| Titel: | Bericht des Med. Dr. Andrew Ure über die Oefen des Hrn. Bernhardt und über die von lezterem empfohlene Heizmethode. | 
| Fundstelle: | Band 68, Jahrgang 1838, Nr. XXVIII., S. 117 | 
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                        XXVIII.
                        Bericht des Med. Dr.
                           Andrew Ure
                           uͤber die Oefen des Hrn. Bernhardt und uͤber die von lezterem empfohlene Heizmethode.Dieser Bericht, in welchem der gelehrte Doctor als ein heftiger Gegner der
                                 Bernhardt'schen, auch in Deutschland schon ziemlich bekannt
                                 gewordenen Heizmethode auftritt, dient zur Ergaͤnzung jenes Berichtes,
                                 den wir im polyt. Journal Bd. LXIV. S.
                                    414 mittheilten.A. d. R.
                           
                        Aus dem Architectural Magazine im Mechanics'
                                 Magazine, No. 273.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Ure, uͤber Bernhardt's Oefen.
                        
                     
                        
                           Ich begab mich kurz nach Empfang der Vorschlaͤge, welche Hr. Bernhardt den Mauthcommissaͤren in Hinsicht auf
                              die Beheizung und Ventilirung der langen Halle vorgelegt hatte, in Begleitung eines
                              Freundes in die
                              Behausung Lord King's, in welcher Hr. B. sein System in
                              Ausfuͤhrung gebracht hatte. Zu meiner großen Verwunderung fand ich daselbst
                              in einem Gebaͤude von maͤßiger Ausdehnung vier große Oefen
                              aufgefuͤhrt, welche vier Mal mehr Brennmaterial verzehrten, als bei
                              gehoͤriger Einrichtung zur Beheizung eines vier Mal groͤßeren
                              Gebaͤudes erforderlich seyn duͤrfte. Die Herstellung jener Oefen und
                              der aus Schiefer gebauten Feuerzuͤge kosteten dem edlen Lord, wie ich
                              hoͤrte, nicht weniger als 1000 Pfd. Sterl.: also eine Summe, die ein mit der
                              Heizmethode der englischen Fabriken vertrauter Ingenieur kaum zum vierten Theile
                              gebraucht haͤtte, um denselben Zwek zu erreichen.
                           Ich fertigte eine genaue Zeichnung der Bernhardt'schen
                              Oefen an und lege sie hiemit vor. Fig. 37 ist ein Grundriß,
                              woraus man die Heizstelle und die beiden untersten aus Eisenblech bestehenden
                              Roͤhren ersieht. Fig. 38 gibt einen
                              Laͤngendurchschnitt nach der Linie h, h und Fig. 39 einen
                              Querdurchschnitt nach der Linie i, i. An allen diesen
                              Figuren bemerkt man bei a die Feuerstelle, bei b die Roͤhren aus Eisenblech, bei o den Canal fuͤr die kalte Luft, bei d den Raum fuͤr die die Roͤhren umgebende
                              heiße Luft, bei e die Canaͤle, welche die warme
                              Luft in die verschiedenen Gemaͤcher leiten, bei f
                              den Rauchcanal, und bei g kleine, zur Reinigung der
                              Roͤhren dienende Thuͤrchen. Die Flamme gelangt von dem Roste aus
                              direct in den ersten uͤber c befindlichen Canal,
                              der so wie die uͤbrigen Canaͤle aus einer blechenen Roͤhre von
                              8 oder 9 Zoll im Durchmesser und 18 Fuß Laͤnge besteht. In diesem einzigen
                              Ofen befinden sich, wenn ich nicht irre 16, wenigstens aber 14, solcher im Zikzak
                              laufender Roͤhren, die unter einer geringen Neigung gegen den Horizont in
                              zwei Reihen uͤber einander gelegt sind, und durch welche die verbrannte Luft
                              sowohl als der Rauch circuliren, bevor beide bei f in
                              den Schornstein entweichen. Hieraus folgt offenbar, daß in den untersten
                              Roͤhren die Verbrennung eben so von Statten gehen muß, wie auf der
                              Feuerstelle selbst; ich fand daher auch bei meinen ersten Besuchen in Lord King's Wohnung diese Roͤhren so heiß, daß
                              gewoͤhnliches Loth, welches auf meinen Wunsch in dieselben gebracht wurde,
                              nicht nur in Fluß kam, sondern selbst oxydirt wurde. Die in dem Raume d, d enthaltene Luft, in welchem sich die
                              Roͤhrenreihen befinden, muß hiedurch nothwendig eben so unangenehm als
                              ungesund werden, indem sie mit den stark erhizten unteren Roͤhren in
                              Beruͤhrung kommt; ja sie wird dieß in einem noch hoͤheren Grade, als
                              dieß durch die Pyramiden der dermaligen Oefen der Mauth hervorgebracht wird.
                              Ueberdieß ist an dem ganzen Bernhardt'schen Systeme
                              Nichts was neu waͤre, denn zikzak laufende und unter irgend einer Neigung gelegte
                              Roͤhren wurden schon in England, Frankreich und Deutschland vor mehr dann
                              einem Jahrhundert benuzt, und ich finde in den Werten meiner Bibliothek mehrere
                              Methoden, sie in einer heißen Luftkammer einzuschließen, angegeben.
                           Was nun die Bernhardt'schen Oefen, so wie ich sie bei Lord
                              Hing sah, in Hinsicht auf ihren Einfluß auf die Gesundheit betrifft, so kann ich
                              davon wahrlich nicht in sehr empfehlender Art sprechen. Mein Begleiter bekam in
                              Kuͤrze Kopfweh durch sie, welches sich erst in freier Luft wieder verlor, und
                              ich selbst hatte in ihrer Naͤhe dieselbe unangenehme Empfindung, die ich
                              erleide, wenn ich mich in der Naͤhe des Einlaßventiles fuͤr die heiße
                              Luft in einem der Mauth-Bureaux befinde. Die bei den Oeffnungen der Bernhardt'schen Canaͤle austretende Luft hat
                              naͤmlich nach meinen Versuchen eine Temperatur von 52° R., und
                              manchmal muß sie wohl noch hoͤher steigen, da die bis zu dieser Temperatur
                              hinauf reichenden Thermometer nach Versicherung des Hausmeisters haͤufig
                              zerspringen. Wenn Hr. B. zur Entschuldigung dieser Resultate auch, wie ich zugeben
                              will, mit Recht anfuͤhren kann, daß man seine Oefen zum Behufe des Troknens
                              der Gypswaͤnde in dem angefuͤhrten Gebaͤude uͤberhizte,
                              so geht hieraus doch so viel hervor, daß die aus Eisenblech gebauten Roͤhren
                              bei der geringsten Unachtsamkeit von Seite des Heizers uͤberhizt werden
                              koͤnnen, und in diesem Zustande die uͤber sie streichende Luft
                              verderben muͤssen. Ja ich bin sogar der Ansicht, daß an den nach Sylvester's System gebauten Oefen der Mauth, die hohle
                              eiserne Pyramide, gegen die die kalte Luft andringt, weit mehr der Regulirung
                              faͤhig ist, als dieß an den unteren Bernhardt'schen Ruͤhren moͤglich ist; so wie ich denn das Sylvester'sche System uͤberhaupt, so wie es
                              urspruͤnglich von William Strutt Esq. von Derby
                              eingefuͤhrt ward, unter allen bekannten Oefen mit trokener Luft fuͤr
                              das Beste halte.
                           Strutt suchte in seinen praͤchtigen Fabriken in
                              Belper die natuͤrliche bei der Ventilirung Statt findende Ordnung umzukehren:
                              d.h. er ließ die frische warme Luft oben in der Nahe der Deke der Gemaͤcher
                              ein, und unten in der Nahe des Bodens austreten. Diese in England schon seit 50
                              Jahren bekannte Anordnung ward nun in neuester Zeit von Hrn. Bernhardt wieder als neu eingefuͤhrt; eben so hat er auch die
                              Zufuͤhrung der kalten Luft zum Boden der Oefen durch einen unterirdischen
                              Canal, die jedem in der Kunst Bewanderten schon vor einem Jahrhundert bekannt war,
                              als neu aufgetischt.
                           Was nun die Circulation der Luft in absteigender Richtung betrifft, so wird sie jeder
                              Physiolog fuͤr eine schaͤdliche Verirrung erklaͤren
                              muͤssen. Die aus den Lungen ausgehauchten mephitischen Duͤnste muͤssen,
                              da sie eine Temperatur von 29° R. haben, emporsteigen und den oberen Theil
                              des Zimmers einnehmen; werden sie von Oben zuruͤk herabgedraͤngt, so
                              muͤssen sie von den Bewohnern des Zimmers neuerdings eingeathmet werden,
                              bevor sie gegen das Gesez der specifischen Schwere endlich unten entweichen
                              muͤssen. Wo es sich nur um Knauserei mit dem Brennmateriale allein handelt,
                              mag diese Art von Circulation wohl im schoͤnsten Lichte erscheinen; auch ist
                              sie gewiß noch besser als die beinahe gaͤnzliche Stagnation der Luft in den
                              russischen und auch in den deutschen Wohnungen; allein, wenn Gesundheit und
                              Wohlbefinden in erster Linie in Betracht kommen, muͤssen wir die Circulation
                              so leiten, daß die durch die Lungen bereits verdorbene Luft nie ein zweites Mal
                              wieder eingeathmet wird. Dieß laͤßt sich offenbar nur erzielen, wenn man die
                              leichteren Ausduͤnstungen aus den Lungen den natuͤrlichen Gesezen
                              gemaͤß emporsteigen laͤßt, wobei uͤbrigens in Betracht zu
                              ziehen ist, daß feuchte Luft leichter ist als trokne Luft von gleicher
                              Temperatur.
                           Es laͤßt sich als allgemein guͤltig aufstellen, daß das Wohlbefinden
                              der eine sizende Lebensweise fuͤhrenden Individuen, welche die Wintermonate
                              uͤber in großen Gemaͤchern sich aufhalten, durch den bloßen Zufluß von
                              heißer Luft aus sogenannten Ofenkammern (stoverooms)
                              nicht gehoͤrig gesichert ist; sondern daß hiezu in den Gemaͤchern
                              selbst auch noch der Einfluß waͤrme-ausstrahlender Oberflaͤchen
                              noͤthig ist, wozu offene Feuer, Roͤhren oder andere mit heißem Wasser
                              oder Dampf gefuͤllte Gefaͤße gehoͤren. Unsere Kleidung nimmt,
                              wenn sie in einer reinen, frischen, etwas kuͤhlen Luft einer solchen
                              Ausstrahlung ausgesezt ist, eine viel angenehmere Waͤrme auf, als sie in
                              einer Atmosphaͤre erlangen kann, welche gleich jener der langen Mauthhalle
                              auf 13° R. erhizt ist. In ersterem Falle erhalten die Lungen Zufluß von einer
                              verhaͤltnißmaͤßig dichten Luft, z.B. bei 9° R., waͤhrend
                              die aͤußere Koͤrperoberflaͤche oder die Kleidung vielleicht auf
                              17 oder 19° R. erhalten wird. Dieser Umstand ward bisher von den
                              Ofenverbesserern, die hauptsaͤchlich nur ihr pecuniaͤres Interesse im
                              Auge gehabt zu haben scheinen, noch gar nicht in Betracht gezogen, obschon er von
                              hoͤchster Wichtigkeit ist. In England hat man es wohl hauptsaͤchlich
                              der Heizmethode mit offenen Feuern und der Heizung der Fabriken mit Dampf zu
                              verdanken, daß unter allen Classen der Bevoͤlkerung eine bessere Gesundheit
                              und eine laͤngere Lebenswahrscheinlichkeit herrscht als in Frankreich und in
                              Deutschland, wo man sich allgemein, aber unter zahllosen Formveraͤnderungen
                              der durch heiße Luft heizenden Oefen, die weder eine angenehme, noch
                              unschaͤdliche Waͤrme geben, bedient.
                           Um nun wieder zu den Bernhardt'schen Oefen in Lord King's Behausung zuruͤkzukehren, so finden wir in einem
                              derselben 16 Roͤhren von 9 Zoll im Durchmesser oder 28 Zoll im Umfange und 18
                              Fuß Laͤnge, welche zusammen die ungeheure Oberflaͤche von 472
                              Quadratfuß geben. Nimmt man alle 4 Oefen zusammen, so erhaͤlt man eine
                              Eisen-Oberflaͤche, womit man die St. Pauls Kirche oder die Westminster
                              Abtei heizen koͤnnte! Als ich den von dem saͤchsischen Architekten,
                              wie sich Hr. Bernhardt nennt, gefuͤhrten Bau zum
                              lezten Mal besah, erklaͤrte mir der Eigenthuͤmer, Lord King, daher
                              auch, daß er diesen Apparat nur zu benuzen gedenke, um das Gebaͤude
                              waͤhrend seines Landaufenthaltes auszuwettern und auszutroknen. Der in den
                              Zikzakroͤhren circulirende Rauch sezt auf seinem Laufe nothwendig allen Ruß
                              ab. Wenn man Steinkohlen brennt, so muß sich also in dem Apparate eine ungeheure
                              Menge Ruß ansammeln, und daraus erwaͤchst nicht nur die Nothwendigkeit oft
                              wiederholter Reinigungen, sondern es erscheint auch weder sehr angenehm noch
                              besonders sicher, in seinem Hause ein großes Rußmagazin zu bewahren. Da die
                              Roͤhren aus Eisenblech leicht Spruͤnge oder eine sonstige
                              Beschaͤdigung erleiden, so wird auch leicht der unangenehme Rußgeruch
                              durchdringen. Endlich geht eine der Haupt-Rauchroͤhren, nachdem sie
                              auf eine ziemlich verkehrte Weise durch die Deke des Erdgeschosses gesezt hat, in
                              eine Rußkammer uͤber, die mit einem wirklich fuͤrchterlich
                              aussehenden, in Angelgewinden beweglichen Thuͤrchen verschlossen ist.
                           Zum Schluͤsse erlaube ich mir meine Ueberzeugung dahin abzudruͤken, daß
                              die einzige gesunde, sichere und wohlfeile Beheizungsmethode der langen Mauthhalle
                              und der dazu gehoͤrigen Gemaͤcher, darin zu suchen ist, daß man
                              laͤngs des Bodens in der Hoͤhe der Pult-Abtheilungen
                              Dampfroͤhren legt, welche mit kleinen gebogenen Verbindungsroͤhren
                              uͤber die einzelnen Thuͤren laufen, damit auf diese Weise der Weg
                              nicht versperrt wird, und damit, um die Gefuͤge in gutem Zustande zu
                              erhalten, fuͤr die Ausdehnung und Zusammen, Ziehung der Roͤhren
                              hinreichender Spielraum gestattet ist. Ich mache mich dafuͤr verantwortlich,
                              daß diese Heizmethode, von einem erfahrenen Ingenieur in Ausfuͤhrung
                              gebracht, allen den angedeuteten Anforderungen entspricht. Dagegen glaube ich nicht,
                              daß die Laͤnge Halle in den Wintermonaten, wo von den Themse-Ufern her
                              eine so naßkalte und ungesunde Luft in sie eindringt, mit einer auch nur etwas
                              maͤßigen Anzahl von Kaminfeuern gehoͤrig beheizt werden kann, selbst
                              wenn man die hieraus erwachsende Verschleuderung an Brennmaterial gar nicht in
                              Anschlag bringen wollte.
                           Nach dem lezten Schreiben des Hrn. Bernhardt scheint es,
                              daß es ihm gestattet wurde, sein System auf die Commissionszimmer des Parliamentsgebaͤudes
                              in Anwendung zu bringen. Da ich mich bei der lezten Zusammenkunft, die ich mit ihm
                              hatte, uͤberzeugte, daß er in den physikalischen und chemischen Principien
                              des Beheizens und Ventilirens auch nicht eine leise Kenntniß hat, so uͤberhob
                              ich mich der Muͤhe, seine weiteren Operationen zu beschauen. Wenn die
                              bisherigen Oefen der Mauth Kopfweh, Betaͤubung und Krankheiten erzeugten, so
                              werden die die Luft roͤstenden Bernhardt'schen
                              Roͤhren dasselbe in noch hoͤherem Maaße bewirken; und sollten unsere
                              Gesezgeber ihre Gesundheit solchem Empirismus hingeben, so werden ihre Wahlen gewiß
                              so schnell wechseln, als es nur irgend ein Parteigaͤnger wuͤnschen
                              kann. Wer in die Mysterien der Jobberei nicht eingeweiht ist, dem duͤrfte es
                              vielleicht Wunder nehmen, wie man Hrn. Bernhardt mit
                              Ausschließung so manchen weit tuͤchtigeren englischen Ingenieurs bis in die
                              Commissionsgemaͤcher des Parliaments dringen lassen konnte. Die
                              taͤgliche Erfahrung zeigt jedoch, wie leicht das englische Publicum
                              fuͤr eine Saison jedem auch noch so irrigen oder naͤrrischen Plane
                              zugaͤnglich ist, wenn man nur ein Actienunternehmen, welches gleich einem
                              Polypenungeheuer seine zahllosen Saugwerke nach Allem ausstrekt, auf die Beine zu
                              bringen weiß. Eine solche Gesellschaft weiß gewoͤhnlich je nach
                              Umstaͤnden durch Bestechung, Schmeichelei, oder Drohungen auf ihren Zwek
                              hinzuarbeiten. Als Beweis hiefuͤr fuͤhre ich nur an, daß der
                              Hauptagent der fraglichen Gesellschaft fuͤr die Einfuͤhrung der
                              deutschen Oefen die Unverschaͤmtheit hatte, mir in meiner eigenenen Wohnung
                              zu sagen, daß er mich, wenn ich einen unguͤnstigen Bericht an die
                              Mauthadministration erstatten wuͤrde, durch Hrn. Faraday widerlegen lassen, und von diesem ein guͤnstiges Zeugniß
                              erwirken wuͤrde! Auf dieselbe bescheidene Weise versicherte er mir, daß das
                              Bernhardt'sche Ventilirsystem auf Principien beruhe,
                              die kein Physiker in diesem Lande zu wuͤrdigen verstuͤnde! Ich muß
                              mich fuͤr meine Person auch wirklich fuͤr unfaͤhig
                              erklaͤren, in dem ganzen Systeme etwas Neues oder Brauchbares zu
                              entdeken.
                           
                        
                           Anhang.
                           Die alte und wohlbekannte Beheizung mittelst mehrerer, beinahe horizontaler
                              Roͤhrenreihen, welche in einem aus Ziegeln gebauten Ofen untergebracht und an
                              der einen ihrer Oberflaͤchen der Einwirkung der durch die Verbrennung
                              entwikelten luftartigen Producte, an der anderen hingegen der
                              atmosphaͤrischen Luft ausgesezt sind, ist im Dictionnaire technologique unter dem Artikel „Chaleur“ von Payen ausfuͤhrlich beschrieben. „Die Oefen
                                 groͤßerer Anstalten,“ sagt der Verfasser dieses Artikels,
                              „bestehen gewoͤhnlich aus gußeisernen Roͤhren, welche im
                                 Keller in einen aus Baksteinen aufgefuͤhrten Ofen eingesezt sind. Bei
                                 dieser Anordnung wird allerdings in den oberen Stokwerken Raum erspart; allein
                                 in Folge der Mittheilung der Hize an die den Ofen umgebenden massiven Mauern
                                 geht auch viel Hize verloren. Um diesen Verlust zu vermindern, kann man den Ofen
                                 in unterirdischen, der Beheizung beduͤrfenden Gemaͤchern
                                 unterbringen, und zum Behufe der Erleichterung des Einfeuerns das
                                 Thuͤrchen des Ofens an der Außenseite des Gebaͤudes anbringen. Die
                                 Produkte der Verbrennung steigen zwischen den Roͤhrenreihen empor, bis
                                 sie endlich uͤber der obersten Reihe unter einem Baksteingewoͤlbe
                                 in den Rauchfang entweichen. Dieser senkrechte, aus kupfernen Roͤhren
                                 bestehende Rauchfang erwaͤrmt alle Gemaͤcher, durch die er zum
                                 Dache emporsteigt. Die atmosphaͤrische Luft dringt in den untersten
                                 Cylinder, gelangt durch Canaͤle, welche sich in dem Gemaͤuer
                                 befinden, aus einer Reihe in die andere, und circulirt demnach im Zikzak, bis
                                 sie endlich in die kupfernen Roͤhren gelangt, in denen die warme Luft den
                                 oberen Gemaͤchern zugefuͤhrt wird. Die Luft steigt offenbar in
                                 Folge ihrer erlangten Leichtigkeit empor, und auf diese Weise findet, so lange
                                 Feuer im Ofen ist, nothwendig eine Luftstroͤmung Statt.“
                              
                           
                              „Ein Ofen der eben beschriebenen Art, faͤhrt Hr. Payen fort, gibt
                                 reichlich Waͤrme, wenn das Feuer lebhaft und der Luftzug rasch ist. Um
                                 jedoch den Producten der Verbrennung ihren Waͤrmestoff vollkommener zu
                                 entziehen, und um die Luft auf eine mehr methodische Weise zu erhizen, kann man
                                 die atmosphaͤrische Luft oben in der Naͤhe des Eintrittes der
                                 heißen Roͤhren in den Rauchfang an diese Roͤhren gelangen lassen,
                                 und sie hierauf in einer der Stroͤmung der verbrannten Luft
                                 entgegengesezten Richtung uͤber saͤmmtliche horizontale
                                 Roͤhren nach Abwaͤrts leiten, gleichwie an den Destillirapparaten
                                 das Kuͤhlwasser nach Aufwaͤrts, der abzukuͤhlende geistige
                                 Dampf hingegen nach Abwaͤrts stroͤmt. Auf diese Weise wird die
                                 Luft an allen Stellen, an denen sie mit den Roͤhren in Beruͤhrung
                                 kommt, kuͤhler seyn als diese, und ihnen mithin allen Waͤrmestoff
                                 entziehen, waͤhrend im entgegengesezten Falle, d.h. wenn die
                                 aͤußere und innere Stroͤmung eine und dieselbe Richtung hat, die
                                 Temperatur an manchen Stellen außen wie innen, und an einigen sogar außen heißer
                                 als innen seyn wird, so daß hier offenbar keine Mittheilung von Waͤrme an
                                 die Luft, sondern eher das Gegentheil Statt finden kann.“
                              
                           Ohne jedoch weiter hierauf eingehen zu wollen, erscheint aus den in der Mauthhalle
                              und in manchen Wechselhaͤusern gemachten Erfahrungen als gewiß, daß
                              atmosphaͤrische Luft, welche metallenen uͤber einen gewissen Grad
                              erhizten Oberflaͤchen ausgesetzt wird, der Gesundheit nachtheilige
                              Eigenschaften erlangt, so zwar, daß sie Leute, die ihr fortwaͤhrend ausgesezt
                              sind, selbst zur Apoplexie geneigt macht. Wie dieß kommt, habe ich in meinem
                              fruͤheren Berichte ausfuͤhrlich eroͤrtert. Als neuen Beweis
                              hiefuͤr erlaube ich mir Folgendes anzufuͤhren. Ich ließ mir vor drei
                              Jahren in meinem geraͤumigen Schlafzimmer einen Ofen bauen, der zwar nie bis
                              zur Siedhize erhizt wurde, der aber nur so viel Circulation der Luft gestattete, als
                              durch die Unterhaltung der Verbrennung auf dem Herde bedingt war. Alles schien ganz
                              gut angeordnet, und die Temperatur meines Zimmers war Tag und Nacht beinahe
                              dieselbe, naͤmlich 10 bis 12° R. In kurzer Zeit wurde ich jedoch
                              unwohl, und alle angewendeten Mittel halfen mir nichts, bis ich den Ofen abbrechen
                              ließ, und wieder zum Kaminfeuer zuruͤkkehrte, wo ich mich dann schon in drei
                              Tagen wie neugeboren fuͤhlte.
                           Um solche durch trokene Luft heizende Oefen so wenig ungesund als moͤglich zu
                              machen, sollte man jene Roͤhrenreihen, mit welchen die gasartigen Producte
                              der Verbrennung zuerst in Beruͤhrung kommen, am weitesten von dem Feuer
                              entfernen; und sie uͤberdieß nach demselben Principe, nach welchem man
                              gegenwaͤrtig auch die Gasretorten einzusezen pflegt, durch ein Lager
                              feuerfester Baksteine gegen die unmittelbare Beruͤhrung der verbrannten Luft
                              schuͤzen. Ferner waͤre auch die neuere Anordnung der Feuerzuͤge
                              in den Gaswerken nachzuahmen, gemaͤß welcher die verbrannte Luft in jedem
                              Ofen zuerst auf die obere Retortenreihe wirkt, hierauf schief nach Abwaͤrts
                              circulirt, und endlich unter dem Niveau des Bodens der untersten Reihe in den
                              Rauchfang entweicht. Nach dieser Methode ergibt sich im Vergleiche mit der
                              fruͤheren, bei der die Producte der Verbrennung uͤber der obersten
                              Retorte am Scheitel des Ofens entwichen, eine Ersparniß an Brennmaterial, die sich
                              auf 2/3 bis 3/4 belaͤuft. Einen Querdurchschnitt eines Ofens dieser Art, den
                              ich mir in einer spaͤteren Abhandlung ausfuͤhrlich zu beschreiben
                              vorbehalte, ersieht man aus Fig. 40.
                           Ich muß bei dieser Gelegenheit erinnern, daß der eigentliche Erfinder der Heizung mit
                              warmem Wasser, der gute Bonnemain, dessen Bekanntschaft
                              ich vor beilaͤufig 20 Jahren machte, vor der Revolution in der Nahe der
                              Hauptstadt einen derlei Apparat in einer vollkommeneren Form errichtet hatte, als
                              bis auf die neuesten Zeiten einer weder in Frankreich, noch in England
                              aufgefuͤhrt ward. Man findet seinen sogenannten Wasserofen gleichfalls in dem
                              oben erwaͤhnten Artikel des Dictionnaire
                                 technologique beschrieben. Er ist nicht bloß in Hinsicht auf den Verbrauch
                              an Brennmaterial im hoͤchsten Grade oͤkonomisch; sondern man bemerkt
                              an ihm auch einen sehr sinnreichen, auf dem Principe des Harrison'schen
                              Rostpendels beruhenden Mechanismus zur Regulirung des Luftzutrittes unter den Rost
                              und mithin auch zur Regulirung der Lebhaftigkeit der Verbrennung. Der beste Beweis
                              fuͤr die Trefflichkeit der von dem Erfinder getroffenen Anordnungen liegt in
                              dem guͤnstigen Resultate, welches die Bruͤtanstalt, die er mit seinem
                              Apparate in Verbindung brachte, gab. Da die ganze Vorrichtung nicht hinreichend
                              bekannt ist, so theile ich in Fig. 41 eine Abbildung
                              davon mit.
                           Man sieht den Wasserkessel bei h mit der
                              Expansionsstange, welche die Oeffnung des Thuͤrchens des Aschenloches
                              regulirt. Der Sperrhahn a dient zur Abaͤnderung
                              der Oeffnung, durch welche die heißeren Wassertheilchen emporsteigen. An der
                              Wasserroͤhre d ist die Heizroͤhre b befestigt, die mit einer sehr geringen Neigung von i bis k im Zikzak hin und
                              her laͤuft, den Bruͤtapparat erwaͤrmt, und endlich bei g in den Kessel zuruͤkkehrt. Sie steigt beinahe
                              bis auf den Boden des Kessels h hinab und gibt daselbst
                              die kuͤhleren und mithin schwereren Wassertheilchen ab, so daß die leichteren
                              Theilchen fortwaͤhrend bei a nach
                              Aufwaͤrts getrieben werden. Die Roͤhre e,
                                 h endigt sich nach Oben in einen Trichter, womit die Roͤhrenreihe
                              fortwaͤhrend mit Wasser gefuͤllt erhalten wird. Der Heber f laͤßt die entwikelte Luft entweichen, damit sie
                              die Roͤhren nicht theilweise erfuͤllen und mithin die Bewegung der
                              waͤsserigen Theilchen hemmen kann. Je rascher das Wasser in den
                              Schlangenroͤhren abkuͤhlt, um so rascher wird dasselbe circuliren;
                              indem dann der Unterschied in der Dichtheit des Wassers in den auf- und
                              absteigenden Roͤhrenschenkeln, durch den die Bewegung allein bedingt ist, um
                              so groͤßer seyn wird. k, g sind kleine mit Wasser
                              gefuͤllte Schaͤlchen, die der Luft hinreichende Feuchtigkeit abgeben,
                              damit die in mehreren Troͤgen untergebrachten Eier sich sowohl in Hinsicht
                              auf Waͤrme, als in Hinsicht auf Feuchtigkeit unter aͤhnlichen
                              Umstaͤnden befinden, wie unter dem Leibe der Henne.
                           Will man nun mit diesem Apparate Eier ausbruͤten, so legt man, wenn die
                              Temperatur beilaͤufig auf 30° R. gestiegen, am ersten Tage den
                              zwanzigsten Theil der auszubruͤtenden Menge in die Troͤge, und
                              faͤhrt bis zum zwanzigsten Tage mit dem Einlegen einer gleichen Anzahl fort.
                              Es faͤllt dann am einundzwanzigsten Tage der groͤßte Theil der am
                              ersten Tage eingelegten Eier, und an jedem naͤchstfolgenden eine gleiche
                              Anzahl davon aus. In den ersten Tagen der kuͤnstlichen sowohl als
                              natuͤrlichen Bruͤtung verdunstet durch die Schale eine geringe Menge
                              von dem in den Eiern enthaltenen Wasser, welches Wasser durch eine gleiche Menge
                              Luft, die in der Folge zur Respiration des Huͤhnchens dient, ersezt wird.
                              Waͤre die die Eier umgebende Luft zu troken, so wuͤrde durch die Schalen eine solche Menge
                              Luft verduͤnsten, daß das Leben des Huͤhnchens dabei in Gefahr
                              kaͤme. Diese uͤbermaͤßige Verduͤnstung wird durch die
                              Transpiration der Henne verhuͤtet; dasselbe leisten beim kuͤnstlichen
                              Ausbruͤten die Schaͤlchen k, g.
                           Bonnemain hat diesen Apparat vor 50 Jahren aufgestellt,
                              beinahe seine ganze Habe in denselben gestekt, und zur Zeit der Revolution Alles
                              verloren, so daß er als Greis von 80 Jahren von Unterstuͤzungen lebte. Der
                              beruͤhmt gewordene Marquis de Chabannes scheint
                              ihn nur copirt, und diese Copie durch einige Modificationen in den Augen des
                              Publicums unkenntlich gemacht zu haben.
                           Zum Schluͤsse spreche ich meine Meinung dahin aus, daß, welche Heizmethode man
                              auch der Ersparniß wegen in großen, hohen, oͤffentlichen Gebaͤuden
                              befolgen mag, ich fuͤr meine Person in meiner Privatwohnung nie das
                              Kaminfeuer durch einen Ofen ersezen lassen werde; denn ersteres gibt, wenn es
                              nachdem Rumford'schen Systeme gehoͤrig geleitet
                              wird, die angenehmste Waͤrme und die vollkommenste Veraͤnderung der
                              Luft.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
