| Titel: | Ueber die Emailmalerei, von Alfred Essex. | 
| Fundstelle: | Band 66, Jahrgang 1837, Nr. XVI., S. 64 | 
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                        XVI.
                        Ueber die Emailmalerei, von Alfred Essex.
                        Im Auszuge aus dem Philosoph. Magazine. Jun. 1837, S.
                              442.
                        Essex, uͤber die Emailmalerei.
                        
                     
                        
                           Die schaͤzbare Abhandlung uͤber Glasmalerei,
                              welche vor einiger Zeit im Philosoph. Magazine (Polyt.
                              Journal Bd. LXV. S. 141) mitgetheilt wurde,
                              veranlaßt mich zur Mittheilung einer kurzen Nachricht uͤber die mit jener in
                              naher Verbindung siehende Emailmalerei.
                           Es sey mir vorher gestattet, ein paar Bemerkungen uͤber Glasmalerei
                              mitzutheilen.
                           Cooper bemerkt in der Abhandlung uͤber die
                              Zusammensezung des alten Rubinglases (Ann. of philosophy sec.
                                 ser. v. VII. 105.), der vorzuͤglichste Unterschied zwischen altem
                              und neuem Rubinglase bestehe darin, daß jenes ein hartes und strengfluͤssiges
                              Crownglas zur Basis habe; das jezige aber Flintglas. Dieß gilt noch jezt (Cooper schrieb 1824), und man kann hinzufuͤgen,
                              daß das neue Rubinglas auch noch in anderer Hinsicht dem alten nachstehe;
                              waͤhrend naͤmlich das leztere der Hize des Glasofens ausgesezt ist,
                              seine Farbe unveraͤndert beibehaͤlt, so leidet das erstere dabei
                              betraͤchtlich und wird bisweilen fast schwarz. Die Wichtigkeit dieses
                              Umstandes ist einleuchtend, wenn man erwaͤgt, daß zu Folge desselben es
                              unmoͤglich ist, auf neues Rubinglas zu malen, da die zum Einschmelzen der
                              Farben noͤthige Hize dasselbe verderben wuͤrde. Um diese Schwierigkeit
                              zu umgehen, nehmen die neueren Kuͤnstler zu folgendem Mittel ihre Zuflucht. Sie malen
                              auf gewoͤhnliches Glas in der Nuͤance der Farben, die der Rubingrund
                              fordert, und befestigen dann das Rubinglas auf der Ruͤkseite, so daß das
                              Fenster in diesem Falle aus zwei Platten besteht.
                           Der Verf. jener Abhandlung bemerkt, daß das Material, womit die alten Glasmacher ihr
                              Glas roth faͤrbten, Kupferoxydul gewesen sey; indessen ergibt sich aus der
                              von Cooper angestellten Analyse, daß er auch einen
                              reichlichen Niederschlag von Chlorsilber erhielt.In Bezug auf diese Stelle bemerkt Hr. Cooper in
                                    einem Schreiben an R. Taylor, welches das
                                    Juliheft des Philosophical Magazine, S. 137
                                    mittheilt:„Seit dem Erscheinen meiner Abhandlung uͤber die Zusammensezung des alten Rubinglases habe ich
                                       eine Menge Rubinglasstuͤke von verschiedenen Orten erhalten, die
                                       ich der Analyse unterwarf, um zu erfahren, ob sie wirklich alle Silber
                                       als nothwendigen Bestandtheil enthalten, was jedoch nicht der Fall ist; in der Regel und gerade
                                       in denjenigen Stuͤken, welche die lebhafteste Farbe zeigten, fand
                                       ich zwar immer Spuren dieses Metalles, jedoch in wandelbarer
                                       Menge.“„Die von Hrn. Essex mitgetheilte
                                       Thatsache, daß naͤmlich das alte Rubinglas uͤbermahlt
                                       werden und beliebig oft das Feuer passiren kann, ohne seine Farbe zu
                                       veraͤndern, erklaͤrt sich (was mir fruͤher entging)
                                       durch den Umstand, daß der Farbstoff desselben (das Kupferoxydul) zwischen zwei Glasschichten
                                       eingeschlossen ist und nur eine Lage von dem zweihundertsten Theile
                                       eines Zolles in der Dike ausmacht; ich erhielt unter anderem ein
                                       Stuͤk Rubinglas von der Kathedrale in Straßburg, welches sich
                                       durch eine besonders dunkle Farbe auszeichnete und wobei zwei
                                       Kupferoxydullagen zwischen drei Schichten von gewoͤhnlichem Glas
                                       eingeschlossen waren. Das Eisenoxyd, welches man gewoͤhnlich auch
                                       im Rubinglase findet, bildet keinen Theil des faͤrbenden
                                       Ingrediens, sondern kommt bloß in dem gemeinen Glase vor, welches aus
                                       unreinen Materialien bereitet wurde.“A. d. R.
                              
                           Man glaubt gewoͤhnlich, und auch der Verf. jener Abhandlung nimmt es an, daß
                              Kupfer das Gruͤn in der Emailmalerei liefert. Diese Angabe ist richtig, wenn
                              man sie auf die Erzeugnisse der Kuͤnstler beschraͤnkt, welche vor Hrn.
                              Charles Muß im Email malten. Dieser Kuͤnstler aber
                              wandte, wie ich es auch thue, Chromoxyd zur Erzeugung des Gruͤn an, und
                              entfernte das Kupfer gaͤnzlich. Eben so wende ich zur Erzeugung der
                              Emailfarben weder Eisen noch Mangan an.
                           Wenn der Verf. des Aufsazes uͤber Glasmalerei bemerkt, daß die Nachrichten,
                              welche man in verschiedenen Werken uͤber diese Kunst findet, keineswegs
                              genuͤgend und vollstaͤndig sind, so kann man diese Bemerkung mit
                              vollem Rechte auch auf die eben so interessante und schoͤne Kunst der
                              Emailmalerei anwenden. Die Schriftsteller uͤber das Emailliren werfen die
                              Kunst in Email zu malen mit der Kunst auf Glas oder Porzellan zu malen zusammen,
                              obgleich diese drei Kuͤnste eben so verschieden sind, als ihre Produkte: ein gemaltes Fenster,
                              eine reich verzierte Vase und ein Emailgemaͤlde.
                           Email ist eine Substanz, die zur Basis ein weißes und vollkommen durchsichtiges Glas
                              hat. Wird eine kleine Menge Goldoxyd, Kupferoxyd, Kobaltoxyd oder einiger anderen
                              Metalloxyde zu dieser Basis gesezt, so liefert sie ein gefaͤrbtes
                              durchsichtiges Email. Dieses Email wird auf Silber und Gold gelegt, und zur
                              Verzierung von Dosen, Uhrgehaͤusen und aͤhnlichen Artikeln angewandt.
                              Vor der Anwendung des Emails werden verschiedene Muster in das Metall gravirt, die
                              durch die Reflexion des Lichts in ihren glaͤnzenden Zuͤgen dem
                              gefaͤrbten Email ein sehr schoͤnes Luͤstre geben. Bisweilen
                              werden diese emaillirten Bijouteriewaaren noch mit Gemaͤlden in Email
                              verziert, die man auf einen durchsichtigen Grund legt, hinter welchem das gravirte
                              Gold sich befindet, das dann einen großen Glanz uͤber das Bild verbreitet.
                              Den schoͤnsten Effect bringt in dem Falle, daß darauf gemalt werden soll, das
                              opalescirende Email hervor, welches die Emailleurs Opal
                              nennen; die milchweise und glaͤnzende Farbe des Edelsteins wird diesem Email
                              durch Arsenikoxyd ertheilt.
                           Wird dem erwaͤhnten durchsichtigen Email Zinn- oder Antimonoxyd
                              zugesezt, so entsteht ein undurchsichtiges Email. Ich vermuthe, bin dessen aber
                              nicht gewiß, daß Antimonoxyd in einigen Venetianischen Emails enthalten ist. Ich
                              habe ein Email mit bloßem Antimonoxyde als faͤrbende Substanz bereitet,
                              welches weißer war, als die Proben aus auslaͤndischen Fabriken, und in hohem
                              Grade das wachsartige Ansehen besaß, das fruͤher so sehr von den Verfertigern
                              der Zifferblaͤtter fuͤr Uhren geschaͤzt wurde. Indessen die
                              Substanz, welcher das Email gewoͤhnlich seine weiße Farbe und
                              Undurchsichtigkeit verdankt, ist Zinnoxyd.In den Glashuͤtten bei London wird eine Substanz bereitet, die man im
                                    Handel Glasemail (glass-enamel) nennt,
                                    und welche ihre Undurchsichtigkeit und Weiße dem Arsenikoxyde verdankt. Sie
                                    ist glasartig, sproͤde, leicht zu rizen, leichtfluͤssig und
                                    sehr weiß. Man braucht sie fuͤr die ordinaͤren
                                    Zifferblaͤtter der Uhren, und die weißen halbdurchsichtigen
                                    Verzierungen an Mantelschloͤssern, Toiletten u.s.w.
                              
                           Das Email, welches zur Verfertigung der Platten dient, auf welchen man die
                              Emailbilder ausfuͤhrt, kommt aus Venedig. Es hat die Gestalt runder Kuchen
                              von 3 bis 7 Zoll Durchmesser, 1/2 bis 3/4 Zoll Dike und 12 bis 3 Pfd. an Gewicht. Es
                              ist milchfarben, schwer, weniger sproͤde als Glas, und hart genug, um
                              Crownglas zu rizen. Sein Bruch ist muschelig, und besizt einen harzartigen Glanz; es
                              schmilzt bei einer Temperatur, die etwas niedriger liegt, als der Schmelzpunkt des
                              Goldes. Der Preis desselben schwankt zwischen 12 bis 20 Schillingen das Pfund. Ich
                              habe es nicht analysirt, aber seine Bestandtheile sind nach verschiedenen Autoren Kieselerde, ein Alkali
                              und die Oxyde von Blei und Zinn, so wie, nach meiner obigen Vermuthung, auch
                              Antimonoxyd.
                           Jede Emailfarbe besteht, wie das Email selbst, aus einem vollkommen farblosen und
                              durchsichtigen Glase als Basis, und verdankt seine Faͤrbung einem
                              Metalloxyde. So bilden Kieselerde, Borax und das rothe Bleioxyd die Basis oder den
                              Fluß einiger Farben. Die Eigenthuͤmlichkeiten der Oxyde machen es
                              noͤthig, jedes derselben nach seiner Weise zu behandeln, so ist z.B. der
                              Fluß, welcher sich am besten eignet, um eine schoͤne Farbe mit Gold zu
                              erzeugen, ohne Wirkung, wenn er mit Kobaltoxyd gebraucht wird.
                           Die Platten fuͤr die Emailmalerei werden folgendermaßen zubereitet: Eine
                              Platte von Gold oder KupferMehrere Encyklopaͤdien geben an, daß Silber zu dem Zweke angewandt
                                    werde, und Walpole erzaͤhlt in seinen Anecdotes of painting, daß Petitot Silberplatten angewandt habe. Dieß kann nicht richtig
                                    seyn, denn Silber hat die Eigenschaft, das Email in allen Richtungen zu
                                    zersprengen, so oft es ins Feuer gebracht wird. Daher wird es
                                    noͤthig, dieses Metall, wenn es emaillirt worden ist, sehr starker
                                    Hize auszusezen, um das Email zu schmelzen und die Spruͤnge wieder zu
                                    schließen. Dieß wuͤrde natuͤrlich die Zuͤge eines
                                    Gemaͤldes ganz zerstoͤren. Silber kann daher nur fuͤr
                                    durchsichtige Emaillirung angewandt werden, aber es gibt keinen so reichen
                                    und schoͤnen Effect, als Gold, und wird deßhalb bloß da angewandt, wo
                                    der hohe Preis des Goldes seine Anwendung verbietet; zu Sternen der
                                    Ritterorden, maurerischen Emblemen, militaͤrischen Ornamenten
                                    u.s.w. wird nach einander mit 3 verschiedenen Lagen von Email uͤberzogen.
                              Man reibt das Email zuerst in einem Agatmoͤrser, und schmilzt es dann
                              lageweise auf. Nachdem die Platte auf diese Weise vorbereitet ist, beginnt der
                              Kuͤnstler das Gemaͤlde in derselben Weise auszufuͤhren, wie der
                              Maler in Oehl- oder Wasserfarben. Der Hauptunterschied besteht darin, daß
                              waͤhrend dieser nur zu warten braucht, bis eine Lage getroknet ist, um eine
                              neue auftragen zu koͤnnen, der Emailmaler sein Werk jedes Mal durchs Feuer
                              muß gehen lassen. Hiedurch werden die Farben verglast und mit ihrer Unterlage
                              voͤllig verschmolzen. Dieß ist nicht so vollkommen bei Glas- und
                              Porzellanmalerei der Fall. Die Farben der lezteren sind gewoͤhnlich nur an
                              der Oberflaͤche befestigt, und unter gewissen Umstaͤnden
                              koͤnnen sie abspringen. Auch koͤnnen Glas und Porzellan keiner so
                              hohen Temperatur ausgesezt werden, als die Emailplatten, daher sind die Farben
                              fuͤr diese Art der Malerei weit leichtfluͤssiger, als die der
                              Emailmalerei. Diese Leichtschmelzbarkeit wird ihnen durch eine groͤßere Menge
                              von Bleioxyd oder Alkali, oder auch von beiden zugleich ertheilt. Dieser Ueberschuß
                              macht aber auch die Mischung zu einem unvollkommenen Glase, und macht sie der
                              zersezenden Einwirkung der schaͤdlichen Gase zugaͤnglich, die sich
                              bisweilen in der Atmosphaͤre in Folge fauliger Ausduͤnstungen u.s.w.
                              befinden.
                           Die Schwierigkeit, die Emailfarben zu behandeln, macht die Emailmalerei langsam, und
                              deßhalb ist sie selten zum Malen nach der Natur, und meist nur zum Copiren angewandt
                              worden. Ein Vorzug der Emailmalerei besteht noch darin, daß waͤhrend
                              Glas- und Porzellanmalereien nicht uͤber 3 bis 5 Mal ins Feuer kommen
                              duͤrfen, der Emailmaler in dieser Hinsicht keine andere Graͤnze hat,
                              als die Vollendung des Bildes. Man bringt die Bilder 10 bis 12 Mal und noch
                              oͤfters ins Feuer. Um die Pracht des Colorits der vorzuͤglichsten
                              Meister der Malerei zu erreichen, muß natuͤrlich der Emailmaler im Besiz von
                              Farben seyn, welche die Oehlfarben ersezen koͤnnen. In diesem Bezuge waren
                              die Maler in fruͤherer Zeit sehr beschraͤnkt.Ure hat in seinem chemischen Woͤrterbuche
                                    eine, wie er angibt, schaͤzbare Reihe von Vorschriften zu Emailfarben
                                    gegeben. Der ungluͤkliche Kuͤnstler, welcher versuchen
                                    moͤchte, nach diesen Vorschriften zu arbeiten, wuͤrde gewiß
                                    finden, daß sie uͤberaus unnuͤz sind. Gluͤklicherweise aber haben die Entdekungen der neueren Chemie das
                              Material dargeboten, um diesem Mangel abzuhelfen. Von den Metallen, welche bis vor
                              Kurzem nur den Chemikern bekannt waren, und als bloße Curiositaͤten
                              betrachtet wurden, Platin, Uran und Chrom werden bereits vier der schoͤnsten
                              und nuͤzlichsten Farben fuͤr die Palette des Emailmalers bereitet. Vor
                              der Einfuͤhrung des Platinoxyds durch Muß kannte
                              man kein schoͤnes und intensives Braun auf Email; brachte man diese Farbe
                              durch Mischung von anderen zu Stande, wie es uͤblich war, so
                              veraͤnderte sie sich bei wiederholtem Erhizen, wurde dunkler und mager, und
                              nahm das Ansehen von Lehm an. Dagegen gibt das Platinoxyd ein schoͤnes,
                              unzerstoͤrbares, durchsichtiges Emailbraun, welches durchaus nicht vom Feuer
                              veraͤndert wird.
                           Cooper bemerkt, daß man mit schwarzem Platinoxyd ein
                              intensives Schwarz fuͤr die Emailmalerei erzeugen koͤnne. Ich habe
                              viele Versuche damit angestellt, es gibt zwar ein Schwarz, aber dieses ist nicht
                              intensiv genug, um es anwenden zu koͤnnen. Ich besize ein Schwarz von
                              Intensitaͤt, welches unveraͤnderlich im Feuer ist, und worin sich kein
                              schwarzes Platinoxyd befindet. Ich habe es 40 Mal der Hize des Emaillirofens
                              ausgesezt, ohne daß seine Farbe sich veraͤndert haͤtte.
                           Man kann im Handel keine Farben fuͤr die Emailmalerei erhalten; die, welche zu
                              diesem Zweke verkauft werden, taugen bloß fuͤr die Porzellanmalerei. Ich habe
                              viele Zeit auf die Verbesserung derselben verwendet fuͤr meinen Bruder, den
                              Emailmaler W. Essex.
                           
                           Vorzuͤglich bin ich so gluͤklich gewesen, es dahin zu bringen, daß die
                              Farben auf der Palette fast dieselbe Farbe haben, wie wenn sie aus dem Feuer kommen.
                              Mit Farben dieser Art ist der Kuͤnstler im Stande, den Effect seines Bildes
                              schon waͤhrend des Malens zu beurtheilen, und es ist dadurch moͤglich
                              geworden, genauer zu copiren.
                           Brogniart behauptet in seiner Arbeit uͤber die
                              Schmelzfarben, daß alle Oxyde, welche nur wenig Sauerstoff, und diesen im lose
                              gebundenen Zustande enthalten, nicht als Schmelzfarben angewandt werden
                              koͤnnten, weil sie in der Hize ihren Sauerstoff verloͤren. Dieß ist
                              indessen nicht richtig, denn keine Farben sind so unzerstoͤrbar im Feuer, als
                              die mit Gold und Platin erzeugten, und schon Cooper
                              bemerkt als eine interessante Thatsache, daß das Platinoxyd, welches an sich so
                              leicht zersezbar ist, mit dem Emailfluß geschmolzen, ohne Zersezung der
                              groͤßten Hize ausgesezt werden koͤnne.
                           Wer die bekannten Emailrecepte kennt, muß sich uͤber die sonderbar
                              zusammengesezte Mischung derselben wundern, welche sie fast alle darbieten. Von der
                              Nothwendigkeit ihrer Vereinfachung, und dem Grade, bis zu welchem diese
                              moͤglich ist, moͤge das Folgende ein Beispiel geben.
                           In den Transactions of the society for the encouragement of
                                 arts Vol. XXXV. p. 49 ist angegeben, daß man Hrn. Wynn fuͤr seine Vorschriften zur Bereitung von Emailfarben u.s.w.
                              20 Guineen votirt habe. Eines dieser Recepte, fuͤr Gruͤn, lautet
                              folgendermaßen:
                           
                              
                                 
                                 Fritte fuͤr durchsichtiges
                                    Gruͤn.
                                 
                              
                                 Nimm:
                                 Feuerstein gepulvert
                                 3
                                 Theile.
                                 
                              
                                 
                                 Fluß Nr. 2
                                 3
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 Gruͤnes pot-metall Glas
                                 1 1/2
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 Mennige
                                 7 1/2
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 Rohen Borax
                                 2 1/2
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 Gruͤnes Kupferoxyd
                                 1 1/4
                                    –
                                 
                              
                           schmelze dieß in einem Tiegel, gieße die Masse aus, und stoße
                              sie in einem irdenen Moͤrser.
                           
                              
                                           Nimm
                                    dann
                                 
                                 
                                 
                              
                                 von der gruͤnen Fritte
                                 3
                                 Theile.
                                 
                              
                                 von der gelben Emailfarbe
                                 1 1/2 
                                    
                                 
                              
                           ist sie zu weich, so seze man Neapelgelb zu.
                           Um die ganze Complexitaͤt dieses Recepts zu uͤbersehen, wollen wir es
                              zergliedern, und dann mit der Einfachheit vergleichen, welche der Erfahrung
                              gemaͤß an die Stelle jener treten kann.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 66, S. 70
                              Kieselsteinpulver; Fluß Nr. 2;
                                 Gruͤnes potmetall Glas; Mennige; Borax; Kopferoxyd; Flintglas; weißer
                                 Arsenik; Salpeter; Kieselerde; Alkali; Bleioxyd; Kupferoxyd; Kieselerde Kali
                                 Bleioxyd; Von dieser Masse; Gelbe Emailfarbe nach Wynn; Mennige; Antimonoxyd;
                                 Zinnoxyd; Fluß Nr. 4; Mennige; Borax; Flintglas; Kieselerde Kali Bleioxyd
                              
                           Man sieht hier Kieselerde 4 Mal und Bleioxyd 6 Mal, und außer in einem Falle, wo die
                              erste, und zweien, wo die lezte Substanz angewandt wird, kann der Kuͤnstler
                              gar nicht wissen, in welcher Menge diese Stoffe in den kuͤnstlichen
                              Mischungen enthalten sind, die er anwendet. Außerdem sind noch fremde Substanzen
                              vorhanden, wie Eisen, Mangan u.s.w., die selbst in den kleinsten Quantitaͤten
                              schaͤdlich werden koͤnnen. Sie sind in der vorhergehenden Analyse
                              nicht mit angefuͤhrt, weil sie zufaͤllig sind.
                           Vergleichen wir nun diesen verwikelten Proceß mit den Resultaten, zu welchen die
                              Chemie heutzutage dieselben zuruͤkfuͤhren
                              lehrt. Folgendes sind gleichzeitig die Materialien, wie die wirklichen Bestandtheile
                              der gruͤnen Emailfarbe, welche Hr. Essex
                              benuzt.
                           Kieselerde
                           Borax
                           Bleioxyd
                           Chromoxyd.
                           Hier sind alle Substanzen, welche in die Mischung eingehen, dem Verfertiger bekannt,
                              und die Verhaͤltnisse, in welchen sie in dieselbe eingehen sollen, stehen
                              ganz in seiner Hand.
                           Der Emaillirofen, in welchem die kleinen Platten zubereitet und erhizt werden, ist
                              ein vierekiger Raum von etwa 12 Zoll Hoͤhe, Tiefe und Weite, von solidem
                              Mauerwerk umgeben, der sich in einen verticalen Zug oͤffnet, in welchem ein
                              Schieber zur Regulirung der Hize sich befindet. Er ist in passender Hoͤhe vom
                              Boden angebracht, und hat vorn einen aus einer eisernen Platte bestehenden Heerd, um
                              die Platten und Gemaͤlde vor und nach dem Erhizen darauf zu legen. Der Boden
                              des Ofens, wenn er zum Gebrauche vorgerichtet ist, wird etwa 3 Zoll hoch mit KohlsDie aͤlteren Emailmaler bedienten sich ausschließlich der Holzkohle,
                                    bis indessen den Kohks nachsteht. bedekt, und auf diesen die Muffel gesezt. Die Muffel hat weder Boden noch
                              Ruͤkwand, und wird ganz mir Kohks umgeben, bis auf die Vorderseite. Eine
                              eiserne Thuͤr mit einer Oeffnung von der Groͤße der Vorderseite der
                              Muffel schließt das Ganze. Der ganze Luftzug, welcher den Ofen speist, zieht durch
                              die Muffel. Die Platten und Gemaͤlde ruhen auf duͤnnen Platten von
                              ausgegluͤhter Thonmasse, die man in der Kunstsprache Planchen nennt. Wenn das Feuer gehoͤrig in Brand gekommen ist, wird
                              die Platte oder das Bild, nachdem sie auf der eisernen Platte gehoͤrig
                              getroknet sind, allmaͤhlig unter die Muffel gebracht, wobei die Planchen auf
                              dem Kohk ruhen. Die groͤßte Hize ist natuͤrlich im hinteren Theile der
                              Muffel; die Platte muß deßhalb, waͤhrend sie im Feuer ist, gedreht werden, um
                              sie gleichmaͤßig uͤberall zu erhizen. Dieß geschieht mit einer
                              Federzange. Wenn die Farben gehoͤrig geschmolzen sind, so wird das
                              Gemaͤlde herausgenommen, und auf dem eisernen Heerde der Abkuͤhlung
                              uͤberlassen. In diesem Ofen koͤnnen Gemaͤlde bis zu 5 Zoll im
                              Durchmesser eingeschmolzen werden, fuͤr groͤßere Werke ist aber ein
                              Ofen von anderer Einrichtung erforderlich. Die Muffel des großen Ofens hat Boden und
                              Hinterwand, und ist durch eine Thuͤr von Eisen oder feuerfestem Thon
                              geschlossen. Weil sie uͤberall geschlossen ist, nennt man sie die geschlossene Muffel, die vorherbeschriebene dagegen die
                              offene Muffel. Der Hauptunterschied besteht darin,
                              daß durch die leztere der ganze Zug geht, die erstere aber gar nicht vom Luftzuge
                              beruͤhrt wird. In dem groͤßeren Ofen wird das Feuer bloß unter die
                              Muffel gebracht, und liegt auf eisernen Roststaͤben, so daß die Construction
                              ganz der eines gewoͤhnlichen Zugofens gleicht. Der Zug geht zwischen den
                              Staͤben durch, und fuͤhrt die Flamme in den Feuercanal, welcher am
                              oberen Theile einer der Seiten des Feuerraums beginnt, sie uͤber die Muffel
                              fuͤhrt, und dadurch mit dem Boden der Muffel in gleicher Ebene liegende
                              Fuͤchse an der gegenuͤberstehenden Seite ableitet. Die Flamme spielt,
                              nachdem sie die Muffel umgeben hat, gegen den Boden eines eisernen Trokenofens.
                              Dieser enthaͤlt verschiedene Baͤnke; er dient dazu, die
                              Gemaͤlde anzuwaͤrmen, was noͤthig ist, damit sie nicht im Feuer
                              zerspringen, was geschehen wuͤrde, wenn man sie ploͤzlich der Hize der
                              Muffel aussezen wollte. Der Ofen ist so construirt, daß der Boden des
                              Anwaͤrmofens dunkelrothgluͤhend wird, waͤhrend die Muffel die
                              Temperatur annimmt, die noͤthig ist, um die Gemaͤlde aufzunehmen.
                              Dieser Zeitpunkt wird dadurch angezeigt, daß das Innere der Muffel orangegluͤhend wird, wobei die
                              Muffel etwa die Hize, die zur Schmelzung von Gußeisen erforderlich ist, auszuhalten
                              hat. Bei dieser Anordnung werden die Gemaͤlde, wenn man sie in den
                              Anwaͤrmofen, so lange er noch kalt ist, legt, allmaͤhlich erhizt, bis
                              sie zu der Temperatur gekommen sind, bei welcher sie mit Sicherheit die
                              hoͤhere Temperatur der Muffel aushalten.
                           Der Vorwurf, welchen man der Emailmalerei macht, daß sie keine Schaͤrfe und
                              demnach keine charakteristische Darstellung der Oberflaͤchen gestatte, weil
                              die Farben nach dem Schmelzen weich und verschwommen erschienen, ist besonders von
                              Muß praktisch durch sein unuͤbertroffenes
                              Emailbild the Greyhound widerlegt worden, welches jezt
                              einen Bestandtheil der Sammlung des Koͤnigs von England ausmacht. Durch
                              welche Mittel Muß seinen Zwek erreichte, die krause
                              Eigenthuͤmlichkeit des Originals wiederzugeben, ist nicht genau bekannt. Das
                              Resultat einiger Versuche, welche ich selbst angestellt habe, um Farben
                              darzustellen, die leicht schmelzen und dabei doch alle Schaͤrfe der Formen
                              beibehalten, war die Erzeugung von Farben, die nach dem vollkommenen Verglasen
                              selbst die Schaͤrfe eines Nadelstichs beibehalten.
                           Was endlich die Groͤße der Emailbilder betrifft, so war diese fruͤher
                              immer sehr beschraͤnkt. H. Bone war der erste,
                              welcher groͤßere Productionen hervorbrachte. Petitot malte ein Bild von 9 3/4 Zoll Hoͤhe und 5 3/4 Breite, das
                              von Walpole als das vorzuͤglichste Emailbild
                              geruͤhmt wird. Es gehoͤrt dem Herzoge v. Devonshire. Unter der
                              Regierung der Koͤnigin Anna unternahm ein Kuͤnstler Namens Boit ein Emailgemaͤlde von 24 bis 22 Zoll
                              Hoͤhe und 16 bis 18 Zoll Breite; es verungluͤkte aber, nachdem er
                              einen Vorschuß von 1700 Pfd. Sterl. erhalten, und etwa 800 Pfd. auf seine Versuche
                              gewendet hatte. Es scheint demnach, daß die groͤßten Emailbilder sind:
                              Bacchus und Ariadne nach Titian von Bone, und die heilige
                              Familie nach Parmegiano von Muß. Ersteres hat 18 Zoll
                              Hoͤhe und 16 1/2 Zoll Breite, und wurde von Hrn. Bowles fuͤr 2200 Guineen gekauft, und befindet sich
                              gegenwaͤrtig im Besiz der Miß Rushout. Muß's
                              Gemaͤlde hat 20 1/2 Zoll Hoͤhe und 157) Breite und scheint demnach das
                              groͤßte zu seyn. Es wurde von Georg IV. um 1500 Guineen gekauft.