| Titel: | Ueber verschiedene Arten von Eisenbahnschienen und deren Fundamentirung; von Dr. A. L. Crelle. | 
| Fundstelle: | Band 68, Jahrgang 1838, Nr. III., S. 11 | 
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                        III.
                        Ueber verschiedene Arten von Eisenbahnschienen
                           und deren Fundamentirung; von Dr. A. L. Crelle.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Crelle, uͤber verschiedene Arten von
                           Eisenbahnschienen.
                        
                     
                        
                           Der Hr. Verfasser stellt in seiner Schrift: Ueber verschiedene Arten etc.von A. L. Crelle Berlin 1837, zuerst die nothwendigen
                              Bedingungen auf, unter welchen eine Eisenbahn-Construction gut zu nennen ist;
                              nach ihm muß sie folgenden sechs Bedingungen entsprechen:
                           Erstlich muͤssen die Schienen, damit die Bahn
                              nicht in Gefahr sey, bald holperig und unbequem und dann um so leichter
                              beschaͤdigst und zerstoͤrt zu werden, eine in allen Punkten gleich
                              starke und hinreichend feste Unterstuͤzung bekommen.
                           Zweitens muß die Bahn so construirt werden, daß der
                              Parallelismus der Schienen nicht leicht durch die Wirkung der Fuhrwerke
                              zerstoͤrt werden kann.
                           Drittens muß das Wasser so vollstaͤndig von und
                              aus dem Damme abgeleitet werden, daß es nicht unter die Fundamentirung der Schienen
                              dringen, den Boden daselbst erweichen und die Stabilitaͤt des Fundaments
                              dadurch schwachen kann.
                           Viertens muß die Eisenbahn so construirt seyn, daß
                              Ausbesserungen nur moͤglichst selten vorkommen koͤnnen, und daß die,
                              welche vorkommen, so gemacht werden koͤnnen, daß die Fahrt so wenig als
                              moͤglich dadurch unterbrochen wird.
                           Fuͤnftens muͤssen die Kosten der
                              Construction, und zwar mit Ruͤksicht auf die dauernde Erhaltung des Werks
                              gerechnet, nicht unverhaͤltnißmaͤßig hoch seyn.
                           Sechstens ist zu wuͤnschen, daß die Construction
                              und Anordnung von der Art sey, daß die Raͤder der Bahnfuhrwerke keiner
                              Spurkraͤnze beduͤrfen, und daß auch gewoͤhnliche Fuhrwerke, von
                              der Spurweite der Bahn, ohne weitere Vorbereitung auf der Bahn fahren
                              koͤnnen.
                           Mit diesen Bedingungen vergleicht er hierauf eine große Anzahl von entweder bereits
                              ausgefuͤhrten oder von ihm besonders angegebenen Constructionen, die wir in
                              folgender Tabelle zuerst nach ihrer Aufeinanderfolge in Bezug auf die Kosten einer
                              preuß. Meile zusammenstellen, und dann im Einzelnen naͤher bezeichnen
                              wollen.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 68, S. 12
                              Kosten einer Meile Eisenbahn mit
                                 einem Schienenpaare. Constructionsart.
                                 Anlagekosten. Erhaltungskosten. Anlagekosten. Jaͤhrlich. Thut an Capital.
                                 Gesammte Kosten. Rthlr. Sgr. A. Englische Art auf einzelnen Steinen. 1) mit
                                 leichten gewalzten Schienen; 2) mit schweren gewalzten Schienen; 3) mit
                                 continuirlich zusammengeschraubten Schienen; B. Belgische Art, auf
                                 Quertraͤgern. a) auf hoͤlzernen Querstuͤken: 4) mit
                                 leichten gewalzten Schienen; 5) mit schweren gewalzten Schienen; 6) mit
                                 continuirlich zusammengeschraubten Schienen; b) auf steinernen
                                 Querstuͤken. 7) mit leichten gewalzten Schienen; 8) mit schweren
                                 gewalzten Schienen; 9) mit continuirlich zusammengeschraubten Schienen; C.
                                 Amerikanische Art. 10) mit Laͤngs- und Quer-Unterlagen Fig. 36.
                                 D. Reynold'sche Art. 11) mit gegossenen Schienen; 12)
                                 veraͤndert, u. mit gewalzten Schienen; E. Neue Arten, mit durchlaufender
                                 Fundamentirung. 13) die Fundam. von Eisen, Fig. 37 bis 39; Die
                                 Fundamentirung von Stein; 14) mit gegossenen Schienen Fig. 40 und 41; 15)
                                 mit gewalzten Schienen, Fig. 42 bis Fig. 45
                              
                           Die im Bild genannten Verweise sind: Fig. 36; Fig. 37 bis 39; Fig. 40 und 41; Fig. 42 bis Fig. 45.
                           
                           Diese Berechnungen konnten, was die Anlagekosten betrifft, hinreichend genau und mit
                              Zuverlaͤssigkeit gemacht werden. Ruͤksichtlich der Erhaltung beruhen
                              sie freilich nur theilweise auf directen Erfahrungen, weil es noch keine Eisenbahn
                              gibt, die schon lange genug existirte, um in allen Punkten directe
                              Erfahrungssaͤze zu liefern; indessen beruht doch auch die Berechnung der
                              Erhaltungskosten in so weit auf Erfahrungen in anderen analogen Faͤllen, daß
                              die Resultate zu bloßen Vergleichungen, worauf es hier nur ankommt, wohl mit
                              hinlaͤnglicher Gewißheit, und wenigstens naͤherungsweise, zum
                              Maaßstabe werden dienen koͤnnen.
                           Die ersten Constructionen sind fuͤr genuͤgend bezeichnet zu halten,
                              wenn wir anfuͤhren, daß unter leichten Schienen solche verstanden werden,
                              welche nur oben breit sind und à laufenden Fuß 13
                              3/4 Pfund wiegen, unter schweren Schienen dagegen solche, deren Fuß dem Kopf gleich
                              ist, und die auf den laufenden Fuß 22 Pfd. wiegen. Die gewoͤhnlichen
                              Schienenstuͤhle sind zu 18 Pfd., die Verbindungsstuͤhle zu 21 Pfd.
                              angenommen. – Die Traghoͤlzer der belgischen Constructionsart sollen
                              12'' breit seyn; statt derselben sind unter b) granitene Stufensteine, 7' lang, 12''
                              breit, 8'' dik, gerechnet.
                           Die Constructionen 3, 6 und 9 beziehen sich auf stetig zusammengeschraubte und in
                              einzelnen Punkten unterstuͤzte Schienen; die Zusammensezung derselben aus 4
                              bis 5'' hohen, 6' langen eisernen Streifen ist so gewaͤhlt, daß sie,
                              uͤbereinandergreifend zusammengeschraubt, starre steife Koͤrper
                              bilden, bei welchen jedoch der etwa eintretenden Ausdehnung Raum gelassen ist.
                           Die Construction 10 ist in Fig. 36 abgebildet. Auf
                              den Steinschlag A werden die Schwellen B, von 6'' Breite und 8'' Hoͤhe, gestrekt. Sie
                              sind deßhalb hoͤher als breit, damit sie
                              moͤglichst schon uͤber den Boden emporragen moͤgen. Auf diese
                              Schwellen werden alle 4 Fuß die Querhoͤlzer C, C
                              1'' tief eingekaͤmmt. Diese Querhoͤlzer koͤnnen dann, wenn mit
                              Dampfkraft gefahren wird, schon ganz frei uͤber dem Boden liegen. Wird mit
                              Pferden gefahren, so muͤssen sie freilich, wegen der Bahn fuͤr die
                              Pferde, ganz verschuͤttet werden. Ueber die Querhoͤlzer werden die
                              Schienenbalken D, von 6'' Breite und 8'' Hoͤhe,
                              3'' tief eingeschnitten und noch 1'' tief eingekaͤmmt. Die Schienen sind
                              oben, wie es die Zeichnung andeutet, ausgefalzt, damit die eisernen Schienen und der
                              Druk der Wagenraͤder auf die Mitte der Balken
                              treffe, und die Balken so besser tragen. Die Schienen p, q,
                                 r sind kniefoͤrmig, oben 2'' breit und an der Seite 2'' tief
                              herunterreichend, welcher hinunterreichende Theil den doppelten Zwek hat, das Holz
                              gegen das Anstreifen der Spurkraͤnze der Raͤder zu schuͤzen,
                              und die Naͤgel aufzunehmen, mittelst welcher die Schienen auf die
                              hoͤlzernen Balken befestigt werden, so daß sie dann oben ganz glatt bleiben
                              koͤnnen. Alle Hoͤlzer werden oben, nach der Breite, von der Mitte aus
                              nach den Seiten abgeschraͤgt oder abgedacht, damit das Wasser weniger darauf
                              verweilen moͤge. Der Damm erhaͤlt zwischen den Schienen, wie es die
                              Figur zeigt, einen 2'' diken Steinschlag, welcher zu einer Deke dient, die das
                              Wasser abhaͤlt, in den Damm zu dringen, und auf welchem das Wasser zwischen den Querhoͤlzern abfließt. Es werden
                              fuͤr den lezten Zwek die Schwellen B, je zwischen
                              zwei Querhoͤlzern, auf etwa 2 1/2 Fuß lang, noch so tief ausgekehlt, daß die
                              Oberflaͤche nur gerade noch mit der Oberflaͤche des Steinschlags und
                              der Steindeke gleich hoch und in der Profillinie desselben liegt. Zu den Balken
                              werden die Hoͤlzer so lang als moͤglich genommen, wenigstens 24' lang.
                              In den Stoͤßen werden sie, wie auf den Schwellen, 2' lang durch
                              Hakenkaͤmme mit einander verbunden, wie die Traͤger in
                              Gebaͤuden. Kann man Eichenholz haben, so ist es gut; doch wird sich im
                              Allgemeinen wohl nur auf Kienenholz rechnen lassen. Die Schienenbalken werden auf
                              die Querhoͤlzer noch durch eiserne Kniee befestigt.
                           Die Construction 13, welche in Fig. 37 im Durchschnitt,
                              in Fig. 38
                              von Oben und in Fig. 39 von der Seite vorgestellt ist, ist fortlaufend und sehr fest
                              unterstuͤzt. Die Schienenkoͤrper werden 7 1/2 Fuß lang gegossen, damit
                              die Stoͤße der 15' lang gewalzten Bahnschienen gerade auf die Mitte jedes
                              dritten Schienenkoͤrpers treffen. Sie werden nicht in einander gestekt,
                              sondern stoßen mit den Endflaͤchen bloß an einander. Die eine
                              Endflaͤche hat eine rinnenartige, 1/2 bis 3/4'' tiefe Aushoͤhlung, und
                              die andere Endflaͤche, also die anstoßende des zweiten
                              Schienenkoͤrpers, eine angegossene, in jene Rinne passende, vortretende
                              Verstaͤrkung. So werden sie, gleichsam wie mit Zapfen und Nuthe, an einander
                              gesezt, und darauf durch sechs kurze Schraubenbolzen zusammengeschraubt, was
                              ebenfalls eine sehr feste Verbindung gibt, da die zusammenstoßenden
                              Endflaͤchen eine bedeutende Groͤße haben. Man koͤnnte
                              einwenden, daß, so zusammengefuͤgt, das Eisen der Schienenkoͤrper
                              keinen Spielraum behalte, um nach Verschiedenheit der Temperatur sich auszudehnen
                              und zusammenzuziehen; allein die Ausdehnung und Zusammenziehung, die an sich nur
                              ungemein gering ist, ist es hier um so mehr, da die Schienenkoͤrper ganz in
                              den Boden versenkt sind, und also, noch mehr wie die Reynold'schen Schienen, die Temperatur des Bodens beibehalten, die nur
                              wenig wechselt. Die Ausdehnung eines 7 1/2' langen Schienenkoͤrpers wird etwa
                              nur 1/4''' betragen, so daß, wenn die Schienenkoͤrper in der heißen
                              Jahreszeit gelegt werden, die Schrauben nur etwas weniger scharf angezogen werden
                              duͤrfen, oder auch nur unter die Muttern der Koͤpfe etwas Preßbares gelegt
                              werden darf. Sollte indessen befuͤrchtet werden, daß hieraus Unfestigkeit
                              entspringe, so laͤßt sich auch die Gestalt der Schienenkoͤrper an den
                              Stoͤßen leicht so veraͤndern, daß die Verbindungsschrauben, statt nach
                              der Richtung der Laͤnge der Bahn, senkrecht auf die Achse stehen, wo dann der
                              Spielraum, wie bei den Reynold'schen Schienen, durch die
                              Erweiterung der Bolzenloͤcher hergestellt werden kann. Man darf z.B. nur das
                              eine Endblatt des einen Schienenkoͤrpers das andere Endblatt des
                              naͤchsten im Boden und an den Seiten umfassen
                              lassen, und dann die Schraubenbolzen von der Seite einziehen. Die
                              Schienenstuͤhle s, s.... sind wieder an den
                              Schienenkoͤrper angegossen. Sie sind unter den Stoͤßen der Bahnschiene
                              3'', und uͤbrigens 1'' breit. Auch die Unterschiene u,
                                 u ist an den Schienenkoͤrper angegossen. Sie hat eine Rinne, in
                              welcher die Bahnschiene e auf ihr aufruht. Die
                              Bahnschiene wird auf die gewoͤhnliche Weise in den Schienenstuͤhlen
                              festgekeilt. Da, wo die Mittelwand m, m.... die
                              Strebewaͤnde t, t.... kreuzt, sind
                              Verstaͤrkungen v, v.... angegossen. Der Boden b, b.... ist in der Mitte diker als an den Seiten, und
                              die Mittelwand hat, unmittelbar unter der Unterschiene, halbkreisfoͤrmige
                              Durchbrechungen w, w von 4'' im Durchmesser, deren Boden
                              gerade so hoch liegt, als der Steinschlag, und die zum Abfluß des Wassers dienen.
                              Den Steinschlag S sieht man in Fig. 37 und 39. Wo grober
                              Kies zu haben ist, kann auch fuͤglich dieser statt zerschlagener Steine
                              genommen werden. Man sieht leicht, daß diese Schienen eine große Festigkeit besizen
                              werden. Die hohe Mittelwand hat, obgleich nur duͤnn, eine sehr große
                              Tragkraft; mittelst der Strebewaͤnde t, t....
                              stemmt sie sich auf den Boden b, b...., und nach der
                              Seite wird sie kraͤftig durch den Stein- oder Kiesschlag gehalten.
                              Wenn man einzelnen Steinen Tragkraft und Stabilitaͤt genug nach der Seite
                              zutraut, so muß man diesen Schienen beides in weit staͤrkerem Maaße
                              zugestehen.
                           Die Constructionen 14 und 15 mit durchlaufender Steinfundamentirung werden durch Fig. 40 bis
                              45
                              vorgestellt, und zwar gibt 40 und 41 die Construction fuͤr gegossene
                              Schienen, 42 bis 45 fuͤr gewalzte Schienen, wo bei der ersteren
                              Constructionsart die Abbildung der Fundamentirung weggelassen ist, da sie der in der
                              zweiten Constructionsart gleich ist. – Es ist auf Sandsteine von nur 4 Fuß,
                              und mit den Falzen an den Enden 4' 2'' lang, gerechnet, welche in den
                              Bruͤchen in der Regel ohne Schwierigkeit zu erhalten sind. Kann man die
                              Steine doppelt so lang, also 8' lang haben, so ist es um so besser. Die 4' langen
                              Steine sollen fortlaufend auf einen Steinschlag S
                              gestrekt, in demselben eingefuttert werden, und an den Koͤpfen quer
                              durchgehende, 2'' lange Zapfen p, p (Fig. 45) erhalten, mit
                              welchen sie in einander greifen, so daß das Ende keines Steins nach Unten weichen
                              kann, ohne sich auf den angraͤnzenden Stein zu stuͤzen und ihn mit
                              sich zu ziehen; auf welche Weise dann die Steine, weiter noch durch die aufgebolzten
                              Schienen mit einander verbunden, gleichsam zu einer fortlaufenden Masse werden. Die
                              Steine werden nur an den Koͤpfen glatt bearbeitet; in der oberen
                              Flaͤche werden die Rinnen r, r.... zum Abfluß des
                              Wassers unter die Schienen hindurch, auf die Weise, wie es Fig. 41 und 43
                              naͤher zeigen, ausgehauen; deßgleichen werden die Versenkungen fuͤr
                              den Fall, daß die gegossenen Schienen sogleich die Bahn geben sollen, eingehauen.
                              Uebrigens behalten die Werksteine ihre Flaͤchen so, wie sie ihnen im Bruche
                              gegeben werden. Die gegossenen Schienen, sowohl wenn unmittelbar die Raͤder
                              darauf laufen, als wenn sie zu Unterschienen dienen sollen, sind 8' lang angenommen,
                              so daß sie uͤber einen ganzen und zwei halbe Steine hinwegreichen. Die
                              Stoͤße dieser Schienen muͤssen natuͤrlich immer mitten auf
                              einen Stein, auf die halbe Laͤnge desselben treffen. Sollen auf den Schienen
                              unmittelbar die Raͤder laufen, so wird es gut seyn, ihnen einen breiteren Fuß
                              v, v (Fig. 40 und 41) zu geben.
                              Die Lappen l, l...., mittelst welcher sie an die Steine
                              zu befestigen sind, werden dann sogleich mit angegossen. Dieselben werden in die
                              Steine versenkt, damit die Spurkraͤnze der Raͤder nicht an die Bolzen
                              anstoßen koͤnnen. Sollen die gegossenen Schienen bloß zu Unterschienen u (Fig. 42 bis 45) dienen, um
                              gewalzte Schienen a zu tragen, so werden daran
                              gewoͤhnliche Schienenstuͤhle s, s....
                              angegossen, die aber dann nicht in die Steine zu versenken noͤthig sind.
                           Die sechste der vorher aufgestellten Bedingungen denkt Crelle durch an den Schienenstuͤhlen zu beiden Seiten angebrachte
                              Kuaggen oder durch zur Seite liegende Leitschienen zu erfuͤllen.
                           Aus einer Pruͤfung der 15 Constructionsarten auf die fuͤnf angegebenen
                              ersten Bedingungen ergibt sich folgendes Resultat:
                           Die englische Art, Nr. 1 und 2, mit gewalzten Schienen, auf einzelne Steine gelegt,
                              erfuͤllt beinahe keine der 5 Bedingungen. Eine solche Bahn ist, wenigstens
                              auf weichem Boden, weder gegen den Druk und Stoß der Wagen von Oben, noch gegen den
                              Seitendruk der Raͤder fest genug. Sie muß nothwendig bald holperig und uneben
                              und dann bald zerstoͤrt werden. Die Ableitung des Wassers ist nicht
                              vollstaͤndig; Reparaturen kommen sehr haͤufig vor und auch die Kosten
                              sind nicht geringe. Schwerere Schienen koͤnnen nur wenig helfen. Sie
                              gereichen fast nur zum Vortheil der Verfertiger und Verkaͤufer gewalzter
                              Schienen, die so mehr Eisen absezen, nicht aber verhaͤltnißmaͤßig zum Vortheil der Bahnen.
                              Die beiden Arten Bahn Nr. 1 und 2 empfehlen sich also wenig. Die continuirlich
                              zusammengeschraubten Schienen, fuͤr die Art Nr. 3, koͤnnen das Uebel
                              zwar sehr vermindern, aber nicht ganz heben.
                           Die belgische Art, Nr. 4 und 5, hat schon den Vortheil einer sehr guten Erhaltung des
                              Parallelismus der Schienen; auch ist die Wasserableitung schon besser, die
                              Fundamentirung fester, und die Kosten sind, wenn man hoͤlzerne Querunterlagen
                              legt, wenigstens fuͤr die erste Anlage, geringe. Doch sind steinerne
                              Querunterlagen Nr. 7 und 8 bei weitem besser, weil dann seltener Reparaturen
                              vorkommen und also die Fahrt weniger oft unterbrochen wird. Die belgische Art ist
                              also, und zumal wenn man continuirlich zusammengeschraubte Schienen machen will (Nr.
                              6 und 9), schon viel besser. Die schweren gewalzten Schienen (Nr. 5 und 8)
                              koͤnnen wieder wenig nuzen.
                           Von der amerikanischen Art Nr. 10 ist ein wesentlicher Vorzug, daß sie eine Art
                              fortlaufender Fundamentirung besizt; der Vorzug der geringen Anlagekosten ist
                              dagegen nur scheinbar; denn die Kosten mit Ruͤksicht auf die Erhaltung sind
                              sogar hoͤher als die beinahe aller vorhergehenden Arten. Doch ist die
                              groͤßere Festigkeit der Fundamentirung ebenfalls nur mehr scheinbar; denn sie
                              findet nur Statt, so lange die Bahn neu und das Holz noch ganz fest ist.
                              Spaͤterhin wird die Bahn ebenfalls leicht holperig werden, und ein
                              Hauptuͤbel bei derselben ist, daß sie dann mehr Zugkraft erfordert. Außerdem
                              ist es ein Uebel dieser Art, daß sie sehr haͤufig und fortwaͤhrend
                              Ausbesserungen erfordert. Deßgleichen ist es ein Uebel fuͤr Gegenden, die
                              keinen Ueberfluß an Holz haben, daß diese Art Bahnen eine große Menge von Holz
                              verzehrt, welches zu erzielen eine nicht unbedeutende Landflaͤche
                              erforderlich ist, die besser benuzt werden kann. Diese Art ist daher nur da etwa zu
                              empfehlen, wo man mit moͤglichst wenigen Kosten nur erst eine Straße
                              eroͤffnen will, oder wo es an Eisen und Steinen fehlt und wo Holz im
                              Ueberflusse vorhanden ist; in anderen Gegenden, also auch in Deutschland, im
                              Allgemeinen nicht.
                           Die Reynold'sche Art Nr. 11 erfuͤllt wenigstens die
                              vorzuͤglichste Bedingung der festen Fundamentirung und dauernden Ebenheit der
                              Bahn sehr gut. Desgleichen auch recht gut die der Erhaltung des Parallelismus der
                              Schienen und der Seltenheit der Reparaturen. Nur ist die Wasserableitung noch
                              unvollstaͤndig. Die Kosten dieser Art sind hoch.
                           Durch die veraͤnderte Reynold'sche Art, so wie
                              durch die neue Art Nr. 13, wird diesen Maͤngeln abgeholfen, und diese Arten
                              duͤrften daher schon ziemlich das leisten, was zu wuͤnschen ist.
                           Noch besser, wenigstens sicherer, duͤrften jedoch die beiden Arten 14 und 15, besonders Nr. 15, mit
                              einer Fundamentirung von Werksteinen seyn; vorzuͤglich in Gegenden, wie z.B.
                              die berliner, wo Werksteine nicht uͤbermaͤßig theuer sind. Es fehlt
                              naͤmlich uͤber die Frage, wie lange Eisen in der Erde, wie hier
                              angewendet, dauere, noch gaͤnzlich an directen Erfahrungen. Dagegen weiß man
                              aus vielfaͤltigen Erfahrungen, daß gute Werksteine, z.B. feste Sandsteine, in
                              der Erde sehr lange, ja Jahrhunderte dauern koͤnnen. Zwar ist die
                              Fundamentirung mit Werksteinen nicht so vollkommen in allen Punkten gleich stark,
                              wie die Fundamentirung von Eisen; aber ihre Staͤrke ist fuͤr den
                              gewoͤhnlichen Zwek jedenfalls vollkommen zureichend.
                           Von dem den Bahnenarten Nr. 11, 12, 13, 14, 15 eigenen Mangel an Elasticitaͤt
                              und ihrer Starrheit ist durchaus nichts zu fuͤrchten. Die Starrheit kann nur
                              dann nachtheilig seyn, wenn die Fahrspuren nicht eben, sondern holperig sind, also
                              nur bei den uͤbrigen Bahnarten. Ist die Bahn recht eben, so kann sie gar
                              nicht starr genug seyn. Sollte man aber durchaus Nachtheile davon fuͤrchten,
                              oder die Erfahrung dergleichen, wider Erwarten, wirklich ergeben, so ist es bei den
                              Arten 12, 13, 14 und 15 leicht, dem Uebel zuvorzukommen. Man darf naͤmlich
                              nur entweder in die Rinne der Unterschiene, in welcher die Bahnschiene aufruht, oder
                              bei Nr. 14 zwischen die Schiene und die Steine irgend einen elastischen oder weichen
                              Koͤrper, z.B. Blei oder duͤnne Hirnholztafeln, oder auch getheerten
                              Filz, legen, so wird eine hinreichende Nachgiebigkeit der Bahn entstehen.
                           Alles zusammengenommen moͤchten wir also nun, vorzugsweise vor allen anderen,
                              wenigstens fuͤr die hiesige (berliner) Gegend, die durch die Fig. 42 bis 45
                              vorgestellte Constructionsart Nr. 15 mit einer durchlaufenden Fundamentirung von
                              Werksteinen und mit gewalzten Schienen, auf gegossenen Unterschienen, empfehlen. Sie
                              ist stark und die Bahn kann nicht holperig werden; der Parallelismus der Schienen
                              ist hinreichend gesichert; die Ableitung des Wassers ist vollstaͤndig;
                              Ausbesserungen koͤnnen nur selten vorkommen, und die Kosten sind, wie die
                              Zusammenstellung ergibt, mit Ruͤksicht auf die Erhaltung gerechnet, wie es
                              nothwendig immer geschehen muß, nicht hoͤher als die der meisten anderen
                              Arten.
                           Will man sich von gewalzten Schienen unabhaͤngig machen, was, zumal so lange
                              die Schienen aus England bezogen werden muͤssen, fuͤr den Continent
                              ein bedeutender Umstand ist, so wuͤrde die Constructionsart Nr. 14, die von
                              der vorigen nur darin abweicht, daß sie gegossene statt gewalzte Schienen hat, zu
                              empfehlen seyn.
                           
                           Fuͤr Gegenden, wo Werksteine zur Fundamentirung fehlen, scheint die Art Nr.
                              13, Fig. 37,
                              38 und
                              39, die
                              bessere.
                           Will man ferner diesen besseren Arten noch Leitschienen geben, damit Fuhrwerke mit
                              Raͤdern ohne Spurkraͤnze die Bahn befahren koͤnnen, so wird man
                              eine Eisenbahn erhalten, die wenig mehr zu wuͤnschen uͤbrig
                              laͤßt. (Dr. Crelle uͤber verschiedene Arten etc. Berlin, Reimer 1837.
                              Polyt.
                                    Centralbl. Nr. 12.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
