| Titel: | Ueber die Cohäsions- und Elasticitätsverhältnisse einiger beim Bau der Hängebrüken in Anwendung kommenden Eisendrähte; von A. F. W. Brix. | 
| Fundstelle: | Band 66, Jahrgang 1837, Nr. LXXIV., S. 335 | 
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                        LXXIV.
                        Ueber die Cohaͤsions- und
                           Elasticitaͤtsverhaͤltnisse einiger beim Bau der
                           Haͤngebruͤken in Anwendung kommenden Eisendraͤhte; von A. F. W. Brix.
                        Brix, uͤber die Cohaͤsions- und
                           Elasticitaͤtsverhaͤltnisse der Eisendraͤhte.
                        
                     
                        
                           Die in Frankreich seit mehreren Jahren gebraͤuchlich gewordene Anwendung der
                              Eisendraͤhte zu den Haͤngebruͤken hat mehrfach Veranlassung gegeben, die absolute
                              Festigkeit derselben durch directe Versuche auszumitteln; bei Gelegenheit des
                              beabsichtigten Baues mehrerer Drahthaͤngebruͤken uͤber die Ruhr
                              gewann dieser Gegenstand neuerdings auch in Preußen ein erhoͤhtes Interesse,
                              und es wurden Versuche in Anregung gebracht, um dadurch bestimmte Erfahrungen
                              uͤber die Festigkeit der Drahte aus den preußischen Fabriken zu erlangen,
                              woran es bisher noch immer gefehlt hat. Da man zum Bau jener Bruͤken die
                              Anwendung franzoͤsischer Eisendraͤhte vorgeschlagen hatte, weil
                              dieselben angeblich ein groͤßeres Widerstandsvermoͤgen als die
                              preußischen Drahte darbieten sollten, so wurde fuͤr angemessen erachtet, die
                              angeregten Versuche nicht bloß auf leztere zu beschraͤnken, sondern sie auch
                              auf diejenigen Draͤhte auszudehnen, die man in Frankreich zu den
                              Haͤngebruͤken anzuwenden pflegt; indem nur auf diesem Wege eine
                              positive Gewißheit daruͤber zu erlangen war, ob und in wie weit die
                              preußischen Drahtsorten den franzoͤsischen wirklich nachstehen. Eine hohe
                              Verwaltung fuͤr Handel, Fabrikation und Bauwesen hat mit großer
                              Liberalitaͤt diese Versuche zu genehmigen und die koͤnigl. technische
                              Gewerbedeputation damit zu beauftragen geruht; und nachdem von Seiten des wirklichen
                              Geheimen Ober-Regierungsrathes und Directors, Hrn. Beuth, die Ausfuͤhrung derselben Hrn. Brix uͤbertragen worden ist, hat derselbe nicht weniger als zwei
                              und siebenzig Versuche mit preußischen, franzoͤsischen, schweizerischen und
                              englischen Eisendrahten von 1,28 bis 1,54 Linien Dike angestellt, woruͤber
                              folgende wichtige Schrift den ausfuͤhrlichen Bericht enthaͤlt:
                           
                        
                           Abhandlung uͤber
                                    die Cohaͤsions- und Elasticitaͤtsverhaͤltnisse
                                    einiger, nach ihren Dimensionen beim Bau der Haͤngebruͤken in
                                    Anwendung kommenden Eisendraͤhte des In- und
                                    Auslandes. Von A. F.
                                    Brix. koͤnigl. Fabriken-Commissionsrath etc. Mit 2
                                 Kupfertafeln. Berlin, 1837.
                           Hr. Brix hat sich bei diesen Versuchen aber nicht bloß auf
                              die Ausmittelung der zum Zerreißen der Eisendrahte erforderlichen Kraft
                              beschraͤnkt, sondern auch die Elasticitaͤtsverhaͤltnisse, die
                              Anfangsgraͤnze der permanenten Rekungen, den Betrag derselben bis zu dem
                              Augenblik des Zerreißens u. d. m. mit moͤglichster Genauigkeit zu ermitteln
                              gesucht; denn nur dadurch durfte man hoffen, solche Resultate zu gewinnen, die,
                              abgesehen von dem wissenschaftlichen Interesse, auch in der Praxis als sichere
                              Anhaltspunkte zum Grunde gelegt werden koͤnnen. Es kam daher auf eine solche
                              Anordnung der in Anwendung zu bringenden Vorrichtung an, die in jedem Augenblik nach
                              Belieben ein Belasten und Entlasten des eingespannter Drahtes gestattete, und dabei
                              mit Sicherheit das Maaß der jedesmaligen Spannung und zugleich die
                              zugehoͤrigen Dehnungen und respective Zusammenziehungen moͤglichst
                              genau angab. Unter allen Apparaten zu gleichem Zwek, konnte keiner den gemachten
                              Anforderungen so vollkommen einsprechen, als derjenige, welcher in der vom Professor
                              Pfaff besorgten Uebersezung der bekannten Versuche
                              von Peter Lagerhjelm, Nuͤrnberg 1829, beschrieben
                              und abgebildet ist. Dieser wurde daher im Allgemeinen bei der Construction desselben
                              zum Grunde gelegt, jedoch mit einigen Vereinfachungen, welche ruͤksichtlich
                              der geringeren Maaßverhaͤltnisse der zu pruͤfenden
                              Metalldraͤhte als zwekmaͤßig erschienen.
                           Die Draͤhte wurden naͤmlich, nachdem sie vorher gehoͤrig gerade
                              gerichtet waren, in Langen von etwa 4 Fuß zu den Versuchen angewendet und in
                              horizontaler Lage mit beiden Enden fest eingeklemmt. Das eine Ende derselben wirkte
                              mittelst der zum Einklemmen dienenden Vorrichtung auf den kurzen Arm eines
                              Winkelhebels, dessen horizontal auf einer Unterlage ruhender langer Arm an seinem
                              aͤußersten Ende eine Waagschale zur Aufnahme von Gewichten trug, um da, durch
                              jede beliebige Spannung hervorbringen zu koͤnnen. Mit dem anderen Ende
                              standen die Draͤhte mit einer Schraube in Verbindung, durch deren mittelst
                              Kurbel, Getriebe und Zahnrad bewirkte Drehung dieselben so lange angezogen wurden,
                              bis der lange Hebelsarm sich von seiner Unterlage erhob und frei schwebte, wo dann
                              der Draht diejenige Spannung erlitt, welche durch Multiplication der Hebelbelastung
                              mit dem Verhaͤltniß der Hebelsarme (= 20,2) erhalten wird. Zur Ausmittelung
                              der Dehnungen dienten zwei auf dem Draht befestigte Nonien, die sich mit demselben
                              laͤngs einer unverruͤkbaren Scale bewegten und dadurch die jedesmalige
                              Laͤnge des Drahtes vom Nullpunkte des einen bis zum Nullpunkte des anderen
                              Nonius in Viertel- und Hundertel-Linien anzeigten.
                           
                        
                           Drahtsorten; deren Ursprung, Staͤrke und
                                 Gewicht.
                           Obgleich beabsichtigt war, die angeordneten Versuche uͤber die
                              Elasticitaͤts- und Cohaͤsionsverhaͤltnisse der
                              Eisendraͤhte auf eine ganze Reihenfolge von Nummern, von der
                              staͤrksten bis zur schwaͤchsten Sorte, auszudehnen, so mußte man sich
                              doch vorlaͤufig, um zunaͤchst dem praktischen Beduͤrfnisse
                              Genuͤge zu leisten, bloß auf diejenige Drahtsorte beschraͤnken, welche
                              vorzugsweise zum Bau der Haͤngebruͤken angewendet wird. Dieß ist die
                              Sorte, welche in Frankreich die Fabriknummer 18 fuͤhrt und nach der Angabe
                              franzoͤsischer Schriftsteller 3 Millimeter = 1,376''' preuß. im Durchmesser hat. Von den aus inlaͤndischen Fabriken
                              bezogenen Draͤhten entsprach keine Sorte jenem Durchmesser genau, weßhalb man sich veranlaßt
                              sah, die naͤchststaͤrkere und naͤchstschwaͤchere Sorte,
                              naͤmlich die Sorten Feinmemel und Klinkmemel, der vorgeschriebenen Pruͤfung zu
                              unterwerfen. Hiezu wurden die Draͤhte groͤßten Theils in demselben
                              Zustande verwendet, wie sie aus den betreffenden Fabriken geliefert waren, und nur
                              sechs Versuche sind mit Draͤhten gemacht worden, die ohne Zutritt der Luft
                              sorgfaͤltig ausgegluͤht waren, um den Einfluß kennen zu lernen, den
                              das Gluͤhen auf die Festigkeit des Eisens ausuͤbt.
                           Die Draͤhte wurden in einzelnen Stuͤken von 46'' Laͤnge angewendet, wie es der Apparat forderte; sie wurden
                              zuerst ohne Ziehen und Haͤmmern so gut als moͤglich gerade gerichtet,
                              und die noch uͤbrigen Kruͤmmungen durch Pressen im Schraubstoke
                              zwischen Bleibaken entfernt; dennoch blieben einzelne Kruͤmmungen, welche
                              erst waͤhrend der Versuche verschwanden und Ursache der
                              Unregelmaͤßigkeiten in den Resultaten waren. Das Gewicht des laufenden Fußes
                              wurde aus der Waͤgung von 20' bestimmt; der
                              Durchmesser durch Messungen von 4 bis 5 Stellen, welche in rechtwinkelig auf
                              einander stehenden Richtungen vorgenommen und bei merklicher Abweichung auch auf die
                              zwischenliegenden Durchmesser ausgedehnt wurden.
                           Die angestellten 72 Versuche sind in den beigefuͤgten Tabellen in vierzehn
                              Versuchsreihen geordnet- deren jede eine bestimmte Drahtsorte von ein und
                              demselben Ringe begreift. Die ersten acht Versuchsreihen begreifen
                              inlaͤndische Draͤhte aus unseren maͤrkischen und rheinischen
                              Fabriken, die vier naͤchstfolgenden aber franzoͤsische Draͤhte,
                              welche saͤmmtlich direct aus den betreffenden Fabriken, leztere uͤber
                              Paris und Straßburg, bezogen wurden. Die dreizehnte Versuchsreihe begreift
                              schweizerischen Draht aus der Fabrik von Neuhaus und Panserot in Bienne (Kanton Bern), welcher beim Bau der
                              großen Haͤngebruͤke bei Freiburg Anwendung fand, waͤhrend die
                              vierzehnte und lezte Versuchsreihe mit englischem Drahte geschah, der durch eine
                              hiesige Handlung uͤber Hamburg bezogen worden war.
                           
                        
                           Verfahren bei den Versuchen.
                           Nachdem die Draͤhte gemessen, gewogen und gehoͤrig gerade gerichtet
                              waren, wurden sie mit ihren beiden Enden vermittelst der konischen Stahlbaken in den
                              Kluppen eingeklemmt, und dann durch Drehung der Kurbel so lange angezogen, bis der
                              Hebel sich ein wenig von seiner Unterlage erhoben hatte. Wenn der Hebel an seinem
                              aͤußersten Ende bloß mit der leeren Waagschale belastet war, so entsprach
                              dieß, wie der vorlaͤufige Versuch ergab, einer Laͤngenspannung des
                              Drahtes = 262,6 Pfd. Unter dieser anfaͤnglichen Spannung ließ man den Draht
                              eine Zeit lang stehen, damit die Stahlbaken hinreichend einbeißen und sich in den Kluppen
                              gehoͤrig festsezen konnten, wonach die Nonien an ihm befestigt und deren
                              Klappen so gestellt wurden, daß ihre Limbusse die Scalen uͤberall
                              beruͤhrten und denselben genau parallel waren. Die Nullpunkte der ersteren
                              ließen sich zwar nicht genau auf die der lezteren stellen, weil es hiezu an einer
                              feinen Mikrometerbewegung fehlte; indessen war dieß auch weder fuͤr die
                              Beobachtung noch fuͤr die Berechnung durchaus erforderlich, weßhalb man sich
                              begnuͤgte, beide Nonien nach der Seite ihrer Bewegung hin mit ihren
                              Nullpunkten um einige Hundertel Linien uͤber die gleichnamigen Punkte der
                              Scalen vortreten zu lassen, und zwar der rechte Nonius etwas mehr als der linke, um
                              negative Differenzen zu vermeiden. Wird naͤmlich die Anzeige des linken
                              Nonius von der des rechten subtrahirt, so erhaͤlt man in der Differenz die
                              Groͤße, um welche der Abstand zwischen den Nullpunkten beider Nonien den der
                              Scalen uͤbertrifft; und da der leztere genau 3' =
                              432''' betraͤgt, so muß umgekehrt jene
                              Differenz zu dieser Laͤnge addirt werden, um den Abstand der Nonien zu
                              erhalten. Dieser Abstand mag die Laͤnge des
                                 Drahtes heißen, da offenbar die beobachteten Dehnungen nur von seiner
                              Groͤße abhaͤngig seyn koͤnnen. – Jene
                              anfaͤngliche Hebelbelastung wurde nun, nachdem die zugehoͤrigen
                              Anzeigen der Nonien abgelesen und in der Liste notirt waren, durch successive
                              Gewichtszulagen immer mehr vergroͤßert. In der Regel betrug jede neue Zulage
                              an Gewicht 5 Pfd. auf der Waagschale, welches einer Vermehrung in der Spannung des
                              Drahtes = 101 Pfd. entspricht, wohingegen man in der Naͤhe der
                              Elasticitaͤtsgraͤnze und kurz vor dem Zerreißen aus leicht
                              begreiflichen Gruͤnden mit geringeren Gewichtszulagen weiter ging. Das
                              Ablesen der Nonien, besonders nachdem die Elasticitaͤtsgraͤnze
                              uͤberschritten war, geschah aber erst nach ein- oder
                              mehrstuͤndiger Einwirkung einer jeden neuen Hebelbelastung, um dem Drahte
                              Zeit zu lassen, die seiner Spannung entsprechenden Dehnungen ganz anzunehmen. War
                              das Maximum der Dehnung eingetreten und notirt, so wurde die Belastung des Hebels
                              jedesmal wieder auf die anfaͤngliche Belastung zuruͤkgebracht, um
                              dadurch die nach jenen Operationen statthabende Laͤnge des Drahtes, und durch
                              deren Vergleichung mit der urspruͤnglichen Laͤnge die erlittene
                              bleibende Rekung kennen zu lernen.
                           Die Hauptfrage, um welche es sich urspruͤnglich handelte, betrifft
                              zunaͤchst
                           
                        
                           Die absolute Festigkeit.
                           Die hierauf bezuͤglichen Versuche fuͤhrten zu sehr befriedigenden
                              Resultaten; die Zahlen, welche bei einer und derselben Drahtsorte erhalten wurden, zeigen eine
                              Uebereinstimmung, welche um so erfreulicher ist, da keiner der angestellten Versuche
                              wegen schlechter Drahtbeschaffenheit u.s.w. ausgeschlossen zu werden brauchte.
                              Folgende Tabelle enthaͤlt die Mittelwerthe fuͤr die absolute Festigkeit der nicht gegluͤhten
                                 Draͤhte:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 66, S. 339
                              Nr. der Versuchsreihe; Drahtsorten;
                                 Deren Durchmesser in Linien; Benennung der Fabrik, aus welcher sie
                                 herruͤhren; Absolute Festigkeit pro □
                                 Zoll in Pfunden; Bemerkung; Feinmemel; Klinkmemel; Sorte; Franzoͤsischer
                                 Draht; Schweizer Draht Nr. 18; Englischer Draht Nr. 11; J. H. Schmidt und
                                 Soͤhne, aus Everlingsten bei Iserlohn; J. C. Rumpe und Comp. in Altena;
                                 Drahtfabrik-Compagnie in Eschweiler; Dubost
                                    frères, Forges de Chatillon (Doubs); Vandel frères et fils;
                                    Forge de la Ferrière (Doubs); Mouret et Veiloreille à l'Usine
                                    de Chenecey (Doubs); Vantrin et Villiers; Forges des Lods (Doubs); Neuhaus
                                    et Panserot à Bienne, Canton de Bern; Fabrik unbekannt; Mittel
                                 von; Versuchen; Elasticitaͤtsverhaͤltnisse der
                                 Eisendraͤhte
                              
                           
                           Was zunaͤchst die Drahte aus den maͤrkischen und rheinischen Fabriken
                              betrifft, so sieht man, daß die dikere Drahtsorte, der sogenannte Feinmemel, eine verhaͤltnißmaͤßig bedeutend
                              geringere Haltbarkeit gezeigt hat, als der duͤnnere Klinkmemel, und es scheint daraus hervorzugehen, daß diese Drahtsorte zum
                              Bau der Haͤngebruͤken mehr geeignet ist als jene. Diese Folgerung
                              erhaͤlt noch mehr Gewicht durch den Umstand, daß beide Sorten denselben Preis
                              haben, naͤmlich der Centner 10 Thlr. kostet, waͤhrend ein Centner
                              Klinkmemel zwischen 5 und 600 Fuß Laͤnge mehr hat, als ein Centner Feinmemel,
                              woraus zu Gunsten des ersteren ein nicht unbedeutender oͤkonomischer Vortheil
                              entspringt. Um dieß an einem Beispiele darzuthun, waͤhlen wir die beiden
                              Drahtsorten der I. und III. Versuchsreihe, aus der Fabrik von Schmidt und Soͤhne herruͤhrend, von denen erstere durch eine
                              Laͤngenspannung = 1264,5 Pfd., leztere durch 960,9 Pfd. zerrissen worden ist.
                              Ein Seil, aus 1000 in einem Buͤndel neben einander liegenden Draͤhten
                              der Sorte Feinmemel gebildet, wird daher gleiche
                              Festigkeit haben mit einem eben solchen Seile, welches aus 1316 Drahten der Sorte
                              Klinkmemel besteht, und da von diesen beiden
                              Drahtsorten der laufende Fuß beziehlich 1,50 bis 1,07 Loth wiegt, so wird das
                              Gewicht des einen Seiles 47 Pfd., das des anderen aber nur 44 Pfd. fuͤr den
                              laufenden Fuß betragen, welches eine Kostenersparniß von beinahe 7 Proc. zu Gunsten
                              des Klinkmemels gibt. Daß diese Folgerung durch die Verschiedenheit in den
                              Dehnungsgroͤßen beider Drahtsorten keinen Eintrag erleidet, wird nachher
                              deutlich werden, wenn die Resultate in Bezug auf das Elasticitaͤtsverhalten
                              der Draͤhte im Allgemeinen dargelegt worden sind. – Im Allgemeinen
                              ergibt sich, daß die rheinischen und maͤrkischen Drahte gegen die
                              franzoͤsischen keineswegs zuruͤkstehen. Das Mittel aus den
                              einheimischen Draͤhten ist 106968, das der franzoͤsischen 106633 Pfd.
                              pro □ Zoll. Bei weitem der staͤrkste
                              von allen versuchten Drahten ist aber der schweizer Draht aus der Fabrik von Neuhaus und Panserot in Bienne
                              im Kanton Bern, dessen enorme Festigkeit von uͤber 130000 Pfd. pro □ Zoll als ganz isolirt dasteht, und
                              vollkommen die Kuͤhnheit rechtfertigt, mit welcher der geschikte Architekt,
                              Hr. Chaley, die Haͤngebruͤke bei Freiburg
                              in der Schweiz in einer Laͤnge von 845 rheinlaͤndischen Fuß, ohne
                              andere Unterstuͤzung als die an den Enden, aus diesem Drahte construirt
                              hat.
                           Es mag nun noch eine kurze Uebersicht derjenigen Versuche folgen, zu welchen die
                              Construction der Drahtbruͤken schon fruͤher Veranlassung gegeben
                              hat.
                           Nach Buffon ist die absolute Festigkeit der
                              Eisendraͤhte von 2,26 Millim. im Durchmesser im Mittel zweier Versuche = 60 Kilogr. pro □ Millim., oder pro □ Zoll preuß. = 87754,5 Pfd.
                           Bei Gelegenheit der Erbauung der großen Haͤngebruͤke uͤber die
                              Mersey bei Runcorn, machte Telford verschiedene Versuche
                              mit Drahten, welche folgende Resultate gaben:
                           
                              
                                 Ein Draht von 1/10 Zoll = 1,2 Linien engl.
                                    imDurchmesser wurde zerrissen durch 738 Pfd. avoirdu poids welches nach preuß.
                                    Maaß und Gewichteine Festigkeit gibt
                                 =
                                   96562 Pfd.
                                 
                              
                                 Im Mittel von 9 anderen Versuchen mit
                                    Draͤhten von demselben Durchmesser wurde die zumZerreißen
                                    erforderliche Kraft = 630 Pfd. a. d.
                                       p.gefunden; dieß gibt auf gleiche Weise
                                 =
                                   82431 Pfd.
                                 
                              
                                 Durch 12 andere Versuche fand man 634
                                    Pfd.,also pro □ Zoll preuß
                                 =
                                   82954 Pfd.
                                 
                              
                                 Ein Draht von 6/70 Zoll = 1,03 Linien
                                    engl.im Durchmesser wurde durch 531 Pfd. a. d.
                                       p.zerrissen; gibt pro □
                                    Zoll preuß.
                                 =
                                   95339 Pfd.
                                 
                              
                                 Ein Draht von 6/100 Zoll = 0,72 Linien
                                    engl.im Durchmesser zerriß unter 277 Pfd. a. d.
                                       p.;also die Festigkeit pro
                                    □ Zoll preuß
                                 =
                                 100604 Pfd.
                                 
                              
                           Nach Versuchen von Seguin d. a. ergaben sich unter anderen
                              folgende Resultate:
                           
                              
                                 Zwei Draͤhte aus einer unbekannten
                                    Fabrik inBourgogne, Sorte Nr. 7 und 18, von resp. 1,062und 3,366
                                    Millim. im Durchmesser, gabendurchschnittlich pro □ Millim. 65,25 Kilogr., alsopro □ Zoll preuß
                                 =
                                   95433 Pfd.
                                 
                              
                                 Eine ganze Versuchsreihe mit
                                    ungegluͤhten Draͤhten aus der Fabrik der Wittwe Fleur in Besançon, in aufsteigender
                                    Ordnung von Nr. 1 bis 23, oder mit zunehmender Dike von 0,62 bis
                                    5,94 Millim. im Durchmesser, gab als Maximum 86,98, als Minimum
                                    49,32 Kilogr. pro □ Millim. Das
                                    Mittel von allen Versuchen, im Ganzen 97 an der Zahl, war aber 68,56
                                    Kilogr. pro □ Millim. oder
                                 =
                                 100274
                                    Pfd.
                                 
                              
                           Dufour machte Versuche mit den Drahtnummern 4, 13, 17 und
                              19, welche ungefaͤhr den Diken von 1, 2, 3 und 4 Millim. entsprachen, und
                              fand folgende Resultate:
                           
                              
                                 Draht aus der Fabrik von La Ferriére, Mittel von 25 Versuchen =
                                    72,5 Kilogr. pro □ Millim.,oder pro
                                    □ Zoll preuß.
                                 =
                                 106037 Pfd.
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 Draht aus der Fabrik von Duroveray und
                                    Carteret et in St. Gingolf; Mittel von mehr
                                    als40 Versuchen = 60 Kilogr. pro □
                                    Millim., oderpro □ Zoll
                                    preuß.
                                 =
                                 87755 Pfd.
                                 
                              
                           Die Festigkeit der vorher gegluͤhten Drahte hat
                              fuͤr den Bau der Haͤngebruͤken wenig oder gar kein, fuͤr
                              die Anwendung zu Drahtseilen bei der Schachtfoͤrderung aber ein hohes
                              Interesse, seitdem in Vorschlag gebracht worden ist, sich zu diesen Seilen, der
                              groͤßeren Biegsamkeit wegen, der ausgegluͤhten Drahte zu bedienen. Um
                              daher auch in dieser Beziehung bestimmte Erfahrungen mit einheimischen Drahten zu
                              gewinnen, wurden von jeder der beiden Sorten Feinmemel und Klinkmemel aus der Fabrik
                              von Schmidt und Soͤhne drei Drahte
                              gewaͤhlt, und nachdem man sie ohne Zutritt der Luft in einem cylindrischen
                              Blechrohre sorgfaͤltig hatte ausgluͤhen lassen, denselben Versuchen
                              wie die uͤbrigen Drahte unterworfen. Die Resultate dieser Versuche, welche
                              die Versuchsreihen Nr. II. und IV. bilden, sind in nachstehender Tafel mit denen der
                              nicht gegluͤhten Draͤhte der I. und III. Versuchsreihe
                              zusammengestellt:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 66, S. 342
                              Nr. der Versuchsreihe; Drahtsorte;
                                 Durchm. in der Naͤhe d. Bruchs vor u. nach dem Zerreißen; Spannung, unter
                                 welcher d. Draͤhte zerrissen sind; Verhaͤltniß der absoluten
                                 Festigkeit; I. II.; Feinmemel, nicht gegluͤht; deßgl., vorher
                                 gegluͤht; IV.; Klinkmemel, nicht gegluͤht; deßgl., vorher
                                 gegluͤht
                              
                           Im Mittel von diesen Versuchen, die einzeln eine hoͤchst befriedigende
                              Uebereinstimmung gewaͤhren, kann man annehmen, daß die Festigkeit des gegluͤhten Drahtes sehr nahe gleich 0,62 der
                              Festigkeit des nicht gegluͤhten ist, oder, daß
                              Eisendraht durch das Ausgluͤhen beilaͤufig 38 Proc. von seiner
                              Haltbarkeit verliert. – Nachtheiliger stellt sich dieß Verhaͤltnis
                              nach den Ergebnissen der bereits erwaͤhnten franzoͤsischen Versuche
                              von Seguin und Dufour, nach
                              welchen durchschnittlich die Festigkeit des gegluͤhten Drahtes nur 0,488 oder
                              noch nicht die Haͤlfte der Festigkeit der nicht gegluͤhten
                              Draͤhte betraͤgt, was mit den Angaben anderer franzoͤsischer
                              Schriftsteller uͤbereinstimmt.Die Resultate von Baubrimont's Versuchen findet
                                    man im Polyt. Journal Bd. LIX. S.
                                       273.
                              
                           
                        
                           Laͤngendehnung im Allgemeinen.
                           Die nummerischen Ergebnisse enthaͤlt folgende Tabelle, in welche nur die
                              Mittelwerthe der Beobachtungen aufgenommen sind:
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 66, S. 343
                              Versuchsreihe und Benennung der
                                 Drahtsorten; Zahl der Versuche; Elasticitaͤtsdehnung auf 3' Laͤnge bei 20,2 Pfund Spannung;
                                 Anfangsgraͤnze der Verschiebbarkeit im Verhaͤltniß zur abs.
                                 Festigk.; Permanente Rekung bis zum Moment des Zerreißens; auf 3' Laͤnge in Linien; in Theilen der
                                 Laͤnge; Elasticitaͤtsmodulus nach dem urspruͤnglichen
                                 Querschnitte berechnet; pro □ Linie; pro □ Zoll; Querschnitt in □ Linien;
                                 I. Feinmemel Nr. 9, Schmidt und Soͤhne; II. Wie vorher gegluͤht;
                                 III. Klinkmemel Nr. 10, dieselbe Fabrik; IV. Wie vorher, gegluͤht; V.
                                 Feinmemel Nr. 7, Rumpe und Soͤhne; VI. Klinkm. Nr. 8, von Denselben; VII.
                                 Nr. 11, Comp. in Eschweiler; VIII. Nr. 11 1/2 von derselben; IX. Dubost frères, Forges de Chatillon; X. Vandel frères et fils; F. de la
                                    Ferrière; XI. No. 18, Mouret et
                                    Veiloreille à l'usine de Chen; XII. No.
                                    18, Vautrin et Villiers, F. de Lods; XIII. Nr.
                                    18, Neuhaus und Panserot in Bienne; XIV. Nr. 11,
                                    engl. Fabrik; Pfund
                              
                           
                           Es ist eine bekannte Thatsache, und die gegenwaͤrtigen Versuche
                              bestaͤtigen sie aufs Neue, daß, wenn Metallstaͤbe oder Drahte durch
                              Kraͤfte, welche eine gewisse Graͤnze nicht uͤberschreiten, nach
                              der Richtung ihrer Laͤnge gespannt werden, alsdann Ausdehnungen entstehen,
                              die gaͤnzlich wieder verschwinden, sobald die spannende Kraft zu wirken
                              aufhoͤrt, waͤhrend bei groͤßeren Spannungen die Metallstabe
                              ihre Ausdehnungen nicht gaͤnzlich verlieren, sondern theilweise als
                              permanente Verlaͤngerungen beibehalten. In lezterem sind die Dehnungen, wie
                              sich bei naͤherer Untersuchung ergab, zu betrachten als aus zwei Theilen
                              bestehend, von denen der eine, eben so wie die Dehnungen innerhalb der
                              Elasticitaͤtsgraͤnze, der spannenden Kraft proportional ist und mit
                              derselben wieder verschwindet, waͤhrend der andere Theil, der sich als eine
                              permanente Verlaͤngerung des Drahtes manifestirt, in einem viel
                              hoͤheren Verhaͤltnisse zunimmt, ohne jedoch in lezterer Beziehung eine
                              bestimmte Gesezmaͤßigkeit wahrnehmen zu lassen. Zur naͤheren
                              Erlaͤuterung dieses Resultats, welches durch saͤmmtliche Versuche ganz
                              unzweifelhaft bestaͤtigt wird, mag hier nur einer derselben, naͤmlich
                              der 65ste Versuch, in einer etwas veraͤnderten Darstellung Plaz finden.
                           
                        
                           
                           Tafel der progressiven Verlaͤngerungen eines nicht
                                 gegluͤhten Drahtes mit der Zunahme seiner
                                 Laͤngenspannung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 66, S. 345
                              a Lauf. Nr. der Vers; Belastungen des Hebels; b Beobachtete Laͤnge des Drahts; c Zunahme der Hebelbelastungen; d Zugehoͤrige Verlaͤngerungen; e Bleibende Rekung nach der Entlastung des Drahts;
                                 Elasticitaͤtsdehnung nach Abzug der bleibenden Rekung; fuͤr die in
                                 c angegebene Rekung; fuͤr 1 Pfd.
                                 Hebelbelastung; Bemerkungen; Pfd.; Linien
                              
                           Die Rubrik d enthaͤlt die beobachteten totalen
                              Verlaͤngerungen, welche den nebenstehenden Gewichten entsprechen, c die dem Drahte verbliebene permanente Rekung, und f gibt den Unterschied von d
                              und e oder die wieder aufgehobene Ausdehnung. Die
                              leztere ist der deutlicheren Uebersicht wegen noch auf 1 Pfd. Hebelbelastung
                              reducirt worden.
                           Man muß es also wenigstens in Bezug auf Eisendrahte als eine feststehende Thatsache
                              ansehen, daß die Ausdehnungen jenseits der Elasticitaͤtsgraͤnze
                              allemal aus zweien Theilen zusammengesezt sind, von denen der eine eben so wie die
                              innerhalb jener Glaͤnze bewirkten Dehnungen der spannenden Kraft proportional
                              ist und mit derselben verschwindet, waͤhrend der andere Theil sich als eine
                              permanente Verlaͤngerung des Drahtes kund gibt, obgleich in lezterer
                              Beziehung eine bestimmte Gesezmaͤßigkeit nicht hat ermittelt werden
                              koͤnnen. Hieraus laͤßt sich auf zwei, von einander wesentlich
                              verschiedene Eigenschaften des Eisens schließen, welche in diesem Metalle
                              nebeneinander bestehen, ohne sich gegenseitig in ihrem Verhalten bei einer statthabenden
                              Laͤngenspannung zu stoͤren. Die eine von ihnen entspricht genau dem
                              Begriff der vollkommenen Elasticitaͤt, und soll
                              daher unter dieser Benennung hier verstanden werden, obwohl man sie auch die
                              Spannkraft zu nennen pflegt. Die andere, welche wir nach Dr. Pfaff
                              Peter Lagerhjelm's Versuche zur Bestimmung der
                                    Dichtheit, Gleichartigkeit, Elasticitaͤt, Schmiedbarkeit und
                                    Staͤrke des gewalzten und geschmiedeten Stabeisens. Aus dem
                                    Schwedischen uͤbersezt von Dr. J. W. Pfaff. Nuͤrnberg, 1829. die Verschiebbarkeit (Ductilitaͤt) nennen
                              wollen, begreift die Faͤhigkeit, eine Aenderung in der urspruͤnglichen
                              Lage der Theile durch spannende Kraͤfte je nach der Groͤße derselben
                              entweder ganz zu verhindern, oder bis zu einem gewissen Maximum zu gestatten, ohne
                              daß dieß jedes Mal eine Trennung der Theile herbeizufuͤhren braucht. Jene
                              scheint an keine Zeit gebunden zu seyn, denn sie zeigt sich selbst bei den kleinsten
                              Spannungen augenbliklich als wirksam; diese erfordert dagegen, um sich bemerklich zu
                              machen, eine Kraft von bestimmter Groͤße, und selbst dann tritt sie nur
                              allmaͤhlich, in der Regel erst nach mehreren Stunden, in volle Wirksamkeit.
                              Obige Kraft ist diejenige Laͤngenspannung, welche die erste bleibende Rekung
                              des Metallstabs oder Drahtes hervorbringt, und sie kann als die Anfangsgraͤnze der Verschiebbarkeit angesehen
                              werden. Ihre endliche Graͤnze findet diese
                              Eigenschaft aber in der zur Ueberwaͤltigung der Cohaͤsion
                              erforderlichen Spannung; denn nach dem Zerreißen der Drahte zeigten die Enden bei
                              abermaliger Laͤngenspannung sich nur noch elastisch, und zwar auf ganz
                              gleiche Weise, wie vor dem Zerreißen; von permanenter Rekung war hingegen wenig oder
                              gar nichts zu bemerken. Dasselbe Phaͤnomen zeigte sich aber auch schon vor
                              dem Zerreißen, wenn der Draht nach mehrstuͤndiger Einwirkung der spannenden
                              Kraft die ganze Rekung angenommen hatte, der er bei dieser Spannung faͤhig
                              war. Wurde naͤmlich diese Spannung dann aufgehoben und der Draht einer neuen
                              Operation der progressiven Belastung unterworfen, so war die Verschiebbarkeit fast
                              ganz entfernt, d.h. der Draht erlitt bei geringeren Spannungen keine anderen, als
                              die der Elasticitaͤt zugehoͤrigen Dehnungen, wogegen die permanenten
                              Rekungen erst wieder eintraten, wenn bei fortgesezter Operation jene erste Spannung
                              uͤberschritten wurde.
                           Da also nach dem Gesagten die Elasticitaͤt von den kleinsten Spannungen bis
                              zum Augenblik des Zerreißens, und nachdem dieses erfolgt ist, selbst in den
                              einzelnen Enden des zerrissenen Drahtes immer auf gleiche Weise fortbesteht, ohne
                              etwas an Intensitaͤt zu verlieren, so tritt sie neben der Verschiebbarkeit
                              als eine absolute Eigenschaft auf, und es erscheint als eine ungenaue Bezeichnung, wenn
                              man der Elasticitaͤt da, wo die Verschiebbarkeit beginnt, eine Graͤnze
                              zuschreibt. Diese Bemerkung mag es rechtfertigen, wenn wir in der Reihe der
                              progressiven Spannungen dasjenige Stadium, wo sich die erste permanente Rekung kund
                              gibt, die Anfangsgraͤnze der Verschiebbarkeit
                              nennen, deren endliche Graͤnze, wie bereits
                              erwaͤhnt, mit der der Cohaͤsion zusammenfaͤllt.
                           
                        
                           Die Elasticitaͤt.
                           Der Verfasser versteht unter Modulus der Elasticitaͤt nach Thomas Young die Kraft, mit welcher ein Koͤrper von einem
                              Quadratzoll Querschnitt nach der Richtung seiner Laͤnge gespannt werden muß,
                              um eine dieser Laͤnge gleiche Ausdehnung zu erfahren, vorausgesezt, daß die
                              Elasticitaͤt des Koͤrpers so weit reicht, ohne der Verschiebbarkeit
                              einen Einfluß zu gestatten, und daß die absolute Festigkeit als unbegraͤnzt
                              gedacht wird.
                           Nach den Versuchen, welche der Verf. mit gegluͤhten Draͤhten anstellen
                              konnte, ist er sehr geneigt, die Elasticitaͤt der
                                 gegluͤhten und der nicht gegluͤhten Draͤhte fuͤr
                                 gleich groß zu halten, was auch mit den Beobachtungen von Coulomb, Tredgold und Lagerhjelm uͤbereinstimmt.
                           Die preußischen Drahte haben einen betraͤchtlich groͤßeren
                              Elasticitaͤtsmodulus, im Mittel 30317000, als die franzoͤsischen (!m
                              Mittel 29424000). Von zwei Drahtseilen, deren eines aus Klinkmemel, das andere aus
                              franzoͤsischem Draht besteht, und die im Verhaͤltnisse zum Querschnitt
                              einerlei Laͤngenspannung erleiden, wird das leztere sich betraͤchtlich
                              mehr ausdehnen und daher wahrscheinlich fruͤher schlaff werden als das
                              erstere, woraus ein wichtiger Vorzug der einheimischen Draͤhte folgt.
                              – Die Resultate anderer Beobachter anlangend, so ist der
                              Elasticitaͤtsmodulus
                           
                              
                                 des franz.
                                 Schmiedeisens
                                 im Mittel
                                 nach
                                 Duleau:
                                 29252000;
                                 
                              
                                 des engl.
                                           –
                                    –
                                   –
                                 Tredgold:
                                 27398000;
                                 
                              
                           nach Lagerhjelm:
                           
                              
                                 fuͤr ungegerbtes schwedisches Stabeisen
                                 
                              
                                     gewalzt = 10,70;
                                    mithin
                                 m = 30180420 Pfd.
                                 
                              
                                     geschmiedet = 1080;
                                    mithin
                                 m = 30462480
                                     –
                                 
                              
                                 fuͤr gegerbtes schwedisches Stabeisen
                                 
                              
                                     gewalzt = 1093;
                                    mithin
                                 m = 30744540
                                     –
                                 
                              
                                     geschmiedet = 1026;
                                    mithin in
                                 m = 29052180
                                     –
                                 
                              
                                 fuͤr englisches Ankertaueisen
                                 
                              
                                     beste Sorte = 1044;
                                    mithin
                                 m = 20334240
                                     –
                                 
                              
                           
                        
                           
                           Die Verschiebbarkeit.
                           Der Verf. hat diese Eigenschaft bei den Eisendraͤhten in zweierlei Hinsicht zu
                              erforschen gesucht, naͤmlich ein Mal in Bezug auf die Anfangsgraͤnze,
                              und dann auch in Bezug auf den ganzen Betrag der Verschiebung oder der permanenten
                              Rekung bis zum Moment des Zerreißens.
                           Die Anfangsgraͤnze der Verschiebbarkeit ist
                              dadurch bestimmt worden, daß man diejenige Spannung des Drahtes, welche die erste
                              permanente Rekung hervorbrachte, durch die zum Zerreißen erforderliche Spannung
                              dividirte. Auf diese Weise suchte sich der Verf. zu uͤberzeugen, ob und in
                              wiefern jene Anfangsgraͤnze im Verhaͤltniß zur absoluten Festigkeit
                              steht, was seit Tredgold gewoͤhnlich angenommen
                              worden ist. Im Durchschnitt aller Versuche glaubt er der Wahrheit ziemlich nahe zu
                              kommen, wenn er die Anfangsgraͤnze der Verschiebbarkeit fuͤr die
                              ungegluͤhten preußischen Drahte auf 0,5, fuͤr die gegluͤhten
                              aber auf 0,6 der absoluten Festigkeit feststellt, so daß also bei jenen die erste
                              permanente Rekung eintritt, wenn der Draht mit der Haͤlfte, bei diesen aber
                              wenn er mit 3/5 der zum Zerreißen erforderlichen Kraft gespannt wird. Uebrigens
                              weichen die Resultate fruͤherer Versuche in dieser Beziehung mitunter sehr
                              von einander ab, was zum Theil wohl einer Verschiedenheit des Eisens zuzuschreiben
                              seyn mag.
                           So findet Tredgold durch Biegungsversuche die Kraft,
                              welche beim Schmiedeisen die erste permanente Aenderung erzeugt, im
                              Verhaͤltniß zur absoluten Festigkeit = 17,8 : 60, oder die
                              Anfangsgraͤnze der Verschiebung – 0,300; waͤhrend sich diese
                              Graͤnze nach den Versuchen von Duleau, je nach der
                              Beschaffenheit des Eisens, mindestens = 1/3 und hoͤchstens = 2/3 der
                              absoluten Festigkeit ergibt. Am naͤchsten stimmen hiemit die Versuche von Lagerhjelm uͤberein, aus welchen sich die kleinste
                              Verhaͤltnißzahl = 0,360, die groͤßte = 0,438 ergibt, waͤhrend
                              fast alle anderen Versuche mit Stabeisen eine betraͤchtlich hoͤher
                              liegende Graͤnze geben.
                           Betrag der Verschiebung. Auf den Betrag der Verschiebung
                              hat nach den Versuchen des Verf. das Ausgluͤhen einen bedeutenden Einfluß;
                              beim Feinmemel wird diese Eigenschaft durch das Gluͤhen in dem
                              Verhaͤltnisse von 1 : 22,3, beim Klinkmemel aber von 1 : 29,3
                              vergroͤßert, so daß also die Operation des Gluͤhens bei den
                              staͤrkeren Drahtsorten einen geringeren Einfluß zu haben scheint, als bei den
                              duͤnneren. Ein gleiches Ergebniß lieferten Dufour's Versuche mit Messingdraͤhten, nach welchen der Totalbetrag
                              der Verschiebung sich folgendermaßen herausstellt: Ein Messingdraht mit Nr. 13
                              bezeichnet, 1,90 Millimet. im Durchmesser, erlitt eine Rekung beim Zerreißen,
                              ungegluͤht = 0,68, gegluͤht = 0,259; Verhaͤltnis = 1 : 38. Ein
                              Draht mit Nr. 4 bezeichnet, 0,85 Millimet. im Durchmesser, gab ungegluͤht =
                              0,0072, gegluͤht = 0,3421; Verhaͤltniß 1 : 475.
                           
                        
                           Hauptresultate.
                           1) Von den preußischen Drahtsorten ist der Klinkmemel, etwa 1,3''' im Durchmesser, zum Bau der Haͤngebruͤken in jeder
                              Beziehung am meisten geeignet.
                           2) Diese Drahtsorte hat mit den franzoͤsischen Drahten mindestens gleiche
                              Festigkeit, uͤbertrifft sie aber hinsichtlich der elastischen Kraft um 4 bis
                              5 Proc.; denn die zugehoͤrigen Elasticitaͤtsmoduli verhalten sich sehr
                              nahe wie 307 : 294. Auch vertragt der Klinkmemel, unter uͤbrigens gleichen
                              Umstaͤnden, eine um 5 Proc. groͤßere Spannung als der
                              franzoͤsische Draht, bevor bleibende Verlaͤngerungen eintreten.
                           3) Von den ungegluͤhten Drahten hat die groͤbere Nummer (Feinmemel)
                              eine geringere Festigkeit gezeigt, als die naͤchstfeinere Nummer
                              (Klinkmemel), waͤhrend im gegluͤhten Zustande fuͤr beide
                              Drahtsorten dieselbe Festigkeit (63000 Pfd. pro
                              □'') gefunden wurde. Im Durchschnitt
                              verlieren diese Draͤhte durch das Ausgluͤhen beilaͤufig 38
                              Proc. der Festigkeit, die sie im ungegluͤhten Zustande hatten.
                           4) Die elastische Kraft der Drahte aus den preußischen Fabriken koͤmmt der des
                              besten schwedischen Eisens gleich, und erleidet durch den Proceß des
                              Ausgluͤhens keine Aenderung. In runder Zahl kann der
                              Elasticitaͤtsmodulus zu 30000000 Pfd. pro
                              □'' angenommen werden.
                           5) Dagegen ruͤkt die Anfangsgraͤnze der Verschiebbarkeit, welche bei
                              den ungegluͤhten Draͤhten den Zahlenwerth = 1/2 hat, nach dem
                              Ausgluͤhen um 1/10 der absoluten Festigkeit hoͤher hinauf,
                              naͤmlich auf 3/6, waͤhrend gleichzeitig der Totalbetrag der
                              Verschiebung durchschnittlich auf das Fuͤnfundzwanzigfache seiner
                              fruͤheren Groͤße steigt.
                           6) Die Wirkung des Ausgluͤhens besteht nach des Verf. Versuchen darin, die
                              Eisendraͤhte genau wieder in denselben Zustand zu versezen, den das rohe
                              Stabeisen hatte, bevor es zum Drahtziehen verwendet wurde. Diese Wirkung scheint bis
                              jezt noch wenig oder gar nicht beobachtet worden zu seyn, wie es denn
                              uͤberhaupt nur eine verhaͤltnißmaͤßig sehr geringe Anzahl von
                              Versuchen gibt, die uͤber das Cohaͤsions- und
                              Elasticitaͤtsverhalten der gegluͤhten
                              Draͤhte einigen Aufschluß geben koͤnnen.