| Titel: | Ueber den Einfluß heißer und kalter Gebläsluft auf die Eigenschaften des Roheisens. | 
| Fundstelle: | Band 66, Jahrgang 1837, Nr. LXVII., S. 294 | 
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                        LXVII.
                        Ueber den Einfluß heißer und kalter
                           Geblaͤsluft auf die Eigenschaften des Roheisens.
                        Ueber den Einfluß heißer und kalter Geblaͤsluft auf die
                           Eigenschaften des Roheisens.
                        
                     
                        
                           1. Ueber die Staͤrke des kalt
                                 geblasenen Eisens in Vergleich mit dem heiß geblasenen.
                           In einer der vorjaͤhrigen Versammlungen der British
                                 association ward von Hrn. Hodgkinson
                              bekanntlich eine Abhandlung uͤber die vergleichsweise Staͤrke von
                              Eisen, welches mit kalter oder mit heißer Geblaͤsluft ausgebracht worden ist,
                              so wie uͤber die weiteren Einfluͤsse der Temperatur der
                              Geblaͤsluft, vorgetragen. Die Beobachtungen und Versuche wurden seither
                              fortgesezt, und Hrn. Fairburn verdanken wir einen Bericht
                              hieruͤber, welcher bei Gelegenheit der dießjaͤhrigen Versammlung der
                              genannten Gesellschaft in der zweiten von der Section fuͤr Mechanik
                              gehaltenen Sizung vorgetragen wurde.Athenaeum
                                       No. 518.
                              Das Wesentlichste
                              hieraus, so wie aus den hiedurch veranlaßten Debatten duͤrfte in Folgendem
                              bestehen:
                           Es ward bei weiterer Verfolgung der erwaͤhnten Versuche fuͤr
                              noͤthig erachtet, die dem Versuche unterliegenden Metalle verschiedenen Arten
                              von Gewalt auszusezen, deren Formen abzuaͤndern, und durch verschiedene
                              Veraͤnderungen sowohl die ihnen eigenthuͤmlichen Eigenschaften, als
                              auch dieselben im Vergleiche mit einander zu ermitteln. Sie wurden erstlich durch
                              directe Spannung zerrissen; sie wurden zweitens in kuͤrzeren und
                              laͤngeren Stuͤken durch directen Druk zerdruͤkt; und sie wurden
                              drittens bei verschiedenen Durchschnittsformen und verschiedenen Temperaturen durch
                              eine quer auf sie einwirkende Gewalt zerbrochen. Zehn Staͤbe von heiß und
                              kalt geblasenem Eisen wurden auch von 112 Pfd. an bis nahe an die zum Brechen
                              noͤthige Last mit verschiedenen Gewichten belastet, und mehrere Monate lang
                              so beschwert gelassen, um zu sehen, welcher Zeitraum noͤthig ist, um den
                              Bruch zu bewirken. Alle diese Staͤbe mit Ausnahme eines einzigen tragen noch
                              jezt nach Ablauf von 6 Monaten Ihre Lasten, und nach dem dermaligen Aussehen zu
                              schließen, duͤrften sie diesen Versuch noch lange Zeit aushalten. Zum Behufe
                              des Versuches uͤber quer einwirkende Gewalten wurden Model von verschiedenen
                              Groͤßen und Formen angefertigt, und in diese sowohl heiß als kalt geblasenes
                              Eisen gegossen. Da jedoch die Guͤsse, was deren Groͤße betrifft,
                              gewoͤhnlich eine Abweichung von den Modeln zeigen, so wurden die
                              Staͤbe an den Bruchstellen genau gemessen, und die Masse dann auf jene der
                              Model reducirt, wobei angenommen ward, daß sich die Staͤrke rechtekiger
                              Staͤbe wie die Breite und das Quadrat ihrer Tiefe verhalte, und daß bei
                              gleichbleibender Laͤnge die aͤußerste Abbiegung sich umgekehrt wie die
                              Tiefe verhalte. Bei der Vergleichung zweier Eisensorten wurde mit groͤßter
                              Sorgfalt darauf gesehen, daß sie so viel als moͤglich einer und derselben
                              Behandlung ausgesezt waren.
                           Eine Reihe von Versuchen betraf die Bestimmung der Staͤrke von heiß und kalt
                              geblasenem Eisen bei verschiedenen Temperaturen von 32° F. (0° R.) an
                              bis zum Siedepunkte hinauf. Die zu zerbrechenden Eisenstaͤbe wurden zu diesem
                              Zweke in einem gußeisernen Troge mit Schnee oder mit Wasser, welches durch Dampf auf
                              einer beliebigen Temperatur unterhalten wurde, bedekt, und bis zum erfolgenden
                              Bruche immer mehr und mehr belastet. Eben so wurde auch die Staͤrke von
                              Eisenstaͤben, welche bis zum Rothgluͤhen erhizt worden, erprobt, wobei
                              sich wider Erwarten zeigte, daß dieselben in einem hohen Grade ihre
                              Zaͤhigkeit und die Kraft, Lasten zu widerstehen, beibehalten. Die
                              Verminderung der Kraft eines Stabes von einem Zoll im Gevierte betrug bei einem
                              Temperaturwechsel von 32° F. bis zur Rothgluͤhhize etwas mehr denn 1/6; die Abbiegung
                              eines Stabes von 2 Fuß 3 Zoll Laͤnge betrug hiebei 1 1/2 Zoll.
                           Die Resultate einiger dieser Versuche erhellen aus Folgendem:
                           Schottisches Carron-Eisen Nr. 2. Das kalt
                              geblasene Eisen zu 1000 angenommen war die quere Staͤrke des heiß geblasenen
                              im mittleren Durchschnitte 979,8; die Kraft, dem Druke zu widerstehen, hingegen
                              1038,9. Mithin verhielt sich bei Anwendung verschiedener Durchschnittsformen an der
                              angegebenen Eisensorte die quere Staͤrke des kalt geblasenen zu jener des
                              heiß geblasenen Eisens beinahe wie 100 zu 98.
                           Devon-Eisen Nr. 3. Die quere Staͤrke des
                              kalt geblasenen verhielt sich zu jener des heiß geblasenen Eisens bei verschiedenen
                              Durchschnittsformen und nach einem aus 13 Versuchen gezogenen mittleren
                              Durchschnitte wie 1000 zu 1409. Das Verhaͤltniß der Widerstandskraft gegen
                              directen Druk war wie 1000 zu 2742. Dieses Eisen ist aͤußerst hart und hat
                              ein eigenthuͤmliches Aussehen; der mittlere oder mehr koͤrnige Theil
                              der Bruchstellen war mit einem Kreise, der wie gehaͤrteter Stahl aussah,
                              umgeben.
                           Buffery-Eisen Nr. 1, aus dem Staffordshire. Die
                              quere Staͤrke des kalt geblasenen Eisens verhielt sich im mittleren
                              Durchschnitte zu jener des heiß geblasenen wie 1000 zu 925. Das Verhaͤltniß
                              der Widerstandskraft gegen directen Druk war an beiden wie 1000 zu 965. Das heiß
                              geblasene Eisen dieser Sorte ist also in jeder Beziehung schwaͤcher.
                           Coed Talon-Eisen Nr. 2, aus dem
                              Nord-Wallis. Das Verhaͤltniß der queren Staͤrke des kalt
                              geblasenen zu jener des heiß geblasenen Eisens ist nach mehreren Versuchen wie 1000
                              zu 1014; das Verhaͤltnis der Widerstandskraft gegen directen Druk wie 1000 zu
                              1219.
                           Der Modulus der Elasticitaͤt fuͤr einen Stab von einem Zoll im Gevierte
                              berechnet sich in Pfunden fuͤr
                           
                              
                                 kalt geblasenes Eisen
                                 
                                    
                                    
                                 14,680,00013,947,000
                                 
                                    
                                    
                                 14,313,500 Pfd.
                                 
                              
                                 heiß geblasenes Eisen
                                 
                                    
                                    
                                 15,810,00012,835,000
                                 
                                    
                                    
                                 14,322,500 Pfd.
                                 
                              
                           Kalt geblasenes Eisen von Elselear Nr. 1, mit heiß geblasenem von Melton Nr. 1 verglichen, gab fuͤr
                              die quere Staͤrke das Verhaͤltniß von 1000 zu 809; fuͤr die
                              Kraft directem Druke zu widerstehen ein Verhaͤltniß von 1000 zu 858.
                           Die Versuche uͤber die quere Staͤrke von heiß und kalt geblasenem Eisen
                              bei verschiedenen Temperaturen gaben folgende Resultate:
                           Kalt geblasenes Eisen hatte bei 32° F. im Durchschnitte eine Staͤrke
                              von 946,6; heiß geblasenes eine solche von 919,7. Das Verhaͤltniß von ersterem
                              zu lezterem war also wie 1000 zu 977,5. Das Verhaͤltniß in Bezug auf die
                              Widerstandskraft gegen directen Druk war wie 1000 zu 1039. Bei einer Temperatur von
                              191° hingegen verhielt sich die Staͤrke von kalt geblasenem zu jener
                              von heiß geblasenem Eisen wie 748,1 zu 823,6.
                           Nach diesen Versuchen schien es, daß die Staͤrke des kalt geblasenen Eisens
                              von 32° F. an bis zu einer im Dunkeln kaum bemerkbaren Rothgluͤhhize
                              hinauf von 949,6 bis auf 723,1 sank; waͤhrend beim heiß geblasenen Eisen die
                              Abnahme der Staͤrke geringer war, indem sie von 917,7 nur bis auf 829,7
                              sank.Es liegt in diesen Ziffern offenbar ein Widerspruch mit den obigen; worin der
                                    Berichterstatter irrt, wird sich ergeben, wenn die Abhandlung des Hrn. Fairburn ein Mal ausfuͤhrlich im Druke
                                    erscheint.A. d. R.
                              
                           Bei allen fruͤheren Versuchen uͤber die quere Staͤrke des
                              Gußeisens ward angenommen, daß dessen Elasticitaͤt bis zu dem dritten Theile
                              des zum Bruche erforderlichen Gewichtes hinauf unbeeintraͤchtigt bleibt. Im
                              Verfolge der hier erwaͤhnten Versuche zeigte sich jedoch eine bedeutende
                              Abweichung von diesen allgemein angenommenen Resultaten; denn es ergab sich, daß 1/7
                              und in manchen selbst 1/8 des den Bruch erzeugenden Gewichtes hinreicht, um eine
                              bleibende Veraͤnderung hervorzubringen. Dieß veranlaßte viele Versuche zur
                              Ermittelung der Last, welche eine bleibende Veraͤnderung zu bewirken im
                              Stande ist, und zur Loͤsung der Frage, ob diese Last bei unbestimmt
                              laͤnger Einwirkung den Stab zum Bruche bringt. Es ist von groͤßter
                              Wichtigkeit zu wissen, ob eine Last, wenn sie ein Mal die Elasticitaͤt
                              beeintraͤchtigt hat, bei laͤnger fortgesezter Einwirkung die Abbiegung
                              erhoͤht oder nicht. Die Frage war also: bis zu welchem Grade hinauf kann
                              Gußeisen ohne Beeintraͤchtigung der Sicherheit belastet werden? Um diese
                              Frage zu loͤsen wurden 10 verschieden belastete Staͤbe aus heiß und
                              kalt geblasenem Gußeisen auf einen Rahmen gebracht, um den Grad der Abbiegung in
                              bestimmten Zeitperioden zu ermitteln, und um zu bestimmen, was noͤthig war,
                              um die Staͤbe mit ihren Lasten zum Bruche zu bringen.
                           
                              
                                 An kalt geblasenem,
                                 mit 280 Pfd.
                                 belastetem
                                 Eisen
                                 stieg
                                 die Abbiegung in 103 Tagen
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 von 1,025 bis 1,033 Zoll.
                                 
                              
                                 An heiß geblasenem
                                      –
                                 –
                                 –
                                 –
                                        1,173
                                     –   1,197  –
                                 
                              
                                 An kalt geblasenem,
                                 mit 336 Pfd.
                                 belastetem
                                 Eisen
                                 stieg
                                 die Abbiegung in 105 Tagen
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 von 1,344 bis 1,366 Zoll.
                                 
                              
                                 An heiß geblasenem
                                      –
                                 –
                                 –
                                 –
                                        1,573  
                                    –   1,627  –
                                 
                              
                                 An kalt geblasenem,
                                 mit 392 Pfd.
                                 belastetem
                                 Eisen
                                 stieg
                                 die Abbiegung in 108 Tagen
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 von 1,786 bis 1,843 Zoll.
                                 
                              
                                 An heiß geblasenem
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                        1,891
                                     –   1,966  –
                                 
                              
                           Kalt geblasenes, mit 448 Pfd. belastetes Eisen bekam eine immer groͤßere und
                              groͤßere Abbiegung, und brach endlich nach 35 Tagen unter dieser Last.
                              Saͤmmtliche heiß geblasene Staͤbe hingegen brachen unmittelbar,
                              nachdem sie mit diesen 448 Pfd. belastet worden waren.
                           Saͤmmtliche Eisen waren aus denselben Materialien und unter gleichen
                              Umstaͤnden bereitet worden. Die Versuche betrafen 50 verschiedene Sorten.
                           Hr. Cottam bemerkte, daß die Staͤrke des Materiales
                              nach Young und Tredgold
                              Schaden leidet, wenn man es uͤber seine Elasticitaͤtskraft hinaus
                              belastet, und stellte daher die Frage, ob die Belastungen uͤber oder unter
                              350 Pfd. auf den Fuß betrugen. Hr. Fairburn erwiederte
                              hierauf, daß die Belastung in einigen Faͤllen groͤßer, in anderen
                              geringer war; und daß eine Last von 280 Pfd. an einem Stabe von einem Zoll im
                              Gevierte eine bleibende Biegung veranlaßte. Ferner bemerkte er, daß das heiß
                              geblasene Eisen biegsamer war, aber dem direkten Druke besser widerstand; daß jedoch
                              alle in lezterer Beziehung erlangten Resultate nach Berechnungen, die auf kalt
                              geblasenes Eisen gegruͤndet waren, zum Vorscheine kamen. Saͤmmtliche
                              Versuche betrafen Gußeisen; keiner ward mit Schmiedeisen vorgenommen; uͤber
                              den beim Umschmelzen eintretenden Verlust fehlen die Beobachtungen.
                           Ueber das Aussehen der Bruchstellen entspann sich eine laͤngere Discussion.
                              Hr. T. Robinson bemerkte, daß, wenn ein rechtekiger Stab entweder gebrochen oder
                              auch nur einer temporaͤren Abbiegung ausgesezt wird, das Aussehen ein
                              aͤhnliches ist, wie dieß aus den mit Glas und polarisirtem Lichte
                              angestellten Versuchen bekannt ist. Hr. Fairburn stimmte
                              bei, und sagte, daß die Krystalle am Rande stets compacter sind, als in der Mitte.
                              Auf einige an ihn gerichtete Fragen erwiederte er, daß das
                              Elasticitaͤtsgewicht stets geringer war, als der dritte Theil des
                              Bruchgewichtes; und daß das schottische heiß geblasene Eisen eine groͤßere
                              Staͤrke zeigte als das kalt geblasene. Mit Eisen aus dem Suͤdwallis
                              wurden keine Versuche angestellt.
                           
                        
                           2. Ueber die chemische Zusammensezung
                                 des kalt geblasenen Eisens in Vergleich mit dem heiß geblasenen.
                           Ueber diesen Gegenstand entstand in einer Sizung der British
                                 association eine lebhafte DiscussionLiterary Gazette, No. 1081., und das Resultat war, daß alle Versuche, welche mitgetheilt wurden, so
                              schaͤzbare Materialien sie auch bieten doch zu keiner bestimmten Folgerung
                              fuͤhren koͤnnen; es scheint, daß die Guͤte des erzielbaren Roheisens
                              sehr von der Beschaffenheit des Eisenerzes abhaͤngt, indem manches bei kaltem
                              und anderes bei heißem Geblaͤse ein besseres Product liefert.
                           Dr. Thomson, welcher in Auftrag der Gesellschaft die
                              vergleichende chemische Analyse des kalt und heiß geblasenen Roheisens
                              uͤbernommen hatte, untersuchte zuerst eine Menge Proben von dem bei Glasgow
                              vorkommenden Eisenerz, woraus in der Nachbarschaft dieser Fabrikstadt
                              jaͤhrlich gegen 200,000 Tonnen Gußeisen fabricirt werden. Das schwerste Eisenerz, welches ihm vorkam, hatte 3,380 spec.
                              Gew.; das gehaltreichste Erz aber 3,056 und enthielt
                           
                              
                                 kohlensaures Eisen
                                 85,44
                                 
                              
                                 kohlensauren Kalk
                                   5,94
                                 
                              
                                 Kohle
                                   3,03
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   0,23
                                 
                              
                                 kohlensaure Bittererde
                                   3,71
                                 
                              
                                 Silicium
                                   1,40
                                 
                              
                                 Aluminium
                                   0,03
                                 
                              
                           oder nahe 83 1/2 Proc. Eisen. Einige Proben Eisenerz enthielten bis 45 Proc. Silicium
                              und Aluminium und in einem Eisenerz bei Johnstone fand er 85 Proc. Eisen und 12 1/2
                              Proc. Aluminium und Silicium. Das leichteste Eisenerz,
                              welches ihm vorkam, hatte 2,285 spec. Gew. und enthielt nur 39 Proc. Eisen. Das Erz
                              wird, (bei Glasgow), ehe es in den Hohofen kommt, immer geroͤstet um die
                              Kohlensaͤure auszutreiben, wodurch es 35 Proc. an Gewicht verliert. Als
                              Flußmittel wird ihm Kalk zugeschlagen und der reinste Kalkstein, welchen man hiezu
                              anwendet, enthaͤlt 24 1/2 Proc. Calcium. Die als Brennmaterial dienende
                              Steinkohle gibt 10 Proc. Asche; sie ist selten ganz frei von Schwefelkies, wodurch
                              Schwefel in das Gußeisen kommt. Fruͤher waren 10 Tonnen Steinkohlen
                              erforderlich, um eine Tonne Eisen zu reduciren; im Jahre 1823 aber, wo man anfing
                              heiße Luft (von der Temperatur des schmelzenden Bleies) in die Hohoͤfen
                              einzublasen, brauchte man dazu nur 2 Tonnen und 19 Cntr.; die 19 Cntr. dienten zum
                              Erhizen der Luft, ferner der Kessel der angewandten Dampfmaschine. Abgesehen von der
                              großen Ersparniß an Brennmaterial gewaͤhrte dieses Verfahren auch noch den
                              Vortheil, daß weniger Flußmittel erforderlich war und ein Ofen innerhalb einer
                              gewissen Zeit mehr Gußeisen lieferte.
                           Die Carron-Compagnie, welche den Ruf hat sehr gutes Roheisen zu fabriciren,
                              versah Dr. Thomson mit Mustern von ihrem Eisen Nr. 1,
                              sowohl kalt als heiß
                              geblasenem. Das kalt geblasene Gußeisen hat ein geringeres specifisches Gewicht als
                              das heiß geblasene. Proben von Gußeisen Nr. 1, aus verschiedenen Oefen, kalt geblasen, zeigten folgende specifische Gewichte: 5
                              Muster von Muirkirk 6,410 – 6,435 – 6,493 – 6,579 – 6,775; eines von
                              Pyrites 6,99; eines von der Carron-Gießerei 6,988 und eines von den
                              Clyde-Eisenwerken 7,008. Alle diese Gußeisenproben enthielten außer Eisen
                              noch andere Substanzen. Mangan war fast in allen in geringer Menge; in einem betrug
                              es zwar 7 Proc., im Durchschnitt jedoch nur 2 Proc. Silicium fehlte nie und betrug
                              im Durchschnitt 1 1/2 Proc., obgleich manches Eisen 3 1/2 und anderes wieder nur 1/3
                              Proc. enthielt. Das Aluminium betrug im Durchschnitt 2 Proc., bisweilen stieg es auf
                              4 1/2 Proc., in anderen Faͤllen machte es dagegen nur den 1000sten Theil des
                              Eisens aus. Calcium und Magnesium waren ebenfalls in geringer Menge vorhanden, aber
                              kein Phosphor. Folgende Tabelle zeigt wie viel von allen diesen Substanzen die
                              verschiedenen analysirten Proben enthielten:
                           
                              
                                 
                                 Mkirk.
                                 Deßgl.
                                 Deßgl.
                                 Pyrit.
                                 Carr.
                                 Clyde.
                                 Mittel.
                                 
                              
                                 Eisen
                                 90,98
                                 90,2
                                 91,38
                                 89,4
                                 94,01
                                 90,82
                                 91,15
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 
                                 
                                 
                                   0,28
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Mangan
                                 
                                   7,14
                                   2,00
                                 
                                   0,62
                                   2,46
                                   2,03
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                   0,04
                                 
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                   7,40
                                   1,71
                                   4,88
                                   3,6
                                   3,1
                                   2,46
                                   3,85
                                 
                              
                                 Silicium
                                   0,46
                                   0,8
                                   1,1
                                   3,2
                                   1,0
                                   0,45
                                   1,17
                                 
                              
                                 Aluminium
                                   0,48
                                   0,16
                                 
                                   3,77
                                   1,03
                                   4,6
                                   1,65
                                 
                              
                                 Calcium
                                 
                                   0,01
                                   0,2
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Magnesium
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                   0,34
                                 
                                 
                              
                           Auffallend ist der große Unterschied im Kohlenstoffgehalt bei diesen Gußeisenproben,
                              selbst solchen von dem naͤmlichen Hohofen.
                           Von heiß geblasenem Eisen wurden fuͤnf Proben
                              untersucht, zwei von den Carron- und drei von den Clyde-Eisenwerken.
                              Ihr specifisches Gewicht betrug 7,0028 – 7,072 – 7,102 – 7,16;
                              also im Mittel 7,062. Folgende Tabelle zeigt ihre Zusammensezung: 
                           
                              
                                 
                                 Clyde.
                                 Carron.
                                 Carron.
                                 Clyde.
                                 Clyde.
                                 
                              
                                 Eisen
                                 97,09
                                 90,42
                                 96,09
                                 94,96
                                 94,34
                                 
                              
                                 Mangan
                                   0,332
                                   0,336
                                   0,41
                                   0,16
                                   3,12
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                   2,46
                                   2,4
                                   2,48
                                   1,56
                                   1,41
                                 
                              
                                 Silicium
                                   0,28
                                   1,82
                                   1,42
                                   1,32
                                   0,52
                                 
                              
                                 Aluminium
                                   0,38
                                   0,48
                                   0,26
                                   1,37
                                   0,59
                                 
                              
                                 Magnesium
                                 
                                 
                                 
                                   0,79
                                 
                                 
                              
                           Im Mittel enthielten sie also 95 1/2 Proc. Eisen und man sieht daß heiß geblasenes
                              Eisen offenbar reiner als kalt geblasenes ist.
                           Hr. Guest, welcher woͤchentlich 300 Tonnen heiß
                              geblasenes Eisen ausschmilzt, hat neun Oefen mit kaltem Geblaͤse in Gang und
                              fand immer, daß bei der Verwandlung des Roheisens in schmiedbares Eisen mittelst des
                              Raffinirens, von dem heiß geblasenen viel mehr verloren geht als von dem kalt
                              geblasenen, daß dagegen beim Puddeln der Verlust ziemlich gleich ist, beilaͤufig 2 1/2
                              Entr. auf die Tonne. Die Erfahrung hat ergeben, daß man bei heißem Geblaͤse 5
                              Proc. Eisen mehr gewinnt als bei kaltem; uͤbrigens geben kalt und heiß
                              geblasenes Roheisen von demselben Erze immer ein Schmiedeisen von gleicher
                              Staͤrke.
                           Nach Faraday hat die verschiedene Zeit, in welcher das
                              Roheisen erkaltet, keinen Einfluß auf seine chemische Zusammensezung; das weiße und
                              graue Roheisen unterscheidet sich zwar in der Zaͤhigkeit von einander, aber
                              nicht in der Zusammensezung.
                           Der beste Stahl wird in Glasgow von Tennent fabricirt und
                              besteht nach Thomson's Analyse (wobei sich immer ein
                              Gewichtsuͤberschuß ergab) aus:
                           
                              
                                 Eisen
                                 99,83
                                 
                              
                                 Mangan
                                   0,190
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                   0,388
                                 
                              
                           
                        
                           3. Theorie der Wirkung der heißen
                                 Geblaͤsluft in den Hohoͤfen.
                           Die HH. Martens, Cauchy und Hemptinne haben der Akademie der Wissenschaften in Bruͤssel einen
                              Bericht uͤber die Anwendung der heißen Geblaͤsluft bei den belgischen
                              Hohoͤfen uͤbergeben, worin sie auch die hiedurch erzielte
                              Brennmaterialersparniß zu erklaͤren suchen.Recueil industriel. No. 43. Wir reihen ihre Bemerkungen hier an, weil dadurch Berthier's im polytechnischen Journal Bd. LIX. S. 44 mitgetheilte Theorie in einem wesentlichen Punkte
                              ergaͤnzt wird.
                           Damit ein Koͤrper in der Luft brennen kann, sind bekanntlich zwei Bedingungen
                              erforderlich: 1) muß eine hinreichende Menge Sauerstoff zugegen seyn, und 2) muß die
                              Temperatur hoch genug seyn, damit die Vereinigung des Brennmaterials mit dem
                              Sauerstoff Statt finden kann. Daraus folgt, daß sich die Verbrennung auf zweierlei
                              Art beschleunigen laͤßt, entweder indem man dem Brennmaterial in einer
                              gegebenen Zeit mehr Sauerstoff liefert oder indem man seine Temperatur auf einem so
                              hohen Grade erhaͤlt, daß die Verbrennung niemals unterbrochen wird. Wenn man
                              zur Beschleunigung der Verbrennung in irgend ein Feuer einen Luftstrom leitet, wird
                              dieser aber natuͤrlich viel wirksamer seyn, wenn er heiß, als wenn er kalt
                              ist; denn in lezterem Falle erniedrigt er die Temperatur des Brennmaterials in dem
                              Augenblik, wo er mit ihm zusammentrifft. Offenbar wird also die Temperatur eines mit
                              heißer luft gespeisten Hohofens viel hoͤher seyn als die eines mit kalter Luft gespeisten, ganz
                              abgesehen von dem uͤberschuͤssigen Waͤrmestoff, welchen die
                              heiße Luft mit sich bringt.
                           Woraus entspringt nun aber die Ersparniß an Brennmaterial?
                              Ohne Zweifel liefert eine und dieselbe Menge Brennmaterial bei ihrer
                              vollstaͤndigen Verbrennung nicht immer gleichviel Hize, ohne Unterschied ob
                              sie rasch oder langsam erfolgt; sondern da dieselbe Quantitaͤt Hize bei
                              rascher Verbrennung in kuͤrzerer Zeit erzeugt wird, als bei langsamer, so muß
                              natuͤrlich im ersteren Falle der Waͤrmeverlust durch die
                              Beruͤhrung der umgebenden Koͤrper geringer seyn, als im lezteren, so
                              daß also schon deßwegen die Speisung der Oefen mit heißer Luft eine Ersparniß an
                              Brennmaterial bedingt.
                           Die Hauptursache der Brennmaterialersparniß bei Anwendung heißer Luft zur Reduction
                              und zum Ausschmelzen der Eisenerze in den Hohoͤfen liegt jedoch darin, daß
                              sie an Statt der Kohks, Steinkohlen anzuwenden gestattet. Ein Kilogramm Steinkohlen
                              erzeugt bei vollstaͤndiger Verbrennung immer weit mehr Hize als ein Kilogramm
                              Kohls, weil der in großer Menge in der Steinkohle enthaltene Wasserstoff bei seiner
                              Verbrennung drei Mal so viel Waͤrme liefert als sein gleiches Gewicht
                              Kohlenstoff. Daraus folgt, daß wenn man die fette Steinkohle vollstaͤndig zu
                              verbrennen im Stande ist, man mit einer viel geringeren Menge Brennmaterial dieselbe
                              Hize hervorbringen wird, als bei Anwendung von Kohks; nun ist es aber hoͤchst
                              wahrscheinlich, daß man durch Beschleunigung der Verbrennung der Steinkohlen
                              mittelst eines Stromes heißer Luft den in ihnen enthaltenen Wasserstoff fast
                              vollstaͤndig verbrennen kann. Wenn man die Hohoͤfen mit heißer Luft
                              speist und anstatt der Kohks Steinkohlen anwendet, wird also einerseits durch
                              dieselbe Menge Brennmaterial mehr Hize erzeugt und andererseits geht wegen der
                              raschen Verbrennung weniger Waͤrme durch die Beruͤhrung der umgebenden
                              Koͤrper verloren, waͤhrend uͤberdieß das reducirte Eisen
                              schneller in Fluß kommt.
                           Daraus, daß die große Brennmaterialersparniß bei Anwendung heißer Luft von der
                              Ersezung der Kohks durch Steinkohlen herruͤhrt, darf man jedoch keineswegs
                              schließen, daß sich diese beiden Brennmaterialen mit eben so großem Vortheil beim
                              Betrieb der Hohoͤfen mit kalter Luft vertauschen lassen, denn wenn man durch
                              Verbrennung von Steinkohlen allen Waͤrmestoff, den sie hervorbringen
                              koͤnnen, gewinnen will, ist es durchaus noͤthig, daß ihr Wasserstoff
                              vollstaͤndig verbrannt wird und nicht zum Theil als Kohlenwasserstoffgas oder
                              Oehldampf entweicht, ohne zur Verbrennung beigetragen zu haben. Lezteres geschieht
                              aber immer, wenn die Steinkohlen nicht sehr rasch verbrennen. Bekanntlich entweicht bei den
                              besten Argand'schen Lampen, selbst den mit einer
                              Schornsteinroͤhre versehenen, obgleich sie beim Brennen keinen Geruch oder
                              Rauch verbreiten, doch noch viel Kohlenwasserstoff unverbrannt und das Brennmaterial
                              kann nur dadurch bestens benuzt werden, daß man die Flamme so viel als
                              moͤglich gegen alle Erkaͤltung schuͤzt; deßwegen geben auch die
                              Argand'schen Lampen mit zwei concentrischen kreisfoͤrmigen Dochten, worin die
                              innere Flamme viel hoͤher wird und viel lebhafter brennt als wenn sie isolirt
                              waͤre, eine so große Hize. Man begreift folglich, daß in einem mit kalter
                              Luft gespeisten Hohofen Steinkohlen keine so großen Vortheile gewahren
                              koͤnnten wie Kohks, weil die oͤhligen Bestandtheile jener großen
                              Theils unverbrannt entweichen wuͤrden und uͤberdieß die
                              Steinkohlenstuͤke, indem ihre Verbrennung nicht rasch genug erfolgt, Zeit
                              haben sich zu erweichen und zusammenzubaken, wodurch der Durchzug des Luftstromes
                              gehindert und somit der Verbrennungsproceß beeintraͤchtigt wird. Ein
                              Hohofenbesizer, Hr. Huart, hat durch zahlreiche Versuche
                              im Großen sich uͤberzeugt, daß 2 Kilogramme Steinkohlen, welche durch einen
                              Strom auf 322° erhizter Luft gespeist werden, beinahe eben so viel Eisenerz
                              reduciren als 7 Kilogr. Kohks bei Anwendung kalter Luft.