| Titel: | Verbesserungen in dem Baue der Eisenbahntunnels, worauf sich Henry Booth, Gentleman in Liverpool in der Grafschaft Lancaster, am 3. Dec. 1836 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 66, Jahrgang 1837, Nr. LXXXV., S. 409 | 
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                        LXXXV.
                        Verbesserungen in dem Baue der Eisenbahntunnels,
                           worauf sich Henry
                              Booth, Gentleman in Liverpool in der Grafschaft Lancaster, am 3. Dec. 1836 ein Patent ertheilen
                           ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Oktober
                              1837, S. 245.
                        Booth's Verbesserungen im Baue von Eisenbahntunnels.
                        
                     
                        
                           Man pflegt beide Linien einer doppelten Eisenbahn durch einen und denselben Tunnel zu
                              fuͤhren, und dabei beiden gleiche Neigungen oder Gradienten zu geben. Meinem
                              Vorschlage gemaͤß soll man die beiden Linien hingegen durch zwei parallel
                              miteinander laufende Tunnels fuͤhren, und ihnen dabei verschiedene oder
                              entgegengesezte Neigungen geben. Die Differenz zwischen beiden Gradienten, welche
                              ich im Allgemeinen empfehle, betraͤgt 12 bis 14 Fuß in der engl. Meile. D.h.
                              wenn der Tunnel eine engl. Meile lang waͤre, und wenn durch ihn der
                              gewoͤhnlichen Methode gemaͤß beide Bahnlinien in wagerechter Richtung
                              gefuͤhrt wuͤrden, wuͤrde ich zwei Tunnel bauen, durch jeden
                              derselben eine der Bahnen auf solche Weise fuͤhren, daß jede in der Richtung,
                              in welcher die Wagen auf ihr laufen, einen Fall von 12 bis 14 Fuß bekaͤme.
                              Der eine Tunnel wuͤrde also um 6 oder 7 Fuß uͤber das horizontale
                              Niveau steigen, und der andere um eben so viel unter dasselbe herabsinken. Oder wenn
                              z.B. nach der gewoͤhnlichen Methode durch einen Tunnel zwei Bahnlinien, die
                              beide in derselben Richtung eine Neigung von 24 bis 28 Fuß in der Meile bekommen
                              wuͤrden, gefuͤhrt werden sollen, so wuͤrde ich rathen zwei
                              Tunnels zu bauen, von denen der eine um die angegebenen 24 bis 28 Fuß fallen, der
                              andere aber nur um 12 bis 14 Fuß in der engl. Meile steigen wuͤrde.
                           Der Vortheil, den diese Anordnung gewaͤhrt, besteht darin, daß die Durchfahrt
                              durch die Tunnels, sie moͤgen der gewoͤhnlichen Anordnung
                              gemaͤß horizontal laufen oder ansteigen, um so viel erleichtert und
                              beschleunigt wird, als einer Senkung um 12 bis 14 Fuß in der engl. Meile entspricht:
                              d.h. es wird die Haͤlfte der Zugkraft, welche zur Ueberwindung der auf einer
                              Eisenbahn stattfindenden Reibung noͤthig ist, erspart. Da der feuchte
                              Zustand, in welchem sich die Schienen in den meisten Tunnels befinden, die
                              Adhaͤsion und mithin die Leistung der Maschine in hohem Grade vermindert, so wird es sehr
                              wuͤnschenswerth, daß die Gradienten der Bahnlinie in den Tunnels durch Hebung
                              oder Senkung der anliegenden Bahnstreken so getroffen werden, daß die Durchfahrt
                              durch die Tunnels nach jeder Richtung leichtes von Statten geht, als die Fahrt auf
                              den anliegenden Bahnstreken. Es handelt sich bei meinem Plane nicht um einen zulezt
                              resultirenden mechanischen Gewinn, indem die Maschine, wenn man von der
                              gleichfoͤrmigen Gradientenlinie in dem Tunnel abweicht, vorher oder nachher
                              auf der offenen Bahnstreke um eben so viel Fuß ansteigen muß, als sie im Tunnel
                              abwaͤrts lies. Allein der Vortheil liegt darin, daß man sein Terrain zu
                              waͤhlen weiß; und da es doppelt wichtig ist, daß die Maschinen in den Tunnels
                              keinen Aufenthalt erleiden, und da sich gerade in den Tunnels wegen des Zustandes
                              der Schienen etc. die groͤßten Schwierigkeiten darbieten, so sollen meinem
                              Vorschlage gemaͤß die Gradienten der Tunnels und der ihnen anliegenden
                              Bahnstreken so berechnet werden, daß die Zugkraft in den Tunnels nur auf einen halb
                              so großen Widerstand stoͤßt, wie an den offenen Bahnstreken. Wenn bei dieser
                              Einrichtung eine Locomotive als eine so vielen Zufallen ausgesezte Maschine in ihrem
                              Laufe zuruͤkbleibt, so wird dieß doch wenigstens nie in den Tunnels Statt
                              finden.
                           Ich habe zwar oben die Differenz zwischen den Gradienten oder Neigungen der beiden
                              Tunnels auf 12 bis 14 Fuß in der engl. Meile festgestellt; allein ich
                              beschraͤnke mich hierin dennoch durchaus auf keine bestimmten
                              Verhaͤltnisse, da selbst eine halb so große Differenz immer noch besser seyn
                              wird als gar keine.