| Titel: | Ueber die Producte, welche man bei der Destillation des Kautschuks erhält; von A. Bouchardat. | 
| Fundstelle: | Band 66, Jahrgang 1837, Nr. XLVII., S. 222 | 
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                        XLVII.
                        Ueber die Producte, welche man bei der
                           Destillation des Kautschuks erhaͤlt; von A. Bouchardat.
                        Aus dem Journal de Pharmacie. Septbr. 1837, S.
                              454.
                        Bouchardat, uͤber Kautschukoͤhl.
                        
                     
                        
                           Beale und Enderby in London
                              haben zuerst das Kautschuk im Großen destillirt; sie bereiteten auf diese Art ein
                              Oehl, welches wegen seiner Leichtigkeit, Fluͤchtigkeit und besonders wegen
                              seiner Eigenschaft das Kautschuk aufzuloͤsen und es bei seiner Verdunstung
                              im
                              natuͤrlichen Zustande zuruͤkzulassen, merkwuͤrdig ist. Man hat
                              von dieser Entdekung schoͤne Anwendungen gemacht; man bereitete
                              naͤmlich mit solcher Kautschukaufloͤsung ein fuͤr die Marine
                              sehr schaͤzbares Seilwerk, wasserdichte Zeuge zu den mannigfaltigsten Zweken,
                              die schoͤnsten Firnisse etc.Polyt. Journal Bd. LV. S. 118.
                              Ure und Faraday untersuchten
                              dieses leichte Oehl; spaͤter auch Dumas, Liebig
                              und Gregory.Polyt. Journal Bd. LXIII. S. 144;
                                    auch von Dalton
                                    Bd. LXV. S. 216.
                              
                           Die Destillationsproducte des Kautschuks bieten in doppelter Hinsicht ein großes
                              Interesse dar: in wissenschaftlicher Hinsicht kann man dadurch das Verhalten einer
                              bloß aus zwei Elementen, Kohlenstoff und Wasserstoff, bestehenden Substanz beim
                              Erhizen erfahren, und in technischer Hinsicht ist es wichtig, die Natur des besten
                              Aufloͤsungsmittels fuͤr das Kautschuk genau kennen zu lernen, um es,
                              wo moͤglich, durch eine wohlfeilere Substanz ersezen zu koͤnnen.
                           Ich habe im vorigen Winter eine betraͤchtliche Menge Kautschuk in folgendem
                              Apparate destillirt:
                           Das zerschnittene Kautschuk wurde in eine kupferne Blase gebracht, und auf derselben
                              dann der Helm mit Schließen und Thonkitt gut befestigt; der Hals des Helms ging in
                              ein zinnernes Schlangenrohr, welches mit gestoßenem Eise umgeben war; an dem
                              Schlangenrohr war eine mit Schnee umgebene Flasche angebracht: diese erste Flasche
                              stand mit einer zweiten in Verbindung, welche mit einer aus drei Theilen salzsaurem
                              Kalk und zwei Theilen Schnee bestehenden Kaͤltemischung umgeben war; die
                              zweite Flasche communicirte noch mit einer dritten, welche mit einer aus zwei
                              Theilen Schnee und einem Theil verduͤnnter Schwefelsaͤure bestehenden
                              Kaͤltemischung umgeben war. Von einem Pfund Kautschuk erhielt ich
                              ungefaͤhr 14 Unzen Fluͤssigkeit in der ersten Flasche, und eine Unze
                              in den zwei folgenden; leztere Portion des Destillats wollen wir zuerst
                              untersuchen.
                           
                        
                           Untersuchung der durch die Kaͤltemischungen
                                 verdichteten Fluͤssigkeit.
                           Diese Fluͤssigkeit ist sehr leicht, durchsichtig und sehr schwach gelb
                              gefaͤrbt; wenn man die Flasche, worin sie sich befindet, bei einigen Graden
                              uͤber Null oͤffnet, verdampft sie reichlich; bei einer Temperatur von
                              –20° C. krystallisirt sie zum Theil, es bleibt aber immer noch eine
                              sehr betraͤchtliche Menge Fluͤssigkeit uͤbrig, welche sogar
                              einer Kaͤlte, wobei das Queksilber gefriert, widersteht. Vermischt man diese
                              Fluͤssigkeit mit concentrirter Schwefelsaͤure, so erfolgt eine große Erhizung, die
                              Saͤure wird stark schwarz gefaͤrbt und erhaͤlt einen ganz
                              eigenthuͤmlichen Geruch; laͤßt man dieses Gemisch einige Tage an einem
                              kalten Orte stehen, so sammelt sich daruͤber eine klare durchsichtige
                              Fluͤssigkeit, welche mit Kaliloͤsung geschuͤttelt und dann
                              uͤber Chlorcalcium bei 36° C. destillirt, folgende Eigenschaften
                              besizt:
                           Sie ist farblos, vollkommen klar, hat bei 15° ein spec. Gew. von 0,69, und
                              kocht unter einem Druk von 0,745 M. bei ungefaͤhr 51° C.; im Wasser
                              ist sie unaufloͤslich, in wasserfreiem Alkohol aber in allen
                              Verhaͤltnissen loͤslich; von Saͤuren und Alkalien wird sie
                              nicht angegriffen und besizt also alle Eigenschaften von Reichenbach's Eupion.
                           
                        
                           Vom Doppelt-Kohlenwasserstoff.
                           Wenn man die urspruͤngliche Fluͤssigkeit auf hoͤchstens +
                              10° C. erwaͤrmt, den Dampf durch eine aus Schnee und salzsaurem Kalk
                              bestehende Kaͤltemischung erkaͤltet und die Vorlage oͤfters
                              wechselt, so erhaͤlt man eine Fluͤssigkeit, welche selbst durch die
                              wirksamsten Kaͤltemischungen nicht mehr in festen Zustand versezt werden
                              kann; sie kocht schon unter 0° und ist leichter als das reinste Eupion, denn
                              ich erhielt sie einmal von 0,63 spec. Gew. bei –4° C. Wasser
                              loͤst davon fast gar nichts auf, Aether und wasserfreier Alkohol nehmen sie
                              hingegen in allen Verhaͤltnissen auf. Vermischt man diese Fluͤssigkeit
                              mit concentrirter Schwefelsaͤure, so wird viel Waͤrme frei, die
                              Saͤure schwaͤrzt sich stark, und wenn man das Gemisch dann mit Wasser
                              versezt, entbindet sich kein Gas, aber es truͤbt sich und sezt ein
                              braͤunliches Product ab. Alkalien und Salzsaͤure haben keine Wirkung
                              auf diese Fluͤssigkeit und aus allen ihren Eigenschaften muß ich schließen,
                              daß sie mit dem Doppelt-Kohlenwasserstoff
                              identisch ist, welchen Faraday unter den Producten bei
                              Zersezung der Oehle mittelst Erhizung erhielt.
                           
                        
                           Von dem Kaoutschèn.
                           Nachdem die bei einer Temperatur von hoͤchstens 10°
                              uͤbergehenden Destillationsproducte abgesondert waren, sammelte ich die
                              Fluͤssigkeit, welche zwischen +10° und +18°
                              uͤberdestillirt, besonders. Diese Fluͤssigkeit krystallisirt in der
                              Kaͤltemischung in feinen, weißen, sich durchkreuzenden Nadeln, welche man von
                              dem darin noch befindlichen fluͤssigen Theil durch starkes Auspressen
                              zwischen ungeleimtem Papiere befreien kann. Noch leichter lassen sich diese
                              Krystalle durch rasches Verdampfen der urspruͤnglichen Fluͤssigkeit
                              erhalten; der Doppelt-Kohlenwasserstoff erzeugt naͤmlich bei seiner
                              Verdunstung eine solche Kaͤlte, daß obiges Product gefriert, so daß man es nur noch zwischen
                              erkaltetem Papiere rasch auszupressen braucht.
                           Ich will dieses Product, welches sich von Faraday's
                              Doppelt-Kohlenwasserstoff wesentlich unterscheidet, der Kuͤrze wegen
                              Kautschèn nennen. Nach meiner Analyse mittelst
                              Kupferoxyd besteht es aus 85,41 Kohlenstoff und 14,59 Wasserstoff, hat also die
                              Zusammensezung des oͤhlbildenden Gases. Das Kautschèn bildet nach dem
                              Auspressen eine undurchsichtige weiße Masse: bei –10° zergeht es zu
                              einer durchsichtigen Fluͤssigkeit, welche unter einem Druke von 0,752 M. bei
                              +14°,5 kocht. Sein spec. Gewicht ist bei –2° gleich 0,65; in
                              Wasser ist es unaufloͤslich, aber in wasserfreiem Alkohol und Aether leicht
                              loͤslich. Alkalien wirken nicht darauf; concentrirte Schwefelsaͤure
                              verhaͤlt sich dagegen wie zum Doppelt-Kohlenwasserstoff, von welchem
                              es sich nur durch die Eigenschaft zu krystallisiren, durch seinen Schmelz-
                              und Verdampfungspunkt und durch seine Dichtigkeit unterscheidet.
                           
                        
                           Untersuchung der in der ersten Flasche verdichteten
                                 Fluͤssigkeit.
                           Diese Fluͤssigkeit hat bisher hauptsaͤchlich die Aufmerksamkeit der
                              Chemiker erregt; ich bin uͤberzeugt, daß sie ein Gemisch von mehreren
                              verschiedenartigen Substanzen ist, welche sich aber sehr schwer von einander trennen
                              lassen. Wenn man sie sehr langsam im Wasserbade destillirt, kann man daraus nach Gregory eine Fluͤssigkeit von 0,66 Dichtigkeit bei
                              15° C. erhalten; diese hat aber keinen constanten Siedepunkt, faͤngt
                              bei 35° an zu kochen und erreicht endlich 70° und mehr, entspricht
                              jedoch in ihrer Zusammensezung immer der Formel CH² wie das oͤhlbildende Gas. Wenn man sie rasch verdampft oder
                              stark erkaͤltet, kann man daraus Krystalle von Kautschèn erhalten;
                              alle meine Bemuͤhungen, die verschiedenen Oehle, woraus diese
                              Fluͤssigkeit besteht, durch Destillation von einander zu trennen, waren
                              jedoch fruchtlos.
                           
                        
                           Von dem Heveèn.
                           Wenn man Kautschukoͤhl mit Wasser rectificirt, bleibt in der Blase ein Oehl
                              zuruͤk, welches bei weitem nicht so fluͤchtig wie das vorhergehende
                              ist und bisher von den Chemikern noch wenig beachtet wurde. Dasselbe ist ebenfalls
                              ein Gemisch von Producten von verschiedener Fluͤchtigkeit, die man zum Theil
                              von einander trennen kann, wenn man bei der Rectification die Vorlage oͤfters
                              wechselt. Ich habe besonders dasjenige Oehl naͤher untersucht, welches am
                              wenigsten fluͤchtig ist, denn alle anderen muͤssen als Gemische von
                              demselben mit den fluͤchtigeren Destillationsproducten des Kautschuks
                              betrachtet werden; ich erhielt es, indem ich die Producte von der Rectification des
                              Kautschukoͤhls, welche bei der Destillation mit Wasser nicht mehr
                              uͤbergehen, der trokenen Destillation unterwarf; die ersten Producte wurden
                              beseitigt und nur die lezten Portionen gesammelt und durch eine neue Destillation
                              gereinigt. Ich muß bemerken, daß waͤhrend dieser Rectificationen der
                              Siedepunkt des erhaltenen Products durch die Zersezung dieses Oehls erniedrigt wird;
                              dasselbe erzeugt dabei leichtere Fluͤssigkeiten und besonders sehr viel
                              Kohlenwasserstoffgas, welches durch die staͤrksten Kaͤltemischungen
                              nicht in fluͤssigen Zustand versezt werden kann. Um diese theilweise
                              Zersezung zu vermeiden, rectificirte ich es in einer Retorte, welche in einem
                              Oehl- oder Queksilberbade erhizt wurde. Ich nenne die so erhaltene
                              Fluͤssigkeit Heveèn von hevea guianensis,
                              einem Baum aus der Familie der Euphorbiaceen, woraus man das Kautschuk gewinnt.
                           Das Heveèn ist ein durchsichtiges etwas bernsteingelbes Oehl von brenzlichem
                              Geruch, oͤhlartiger Consistenz und scharfem Geschmak; sein Siedepunkt ist
                              sehr hoch, denn es kocht bei ungefaͤhr 315° C.; es kann durch die
                              staͤrksten Kaͤltemischungen nicht zum Gefrieren gebracht werden und
                              hat gegen die anderen Destillationsproducte des Kautschuks eine sehr große
                              Dichtigkeit, naͤmlich 0,921 bei 21°, also beilaͤufig die der
                              fixen Oehle. Es verbrennt wie die wesentlichen Oehle mit dikem Rauch. Das
                              Heveèn loͤst sich in allen Verhaͤltnissen in Aether und
                              wasserfreiem Alkohol auf, so wie auch in den fixen und fluͤchtigen Oehlen und
                              reagirt weder sauer noch basisch. Nach meiner Analyse mit Kupferoxyd besteht es aus
                              Kohlenstoff und Wasserstoff in denselben Verhaͤltnissen wie das
                              oͤhlbildende Gas.
                           Sezt man das Heveèn einem Strom von Chlorgas aus, so absorbirt es dasselbe
                              rasch, besonders unter dem Einfluß der Sonnenstrahlen, Salzsaͤure entbindend,
                              wobei es sich betraͤchtlich verdikt. Laͤßt man ohne Unterbrechung
                              Chlorgas uͤber duͤnne Blaͤttchen von Heveèn streichen,
                              so kann man sogar eine Masse von der Consistenz des Wachses erhalten; bei Anwendung
                              einer großen Menge Heveèn wird dasselbe durch Chlor aber bald
                              geschwaͤrzt und liefert dann ein halbfluͤssiges schwaͤrzliches
                              Harz. Brom und Jod verbinden sich ebenfalls mit dem Heveèn und machen es viel
                              consistenter, unter Entbindung von Bromwasserstoff- und
                              Jodwasserstoffsaͤure. Die Producte, welche man erhaͤlt, haben unter
                              sich und mit dem braunen Harze, welches durch Einwirkung der Schwefelsaͤure
                              entsteht und wovon wir bald sprechen werden, große Aehnlichkeit.
                           Behandelt man das Heveèn mit concentrirter Kaliloͤsung, so verdikt es
                              sich und faͤrbt sich unter Absorption von Sauerstoff.
                           Versezt man dasselbe in einer Glasflasche allmaͤhlich mit concentrirter Schwefelsaͤure
                              und verschließt und erkaltet die Flasche nach jedem Saͤurezusaz, so
                              erhaͤlt man eine sehr dike braune Masse, auf welcher sich nach mehreren Tagen
                              eine durchsichtige oͤhlige Fluͤssigkeit sammelt. Ich habe leztere
                              abgesondert und besonders untersucht.
                           Behandelt man die braune Masse mit Wasser, so sondert sich nach einiger Zeit eine
                              schwarze pechartige Substanz ab, welcher man durch Auskochen mit Kaliloͤsung
                              alle Saͤure entziehen kann; sie ist dann Liebig's
                              Aldehydharz sehr aͤhnlich.
                           Die sehr saure Fluͤssigkeit, woraus sich dieses Harz abgeschieden hatte, wurde
                              mit kohlensaurem Kalk gesaͤttigt; die vom niedergeschlagenen schwefelsauren
                              Kalk abfiltrirte Fluͤssigkeit lieferte beim Abdampfen bloß schwefelsauren
                              Kalk, durch eine schwaͤrzliche organische Substanz verunreinigt, welche er
                              beim Wiederaufloͤsen zuruͤkließ.
                           Die oͤhlige durchsichtige Fluͤssigkeit, welche uͤber der braunen
                              Masse schwamm, wurde mehrmals mit schwacher Kaliloͤsung ausgewaschen, dann
                              neuerdings mit Schwefelsaͤure, die sich dadurch sehr schwach faͤrbte,
                              in Beruͤhrung gebracht, hierauf wieder mit Kaliloͤsung ausgewaschen
                              und mit Vorsicht in einem Oehlbade destillirt.
                           Ihr Siedepunkt betraͤgt jezt nur noch 228° C.; ihr Geruch ist
                              suͤß und viel angenehmer als beim Heveèn; diese Fluͤssigkeit
                              ist farblos, vollkommen klar und wird durch das Licht durchaus nicht zersezt; in
                              Wasser ist sie unaufloͤslich, aber in wasserfreiem Alkohol und Aether in
                              allen Verhaͤltnissen loͤslich; sie wird weder durch concentrirte
                              unorganische Saͤuren noch durch Alkalien veraͤndert, kurz sie hat die
                              groͤßte Aehnlichkeit mit dem Eupion, und unterscheidet sich von demselben nur
                              durch ihren Siedepunkt und ihre Dichtigkeit. Hr. Gregory
                              erhielt dasselbe Product bei Behandlung des leichten Kautschukoͤhls mit
                              Schwefelsaͤure und uͤberzeugte sich daß es als isomer mit dem
                              oͤhlbildenden Gas betrachtet werden muß. Es ist sehr merkwuͤrdig, daß
                              das Kautschukoͤhl, welches zwischen 25 und 30° destillirt und das
                              Heveèn, welches erst bei 315° kocht, mit Schwefelsaͤure
                              identische Producte geben.
                           Saͤmmtliche oͤhlartige Fluͤssigkeiten, welche die Zusammensezung
                              des oͤhlbildenden Gases haben, lassen sich nach ihrem Verhalten zur
                              Schwefelsaͤure in drei Classen abtheilen: in die erste gehoͤren
                              diejenigen, welche sich mit dieser Saͤure verbinden und davon kennen wir bis
                              jezt erst das Ceten; in die zweite diejenigen, welche sich ganz indifferent dagegen
                              verhalten, also das Eupion und Paraffin; und in die dritte diejenigen, welche durch
                              die Schwefelsaͤure in ein schwarzes Harz, Eupion etc. zersezt werden,
                              naͤmlich das Kautschèn, Heveèn, die Naphthen etc.
                           Es ist mir hoͤchst wahrscheinlich, daß es mehrere indifferente fluͤssige
                              Kohlenwasserstoffarten, unter dem Namen Eupion bekannt, gibt. Die Chemiker, welche
                              uͤber diesen bis jezt noch ziemlich dunklen Gegenstand geschrieben haben,
                              scheinen die verschiedenen Siedepunkte des Eupions beigemischten Unreinigkeiten
                              zuzuschreiben und betrachten nur dasjenige als rein, welches die geringste
                              Dichtigkeit hat. Ich glaube aber, daß das Eupion, welches bei 228° kocht, so
                              rein ist wie das, welches bei 47° siedet; nur sind es zwei isomere
                              Koͤrper, welche durch ihre Vermischung eine Menge Oehle darstellen
                              koͤnnen, die sich in der Dichtigkeit und im Siedepunkt von einander
                              unterscheiden.
                           Ich will nun noch Einiges uͤber die technische Anwendung
                                 der Destillationsproducte des Kautschuks sagen. Das leichte Oehl ist
                              bekanntlich das beste Aufloͤsungsmittel des Kautschuks und Copals. Man wendet
                              zu seiner Bereitung sehr vortheilhaft die Ruͤkstaͤnde von den zur
                              Fabrication von Schnuͤren verwendeten Kautschukbeuteln an. Diese Industrie
                              hat in Frankreich eine große Ausdehnung erlangt, aber dessenungeachtet werden jene
                              Ruͤkstaͤnde bald nicht mehr in hinreichender Menge zu bekommen seyn,
                              und muͤssen also im Preise steigen, daher ein anderes
                              Aufloͤsungsmittel fuͤr das Kautschuk gewiß sehr wuͤnschenswerth
                              waͤre. Ich habe Terpenthinoͤhl im Feuer zersezt, indem ich es
                              uͤber Baksteinstuͤkchen bei hoher Temperatur destillirte und dadurch
                              ein viel leichteres Oehl erhalten, welches auch das Kautschuk besser als
                              Terpenthinoͤhl aufloͤst, aber dem leichten Kautschukoͤhl hierin
                              noch weit nachsteht.
                           Ich suchte auch das Heveèn, welches ebenfalls ein wichtiges
                              Destillationsproduct des Kautschuks ist, hiezu zu verwenden; wenn man es bei hoher
                              Temperatur zersezt, erhaͤlt man aber erst nach vielen Rectificationen eine
                              geringe Menge eines leichten Oehls, indem sich der groͤßte Theil des
                              Heveèns in Kohlenwasserstoffgas verwandelt hat.
                           Aus dem Vorhergehenden ersieht man, daß das leichte Kautschukoͤhl in seiner
                              Zusammensezung und seinen Eigenschaften die groͤßte Aehnlichkeit mit der
                              Fluͤssigkeit hat, welche man bei der Compression des
                                 Oehlgases erhaͤlt, und da die Bereitung von Leuchtgas durch
                              Destillation fetter Koͤrper immer mehr in Aufnahme kommt, so ist Hoffnung
                              vorhanden, daß die Gasfabriken bald eine hinreichende
                              Menge von diesem Aufloͤsungsmittel des Kautschuks in den Handel bringen
                              werden, so daß sich die wasserdichten Gewebe dann wohlfeil fabriciren lassen.