| Titel: | Ueber einen Tag- und Nachttelegraphen. Von Hrn. E. B. Rowley, von der königl. großbritann. Marine. | 
| Fundstelle: | Band 68, Jahrgang 1838, Nr. IX., S. 31 | 
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                        IX.
                        Ueber einen Tag- und Nachttelegraphen. Von
                           Hrn. E. B. Rowley, von
                           der koͤnigl. großbritann. Marine.
                        Aus dem London Journal of arts. Februar 1838, S.
                              300.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Rowley's Tag- und Nachttelegraphen.
                        
                     
                        
                           Das Princip des Telegraphen, den ich hiemit dem oͤffentlichen Gutachten
                              unterwerfe, beruht darauf, daß einer Luftsaͤule, welche sich in einer
                              bleiernen, von einer Station zur anderen laufenden Roͤhre befindet, ein
                              Impuls gegeben wird, und daß sich diese Luft angestellten Versuchen gemaͤß
                              mit einer Geschwindigkeit von einer engl. Meile in 5 Secunden bewegt. Es
                              moͤchte dieß im ersten Augenblike unglaublich scheinen, da der Wind selbst bei den
                              heftigsten Stuͤrmen in einer Stunde nur 100 Meilen zuruͤklegt; allein
                              es scheint, daß die in einer Roͤhre enthaltene Luft denselben Gesezen
                              unterliegt, wie das Wasser, und gleichsam als ein fester Koͤrper zu
                              betrachten ist. Wenn daher in eine Roͤhre von 10 Meilen Laͤnge und
                              einem halben Zoll im Durchmesser ein Fuß Luft eingetrieben wird, so wird die in der
                              Roͤhre enthaltene Luftsaͤule in dieser so fortgetrieben werden, daß im
                              Verlaufe einer Minute an dem anderen Roͤhrenende ein Fuß Luft entweicht.
                           Um nun dieses Princip zu telegraphischen Zweken zu benuzen, sollen von einer Station
                              zur anderen, deren Entfernung zu 10 engl. Meilen angenommen werden soll, bleierne
                              Roͤhren gelegt werden. Jede dieser Roͤhren ist an dem einen Ende mit
                              einem Luftbehaͤlter, der gleich einem Gasometer in Wasser umgestuͤrzt
                              ist, zu verbinden, waͤhrend das andere Ende in Wasser untertaucht, das in
                              kleinen glaͤsernen Flaschen enthalten ist. Jede Roͤhre muß einen
                              eigenen Sperrhahn haben. Der Druk der Luft, der von dem Luftbehaͤlter aus
                              Statt findet, gibt der Luft in jener Roͤhre, deren Sperrhahn umgedreht wird,
                              einen Impuls; und hieraus folgt, daß an dem anderen Ende der Roͤhre
                              augenbliklich Luftblasen durch das Wasser emporsteigen.
                           In der Abbildung, welche in Fig. 8 zur
                              Erlaͤuterung beigegeben ist, ist a ein
                              Luftbehaͤlter, der in Wasser untergetaucht ist, und von einer Luftpumpe her
                              mit Luft versehen wird. Von ihm laͤuft die Roͤhre b aus, die mit fuͤnf Roͤhren, von denen
                              jede ihren eigenen Sperrhahn hat, in Verbindung steht. Die mit * bezeichnete
                              Roͤhre gibt ein vorlaͤufiges Signal. Jede Roͤhre laͤuft
                              bis zur naͤchsten Station und tritt daselbst in eine Flasche ein, welche zu
                              3/4 mit Wasser gefuͤllt und auf gleiche Weise bezeichnet ist. Wenn der
                              Sperrhahn a eine Secunde lang aufgedreht bleibt, und
                              Luft aus dem Behaͤlter eintritt, so wird man in der Flasche a sogleich ein Aufsprudeln von Luft bemerken. Fig. 9 deutet
                              an, wie jede einzelne Roͤhre des Alphabetes so eingerichtet werden kann, daß
                              sie sich zur Communication hin und her eignet. Die Signalroͤhre muß immer
                              eine einfache seyn. a ist hier ein Luftbehaͤlter;
                              b eine von demselben auslaufende Roͤhre mit
                              einem Sperrhahne, von der sowohl die Signalroͤhre als auch die
                              Alphabetroͤhren ausgehen; leztere sind mit vier Sperrhaͤhnen
                              ausgestattet. Soll eine telegraphische Mittheilung geschehen, so oͤffnet man
                              an der einen Station den Sperrhahn *; wenn dann der Waͤrter an der anderen
                              Station das Aufsprudeln der Luft bemerkt, so dreht er seinerseits seinen Sperrhahn
                              *, um dadurch anzudeuten, daß seine Aufmerksamkeit rege ist.
                           
                           Die Hauptkosten an einer Telegraphenverbindung dieser Art veranlassen die
                              Roͤhren. Eine Tonne bleierner Roͤhren kommt auf 20 Pfd. Sterl. und
                              reicht fuͤr eine engl. Meile hin; eine Streke von 10 Meilen kommt also mit 6
                              Roͤhren auf 1200 Pfd. St. zu stehen. Ein Vorzug dieses Telegraphen ist, daß
                              zu dessen Bedienung jeder ganz gewoͤhnliche Mensch geeignet ist.
                           Die Roͤhren an dem von mir aufgestellten Modelle haben 500 Fuß Laͤnge,
                              und in diesen ist zur Mittheilung des Impulses nicht mehr dann 1/6 Secunde
                              noͤthig. Ein kleiner Versuch, bei dem es nichts weiter braucht, als eine
                              Roͤhrenlaͤnge von 10 Meilen zusammenzuloͤthen, wird hinreichen,
                              um die Frage zu entscheiden. Mir ist es hoͤchst wahrscheinlich, daß, wenn man
                              das eine Roͤhrenende in eine Wasserflasche untertaucht und bei dem anderen
                              eine Quantitaͤt Luft eintreibt, an ersterem innerhalb einer Minute Luft durch
                              das Wasser emporsteigen wird.
                           
                        
                     
                  
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