| Titel: | Ueber ein Reductions-Lineal. Von Hrn. Heyraud, Notar in Villeneuve-de-Berg. | 
| Fundstelle: | Band 68, Jahrgang 1838, Nr. XCI., S. 435 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XCI.
                        Ueber ein Reductions-Lineal. Von Hrn.
                           Heyraud, Notar in
                           Villeneuve-de-Berg.
                        Aus dem Recueil supplémentaire du Journal de l'Academie de
                                 l'Industrie. Vol. V. S. 119.
                        Heyraud, uͤber ein Reductions-Lineal.
                        
                     
                        
                           Man bedient sich zur Reduction der Zeichnungen und Plaͤne sehr verschiedener
                              Mittel, von denen die einen zwar sehr einfach, aber langweilig sind, wie z.B. der
                              Gebrauch des gewoͤhnlichen Zirkels; die anderen aber die Anwendung
                              kostspieliger, eine große Genauigkeit erfordernder Instrumente, die man nicht immer
                              leicht haben kann, wie z. V. des Reductions-Zirkels, des Pantographen etc.
                              erheischen. Die Methode, welche ich in Vorschlag bringe, erfordert keinen anderen
                              Apparat, als ein Lineal und einen Nagel, und ist obendrein von Jedermann, wenn er
                              auch gar keine Kenntniß in der Geometrie besitzt, ausfuͤhrbar.
                           Man kann sich wenn man will eines Lineales aus hartem vollkommen trokenen Holze
                              bedienen, welches an dem einen Rande zugeschaͤrft ist. Auf dieses Lineal
                              klebt man weißes Papier, auf das man gegen den zugeschaͤrften Rand hin,
                              fuͤr den zu reducirenden Plan einen großen und fuͤr den reducirten
                              einen kleinen Maaßstab so verzeichnet, daß der Punkt, in welchem die beiden Scalen
                              zusammentreffen, fuͤr beide Maaßstaͤbe der Nullpunkt wird. An eben
                              diesem Punkte bringt man auch einen kleinen Ausschnitt an, den man gegen einen
                              runden Nagel, den man, so oft man eine Reduction vornehmen will, in dem Tische
                              befestigt, anlegt. Mit diesem hoͤchst einfachen Apparate arbeitet man nun
                              folgender Maßen.
                           Man fixirt, wie gesagt, in dem Tische oder in der Tafel einen kleinen runden Nagel
                              oder auch ein Drahtstuͤk von solcher Dike, daß es den am Nullpunkte des
                              Lineals angebrachten Ausschnitt zur haͤlfte ausfuͤllt. Man denke sich
                              ferner eine durch den Mittelpunkt dieses Nagels gehende, mit dem Rande der Tafel, an der man sizt,
                              parallel laufende Linie, und fixire vor dieser Linie mit vier Steknadeln den zu
                              reducirenden Plan; hinter ihr aber, naͤmlich gegen sich zu, befestige man mir
                              Mundleim das Papier, welches zur Aufnahme der verkleinerten Zeichnung bestimmt ist.
                              Wenn diese Anordnung getroffen ist, und man mit der rechten Hand einen Abstecher
                              erfaßt hat, so legt man den Ausschnitt des Lineals gegen den Nagel an, und beginnt,
                              indem man das Lineal in dieser Stellung erhaͤlt, die Arbeit (z.B. an der
                              linken Seite), indem man das Lineal um den Nagel dreht, so daß es allmaͤhlich
                              uͤber jeden in dem zu reducirenden Plane sich darbietenden Winkel geht. So
                              oft ein Winkel oder ein Punkt, den man notiren will, vorkommt, sieht man auf den
                              Grad des großen Maaßstabes, und sticht ihn dann sogleich demselben Grade des
                              kleineren Maaßstabes gegenuͤber ab. Sind mehrere Abstiche auf diese Weise
                              gemacht, so ist es, zur Vermeidung von Verwirrungen, gut, sie gleich durch Bleistift
                              zu vereinigen. Man kann auf solche Art zuerst die Umrisse nehmen, und dann erst an
                              die Details im Inneren gehen. Da man mit Winkeln, welche mit den Spizen einander
                              gegenuͤber liegen, arbeitet, so erhaͤlt man den reducirten Plan in
                              einer Richtung, welche jener des zu reducirenden entgegengesezt ist; dieß macht
                              jedoch weder die Arbeit schwieriger, noch beeintraͤchtigt es deren
                              Genauigkeit. Man wird staunen, mit welcher Schnelligkeit und Genauigkeit man nach
                              dieser Methode, bei der man gar keines kostspieligen Apparates bedarf, arbeiten
                              kann.
                           Ein Fehler waͤre es, wenn das Lineal oder wenigstens dessen Scala bei jedem
                              Verhaͤltnisse, in welchem die Reduction zu geschehen hat, veraͤndert
                              werden muͤßte. Da sich aber jeder der Linealraͤnder zuschaͤrfen
                              laͤßt, so kann man, wenn man fuͤr die ganze Laͤnge des Lineales
                              eine ideale Eintheilung angenommen hat, an jedem Ende und an jedem Rande eine kleine
                              Scala anbringen, indem man eine gewisse Anzahl jener Eintheilungen wieder abtheilt,
                              und indem man an dem gemeinschaftlichen Nullpunkt der kleinen und der großen Scala
                              einen Einschnitt macht. Wenn man z.B. ein flaches biegsames Lineal hat, so kann man
                              auf diese Weise z.B. vier Paare verschiedener Maaßstaͤbe darauf anbringen,
                              von denen das eine zur Reduction auf die Haͤlfte, das andere zur Reduction
                              auf das Drittheil, das dritte zur Reduction auf das Viertheil, und das vierte zur
                              Reduction auf das Fuͤnftheil bestimmt ist. Mit einem Lineale von der Gestalt
                              eines dreiseitigen Prisma kann man eben so 12 Paare verschiedener Reductions
                              Maaßstaͤbe erzielen.
                           Die Ausdehnung oder Zusammenziehung, die das Holz in Folge der
                              atmosphaͤrischen Einwirkung erleidet, thut der Regelmaͤßigkeit keinen
                              Eintrag, indem die
                              Veraͤnderung nach der ganzen Laͤnge des Instrumentes
                              gleichmaͤßig seyn wird, und indem sich also die Veraͤnderungen im
                              großen Maaßstabe durch jene im kleinen compensiren. Man koͤnnte
                              uͤbrigens um eine groͤßere Zahl von Maaßstaͤben zu Gebot zu
                              haben, die kleineren auf Messingblech graviren lassen, die man dann je nach Bedarf
                              mit kleinen Schrauben auf dem Lineale befestigen koͤnnte.