| Titel: | Ueber die Oxydation der Metalle in der atmosphärischen Luft; von P. v. Bonsdorff. | 
| Fundstelle: | Band 68, Jahrgang 1838, Nr. XIII., S. 38 | 
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                        XIII.
                        Ueber die Oxydation der Metalle in der
                           atmosphaͤrischen Luft; von P. v. Bonsdorff.
                        Im Auszuge aus Poggendorff's Annalen der
                                 Physik und Chemie Bd. XLI. S. 293 und 325.
                        Wismuth.
                        Bonsdorff, uͤber die Oxydation der Metalle in der
                           atmosphaͤrischen Luft.
                        
                     
                        
                           Das Wismuth erhaͤlt sich unveraͤndert nicht bloß in trokener, sondern
                              auch in einer mit Feuchtigkeit gesaͤttigten atmosphaͤrischen Luft. In
                              die Wassergloke gebracht und daselbst, wenn gleich noch so lange, verwahrt,
                              behaͤlt das Metall seinen Glanz unvermindert. Die Angabe, daß Wismuth, der
                              Luft ausgesezt, ein Suboxyd geben soll, ist also nicht richtig. Dagegen ist dieses
                              Metall besonders empfindlich fuͤr Schwefelwasserstoffgas und vielleicht auch
                              fuͤr andere fluͤchtige Koͤrper, weßhalb es, offen in einem
                              Laboratiorium verwahrt, leicht mit einer dunkeln Farbe anlaͤuft.
                           Wismuth zeigt, in Beruͤhrung mit Wasser in fluͤssiger Gestalt, bei
                              Einwirkung der Luft, mehrere bemerkenswerthe Phaͤnomene. – Legt man
                              frisch zerschlagene Stuͤke Wismuth, bei Zutritt der Luft, aber
                              geschuͤzt vor der Kohlensaͤure, in destillirtes Wasser, so bildet sich
                              bei der ersten Einwirkung des lufthaltigen Wassers Wismuthoxydhydrat, welches in
                              Form weißer, leicht beweglicher Floken sich ansezt. Spaͤter aber hoͤrt
                              diese Hydratbildung auf, und ein hochgelbes Oxyd beginnt, in Form von
                              aͤußerst feinen Krystallen, sich auf die Oberflaͤche des Metalls anzusezen. Beide werden
                              sparsam und langsam gebildet, besonders das leztere, welches Monate und auch wohl
                              laͤngere Zeit braucht, und nur mit Muͤhe kann man eine Portion davon
                              sammeln, die zu einer naͤheren Untersuchung hinlaͤnglich waͤre.
                              Hat aber die Kohlensaͤure der Luft auch Zugang, so bilden sich hie und da an
                              gewissen Punkten Krystallisationen von einem weißen, schuppigen Stoff, enthaltend
                              Kohlensaͤure und Wasser, und aller Wahrscheinlichkeit nach die Vereinigung
                              eines Hydrats und Carbonats von Wismuthoxyd. Waͤhrend dieses vor sich geht,
                              beginnt die uͤbrige Oberflaͤche mit einer braunrothen Farbe
                              anzulaufen, welche nach Verlauf mehrerer Monate in Veilchenblau und schoͤnes
                              Himmelblau uͤbergeht. Dieses Anlaufen mit verschiedenen Farben entsteht auch,
                              und sicherer, in lufthaltigem Wasser, welches in einem verschlossenen Gefaͤße
                              verwahrt wird, und nach weiterem Verlauf einiger Monate oder sogar Jahre, geht die
                              blaue Farbe endlich in eine dunkel braungraue uͤber. Wenn diese Stuͤke
                              vom Wasser aufgenommen werden, findet man das Metall mit einem matten Stoffe bedekt,
                              welcher eine angefangene Krystallisation anzudeuten scheint. Ohne Zweifel bildet
                              sich hier ein Suboxyd von Wismuth, und ich mache bei dieser Gelegenheit
                              vorlaͤufig auf die verschiedenen Farbenveraͤnderungen aufmerksam, ein
                              Phaͤnomen, auf welches ich weiter unten zuruͤkkommen werde.
                           
                        
                           Blei.
                           Waͤhrend dieses Metall sich in trokener Luft vollkommen unveraͤndert
                              erhaͤlt, erleidet es in feuchter Luft eine sehr deutliche, wiewohl schwache
                              Oxydation, verliert seinen metallischen Glanz und nimmt eine rein graue matte
                              Oberflaͤche an. In einer mit Wassergas gesaͤttigten Atmosphaͤre
                              geht diese Oxydation in wenigen Tagen vor sich, das Metall aber laͤuft zuvor
                              mit mehreren Farben an. Legt man ein mit einem Messer rein geschnittenes oder
                              geschabtes Stuͤk Blei unter die Wassergloke, so entsteht ein successiver
                              Anlauf von allen Farben des Regenbogens. Innerhalb weniger Stunden hat die
                              Oberflaͤche eine gelblichbraune Farbe angenommen, welche bald in eine
                              huͤbsch blaue uͤbergeht; die gruͤne, rothe und violette Farbe
                              zeigen sich ebenfalls, doch weniger herrschend, und endlich wird die ganze
                              Oberflaͤche mit einem matten grauen Haͤutchen bedekt. Wendet man eine
                              gelinde Waͤrme an, so geschieht die Oxydation schneller, gleichwie es sich
                              mit dem Arsenik verhaͤlt, und das Blei wird in einem oder ein Paar Tagen
                              vollkommen mit diesem grauen Haͤutchen bedekt. Ohne allen Zweifel wird hier,
                              wie man auch fruͤher angenommen hat, ein Suboxyd gebildet; die groͤßte
                              Schwierigkeit ist aber,
                              auf diese Art eine zur Untersuchung hinlaͤngliche Quantitaͤt davon zu
                              erhalten.
                           Feilspaͤne in die Wassergloke gelegt, erhalten wohl eine merkliche Zunahme an
                              Gewicht; wiewohl aber die Feilspaͤne noch aͤußerst fein sind, kann
                              doch die Oxydation nur auf der Oberflaͤche vor sich gehen. Ein angestellter
                              Versuch scheint jedoch anzuzeigen, daß man durch Einwirkung einer feuchten Luft
                              dieses Suboxyd in bemerkbarer Quantitaͤt hervorbringen koͤnne. Wenn
                              naͤmlich ein Amalgam von chemisch reinem Blei in eine glaͤserne
                              Flasche gebracht wird, worin eine kleine Quantitaͤt Wassergas sich befindet,
                              und die Flasche fleißig umgeschuͤttelt wird, waͤhrend daß die Luft
                              bisweilen von Neuem Zutritt bekommt, so bildet sich ein schwaͤrzlichgraues
                              Pulver, welches sich gleich von dem Amalgam scheidet, und wahrscheinlich jenes
                              Suboxyd ist. Doch habe ich bis jezt keine Gelegenheit gehabt, dieses Product
                              naͤher zu untersuchen.
                           Das Verhalten des Bleis zu Wasser in fluͤssiger Form ist in mehrerer Hinsicht
                              besonders merkwuͤrdig, so wohl bei Einwirkung der Kohlensaͤure als
                              auch bei Ausschluß derselben. Schon fruͤher sind von mehreren Chemikern
                              Untersuchungen uͤber die wechselseitigen Einwirkungen dieses Metalls und des
                              Wassers angestellt worden, und es gibt kaum einen anderen so speciellen Stoff,
                              woruͤber eben so viel abgehandelt worden waͤre.Man vergleiche hieruͤber die interessante Abhandlung von Yorke im polytechnischen Journal Bd. LIV. S. 20.A. d. R. Folgendes soll zeigen, daß bei der wechselseitigen Einwirkung des Bleies und
                              des Wassers noch vieles wahrzunehmen war.
                           Legt man frisch geschnittene Stuͤke von metallischem Blei in reines
                              destillirtes Wasser, so bildet sich augenbliklich ein Woͤlkchen von
                              Bleioxydhydrat, welches zu Boden faͤllt, und dabei in nicht unbedeutender
                              Menge vom Wasser aufgeloͤst wird. Da aber die Kohlensaͤure der Luft
                              eine aͤußerst empfindliche Verwandtschaft, bei Gegenwart des Wassers, zum
                              Bleioxyd ausuͤbt, so bildet sich sogleich eine Vereinigung von
                              Kohlensaͤure, Wasser und Bleioxyd (ein Hydrocarbonat) in der Form weißer,
                              schuppiger Krystalle.
                           Bei dieser Bildung des Hydrats ist es hoͤchst wesentlich, daß das Wasser
                              chemisch rein ist. Der kleinste Gehalt von Salzen, Alkalien und Saͤuren
                              hindert diesen Proceß. Die einzige Ausnahme machen die salpetersauren Salze, welche
                              in groͤßerer Quantitaͤt gegenwaͤrtig seyn muͤssen, um
                              die Bildung des Hydrats zu verhindern.
                           Dem zufolge kann metallisches Blei als das empfindlichste Reagens, um die Reinheit des Wassers zu
                              untersuchen, angewandt werden. Wenn frisch gefeilte Bleispaͤne auf reines
                              Wasser in einem Weinglase gestreut werden, so entsteht innerhalb einer oder
                              spaͤtestens zwei Minuten ein Woͤlkchen von Oxydhydrat, ist das Wasser
                              aber unrein, so entsteht gar keine Truͤbung. Merkwuͤrdig ist es, daß
                              das oben beschriebene Bleioxydhydrat sich am besten bildet, wenn das Wasser ruhig
                              auf Blei in Pulverform oder ganzen Stuͤken einwirken kann. Eine schnelle
                              Bewegung kann sogar diese Wirkung gaͤnzlich aufheben, und es bringt dann,
                              statt des Oxydhydrats, bloß eine Bildung von Suboxyd zuwege. Wenn gefeilte
                              Bleispaͤne schnell in eine beinahe ganz mit Wasser gefuͤllte Flasche
                              eingeworfen werden, welche im naͤmlichen Augenblik schnell mit einem
                              Glaspfropfen verschlossen und gleich darauf eine halbe Stunde ununterbrochen stark
                              geschuͤttelt wird, so findet sich keine Spur von Bildung des Oxydhydrats, das
                              Wasser ist vollkommen klar und die Bleispaͤne sind jezt bloß mit Suboxyd
                              bedekt.
                           Dieses an sich wahrhaft eigenthuͤmliche Phaͤnomen koͤnnte
                              vielleicht folgender Maßen einige Erklaͤrung erhalten. Wenn man annimmt, daß
                              bei der Bildung des Oxydhydrats, durch die wechselseitige Einwirkung des
                              lufthaltigen Wassers und des Bleis, irgend eine Aeußerung der
                              Contact-Elektricitaͤt, welche eben die Oxydation des Metalls und die
                              Bildung des Hydrats zuwege bringt, Statt findet, und wenn man ferner anerkennt, daß
                              jede, durch den Contact der Koͤrper entstandene Aeußerung der
                              Elektricitaͤt, ohne Zweifel einen, wenn auch noch so kurzen Zeitmoment,
                              fuͤr den Contact selbst, voraussezen muß, und daß bei, in dieser Hinsicht,
                              schwach wirkenden Koͤrpern dieser Zeitmoment aller Wahrscheinlichkeit nach
                              groͤßer seyn muß als bei kraͤftig wirkenden, damit eine elektrische
                              Aeußerung entstehen kann, so scheint mir die Ursache des genannten Phaͤnomens
                              darin zu bestehen, daß der Contact durch das Schuͤtteln stets gestoͤrt
                              wird, und daher die elektrochemische Wirkung, welche fuͤr die Bildung des
                              Hydrats noͤthig ist, nicht entstehen kann.
                           Ist das Blei entweder auf oben beschriebene Weise oder durch Einwirkung einer
                              feuchten atmosphaͤrischen Luft auf der Oberflaͤche mit Suboxyd bedekt,
                              so aͤußert lufthaltiges Wasser in fluͤssiger Form, selbst mit
                              Huͤlfe der Kohlensaͤure, nachher gar keine Wirkung mehr auf dasselbe.
                              Dieses Verhalten zeigt, daß das Metall, durch jene schwache oberflaͤchliche
                              Oxydation, fuͤr die Einwirkung des Sauerstoffs und des Wassers indifferent
                              geworden ist, und bestaͤtigt folglich auch die Vorstellung, daß dieser
                              Oxydationsgrad nur ein Suboxyd sey. Will man demnach metallisches Blei im Wasser vor
                              der Einwirkung des Sauerstoffs, des Wassers und der Kohlensaͤure
                              schuͤzen, so braucht man es nur in feuchter Luft an der Oberflaͤche sich
                              suboxydiren zu lassen. Es erhaͤlt sich darnach unveraͤndert, wenn man
                              es auch noch so lange darin liegen laͤßt.
                           Man scheint in Zweifel gezogen zu haben, daß das Bleioxyd sich mit Wasser vereinige.
                              Eine Veranlassung hiezu wird man vielleicht von Houtou-Labilardière's Bemerkung genommen haben, daß
                              Bleioxyd, in kaustischem Natron aufgeloͤst und der Wirkung der Luft
                              ausgesezt, Krystalle von wasserfreiem Bleioxyd absezt. Da aber die Verbindung des
                              Natrons mit der Kohlensaͤure der Luft die Scheidung des Bleioxyds veranlaßt
                              und das noch ruͤkstaͤndige kaustische Natron das Wasser bindet,
                              scheint es leicht erklaͤrlich zu seyn, daß hier kein Hydrat sich bildet.
                           Ich habe eben bemerkt, daß die Kohlensaͤure der Luft, bei der
                              Beruͤhrung des Wassers mit metallischem Blei eine Verbindung von
                              Kohlensaͤure, Wasser und Bleioxyd, ein Hydrocarbonat, hervorbringt. Diese
                              Verbindung sezt sich bald, bei freiem Zutritt der Luft, in der Form einer feinen,
                              weißen, schuppigen Substanz aus der Loͤsung des Bleioxyds im Wasser ab. Hat
                              aber die Luft einen beschraͤnkten Zutritt, z.B. wenn die Aufloͤsung
                              des Bleioxyds in einer Flasche mit nicht ganz dicht schließenden Pfropfen aufbewahrt
                              wird, so sezt sich das Hydrocarbonat allmaͤhlich in der Form schoͤner,
                              weißer, seidenglaͤnzender, blaͤtteriger Krystalle ab. Aber auch
                              unmittelbar auf dem metallischen Blei bildet sich diese Verbindung. Wenn
                              Bleischeiben, von reiner Oberflaͤche, mit Wasser uͤbergossen, der
                              Einwirkung der Luft uͤberlassen werden, wird das Blei sehr schnell mit einem
                              weißen Pulver von oft genanntem Product bedekt, welches nach und nach an Menge
                              zunimmt; am schoͤnsten bildet sich aber diese Verbindung folgender Maßen: Man
                              laͤßt ein Stuͤk Blei, z.B. eine gegossene und eben geschnittene, runde
                              Scheibe unter der Wassergloke sich mit Suboxyd bedeken, schneidet dann mit einem
                              Werkzeuge von Stahl oder Eisen einen blanken Flek von dem Diameter einer oder zweier
                              Linien in der Mitte der Scheibe, uͤbergießt dann die Bleischeibe in einem
                              passenden Gefaͤße mit Wasser, z.B. bis 6 Zoll Hoͤhe und
                              daruͤber, und laͤßt das Gefaͤß in Ruhe. Schon nach 5 bis 6
                              Stunden findet man, daß die Krystallisation des Hydrocarbonats auf der rein
                              geschnittenen metallischen Flaͤche begonnen hat; sie nimmt nach und nach zu,
                              und erhebt sich in der Form einer schoͤnen seidenglaͤnzenden
                              Vegetation. Beruͤhrt man mit einem spizigen Koͤrper diese
                              Krystallgruppirung und streut Theile davon auf die uͤbrige suboxydirte
                              Flaͤche, so beginnen diese Theilchen sogleich auf der indifferenten
                              suboxydirten Oberflaͤche, um mich so auszudruͤken, gleichsam Wurzel zu
                              schlagen, und nehmen, ein jedes auf seinem Punkte, an Umfang zu. Ohne Zweifel bewirkt bei
                              diesem Phaͤnomen die wenige im Wasser befindliche, von der Luft aufgenommene
                              Kohlensaͤure die erste Bildung der Krystallisation, wonach ein fortfahrender
                              Strom von Kohlensaͤure aus der Luft durch das Wasser Statt findet, und auch
                              fortwaͤhrend allmaͤhlich den Zuwachs der Krystallisation zu Wege
                              bringt.
                           Ein anderes Phaͤnomen, welches hiebei ebenfalls entsteht, verdient auch im
                              Vorbeigehen der Erwaͤhnung. Nimmt man die Bleischeibe vom Wasser auf und fegt
                              behutsam die Krystallisation ab, so findet man die Oberflaͤche des Bleis
                              bedeutend angefressen, und ein sehr schoͤner Metallatlas (moirée) von reinem metallischen Glanze hat sich
                              gebildet. Es ist mir nicht bekannt, daß die krystallinische Textur des Bleis bis
                              jezt auf eine oder andere Art dargestellt worden ist.
                           Schon fruͤher hat man bemerkt, daß eine Verbindung von Bleioxyd, enthaltend
                              Kohlensaͤure, sich bildet, wenn Wasser und atmosphaͤrische Luft auf
                              metallisches Blei wirken koͤnnen; es scheint aber, daß man dieses Product mit
                              gewoͤhnlichem kohlensaurem Bleioxyd verwechselt habe. In England ist sogar ein Patent auf eine Fabrication von Bleiweiß
                              genommen worden, nach welcher die Oxydation und Verbindung des Bleis mit der
                              Kohlensaͤure einzig und allein durch die Einwirkung der Luft und des Wassers
                              bewirkt werden sollte. Diese Voraussezung aber und die darauf gegruͤndete
                              Fabrikspeculation enthalten einen offenbaren Irrthum; das auf diese Weise gebildete
                              Product ist nicht gewoͤhnliches kohlensaures Bleioxyd, sondern das mehrmals
                              genannte Hydrocarbonat, und diesem Praͤparate fehlt gaͤnzlich, nach
                              den Versuchen, die ich habe anstellen lassen, die bei der Anwendung des Bleiweißes
                              als Farbe nothwendige dekende Eigenschaft.In dem Jahresbericht fuͤr 1836, wo die Resultate dieser Untersuchung
                                    angefuͤhrt sind, macht Berzelius die
                                    Bemerkung, „daß das Hydrocarbonat wahrscheinlich durch die
                                       Kohlensaͤure der Luft zu gewoͤhnlichem kohlensaurem
                                       Bleioxyd nach und nach uͤbergehen sollte.“ Dieß ist
                                    aber durchaus nicht der Fall; auch soll die patentirte Fabrication nicht zur
                                    Ausfuͤhrung gekommen seyn, wie ich spaͤter erfahren habe.
                              
                           Das Hydrocarbonat des Bleies besteht nach meiner Analyse aus:
                           
                              
                                 Bleioxyd
                                   87,76
                                 
                              
                                 Wasser
                                     3,54
                                 
                              
                                 Kohlensaͤure
                                     8,70Ich
                                          befuͤrchte, daß das Atomgewicht des Bleioxyds wohl eine
                                          Correction noͤthig hat; denn in zwei analytischen Versuchen
                                          habe ich auf 100 Theile ganz genau 86,51 Bleioxyd
                                          bekommen.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           Außer dem Suboxyd, Oxydhydrat und Hydrocarbonat bildet sich noch ein viertes Product durch
                              die Einwirkung von Luft und Wasser auf Blei, und dieses ist rothes Superoxyd; doch
                              erfordert die Hervorbringung dieses eine viel laͤngere Zeit. Streut man
                              Spaͤne von metallischem Blei auf die Oberflaͤche des Wassers, und
                              laͤßt sie so mehrere Monate, bis zu einem Jahre, bloß mit einem Papiere oder
                              einem unvollkommen schließenden Dekel bedekt, stehen, so bildet sich auf oben
                              erwaͤhnte Art erstens das Hydrat, dann das Hydrocarbonat und der
                              uͤbrige Theil des Bleis, besonders die gegen die Luft liegenden
                              Flaͤchen, suboxydirt sich. Nach Verlauf mehrerer Monate aber findet man, daß
                              die Oberflaͤche des Suboxyds stellenweise anfaͤngt eine rothe Farbe
                              anzunehmen, und nach einer laͤngeren Zeit, z.B. nach einem Jahre, sind die
                              auf der Oberflaͤche des Wassers schwimmenden Congeries der Bleispaͤne,
                              außer in Hydrocarbonat, auch zu einem großen Theil in rothes Superoxyd verwandelt.
                              Ein Zufall machte, daß ich, beschaͤftigt mit dem eben erwaͤhnten
                              Gegenstande, auch auf einem anderen Wege Gelegenheit hatte, die Bildung des
                              Superoxyds durch die Einwirkung des Wassers und der Luft oder durch die der feuchten
                              Luft, bestaͤtigt zu sehen. Durch Zufall naͤmlich bekam ich ein Buch in
                              meine Haͤnde, welches ich fruͤher, vor etwas mehr als 20 Jahren mit
                              mehr Aufmerksamkeit benuzt hatte. Ich hatte damals mit einem zugespizten
                              Bleistuͤke kleine Aufzeichnungen gemacht, gewisse Stellen an der Kante des
                              Buchs bemerkt u.s.w.,Ich befand mich damals auf dem Lande und hatte zufaͤlligerweise meinen
                                    Bleistift verloren, weßhalb das zugespizte Bleistuͤk an dessen Statt
                                    benuzt wurde. und fand zu meiner Verwunderung, daß alle diese Buchstaben und Zeichen, zur
                              Zeit mit einem Bleistuͤke geschrieben, nun meistentheils eine rothe Farbe
                              angenommen hatten. Es war daher offenbar, daß die Luft, so wie auch wahrscheinlich
                              das von den Poren des Papiers absorbirte Wasser in der Laͤnge der Zeit, die
                              naͤmliche Wirkung, wie die Luft im Wasser in fluͤssiger Form,
                              waͤhrend einer kuͤrzeren Zeit ausuͤbt, gehabt hatte.
                           Endlich und zulezt moͤgen noch, in Hinsicht auf die Geschichte des Bleis, die
                              Resultate zweier Versuche angefuͤhrt werden, welche gezeigt haben: 1) daß
                              Blei in Gluͤhhize nicht im Stande ist das Wasser zu zersezen, wenn es in
                              Gasgestalt uͤber dasselbe geleitet wird, und also das Blei auf diese Art
                              nicht oxydirt werden kann; und 2) daß Blei im geschmolzenen Zustande, in
                              Beruͤhrung mit wasserfreier atmosphaͤrischer Luft, vollkommen zum Oxyd
                              oxydirt wird.
                           
                        
                           Zink.
                           Daß Zink seinen metallischen Glanz in der Luft schnell verliert und sich mit einer hell
                              weißgrauen Oberflaͤche bedekt, ist eine allgemein bekannte Thatsache; doch
                              scheinen die Chemiker von der Entstehung und der Natur dieses Ueberzugs oder dieser
                              Oxydation keine genaue Kenntniß gehabt zu haben. Berzelius haͤlt dieses Product fuͤr ein Suboxyd, andere
                              Chemiker sehen es als ein Oxyd an. Folgendes moͤchte die Natur desselben
                              naͤher beleuchten:
                           Metallisches Zink mit blanker Oberflaͤche haͤlt sich in trokener Luft
                              ohne alle Veraͤnderung, aber in die Wassergloke gebracht, laͤuft es
                              gewoͤhnlich nach einiger Zeit an, verliert stellenweise seinen Glanz, und
                              wird nach und nach mit einer matten, weißgrauen Oberflaͤche bedekt. Doch eine
                              naͤhere Untersuchung derjenigen Umstaͤnde, unter denen diese Oxydation
                              Statt findet, hat gezeigt, daß Wassertheilchen, durch eine Temperaturerniedrigung in
                              fluͤssiger Form auf das Metall gefaͤllt, eigentlich durch Bildung von
                              Oxydhydrat, diese Oxydation hervorbringen, und daß Zink in einer mit Wassergas
                              gesaͤttigten kohlensaͤurefreien Atmosphaͤre sich ohne alle
                              Veraͤnderung erhaͤlt. Kann dagegen die Kohlensaͤure, unter
                              Mitwirkung der Luft und des Wassergases, zugleich auf das Zink wirken, so verliert
                              das Metall sehr schnell seinen Glanz und wird mit einer weißen erdigen Substanz
                              bedekt. Die weißgraue Oberflaͤche auf dem metallischen Zink ist jedoch kein
                              Suboxyd, auch kein Oxyd, sondern kohlensaures Zinkoxyd, oder eigentlich eine
                              Verbindung von Hydrat mit Carbonat, wie sogleich gezeigt werden soll.
                           Laͤßt man ein frisches Stuͤk Zink mit lufthaltigem Wasser in
                              fluͤssiger Gestalt einige Zeit in Beruͤhrung, so bildet sich
                              Zinkoxydhydrat, dieß nimmt bald Kohlensaͤure aus der Luft auf, und so
                              entsteht ein Hydrocarbonat. Um das Hydrat rein zu erhalten, muß die
                              Kohlensaͤure ausgeschlossen werden. Wenn auf solche Weise Zink, z.B. in
                              geschnittene Streifen von einer gut polirten Platte, spiralfoͤrmig gebogen,
                              so daß es auf einem beschraͤnkten Raum eine große Flaͤche darbietet,
                              in eine Flasche mit Wasser gebracht, und dann die Muͤndung mit einem
                              geeigneten, die Kohlensaͤure abhaltenden Pfropfen verschlossen wird, so
                              findet man nach Verlauf mehrerer Monate Zinkoxydhydrat, in Form von kleinen Nadeln
                              oder einer weichen Wolle, auf der Oberflaͤche des Zinks abgesezt, und
                              meistentheils flokenweise zu kleinen kugeligen oder warzenfoͤrmigen Gestalten
                              zusammengruppirt.Falls uͤbrigens das Wasser noch vollkommen frei von
                                    Kohlensaͤure ist. – Eine Untersuchung dieses, in einer Gloke uͤber
                              Schwefelsaͤure getrokneten Hydrats hat eine gleiche Zusammensezung ergeben,
                              als die vorher bekannte, auf anderem Wege erhaltene Verbindung von Wasser mit Zinkoxyd,
                              naͤmlich 93 Theile Zinkoxyd und 7 Theile Wasser.
                           Sezt man eine Spirale von Zink, in einem offenen Gefaͤße mit Wasser
                              uͤbergossen, dem freien Zutritte der Luft aus, so bedekt sie sich nach
                              Verlauf von mehreren Wochen oder Monaten, besonders nachdem das Wasser verdampft
                              ist, mit einem rauhen, weißen Pulver, welches Kohlensaͤure, Wasser und
                              Zinkoxyd in demselben Verhaͤltnisse enthaͤlt, als die
                              natuͤrlich vorkommende, von Smithson analysirte
                              Verbindung, d.h. es ist ein Carbonat mit einem Hydrat verbunden. Die Analyse des auf
                              oben erwaͤhnte Weise gebildeten Pulvers, mit 0,5 Gran angestellt, gab
                              naͤmlich auf 100 Theile:
                           
                              
                                 Zinkoxyd
                                 71,25
                                 
                              
                                 Kohlensaͤure
                                 14,19
                                 
                              
                                 Wasser
                                 14,56.Das natuͤrliche Zinkhydrocarbonat, d.h. die
                                          Zinkbluͤthe, besteht aus 71,5 Zinkoxyd, 13,5
                                          Kohlensaͤure und 15 Wasser.
                                    
                                 
                              
                           Zulezt mag noch, als Resultat eines angestellten Versuches, angefuͤhrt werden,
                              daß Zink, auch laͤngere Zeit (Jahre lang) unter luftfreiem Wasser aufbewahrt,
                              nicht die mindeste Veraͤnderung erleidet, auch nicht das Wasser zersezt. Die
                              Angabe, daß Zink bei gewoͤhnlicher Temperatur das Wasser zersezt und sich
                              allmaͤhlich Wasserstoffgas entwikelt, ist daher ungegruͤndet.
                           
                        
                           Eisen.
                           Wiewohl das Eisen im Allgemeinen fuͤr schnell oxydirbar angesehen wird, so
                              erhaͤlt sich doch dieses Metall ganz unveraͤndert, nicht bloß in einer
                              trokenen, sondern auch in einer mit Wassergas gesaͤttigten
                              atmosphaͤrischen Luft; und damit eine Oxydation zur Bildung des Oxydhydrats
                              entstehen soll, muͤssen nothwendig, außer dem Sauerstoff der Luft und dem
                              Wasser in Form von Gas, noch andere Ursachen mitwirken.
                           Durch die allgemein bekannte Erfahrung, daß Eisen in einer feuchten
                              Atmosphaͤre sehr schnell rostet, wurde ich veranlaßt, folgende Versuche
                              anzustellen:
                           Zwei eben geschnittene und polirte Eisenstaͤbe (etwa 5 bis 6 Zoll lang) wurden
                              in Holzstuͤke eingefaßt, neben ihnen, in einem Abstande von 1/2 Zoll, etwas
                              laͤngere Bleistuͤke befestigt, und so in einen Keller gebracht, wo sie
                              vom December bis Julius, also acht Monate, verwahrt wurden. Nach Verlauf dieser Zeit
                              fand sich, daß das eine Eisenstuͤk sich vollkommen ohne alle Oxydation
                              gehalten, das zweite Stuͤk aber, neben einem in ihm befindlichen Riß,
                              innerhalb dessen sich
                              natuͤrlicher Weise ein Ueberzug von Oxydum
                                 ferroso-ferricum verborgen befand, einen geringen Beschlag von
                              Oxydhydrat bekommen, sonst aber auch seinen vollen Metallglanz behalten hatte.
                              Vergleichungshalber wurden Eisenstuͤke, die mit einem gewoͤhnlichen
                              schwarzen Anlauf von Oxydum ferroso-ferricum
                              bedekt waren, in die Wassergloke gebracht, wo sich dann nach einer ganz kurzen Zeit
                              Oxydhydrat auf der Oberflaͤche absezte.
                           Diese durch mehrmals wiederholte Versuche bestaͤtigten Resultate scheinen mir
                              daher uͤberzeugend zu beweisen, daß das Rosten von Eisen mit metallischer
                              Oberflaͤche, wenn es in einer mit Wassergas gesaͤttigten, sonst aber
                              reinen, Atmosphaͤre geschieht, von der in den Rissen und Spruͤngen
                              befindlichen Oxydschicht herruͤhrt, indem durch eine elektrische Aeußerung
                              zwischen dem oxydirten und dem reinen Eisen sich die Wassertropfen in Form von Thau
                              um und auf die oxydirten Punkte, als elektro-negativ, sich absezen, und von
                              da aus die Bildung des Hydrats auch auf das blanke Eisen bewirken.
                           Außer dieser von der Wirkung der Elektricitaͤt hergeleiteten Ursache scheinen
                              aber auch gewisse materielle Stoffe, wenn sie in sehr geringer Menge in der Luft
                              vorhanden sind, dazu beitragen zu koͤnnen, daß das Eisen mit einer Kruste
                              oder mit Fleken von Rost bedekt wird, die, wenn sie auch nicht immer ein vollkommen
                              reines Hydrat enthalten sollten, doch als solche sich dem Auge darstellen. Folgende
                              Versuche sind in dieser Absicht angestellt worden:
                           1) Unter einer Glasgloke, die auf der inneren Seite mit Wasserdunst beschlagen war,
                              wurden auf eine ebene Glasscheibe zwei Weinglaͤser mit darauf liegenden
                              Uhrglaͤsern gestellt. Auf das eine Glas wurde ein Stuͤk reinen
                              polirten Eisens gebracht, auf das andere eine hoͤchst unbedeutende Portion
                              gepuͤlverten Schwefeleisens und dicht daneben ein Tropfen verduͤnnter
                              Schwefelsaͤure. Die Gloke wurde luftdicht verschlossen, und durch eine kleine
                              Bewegung der Glasscheibe die Schwefelsaͤure mit dem Schwefeleisen in
                              Beruͤhrung gebracht, wodurch sich also Schwefelwasserstoffgas entwikeln
                              mußte. – Das Resultat davon war, daß das Eisen erstens bald mit einer
                              schwarzgrauen Farbe anlief, und daß nach einigen Tagen ein rostaͤhnlicher
                              Beschlag auf der Oberflaͤche sich bildete, wie auch Fleke davon
                              uͤberall auf der unteren Seite.
                           2) Ein anderer Versuch wurde in einer aͤhnlichen Vorrichtung mit einem
                              polirten Eisenstuͤk angestellt, so, daß dasselbe in der feuchten
                              Atmosphaͤre von einer unbedeutenden Portion Chlorgas umgeben war, das auf
                              gleiche Weise durch einen Tropfen verduͤnnter Schwefelsaͤure, in
                              Beruͤhrung mit gepulvertem Kochsalz und Braunstein, entwikelt wurde. Das Resultat
                              war auch hier, daß das Eisen sich sehr bald mit Rostfleken bedekte.
                           3) Ein Versuch mit einem Stuͤk Eisen, das auf aͤhnliche Weise der
                              Salzsaͤure ausgesezt ward, gab ein gleiches Resultat.
                           4) Ein analoger Versuch wurde mit einem Tropfen Essigsaͤure oder
                              gewoͤhnlichem Essig angestellt, welcher, von einem Stuͤk Filtrirpapier
                              aufgesogen, sogleich auf das eine Uhrglas unter der Gloke gebracht wurde. Innerhalb
                              weniger Stunden hatte das Eisen uͤberall Punkte von Rost erhalten, die nach
                              24 Stunden in bedeutender Menge zugenommen hatten. Bisweilen gelingt es, daß man
                              solchergestalt eine schoͤne Krystallisation von Oxydhydrat bekommt, welches
                              sich kreuzweise auf der Oberflaͤche des Eisens bildet.
                           5) Ein Stuͤk polirtes Eisen, das, wie das Zink in dem oben beschriebenen
                              Versuche, unter dem kleinen Thauapparate einer mit Kohlensaͤure gemischten
                              Luft ausgesezt wurde, schien kein zuverlaͤssiges Resultat daruͤber zu
                              geben, ob oder in wie fern die Kohlensaͤure auf vollkommen reines
                              metallisches Eisen irgend eine Bildung von Oxydhydrat zu bewirken vermoͤge.
                              Ich wenigstens werde das Resultat, bis genauere Versuche es sicherer feststellen,
                              fuͤr verneinend halten.Spaͤtere Versuche haben vollkommen sicher gezeigt, daß unter diesen
                                    Bedingungen durchaus keine Oxydation oder Bildung des Hydrats Statt findet.
                                    – Das Experiment wurde mehrere Wochen fortgesezt.
                              
                           6) Ammonikgas, unter den naͤmlichen Umstaͤnden auf ein Stuͤk
                              Eisen wirkend, gab ebenfalls ein verneinendes Resultat.
                           Aus diesen verschiedenen Versuchen und dem, was vorher angefuͤhrt worden ist,
                              wird man daher als erwiesen ansehen koͤnnen, daß das Rosten des Eisens,
                              welches so oft in bewohnten Zimmern und bei verschiedenen Einrichtungen des
                              gewoͤhnlichen Lebens vorkommt, keineswegs von der Feuchtigkeit der Luft, wenn
                              diese auch bis zum Maximum gebracht waͤre, entsteht, sondern in Folge
                              oxydirter Punkte an Rissen und Unebenheiten in der Masse des Eisens, welche,
                              vermoͤge einer Aeußerung der Contact-Elektricitaͤt, durch
                              wechselseitige Einwirkung des reinen und des oxydirten Metalles, als
                              elektro-negativ, Wasserduͤnste aus der Luft in liquider Form
                              niederschlagen, und solchergestalt die Bildung des Oxydhydrats befoͤrdern;
                              daß außerdem verschiedene, in der Luft zufaͤlliger Weise entwikelte
                              gasfoͤrmige Koͤrper, z.B. Schwefelwasserstoffgas, fluͤchtige
                              Saͤuren, so wie besonders Essigsaͤure, nebst mehreren anderen Stoffen,
                              unter Mitwirkung des Wassergases in der Luft, das Rosten des Eisens hervorbringen,
                              bisweilen vielleicht als secundaͤres oder tertiaͤresZ.B. bei der Einwirkung von Schwefelwasserstoffgas bildet sich
                                    natuͤrlicher Weise erst Schwefeleisen, welches sich bald zu
                                    schwefelsaures Salz oxydirt, dieses zersezt sich nachher und laͤßt
                                    basisches schwefelsaures Eisenoxyd als einen rostfoͤrmigen Beschlag
                                    zuruͤk. Product, bisweilen vielleicht bloß als Resultat einer disponirenden
                              (katalytischen) Wirkung des fremden Koͤrpers.
                           
                        
                           Kupfer.
                           Dasselbe erleidet keine Veraͤnderung in einer mit Feuchtigkeit
                              gesaͤttigten atmosphaͤrischen Luft; auch in lufthaltigem Wasser von
                              fluͤssiger Gestalt scheint Kupfer kaum, oder wenigstens aͤußerst
                              schwach, eine Oxydation zu erleiden. Eine Wassermasse von mehreren Zoll
                              Hoͤhe, worin einige Spiralen von Kupfer gelegt und mit Papier bedekt waren,
                              ward mehrere Monate hindurch in gewoͤhnlicher Temperatur bis zu
                              gaͤnzlicher Eintroknung stehen gelassen. Das Metall fand sich auf dem
                              groͤßten Theile seiner Oberflaͤche rein und blank, bloß nach Unten zu
                              zeigte sich ein schwacher schwarzgrauer Umlauf. Duͤnnes Kupferblech, das zum
                              Theil in Wasser tauchte, zum Theil aus dessen Oberflaͤche hervorragte, und
                              unter einer Gloke einer mit Kohlensaͤure vermischten Luft ausgesezt ward,
                              erhielt nach Verlauf mehrerer Wochen einen schwarzgrauen Anlauf, und auch in
                              geringerer Quantitaͤt einen blaͤulichgruͤnen Beschlag. –
                              Dieses alles scheint zu beweisen, daß feuchte Luft ohne alle Einwirkung auf
                              metallisches Kupfer ist, und daß lufthaltiges Wasser in fluͤssiger Gestalt
                              auch von geringem oder keinem Einflusse sey, wenn nicht Kohlensaͤure,
                              vielleicht auch andere fluͤchtige Koͤrper zugleich einwirken.
                           Die Resultate der vorstehenden Untersuchung moͤchten zulezt kuͤrzlich
                              in folgende Hauptpunkte zusammengefaßt werden koͤnnen.
                           1) Kein Metall oxydirt sich bei gewoͤhnlicher Temperatur in einer vollkommen
                              trokenen atmosphaͤrischen Luft.
                           2) In einer mit Feuchtigkeit gesaͤttigten Luft oxydirt sich von den
                              bekannteren oder allgemeiner vorkommenden Metallen bloß das Blei. Diese Oxydation
                              wird durch Waͤrme erleichtert, und das Product davon ist ein Suboxyd. Weder
                              Zink noch Eisen koͤnnen unter diesen Umstaͤnden oxydirt werden.
                           3) In einer feuchten Luft, die zugleich Kohlensaͤure enthaͤlt,
                              laͤuft das Zink an, und bedekt sich mit einer kohlensaures Zinkoxyd
                              enthaltenden Substanz. Der gewoͤhnliche weißgraue Beschlag auf dem
                              erwaͤhnten Metalle ist weder Suboxyd, noch Oxyd, sondern ein Hydrocarbonat
                              von Zinkoxyd.
                           4) In Beruͤhrung mit Wasser in fluͤssiger Gestalt, unter Einwirkung der
                              atmosphaͤrischen, aber kohlensaͤurefreien Luft bilden sich im Allgemeinen Oxydhydrate von
                              Wismuth, Blei, Zink und Eisen. Auf Wismuth aber bildet sich außerdem unter
                              verschiedenen Umstaͤnden auch ein schwarzgraues Suboxyd (?) und ein gelbes
                              Oxyd, und auf Blei in besonderen Faͤllen ein Suboxyd und ein rothes
                              Superoxyd.
                           5) Das Eisen, welches mit reiner metallischer Oberflaͤche in einer mit
                              Feuchtigkeit gesaͤttigten Luft sich vollkommen ohne Oxydation haͤlt,
                              erlangt doch, unter diesen Umstaͤnden, an Rissen und anderen oxydirten
                              Punkten, leicht Fleke von Oxydhydrat, und zwar vermoͤge einer elektrischen
                              Action zwischen dem oxydirten und reinen Metalle. Außerdem bringen auch fremde, in
                              sehr kleinen Quantitaͤten in der Luft befindliche Substanzen, z.B.
                              Schwefelwasserstoff, Essigsaͤure, Chlor u.s.w., sehr schnell den Rost
                              hervor.
                           6) Die Kohlensaͤure in der Luft bewirkt, unter Einwirkung zugleich von Wasser
                              in fluͤssiger Gestalt, die Bildung der Hydrocarbonate von Blei, Zink und
                              Wismuth. Ist das Blei vorher suboxydirt, so entsteht weder ein Hydrat noch ein
                              Hydrocarbonat.