| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 68, Jahrgang 1838, Nr. XXXV., S. 152 | 
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                        XXXV.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Verzeichniß der vom 22. April bis 31. Mai 1823 in England
                              ertheilten und jezt verfallenen Patente.
                           
                              Des Robert Winter
                                 Esq., im Fen Court, London: auf
                                 eine verbesserte Methode den Destillationsproceß zu leiten. Dd. 22. April
                                    1823.
                              
                           
                              Des Robert John
                                    Tyers, in Piccadilly, Middlesex: auf einen
                                 Apparat, der an Stiefeln und Schuhen bei Reisen zu Fuß angebracht werden soll.
                                 Dd. 22. April
                                    1823.
                              
                           
                              Des William Palmer,
                                 in Lothbury, London: auf
                                 Verbesserungen an den Apparaten zum Bemalen des Papieres fuͤr Tapeten,
                                 Dd. 22. April
                                    1823.
                              
                           
                              Des Francis Gibbon
                                    Spilsbury, in Walsall in Staffordshire: auf gewisse
                                 Verbesserungen im Gerben. Dd. 22. April 1823. (Beschrieben im Repertory, dritte Reihe, Bd. I. S. 279.)
                              
                           
                              Des Francis Deakin
                                 aus Birmingham: auf eine verbesserte Methode Meubles zu
                                 verfertigen, so wie auch das Gestell der Sonnen- und Regenschirme. Dd. 22. April.
                                    1823.
                              
                           
                              Des James Rawlins, am
                                 Penton Place, Middlesex: auf eine Bettstaͤtte fuͤr Invaliden. Dd. 22. April
                                    1823.
                              
                           
                              Des John Hall,
                                 Ingenieurs in Dartford) Kent: auf eine Oehlpresse. Dd. 22. April 1823.
                              
                           
                              Des Joseph Taylor in
                                 Manchester: auf eine Maschinerie, um das Spinnen und
                                 Dubliren der Baumwolle, Wolle und des Flachses zu erleichtern. Dd. 29. April
                                    1823.
                              
                           
                              Des John Bourdieu
                                 Esq. in Lime Street, London: auf
                                 ein Gummisurrogat fuͤr die Drukfarben auf baumwollene etc. Gewebe. Von
                                 einem Auslaͤnder mitgetheilt. Dd. 29. April 1823. (Beschrieben im Repertory, zweite Reihe, Bd. XLVI. S. 11.)
                              
                           
                              Des William Caslon in
                                 Burton Crescent, Middlesex: auf Verbesserungen an Gasometern. Dd. 10. Mai
                                    1823.
                              
                           
                              Des Jakob Pertins,
                                 Ingenieurs in Fleet Street, London: auf ein verbessertes Verfahren Fluͤssigkeiten
                                 mittelst Dampf zu erhizen, um sie abzudampfen. Dd.
                                 17. Mai 1823. (Beschrieben im Repertory, dritte Reihe, Bd. I. S. 220.)
                              
                           
                              Des Edward
                                    Ollerenshaw in Manchester: auf eine
                                 Verbesserung im Vollenden und Ausruͤsten der Huͤte. Dd. 27. Mai
                                    1823. (Beschrieben im Repertory, zweite
                                 Reihe, Bd. XLVI. S. 396.)
                              
                           
                              Des Thomas Peel Esq.
                                 in Manchester: auf eine rotirende Dampfmaschine. Dd. 27. Mai
                                    1823.
                              
                           
                           
                              Des Stephen Wilson
                                 Esq. in Streatham, Surrey: auf Verbesserungen an den
                                 Webstuͤhlen. Von einem Auslaͤnder mitgetheilt. Dd. 31. Mai
                                    1823.
                              
                           
                              (Aus dem Repertory of Patent-Inventions,
                                 Maͤrz 1838, S. 187.)
                              
                           
                        
                           Ueber das Ausbringen des Palladiums in Brasilien.
                           Bei der Wichtigkeit, welche das Palladium auch fuͤr Techniker (namentlich in
                              Legirung mit Silber fuͤr Zahnaͤrzte und astronomische
                              Instrumentenmacher, in Legirung mit Silber, Gold und Kupfer fuͤr Uhrmacher,
                              als Oxyd fuͤr Porzellan, und Emailmaler u.s.w.) hat, wird es interessant
                              seyn, einige Nachricht uͤber die Art zu erhalten, wie dasselbe in Brasilien
                              gewonnen wird. P. N. Johnson in London, welcher vor 4
                              Jahren den Besizer der Goldgrube Gorgo Soco, auf welcher das Palladium vorkommt, die
                              zu befolgende Methode angab, hat Lampadius
                              daruͤber nebst Uebersendung von Erz- und Productenproben, folgende
                              Mittheilungen gemacht.
                           Das Palladium kommt theils in Legirung mit Gold als rundliche, dunkelbraune
                              Koͤrner, theils als braunes, pulveriges Oxyd nesterweiß in einem Erze vor,
                              welches man Zacotinga nennt und das nach Lampadius
                              vorwaltend aus Eisenglanz mit Quarzkoͤrnern, etwas Glimmer und Manganerz
                              besteht. Aus diesem Erze gewinnt man das Gold-Palladium und Palladiumoxyd
                              durch Waschen als dunkelbraune pulverigkoͤrnige Masse, aus welcher
                              Salzsaͤure das Palladiumoxyd aufloͤst und das Palladiumgold
                              zuruͤklaͤßt. Neben dem Palladium kommen auch Spuren von Kupfer, Osmium
                              und Platin (vielleicht etwas Platinerz? L.) im Zacotinga vor. Aus dem ausgewaschenen
                              Goldpalladium gewinnt man nun das Palladium auf folgendem Wege:
                           Man nimmt auf jedes Pfund ausgewaschenes Goldpalladium 2 1/2 Pfd. Silber und schmelzt
                              das Gemenge mit einer kleinen Menge Salpeter und Borax ein. Die Schlake nimmt
                              Eisenoxyd, einige erdige Theile, so wie etwas Kupfer und Osmium auf. Der Einsaz auf
                              einen Tiegel ist 6 Pfd. des Palladgoldes und 15 Pfd. Silber. Die geschmolzene
                              Legirung wird in eiserne Innguͤsse zu Barren ausgegossen, sodann von Neuem
                              geschmolzen und in Massen granulirt. Darauf folgt die Goldscheidung zuerst mit
                              schwacher und sodann mit concentrirter Salpetersaͤure auf die
                              gewoͤhnliche Art. Das ruͤkstaͤndige Gold wird
                              zusammengeschmolzen, in Barren gegossen und zur Muͤnze abgeliefert. Aus der
                              von der Goldscheidung zuruͤkgebliebenen Pallad-Silbersolution wird
                              zuerst das Silber durch Chlornatrium gefaͤllt und die Palladsolution
                              abgegossen. Das Chlorsilber wird gut ausgesuͤßt und die Aussuͤßwasser
                              kommen zur abgegossenen Palladsolution, welche auch noch etwas Kupfer und geringe
                              Mengen anderer Nebenbestandtheile enthaͤlt. – Das Chlorsilber reducirt
                              Johnson auf dem nassen Wege durch Vermengung mit
                              verduͤnnter Schwefelsaure mittelst granulirten Zinks in Gefaͤßen
                              (wahrscheinlich porzellainenen und unter maͤßiger Erwaͤrmung?), welche
                              5 bis 600 Unzen des niederfallenden Silbers fassen koͤnnen. Die Mischung muß
                              ununterbrochen geruͤhrt werden. Das niedergefallene Silber wird nun-
                              gut ausgewaschen, getroknet, geschmolzen und zu Barren ausgegossen. – Die
                              Palladsolution, welche vom Chlorsilber theils abgegossen, theils durch
                              Aussuͤßen erhalten wurde, faͤllt man durch Zinkmetall, und
                              loͤst das durch diese Faͤllung erhaltene, zuvor ausgewaschene Pallad
                              in Salpetersaͤure bis zur Saͤttigung der lezteren auf, welche Arbeit
                              besonders darum unternommen wird, um das Pallad in ein kleineres Volum zu bringen.
                              Die Solution wird bis zum Uebermaaß mit Aezammoniak versezt, wobei sich der
                              entstehende Niederschlag bis auf ein wenig Eisenoxyd wieder aufloͤst.
                              Zuweilen bleibt bei dieser Behandlung auch ein wenig Platin und Bleioxyd
                              zuruͤk, welche Substanzen durch Filtration abgesondert werden. Die klare
                              abfiltrirte Fluͤssigkeit wird mit so viel Salzsaͤure versezt, bis das
                              freie Ammoniak in derselben etwas uͤbersaͤttigt ist, wodurch sich ein
                              Doppelsalz, Chlorpalladium-Ammoniak, bildet und niederfaͤllt, und das
                              Kupfer nebst etwas weniges Pallad in der uͤberstehenden Fluͤssigkeit
                              verbleiben. – Das Palladsalz wird mit kaltem Wasser ausgewaschen, getroknet,
                              und durch Rothgluͤhhize der Salmiak ausgetrieben. Man wird finden, daß
                              vorstehendes Verfahren der Darstellung des Pallads wohlfeiler als das bisherige
                              durch Cyanqueksilber ist, auch erhaͤlt man das Pallad reiner.
                           
                           Lampadius hat sich durch Versuche uͤberzeugt, daß
                              das dem ausgewaschenen Palladiumgolde beigemengte braune Pulver wirklich
                              Palladiumoxyd ist (das erste Beispiel von natuͤrlichem Vorkommen desselben);
                              er hat auch gefunden, daß das erwaͤhnte Chlorpalladium-Ammoniak, ein
                              gelbes krystallinisches Pulver, sich keineswegs so leicht in Wasser aufloͤst,
                              als man bisher annahm, indem 1000 Th. kaltes Wasser nur 2,65 Th. davon aufnehmen,
                              daher man Platin und Iridium durch Faͤllung mit Salmiak nicht von Palladium
                              trennen kann. Im Uebrigen sind die Bemerkungen von Lampadius theils mehr mineralogisch, theils rein chemisch und fuͤr
                              diesen Ort weniger geeignet. (Journal fuͤr praktische Chemie, XI., S. 309 bis
                              315)
                           
                        
                           Ueber die Anwendung des Zinks zum Dachdeken.
                           Unter einigen Professoren in Amerika hat sich uͤber die Anwendbarkeit des
                              Zinks zum Dachdeken ein Streit erhoben; einige empfahlen es zu diesem Zweke,
                              waͤhrend andere auf seine Nachtheile in dieser Hinsicht aufmerksam machten.
                              Unter lezteren bemerkt Prof. Gale in feiner Entgegnung
                              auf einige ihm gemachte Einwuͤrfe, daß das Zink sich nicht wohl zum Dachdeken
                              eignet, weil es 1) sich in der Waͤrme ziemlich stark ausdehnt; 2)
                              sproͤde ist und endlich 3) das Wasser ungesund macht.
                           Zwar, sagt er, kann das Zink, nachdem es bis auf einen gewissen Grad erhizt worden
                              ist, zu Blech gewalzt werden, es wird aber nach einiger Zeit wieder so
                              sproͤde, als es zuvor war. Diese Eigenschaft haben mit dem Zink auch noch
                              andere Metalle gemein; so wird z. 33. weiches Eisen nach mehrjaͤhriger
                              Beruͤhrung mit der Luft sehr sproͤde, und zwar in Folge seiner Neigung
                              eine krystallinische Textur anzunehmen.
                           Auf das Regenwasser haben Zinkdaͤcher nach Hrn. Gale eine solche Wirkung, daß man dasselbe weder zum Reinigen der
                              Waͤsche noch zu anderen haͤuslichen Zweken mehr benuzen kann. Dieß
                              ergab sich durch seine drei Jahre lang fortgesezten Versuche mit einem Zinkdache von
                              16000 Quadratfuß Oberflaͤche.
                           So bald es anfing zu regnen, sammelte man das erste vom Dache ablaufende Wasser, und
                              fand, daß es die Seife nicht aufloͤste, und einen starken metallischen
                              Geschmak hatte. Nachdem man es einige Wochen in einer Cisterne ruhig stehen gelassen
                              hatte, war ein feiner Schlamm von schwach gelblicher Farbe daraus abgelagert, der
                              sich bei der Untersuchung als Zinkoxyd erwies. Der groͤßte Theil desselben
                              wurde durch Schnee erzeugt, der bis zum eingetretenen Thauwetter auf dem Dache
                              verweilt hatte. (Echo du monde savant, No. 13.)
                           
                        
                           Neue Methode das Chlorgas zu verdichten.
                           Hr. Dr. Mohr hat ein Verfahren entdekt, wodurch man sich
                              leicht fluͤssiges Chlor zu jeder Jahreszeit verschaffen kann. Man schmilzt
                              zweifach schwefelsaures Kali in einem Platintiegel und gießt es auf ein
                              duͤnnes Platinblech aus. Nachdem dieses Salz erkaltet ist, verwandelt man es
                              in ein feines Pulver und vermengt es dann innig mit Kochsalz und Braunstein. Mit
                              diesem Gemenge fuͤllt man den laͤngeren Schenkel einer
                              gekruͤmmten und sehr starken, unten zugeschmolzenen Glasroͤhre zu drei
                              Viertel an, bringt darauf eine beilaͤufig zwei Zoll dike Schichte von
                              geschmolzenem salzsaurem Kalk und schmilzt dann auch das Ende des kuͤrzeren
                              Schenkels uͤber einer Lampe zu. Hierauf bringt man die Roͤhre, welche
                              das Gemenge enthaͤlt, mit Sand in einen Flintenlauf und erhizt es in einem
                              aͤhnlichen Ofen, wie man ihn zu den organischen Analysen benuzt. Es
                              verdichtet sich bald in dem kleinen Schenkel eine betraͤchtliche Menge
                              vollkommen trokenes Chlor mit rein orangegelber Farbe, ohne allen Stich in
                              Gruͤn. Dieses fluͤssige Chlor bleibt unveraͤndert in der
                              Glasroͤhre und man kann sich davon leicht bis zu einem Quentchen verschaffen.
                              (Echo du monde savant, No. 13.)
                           
                        
                           Slater's Verbesserungen ich
                              Bleichen von Leinen- und Baumwollgeweben.
                           James Slater, Bleicher von Salford, erhielt unterm 22.
                              Aug. 1834 ein Patent auf verschiedene Verbesserungen an den Maschinen zum Bleichen
                              von Leinen- und Baumwollgeweben, woruͤber das London Journal im
                              Januarhefte S. 221 Folgendes aͤußert: „Der Patenttraͤger
                                 bezwekt in der Hauptsache eine Verbesserung des Verfahrens, auf welches David
                                 Bentley unterm 21. Febr. 1828 ein Patent nahm
                                 (Polyt. Journal Bd. XLIII. S. 315); er
                                 beschreibt ausfuͤhrlich, auf welche Weise die Gewebe nach diesem
                                 Verfahren in endlosen Laͤngen durch die Bleichfluͤssigkeit
                                 gefuͤhrt werden, und welche Maͤngel diesem Verfahren vorgeworfen
                                 sind. Namentlich hebt er hervor, daß Bentley keine
                                 Methode angab, wonach die Gewebe in die Bottiche, in denen der Bleichproceß von
                                 Statten geht, gelegt werden sollen. Seine Erfindung besteht daher im
                                 Wesentlichen in einem Mechanismus, womit die Gewebe in regelmaͤßigem
                                 Zikzak in die Bottiche gelegt, und nach beendigtem Bleichen wieder
                                 herausgeschafft werden sollen. Ungeachtet der bedeutenden Laͤnge, in
                                 welcher der Patenttraͤger seine Beschreibung abgefaßt hat, troz der
                                 rielen Abbildungen, die er ihr beizugeben fuͤr noͤthig fand, und
                                 obschon wir die Maschine selbst arbeiten sahen, bleibt uns diese im Patentstyle
                                 abgefaßte Beschreibung dennoch so unverstaͤndlich, daß wir uns auf
                                 folgende Andeutungen beschranken muͤssen. Die Gewebe werden an einander
                                 genaht in unbestimmten Laͤngen laͤngs des Daches der Bleicherei
                                 uͤber Leitungswalzen gefuͤhrt. Sind sie uͤber dem Bottiche
                                 oder uͤber dem Gefaͤße, in welchem sie gebleicht werden sollen,
                                 angelangt, so werden sie in regelmaͤßigen Zikzakfalten niedergelegt,
                                 gleichwie die Wollentuͤcher vor einer Gig- oder Rauhmuͤhle
                                 niedergelegt werden. Von hier gelangen sie ausgestrekt uͤber eine Art von
                                 Schuß, dem durch ein mit dem Speisungsapparate in Verbindung stehendes
                                 Wechselrad eine Schaukelbewegung mitgetheilt wird, hinab in den Bottich, in
                                 welchem sie in langen, den Boden bedekenden Falten niedergelegt und auf einander
                                 geschichtet werden, um der Einwirkung der zum Bleichen dienenden
                                 Fluͤssigkeiten zu unterliegen. Nach vollbrachter Bleiche, und wenn die
                                 Zeuge gut ausgewaschen worden sind, werden sie zwischen Walzen ausgepreßt, und
                                 mittelst einer aͤhnlichen Maschinerie in Bottiche gebracht. Wie diese
                                 leztere Maschinerie arbeitet, konnten wir nicht ermitteln; sie scheint uns aber
                                 in der Hauptsache große Aehnlichkeit mit jener zu haben, auf welche Southworth im Jahre 1823 ein Patent nahm.“
                              
                           
                        
                           Das Blauen der gebleichten Garne.
                           Es ist bekannt, daß sich die in England gebleichten Garne neben der Reinheit der
                              Bleiche insbesondere durch einen angenehmen gruͤnlich blauen Ton auszeichnen.
                              Diesen hervorzubringen wenden unsere Bleicher eine schwache Aufloͤsung von
                              Indigo an, verfehlen aber dadurch ihren Zwek gaͤnzlich, indem das Garn davon
                              truͤb und flekig wird, und diesen Ton in der ersten Waͤsche schon
                              wieder verliert. Einsender dieses gab sich mit Huͤlfe eines sehr geschikten
                              Chemikers viele Muͤhe, um etwas Besseres zu finden. Manche zum Theil
                              kostspielige Versuche schlugen fehl, bis nachstehendes einfache Verfahren zum
                              erwuͤnschten Resultate fuͤhrte. Man nahm cyprischen Vitriol in Wasser sehr verduͤnnt, so daß dasselbe nur
                              leicht blaͤulicht davon wurde, nahm das zuvor in reinem weichem Wasser
                              erweichte Garn und zog dasselbe so Laͤnge durch, bis es den gehoͤrigen
                              Grad von Faͤrbung angenommen hatte. Vorher hatte man gleichzeitig mit obigem
                              ein schwaches Bad von gereinigter Potasche bereitet, und nachdem der erste Proceß
                              voruͤber und das Garn ausgerungen war, wusch man es in diesem und darauf in
                              reinem Wasser aus, und die Operation war fertig. Es kommt hiebei naͤchst der
                              vollstaͤndigen Bleiche viel auf die Guͤte des Vitriols an. Meistens
                              enthaͤlt derselbe Unreinigkeiten und nicht selten Eisen. Deßwegen ist es gut,
                              wenn man sich ein beliebiges Quantum hievon in wenig Wasser aufloͤst, und die
                              Unreinigkeiten sich niederschlagen laͤßt, was bald geschieht, und was man
                              mehrmals wiederholen kann. Beim Bedarf ist dasselbe dann gleich verduͤnnt,
                              und da die Verduͤnnung nur schwach seyn darf, so reicht ein maͤßig
                              großes Gefaͤß schon zu einer großen Quantitaͤt Garn. Es muß
                              uͤbrigens bemerkt werden, daß auf schlecht oder nicht ganz schoͤn
                              gebleichtem Garne die Wirkung des Blauens ganz verloren geht, indem das Garn dann
                              nur noch truͤber wird. UeberhauptUeberhanpt fehlt es unseren Bleichen noch immer an dieser Vollkommenheit, so
                              ruͤhmenswerth sonst auch ihre Fortschritte sind. Die gegenseitige Concurrenz
                              druͤkt den Bleichlohn mit jedem Jahr mehr herab, und dieß mag mit
                              Hauptursache seyn, daß weniger auf Vervollkommnung der Bleichkunst gedrungen wird.
                              (Riecke's Wochenblatt, Nr. 13.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Flachsspinnerei in England.
                           Folgende Notizen, uͤber den Zustand der Flachsspinnerei in Großbritannien
                              moͤgen darauf hinweisen, daß unsere Linnenerzeugung auf die Laͤnge
                              nicht die Concurrenz mit dem englischen Fabrikate aushalten kann, wenn wir uns nicht
                              beeilen, eben so wie dort, durch die Maschinenspinnerei diesem Erwerbszweige unter
                              die Arme zu greifen. Daß es moͤglich sey, dieß Material gut,
                              vorzuͤglich, wohlfeil und dem Erzeuger Nuzen bringend mit Maschinen zu
                              verarbeiten, wird in Folgendem hinlaͤnglich erwiesen.
                           Was den Flachsbau anbelangt, so erzeugt freilich das noͤrdliche Irland
                              bedeutende Quantitaͤten, aber bei weitem nicht genug, um dem Bedarfe der
                              engl. Etablissements zu genuͤgen. Leeds z. H.
                              spinnt nur flaͤmischen und franzoͤsischen Flachs. Wie bei uns. wird im
                              noͤrdlichen Irland noch viel Flachs mit der Hand gesponnen, aber dieß
                              verliert sich, je mehr die Spinnmaschinen zunehmen, was in erstaunlicher Progression
                              geschieht.
                           In Lisburn befinden sich mehrere, in Belfast schon zwoͤlf solcher Flachsspinnereien. Man war dort im
                              Begriff, einige Baumwollspinnereien in Flachsspinnereien umzuwandeln. In Leeds zahlt
                              man drei, worunter die. des Hrn. Marschall Brothers und
                              die der HH. Atkinson und Hives. Alle diese Spinnereien liefern ein Gespinnst, welches an
                              Qualitaͤt alles auf dem Continente erzeugte weit hinter sich
                              laͤßt.
                           Die in Irland befindlichen Flachsspinnereien stehen hinsichtlich der Reinlichkeit auf
                              niedriger Stufe; der Mangel an frischer Luft bereitet den Arbeitern einen ungesunden
                              Aufenthalt. Der Staub, die Hacheln und der Dunst des Wassers, durch welches das Garn
                              geht, fallen im hoͤchsten Grade beschwerlich. In England scheinen diese
                              Uebelstaͤnde vermieden zu seyn, wenigstens wird die Spinnerei der HH. Atkinson und Hives als ein
                              Muster der Reinlichkeit und eines gesunden und angenehmen Aufenthaltes fuͤr
                              den Arbeiter geruͤhmt; auch ist ihr Gespinnst eines der
                              vorzuͤglichsten. Die Chefs dieser Firma waren fruͤher in dem
                              Geschaͤfte von Marschall Brothers mit einem
                              Antheile placirt. Nach ihrer Trennung legten sie selbst eine Spinnerei in zwei
                              Gebaͤuden an, deren jedes 670 engl. Fuß lang, 6 Stok hoch ist und einen
                              Flaͤchenraum von 5600 □ Yards einnimmt. Sie liegen unmittelbar am.
                              Canal, der Leeds mit Liverpool und Hull verbindet. Der flaͤmische und
                              franzoͤsische Flachs wird direct aus dem Boote in die Spinnerei gewunden und
                              gesponnen, aus derselben wieder ins Boot gelassen, um ausgefuͤhrt zu werden.
                              Er beruͤhrt also nicht ein Mal englischen Grund und Boden. Durch eine mit der
                              Dampfmaschine verbundene Vorrichtung werden Menschen und Kisten bis zum sechsten
                              Stok gehoben oder herniedergelassen.
                           Die Gebaͤude sind durchaus massiv, und kein Balken, keine Latte, kein Sparren
                              ist daran von Holz, sondern alles von Eisen, der Fußboden mit eisernen Platten
                              belegt. Eiserne Roͤhren gehen durch die Saͤle, um sie mit Dampf zu
                              heizen: uͤberall ist die schoͤnste Gasbeleuchtung. An den eisernen
                              Fensterrahmen sind Ventilatoren angebracht, wodurch stets eine wohlthaͤtige
                              und vollstaͤndige Erneuerung der Luft erzielt wird; eben so wird das
                              Umherfliegen der Hacheln durch eine eigene Einrichtung vermieden, und das Wasser,
                              wodurch die Faͤden gehen, ist uͤberdekt, damit die Duͤnste, die
                              daraus aufsteigen, nicht schaͤdlich wirken koͤnnen.
                           Ausgezeichnet ist diese Spinnerei vor allen anderen durch die Vollkommenheit ihrer
                              Maschinen, so daß es den Besitzern derselben moͤglich wird, aus dem Pfunde
                              Flachs 60,000 Yards Garn zu spinnen, und dieß ihr Gespinnst daher als das
                              vorzuͤglichste bekannt ist. Durch eine sinnreiche Vorrichtung wird die
                              Dampfmaschine der Aufseher und Controleur der Spinner, indem die Anzahl ihrer
                              Schwingungen in ein bestimmtes Verhaͤltniß zum Garne, was gesponnen werden
                              soll, gebracht ist.
                           In Leith, dem Hafen von Edinburgh, hat eine der dort
                              befindlichen privilegirten Banken mit einigen Unternehmern ein Abkommen getroffen,
                              dem zufolge die Bank 40,000 Pfd. St. zur Errichtung einer Flachsspinnerei in der
                              Naͤhe von Leith vorgeschossen hatte. Die Haͤlfte dieses Betrages ist
                              von 50 Personen, in gleichen Theilen von 100 Pfd. St. jeder, garantirt;
                              uͤberdieß ist der Bank die ganze Anstalt hypothekarisch verschrieben.
                              2–300 Menschen erhalten durch diese Maßregel ihren guten Lebensunterhalt.
                           In Betreff der Bleiche wird in England nur bei den fuͤr den Londoner Markt
                              bestimmten Artikeln die natuͤrliche Rasenbleiche in Anwendung gebracht, da
                              die Dauer derselben
                              (7–8 Monate) durch Zinsenverlust fuͤr anderweitige Ausfuhr die Waare
                              zu sehr im Preise erhoͤht. Ein anderes Verfahren, welches die
                              natuͤrliche und chemische Bleiche vereinigt, indem die Stoffe erst durch 3
                              bis 4 Monate die Rasenbleiche, dann die chemische erleiden, wird auch nur bei den
                              fuͤr den inneren Markt bestimmten Waaren gebraucht. Bei aller Leinwand aber,
                              die exportirt wird, findet die chemische Bleiche Statt, indem diese nur 3–4
                              Wochen Zeit erfordert und, bei der zu bestehenden Concurrenz auf auswaͤrtigen
                              Maͤrkten, der Preis im Verhaͤltnisse billiger wird. Doch
                              duͤrfte man aus dem Vorausgegangenen folgern, daß man fuͤr Leinwand
                              die Rasenbleiche als die zutraͤglichste anerkenne.
                           Die Weberei wird bei Leinwand nur auf den gewoͤhnlichen Handstuͤhlen
                              betrieben, da die Eigenthuͤmlichkeiten des Garnes noch nicht erlaubt haben,
                              Maschinenstuͤhle in Anwendung zu bringen.
                           Auch in Frankreich wird unablaͤssig an der Vervollkommnung der
                              Maschinenflachsspinnerei gearbeitet, und in dem Jahresberichte des Industrievereins
                              in Muͤhlhausen am Ende des Jahres 1836 werden die Spinnereien der HH. Leclaire in Kaiserberg und Osterberg von Bernhardsweiler als solche erwaͤhnt, die besonders in
                              den hoͤheren Nummern ein ausgezeichnetes Gespinnst liefern. (Riecke's Wochenblatt, Nr. 12.)
                           
                        
                           Dr. Reichenbach's Verbesserung in der
                              Runkelruͤbenzuker-Fabrication.
                           Man kennt jezt das Wesentliche der in oͤffentlichen Blaͤttern
                              besprochenen neuen Methode bei der Ruͤbenzuker-Fabrication, welche von
                              Hrn. Dr. Reichenbach in Blansko entdekt wurde. Bei ihrer
                              Einfachheit moͤchte man sich wundern, daß sie nicht schon laͤngst
                              eingeschlagen worden ist. In der Hauptsache erscheint sie als eine Umstaltung der so
                              uͤbel beruͤchtigten Maceration; allein sie bemaͤchtigt sich
                              dieses Verfahrens auf eine solche Weise, daß sie allen den Nachtheilen, die bisher
                              ihrer Anwendbarkeit im Wege lagen, ausbeugt und mechanische Huͤlfsmittel
                              herbeischafft, die das Schwierige mit Leichtigkeit und Schnelligkeit
                              uͤberwinden. Die in duͤnne Scheiben geschnittenen Runkeln fallen
                              unmittelbar vom Schneidmesser in siedendes Wasser, das sich in einem
                              zehnfaͤcherigen, liegenden Halbcylinder befindet. In einem Fache verweilen
                              die Schnitten nur ungefaͤhr eine halbe Minute; dann kommen sie heraus, und
                              werden in das zweite Fach geleitet, von da in das dritte u.s.f. Waͤhrend sie
                              von einem Fache in das andere wandern, passiren sie durch ein Bad von Wasserdampf,
                              das sich unmittelbar uͤber dem Fachwerk befindet. Nach fuͤnf Minuten
                              verlassen sie das zehnte Fach und sind nun voͤllig zukerlos. Der ganze
                              Apparat ist bestaͤndig im Sieden und Daͤmpfen. In das zehnte Fach
                              fließt fortwaͤhrend frisches Wasser und ergießt sich von diesem in das
                              neunte, achte u.s.f. bis zum ersten, aus welchem dasselbe als fertiger Saft
                              unmittelbar in den Laͤuterungskessel abfließt. Runkelschnitten und siedendes
                              Wasser bewegen sich also in entgegengesezter Richtung und durchdringen sich
                              waͤhrend ihres Laufes. Siedend heiß faͤllt nun der Saft in den
                              Laͤuterungskessel, ist von Eiweißstoff bereits frei und kann augenbliklich
                              mit Kalk gelaͤutert werden; der Laͤnge Zeitverlust der lezteren
                              Operation ist fast gaͤnzlich erspart. Der gewonnene Saft erreichte in Blansko
                              eben so acht Grad Beaumé, wie der gleichzeitig bereitete Preßsaft. Aber ein
                              außerordentlicher Unterschied ergab sich in Quantitaͤt und Qualitaͤt
                              der Zukerausbeute. Waͤhrend man dort mit dem gewoͤhnlichen
                              Preßverfahren nur 5 Proc. Rohzuker aus den Runkeln gewann, lieferte das neue
                              Verfahren 8 bis 9 Proc. krystallisirtes Gut. Ueberraschend war die ungemeine
                              Reinheit des Saftes sowohl in Wohlschmak als an Farbe. Ende Maͤrz noch
                              schmekte der concentrirte Saft und die ablaufende Melasse so rein, wie ihn nur die
                              Runkeln vom September zu geben pflegen, und die Farbe erschien so hell, wie man sie
                              von Runkeln erhaͤlt, die frisch von der Ernte genommen werden. Die
                              Zukerkrystalle brauchten bloß ausgepreßt zu werden, um sogleich in Masse fast weiß
                              zu erscheinen, und von der Bitterkeit der Preßsaftmelassen der spaͤteren
                              Jahreszeit war keine Spur vorhanden. Diese erfreulichen Ergebnisse, verbunden mit
                              der Einfachheit und Kuͤrze der Arbeit sichern dem neuen Verfahren einen so
                              uͤberlegenen Vorzug vor den bisherigen Methoden der Zerreibung und des
                              Auspressens oder Auswaschens des Runkelbreies, daß man in der Wahl zwischen beiden
                              keinen Augenblik schwanken kann. Es uͤberwindet jene Hindernisse, welche der
                              vollstaͤndigen Ausziehung des Zukers und der
                              Erhaltung des Ausgezogenen Widerstand leisteten, und
                              bereichert sofort diese Fabrikation auf eine schaͤzbare Weise. Man wird in
                              dem Verfahren Verwandtschaften mit den Methoden der Maceration und Levigation u.a.
                              finden; allein man muß sein Augenmerk auf die wesentlichen Abweichungen davon
                              richten, wenn man die so viel guͤnstigeren Ergebnisse beurtheilen will. Alle
                              Erfahrung zeigt, daß eine kalte Maceration ihren Zwek, den Zuker auszuziehen,
                              durchaus verfehlt; es kann demnach der kalt arbeitende Levigator auch nur abwaschen,
                              nicht ausziehen; er wascht sehr gut ab, und macht weitere Aussuͤßung nahehin
                              uͤberfluͤssig, allein er durchdringt die Runkelpartikeln nicht, und
                              laͤßt den Zuker, den sie im Inneren einschließen, verloren gehen. Außerdem
                              fuͤhrt er alle Nachtheile der Zerreibung, auf der er beruht, in seinem
                              Gefolge. Mittelwarme Maceration aber, wie sie verschiedentlich versucht worden,
                              wirkt zwar etwas besser, jedoch gleichwohl matt; will man mit ihr die
                              Aussuͤßung vollenden, so bedarf es eines langen Zeitraumes, waͤhrend
                              dessen man die Einwirkung des Wassers auf die Runkelschnitten fortdauern lassen muß.
                              Zeitverlust aber ist der Zukerzersezung wegen vor Allem das Verderben dieser
                              Fabrication. Darum mißlangen auch uͤberall die Beaujeu'schen Vorschlaͤge. Hize allein, und zwar volle Siedhize,
                              durchdringt kraͤftig die Runkelsubstanz und loͤst die Bande ihres
                              suͤßen Inhalts; in diesem Zustande entzieht ihr das Wasser, rasch nach
                              eineinander erneuert, mit Schnelligkeit den Zuker bis auf die lezte Spur. Und
                              waͤhrend es dieß vollbringt, fixirt es einerseits den Eiweißstoff gerinnend
                              in den Schnitten, andererseits laͤßt es ihre Gallertsaͤure zum
                              groͤßeren Theile ungeloͤst im Zellgewebe ruhen – große
                              Nebenvortheile, in so fern der Saft um eben so viel reiner erscheint, als er freier
                              von beiden ist. Aber außer dem Schaden durch Zeitverlust und Zukerzersezung
                              scheiterte das Verfahren Beaujeu's noch an einem anderen
                              Gebrechen, das die mechanische Anordnung in sich schloß.
                              Die Runkelschnitten lagen staͤndig aufeinander, ruhten, und das Wasser sollte
                              sie filterartig durchsikern. Das that es aber nicht. Die Schnitten dekten einander,
                              schuͤzten sich gegenseitig, hinderten das Wasser in seiner freien Bewegung
                              und brachten es dahin, daß es sich einzelne Wege, besonders an den Seiten hinab,
                              bahnte; waͤhrend es da aussuͤßte, blieben die Schnitten dort
                              unergriffen, entgingen der Einwirkung, oder gaͤhrten inzwischen wohl gar
                              sauer; Zuker und Zeit gingen mit einander zu Grunde. Bei dem Reichenbach'schen Verfahren besteht dagegen der wesentliche Unterschied,
                              daß nicht bloß das Wasser, sondern daß auch die Runkeln in Bewegung sind, daß jede
                              einzelne Schnitte fuͤr sich frei flottirt, im
                              Wasser hin- und hergeschwungen wird, und zehn Mal aus der Fluͤssigkeit
                              heraustretend und abtraͤufelnd, zehn Mal in frisches Wasser wieder
                              hineinfaͤllt. Alle Theile werden also vielfach umspuͤlt und
                              waͤhrend des Ueberganges von einem Fache in das andere vom Dampfe
                              durchdrungen. Die Freiheit und die Bewegung sind es hier also, welche Alles anders
                              stellen und die rasche und durchgreifende Wirksamkeit erzeugen, deren Mangel die
                              aͤlteren Methoden nachtheilig empfinden. – Indeß hier endigen die
                              Vortheile des Zeitgewinns noch nicht, sie pflanzen sich jezt auf die
                              Laͤuterung fort. Denn der Saft koͤmmt nun nicht kalt, wie aus der
                              Presse oder vom Levigator, oder lau, wie von Beaujeu's
                              Macerator, sondern siedend in den
                                 Laͤuterungskessel, und ist der Betrieb der Fabrik nur groß genug, um
                              schnell einen solchen zu fuͤllen, so ist die ganze Laͤnge Zeit
                              gewonnen, die gewoͤhnlich nothwendig ist, um die Siedhize zu dieser Operation
                              heranzubringen. Rechnet man Alles zusammen, so kann in einer großen Fabrik zwischen
                              dem Aufschuͤtten der Runkelruͤben und dem Ablassen des
                              gelaͤuterten Saftes aus dem Laͤuterungskessel eine Viertelstunde Zeit
                              ausreichen – ein Intervall, dessen Kuͤrze die groͤßte
                              Buͤrgschaft fuͤr vollstaͤndige Erhaltung des gewonnenen Zukers
                              gewahrt, der aber nach der bisherigen Methode im Großen wohl
                              fuͤnfzehn- bis zwanzigfach verbraucht wurde. Die Laͤuterung
                              liefert eine schoͤne, rein weiße Schaumdeke, welche nichts von der schmuzigen
                              Faͤrbung des Preßsaftes hiebei hat. Auf den ersten Anblik koͤnnte man
                              gegen diese Methode einwenden, daß sie Brennstoff zur Aussuͤßung aufbrauche,
                              wo andere dessen bei kalter Behandlung nicht beduͤrfen; diese
                              Bemaͤngelung widerlegt sich aber leicht durch die Hinweisung auf die
                              Laͤuterung, bei welcher fast eben so viel Brennstoff in Ersparung
                              koͤmmt; schon ehe nur die Runkelschnitte untertaucht, ist die
                              Fluͤssigkeit, die sie dem Laͤuterungskessel liefert, im Sieden; die
                              Zeiten der Anwaͤrmung, der Aussuͤßung und der Laͤuterung
                              verschmelzen in einander und loͤsen sich gewisser Maßen in Eins auf. Von dem
                              Instrumente selbst, mittelst dessen diese Verrichtungen vollzogen werden, wird Hr. Reichenbach die Gefaͤlligkeit haben,
                              demnaͤchst eine Beschreibung und Abbildung fuͤr das Polyt. Journal
                              mitzutheilen; er will nicht, wie es jezt in haͤufigem Gebrauch ist, durch ein
                              Erfindungspatent die Anwendung unter Tribut sezen, sondern Jedermann zur freien
                              Benuzung uͤberlassen. – Fuͤr die naͤchste Zukunft
                              verspricht er sich noch eine namhafte Steigerung der Vortheile seiner Methode; er
                              glaubt von der Beobachtung, daß die Runkeln, mit einiger Vorsicht dem bloßen freien
                              Luftzuge ausgesezt, einen ansehnlichen Theil ihres Wassergehaltes ohne weiteres
                              Zuthun entweichen lassen, in der Art vortheilhafte Anwendung machen zu
                              koͤnnen, daß er durch zwekmaͤßige Construction der
                              Aufbewahrungsbehaͤlter die Runkeln dahin bringt, um etwa ein Drittheil
                              freiwillig einzutroknon. Dadurch wird er dann in die Lage kommen, ihren Zukergehalt
                              concentrirter, also verhaͤltnißmaͤßig suͤßere Schnitte zu
                              erhalten; und da der Aussuͤßungssaft seines Apparates sich mit dem
                              natuͤrlichen Suͤßigkeitsgrade der Runkeln ins Gleichgewicht sezt, so
                              haͤtte er dann das Mittel in der Hand, den Saft statt auf 8, gleich auf 14
                              bis 16 Grad Baumé zu bringen, woraus dann weitere bedeutende Ersparnisse an
                              Arbeit und Brennstoff folgen wuͤrden. Vorlaͤufige kleinere Versuche
                              uͤber Lezteres haben ihm die guͤnstigsten Ergebnisse geliefert; die
                              Bestaͤtigungen im Großen sind der naͤchsten Runkelernte vorbehalten.
                              Rechtfertigen sie, wie mit Wahrscheinlichkeit vorauszusehen, die Erwartung, so
                              bringen sie das neue Verfahren auf eine erhoͤhte, gewiß erfreuliche Stufe
                              technischer und oͤkonomischer Ausbildung.
                           
                        
                           Ueber den Einfluß des in der Luft enthaltenen Stikstoffes auf
                              die Vegetation.
                           Hr. Boussingault suchte durch Versuche zu ermitteln, ob,
                              wie man bisher glaubte, der in der atmosphaͤrischen Luft enthaltene Stikstoff
                              bei den waͤhrend der Vegetation Statt findenden Vorgaͤngen
                              unthaͤtig bleibt, oder ob die Vegetabilien von diesem Stikstoffe etwas
                              aufnehmen und zu welchen Zeiten. Er analysirte die Samen vor der Aussaat, ließ sie
                              in einer Luft, welche fortwaͤhrend erneuert und durch Waschen von allem
                              Staube befreit wurde, in Quarzsand und unter Begießung mit destillirtem Wasser
                              keimen und vegetiren. Die auf diese Weise mit Klee und Weizen angestellten Versuche
                              ergaben, daß die Samen beider beim Keimen Kohlenstoff. Wasserstoff und Sauerstoff
                              verlieren, waͤhrend ihr Stikstoffgehalt derselbe bleibt. Bei der weiteren,
                              durch drei Monate beobachteten Vegetation hingegen nahm der Klee eine große Menge
                              Stikstoff, die er nothwendig der Luft entzogen haben mußte, auf, waͤhrend
                              sich der Stikstoffgehalt des Weizens nicht im Geringsten vermehrte. Hr. B. zieht aus
                              seinen Beobachtungen den Schluß, daß alle Pflanzen waͤhrend der Vegetation
                              Stikstoff aufnehmen, und daß, wenn in dieser Hinsicht ein Unterschied Statt findet,
                              derselbe wahrscheinlich nur in der Zeit, zu der die Aufnahme geschieht, zu suchen
                              ist. – Beinahe gleichzeitig mit Hrn. B. beschaͤftigte sich auch Hr.
                              Payen mit diesem Gegenstande, naͤmlich mit der
                              Verbreitung des Stikstoffes in den Pflanzentheilen. Er hatte bekanntlich
                              fruͤher gefunden, daß die Wurzelzaserchen oder Radicellen eine solche Menge
                              Stikstoff halten, daß sie bei der Destillation freies oder kohlensaures Ammoniak
                              entbinden. Seine neueren Versuche fuͤhrten ihn nun zu der Behauptung, daß
                              jedes in der Entwikelung begriffene vegetabilische Organ eine große Menge
                              stikstoffhaltiger Substanz enthalte, und daß dieser Gehalt in dem
                              Verhaͤltnisse abnimmt, als die Entwikelung weiter vorruͤkt. Ferner
                              uͤberzeugte sich Hr. Payen, daß die Holzarten
                              einen Saft enthalten, der reich an solchem stikstoffigen Bestandtheile ist. Wenn man
                              durch ein frisch abgeschnittenes Staͤbchen Holz eine große Menge Wasser
                              stroͤmen laͤßt, so wird demselben aller Stikstoff entzogen. Hieraus
                              erklaͤrt sich die Rolle, welche die zur Conservirung des Holzes empfohlenen
                              Substanzen spielen; sie bringen naͤmlich den stikstoffhaltigen Bestandtheil
                              zum Gerinnen und machen ihn in Wasser unaufloͤslich. (Aus dem Echo du monde savant. No. 305)
                           
                        
                           Tinte fuͤr Stahlfedern.
                           Bekanntlich wirkt die gewoͤhnliche Tinte zerstoͤrend auf die
                              Stahlfedern ein, weil sie nur loker an ihre Bestandtheile gebundene
                              Schwefelsaͤure enthaͤlt, die sich aus dem, durch den Gerbestoff
                              zersezten Eisenvitriol abscheidet; uͤberdieß sezt man noch Essig zu, um den sich
                              bildenden Extractabsaz wieder aufzuloͤsen und die dik gewordene Tinte wieder
                              fluͤssig zu machen. Daß diese Saͤuren den Stahl angreifen und folglich
                              die Spize der davon verfertigten Federn unbrauchbar machen, ist bekannt, und es
                              haben viele diese bequemen Adern aus diesem Grunde wieder bei Seite gelegt; es fehlt
                              also nur an einer guten Tinte, welche keine Saͤuren enthaͤlt. Die
                              schwarze Tusche laͤßt sich aus mehreren Gruͤnden nicht gebrauchen und
                              die im polytechnischen Journal Bd. XLVII. S.
                                 440 zu diesem Behuf angegebene Tinte aus Campecheholz, Alaun, Candiszuker
                              und arabischem Gummi, ist ebenfalls sehr mangelhaft und bedarf noch eines
                              sogenannten Limpidiums, um sie fließen zu machen, das wieder schwefelsaures
                              Eisenoxyd oder Eisenoxydul enthaͤlt. Hr. Dr.
                                 Haͤnle versuchte daher eine Tinte darzustellen, welche dem Zweke
                              vollkommen entspricht, rabenschwarz ist, diese Farbe dem gerbesauren und
                              gallussauren Eisenoxyd verdankt und keine Saͤure enthaͤlt; er findet
                              sie auch unter allen anderen als die beste. Man bereitet sie auf folgende Weise:
                           Eine beliebige Menge, etwa 1/4 Pfund Eisenvitriol, wird in einem irdenen Topf auf
                              starkem Feuer gegluͤht, bis eine rothe Masse entstanden ist, wodurch das
                              Eisenoxydul in rothes Oxyd umgewandelt und die Schwefelsaͤure bis auf einen
                              sehr geringen unschaͤdlichen Antheil ausgetrieben wird. Dieses Oxyd wird fein
                              gepulvert und zum Gebrauche aufbewahrt. Um nun die Tinte zu verfertigen sezt
                              man:
                           groͤblich gestoßene schwarze Gallaͤpfel 1 Loth,
                           arabisches Gummi 1/2 Loth,
                           Regenwasser 10 Loth
                           in einer Flasche 34 Stunden lang an, waͤhrend welcher
                              Zeit einige Mal geschuͤttelt wird. Hierauf fuͤgt man bei:
                           von obigem Eisenoxyd 1/3 Quentchen.
                           Diese Tinte wird sogleich schwarz und greift die Federn nicht an; troknet sie ein, so
                              verduͤnnt man sie mit etwas Wasser und sollte sie spaͤterhin
                              schimmeln, so sezt man einige Tropfen Kreosotwasser oder einige Gran Queksilberoxyd
                              zu. (Mittheilungen des Gewerbsvereins in Lahr. Erster Jahrgang.)
                           
                        
                           Literatur.
                           
                              Franzoͤsische.
                              
                                 Rapport du jury central de l'exposition des produits
                                       de l'industrie française en 1835; par M. le baron Ch.Dupin. 3 vol.
                                       8.
                                 
                                    Manuel pratique du petit fabricant de sucre de
                                       betteraves dans le midi de la France; par M.
                                    Lacroix
                                    fils. 8.
                                    
                                 Mémoire sur la culture du mûrier et sur
                                       l'education des vers à soie dans les départements du nord
                                       de la France; par M.Kiquier. 8.
                                 Manuel économique des brasseries; parSougenet. 8.
                                 L'industrie dans le Cantal; par M.Grenier. 8.
                                 Notice sur la concentration des jus sucrés et
                                       la cuisson des sirops; par M.Degrand. 8.
                                 
                                    Fabrication et raffinage du sucre; par le
                                       même. 8.
                                    
                                 Dictionnaire de l'agriculture et de la campagne; par
                                       l'abbéBesançon. 1
                                       vol. 8.
                                 Nouveau cultivateur; par M.Jeanneteau. 1 vol.
                                       12.
                                 
                                    Recueil et choix des meilleures recettes applicables
                                       à l'économie domestique. 12.
                                    
                                 Vade-mecum de l'orfèvre et du
                                       bijoutier; par E.Fessart. 1 vol.
                                       8.
                                 
                                    Annuaire de la boulangerie de Paris. 12.