| Titel: | Bericht des Hrn. Amédée Durand über die von Hrn. Paillette in Paris rue de la Montagne-Saint-Geneviéve No. 52, erfundenen Gebläse mit ununterbrochenem Winde. | 
| Fundstelle: | Band 66, Jahrgang 1837, Nr. LXI., S. 274 | 
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                        LXI.
                        Bericht des Hrn. Amédée Durand uͤber die
                           von Hrn. Paillette in
                           Paris rue de la Montagne-Saint-Geneviéve
                              No. 52, erfundenen Geblaͤse mit ununterbrochenem Winde.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement. Mai 1837, S. 183.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Durand's Bericht uͤber die von Paillette erfundenen
                           Geblaͤse mit ununterbrochenem Winde.
                        
                     
                        
                           Hr. Paillette, Mechaniker und Schlosser in Paris, hat der
                              Gesellschaft Schmiedblasbaͤlge vorgelegt, die, wenn sie auch von den in
                              aͤlteren Zeiten gebraͤuchlichen gaͤnzlich verschieden sind,
                              doch nichts wesentlich Neues darbieten. Wir wollen jedoch, ohne uns auf eine
                              Untersuchung des Verdienstes der Erfindung einzulassen, nur von dem ihnen
                              zukommenden Welche, so wie auch davon handeln, ob sie in den Werkstaͤtten
                              empfohlen zu werden verdienen.
                           Diese Blasbaͤlge haben, wenn sie geschlossen sind, die Gestalt eines
                              Wuͤrfels, waͤhrend sie, wenn sie aufgezogen sind, beinahe drei Mal
                              hoͤher werden. Sie sind doppelt wirkend, d.h. eine zwischen zwei
                              Raͤumen angebrachte bewegliche Platte comprimirt diese Raͤume
                              wechselweise in Folge der Thaͤtigkeit des unter dem Namen der Ziehkette
                              bekannten Hebels. Außerdem bildet aber auch noch ein dritter Raum, der unter dem
                              Widerstande irgend eines Gewichtes einer Erweiterung faͤhig ist, einen
                              Luftbehaͤlter, der die Gleichmaͤßigkeit des bei der
                              Geblaͤsroͤhre austretenden Luftstromes verbuͤrgt.
                           Nach diesen Anordnungen allein war vorauszusehen, daß diese Geblaͤse gute
                              Dienste leisten muͤssen, wenn sie in ihren Details eben so gut
                              ausgefuͤhrt sind, wie in der allgemeinen Einrichtung. Bevor ich jedoch
                              hierauf eingehe, muß ich auf ein ziemlich haͤufig verbreitetes Vorurtheil
                              aufmerksam machen. Man glaubt naͤmlich, daß die Guͤte eines Blasbalges
                              großen Theils von der mehr oder minder in die Laͤnge gezogenen Gestalt dieses
                              Instrumentes, und selbst von einer gewissen Zartheit seiner Umrisse abhaͤnge.
                              Dem ist jedoch keineswegs so; denn das auf alle Fluͤssigkeiten anwendbare
                              Gesez der Gleichheit des Drukes nach allen Richtungen nimmt diesen Dingen alle
                              Wichtigkeit, und stellt es auf ganz absolute Weise fest, daß die Gestalt des Raumes,
                              in welchem die Luft comprimirt wird, auf die Leichtigkeit der Austreibung dieser aus
                              demselben nicht den geringsten Einfluß uͤbt.
                           Die Blasbaͤlge des Hrn. Paillette sind sehr leicht
                              zusammenzusezen und abzunehmen; denn es ist an ihnen die Menge von Naͤgeln,
                              womit die aͤlteren Blasbaͤlge uͤberladen sind, beseitigt. Das
                              Fell oder Leder in
                              den Raͤndern der Platten und vierekigen Rahmen ist mittelst hoͤlzerner
                              Zungen, welche in Falzen einpassen und mit Schrauben darin festgehalten werden,
                              befestigt. Diese Art der Verschließung ist nicht nur luftdicht, sondern sie
                              gewaͤhrt auch in Hinsicht auf die Unterhaltung des Apparates große
                              Vortheile.
                           Die Platte, welche die Luft comprimirt, erhaͤlt ihre Bewegung mittelst einer
                              einfachen, in deren Mitte eingeschraubten Stange. Da diese Stange auch durch jene
                              Raͤume tritt, mit denen sie nicht in Communication stehen sollte, so mußte
                              sie nothwendig mit einer Art von ledernem Darme, der die Stelle einer
                              Stopfbuͤchse vertritt, umgeben werden.
                           In Hinsicht auf den Umfang sind die neueren Geblaͤse kaum den dritten Theil so
                              groß als die aͤlteren. Auch ihr Preis betraͤgt bei gleicher Kraft nur
                              den dritten Theil. Wir sahen z.B., daß ein neuer Blasbalg, der an seiner Basis nur
                              0,30 Meter im Gevierte hatte, mit Vortheil einen nach altem Muster gebauten Blasbalg
                              von 32 Zoll, d.h. von 0,86 M. Breite ersezte. Daß hieraus bei beschraͤnktem
                              Raume eine bedeutende Erleichterung in Hinsicht auf die Unterbringung der
                              Geblaͤse erwachsen muß, erhellt von selbst.
                           Die Commission hatte Gelegenheit sich ausfuͤhrliche und vielfache
                              Nachweisungen uͤber die Anwendung der erwaͤhnten Blasbaͤlge zu
                              verschaffen; sie stimmen saͤmmtlich in Lobeserhebungen zusammen: die
                              Blasbaͤlge mochten in Schmieden, an Schmelzoͤfen oder an
                              Ventilirapparaten benuzt worden seyn.
                           Fig. 58 zeigt
                              den Blasbalg des Hrn. Paillette in seiner groͤßten
                              Entwikelung. Fig.
                                 59 gibt einen Durchschnitt desselben im Zustande der Ruhe und nach
                              Austreibung der Luft aus dem mittleren Raum. Fig. 60 ist ein
                              horizontaler Durchschnitt nach der an lezterer Figur bemerkbaren Linie A, B, und Fig. 61 ein
                              aͤhnlicher Durchschnitt nach der Linie C, D. An
                              saͤmmtlichen Figuren sind zur Bezeichnung gleicher Gegenstaͤnde
                              einerlei Buchstaben beibehalten.
                           A ist der untere, B der
                              mittlere und C der obere Luftbehaͤlter; D die Duͤse. E sind
                              die Pfosten des Gestelles des Blasbalges. An dem Schwaͤngel F ist eine eiserne Stange G
                              befestigt, welche die Bewegung an die bewegliche Platte L fortpflanzt, damit auf diese Weise die Raͤume A, B abwechselnd ausgedehnt und verkleinert werden. An
                              dieser Stange und gleichsam eine Verlaͤngerung derselben bildend, befindet
                              sich eine aͤhnliche Stange H, die das Gewicht
                              traͤgt, welches die Platte L in die
                              fruͤhere Stellung zuruͤkfuͤhrt. Diese beiden Stangen laufen
                              durch einen Schlauch aus biegsamem Leder, der allen Bewegungen der Raͤume A und B, so wie auch des
                              Behaͤlters C folgt. Das gewoͤhnlich an dem
                              Blasbalge aufgehaͤngte Gewicht betraͤgt 30 Kilogr. Die in dem Raume A comprimirte Luft kann durch den Canal K in den Behaͤlter C
                              uͤbergehen. L ist wie bereits erwaͤhnt die
                              bewegliche Platte. In dem Boden des Raumes A
                              oͤffnet sich das Saugventil a nach Innen, durch
                              das Ventil b hingegen tritt die Luft aus dem Raume A in den Canal K. Das Ventil
                              c gestattet, indem es sich oͤffnet, der Luft
                              aus dem Canale K in den Behaͤlter C uͤberzugehen. Das Ventil d laͤßt die Luft aus dem Raume B in
                              denselben Behaͤlter uͤbertreten; man sieht es in Fig. 59 zur Linken; seine
                              wahre Stellung ist jedoch in dem Grundrisse Fig. 60 angedeutet. e ist das Saugventil des Raumes B, welches mit einem Mantel f versehen ist,
                              der alle Communication der aͤußeren Luft mit dem Behaͤlter C absperrt. g ist das Ventil
                              der Windroͤhre.
                           Das Spiel des Blasbalges ist folgendes. In der Stellung Fig. 59 tritt die Luft
                              durch das Ventil a ein, um das Innere des Raumes A zu erfuͤllen. Die Platte L hat, indem sie emporstieg, die in dem Raume B enthaltene Luft comprimirt und das Ventil d
                              emporgehoben, so daß sie in den Behaͤlter C
                              eindringen und von da in die Duͤse uͤbergehen kann. Wenn die Platte
                              L in Folge der Wirkung des an der Stange H aufgehaͤngten Gewichtes herabsinkt, so schließt
                              die in den Raum A zuruͤkgetriebene Luft das
                              Ventil a, um das Ventil b
                              emporzuheben, in den Canal K zu gelangen, und indem sie
                              das Ventil c oͤffnet, in den Behaͤlter C und von da in die Duͤse zu stroͤmen.
                              Durch das wechselweise Emporsteigen und Herabsinken der Platte L wird bestaͤndig Luft in den Behaͤlter
                              C getrieben, und dadurch fortwaͤhrend Wind
                              bei der Duͤse ausgetrieben.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
