| Titel: | Ueber die Explosionen der Dampfkessel. Von Hrn. Jobard. | 
| Fundstelle: | Band 68, Jahrgang 1838, Nr. LXVIII., S. 330 | 
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                        LXVIII.
                        Ueber die Explosionen der Dampfkessel. Von Hrn.
                           Jobard.
                        Im Auszuge aus dem Recueil industriel, Novbr. 1837, S.
                              109.
                        Jobard, uͤber die Explosionen der Dampfkessel.
                        
                     
                        
                           Ich uͤbergehe die durch eine regelmaͤßige Spannung des Dampfes
                              bedingten Explosionen, da diese, seit man den Kesseln eine cylindrische Form gibt,
                              und seit man sie aus Eisenblech verfertigt, ziemlich selten geworden sind. Ich kann
                              dieß um so mehr thun, als die gewoͤhnlichen Ventile, wenn ihr Spiel nicht
                              gestoͤrt ist, ein hinreichendes Schuzmittel dagegen abgeben. Ebenso
                              uͤbergehe ich die durch Eindruͤkung erfolgenden Explosionen, die dann
                              eintreten, wenn im Inneren des Kessels durch Verdichtung des Dampfes ein leerer Raum
                              entsteht. Es gibt aber noch eine dritte Ursache, in Betreff welcher man erst seit
                              einigen Jahren nach langen Versuchen auf die wahre Spur gekommen ist, und zu deren
                              Erklaͤrung einige das Wasserstoffgas zu Huͤlfe nehmen zu
                              muͤssen glaubten, obschon die Ursache in ganz etwas anderem gesucht werden
                              muß.
                           Durch das Sinken des Wasserspiegels im Kessel kann ein Theil der bloßgelegten
                              Waͤnde zum Rothgluͤhen kommen. Nach den meisten Schriftstellern wird,
                              wenn in diesem Falle eine große Wassermenge in den Kessel kommt, ploͤzlich
                              eine so große Menge Dampf erzeugt, daß augenbliklich eine Explosion erfolgen muß.
                              Dieß ist aber eine schlechte Erklaͤrung einer wirklichen Wahrheit; denn um
                              eine solche Explosion zu erzeugen, muͤßte man es eigens darauf anlegen, und
                              1) die Maschine anhalten; 2) den Kessel leeren; 3) heizen; 4) das Spiel des
                              Schwimmers hemmen; und 5) dem Wasserstrahle freien Lauf lassen:
                              unumgaͤngliche Bedingungen, die selten gleichzeitig vorhanden sind. Immer
                              werden im Augenblike der Explosion einige Zoll hoch Wasser vorhanden gewesen seyn;
                              und wenn dem so ist, so wuͤrden die dem heftigsten Feuer ausgesezten Theile
                              in so hohem Grade gluͤhend werden, daß sie sich erweichen, aufblaͤhen
                              und als die schwaͤchsten Theile zerreißen, bevor der Kessel in die Luft
                              springt. Der Kessel wuͤrde dann aus seinem Size gerissen und durch den
                              Ruͤkstoß ganz in die Luft geschleudert werden, was man noch nie bemerkte.
                              Beinahe immer fand man hingegen in der Linie des Wasserspiegels, mithin an dem
                              heißesten und schwaͤchsten Theile, eine Zerreißung, in Folge deren der obere
                              Theil des Kessels nach Oben und der untere nach Unten geschleudert wurde. Wenn sich nun noch Wasser im
                              Kessel befindet und man laͤßt neues hinzutreten, so wird der Wasserspiegel
                              allmaͤhlich laͤngs der gluͤhenden Kesselwaͤnde steigen,
                              und in diesem Augenblike erfolgt, wie man glaubt, die Explosion durch den
                              uͤbermaͤßig erzeugten Dampf: ein Irrthum, der noch leichter
                              nachzuweisen ist. Jedermann kennt das Verhalten eines Wassertropfens auf einer
                              gluͤhenden Eisenplatte und dessen langsame Verdunstung, weil entweder Dampf
                              oder ausstrahlende Waͤrme zwischen ihn und die Metalloberflaͤche
                              tritt, so daß eine Abstoßung erfolgt. Schlaͤgt man mit einem Hammer auf einen
                              solchen Wassertropfen und zerdruͤkt man ihn auf dem Eisen, so erfolgt, wenn
                              die Wassermenge etwas bedeutend ist, ein Knall, wie von einem Pistolenschusse. Man
                              weiß ja, daß Schmiede auf diese Weise oͤfter die Leute erschreken, indem sie
                              auf weißgluͤhendes Eisen etwas Wasser sprizen und dann darauf schlagen. Perkins wies bis zur Evidenz nach, daß Wasser, welches in
                              einem zum Weißgluͤhen erhizten Cylinder eingeschlossen ist, dessen
                              Waͤnde nicht beruͤhrt, sondern stets durch eine Schichte
                              ausstrahlender Waͤrme davon getrennt bleibt. Er zeigte, daß wenn man den
                              eisernen Pfropf auszieht, womit ein Loch, welches in einem mit Wasser
                              gefuͤllten und bis zum Rothgluͤhen erhizten Cylinder angebracht ist,
                              verschlossen ward, bei diesem Loche auch kein Atom Dampf eher austritt, als bis der
                              Cylinder so weit abgekuͤhlt ist, daß er schwarz erscheint; woraus er denn
                              schloß, daß der Waͤrmestoff ein concentrirter Koͤrper ist, der hier in
                              diesem Falle das Loch versperrte und den Dampfaustritt hinderte.
                           Dasselbe geht in einem Kessel vor, dessen Waͤnde rothgluͤhend geworden
                              sind, und in welchem dann der Wasserspiegel durch das Spiel der Speisungspumpe
                              allmaͤhlich wieder zum Steigen kommt. Die Dampferzeugung kann in diesem Falle
                              keine ploͤzliche blizaͤhnliche seyn, sondern sie ist eine
                              regelmaͤßig zunehmende, wie man sie bei guter Arbeit des Kessels
                              wuͤnscht. Damit eine Explosion erfolgen koͤnnte, muͤßte der
                              Kessel socher Maßen bewegt werden, daß das Wasser mit Gewalt gegen die ganze
                              uͤberhizte Wand geschleudert wird: ein Fall, der auf den Dampfbooten
                              allerdings eintritt. Hier erzeugt das Anschlagen des Wassers gegen die
                              gluͤhende Wand dieselbe Wirkung wie der Schlag mit dem Hammer auf einen
                              Wassertropfen; das Wasser uͤberwaͤltigt die Repulsivkraft des
                              ausstrahlenden Waͤrmestoffes und kommt mit dem Metalle in Beruͤhrung,
                              wo dann kein Ventil, wenn es auch die Groͤße eines Meters, haͤtte, und
                              uͤberhaupt kein Mittel einen Schuz gewaͤhrt; denn die stattfindende
                              Detonation wirkt wie Knallpulver.
                           An den stehenden Dampfmaschinen kann, auch wenn die Kesselwaͤnde zum
                              Gluͤhen kommen, durch das von der Speisungspumpe eingetriebene Wasser, welches
                              bei jedem Kolbenhube gewoͤhnlich nur einen Liter betraͤgt, keine
                              Explosion erzeugt werden, indem hiedurch ein zu unbedeutendes Steigen des
                              Wasserspiegels auf ein Mal bewirkt wird, und indem hiedurch keine
                              uͤbermaͤßige Menge Dampf entwikelt werden kann. Alle auf dieser Basis
                              beruhenden Hypothesen und Erklaͤrungen sind demnach ungegruͤndet; die
                              Explosion kann vielmehr nur dann Statt finden, wenn man bei dem angegebenen Stande
                              der Dinge den Hahn oͤffnet, um die Maschine in Gang zu sezen, oder wenn man
                              absichtlich oder zufaͤllig das Sicherheitsventil oͤffnet. Es hat sich
                              dieß beinahe bei allen uͤber die Explosionen angestellten Untersuchungen, in
                              so fern ja ein Aufschluß zu erhalten war, ergeben. Die Erklaͤrung, warum hier
                              etwas, wodurch man die Gefahr zu beseitigen meint, dieselbe gerade erst erzeugt, ist
                              leicht zu geben.
                           So wie sich das Ventil hebt, entweicht eine Masse Dampfblasen, welche bisher durch
                              den Druk im Wasser zuruͤkgehalten wurden, mit Ungestuͤm aus diesem, um
                              die Oeffnung zu gewinnen, wobei sie nothwendig Wasser mit sich fortreißen. Die
                              ersten an die Muͤndung gelangenden Blasen werden nothwendig jene seyn, welche
                              den geringsten Raum zu durchlaufen haben: mithin jene, die aus der senkrecht unter
                              der Muͤndung befindlichen Wassermenge entweichen. Es muß dieß um so mehr
                              geschehen, als der Druk gerade an dieser Stelle am meisten vermindert wird. Die
                              Folge hievon ist, daß der mit Wasser vermengte Dampf durch sein Ausstroͤmen
                              dem uͤbrigen Dampfe den Weg versperrt, und daß dieser leztere also
                              fortfaͤhrt auf das Wasser an den beiden Enden zu druͤken, und es
                              mithin zwingt, an der Basis des Kegels, der bei der Muͤndung ausgeworfen
                              wird, emporzusteigen, so daß der Kessel am Ende ganz geleert werden wuͤrde,
                              wenn man dieß (was das kluͤgste waͤre und was man immer geschehen
                              lassen sollte) zugaͤbe. Allein man thut gerade das Gegentheil; man
                              laͤßt das versuchsweise aufgehobene Ventil in dem Momente, wo Wasser
                              ausgeworfen wird, d.h. im Momente, wo sich der Wasserkegel gebildet hat, und wo
                              alles im Kessel enthaltene Wasser gleichsam bergartig gegen die geoͤffnete
                              Ventilmuͤndung aufgethuͤrmt ist, schnell wieder niederfallen. Die
                              Folge hievon ist, daß die aufsteigende Bewegung unterbochen wird; daß die
                              Fluͤssigkeit ploͤzlich in sich zusammensinkt, und daß die hiedurch
                              erzeugten Wogen mit Gewalt gegen die uͤberhizten Kesselwaͤnde
                              anschlagen. Hiemit tritt aber erst wahre Gefahr ein; denn die Wasserwogen bedeken
                              ploͤzlich von allen Seiten die gluͤhenden Kesselwaͤnde, und es
                              tritt eine der oben erwaͤhnten aͤhnliche Dampfdetonation ein. Der
                              Widerstand des ausstrahlenden Waͤrmestoffes wird durch die Heftigkeit der
                              zuruͤkkehrenden Wasserwogen uͤberwunden; die Fluͤssigkeit wird aber von dem
                              brennenden Metalle, womit sie nun in Beruͤhrung kommt, und durch das hiebei
                              Statt findende Prasseln quer durch den Dampf geschleudert, der um so trokener und
                              mit Waͤrmestoff uͤberladener ist, je laͤnger er mit dem
                              rothgluͤhenden Eisen in unmittelbarer Beruͤhrung gestanden. Der
                              entstehende Wasserregen verwandelt sich augenbliklich in Dampf, dessen Spannung um
                              so groͤßer ist, je trokener und heißer dieser fruͤher war, und je
                              weniger Spannung er hatte, was man auch aus dem langsameren Gange der Maschine vor
                              Eintritt der Explosion bemerkt.
                           Es ist nicht wahrscheinlich, daß zwei oder drei Ventile mehr dem auf diese Weise
                              ploͤzlich erzeugten Dampfe hinreichenden Austritt gestatten koͤnnen;
                              ja nicht ein Mal 100 Ventile werden die Gefahr heben. Denn es handelt sich nicht
                              mehr um einen einfachen Druk, sondern um eine blizaͤhnliche Zerschmetterung,
                              und der Ruͤkstoß allein wird hinreichen, um selbst den staͤrksten
                              Kessel zu zertruͤmmern; gleichwie dieß durch eine Pulverexplosion in einem
                              geschlossenen Gefaͤße bewirkt wird.
                           Ich habe gesagt, daß mehrere Explosionen im Augenblike, wo man die Maschine in Gang
                              sezt, erfolgen. Die Erklaͤrung hiefuͤr ist dieselbe. So bald man
                              naͤmlich den zum Cylinder fuͤhrenden Hahn oͤffnet, wirft sich
                              gegen diese Oeffnung eine Masse mit Wasser uͤberladenen Dampfes; es erfolgt
                              eine Art von Saugung, welche das Wasser zwingt sich kegelfoͤrmig zu erheben;
                              und beim Zuruͤksinken des Wassers tritt dann derselbe Fall ein, den ich eben
                              beschrieben habe. Diese Saugung bemerkt man aus der Schwingung, in die der Schwimmer
                              kommt, wenn man den Hahn oͤffnet. Ein sorgsamer Heizer wird daher, um allen
                              Unfaͤllen zu begegnen, seinen Hahn nur allmaͤhlich oͤffnen; und
                              hierauf haben auch die Maschinisten der Locomotiven sorgsam zu sehen, nicht als ob
                              fuͤr diese gleichfalls eine Explosion zu befuͤrchten stuͤnde,
                              sondern um das Fortreißen von Wasser in die Cylinder zu verhuͤten, oder
                              vielmehr um der von der Klugheit gegebenen Vorschrift in allen Dingen
                              Erschuͤtterungen zu vermeiden, zu genuͤgen.
                           Es ist ganz irrig, wenn man glaubt, das Wasser eines stehenden Kessels bleibe
                              waͤhrend des Spieles der Maschine ruhig; es bewegt sich vielmehr bei jedem
                              Kolbenhube gegen die Muͤndung der Dampfroͤhre und dann wieder
                              zuruͤk, wie man dieß sowohl an dem Zeiger des Schwimmers, als auch an der den
                              Wasserspiegel andeutenden Roͤhre bemerken kann, wenn eine solche vorhanden
                              ist. Man muß, um sich von gewissen, directer Beobachtunge entzogenen
                              Vorgaͤngen Rechenschaft zu geben, zur Analogie seine Zuflucht nehmen; und da man nicht wohl
                              sehen kann, was im Inneren eines Dampfkessels vorgeht, so schien es mir, daß sich
                              wohl sichtbare, denselben Gesezen unterliegende Erscheinungen erzeugen ließen, wenn
                              man in einem glaͤsernen Gefaͤße mit Gas anstatt mit Dampf arbeiten
                              wurde.
                           In der Ueberzeugung also, daß sich mit kohlensaurem Gase
                              uͤbersaͤttigtes Wasser eben so verhalten wuͤrde wie Wasser,
                              welches mit Dampf gesaͤttigt ist, ließ ich mir einen glaͤsernen
                              cylindrischen Kessel von 15 Zoll Laͤnge auf 4 Zoll im Durchmesser
                              verfertigen, in dessen Mitte sich eine die Ventiloͤffnung vorstellende
                              Tubulirung befand. Diesen Cylinder fuͤllte ich zu einem Drittheile mit
                              Wasser, welches mittelst einer mir zu Gebot stehenden Maschine mit kohlensaurem Gase
                              uͤbersaͤttigt worden, und zwar unter der Anwendung eines Drukes von
                              fuͤnf Atmosphaͤren. Nach Ausziehung des Pfropfes, womit die Tubulirung
                              verschlossen war, entwichen vom Grunde des Kessels aus Gasblasen mit solcher
                              Heftigkeit, daß nicht bloß Gas, sondern ein mit Gas vermengter Wasserstrahl bei der
                              Muͤndung ausstroͤmte. Zugleich sammelte sich in Folge des von dem Gase
                              ausgeuͤbten Drukes das Wasser gegen den Mittelpunkt hin, wo der Druk geringer
                              war, als anderwaͤrts; und es zeigte sich in dem Maaße, als das Wasser durch
                              die Muͤndung entwich, eine Art von Saugung. Ich bemerkte leicht die Bildung
                              eines Kegels, dessen Spize die Muͤndung erreichte, und dessen Curve die
                              Gestalt eines Parabelsegmentes hatte, welches von der Tubulirung beginnend sich bis
                              zu den Enden des kleinen Kessels, die zuerst troken gelegt wurden, erstrekte. Das
                              Wasser ward beinahe alles ausgetrieben, und das Ausstroͤmen hoͤrte
                              nicht eher auf, als bis die Basis des Kegels nicht mehr hinreichend gespeist wurde,
                              wo er dann in sich zusammensank, mit Hinterlassung einer geringen Wassermenge im
                              Kessel. Dieser Versuch bestaͤrkte mich in der Meinung, daß sich die Explosion
                              der Dampfkessel vermeiden laͤßt, wenn man das Ausstroͤmen des Wassers
                              nicht durch das Schließen des Ventiles unterbricht.
                           Bei einem anderen Versuche, bei dem ich die Tubulirung in dem Augenblike, wo das
                              Wasser bei ihr entweichen wollte, mit dem Daumen zudruͤkte, bemerkte ich, daß
                              der Kegel sogleich zusammensank, und daß das Wasser in Wogen und mit
                              Ungestuͤm gegen die Kesselwaͤnde zuruͤkschlug, ganz so, wie ich
                              es oben bei der Erlaͤuterung der Vorgaͤnge im Dampfkessel annahm. Hebt
                              man den Daumen in Zwischenraͤumen, den Kolbenhuben der Maschine
                              aͤhnlich, von der Tubulirung auf, so kann man sehr gut dieselben Bewegungen
                              bemerken, die im Dampfkessel waͤhrend des Spieles der Maschine Statt finden.
                              Man wird hiedurch auch die Ueberzeugung gewinnen, wie noͤthig es ist, daß
                              sich uͤber dem Wasser ein moͤglichst großer Dampfbehaͤlter befinde,
                              damit kein Wasser in die Cylinder gelangen kann, und damit der Schwimmer nicht in
                              eine Bewegung gerathe, durch die der Stein zuweilen von ihm losgemacht wird.
                           Ich ließ es uͤbrigens nicht bei diesen gefahrlosen Versuchen allein, denen
                              auch der Vorgang beim Oeffnen einer Champagner-Flasche analog ist, bewenden.
                              Eines Tages verlegte sich naͤmlich die Auslaßroͤhre des kupfernen, zur
                              Haͤlfte mit Kreidemilch gefuͤllten Recipienten unserer Maschine, womit
                              ich mittelst Schwefelsaure die zur Bereitung des kohlensaͤurehaltigen Wassers
                              noͤthige Kohlensaͤure entwikelte. Da ich den Manometer nicht steigen
                              sah, obschon die Spannung wenigstens 10 Atmosphaͤren betrug, so mußte ich die
                              obere Tubulirung abschrauben. Dabei wurde nun die Schraubenmutter meinen
                              Haͤnden entrissen und gegen die Deke geschleudert, und aus dem Recipienten
                              ergoß sich eine armdike Saͤule fluͤssigen schwefelsauren Kalkes, bis
                              derselbe vollkommen geleert war. Aehnliches geht auch in den Dampfkesseln vor; denn
                              ich wiederhole, daß sich das mit Gas und mit Dampf gesaͤttigte Wasser ganz
                              auf gleiche Weise verhaͤlt.
                           Ich will nun ein Mittel anzugeben suchen, wodurch die Gefahr beseitigt und zugleich
                              auch noch eine sehr bedeutende Ersparniß an Brennmaterial erzielt werden
                              koͤnnte. Es handelt sich hiebei um Herstellung eines Kessels, der
                              gaͤnzlich mit Wasser gefuͤllt und in einen Reverberirofen
                              untergetaucht ist, wobei die Heizoberflaͤche und mithin auch die
                              Dampferzeugung verdoppelt wird. Ueber diesem Kessel muß sich ein kleinerer Kessel
                              befinden, der als Dampfbehaͤlter dient und durch eine große Tubulirung,
                              welche dem zur Reinigung dienenden Einsteigloche gegenuͤber an dem großen
                              Kessel angebracht ist, mit lezterem communicirt. In diesem oberen Kessel soll sich
                              der Dampf und nur ein Viertheil Wasser befinden, und die eben erwaͤhnte
                              Tubulirung soll durch ein großes inneres Ventil geschlossen werden koͤnnen.
                              Aus dieser Einrichtung erhellt nun, daß das Ventil durch den im unteren Kessel
                              entwikelten Dampf bestaͤndig offen erhalten wird, und daß sich dasselbe nur
                              dann schließt, wenn keine Dampferzeugung Statt findet, oder wenn sich eine Explosion
                              ereignet. Die Explosion eines mit Wasser gefuͤllten Kessels ist aber
                              gefahrlos; oder vielmehr es kann nur eine Zerreißung ohne Explosion erfolgen. Auch
                              hievon uͤberzeugte ich mich durch das Verhalten des gashaltigen Wassers. Wenn
                              naͤmlich eine zur Haͤlfte mit solchem Wasser oder auch nur mit Gas
                              gefuͤllte Flasche plazt, so erfolgt eine starke Detonation, bei der die
                              Truͤmmer weit herum geschleudert werden; ist die Flasche hingegen ganz mit
                              gashaltigem Wasser von gleichem Druke gefuͤllt, so zerspringt sie ohne
                              Geraͤusch; es loͤst sich nur ein Scherben ab, und das Wasser mit dem
                              Gase entweicht ohne Detonation. Ohne Zweifel wird sich beim Bersten eines mit Wasser
                              gefuͤllten Kessels ganz dasselbe ereignen; das Wasser wuͤrde
                              naͤmlich langsam und in dem Maaße, als es aus dem Kessel austritt, seinen
                              Dampf in die Luft entweichen lassen; und damit das Wasser nicht durch den Druk des
                              im oberen Kessel befindlichen Dampfes gewaltsam ausgetrieben werden koͤnnte,
                              habe ich das große Ventil zwischen beiden Kesseln angebracht. Es wird
                              naͤmlich hiedurch fuͤr den Fall des Berstens, der uͤbrigens bei
                              der von mir empfohlenen Einrichtung selten eintreten wird, alle Communication
                              zwischen beiden Kesseln aufgehoben. Es versteht sich von selbst, daß alle zur
                              Maschinerie gehoͤrigen Theile, wie der Schwimmer, die Ventile, die
                              Eichhaͤhne etc. an dem oberen Kessel angebracht werden muͤßten. Ich
                              empfehle meinen Apparat demnach den Fabrikanten als den sichersten, einfachsten und
                              vortheilhaftesten.