilt er die Resultate mit, welche er erhielt, als er eine mit reinem Indigblau
                              angesezte Kuͤpe nach einander mit Indigleim, Indigbraun und Indigroth
                              versezte und jedes Mal ein Muster darin faͤrbte; im zweiten Theile seiner Abhandlung untersucht er die Vitriolkuͤpe und
                              bestimmt die Rolle, welche jeder der oben angefuͤhrten Stoffe in derselben
                              spielt.
                           Reinigung des Indigos. Wenn man den Indigo zuerst mit
                              verduͤnnter Schwefelsaͤure, dann mit Wasser auskocht und dieses
                              oͤfters wiederholt, so wird ihm sein Pflanzenleim entzogen; um denselben
                              fuͤr sich zu erhalten, saͤttigt man die filtrirte saure
                              Aufloͤsung mit Kreide, filtrirt wieder, dampft zur Trokne ab und behandelt
                              den Ruͤkstand mit Alkohol. Der Indigo wird, nachdem ihm dieser Stoff entzogen
                              worden ist, mit einer concentrirten Aezkaliloͤsung digerirt, welche das
                              Indigbraun aufloͤst; nun muß noch das rothe Harz davon getrennt werden, was
                              durch mehrmaliges Auskochen mit Alkohol geschieht. In diesem Zustande ist jedoch der
                              Indigo noch nicht rein genug; man reducirt ihn daher, laͤßt ihn dann sich
                              wieder oxydiren und kocht ihn noch einige Mal mit Alkohol aus.
                           Nachdem sich der Verfasser sowohl das Indigblau als auch die uͤbrigen Stoffe
                              in hinreichend reinem Zustande verschafft hatte, stellte er folgende Versuche
                              an:
                           Er sezte eine Kuͤpe an mit
                           
                              
                                   9
                                 Gran
                                 ungereinigtem Indigo,
                                 
                              
                                 27
                                   –
                                 Kalk,
                                 
                              
                                 18
                                   –
                                 Eisenvitriol und
                                 
                              
                                   5
                                 Unzen Wasser.
                                 
                              
                           Dann eine andere Kuͤpe mit
                           
                              
                                   5
                                 Gran
                                 gereinigtem Indigo,
                                 
                              
                                 27
                                   –
                                 Kalk,
                                 
                              
                                 18
                                   –
                                 Eisenvitriol und
                                 
                              
                                   5
                                 Unzen Wasser.
                                 
                              
                           In jeder dieser Kuͤpen wurde ein Stuͤkchen Baumwollzeug
                              gefaͤrbt, indem man es eine halbe Stunde lang in die klare
                              Fluͤssigkeit tauchte.
                           Ein drittes Muster wurde mit einer Aufloͤsung von Indigroth in Alkohol
                              getraͤnkt, getroknet und mit gereinigtem Indigo gefaͤrbt.
                           Ein viertes wurde mit gereinigtem Indigo gefaͤrbt, nachdem man die
                              Kuͤpe zuvor mit dem rothen Harze versezt hatte.
                           Ein fuͤnftes wurde in derselben Kuͤpe gefaͤrbt, nachdem man sie
                              uͤberdieß noch mit einem Gemisch versezt hatte, bestehend aus Indigbraun in
                              Kali geloͤst, nebst Indigbraun, welches aus seiner alkalischen
                              Aufloͤsung mittelst Schwefelsaͤure gefaͤllt war.
                           
                           Ein sechstes wurde mit gereinigtem Indigo gefaͤrbt, welcher mit Pflanzenleim
                              und einer Portion des angefuͤhrten Gemisches von Indigbraun versezt worden
                              war.
                           Endlich stellte der Verfasser noch einige Faͤrbeversuche an mit verschiedenen
                              Verhaͤltnissen zwischen dem reinen Indigo und dem rothen Harze, indem er
                              lezteres entweder der Kuͤpe beimischte, oder indem er Muster mit mehr oder
                              weniger gesaͤttigten Aufloͤsungen desselben traͤnkte, troknete
                              und dann in reinem Indigo ausfaͤrbte.
                           Nach allen diesen Versuchen vergleicht der Verfasser die Nuͤancen her
                              verschiedenen Muster und findet:
                           1) daß die mit gereinigtem Indigo gefaͤrbten von den mit kaͤuflichem
                              gefaͤrbten durchaus nicht verschieden sind;
                           2) daß wenn man eine mit gereinigtem Indigo bereitete Kuͤpe mit den drei
                              fraglichen Stoffen versezt, dadurch weder der Glanz noch die Lebhaftigkeit der
                              Farbentoͤne veraͤndert wird; das rothe Harz allein scheint ihm die
                              blaue Farbe dunkler und truͤber zu machen. Die Farben widerstehen auch den
                              Seifenpassagen und der Luft eben so gut wie gewoͤhnlich.
                           Untersuchung der Vitriolkuͤpe. Wenn man die klare
                              Kuͤpenfluͤssigkeit mit Schwefelsaͤure versezt, so faͤllt
                              der reducirte Indigo nieder, und die von ihm abfiltrirte Fluͤssigkeit
                              enthaͤlt bloß Pflanzenleim. Der praͤcipitirte Indigo liefere bei
                              Behandlung mit Kali keine Spur Indigbraun, Alkohol entzieht ihm aber etwas
                              Indigroth.
                           Kuͤpensaz. Er wurde bei abgehaltener Luft mit
                              gekochtem Wasser ausgewaschen und dann mit verduͤnnter Schwefelsaͤure
                              behandelt, welche eine geringe Menge Pflanzenleim aufloͤste. Eine andere
                              Portion, welche zuerst mit Salzsaͤure (anstatt mit Schwefelsaͤure) und
                              hierauf mit Aezkali behandelt wurde, lieferte ziemlich viel Indigbraun. Alkohol zog
                              Indigroth aus.
                           Der Verfasser findet also in dem Kuͤpensaze etwas Indigleim, alles Indigbraun
                              und endlich viel Indigroth.
                           Die klare Kuͤpenfluͤssigkeit enthaͤlt Indigleim und Indigroth.
                              Das Roth faͤllt beim Baumwollfaͤrben zugleich mit dem Blau nieder und
                              der Pflanzenleim bleibt in der Kuͤpe zuruͤk. Der Verfasser zog auch
                              Indigroth aus einem blau gefaͤrbten Zeuge aus, er konnte aber weder
                              Indigbraun noch Indigleim daraus erhalten.
                           Ich will nun meine Gegenversuche anfuͤhren; diese mußten jedoch in
                              groͤßerem Maaßstabe, als die des Verfassers, angestellt werden, um die
                              Resultate auffallender zu machen. Ich habe also mit Grammen anstatt mit Granen
                              gearbeitet. Jedes Muster wurde nach dem Faͤrben und Auswaschen durch ein
                              schwefelsaures Bad von 5° Baumé bei 40° R. passirt, was zur gehoͤrigen
                              Reinigung noͤthig ist, aber vom Verfasser unterlassen wurde; seine
                              Nuͤancen sind daher alle truͤb und gestatten keine genaue
                              Vergleichung. Anstatt eine bestimmte Zeit auf die Faͤrbeoperation zu
                              verwenden, bemuͤhte ich mich allen Mustern denselben Farbenton zu geben, um
                              ihre Lebhaftigkeit desto leichter beurtheilen zu koͤnnen. Ferner machte ich
                              die Faͤrbeversuche auf zweierlei Art: 1) mit krystallisirtem Indigo und mit
                              Zusaz der verschiedenen bekannten Stoffe; 2) mit kaͤuflichem Indigo, welcher
                              zuerst von Pflanzenleim gereinigt, dann zum Faͤrben angewandt; hierauf von
                              Indigbraun gereinigt und wieder zum Faͤrben angewandt; endlich als er nur
                              noch Indigroth enthielt, nochmals zum Faͤrben benuzt wurde. Auf diese Art
                              verschaffte ich mir, so gut als es moͤglich ist, das Indigbraun und Indigroth
                              allein mit Indigo verbunden, aber im natuͤrlichen Zustande, anstatt der
                              kuͤnstlichen Beimengung.
                           Das am schnellsten zum Ziele fuͤhrende, aber keineswegs wohlfeilste Mittel
                              krystallisirten Indigo zu erhalten, besteht im Roͤsten. Ich brachte daher
                              gepulverten Indigo auf ein Eisenblech und legte dieses auf einen Ofen, der
                              gluͤhende Kohlen enthielt. Nachdem sich reichliche gelbe Daͤmpfe, die
                              stark nach verbranntem Horn rochen, entbunden hatten, war der ganze obere Theil des
                              Indigos mit Krystallen bedekt, der mit dem Bleche in Beruͤhrung gewesene aber
                              verkohlt. Die Krystalle ließen sich mit einer Messerklinge leicht beseitigen, und
                              ich waͤhlte aus ihnen nur diejenigen aus, an welchen keine Kohle hing.
                           Nachdem ich mir auf diese Art eine hinreichende Menge krystallisirten Indigo
                              (fruͤher Indigotin genannt) verschafft hatte, kochte ich ihn mehrmals mit
                              Alkohol aus, um ihn von etwas Indigroth zu befreien, und benuzte ihn dann zu den
                              folgenden Versuchen.
                           1stes Faͤrben; man nahm dazu eine Kuͤpe, welche angesezt war, mit
                           
                              
                                   4
                                 Grammen
                                 kaͤuflichem Indigo,
                                 
                              
                                 16
                                       –
                                 Eisenvitriol,
                                 
                              
                                 16
                                       –
                                 Kalk,
                                 
                              
                                   1
                                 1/2 Liter Wasser.
                                 
                              
                           2tes Faͤrben; die Kuͤpe war angesezt mit
                           
                              
                                   3
                                 Grammen
                                 sublimirtem Indigo,
                                 
                              
                                 12
                                       –
                                 Eisenvitriol,
                                 
                              
                                 16
                                       –
                                 Kalk,
                                 
                              
                                   1
                                 1/2 Liter Wasser.
                                 
                              
                           3tes Faͤrben. Es diente dazu dieselbe Kuͤpe mit Zusaz von 1/2 Gramm
                              Indigleim.
                           
                           4tes Faͤrben. Die Kuͤpe war mit sublimirtem Indigo bereitet und das
                              Zeugstuͤk mit Indigroth getraͤnkt.
                           5tes Faͤrben. Dieselbe Kuͤpe mit aufgeloͤstem Indigroth
                              versezt.
                           6tes Faͤrben. Man nahm dazu sublimirten Indigo, Indigroth und Indigleim.
                           7tes Faͤrben. Sublimirter Indigo und bloß Indigbraun.
                           8tes Faͤrben. Sublimirter Indigo, Indigbraun und Indigroth.
                           Alle diese Kuͤpen wurden in denselben Verhaͤltnissen angesezt wie die
                              2te.
                           Andererseits machte man drei Faͤrben:
                           1) mit kaͤuflichem Indigo, welcher von Pflanzenleim gereinigt war;
                           2) mit Indigo, welcher von Pflanzenleim und Indigbraun gereinigt war;
                           3) mit Indigo, welcher von Indigroth und Pflanzenleim gereinigt war.
                           Die Zeugstuͤkchen von allen diesen Versuchen wurden nach dem Faͤrben
                              gut ausgewaschen, und dann, wie ich schon gesagt habe, durch Schwefelsaͤure
                              von 5° Baumé bei 40° R. passirt.
                           Es zeigte sich durchaus kein Unterschied in der Lebhaftigkeit der Farbentoͤne.
                              Nur das Muster, welches vor dem Faͤrben mit einer Loͤsung von
                              Indigroth in Alkohol getraͤnkt wurde, war truͤb, und der Verfasser hat
                              dieselbe Bemerkung gemacht. Dieses Resultat hat aber nicht viel zu bedeuten, denn
                              offenbar findet hier nur eine mechanische Wirkung Statt, indem zu viel Harz auf der
                              Baumwolle zuruͤkbleibt, was beim Faͤrben mit kaͤuflichem Indigo
                              niemals der Fall ist.
                           Nun hatte ich noch die Versuche des Verfassers uͤber die Vitriolkuͤpe zu wiederholen; ich nahm dazu aus einer Kuͤpe,
                              wie sie im Großen gebraucht werden, beilaͤufig zwei Liter klare
                              Fluͤssigkeit. Diese lieferte mir, wie dem Verfasser, Indigroth und Indigleim,
                              außerdem fand ich aber auch in dem praͤcipitirten Blau etwas Indigbraun. Es
                              ist leicht moͤglich, daß etwas Indigbraun ungeachtet seiner
                              Unaufloͤslichkeit in der großen Masse alkalischer
                              Kuͤpenfluͤssigkeit aufgeloͤst bleiben kann, so daß diese es
                              dann bei Behandlung mit verduͤnnter Schwefelsaͤure fallen
                              laͤßt.
                           Andererseits wurde Saz aus derselben Kuͤpe in einem großen Ballon zuerst mit
                              gekochtem Wasser, dann mit einem Gemenge von Eisenvitriol und Kalk, hierauf wieder
                              beinahe vierzig Mal mit frischen Portionen Wasser ausgewaschen, indem man die
                              Fluͤssigkeit jedes Mal mit einem Heber abzog. Der so ausgewaschene Saz wurde
                              dann nach der Methode des Verfassers untersucht. Man fand darin außerordentlich
                              wenig Pflanzenleim, viel Indigbraun, aͤußerst wenig Indigroth, so daß es den
                              Alkohol kaum faͤrbte, und endlich Indigblau. Der Verfasser fuͤhrt das
                              Indigblau nicht unter den Bestandtheilen des Kuͤpensazes auf, er muß es aber
                              doch gefunden haben, um so mehr, weil er das Auswaschen nicht so lange fortsezte und
                              kein Desoxydationsmittel anwandte. Haͤtte ich das Auswaschen mit Kalk und
                              Eisenvitriol noch oͤfters vorgenommen, so wuͤrde ich wahrscheinlich
                              zulezt allen Indigo ausgezogen haben und dann auch kein Indigroth mehr im
                              Kuͤpensaze gefunden haben, weil dieses Harz eine so große Verwandtschaft zum
                              Indigblau hat.
                           Obgleich nun meine Resultate von denen des Verfassers ein wenig abweichen, so kann
                              man dennoch annehmen, daß das Indigbraun ganz im Kuͤpensaze
                              zuruͤkbleibt und daß lezterer uͤberdieß eine sehr geringe Menge
                              Indigleim, endlich Indigroth (und folglich auch Indigblau) enthaͤlt.
                           Es war nun noch eine vom Verfasser angegebene Thatsache zu pruͤfen,
                              naͤmlich daß waͤhrend des Faͤrbens das rothe Harz sich auf den
                              Baumwollzeug niederschlaͤgt und nach der Reinigung desselben darauf
                              zuruͤkbleibt. Da der Verfasser seine Muster nicht vollkommen reinigte, so
                              zweifelte ich, ob die meinigen nach sorgfaͤltiger Passage durch
                              Schwefelsaͤure noch Indigroth enthalten wuͤrden. Ich vermuthete
                              naͤmlich, daß der Indigo, indem er sich auf der Baumwolle befestigt, seine
                              Verwandtschaft zum Harze verlieren und lezteres dann durch ein gutes Auswaschen des
                              Zeuges leicht entfernt werden koͤnnte. Um hieruͤber Gewißheit zu
                              erlangen, stellte ich folgenden Versuch an:
                           Ich nahm eine halbe Elle blau gefaͤrbten Baumwollzeug, desoxydirte den darauf
                              befestigten Indigo durch ein Gemisch von Aezkali und salzsaurem Zinnoxydul, goß nach
                              gaͤnzlicher Entfaͤrbung des Zeuges die Fluͤssigkeit ab und ließ
                              sie an der Luft sich oxydiren. Das regenerirte Blau sezte sich allmaͤhlich
                              ab; es wurde ausgewaschen und hierauf mit Alkohol gekocht. Die filtrirte geistige
                              Fluͤssigkeit wurde nun abgedampft, um das in ihr aufgeloͤste Indigblau
                              zu praͤcipitiren, welches sonst das Indigroth zu unterscheiden verhinderte;
                              die rothe Farbe war jezt sehr deutlich.
                           Ich habe diesen Versuch hauptsaͤchlich deßwegen angestellt, weil ich bei
                              Anwendung duͤnner Zeugmuster kein Indigroth finden konnte. Die Ursache davon
                              war aber, wie ich spaͤter fand, daß ich es vernachlaͤssigt hatte, die
                              geistige Fluͤssigkeit abzudampfen, um das in ihr aufgeloͤste Indigblau
                              niederzuschlagen. Uebrigens kann das Indigroth wie auch der Verfasser sagt, die
                              Lebhaftigkeit des Blau weder erhoͤhen noch vermindern, weil es sich nur in
                              sehr geringer Menge auf dem Zeug befestigt.
                           Da alle meine Versuche in der Hauptsache die Folgerungen des Verfassers bestaͤtigen
                              und die im Programm enthaltene Frage dadurch als geloͤst zu betrachten ist,
                              so beantragt der Ausschuß fuͤr Chemie, Hrn. Schwarzenberg die bronzene Medaille zuzuerkennen.