| Titel: | Verbesserungen an den mechanischen oder Kunstwebstühlen, worauf sich Miles Berry, Ingenieur und Zeichner von Chancery-Lane in der Grafschaft Middlesex, auf die von einem Ausländer erhaltene Mittheilung, am 5. Decbr. 1835 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 68, Jahrgang 1838, Nr. VIII., S. 26 | 
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                        VIII.
                        Verbesserungen an den mechanischen oder
                           Kunstwebstuͤhlen, worauf sich Miles Berry, Ingenieur und Zeichner von
                           Chancery-Lane in der Grafschaft Middlesex, auf die von einem Auslaͤnder
                           erhaltene Mittheilung, am 5. Decbr. 1835 ein
                           Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of arts. Februar 1838, S.
                              265.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Berry's verbesserte Kunstwebstuͤhle.
                        
                     
                        
                           Der Zwek der vorliegenden Verbesserungen ist, den mechanischen Webstuhl mit solchen
                              Vorrichtungen auszustatten, daß man mit ihm in Ketten, welche mit Seiden-,
                              Baumwoll-, Flachs-, Wollen- und anderen Faͤden
                              aufgezogen sind, einen aus Borsten, Roßhaar, Fischbein, Binsen, Stroh, Rohr oder
                              anderen kurzen Materialien bestehenden Eintrag einweben kann.
                           Fig. 1 ist ein
                              Frontaufriß eines Webstuhles dieser Art, welcher durch eine rotirende Kraft in Gang
                              gesezt werden kann. Fig. 2 zeigt denselben in einer horizontalen Ansicht von Oben betrachtet.
                              Fig. 3 ist
                              ein Endaufriß; Fig.
                                 4 ein Querdurchschnitt, welcher beinahe durch die Mitte der Maschine und
                              parallel mit Fig.
                                 3 genommen ist. Fig. 5 gibt eine
                              Ruͤkenansicht.
                           Die Treibwelle A, an der sich die zum Betriebe der
                              arbeitenden Theile dienenden Zahnraͤder befinden; der Kettenbaum B; der Werkbaum C; die Lizen
                              oder Geschirre D; die Lade E; der Knechthebel F, der durch die an der unteren
                              Welle G befindlichen Excentrica seine Bewegung
                              erhaͤlt; die an eben dieser Welle befindlichen, zur Bewegung der
                              Geschirrhebel oder Tretschaͤmel H befindlichen
                              Excentrica: alle diese und noch einige andere, in der Zeichnung ersichtliche Theile
                              sind so bekannt, daß sie keiner weiteren Beschreibung beduͤrfen.
                           Die neuen Theile sind die Buͤchsen oder Behaͤlter, worin sich die
                              Borsten, Haare oder sonstigen als Eintrag zu verwendenden Substanzen befinden; die
                              Zangen, womit diese Substanzen aus den Buͤchsen ausgezogen und zwischen die
                              Kettenblaͤtter gelegt werden; die Arme oder Hebel und Daͤumlinge,
                              welche zur Bewegung dieser Zangen dienen; und der Mechanismus, durch den der Wurf
                              der Schuͤze in gewissen Zeitraͤumen unterbrochen wird. Ich will, um
                              deren Anwendung zu zeigen, andeuten, wie sich mit deren Huͤlfe ein
                              Cravattenzeug, d.h. ein Zeug, in welchen mit dem Eintrage stellenweise Borsten
                              eingewebt werden, fabriciren laͤßt. Ich bemerke im Voraus nur, daß in diesem
                              Falle, so wie uͤberhaupt, wenn das Fabricat nur eine geringe Breite bekommen
                              soll, die Ketten, Rietblaͤtter, Geschirre und uͤbrigen
                              entsprechenden Theile gleichfalls nur eine geringe Breite zu haben brauchen.
                           Die die Borsten enthaltenden Buͤchsen a, a, welche
                              gegen 6 Zoll Laͤnge, 3/8 Zoll Breite und 4 Zoll Tiefe haben sollen, sieht man
                              am Ruͤken der Lade angebracht. Die Borsten werden in der Richtung des
                              Schuͤzenwurfes gerade und so in diese Buͤchsen gelegt, daß sie mit
                              ihren Enden etwas weniges uͤber die offenen, den Sahlbaͤndern
                              zunaͤchst gelegenen Enden der Buͤchse hinausragen, wie man dieß in
                              Fig. 5
                              angedeutet sieht. Ein bleiernes Gewicht, welches man schraͤg in jede der
                              Buͤchsen legt, druͤkt die Borsten dicht zusammen. Die Zangen
                              koͤnnen demnach die Enden der Borsten erfassen, sie einzeln aus den
                              Buͤchsen ausziehen, und sie in dem Maaße, als das Weben von Statten geht, in
                              das Gewebe einlegen.
                           Die Zangen b, b, von denen man in Fig. 6 ein einzelnes Paar
                              in etwas groͤßerem Maaßstabe abgebildet sieht, sind gleichfalls am
                              Ruͤken der Lade angebracht; jede derselben schiebt sich seitwaͤrts in
                              dem Falze einer Messingplatte, die, wie Fig. 5 zeigt, am
                              Ruͤken der Lade befindlich ist. Die in ihren Falzen gleitenden Zangen werden
                              hinter dem Rietblatte quer durch die Maschine in die an den
                              gegenuͤberliegenden Seiten befindlichen Borstenbuͤchsen getrieben; und
                              zwar mittelst der Hebel oder Arme c, c, die, wie Fig. 2 und 3 zeigen, mit
                              den Hebeln d, d ein Gefuͤge bilden. Jeder dieser
                              lezteren dreht sich bei e um einen in einen Arm oder
                              eine Leiste eingelassenen Arm; und an dem Ende eines jeden derselben befindet sich
                              eine kleine Rolle, die bei den Bewegungen der Lade in dem geraden Falzen f des Laufbrettes auf und nieder steigt, und dadurch den
                              Hebel d verhindert die Zange in Bewegung zu sezen. Dieß
                              ist der Fall, wenn nur der Einschußfaden allein von der Schuͤze durch die
                              Kettenblaͤtter geworfen wird; wenn aber zugleich Borsten eingeschlagen werden
                              sollen, so wird das bewegliche Stuͤk g, welches
                              sich um den in das Laufbrett eingelassenen Stift h
                              dreht, wie Fig.
                                 2 andeutet, auf die eine Seite geschoben, wodurch der gerade Falzen f geschlossen, und dafuͤr der im Bogen laufende
                              Falzen i geoͤffnet wird. Die am Ende des Hebels
                              d befindliche Rolle laͤuft also bei der
                              Bewegung der Lade nach Ruͤkwaͤrts in den krummlinigen Falz i, und veranlaßt hiedurch, daß die Zange hinter dem
                              Rietblatte durch die Kettenblaͤtter geworfen wird.
                           Die Verschiebung des Stuͤkes g an dem Laufbrette
                              wird durch einen Zapfen k bewerkstelligt, der, wie Fig. 1 und 3 zeigen, an
                              dem Ende des Hebels l angebracht ist. Dieser Zapfen k wird naͤmlich von einer Feder gegen die
                              Flaͤche des Muschelrades m angedruͤkt,
                              dessen Erhabenheiten und Einschnitte den von den Zangen b,
                                 b zu vollbringenden Bewegungen entsprechen. Zu jeder Seite der Maschine ist eines der
                              Muschelraͤder m an der Welle j angebracht, damit die Bewegung der Zangen von beiden
                              Seiten der Lade her bewirkt werden kann. Sind beide Raͤder m so an ihrer Welle fixirt, daß die Erhabenheiten beider
                              mit einander correspondiren, so werden beide Zangen zwischen den
                              Kettenblaͤttern durchgehen und gleichzeitig eine Borste zwischen dieselben
                              einlegen; wechseln hingegen die Erhabenheiten beider Raͤder mitsammen ab, so
                              werden die Zangen an jeder Seite bei den abwechselnden Schlaͤgen der Lade in
                              Bewegung kommen. Diese Abaͤnderungen sind, was die Zahl der in das Gewebe
                              einzufuͤhrenden Borsten betrifft, ganz unter der Controle des Arbeiters und
                              von der Beschaffenheit des zu erzielenden Fabricates abhaͤngig. Um diese
                              Abaͤnderungen noch mehr zu erleichtern, kann man durch leichte Verschiebung
                              der Stellung des Zapfens k auch anders eingeschnittene
                              Muschelraͤder m* in Anwendung bringen.
                           Damit nach dem jedesmaligen Durchwerfen der Zangen b, b
                              durch die Kettenblaͤtter denselben ein anderer Theil des Borstenpaketes
                              dargeboten werde, werden die Buͤchsen a, a auf
                              und nieder bewegt. Es geschieht dieß mit Stangen n, n,
                              welche an den unteren Theilen der Buͤchsen festgemacht sind, und deren untere
                              Enden eine Reibungsrolle tragen, welche auf dem Umfange der Excentrica oder
                              Herzraͤder o, o ruht. Leztere befinden sich an
                              einer kleinen Welle, die am Ruͤken der Schwerter der Lade aufgezogen ist, wie
                              aus Fig. 5
                              erhellt. Ihre Umlaufsbewegung erhalten diese Herzraͤder o, o durch ein an derselben Welle befindliches Sperrrad
                              p, in welches ein Sperrkegel q eingreift, den man in Fig. 4 an einem Querriegel
                              des Maschinengestelles angebracht sieht. Die schwingenden Bewegungen der Lade
                              bewirken, daß der Sperrkegel bei jedem Schlage der Lade das Sperrrad p um einen Zahn umtreibt. Die Stangen n, n werden demnach durch die allmaͤhliche
                              Umlaufsbewegung der Herzraͤder auf und nieder bewegt; und hiedurch erhalten
                              die Buͤchsen a, a zu dem oben angegebenen Zweke
                              gleichfalls eine langsame Auf- und Niederbewegung.
                           Die Schließung der Zangenspizen geschieht mittelst einer Feder r, die, wie Fig. 6 andeutet, den
                              Schwanz einer ihrer Wangen bildet. Das Oeffnen hingegen geschieht mittelst des
                              Stuͤkes s, welches sich um einen unter dem
                              Schwanze der unteren Wange befindlichen Zapfen dreht. Die Zangenspizen sind vom
                              Ruͤken her durch eine Platte geschuͤzt. Wenn die Zangen durch die
                              Schuͤzenbahn geworfen werden, so sind deren Spizen geoͤffnet, indem
                              die Stuͤke s dadurch, daß die Zange auf dem
                              Ruͤkwege auf einen kleinen, an dem Ruͤken der Lade fixirten Zapfen
                              oder Finger t traf, in die geradstehende Stellung geriethen, in der man sie
                              in Fig. 6
                              sieht. Sind jedoch die offenen Zangenspizen in die Borstenbuͤchsen
                              eingedrungen, so treibt ein anderer, gleichfalls am Ruͤken der Lade
                              befestigter Finger v das Stuͤk s unter dem Schwanze der Zange hinweg in die Stellung,
                              welche in Fig.
                                 6 durch Punkte angedeutet ist, wodurch die Spizen so geschlossen werden,
                              daß sie die Borsten festhalten. Beim Zuruͤkkehren der Zangen werden die
                              Borsten zum Behufe des Einziehens derselben zwischen die Kettenblaͤtter
                              festgehalten, und erst, wenn die Zangen beinahe das Ende ihrer Bewegung erreicht
                              haben, trifft der Schwanz oder das Ende der unteren Wange auf den Zapfen u, der die Wangen oͤffnet, damit die Borsten
                              ausgelassen und als Eintrag eingelegt werden. Die Lade vollbringt hierauf ihren
                              Schlag, womit die Borste als Eintrag untergebracht ist.
                           Um das Eintragen der Borsten, nachdem eine hinreichende Laͤnge gewebt worden
                              ist, zu unterbrechen, sind an den Enden der Welle des Werkbaumes C, wie man in Fig. 1, 2 und 3 sieht, ein Paar
                              Muschelraͤder w angebracht, deren Umfang gegen
                              die oberen Enden der Hebel x, x, welche sich an Zapfen,
                              die in den Seitengestellen des Webstuhles fixirt sind, aufgezogen befinden,
                              umlaͤuft. An einem dieser Hebel x ist, wie in
                              Fig. 3 zu
                              sehen, ein Arm y befestigt, dessen anderes Ende mit dem
                              an dem Seitengestelle aufgezogenen Winkelhebel z in
                              Verbindung steht. Das obere Ende dieses Hebels z ist an
                              einem Federarme a, Fig. 3, festgemacht, der
                              sich an einer Klauenstange b, welche sich in der hohlen
                              Welle des Muschelrades m schiebt, bewegt. Diese
                              Klauenstange steht mit einem an derselben Welle befindlichen Muschelrade c in Verbindung, welches zu einem Theil an der Welle
                              fixirt ist, waͤhrend es sich mit dem anderen Theile daran schiebt, und
                              dadurch zur Fuͤhrung des Hebels d eine gerade
                              oder eine im Zikzak laufende Fuge bildet. Der Hebel d
                              hat seinen Drehpunkt an einem Zapfen, der sich an einem von dem Gestelle
                              auslaufenden Arme e befindet. Das eine Ende desselben
                              bewegt sich mit einem Knaufe in der Kehle oder Fuge des Muschelrades c, waͤhrend sich das andere gabelfoͤrmige
                              Ende an einem an der Welle G befindlichen Schieber f bewegt. Wenn das Ende des Hebels x in die Auskerbung des Muschelrades w einfaͤllt, so wird das Klauenmuschelrad c in eine solche Stellung gezogen, daß es fuͤr
                              den Knauf des Hebels d eine gerade laufende Fuge bildet,
                              wo dann der Webstuhl nur glatten Zeug webt. Wenn sich hingegen der cylindrische
                              Theil des Muschelrades w gegen den Hebel x bewegt, so wird dieser Hebel zuruͤkgetrieben
                              und das Klauenmuschelrad so verschoben, daß es fuͤr den Knauf des Hebels d eine im Zikzak laufende Fuge bildet. Hieraus folgt,
                              daß das entgegengesezte Ende dieses Hebels den an der Welle G
                              befindlichen Schieber f verschiebt, und die
                              Daͤumlinge g, welche fruͤher die
                              Knechthebel in Bewegung sezten, außer Thaͤtigkeit bringt: so daß die Bewegung
                              der Schuͤze unterbrochen wird, und die Zange allein einen Einschuß aus
                              Borsten eintraͤgt. Soll uͤbrigens der Einschuß sowohl aus Garn als aus
                              Borsten bestehen, so ist der Klauenapparat ganz entbehrlich.
                           Wenn die in dem Muschelrade w befindliche Auskerbung dem
                              Hebelende sich vorwaͤrts zu bewegen gestattet, so zieht dieses, wie Fig. 3 zeigt,
                              die horizontale Stange h mit sich, wo dann der
                              Faͤnger i, der den Hebel l sperrt und die Wirkung des Muschelrades m
                              auf den Bolzen k verhuͤtet, vorwaͤrts
                              kommt. Dieser Theil des Apparates kommt zum Behufe der Erzeugung der glatten Stellen
                              des Fabricates in Thaͤtigkeit.
                           Es versteht sich von selbst, daß die zur Abaͤnderung des Fabricates bestimmten
                              Theile des Webstuhles auf mannigfache Weise modificirt, und durch verschiedene
                              Mechanismen hervorgebracht werden koͤnnen. Ich binde mich daher keineswegs an
                              bestimmte Formen, Dimensionen und Stellungen, sondern behalte mir vor, alles dieß je
                              nach der Art und Qualitaͤt des gewuͤnschten Fabricates
                              abzuaͤndern. Meine Anspruͤche gruͤnden sich im Allgemeinen auf
                              Ausstattung des Kunstwebstuhles mit Mechanismen, mit deren Huͤlfe Borsten,
                              Draͤhte, Haare, Fischbein, Stroh, Rohr, Binsen und andere derlei Stoffe als
                              Eintrag eingewebt werden koͤnnen, und auf Anhaltung und Abaͤnderung
                              der Thaͤtigkeit dieser Mechanismen sowohl als der Schuͤze zum Behufe
                              des Einwebens verschiedener Quantitaͤten dieser Materialien in das Gewebe.
                              Wenn der Webstuhl mit allen diesen Theilen gehoͤrig ausgestattet ist, so kann
                              er ohne Beihuͤlfe von Menschenhaͤnden alle Fabricate der angedeuteten
                              Art liefern.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
