| Titel: | Versuche über Holzverkohlung in verschlossenen Räumen; von Hrn. Sauvages. | 
| Fundstelle: | Band 68, Jahrgang 1838, Nr. XLVII., S. 209 | 
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                        XLVII.
                        Versuche uͤber Holzverkohlung in
                           verschlossenen Raͤumen; von Hrn. Sauvages.
                        Aus den Annales des mines, Bd. XI. S. 548 im
                           polytechnischen
                                 Centralblatt, 1838, Nr. 6.
                        Sauvages, uͤber Holzverkohlung.
                        
                     
                        
                           Zu den folgenden Versuchen des Verf. hat die Anwendung des theilweise verkohlten
                              Holzes (charbon roux) in Hohofen in Haraucourt
                              Veranlassung gegeben. In den dort angewendeten Verkohlungsoͤfen wird
                              naͤmlich das Holz in der Mitte nicht so stark verkohlt, wie an den Winden;
                              nach 2 Stunden hatten Holzstuͤke in der Mitte noch nicht an Gewicht verloren,
                              sondern sogar
                              zuweilen, durch Aufnahme von Wasser und fluͤchtigen Substanzen aus dem an den
                              Wanden liegenden Holze, etwas zugenommen. Der Verf. nahm sich vor, das in Haraucourt
                              verwendete Holz vom frischen Zustande an, durch die verschiedenen Stadien der
                              Verkohlung hindurch zu untersuchen. Die Resultate dieser Untersuchung sind im
                              Folgenden mitgetheilt.
                           Zuvoͤrderst unterwarf man Stuͤke von Eichen-, Eschen-,
                              Buchen-, Pappeln- und Weidenholz (welche Hoͤlzer allein in
                              Haraucourt verwendet werden) folgenden Versuchen: Man bestimmte zuerst das
                              hygrometrische Wasser des (bereits lufttroknen) Holzes, indem man die Stuͤke
                              erst 3 Tage lang auf 100° C. und dann allmaͤhlich bis 130°
                              erwaͤrmte, bei welcher Temperatur man sie einige Stunden ließ, bis die lezten
                              drei Waͤgungen uͤbereinstimmten; bei dieser Temperatur braͤunte
                              sich das Holz. Der Verlust betrug 27,5 Proc. Man machte darauf die Probe mit
                              Bleiglaͤtte, wobei die harten Hoͤlzer 12,65, die weichen 12,26, beide
                              gemengt 12,75 Blei gaben, woraus ihr Kohlenstoff-Aequivalent = 37,5 Proc.
                              Dann bestimmte man noch durch rasche Verkohlung im bedekten Platintiegel die
                              zuruͤkbleibende Kohle und endlich die Asche. Mit Weglassung der
                              Wasserbestimmung wurde eben so die aus den erwaͤhnten Hoͤlzern in
                              Meilern (mit 17 Procent Ertrag) gewonnene Kohle untersucht. Hierauf folgten 5
                              Versuche mit theilweise verkohltem Holze, welches man auf die Art erhielt, daß man
                              jedesmal 217 Kilogramme oder 0,67 Kubikmeter lufttrokenes Holz (worunter 2/3
                              welches) in einen verschlossenen Verkohlungsofen brachte, aber das eine Mal 3, das
                              zweite Mal 4, das dritte Mal 5, das vierte Mal 5 1/2, das fuͤnfte Mal 6 1/2
                              Stunde darin ließ. Nach Beendigung jedes Versuchs wurde das Product dem Gewicht und
                              Maaß nach bestimmt, und aus den verschiedenen Theilen des Ofens Stuͤke
                              ausgewaͤhlt, welche man dann zusammen den oben angefuͤhrten Versuchen
                              unterwarf. Diese 5 Versuche sind mit A, B, C, D, E
                              bezeichnet worden. Das Holz unter E ist eigentlich in
                              dem Zustande, wie es im Hohofen angewendet wird. – Die Resultate stellen wir
                              in folgenden Tabellen zusammen.
                           Tabelle I.
                           
                              
                                     Holz
                                 
                                 
                                 
                                    A.
                                    B.
                                    C.
                                    D.
                                    E.
                                 Meilerkohle
                                 
                              
                                   217 Kil.0,67
                                    Km.1,00  –3,33  –
                                 
                                    
                                    
                                   gebenAusbeute
                                 
                                    
                                    
                                   142 Kil.0,58
                                    Km.0,862,60
                                   115 Kil.0,51
                                    Km.0,762,33
                                   102 Kil.0,39 Km.
                                    0,581,75
                                     90 Kil.0,37
                                    Km.0,551,66
                                     85 Kil.0,35
                                    Km.0,521,60
                                       37
                                    Kil.  0,22
                                    Km.  0,33  1,00
                                 
                              
                                 Darin verhaͤlt sich das
                                    Aequivalent Kohlenstoff wie
                                 
                              
                                 2,52
                                 
                                    :
                                 
                                 2,00    :
                                 1,87    :
                                 1,80    :
                                 1,60    :
                                 1,60    :
                                   1,00
                                 
                              
                           
                           Tabelle II.
                           
                              
                                           
                                    Holz
                                 
                                    A.
                                    B.
                                    C.
                                    D.
                                    E.
                                 Meilerkohle
                                 
                              
                                 Kohle
                                   12,6
                                   19,0
                                   25,7
                                   37,4
                                   42,1
                                   46,0
                                       79
                                 
                              
                                 Asche
                                     1,2
                                     1,8
                                     2,3
                                     2,6
                                     2,9
                                     3,0
                                         7
                                 
                              
                                 fluͤcht. Subst.
                                   58,7
                                   79,2
                                   72,0
                                   60,0
                                   55,0
                                   51,0
                                       14
                                 
                              
                                 hygr. Wasser
                                   27,5
                                     –
                                     –
                                     –
                                     –
                                     –
                                        –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0
                                 100,0
                                 100,0
                                 100,0
                                 100,0
                                 100,0
                                     100
                                 
                              
                           Tabelle III.
                           
                              
                                 1 Gewichtstheil
                                    Holz
                                     A.
                                     B.
                                     C.
                                     D.
                                     E.
                                 Meilerkohle
                                 
                              
                                 gibt Blei
                                   12,75
                                   16,4
                                   18,2
                                   19,72
                                   20,4
                                   21,76
                                      28,9
                                 
                              
                                 entspricht also
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                     Kohle:
                                   0,375
                                   0,480
                                   0,530
                                   0,580
                                   0,600
                                   0,64
                                      0,85
                                 
                              
                                 folgl. ensprechen die
                                    fluͤcht.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Theile Kohle:
                                   0,249
                                   0,290
                                   0,273
                                   0,206
                                   0,179
                                   0,18
                                      0,06
                                 
                              
                           Tabelle IV.
                           
                              
                                 
                                 Gewicht
                                 Kohle, durch  
                                    schnelleVerkohlung
                                 Fluͤchtige   Stoffe
                                  Heizkraft (pouvoircalorifique)
                                 Kohlenstoff-aͤquivalent
                                 Heizkraft
                                    der  fluͤchtigen  Substanzen
                                 Kohlenstoff-
                                    aͤquivalent  derselben
                                 
                              
                                 
                                    Kil.
                                       Kil.
                                      Kil.
                                 
                                       Kil.
                                 
                                       
                                    Kil.
                                 
                              
                                 Rohes Holz
                                     1
                                     0,126
                                    0,850
                                    0,375
                                     0,375
                                       0,30
                                      0,250
                                 
                              
                                 Trokenes Holz
                                  0,725
                                     0,126
                                    0,575
                                    0,517
                                     0,375
                                       0,43
                                      0,250
                                 
                              
                                           A
                                  0,654
                                     0,124
                                    0,516
                                    0,480
                                     0,314
                                       0,36
                                      0,190
                                 
                              
                                           B
                                  0,530
                                     0,137
                                    0,381
                                    0,530
                                     0,280
                                       0,37
                                      0,143
                                 
                              
                                           C
                                  0,470
                                     0,173
                                    0,280
                                    0,580
                                     0,272
                                       0,36
                                      0,100
                                 
                              
                                           D
                                  0,415
                                     0,174
                                    0,228
                                    0,600
                                     0,250
                                       0,33
                                      0,075
                                 
                              
                                           E
                                  0,395
                                     0,184
                                    0,201
                                    0,640
                                     0,250
                                       0,33
                                      0,066
                                 
                              
                                 Meilerkohle
                                  0,172
                                     0,136
                                    0,024
                                    0,850
                                     0,146
                                       0,42
                                      1,010
                                 
                              
                           Die ersten drei Tabellen erklaͤren sich von selbst; aus der ersten Tabelle
                              beiden lezten Reihen geht hervor, daß das bis auf den Grad E verkohlte Holz bei gleichem Volumen dasselbe Aequivalent Kohle
                              repraͤsentirt wie Meilerkohle. – Die vierte Tabelle enthaͤlt
                              die Resultate nach dem Fortschreiten der Verkohlung geordnet, welches sich daraus
                              sehr leicht uͤbersehen laͤßt; die erste Columne der Tabelle
                              enthaͤlt die Ausbeute dem Gewicht nach, auf 1 Kil. Holz bezogen. Diejenigen
                              Columnen, welche die Heizkraft enthalten, sind auf die Heizkraft des Kohlenstoffs =
                              1 bezogen. Aus Tabelle IV. geht das merkwuͤrdige Resultat hervor, daß die
                              Menge Kohle, welche man durch rasche Calcination gewinnt, mit dem Fortschreiten der
                              trokenen Destillation
                              zunimmt (die Meilerkohle, unter ganz anderen Umstaͤnden erzeugt, wird hier
                              ausgenommen). Obgleich die absolute Menge Kohlenstoff in den
                              Ruͤkstaͤnden allmaͤhlich abnimmt (durch Verlust
                              fluͤchtiger Stoffe), so geben doch die lezten Ruͤkstaͤnde durch
                              Calcination weit mehr Kohle als das Holz selbst. Der Kohlenstoffreichthum der
                              Ruͤkstaͤnde waͤchst ebenfalls mit dem Fortschreiten der
                              Destillation. Ist einmal das Wasser ausgetrieben, so geht die ganze Wirkung der Hize
                              auf Entfernung der brennbaren fluͤchtigen Substanzen und man sieht aus der
                              Tabelle, wie die Abnahme derselben fortschreitet, wie viel an
                              Kohlenstoff-Aequivalent dadurch allmaͤhlich dem Holze entzogen wird
                              und wie der relative Kohlengehalt der entweichenden fluͤchtigen Theile
                              steigt, und sie immer sauerstoffarmer werden. Indessen nimmt fast in demselben
                              Verhaͤltniß, wie dieser Kohlengehalt der fluͤchtigen Theile zunimmt,
                              auch die entweichende Menge ab, so daß von A – E
                              die Heizkraft der verloren gehenden Theile ziemlich constant bleibt. – Das
                              oben angefuͤhrte merkwuͤrdige Resultat, daß das bis zum Grade E verkohlte Holz bei gleichem Volumen gleichviel
                              Kohlenstoff entspricht, wie Kohle, ist bekanntlich von Berthier, ehe er noch etwas von den Versuchen uͤber theilweise
                              Verkohlung wußte, vorausgeahnet und als das zu erreichende Ziel bezeichnet worden.
                              In der That ist auch dieser Punkt der vortheilhafteste, der in der Praxis erreicht
                              werden kann. So wie die Verkohlungsgrade abnehmen, entfernen sich die
                              Verhaͤltnißzahlen mehr von einander, wie Tab. I. zeigt. Man hat also in dem
                              charbon roux E das Brennmaterial, welches bei 1/3
                              des Gewichts und 1/2 des Volumens dieselbe Oekonomie gewaͤhrt, wie trokenes
                              Holz (naͤmlich bei Benuzung der Gichtflamme zu dessen Bereitung) und dabei
                              vor dem Holze den Vorzug des geringeren Volumens und (wegen des geringeren Gehalts
                              an fluͤchtigen Theilen) der groͤßeren Zusammenhaltung der Hize
                              – vor der Kohle aber, außer dem billigeren Preise den der groͤßeren
                              Dichtigkeit, der geringeren Zerbrechlichkeit, die Eigenschaft, kein Wasser
                              anzuziehen, hat. – Indessen ist in der Praxis die Graͤnze nicht so
                              enge und auch weniger verkohlte Holztheile erfuͤllen den Zwek, da das
                              groͤßere Volumen durch den groͤßeren Gehalt an Kohlenstoff zum Theil
                              wieder compensirt wird. Da also in der Praxis eine ganz vollkommen
                              gleichmaͤßige Verkohlung gar nicht erfordert wird, so waͤre es wohl
                              moͤglich, den aͤußersten Punkt der Oekonomie in dieser Hinsicht zu
                              erreichen, naͤmlich das zum Theil verkohlte Holz unmittelbar im Walde in
                              Meilern zu erzeugen. – Wenn man den Aufwand an Brennmaterial in den
                              Hohoͤfen vergleicht, der noͤthig wird, wenn man mit Holz, Kohle oder
                              charbon roux arbeitet, so findet man freilich, daß
                              der absolute Kohlenstoffgehalt in den Brennmaterialquantitaͤten, welche der Ofen verbraucht,
                              selbst im guͤnstigste Falle, bei Anwendung des charbon
                                 roux E, immer groͤßer ist, als bei Kohle, daß also die absolute
                              Kohlenstoffconsumtion groͤßer ist – was an den fluͤchtigen
                              Stoffen liegt. Indessen spricht dieß natuͤrlich nicht gegen die praktische
                              Oekonomie des Verfahrens.
                           Wir haben nun noch kurz die aͤußeren Eigenschaften der Proben A – E anzugeben: A
                              war oberflaͤchlich schwarz, im Inneren fast nicht veraͤndert, nur
                              zuweilen braun, ließ sich gut sagen. In der Mitte der Oefen von Haraucourt finden
                              sich oft noch solche Staͤken. Der Hohofen von Vendresse soll sogar nur so
                              wenig verkohltes Holz brennen, und mit gutem Erfolge. – B ist im Inneren schon kaffeebraun, zeigt aber noch
                              Holztextur und laͤßt sich nicht brechen. – C ist zum Theil schon zerbrechlich, die Farbe des Staubs ist die des
                              Tabaks. – D ist sehr gleichartig, noch etwas
                              schwer zerbrechlich, chocoladenbraun, zuweilen ganz schwarz, leicht pulverisirbar,
                              zieht kein Wasser an, gibt bei starker Hize Oehl und Theer, Kali zieht einen braunen
                              Stoff aus. – E ist sehr leicht zerbrechlich und
                              pulverisirbar, von Kohle fast nur durch die braune Farbe verschieden; es wird sehr
                              schwer von Aezkali angegriffen.