| Titel: | Ueber die Methoden, wodurch das Ausbleichen der Schrift von gebrauchtem Stempelpapiere und die Verfälschung von öffentlichen und Privatacten verhütet werden kann. Auszug eines Berichtes an die Pariser Akademie. | 
| Fundstelle: | Band 66, Jahrgang 1837, Nr. LXVIII., S. 303 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXVIII.
                        Ueber die Methoden, wodurch das Ausbleichen der
                           Schrift von gebrauchtem Stempelpapiere und die Verfaͤlschung von
                           oͤffentlichen und Privatacten verhuͤtet werden kann. Auszug eines
                           Berichtes an die Pariser Akademie.Annales de
                                       Chimie. Janv. 1837.
                           
                        Ueber Sicherheitspapiere und Sicherheitstinten.
                        
                     
                        
                           Im Jahre 1831 hat sich eine Commission der Pariser Akademie auf Veranlassung der
                              Regierung mit einer Untersuchung uͤber die Mittel beschaͤftigt,
                              wodurch die Verfaͤlschung von oͤffentlichen und Privatacten
                              verhuͤtet werden kann;Polyt. Journal Bd. XLIV. S. 117. sie suchte uͤberdieß auch Methoden ausfindig zu machen, durch welche
                              die Regierung dem Bleichen bereits gebrauchter Stempelpapiere entgegenwirken
                              koͤnnte, welches in der lezten Zeit ziemlich im Großen getrieben wurde.
                           Um die Verfaͤlschung von Schriften zu verhuͤten hatte die Commission
                              die Anwendung einer unzerstoͤrbaren Tinte, durch Einruͤhren von
                              chinesischer Tusche in mit Salzsaͤure angesaͤuertem Wasser bereitet,
                              vorgeschlagen.
                           
                           Um das Bleichen gebrauchter Stempelpapiere zu verhuͤten, schlug sie vor, die
                              Papiere mit einer auf der Guillochirmaschine gravirten Vignette zu versehen, die mit
                              einer zerstoͤrbaren Tinte aus gewoͤhnlicher aber auf
                              gewoͤhnliche Weise verdikten Schreibtinte gedrukt werden sollte.
                           Zahlreiche Versuche haben die Zwekmaͤßigkeit dieser Vorschlaͤge
                              bewiesen.
                           Die mit der unzerstoͤrbaren Tinte geschriebene Schrift wider, steht nicht nur
                              allen Versuchen der Faͤlschung, sondern die Tinte hatte auch im Verlauf von
                              sechs Jahren nicht die geringste nachtheilige Wirkung auf die Papiere
                              ausgeuͤbt.
                           Die zerstoͤrbaren Vignetten, mit verdiktem Tintensaz auf gewoͤhnliches
                              Papier gedrukt, wurden vollkommen durch die Mittel ausgeloͤscht, durch welche
                              man gewoͤhnliche Schrift zerstoͤren kann. Es blieben nun nur noch
                              einige technische Schwierigkeiten zu uͤberwinden uͤbrig.
                           So standen die Sachen als eine neue Anregung des Gegenstandes von Seite der Regierung
                              erfolgte, und das Resultat der wiederholten umsichtigen Pruͤfung dieses
                              Gegenstandes durch die Akademie ist folgendes:
                           
                        
                           1. Ueber das Bleichen des alten
                                 Stempelpapieres.
                           Um das Bleichen alter Stempelpapiere voͤllig
                                 unmoͤglich zu machen muͤssen folgende Bedingungen
                              erfuͤllt werden:
                           1) das Papier muß mit einer durch eine waͤsserige Tinte hervorgebrachten
                              Zeichnung bedekt werden, die auf keine Weise direct uͤbergetragen werden
                              kann;
                           2) die Zeichnung muß von solcher Zartheit seyn, daß es der geschiktesten Hand
                              unmoͤglich ist, die Zuͤge derselben mit einer fetten Schwaͤrze
                              zu uͤberziehen und auf diese Weise dann die Uebertragung auf Stein zu
                              bewirken;
                           3) diese Zeichnung muß jedes Jahr geaͤndert werden, um jeden Versuch einer
                              Nachahmung durch die Mittel zu verhuͤten, mit welchen sie selbst hergestellt
                              worden ist.
                           Das typographische Verfahren ist hiezu nicht geeignet. Das Einfachste wuͤrde
                              immer seyn, auf die Anwendung des endlosen Papiers, eines gravirten Cylinders und
                              einer waͤsserigen Tinte zuruͤkzukommen. Die Commission will die
                              Zwekmaͤßigkeit ihrer Vorschlaͤge beweisen.
                           Sie hat sich uͤberzeugt, daß die gewoͤhnliche Tinte mit Gyps verdikt
                              sich sehr gut zum Walzendruk eignet, und sie legte der Akademie einige auf diese
                              Weise erhaltene Druke vor. Sie hat ferner gesucht, die Vortheile, welche die Anwendung einer
                              waͤsserigen Tinte darbietet, beizubehalten, ohne zu dem Papier ohne Ende ihre
                              Zuflucht zu nehmen. Sie fand, daß eine Maschine zum Druke von Platten sich
                              gleichfalls eignete, um die zartesten Zeichnungen mit einer waͤsserigen Tinre
                              wiederzugeben. Die Regierung koͤnnte sich also, in so fern nicht die
                              Drukkosten entgegenstehen, der Platten statt der Walzen bedienen, oder das
                              Maschinenpapier durch aneinandergeleimte Bogen ihres Formpapiers ersezen, und dabei
                              sich der gewoͤhnlichen Verdikten Tinte ohne Dazwischenkunft eines Firnisses
                              bedienen.
                           Um auf typographischem Wege eine Vignette hervorzubringen, und das Bleichen
                              gebrauchter Stempelpapiere zu verhuͤten, kennt sie nur ein Mittel; es besteht
                              darin, die Vignette mit zwei Tinten zu druken, von denen die eine
                              zerstoͤrbar, die andere unzerstoͤrbar waͤre.
                           Es enthalte die Vignette z.B. auf einem Spizengrunde Hunderte von kleinen,
                              uͤberall zerstreuten, kreisrunden Figuren, und es sey jede dieser Figuren aus
                              einer zerstoͤrbaren und einer unzerstoͤrbaren Haͤlfte gebildet,
                              so wuͤrde dadurch das Bleichen des Stempelpapiers gewiß verhuͤtet
                              werden.
                           Wenn naͤmlich durch das Bleichen die zerstoͤrbaren Theile
                              ausgeloͤscht worden sind, wie sollen sie wieder hergestellt werden? Mit der
                              Hand wuͤrde es zu theuer seyn, und durch den Druk waͤre es
                              unmoͤglich, denn das genaue Zusammentreffen der uͤbrig gebliebenen
                              Haͤlfte mit der neuen ist auf keine Weise zu erreichen.
                           Bei dieser Methode wuͤrde es gleichguͤltig seyn, ob die
                              zerstoͤrbare Tinte waͤsserig oder fett ist, denn der Ueberdruk
                              wuͤrde nicht angewendet werden koͤnnen.
                           Um ein solches Papier nachzuahmen, wuͤrde eine fabrikmaͤßige
                              Einrichtung noͤthig seyn, die nicht leicht verborgen bleiben
                              koͤnnte.
                           Die HH. Didot haben erklaͤrt, daß es
                              unmoͤglich seyn wuͤrde, ein Papier dieser Art nach dem Ausbleichen
                              durch den Druk wiederherzustellen, und sie halten zugleich den Druk einer Vignette,
                              wie wir sie vorgeschlagen haben, mit zweierlei Schwaͤrze fuͤr sehr gut
                              ausfuͤhrbar. Proben von Papieren, die auf diese Weise mit
                              zerstoͤrbarer Firnißschwaͤrze und gewoͤhnlicher
                              Drukerschwaͤrze, mit schwefelsaurem Baryt blaͤsser gemacht, gedrukt
                              worden sind, liegen vor.
                           Indessen beschrankt sich der Nuzen dieses Verfahrens bloß auf die Verhuͤtung
                              des Bleichens gebrauchter Stempelpapiere; Schriftfaͤlschungen wuͤrden
                              dadurch nicht verhuͤtet werden koͤnnen.
                           Wenn dagegen die Regierung sich entschloͤße, das Formpapier zu verlassen und
                              Papier ohne Ende anzuwenden, so wuͤrde sie in der Anwendung des Walzendrukes
                              ein Mittel haben, eben sowohl dem Bleichen des Stempelpapiers als den
                              Schriftfaͤlschungen zuvorzukommen. Dieses Mittel wuͤrde jede
                              noͤthige Garantie darbieten.
                           Noch ein Umstand ist zu erwaͤhnen, der sehr haͤufig eintritt. Das
                              Stempelpapier muß naͤmlich geeignet seyn, gewoͤhnlichen Letterndruk
                              aufzunehmen, denn es werden oft Schemata im Voraus auf die Bogen gedrukt, die dann
                              mit der Hand ausgefuͤllt werden. Das Stempelpapier muß also der Operation des
                              Anfeuchtens vor dem Druke widerstehen. Versuche mit dem von der Commission
                              hergestellten Papiere haben bewiesen, daß hierin keine Schwierigkeit liegt, die
                              Vignetten blieben rein und scharf, und der Druk kam gut zum Vorschein.
                           Man kann demnach das Bleichen alter Stempelpapiere durch folgende Mittel
                              verhuͤten:
                           1) dadurch, daß man Zeichnungen von großer Feinheit mit der Walze auf Papier ohne
                              Ende drukt, und sich dabei gewoͤhnlicher mit Gyps verdikter Tinte
                              bedient;
                           2) dadurch, daß man Zeichnungen von aͤußerster Feinheit mit derselben Tinte
                              auf Formpapier mittelst Platten drukt;
                           3) dadurch, daß man auf Formpapier mittelst der typographischen Verfahrungsweise
                              kleine Figuren drukt, die aus zwei Theilen bestehen, von denen der eine
                              zerstoͤrbar, der andere unzerstoͤrbar ist. Als unzerstoͤrbare
                              Tinte kann man die gewoͤhnliche Drukerschwaͤrze mit einem Zusaz von
                              schwefelsaurem Baryt, um sie blaͤsser zu machen, als zerstoͤrbare ein
                              Gemenge von Hutmacherschwaͤrze mit Kreide und Firniß anwenden.
                           Indessen kann die Commission nur die beiden ersten Verfahrungsweisen unbedingt
                              empfehlen.
                           
                        
                           2. Ueber die Verhinderung der
                                 Schriftverfaͤlschungen.
                           Die schwierigste Art der Faͤlschung und die, welche sich am leichtesten
                              verhuͤten laͤßt, ist die, welche nur einen Theil der Schrift
                              verfaͤlscht. Um eine solche theilweise Faͤlschung auf Papieren
                              hervorzubringen, welche mit einer zerstoͤrbaren Vignette bedekt sind,
                              muͤßte diese Vignette entweder erhalten oder wiederhergestellt werden. Diese
                              beiden Operationen erfordern Handgeschiklichkeit, und es wuͤrde leicht seyn,
                              sie selbst der geschiktesten Hand unmoͤglich zu machen.
                           Guillochirte Muster wuͤrden hiezu hinreichen, noch besser aber wuͤrde
                              man den Zwek mittelst einer von Hrn. Grimpé
                              erfundenen Maschine (molette) erreichen, welche
                              außerordentlich zarte und regelmaͤßig gravirte Figuren liefert, die von den
                              geschiktesten Personen nicht nachgeahmt werden konnten. Diese Vignetten lassen sich
                              uͤber die ganze Flaͤche des Papiers ausdehnen. Die Commission hat
                              Versuche in dieser Art
                              gemacht, wobei sie sich zum Druke der fetten zerstoͤrbaren Schwaͤrze
                              bediente. Aber auch mit einer waͤsserigen mit Gyps verdikten Tinte lassen
                              sich diese Muster bei geeigneter Einrichtung druken. Zu den Versuchen wurde theils
                              Papier ohne Ende, theils zusammengeleimte Bogen gebraucht.
                           Papiere dieser Art wuͤrden den sichersten Schuz gegen jede Moͤglichkeit
                              der Schriftfaͤlschung gewaͤhren. Es fragt sich nun, ob nicht die
                              theilweisen Schriftfaͤlschungen auch durch ein typographisches Verfahren mit
                              zwei Arten von Schwaͤrze zu verhuͤten sind? Es wird dieß schwer, wo
                              nicht unmoͤglich seyn, obwohl sich unter den Verfahrungsarten, welche die
                              Commission durch Hrn. Grimpé kennen lernte, eine
                              befindet, die dieses System anwendbar machen koͤnnte. Die Schwierigkeit liegt
                              immer darin, daß die Muster, welche die Typographie hervorbringen kann, niemals von
                              solcher Feinheit sind, daß sie nicht mit der Hand nachgeahmt werden
                              koͤnnten.
                           Eine Anwendung der gepreßten Muster, welche Hr. Grimpé vorschlug, wuͤrde die Commission gern annehmen, es
                              ist dieß ein unzerstoͤrbarer Stempel, der zu der zerstoͤrbaren
                              Vignette in Beziehung steht. Hr. Grimpé
                              loͤste diese Aufgabe, indem er den Bogen mit einer zerstoͤrbaren
                              Vignette bedrukte, waͤhrend der ganze Rand, in welchem sich die Vignette ohne
                              Unterbrechung fortsezt, ohne Tinte bloß als trokener Stempel eingepreßt ist. Es
                              wuͤrde gewiß leichter seyn, neues Stempelpapier zu fabriciren, als solches
                              Papier nach dem Bleichen wieder herzustellen.
                           Eine zerstoͤrbare Vignette, die sich mit der Hand nicht nachahmen laͤßt
                              und nicht auf Stein uͤbergetragen werden kann, das ist alles, was man
                              braucht, um das Bleichen alter Stempelpapiere und jede theilweise Faͤlschung
                              zu verhuͤten. Allein diese Art der Faͤlschung ist nicht die einzige,
                              welcher man entgegenzuwirken hat.
                           Die leichteste Art der Faͤlschung, und die, welche sich am schwierigsten
                              verhuͤten laͤßt, ist diejenige, wo man sich darauf beschraͤnkt,
                              einige Worte einer Schrift zu reserviren, und alles andere ausloͤscht, um es
                              mit neuer Schrift zu vertauschen. Hiebei gibt man sich leine Muͤhe, das ganze
                              Papier zu erhalten, sondern man entfernt z.B. den ganzen oberen oder mittleren Theil
                              eines Stempelbogens, worauf sich die Stempel befinden, um nur den unteren Theil zu
                              erhalten, der eine Unterschrift und einige Worte enthaͤlt, die der
                              Faͤlscher benuzen will.
                           Diese Art der Faͤlschung laͤßt sich nur dadurch verhuͤten, daß
                              man dem Papiere ein unzerstoͤrbares Kennzeichen gibt, welches so uͤber
                              die ganze Flaͤche vertheilt seyn muß, daß man an dem kleinsten Stuͤke
                              den Charakter des Stempelpapiers wiedererkennt.
                           
                           Von dieser Art ist das auf der Drukerpresse erzeugte Sicherheitspapier mit zweierlei
                              Schwarze. Es ist in der That unmoͤglich, auf solchem Papier die ganze Schrift
                              auszuloͤschen, ohne zugleich den Charakter des Papieres zu zerstoͤren,
                              denn die mit der unzerstoͤrbaren Tinte gedrukten Zuͤge wuͤrden
                              stets zuruͤkbleiben.
                           Da aber der Druk mit zweierlei Schwarze bloß Zeichnungen gibt, die mit der Hand
                              nachgeahmt werden koͤnnen, so bietet er in solchen Faͤllen keine
                              Garantie, in welchen Zeit und Geschiklichkeit an die Faͤlschung gewendet
                              werden kann.
                           Von allen Garantien gegen eine solche gaͤnzliche Faͤlschung liegt die
                              sicherste in der Anwendung der von der Akademie vorgeschlagenen
                              unzerstoͤrbaren Tinte. Mit dieser sind alle Papiere gut, ohne dieselbe
                              erreichen sie alle ihren Zwek nicht. Sie sollte also ganz allgemein
                              eingefuͤhrt werden. Leider ist sie bis jezt fast gar nicht in Anwendung
                              gekommen.Die Ursachen, welche die fruͤhere Commission bestimmten, die Tinte aus
                                    chinesischer Tusche mit Salzsaͤure vorzuschlagen, sind sehr
                                    einleuchtend. Die Tusche enthaͤlt als faͤrbenden Bestandtheil
                                    sehr fein zertheilte Kohle, die jeder zersezenden Einwirkung laͤnger
                                    widersteht, als das Papier; aber so unzerstoͤrbar ihre Farbe ist, so
                                    wuͤrde sie doch durch mechanische Mittel entfernt werden
                                    koͤnnen, wenn man sie nicht in die Masse des Papieres eindringen
                                    ließe, und dieß wird durch die Salzsaͤure oder das Alkali bewirkt. Es
                                    muß nun aber ein gewisses Verhaͤltniß zwischen diesen und dem Grade
                                    der Leimung des Papiers Statt finden. Je staͤrker das Papier geleimt
                                    ist, desto mehr Salzsaͤure oder Alkali ist noͤthig, um das
                                    Eindringen der Tinte zu bewirken. Die von der Commission vorgeschriebenen
                                    Verhaͤltnisse gelten fuͤr das gewoͤhnliche Papier des
                                    Handels. Fuͤr staͤrker geleimte Papiere muͤßte die
                                    Menge der Salzsaͤure groͤßer seyn. In feuchtes Papier dringt
                                    die Tinte leichter ein und gewaͤhrt noch groͤßere Sicherheit.
                                    Es wird also in wichtigen Faͤllen gut seyn, das Papier schwach
                                    anzufeuchten, einige Augenblike zu warten und dann mit frisch in der
                                    verduͤnnten Salzsaͤure aufgeruͤhrter Tusche zu
                                    schreiben.
                              
                           Will man aber ein Sicherheitspapier haben, das so viel als moͤglich die
                              Faͤlschungen verhuͤtet, so muß man die schon vorgeschlagenen Mittel
                              dazu benuzen. Wenn man z.B. ein Papier ohne Ende anwendete, mit einem sehr feinen
                              unzerstoͤrbaren Wasserzeichen, und dasselbe auf beiden Seiten mit einer sehr
                              zarten und durch die Hand nicht nachahmbaren zerstoͤrbaren Vignette bedrukte,
                              so wuͤrde man hiedurch jeder Faͤlschung vorbeugen. Bei versuchter
                              Faͤlschung wuͤrde die Vignette mit der Schrift verschwinden, und das
                              Wasserzeichen die Faͤlschung verrathen. Statt des Wasserzeichens
                              koͤnnte auch ein Druk mit fetter Schwaͤrze dienen. Dieß ist beinahe
                              das Verfahren, dessen sich Hr. Coulier zur Herstellung
                              eines Sicherheitspapiers fuͤr kaufmaͤnnische Papiere bedient. Er drukt
                              auf die linke Seite ein unzerstoͤrbares Muster, und wiederholt dasselbe auf
                              der rechten Seite mit zerstoͤrbarer Schwaͤrze. Dieses Papier scheint
                              das beste von allen jezt vorgeschlagenen zu seyn, allein es entspricht doch nicht allen
                              Wuͤnschen der Commission, da diese verlangt, daß das zerstoͤrbare und
                              das unzerstoͤrbare Muster gleichmaͤßig uͤber die ganze
                              Flaͤche ausgebreitet und ihr Ueberdruk unmoͤglich seyn soll.
                           Die Commission kann sich nicht fuͤr die Sicherheitspapiere entscheiden;
                              dennoch wollte sie angeben, auf welche Weise man eines erlangen kann, das wenig zu
                              wuͤnschen uͤbrig laͤßt, denn es entspricht den drei
                              Hauptanforderungen:
                           1) es traͤgt ein charakteristisches Merkmal in seinem Wasserzeichen, so lange
                              es als Papier besteht;
                           2) die zerstoͤrbare Vignette verschwindet unter dem Einfluß der Agentien,
                              welche die Schrift angreifen;
                           3) diese Vignette koͤnnte weder mit der Hand noch mittelst Ueberdruk wieder
                              hergestellt werden.
                           Man wird aber folgende Betrachtungen nicht unberuͤksichtigt lassen:
                           Dieses Sicherheitspapier verhindert nicht eine Schrift zu zerstoͤren, sey es
                              durch Zufall- indem einige Tropfen Saͤure auf das Papier fallen, sei
                              es absichtlich und unter dem Vorwande des Zufalls. Die Sicherheitstinte dagegen ist
                              unzerstoͤrbar.
                           Das Sicherheitspapier gestattet Versuche der Faͤlschung, die sich zwar
                              verrathen werden; die Sicherheitstinte aber laͤßt jeden Versuch
                              scheitern.
                           Das beste Sicherheitspapier wiegt noch nicht die unzerstoͤrbare Tinte auf,
                              dennoch kann es nuͤzlich werden, und gewiß wuͤrde die Consumtion von
                              Stempelpapier zunehmen, wenn es wirkliche Garantien fuͤr denjenigen
                              darboͤte, der sich desselben bedient.
                           
                        
                           Bereitung der zerstoͤrbaren und unzerstoͤrbaren
                                 Tinten.
                           
                              a) Zerstoͤrbare Tinten ohne fettige Substanz zum
                                 Walzendruk.
                              1) Gewoͤhnliche Tinte, durch Eindampfen im Wasserbade verdikt.
                              2) Gewoͤhnliche Tinte, hinreichend mit Gyps verdikt und damit lange
                                 zusammengerieben.
                              Diese Tinten haben den Vortheil, daß sie der Wirkung des Wassers genug
                                 widerstehen, um die damit bedrukten Papiere anfeuchten zu koͤnnen, so daß
                                 sie zum Lettern, und Steindruke angewandt werden koͤnnen, ohne daß die
                                 Vignette leidet.
                              
                           
                              b) Fette zerstoͤrbare Tinten zum Druke der
                                 typographischen Vignette mit zweierlei Schwaͤrze.
                              Firniß und Schwaͤrze 1 und 2.
                              
                                 
                                    Firniß.
                                    Leinoͤhl
                                      60 Gr.
                                    
                                 
                                    
                                    Fichtenharz
                                    150 Gr.
                                    
                                 
                              Man schmilzt das Gemenge und seihet es durch Leinwand.
                              
                              Firnißschwaͤrze Nr. 1.
                              
                                 
                                    Gewaschene und getroknete Kreide
                                    24 Gr.
                                    
                                 
                                    Trokener Tintensaz
                                      3  –
                                    
                                 
                                    Ultramarin
                                      2  –
                                    
                                 
                              Firniß so viel als noͤthig.
                              Firnißschwaͤrze Nr. 2.
                              
                                 
                                    Kreide
                                    24    Gr.
                                    
                                 
                                    Trokener Tintensaz
                                      1,5  –
                                    
                                 
                                    Ultramarin
                                      1   
                                        –
                                    
                                 
                              Firniß so viel als noͤthig.
                              
                           
                              c) Unzerstoͤrbare
                                    Tinten.
                              1) Fuͤr Gaͤnsefedern:
                              Tusche in verduͤnnter Salzsaͤure von 1 1/2° Baumé zerruͤhrt.
                              2) Fuͤr Metallfedern:
                              Tusche in einer Aeznatronlauge zerruͤhrt, die 1° am Bauméschen Araͤometer zeigt.
                              3) Fuͤr den Druk unzerstoͤrbarer Vignetten:
                              Gewoͤhnliche Drukerschwaͤrze mit einer angemessenen Menge von
                                 gemahlenem Schwerspath oder kuͤnstlich bereitetem schwefelsaurem Baryt
                                 versezt, die lange mit Wasser gerieben worden sind.
                              
                           
                        
                           Ueber das Mozard'sche
                              Sicherheitspapier.Annales de Chemie, Mars 1837.
                              
                           In der neueren Zeit kam ein Sicherheitspapier unter dem Namen des Mozard'schen in den Handel, welches als ein
                              vorzuͤgliches Mittel empfohlen wurde, alle Schriftverfaͤlschungen zu
                              verhuͤten.
                           Dieses Sicherheitspapier ist weiß oder blaß gefaͤrbt. Es veraͤndert
                              seine Farbe, und faͤrbt sich fast stets sehr stark, wenn es mit einem der
                              Reagentien zusammengebracht wird, welche auf die gewoͤhnliche Tintenschrift
                              wirken. Die Saͤuren faͤrben es mehr oder weniger stark blau; die
                              Alkalien, die Javelle'sche Lauge und der Chlorkalk braun.
                              Mit waͤsseriger Chlorloͤsung wird es braun, und die
                              Schriftzuͤge darauf verschwinden augenbliklich, erscheinen aber bald wieder,
                              um dann gaͤnzlich zu verschwinden.
                           Das Papier verdankt seine Eigenschaft durch alle Substanzen, welche die Tintenschrift
                              zerstoͤren, eine dunklere Faͤrbung zu erhalten, gewissen chemischen
                              Reagentien, die in seine Masse gebracht wurden; diese sind farblos und
                              unloͤslich in Wasser, aber die Saͤuren, Alkalien, das Chlor und die
                              bleichenden Chlorverbindungen zersezen sie sehr leicht und geben Veranlassung zur
                              Bildung neuer und gefaͤrbter Verbindungen.
                           
                           Das Papier ist nicht bloß zum Gebrauche von Privaten bestimmt, sondern man glaubte
                              auch, daß es zu oͤffentlichen Acten und zur Fabrication von Stempelpapier
                              benuzt werden koͤnne. Die Commission der Akademie ist in Folge ihrer
                              Pruͤfung jedoch nicht dieser Ansicht; denn sie hat sich uͤberzeugt,
                              daß man dem Mozard'schen Papiere sehr leicht die darin
                              enthaltenen Reagentien entziehen und es dadurch in gewoͤhnliches Papier
                              verwandeln kann. Eben so leicht kann man gewoͤhnliches Papier mit diesen
                              Reagentien impraͤgniren und es dadurch in Mozard'sches Sicherheitspapier verwandeln. Mozard
                              fuͤgt zwar seinem Stempelpapiere ein zerstoͤrbares Muster bei, das
                              nicht wieder hergestellt werden kann, allein die Garantie, welche dieses
                              gewaͤhre, ist offenbar ganz unabhaͤngig von derjenigen, welche die
                              Reagentien in der Papiermasse darbieten, und dieses Muster faͤllt mit der von
                              der Akademie vorgeschlagenen zerstoͤrbaren Vignette in chemischer Hinsicht
                              zusammen, denn sie sind beide mit gewoͤhnlicher Tinte hervorgebracht. An sich
                              wuͤrde also das Mozard'sche Papier das Bleichen
                              des Stempelpapiers nicht verhuͤten, sondern nur durch das zerstoͤrbare
                              Muster, das schon allein dazu hinreichen wuͤrde, Uebrigens ist das Mozard'sche Papier auch zu brennbar, als daß es
                              fuͤr Stempelpapier empfohlen werden koͤnnte.
                           Das Mozard'sche Papier ist bestimmt, Versuche der
                              Faͤlschung durch die Entstehung gleichfoͤrmiger begrenzter Fleken zu
                              entdeken, allein solchen Fleken duͤrfte kaum ein so entscheidender Werth
                              beigelegt werden koͤnnen. Das Papier wuͤrde, wie jedes andere, allen
                              zufaͤlligen Einwirkungen saurer und alkalischer Substanzen ausgesezt seyn,
                              und koͤnnte leicht durch zufaͤllige Entstehung von Fleken zu falschen
                              Anklagen Veranlassung geben, denn Wein, Essig, Seife, gefaulter Urin wirken darauf
                              wie Saͤuren und Alkalien, selbst Kaffee und andere gefaͤrbte
                              Infulsionen koͤnnten darauf Fleke erzeugen, die sehr schwer von denen zu
                              unterscheiden seyn wuͤrden, welche ein Faͤlschungsversuch veranlaßt.
                              Ja, der Faͤlscher wuͤrde die von ihm hervorgebrachten Fleken durch
                              Uebergießen des Papiers mit Wein, Kaffee u.s.w. leicht verfielen.
                           Wir haben bis jezt angenommen, daß das Sicherheitspapier ein Reagens enthalte,
                              welches unter allen Umstaͤnden durch die Mittel, welche die Schrift
                              zerstoͤren, sich faͤrbe, aber selbst unter dieser Voraussezung
                              verdient das Papier, wie wir gesehen haben, das Lob nicht, welches ihm von einigen
                              Chemikern ertheilt worden ist.Diese Stelle bezieht sich offenbar auf Hrn. Merimée, den Berichterstatter der Société d'encouragement; man vergleiche Polytechn.
                                    Journal Bd. LXII. S. 342. Man behauptet, daß noch Niemand im Stande gewesen sey, eine Faͤlschung auf dem Mozard'schen Papiere auszufuͤhren. Daß aber
                              Faͤlschungen dennoch nicht unmoͤglich sind, ist klar. Eine allgemeine
                              Faͤlschung ist sogar sehr leicht auszufuͤhren, weil man die Reagentien dem Papiere entziehen kann. Die Commission hat auf
                              einem Stuͤke die Unterschrift des Hrn. Mozard erhalten, einige Zeilen Schrift
                              ausgeloͤscht und das Sicherheitspapier in gewoͤhnliches verwandelt;
                              auf einem anderen Stuͤke hat sie die Unterschrift Hrn. Mozard's erhalten, so wie einige Worte der Schrift, dann das Ganze
                              ausgeloͤscht und das Papier in gewoͤhnliches verwandelt. Nichts
                              beweist gegenwaͤrtig, daß dieses Papier Mozard'sches Sicherheitspapier gewesen sey, und uͤbrigens
                              koͤnnte man ihm noͤthigen Falls die Reagentien auch wieder geben. Ja
                              die Commission war sogar im Stande, die ganze Schrift mit Ausnahme einiger Worte und
                              der Unterschrift Hrn. Mozard's auszuloͤschen, ohne
                              die Reagentien in dem Papiere anzugreifen und die Faͤrbung des Papiers zu
                              modificiren. Das dabei angewandte Verfahren ist weder schwer zu entdeken, noch
                              auszufuͤhren. Es ist sowohl fuͤr alte als neue Schrift, fuͤr
                              gute wie fuͤr schlechte Tinte anwendbar.
                           Außer den Reagentien, welche das Mozard'sche Papier
                              enthaͤlt, bedient sich der Verfertiger bisweilen eines zerstoͤrbaren
                              Musters, das bei der Fabrication selbst hineingebracht wird. Die Maschine liefert
                              zwei duͤnne Blaͤtter, die mit einander durch den Druk zweier Walzen
                              vereinigt werden, nachdem das eine mit dem Muster bedrukt worden ist. Dieses ist
                              dann zwischen beiden Blattern eingeschlossen. Dieß kann aber die allgemeine
                              Faͤlschung nicht verhindern, selbst die theilweise nicht, in so fern das
                              Muster mit der Hand nachgeahmt werden kann.
                           Die Commission der Akademie muß nach allem diesem uͤber
                                 die Sicherheitspapiere im Allgemeinen folgendes Unheil fallen; sie lassen
                              sich in vier Classen theilen:
                           1) diejenigen, welche gleichfoͤrmig mit einer zerstoͤrbaren Farbe
                              gefaͤrbt sind. Sie gewaͤhren keine Sicherheit, denn Jeder kann diese
                              Faͤrbung beseitigen und wieder herstellen.
                           2) Diejenigen, deren Masse ungefaͤrbte Reagentien enthaͤlt, welche sich
                              beim Zusammenbringen mit solchen Agentien faͤrben, die die Schrift
                              zerstoͤren. Unter diese gehoͤrt das Mozard'sche Papier; diese Papiere koͤnnten aber nur dadurch ihrem Zweke
                              entsprechend gemacht werden, daß man Reagentien hineinbraͤchte, welche die
                              gewoͤhnliche Tinte unausloͤschbar, oder wenigstens schwer
                              zerstoͤrbar machten.
                           3) Man koͤnnte Sicherheitspapiere herstellen, welche außer einem
                              unzerstoͤrbaren Wasserzeichen eine farblose oder eine sehr blasse Vignette
                              enthielten, die sich
                              faͤrbte, sobald eine Schriftfaͤlschung versucht wurde. Solche Papiere
                              wuͤrden allgemeinen sowohl als den theilweisen Faͤlschungen
                              widerstehen, aber doch weniger Garantie darbieten, als die von der Commission
                              vorgeschlagenen.
                           4) Endlich kommen die Sicherheitspapiere, welche die Commission vorgeschlagen hat, wo
                              die zerstoͤrbare Farbe als unnachahmbare Vignette aufgedrukt wird. Sie
                              hindern jede theilweise, und vermoͤge ihres Wasserzeichens auch jede
                              allgemeine Faͤlschung.