| Titel: | Verbesserungen in der Fabrication geschweißter eiserner Röhren, worauf sich Thomas Henry Russel, Röhrenfabrikant in Handsworth bei Birmingham, am 5. Mai 1836 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 66, Jahrgang 1837, Nr. LXXIII., S. 331 | 
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                        LXXIII.
                        Verbesserungen in der Fabrication geschweißter
                           eiserner Roͤhren, worauf sich Thomas Henry Russel, Roͤhrenfabrikant in
                           Handsworth bei Birmingham, am 5. Mai 1836 ein
                           Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Oktober
                              1837, S. 210.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Russel's Verfahren eiserne Roͤhren zu
                           verfertigen.
                        
                     
                        
                           Das uͤbliche Verfahren bei der Erzeugung geschweißter eiserner Roͤhren
                              besteht darin, daß man die hiezu bestimmten Platten oder Bleche zuerst so aufbiegt,
                              daß sich deren Raͤnder wirklich oder beinahe beruͤhren, wie man dieß
                              aus Fig. 18
                              ersieht. Diese unvollkommenen Roͤhren wurden nach dem Patente des Hrn.
                              Cornelius Whitehouse von Wednesbury in der Grafschaft
                              Stafford bis zur Schweißhize, d.h. beinahe bis zum Schmelzpunkt erhizt, und ohne daß
                              man einen Dorn in deren Inneres brachte, durch Model oder Loͤcher gezogen,
                              wodurch die aufgebogenen Raͤnder innig zusammengeschweißt wurden. Das Aufbiegen der
                              Platten ward fruͤher mit Haͤmmern bewerkstelligt; in neuerer Zeit
                              hingegen geschieht es mit Huͤlfe einer Maschine, von der man in Fig. 19 einen
                              Theil im Durchschnitte abgebildet sieht. a ist hier
                              naͤmlich ein fixirtes eisernes Lager, an welchem man die beiden
                              Aushoͤhlungen a und b
                              bemerkt. Die zur Roͤhre bestimmte Platte wird zuerst auf die
                              Aushoͤhlung a gelegt, und dann durch die
                              Convexitaͤt c des Dekels c in einer der Laͤnge der Aushoͤhlung gleichkommenden Streke
                              in diese eingetrieben, so daß sie deren Form annimmt. An meiner Maschine
                              betraͤgt diese Laͤnge fuͤnf Fuß und ein solches
                              Laͤngenstuͤk der erhizten Platte wird denn auch auf ein Mal in sie
                              eingetrieben. Die gebogene Platte wird hierauf waͤhrend sie noch heiß ist,
                              allein unter rechten Winkeln mit jener Stellung, in der man sie in die
                              Aushoͤhlung a brachte, in die Aushoͤhlung
                              b gelegt, wodurch dann die Platte in einer
                              Laͤnge von 5 Fuß so aufgebogen wird, daß deren Raͤnder einander
                              beinahe beruͤhren. Auf gleiche Weise wird hierauf auch der weitere Theil der
                              Platte behandelt, bis dieselbe endlich in ihrer ganzen Laͤnge auf die durch
                              die Aushoͤhlung b bedingte Weise aufgebogen ist.
                              Der Dekel d dieser Maschine ist an einem Hebel, welcher
                              sich um einen Zapfen bewegt, befestigt, und der Hebel wird durch den
                              Daͤumling einer umlaufenden Welle in Bewegung gesezt. Der Arbeiter handhabt
                              die Platte jedes Mal, so oft der Dekel d emporgehoben
                              wird.
                           Auf eine andere Methode eiserne Platten durch Aufbiegen zur Verfertigung von
                              Flinten- und Pistolenlaͤufen vorzubereiten, ward im Jahre 1814 dem
                              Hrn. Georg Heywood ein Patent ertheilt. Die Vorrichtung,
                              deren sich dieser bediente, bestand aus einem Walzenpaare, dessen eine Walze
                              ausgekehlt war, waͤhrend sich an der anderen convexe, ringfoͤrmige
                              Erhabenheiten befanden. Mit diesen Mitteln ward die Platte zuerst zum Theile, und
                              hierauf ganz, d.h. so, daß deren Raͤnder einander beruͤhrten,
                              aufgebogen. Die aufgebogenen Platten wurden einer Schweißhize ausgesezt und dann der
                              ganzen Laͤnge nach zusammengeschweißt.
                           Meine Erfindung betrifft nun die Fabrication eiserner Roͤhren fuͤr
                              Gaswerke und andere Zweke, und besteht darin, daß ich die Platten oder Bleche, ohne
                              daß sie vorher aufgebogen wurden, durch Model oder Loͤcher ziehe, so daß das
                              Aufbiegen und Schweißen derselben zugleich geschieht. Die Werkzeuge, deren ich mich
                              dabei bediene, und das Verfahren, welches ich einschlage, werden aus folgender
                              Beschreibung erhellen.
                           Fig. 21 zeigt
                              ein Walzenpaar, welches mit Zapfen frei in entsprechenden Lagern umlauft, und
                              welches mit Auskehlungen versehen ist. Die Walze e ruht
                              in dem Gestelle f, welches sich in den Fuͤhrern
                              
                              g bewegen kann, wie aus einer Pruͤfung der
                              Zeichnung zu ersehen ist. An dem Gestelle f ist der Arm
                              h angebracht, der durch das Hauptgestell
                              laͤuft, und mittelst dieses Armes, auf den ein Hebel oder irgend eine andere
                              Vorrichtung wirkt, kann die Walze e der anderen Walze
                              e' angenaͤhert oder von ihr entfernt werden.
                              Die kreisrunde Platte i, welche an einer in dem Rahmen
                              j aufgezogenen Welle umlaͤuft, gelangt
                              zwischen die beiden Walzen e, e', und verhuͤtet
                              dadurch, daß die Raͤnder der Eisenplatte beim Durchlaufen durch die Walzen
                              mit einander in Beruͤhrung kommen. Auf solche Weise wird die Richtung des
                              Gefuͤges genau erhalten. Ich finde es naͤmlich bei weitem nicht so
                              gut, wenn man die Plattenenden schon zwischen diesen Walzen miteinander in
                              Beruͤhrung kommen laͤßt; denn obschon die Raͤnder bei diesem
                              Vorgange nicht nur aufgebogen, sondern auch durch Schweißung vereinigt werden
                              koͤnnen, so ist es doch schwer, das Eisen in einer solchen Direction durch
                              die Walzen laufen zu lassen, daß die Roͤhren immer ganz vollkommene
                              Gefuͤge bekommen. Da die Roͤhren uͤberdieß noch durch andere
                              Model zu laufen haben, theils damit sie die gehoͤrige Form bekommen, theils
                              um sie auszustreken, so ziehe ich es vor die Schweißung erst dann vorzunehmen, wenn
                              die Roͤhren aus den Walzen e und e' hervorkommen. Die Walzen sind in einer Entfernung von
                              beilaͤufig einem Fuße vor der Muͤndung des Ofens an einer Ziehbank
                              anzubringen, so wie sie Whitehouse angegeben hat. Einige
                              Zoll von den Walzen entfernt haͤtte sich eine entsprechende Rast zu befinden,
                              auf die der Arbeiter zum Behufe des Schweißens und Formens der Roͤhre eine
                              Zange mit einem beinahe trichterfoͤrmigen Model zu bringen haͤtte. Ein
                              derlei Instrument scheint am Geeignetsten zur Erzeugung des noͤthigen von
                              Außen auf die Roͤhre wirkenden Drukes. Ich beschranke mich jedoch keineswegs
                              hierauf allein, indem man sich auch, obschon wie mir scheint mit geringerem
                              Vortheile, der von Whitehouse beschriebenen
                              Schraubenmodel und selbst ausgekehlter Walzen bedienen kann.
                           Die Platte wird, wenn sie meiner Methode gemaͤß behandelt werden soll, in
                              einer kurzen Streke, z.B. in einer Laͤnge von 2 Fuß, und mit Huͤlfe
                              einer Maschine, wie sie in Fig. 19 abgebildet ist,
                              so aufgebogen, wie man es in Fig. 20 angedeutet sieht,
                              womit alle Zubereitung geschehen ist. Wenn dann die Walze e zuruͤkgezogen worden ist, so erhizt man den flachen Theil der
                              Eisenplatte sowohl, als auch einen Theil des ausgebogenen Endes in einem
                              entsprechenden Ofen bis zur Schweißhize, wobei man das Ende des aufgebogenen Theiles
                              so weit uͤber die Walzen e, e' hinausragen
                              laͤßt, daß es erfaßt und mittelst der Kette aus dem Ofen und durch die
                              beschriebene Ziehform
                              gezogen werden kann. So wie die Roͤhre in Bewegung kommt, naͤhert der
                              Arbeiter die beiden Walzen e, e' einander, wodurch die
                              Raͤnder der erhizten Eisenplatte gegenseitig angenaͤhert, jedoch durch
                              die kreisrunde Scheibe i gehindert werden, vollkommen
                              miteinander in Beruͤhrung zu kommen. Die Walzen e,
                                 e' bleiben so lange in gegenseitiger Beruͤhrung, als das Durchziehen
                              der Eisenplatte durch sie wahrt. Wenn ein Stuͤk von hinreichender
                              Laͤnge durch sie gelaufen ist, so wird dieses von dem Arbeiter mit der
                              erwaͤhnten Zange erfaßt, wodurch waͤhrend dasselbe von der Ziehkette
                              fortgezogen wird, nicht nur die Raͤnder miteinander in Beruͤhrung
                              gebracht, sondern zugleich auch durch Schweißung verbunden werden. Es wird auf diese
                              Weise bedeutend an Zeit und Arbeit erspart. Damit die Verbindung der Raͤnder
                              so vollkommen als moͤglich wird, und damit die erzeugten Roͤhren einen
                              großen Druk auszuhalten vermoͤgen, rathe ich, daß man sie durch zwei oder
                              mehrere Ziehzangen von immer kleiner und kleineren Durchmessern laufen lassen soll,
                              anstatt sich wie gewoͤhnlich bloß mit einmaligem Durchziehen zu
                              begnuͤgen. Ich nehme zu Roͤhren von einem Zoll im Lichten gegen 4 1/2
                              zoͤllige Eisenplatten; die ersten Model oder Ziehringe haben an der engsten
                              Stelle 1 1/2 Zoll, die zweiten 1 7/16 Zoll und die dritten etwas uͤber 1 1/4
                              Zoll im Durchmesser. Der Trichter laͤuft beinahe bis in die Mitte des Models
                              hinein, von dieser angefangen laufen aber die Waͤnde parallel. Die Zangen
                              haben 2 Zoll, und die Eisenplatten gegen 1/8 Zoll in der Dike.
                           Ich binde mich nicht genau an die hier beschriebene Anordnung der Instrumente, noch
                              auch an eine bestimmte Form und Einrichtung derselben. Bemerken muß ich, daß man, um
                              die Walzen e, e' auf der moͤglich niedrigsten
                              Temperatur zu erhalten, von Zeit zu Zeit etwas Wasser auf sie fließen lassen kann.
                              Auch ist zu beiden Seiten der Walzen eine horizontale Reibungsrolle anzubringen, auf
                              die die Roͤhre bei ihrem Austritte aus den Walzen zu ruhen kommt. Diese
                              Reibungsrolle ist in der Zeichnung zur Verhuͤtung von Verwirrung ganz
                              weggelassen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
