| Titel: | Technische Notizen, auf einer Reise durch Belgien und Westphalen gesammelt von Dr. Adolph Poppe. | 
| Autor: | Dr. Adolph Poppe [GND] | 
| Fundstelle: | Band 69, Jahrgang 1838, Nr. XI., S. 18 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        XI.
                        Technische Notizen, auf einer Reise durch Belgien
                           und Westphalen gesammelt von Dr. Adolph Poppe.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        (Fortsezung von Bd. LXVIII. H. 5, S.
                              				    347.)
                        Adolph Poppe's Notizen aus dem Gebiete der Mechanik.
                        
                     
                        
                           Der eiserne Schiffskrahn.
                           Seit einigen Jahren kommt der gußeiserne Schiffskrahn an
                              den Stapelplaͤzen des Rheins und Mains immer mehr in Gebrauch und
                              verdraͤngt allmaͤhlich jene unbehuͤlflichen, Raum einnehmenden
                              Tretradkrahne. An den Kais von Koͤln sah ich drei eiserne Krahne, in
                              Duͤsseldorf zwei und in Frankfurt einen in Thaͤtigkeit; sie kommen aus
                              den Maschinenwerkstaͤtten und Gießereien von Muͤhlheim an der Ruhr und
                              Starkde, sind sehr solide, nehmen
                              einen geringen Raum in Anspruch, und werden in der Regel von 4 Mann bedient, wovon 2
                              Mann die eigentliche Operation des Hebens verrichten, waͤhrend die 2 anderen
                              das Wenden des Krahnes, das Losmachen der Lasten, das Bremsen u.s.w. besorgen
                              muͤssen.
                           Fig. 14
                              enthaͤlt die Darstellung dieses Krahnes, so wie ich ihn selbst an Ort und
                              Stelle mit Huͤlfe des Maaßstabes aufgenommen habe, im Profile, Fig. 15, in
                              der vorderen Ansicht; die Dimensionen sind an dem beigefuͤgten Maaßstabe
                              abzunehmen. Der ganze Mechanismus besteht aus einer Aufzugstrommel oder Haspelwelle,
                              zwei Stirnraͤdern, zwei Getrieben, einem Sperrrad, einem Bremswerk und zwei Kurbeln, alles aus Eisen, Die Achse
                              a, a, von welcher die Bewegung ausgeht,
                              enthaͤlt zwei Kurbeln a, b und a, c von 14 Zoll Halbmesser und ein Getriebe d von 24 Zaͤhnen, welches in das Stirnrad e, e von 108 Zaͤhnen greift. Die Achse des
                              lezteren Rades traͤgt ein Sperrrad f, einen
                              Bremskranz g, g von 2 Fuß Durchmesser, und noch ein
                              Getriebe h von 24 Zaͤhnen. Das Sperrrad mit
                              seinem eingreifenden Haken gestattet den Arbeitern waͤhrend des Aufwindens
                              nach Erforderniß kurze Ruhepausen zu machen, und sichert sie vor aller Gefahr,
                              welche aus einem momentanen Nachlassen der Kraͤfte hervorgehen
                              koͤnnte. Der Zwek der Bremsung g, g ist: beim
                              Herablassen der Lasten die Geschwindigkeit durch erhoͤhte Reibung zu
                              maͤßigen und der gefaͤhrlichen Beschleunigung vorzubeugen. Fig. 16
                              enthaͤlt das einfache Bremswerk abgesondert im Durchschnitte dargestellt.
                              Drei Viertheile der Peripherie des Bremsrades a, a sind
                              von einem eisernen Bande b, c, d umgeben, welches
                              einerseits im Punkte b, andererseits an das Ende d des 4 Fuß langen Hebels f, e,
                                 d, dessen Umdrehungsachse in e liegt, befestigt
                              ist. Es ist dadurch klar, daß, wenn der Handgriff f des
                              Bremshebels niedergedruͤkt wird, das eiserne Band b, c, d sich an
                              den Umfang des Bremskranzes a, a anschließen muß, woraus
                              eine hinreichende Friction hervorgeht, um die Bewegung mit geringem Kraftaufwande in
                              jedem erforderlichen Grade maͤßigen zu koͤnnen. Das Getriebe h greift in ein zweites Stirnrad i, i von 108 Zaͤhnen, dessen Achse endlich die Kettenwelle A, A. traͤgt. Um zu verhindern, daß die Kette
                              sich auf sich selbst aufwikle, oder uͤberhaupt sich beruͤhre und
                              reibe, laͤuft rings um die Aufzugswelle eine Rinne in
                              schraubenfoͤrmigen Windungen, in welche die Kette sich von selbst legt.
                           Der ganze Apparat ist durch ein flaches, rundes Dach aus Sturzblech vor dem Regen
                              geschuͤzt. B, B ist die starke, den ganzen Krahn
                              tragende, um sich selbst bewegliche Saͤule, deren Zapfenlager unter dem
                              steinernen Fundamente, worauf der Krahn steht, angebracht sind. C, C ist der gußeiserne, 18 bis 20 Fuß lange Schnabel
                              oder Traͤger; k, k die eiserne Rolle,
                              uͤber welche die Kette laͤuft. Außerdem gehen noch vom Dache des
                              Krahnes nach dem oberen Ende des Schnabels zwei eiserne Stangen l, l,
                              Fig. 14,
                              beinahe parallel, von denen nur eine sichtbar ist, indem die andere durch dieselbe
                              gedekt wird. Diese Stangen geben dem Schnabel C, C mehr
                              Haltbarkeit, und dienen zugleich dazu, die Kettenleitungsrollen m, m, m zu tragen.
                           Die Kraftleistung des vorliegenden Krahnes laͤßt sich aus den Dimensionen und
                              der Verzahnung des Raͤderwerkes leicht berechnen. Die Zaͤhneanzahl der
                              Getriebe verhaͤlt sich zu derjenigen der Stirnraͤder wie 1 : 6, ferner
                              der Durchmesser der Trommel A zum Durchmesser des
                              Stirnrades i, i, wie 1 Fuß 8 Zoll zu 5 Fuß, oder wie 1 :
                              3, der Halbmesser des Getriebes d zu demjenigen der
                              Kurbel, wie 1 : 5; daraus folgt, daß fuͤr den Zustand des Gleichgewichtes die
                              am Umfange der Trommel widerstehende Last 90 Mal so groß seyn darf, als die an den
                              Kurbeln wirkende Kraft. Da nun die mittlere Kraft eines fortwaͤhrend an einer
                              Kurbel thaͤtigen Mannes zu 25 Pfd. angenommen wird, so koͤnnten jene
                              zwei Maͤnner bei mittlerer Tagesarbeit 50–90 Pfd. oder 45 Cntr.
                              ununterbrochen heben. Weil aber die Arbeiter waͤhrend des Losmachens der
                              Lasten, des Niederlassens der Kette und der Wendugen des Krahnes Zeit haben
                              auszuruhen und Kraͤfte zu sammeln, so darf in dem vorliegenden Falle ihr
                              Vermoͤgen an der Kurbel hoͤher als zu 50 Pfd. zusammen, und das
                              mittlere Gewicht der gehobenen Last wenigstens zu 50 Cntr. angeschlagen werden. Ein
                              Mann, welcher auf einem der Ladungsplaͤze Koͤlns bei einem Krahne
                              arbeitete, gab auf mein Befragen die Auskunft, daß sie im Durchschnitte
                              taͤglich 2000 Cntr. 15 Fuß hoch heben.
                           
                        
                           
                           C. Die Knopffabrik von Schwark im Kreise
                                 Solingen.
                           Dieses von der Hauptindustrie Solingens (welche bekanntlich in der Fabrication aller
                              Gattungen Eisen- und Stahlwaaren besteht) ziemlich abgesondert dastehende
                              Etablissement liefert, als Hauptfabricat, mit Zeug und Tuch
                                 uͤberzogene Knoͤpfe, welche auch wohl unter dem Namen Florentinerknoͤpfe bekannt sind, und als
                              Nebenartikel verschiedene Arten von Hornknoͤpfen, so wie auch
                              ordinaͤre Federmesser. Wenn man einen fertigen Zeugknopf betrachtet, so
                              sollte man nicht denken, daß dieses so einfach aussehende Ding eine Reihe
                              merkwuͤrdiger Operationen hat durchmachen muͤssen, ehe es in seiner
                              vollendeten Gestalt erschien. Bei naͤherer Untersuchung findet man aber, daß
                              ein solcher Knopf aus 6 Theilen besteht, von denen jeder einzelne auf einer
                              besonderen Maschine von theilweise sehr complicirter Natur verfertigt worden ist.
                              Die lezte Maschine vollendet den Knopf, indem sie die Stuͤke, aus welchen
                              derselbe besteht, zusammensezt. Fig. 17, Taf. II, zeigt
                              den mittleren vergroͤßerten Durchschnitt eines solchen Knopfes; Fig. 18 die
                              Seitenansicht, und Fig. 19 die untere Ansicht, beide in natuͤrlicher Groͤße.
                              Die erwaͤhnten 6 Bestandtheile sind der Reihe nach folgende: 1) die
                              Seidenzeug- oder Tuchscheibe a, a, a; 2) die
                              durch Schraffirung bezeichnete Blechscheibe b, b mit
                              schalenartig uͤbergebogenem Rande, uͤber welche die Zeugscheibe
                              gespannt ist; 3) die kleinere Blechscheibe c, c mit
                              gleichfalls umgebogenem Rande und einem centralen Loche, welche mit Gewalt in die
                              groͤßere Scheibe b, b hineingepreßt ist; 4) die
                              in der Mitte mit einem Loche versehene Pappscheibe d, d,
                              welche die Blechschale c, c ausfuͤllt; 5) das
                              kleine Blechscheibchen e; 6) das an lezteres befestigte
                              Oehr f.
                           Ich will die Fabrication dieser einzelnen Theile und ihre Zusammenfuͤgung in
                              systematischer Ordnung beschreiben.
                           I. Die kreisrunde Zeug- oder Tuchscheibe wird auf eine einfache, leichte und
                              schnelle Weise von einem Knaben verfertigt; dieser breitet naͤmlich den Stoff
                              uͤber einen Holzkloz, und schneidet mit einem ringfoͤrmigen Messer
                              durch Schlage, welche er mit dem Hammer auf das leztere fuͤhrt, die runden
                              Scheiben aus. Er kann 3000 Scheiben in einer Stunde liefern.
                           II. Die obere Scheibe b, b wird aus duͤnnem
                              Eisenbleche mittelst eines gewoͤhnlichen Durchschnittes ausgestoßen. Zur
                              Darstellung des Randes dient sodann eine zweite, Fig. 20 und 21 im
                              Durchschnitte dargestellte Vorrichtung eine Art Gesenke.
                              Die Blechscheibe a, b kommt uͤber eine
                              kreisrunde, in die metallene Unterlage A gearbeitete
                              Vertiefung c, d zu liegen. Auf diese Vertiefung ist der
                              staͤhlerne,
                              cylindrische Stempel e mit abgerundeter Kante gerichtet,
                              dessen Diameter aber wenigstens um die doppelte Dike des Bleches kleiner ist, wie
                              der Durchmesser der Hoͤhlung c, d. Wird nun der
                              Stempel e niedergedruͤkt, so preßt er die Scheibe
                              a, b in die Vertiefung c,
                                 d hinab, wobei sich notwendiger Weise der Rand so umschlagen muß, wie Fig. 21
                              zeigt.
                           So wuͤnschenswert es auch scheint, das Durchschlagen der Scheibe und das
                              Umbiegen des Randes in eine einzige Operation zu vereinigen, so bemerkte ich doch
                              nirgends eine Maschine, welche diese Bedingung erfuͤllte. Wie indessen dieses
                              Problem durch eine einfache Vorrichtung geloͤst werden kann, erhellt aus den
                              im Durchschnitte gegebenen Fig. 22, 23 und 24. A, A, Fig. 22, ist die
                              metallene Unterlage mit einer Vertiefung, aus deren Boden ein Dorn oder Cylinder a mit abgestumpfter Kante nicht ganz bis an die
                              Oberflaͤche hervorragt; B ein scharfkantiger,
                              genau in die genannte Vertiefung passender Stempel. Der Boden dieses Stempels besizt
                              eine mit dem Dorn a correspondirende Hoͤhlung d, e, deren Durchmesser jedoch um die doppelte Blechdike
                              groͤßer ist, wie derjenige des Dornes; n, n
                              endlich ist die Blechplatte. Nach dieser kurzen Eroͤrterung stelle man sich
                              vor, der Stempel steige nieder; alsdann wird er, auf die duͤnne Blechplatte
                              stoßend, die Kreisscheibe b, c, Fig. 23, herausschneiden.
                              Diese kommt nun auf die obere Flaͤche des Dornes a zu liegen, aber in demselben Moment wird ihr Rand durch den Stempel,
                              welcher noch nicht seinen tiefsten Stand erreicht hat, schalenartig uͤber den
                              Dorn herabgeschlagen, wie Fig. 24 zeigt.
                           III. In das Innere der oberen Blechschale des Knopfes, deren Verfertigung so eben
                              beschrieben wurde, paßt die kleinere, schwarz gefirnißte Blechscheibe c, c, Fig. 17. Diese hat, wie
                              jene, einen uͤbergebogenen Rand, nur mit dem Unterschiede, daß dieser mehr
                              nach Außen geschweift ist, und außerdem noch in der Mitte ein kleines kreisrundes
                              koch mit schwach aufwaͤrts gebogenem Rande zum Durchfielen des
                              Knopfoͤhres. Das Ausschneiden der Scheibe und des in ihrer Mitte befindlichen
                              Loches wird gleichzeitig mittelst einer Durchschnittmaschine bewerkstelligt. Die Anordnung, wodurch sofort die
                              genannten Raͤnder gebildet werden, hat mit dem in Fig. 20 abgebildeten
                              Gesenke Aehnlichkeit, nur daß sich zur Darstellung des inneren Randes in der Mitte
                              der Hoͤhlung c, d eine kleine
                              kegelfoͤrmige Hervorragung befindet, und der Boden des Stempels e entsprechend vertieft ist.
                           IV. Die Scheibe c, c, Fig. 17, wird durch die
                              eine halbe Linke dike Pappscheibe
                              d, d ausgefuͤllt. Leztere hat in der Mitte ein
                              genau auf die Oeffnung der Scheibe c, c passendes Loch,
                              und wird. wie obige
                              Tuchscheibe, mit einem ringfoͤrmigen Messer ausgeschnitten, jedoch nicht aus
                              freier Hand, sondern mit Huͤlfe eines Durchschnittes. Das Loch in der Mitte
                              wird besonders ausgestochen. Auf dem Pappdekel d, d
                              liegt
                           V. das kleine, flache Blechscheibchen e, welches mit dem
                              Oehr f fest vernietet ist; es besizt zu diesem Behuf in
                              der Mitte ein Loch, und wird auf dieselbe Weise wie die unter Nr. III beschriebene
                              Blechscheibe c, c gebildet, nur daß die dortigen
                              Raͤnder fehlen. Durch die Oeffnungen der Blechschale c, c und des Pappdekels d, d ragt
                           VI. das Oehr, wodurch bekanntlich der Knopf an die Kleidung befestigt wird. Dieses
                              hufeisenfoͤrmig, wie Fig. 25, gestaltete Oehr
                              wird aus Eisendraht dargestellt, und zwar auf eine uͤberraschend schnelle
                              Weise durch eine sinnreiche, ziemlich complicirte Maschine, welche durch Umdrehung
                              einer Kurbel mit Leichtigkeit von einem Arbeiter in
                              Bewegung gesezt werden kann. Die Maschine erzeugt bei jeder Kurbeldrehung ein Oehr,
                              und ist daher im Stande, wenn 75 Umdrehungen auf die Minute gerechnet werden, bei
                              achtstuͤndiger Arbeit zu 36,000 Knoͤpfen die Oehre zu liefern. Wegen
                              dieser gewaltigen Productivitaͤt steht sie denn auch immer einen Theil der
                              Woche still. Von der Leichtigkeit und Sicherheit, womit die verschiedenartigsten,
                              zum Theil complicirten Bewegungen dieser Maschine einander folgen, so wie von der
                              Soliditaͤt ihrer Construction uͤberhaupt konnte ich mich durch
                              naͤheres Betrachten und durch eigenes Handanlegen uͤberzeugen. Der
                              Besizer der Fabrik, welcher mich selbst umherfuͤhrte, erlaubte mir, die
                              Maschine so schnell, als es moͤglich waͤre, umzudrehen; ich arbeitete
                              daher zwei Minuten lang mit aller Macht, und bereicherte die Fabrik in dieser kurzen
                              Zeit mit 240 Knopfoͤhren.
                           Die Skizze, Fig.
                                 26, enthaͤlt die Darstellung der Haupttheile der Maschine. Die
                              Fabrication der Oehre theilt sich, wie man aus folgender Beschreibung ersehen wird,
                              in drei verschiedene Acte, welche waͤhrend der Dauer einer Kurbelumdrehung
                              vor sich gehen und daher sehr rasch auf einander folgen muͤssen. A ist die Rolle oder Scheibe, welche den Eisendraht
                              aufgespult enthaͤlt. Von dieser leitet man den Anfang des Drahtes zwischen
                              zwei staͤhlerne Walzen B und C, welche ihn maͤßig zwischen sich klemmen und
                              ruͤkweise vorwaͤrts unter die rinnenartige Woͤlbung a schieben. Die obere Walze B wird durch eine Feder gegen die untere angedruͤkt, damit sie den
                              Draht fest genug, jedoch ohne Zwang, paken koͤnnen. In dem Augenblike, wo der
                              Draht unter die Woͤlbung a vorgeschoben ist,
                              stehen beide Walzen still, das staͤhlerne Messer b steigt nieder und schneidet ein Drahtstuͤk c, d von gemessener Laͤnge ab; im naͤchsten Momente geht
                              gleichzeitig mit dem
                              Messer b ein unter dem Stuͤke c, d befindlicher Dorn e in
                              die Hoͤhe und drangt das leztere in die Hoͤhlung a, so daß es, wie in einer Form, die bezeichnete
                              hufeisenfoͤrmige Gestalt annimmt. Hat der Dorn seinen hoͤchsten Punkt
                              erreicht, so schnappt er in seine vorige Stellung e
                              wieder zuruͤk, waͤhrend gleichzeitig durch einen eigenen Mechanismus
                              das Oehr vom Dorne abgestreift wird n in die
                              untergestellte Schieblade faͤllt; im folgenden Momente kommen die Walzen B und C in Bewegung und
                              fuͤhren den Draht wieder unter die Woͤlbung a, worauf das Messer b den Draht
                              durchschneidet, und derselbe Prozeß in der so eben dargestellten Reihenfolge sich
                              wiederholt.
                           Die Bewegung geht von der mit einem Schwungrads und einer Kurbel versehenen
                              horizontalen Achse D aus. Mehrere an derselben sizende
                              Excentrica und Daͤumlinge veranlassen die verschiedenen wechselnden
                              Bewegungen der Maschinenteile. Die auf- und niederspielende Bewegung des
                              Messers b wird von dem Excentricum f, f eingeleitet, welches auf den Hebel h, i, k, dessen Umdrehungsachse in k liegt, wirkt. Der Dorn s
                              wird durch den Daͤumling g zum Emporsteigen
                              gebracht; dieser hebt naͤmlich den um den Punkt m
                              drehbaren Hebel l, m, mit welchem die Stange o, woran der Dorn festsizt, verbunden ist. Das
                              Zuruͤkschnappen des Dornes nach Erreichung seines hoͤchsten Standes
                              erlangt man durch die Feder p, welche, sobald der
                              Daͤumling g ausgehoben hat, frei auf den Hebel
                              l, m zu wirken anfaͤngt. Die Stellung der
                              excentrischen Scheiben, Daͤumlinge u.s.w. ist so regulirt, daß die Bewegungen
                              der lezterwaͤhnten Instrumente in den gehoͤrigen Zeitraͤumen
                              auf einander folgen. Die in einzelnen Absaͤzen erfolgende Drehung des
                              Walzenpaares B, C wird auf eine einfache Weise dadurch
                              erreicht, daß eine von der Hauptachse D
                              abhaͤngige Ziehstange r, s bei jeder
                              Kurbeldrehung das mit der Walze C fest verbundene
                              Sperrrad q um einen gewissen Bogen dreht.
                           VII. Das fertige Oehr wird durch eine Schlagmaschine in die Oeffnung des
                              Blechscheibchens e, Fig. 17, festgeschlagen.
                              Der Haupttheil der Maschine, welche von einem Knaben mit Haͤnden und
                              Fuͤßen bedient wird, ist ein 5 bis 6 Pfd. schwerer, um eine Achse beweglicher
                              Hammer, welcher mittelst eines unter dem Tischgestell angebrachten Fußtrittes
                              gehoben wird und sich in einer gewissen Hoͤhe von selbst auf einen Vorsprung
                              legt. Dieser leztere ist nichts anders als ein schraͤger, aufwaͤrts
                              gerichteter Zahn, welcher an einer zur Seite angebrachten, um einen Zapfen
                              beweglichen Stange festsizt. Wenn der in die Hoͤhe gehende Hammer an den Zahn
                              kommt, so draͤngt er ihn zuruͤk; so bald er aber daruͤber
                              hinweg ist, schnappt der
                              Zahn ein, weil die Stange durch eine Feder gegen den Hammerstiel gedruͤkt
                              wird, und der Hammer bleibt auf demselben liegen. Eine breite, mehrere Male um sich
                              selbst gewundene Feder druͤkt kraͤftig auf den Hammer, und ist daher,
                              weil der Hammer gehoben wurde, in sehr gespanntem Zustande. Der Knabe stekt das Oehr
                              in das Loch der kleinen Blechscheibe, und legt diese dergestalt auf einen kleinen
                              Ambos, daß das Oehr in eine daselbst angebrachte Vertiefung zu liegen kommt. Darauf
                              zieht der Bursche mittelst eines zweiten Tretschaͤmels den Vorsprung, welcher
                              das Niederfallen des Hammers verhinderte, zuruͤk, der Hammer loͤst
                              sich aus, wird mit großer Gewalt durch die Feder auf den Ambos herabgeschnellt, und
                              verbindet durch den heftigen Schlag das Oehr mit der kleinen Scheibe aufs
                              festeste.
                           VIII. Nun sind alle einzelne Theile, aus denen der Knopf besteht, so weit fertig, daß
                              sie nur noch in der gehoͤrigen Ordnung zusammengesezt und fest mit einander
                              zum Ganzen verbunden zu werden brauchen. Hiezu dient wieder ein sehr sinnreicher
                              Apparat, dessen Wirkung aus den im Durchschnitte dargestellten Skizzen, Fig. 27 und
                              28, zu
                              entnehmen ist. Er besteht aus zwei Theilen, naͤmlich einer Vorrichtung,
                              welche die Raͤnder der Zeugscheibe a, a, a,
                              Fig. 17,
                              einsammelt, und um die Blechschale b, b schlaͤgt,
                              und aus einer einfachen Stempelpresse, welche die uͤbrigen Theile des Knopfes
                              in die Scheibe b, b hineinpreßt. Fig. 27 zeigt die
                              Blechschale b, b mit ihrem Ueberzuge a, a, a in die Vertiefung der metallenen Unterlage,
                              uͤber welcher der hier nicht angezeigte Stempel sich befindet,
                              hineingedruͤkt. Die Raͤnder der Zeugscheibe, welche rings um die
                              Blechschale senkrecht in die Hoͤhe stehen, muͤssen von allen Seiten
                              zugleich zusammengefaßt und nach Innen umgeschlagen werden, wenn sie durch die
                              uͤbrigen Theile des Knopfes in das Innere der Schale b, b eingeklemmt werden sollen. Dieß erreicht man durch folgenden
                              scharfsinnigen Mechanismus. Die Zeugscheibe ist in der bezeichneten Lage rings von
                              einem Systeme sehr duͤnner Stahlsegmente c, c
                              umgeben, die so angeordnet sind, daß sie eine kreisrunde Oeffnung einschließen, in
                              welcher die Blechschale mit ihrem Ueberzuge liegt. Diese Oeffnung laͤßt sich,
                              ohne ihre Rundung zu verlieren, dadurch verengern, daß die erwaͤhnten
                              Stahlsegmente, deren Kanten uͤber einander liegen, gleichzeitig gegen das
                              Centrum hin geschoben werden. Das Resultat dieser Operation laͤßt sich leicht
                              voraussehen. Die nach dem Mittelpunkte hin bewegten Stahlplatten ergreifen
                              naͤmlich die Kanten der Zeugscheibe, und biegen sie, wie Fig. 28 zeigt, nach Innen
                              um. Nun wird der andere Theil A des Knopfes, welcher aus
                              der zweiten Blechschale, dem Pappdekel und dem Oehre besteht, durch die Kraft des Stempels in das
                              Innere der Schale b, b hineingetrieben, wobei er
                              begreiflicher Weise die Kanten des Ueberzuges a, a, a
                              mit einklemmen muß. Der Knopf erscheint nach dieser Operation in der Fig. 17 im Durchschnitt
                              dargestellten, beinahe vollendeten, Gestalt.
                           Es eruͤbrigt nun noch anzugeben, auf welche Weise man das gleichzeitige
                              concentrische Zusammenruͤken jener duͤnnen Stahlplatten c erreicht. Jede der lezteren ist mit einem um den Punkt
                              d beweglichen Hebel c, d
                              verbunden, welchen eine Feder e auswaͤrts zu
                              druͤken strebt. Saͤmmtliche Hebel c, d
                              werden von einem gemeinschaftlichen verschiebbaren Ring f,
                                 f umfaßt. So lange dieser Ring seine tiefste Stelle einnimmt, halten die
                              Hebel c, d, dem Druke der Federn nachgebend, die
                              Stahlplatten von der Zeugscheibe entfernt, wie Fig. 27 zeigt; wenn aber
                              der Ring aufwaͤrts geschoben wird, so naͤhern sich die Metallsegmente
                              der Zeugscheibe, fassen ihre Raͤnder und biegen sie in die in Fig. 28 gezeichnete
                              Lage.
                           Zwei Maͤdchen versehen die so eben beschriebenen, mit der Zusammensezung des
                              Knopfes verbundenen Arbeiten. Das eine legt die verschiedenen Theile zusammen, das
                              andere besorgt das Ueberziehen des Knopfes, und stempelt ihn fest.
                           Außer diesen kleineren Apparaten zum Ueberziehen und Zusammensezen der
                              Knoͤpfe, besizt Herr Schwark noch eine
                              groͤßere, ziemlich complicirte Maschine, welche 9 Knoͤpfe zugleich
                              fertig macht. Sie kostete 1200 Thaler, und liefert nach des Besizers Angabe in einem
                              Tage 17,280 Knoͤpfe. Der Umstand, daß diese Maschine selten im Gang ist, und
                              daß uͤberhaupt außer ihr eine Menge jener einfachen Handapparate im Gebrauch
                              sind, obgleich sie allein die ganze Fabrik mit uͤberzogenen Knoͤpfen
                              versehen koͤnnte, spricht nicht zu ihren Gunsten. Sie erfordert sechs
                              Personen zu ihrer Bedienung, naͤmlich fuͤnf Kinder und einen Mann. Die
                              Kinder, im Halbkreis um die Maschine postirt, legen die Theile des Knopfes in der
                              gehoͤrigen Ordnung auf einander und bieten jedesmal 9 Knoͤpfe in einer
                              mit eben so vielen runden Vertiefungen, versehenen Platte dem Arbeiter dar, welcher
                              sie sofort unter die von ihm selbst mittelst eines Tretschaͤmels in Bewegung
                              gesezte Maschine bringt.
                           IX. Ich bemerkte unter Nr. VIII, daß der Knopf, so wie er in Fig. 17 im Durchschnitt
                              dargestellt ist, noch nicht vollendet sey. Es ließe sich naͤmlich, wenn man
                              das Oehr fest paken wuͤrde, die Schale c, c sammt
                              ihrem Inhalte aus der Schale b, b herausziehen, was
                              nicht seyn darf. Es muß daher zum Beschluͤsse der Rand der Schale b, b, welcher rechtwinklich vom Boden derselben absteht,
                              nach Innen gebogen werden. Man bringt den Knopf nochmals in eine Versenkung, das Oehr nach Oben
                              gekehrt, und laͤßt einen schweren Stempel mit concaver Unterflaͤche
                              darauf fallen. Wie durch diese Concavitaͤt das Einwaͤrtsbiegen des
                              erwaͤhnten Randes erfolgen muß, laͤßt sich leicht vorstellen.
                           Als Nebenartikel liefert dieselbe Fabrik hornene, mit
                              allerlei Dessins versehene Knoͤpfe, so wie auch sehr wohlfeile Federmesser,
                              das Duzend zu 10 Silbergroschen. Um die hornenen Knoͤpfe zu praͤgen,
                              legt man die Hornstuͤke mit den Oehren in staͤhlerne Formen, welche
                              das gravirte Dessin enthalten; drei Metallplatten fassen zwei lagen Knoͤpfe
                              zwischen sich und werden durch eiserne Baͤnder zusammengehalten, wie Fig. 29 zeigt.
                              So wird das Ganze auf einem Herde erwaͤrmt und sodann dem Druke einer
                              kraͤftigen Schraubenpresse ausgesezt. Nachher werden die Knoͤpfe nur
                              noch abgedreht und zulezt gefaͤrbt.
                           Der Fabrikinhaber bemerkte, daß diese Hornknoͤpfe, welche noch vor wenigen
                              Jahren einen reißenden Absaz fanden, zu seinem Bedauern immer mehr aus der Mode
                              kommen, und daß er bei seinem Vorrath an Formen durch diesen schnellen Wechsel der
                              Mode einen nicht unbedeutenden Verlust erleiden muͤsse.
                           
                        
                           D. Einige technische Notizen aus Elberfeld und
                                 Barmen.
                           
                              Zwei eigenthuͤmliche Maschinen in einer
                                    Baumwollspinnerei, Schnuͤrbandfabrik, Reitpeitschenfabrik,
                                    Schoͤpfraͤder.
                              Die Industrie der Staͤdte Elberfeld und Barmen umfaßt als Hauptgewerbzweig die
                                 Seidenmanufacturen, ferner mehrere Baumwollspinnereien und mechanische
                                 Webereien, Kattundrukereien, Teppichfabriken, Bandwebereien,
                                 Schnuͤrband- und Reitpeitschenfabriken, einige
                                 Schwefelsaͤurefabriken u.s.w. Dem Mangel an Empfehlungsbriefen hieher,
                                 ohne welche der Reisende uͤberhaupt auf manches Sehenswerthe verzichten
                                 muß, habe ich es zuzuschreiben, daß ich diese Fabrikstaͤdte, welche eine
                                 Fuͤlle technisch interessanter Gegenstaͤnde in sich schließen,
                                 nach kurzem Aufenthalte, nicht in hohem Grade befriedigt, verließ. Das
                                 Bemerkenswerthe, was sich bei dem Besuche mehrerer Fabriken mir dargeboten hat,
                                 will ich indessen hier mittheilen.
                              
                           
                              Baumwollenspinnerei.
                              In einer bedeutenden, durch Dampfkraft betriebenen Baumwollenspinnerei in
                                 Elberfeld, fiel mir ein Wolf oder Teufel mit einer Einrichtung, wie ich sie zum ersten Male sah, auf. Die
                                 Maschine besteht naͤmlich, statt wie gewoͤhnlich aus einer, hier
                                 aus zwei mit eisernen spizigen Zaͤhnen besezten Trommeln
                                 A und B
                                 Fig. 30,
                                 welche nicht etwa gegeneinander, sondern nach einerlei Richtung umlaufen, und so
                                 nahe aneinander gestellt sind, daß die Zahne der einen Trommel zwischen
                                 denjenigen der andern hindurchstreifen. So wird die Baumwolle auf folgende Weise
                                 genoͤthigt, den durch die punktirte Linie angezeigten Weg zu machen. Von
                                 dem Zufuͤhrtuch a, b gelangt sie
                                 naͤmlich zwischen zwei Riffelwalzen, welche sie den Zaͤhnen der
                                 umlaufenden Trommel A darbieten; diese reißen die
                                 Baumwolle bis zu der Stelle c mit sich fort, hier
                                 aber wird sie von den Zaͤhnen der Trommel B
                                 gepakt und nach d hin bis zum Punkte e fortgefuͤhrt. In diesem Punkte aber
                                 entreißen die Zaͤhne der Trommel A die
                                 Baumwolle wieder den Zaͤhnen der Trommel B
                                 und werfen sie sofort wohl zerzaust und aufgelokert zur Oeffnung e hinaus. Da der Weg, welchen die Baumwolle auf
                                 diese Weise zuruͤklegen muß, doppelt so groß ist, als bei der
                                 gewoͤhnlichen Einrichtung, so wird sie natuͤrlich hier in einer Operation eben so zerzaust und bearbeitet, als
                                 wenn sie zweimal hinter einander dem sonst gebraͤuchlichen Wolfe
                                 uͤbergeben worden waͤre.
                              Eine andere, mir bisher unbekannte, eigenthuͤmliche Maschine, welche ich
                                 in dieser Fabrik arbeiten sah, ist ihrem Principe nach Fig. 31 von der Seite
                                 und Fig.
                                    32 von Vornen dargestellt. Auf diese Maschine kommt das Baumwollenband
                                 von der Duplirmaschine, ehe es auf die Vorspinnmaschine uͤbergeht. Die
                                 gestrekten Baͤnder gelangen von den Spulen A
                                 Fig. 31
                                 zwischen zwei breite endlose Lederbaͤnder, welche um die Walzen a,a, b,b geschlagen sind, und nach der Richtung der
                                 Pfeile sich drehend, das Band fortfuͤhren. Die Bewegung der endlosen
                                 Baͤnder ist indessen zusammengesezt; die Walzen, um welche sie geschlagen
                                 sind, schieben sich naͤmlich mit Huͤlfe eines sinnreichen
                                 Mechanismus, waͤhrend sie um ihre Achsen rotiren, zugleich der
                                 Laͤnge der lezteren nach uͤbereinander hin und her, wie Fig. 32
                                 zeigt. Dadurch erreicht man nichts anderes, als daß die Fasern der Baumwolle,
                                 ohne eine wirkliche Drehung zu erleiden, inniger mit einander verbunden und
                                 parallel gelegt werden. Der Faden erhaͤlt zwar durch die Verschiebung der
                                 Walzen nach der einen Seite eine Drehung, diese wird aber durch die Verschiebung
                                 nach der entgegengesezten Richtung sogleich wieder aufgelost; das Resultat
                                 dieses Prozesses ist eine groͤßere Verdichtung des Baumwollenfadens. Die
                                 Spulen B,B,B, welche auf einem Riemen ohne Ende
                                 liegen, und vermoͤge der Friction sich umdrehen, nehmen die
                                 Baumwollenbaͤnder auf.
                              
                           
                              
                              Schnuͤrband- und
                                    Reitpeitschen-Fabrik.
                              Ganz eigentuͤmlicher, man darf wohl sagen, origineller Art, sind die
                                 Maschinen, auf welchen die schmalen, zu allerlei Kleidungsstuͤken
                                 dienlichen, Schnuͤrbaͤnder verfertigt
                                 werden. Bei der Unwichtigkeit dieses Fabrikates, und der enormen
                                 Productivitaͤt der dazu verwendeten Maschinen sollte man kaum glauben,
                                 daß auch in diesem so unscheinbaren Industriezweige doch noch so viele Menschen
                                 Beschaͤftigung und Brod finden koͤnnen. In Barmen, wo die Schnuͤrbandfabrication im Flor ist, kann man
                                 sich von der bedeutenden Consumtion dieses Artikels uͤberzeugen. Das
                                 Schnuͤrband wird nicht gewoben, sondern geflochten. Eine Maschine ist
                                 gewoͤhnlich fuͤr sechs, zehn oder mehrere Gange, von denen jeder
                                 ein Band liefert, eingerichtet, und wird von einem Individuum durch Treten mit
                                 den Fuͤßen in Bewegung gesezt. Man denke sich, je nach der Anzahl der
                                 Gaͤnge, sechs, zehn oder mehrere horizontale runde eiserne Scheiben, von
                                 etwa 1 1/2 Fuß Durchmesser auf einem großen runden Tische vertheilt. Nahe am
                                 Rande jeder Scheibe laufen, wie Fig. 33 zeigt,
                                 beinahe rings herum zwei schlangenfoͤrmige Einschnitte, welche sich an
                                 vielen Punkten durchkreuzen, an beiden Enden aber in einander uͤbergehen.
                                 In diesen Einschnitten stehen zwanzig oder mehr Baumwollengarn enthaltende
                                 Spulen, welche alle ihre Faͤden strahlenfoͤrmig in einem Punkte einige Fuß uͤber dem Centrum der
                                 Scheibe vereinigen. Dieses ist der Punkt, in welchem sich mit zauberhafter
                                 Schnelligkeit das Geflechte bildet. Sobald naͤmlich die Maschine in
                                 Thaͤtigkeit gesezt wird, beginnen die Spulen einen hoͤchst
                                 ergoͤzlichen Tanz; sie laufen in Schlangenlinien auf der Scheibe mit
                                 großer Eilfertigkeit um einander herum, und zwar bewegt sich die Haͤlfte
                                 nach der einen Richtung von a uͤber b und c nach d, die andere Haͤlfte nach der
                                 entgegengesezten Richtung von d uͤber c und b nach a, wobei sie jedesmal an den Punkten a und d umkehren. Dieses
                                 ohne alles Anstoßen, aber mit ohrenzerreißendem Laͤrm erfolgende
                                 Umeinanderlaufen der Spulen hat die Kreuzung der Faden und die Bildung des
                                 Geflechtes zur Folge. Durch Gewichte wird das Schnuͤrband in dem Maaße,
                                 als es waͤchst, emporgezogen. Der Mechanismus, welcher diese
                                 ungewoͤhnlichen, excentrischen und kunstvollen Bewegungen der Spulen
                                 erzeugt, ist durch seine klug ausgedachte Anordnung und nicht minder durch seine
                                 ausgezeichnete Einfachheit so interessant, daß eine kurzgefaßte
                                 Erklaͤrung desselben mit Huͤlfe der Fig. 34 nicht
                                 uͤberfluͤssig seyn duͤrfte.
                              Fig. 34
                                 stellt einen Theil der erwaͤhnten Spulenscheibe, von unten betrachtet,
                                 dar; der groͤßeren Deutlichkeit wegen ist nur einer der beiden
                                 schlangenfoͤrmigen Einschnitte ausgefuͤhrt, der andere aber bloß durch punktirte
                                 Linien angedeutet. Es fragt sich, auf welche Weise ist es moͤglich, die
                                 Spulen, deren senkrechte Achsen durch den Einschnitt hindurch und unter der
                                 Scheibe noch herausragen, laͤngs der Schlangenlinie b, c, d, f, g, i, k fortzubewegen? Man bemerkt, daß
                                 leztere aus lauter in einander uͤbergehenden Halbkreisen b,c,d, d,f,g g,i,k u.s.w. besteht. Die Mittelpunkte
                                 a,e,h, aller Halbkreise enthalten zugleich die
                                 Achsen eben so vieler gleicharmiger eiserner Kreuze A, B,
                                    C, D, welche sich nach den Richtungen der Pfeile umdrehen. Diese
                                 Kreuze, deren Arme in den Radien der ausgeschnittenen Halbkreise liegen, sind
                                 es, welche den wellenfoͤrmigen Lauf der Spulen auf folgende Weise
                                 bestimmen. Denkt man sich in b die Achse einer Spule
                                 aus dem Einschnitte herausragend, und alle Kreuze nach den durch Pfeile
                                 bezeichneten Richtungen sich drehend, so sieht man ein, daß die Spule durch den
                                 Arm a, b des Kreuzes A
                                 in dem Einschnitt uͤber c bis nach d hin geschoben werden muß; hier angelangt, wird sie
                                 in demselben Momente von dem Arm e, d des zweiten
                                 Kreuzes erfaßt und uͤber f bis g fortgeschoben; in diesem Punkte trifft die Spule
                                 mit dem Arm h, g des dritten Kreuzes zusammen,
                                 welcher sie nun uͤber i bis k bewegt, und sofort dem Arme l, k des vierten Kreuzes uͤbergibt. D stelle eines der beiden Endkreuze vor, welche in Fig. 33 ihre Stelle
                                 bei a und d haben. Da
                                 der Einschnitt hier einen ganzen Kreis bildet, so kann der Arm k,l die Spule von k
                                 unaufgehalten uͤber m,n und o bis k
                                 zuruͤkfuͤhren; hier aber wird sie von dem Arm h,k des Kreuzes C,
                                 welcher indessen gleichzeitig mit dem Arm k,l eine
                                 ganze Tour gemacht hat, erfaßt und in den zweiten, durch die punktirten Linien
                                 angedeuteten. Einschnitt geleitet, welchen die Spule in derselben Ordnung wie
                                 den ersten durchlaͤuft, bis sie an das andere Endkreuz gelangt, welches
                                 sie wieder in den ersten Einschnitt zuruͤkbringt. Die Umdrehung der
                                 Kreuze wird dadurch erzeugt, daß jedes derselben an seiner Achse ein Getriebe
                                 enthaͤlt, von denen der Reihe nach eins ins andere greift; daher muß,
                                 wenn nur eines derselben bewegt wird, die Umdrehung aller uͤbrigen Kreuze
                                 mit erfolgen. Es kommt also darauf an, eines dieser Getriebe in Bewegung zu
                                 sezen. Dieß geschieht durch den Eingriff eines groͤßeren, horizontalen
                                 Stirnrades, dessen Umdrehungen mit den Bewegungen des Tretschaͤmels auf
                                 einfache Art zusammenhangen.
                              Damit die Faͤden, welche von allen Spulen nach dem Punkte hingehen, wo das
                                 Geflechte sich bildet, stets in einem gewissen Grade gespannt bleiben, und sich
                                 von den Spulen nicht zu schnell abwinden koͤnnen, hat man mit den
                                 lezteren eine ingenioͤse Einrichtung getroffen, welche ich aus der im
                                 Durchschnitt dargestellten Skizze Fig. 35 zu
                                 versinnlichen versuchen werde. Die eiserne, hohle, oben offene Spule 
                                 A, A ist auf die Achse c,
                                    d eines Traͤgers a, b, c, d lose
                                 gestekt und ruht auf dessen Boden a, b auf. Die
                                 Verlaͤngerung der Achse c, d ist es, welche
                                 durch den vielfach erwaͤhnten Einschnitt der Spulenscheide B, C hindurchragt und von den Kreuzen fortgeschoben
                                 wird. Der Spulentraͤger a, b, c, d kann sich
                                 nicht drehen, weil seine Achse bei n, wo sie im
                                 Einschnitte gleitet, nicht rund, sondern oval gestaltet ist. Damit nun aber auch
                                 die Spule A, A sich nicht von selbst durch den Zug
                                 des Fadens drehen koͤnne, enthaͤlt sie an ihrem oberen Rande rings
                                 herum kleine, schraͤge Zaͤhne, in welche von der unbeweglichen
                                 Achse c, d des Traͤgers aus ein Sperrkegel
                                 dergestalt einfallt, daß nun die Spule in der Richtung des Fadenzugs sich nicht
                                 umdrehen laͤßt, und mithin der Faden erst nach Ausloͤsung des
                                 Sperrkegels abgewikelt werden kann. Die Sperrvorrichtung selbst haben wir, um
                                 die Zeichnung nicht zu verwirren, in Fig. 35 weggelassen.
                                 Bei dieser Anordnung ist es indessen nothwendig, daß der Faden in dem Maaße, als
                                 das Geflechte zunimmt, von Zeit zu Zeit sich abwikle, folglich die Spule auf
                                 einen Moment frei werde, was nur durch ein abwechselungsweise zu rechter Zeit
                                 erfolgendes Ausloͤsen und Wiedereingreifen jenes Sperrkegels zu erreichen
                                 ist. Zu dem Ende sind an dem Spulentraͤger die Stangen b,h und d,i befestigt,
                                 welche bei h, i und l
                                 kleine Oehre enthalten. Durch diese Oehre laͤuft der Faden vom Umfange
                                 der Spule hinweg in das Innere derselben, den Weg g, h,
                                    i, k, l machend, und von da nach dem Punkte m hin, wo sich alle Faͤden zum Bande vereinigen. Im innern
                                 Raͤume der Spule geht der Faden durch das Oehr eines kleinen auf-
                                 und nieder beweglichen Gewichtchens k, welches ihn
                                 stets angespannt erhaͤlt. Waͤhrend nun der Faden durch die
                                 Operation des Flechtens sich verkuͤrzt, muß das Gewicht k steigen, sobald es aber auf einer gewissen
                                 Hoͤhe angelangt ist, stoͤßt es gegen den erwaͤhnten
                                 Sperrkegel und hebt ihn aus; dadurch wird die Spule auf einen Moment frei, das
                                 Gewicht k kann mittelst des Fadens auf die Umdrehung
                                 der Spule wirken, herabsinken und ein Stuͤk Faden von derselben abwikeln.
                                 Dieß ist das Werk eines Augenblikes, denn der Sperrhaken faͤllt fast in
                                 demselben Momente, als das Gewicht k herabsinkt,
                                 wieder in das Gesperrt, die Spule steht still und das Gewichtchen beginnt von
                                 Neuem zu steigen, bis es wieder an die Sperrvorrichtung stoͤßt, die Spule
                                 wieder frei macht, und dasselbe Spiel wie oben veranlaßt. Solches geht im Innern
                                 der Spule vor, waͤhrend sie selbst einander mit unglaublicher
                                 Geschwindigkeit in Schlangenlinien umkreisen.
                              Die Verfertigung der Schnuͤrbaͤnder wird in Barmen nicht eigentlich
                                 in Fabriken betrieben, sondern sie ist vereinzelt in vielen Familien zum Theil
                                 als Nebenerwerb zu treffen. So viel ich weiß, ist in der Naͤhe von
                                 Barmen nur eine einzige groͤßere Fabrik fuͤr diesen Artikel in
                                 Betrieb, in welcher durch ein Wasserrad Hunderte von Spulenscheiben in
                                 Thaͤtigkeit gesezt werden.
                              In der Reitpeitschen-Fabrik des Herrn J. C. Waͤscher fesselte hauptsaͤchlich das
                                 Ueberflechten der Reitpeitschen meine
                                 Aufmerksamkeit. Zu dieser Operation dient ein der
                                 Schnuͤrband-Maschine ganz annaloger mechanischer Apparat. Man
                                 sieht dieselben Einschnitte in der Spulenscheibe, nur daß hier die beiden
                                 Schlangenlinien um die ganze Scheibe laufen und mithin die beiden Wendepunkte
                                 a und d, Fig. 33,
                                 fehlen. In der Mitte der Spulenscheibe befindet sich ein Loch, in welchem die zu
                                 uͤberflechtende Peitsche bis uͤber die Haͤlfte versenkt
                                 ist. Die Spulen durchkreuzen einander, paarweise ihre Bahn verfolgend, indem
                                 sie, ohne umzukehren, die Runde um die ganze Scheibe machen. Jeder
                                 Spulentraͤger enthaͤlt zwei Spulen, anstatt, wie bei der
                                 Schnuͤrband-Maschine, eine einzige; dadurch bilden sich, wie man
                                 auch an jeder Reitpeitsche bemerken kann, im Gesiechte lauter doppelte Faden,
                                 welche eng an einander liegen, ohne sich jedoch gezwirnt zu haben. Mit
                                 Huͤlfe von Gegengewichten steigt die Peitsche in dem Verhaͤltniß,
                                 als sie uͤberflochten wird, in die Hoͤhe. Die Knoͤpfe oder
                                 Wuͤlste, welche man in gewissen Absaͤzen an ihr bemerkt, werden
                                 ganz einfach dadurch gebildet, daß der Arbeiter an der fraglichen Stelle einige
                                 Sekunden lang das Emporsteigen der Peitsche verhindert. waͤhrend dieser
                                 Zeit muß natuͤrlich das Geflechte an diesem Punkte sich anhaͤufen.
                                 Das Ueberflechten einer ganzen Peitsche ist das Werk von kaum 60 Sekunden.
                              
                           
                              Schoͤpfraͤder.
                              In der Naͤhe von Barmen sah ich das in Fig. 36 von der Seite
                                 abgebildete Wiesenwaͤsserungsrad. Es ist ein
                                 einfaches Straubrad von 18 Fuß Hoͤhe und 2 Fuß Breite, welches aus der
                                 Wupper schoͤpft und zugleich von derselben gerrieben wird. Sechs
                                 hoͤlzerne Schoͤpfkasten a, a, a sind
                                 fest zwischen den Schaufeln angebracht. Jeder derselben hat seitwaͤrts
                                 eine Oeffnung von etwa vier Zoll im Gevierte, welche unten das Wasser
                                 schoͤpft und oben in einen 10 Fuß langen Trog b,
                                    b ausgießt. Dieser Trog ruht auf demselben Gebaͤlke, welches
                                 zugleich das Achsenlager c des Rades traͤgt.
                                 Kleine, von dem Trog ausgehende Rinnen leiten das Wasser an den Ort der
                                 Bestimmung. Jeder der Schoͤpfkasten mochte nach meiner Schaͤlung
                                 zwei Kubikfuß Rauminhalt haben und bei jedem Umgaͤnge 5/4 Kubikfuß Wasser
                                 in den Trog liefern. Das Rad machte 4 Umdrehungen in der Minute; darnach
                                 berechnet sich die von allen 6 Schoͤpfeimern gelieferte Wassermenge auf 18
                                 Kubikfuß in der Minute auf eine Hoͤhe von 10–12 Fuß gehoben.
                              Bei dieser Gelegenheit fuͤhre ich zugleich ein anderes Schoͤpfrad
                                 an, welches ich in dem Lennefluß bei Limburg arbeiten
                                 sah. Die einfachere und mehr auf die Dauer berechnete Einrichtung gibt diesem
                                 Schoͤpfwerk, welches Fig. 37 in der
                                 vorderen Ansicht dargestellt ist, den Vorzug von dem obigen. Statt der
                                 hoͤlzernen Schoͤpfkasten sind hier 12 starke,
                                 cylinderfoͤrmige, oben offene Gefaͤße a, a,
                                    a ausgebranntem Thon, 2 Fuß lang und 6 Zoll im Durchmesser, in
                                 Gebrauch, welche je zwischen zwei Schaufeln in diagonaler Richtung befestigt
                                 sind. Damit waͤhrend des Ausgießens so wenig wie moͤglich Wasser
                                 neben dem Troge b, b verloren gehe, stehen die Eimer
                                 etwas uͤber die Seite des Rades hervor, so daß sie, oben anlangend, bis
                                 uͤber den Rand des Wassertroges hereinragen.
                              
                           
                              Einiges aus Iserlohn und seiner Umgebung.
                              Piepenstock's Bronzefabrik und Schoͤnenberg's
                                    Karkassenfabrik in Iserlohn. Eigenthuͤmliches Cylindergeblaͤse
                                    in der Gruͤne.
                              Welche industrioͤse Thaͤtigkeit in der Stadt Iserlohn und ihrer
                                 Umgebung herrscht, und auf welchen beachtenswerthen Standpunkt das dortige
                                 Fabrikenwesen sich gehoben hat, ist bekannt.
                              Sehenswerth sind unter vielen andern Fabriken in Iserlohn selbst: die
                                 Bronze- und Nadelfabrik von Piepenstock, die
                                 Karkassenfabrik von Schoͤnenberg, eine
                                 Steigbuͤgel- und Spornfabrik und eine Plattirfabrik; in der
                                 Umgegend: Piepenstock's Blechwalzwerk und Drahtzug in
                                 der Oege, desselben Maschinennaͤgelfabrik in der Oese, C. Schmidt's Puddlingsfrischerei mit Stab- und
                                 Drahtwalzwerken in Nachroth, Zinkbrennerei und Messingwerke in der
                                 Gruͤne, Fingerhutmuͤhle und Nadelschleiferei von F. G. van der Becke in Hemer, Papierfabrik von Ebbinghaus in Lethmate u.s.w.
                              Zu den unternehmendsten und thaͤtigsten Maͤnnern im Bereiche der
                                 Industrie gehoͤrt Hr. von Piepenstock, wie
                                 schon aus der Reihe der so eben angefuͤhrten ihm zugehoͤrigen und
                                 zum Theil in sehr großartigem Maaßstabe angelegten Fabriken sich errathen
                                 laͤßt. Sein Werk auf der Oege, welches im Herbst 1836 noch im Bau
                                 begriffen war, aber seiner Vollendung sich nahte, ist jezt wahrscheinlich weit
                                 und breit die bedeutendste Anlage dieser Art. Ein kolossales
                                 mittelschlaͤchtiges Wasserrad von 35 Fuß Hoͤhe und 14 Fuß Breite,
                                 welches mittelst 15 Fuß Gefaͤlles eine Kraft von 75 bis 80 Pferden
                                 darstellt, eiserne Stirnraͤder von 12 Fuß Durchmesser und 1 Fuß Breite und 400
                                 Centner schwere Schwungraͤder erregten damals schon das Erstaunen der
                                 Besuchenden. Das Walzwerk war noch nicht aufgestellt, im Drahtzug waren dagegen
                                 bereits 16 Scheiben im Gang.
                              
                           
                              Bronzefabrik.
                              Die Bronze-Maaren werden in Piepenstock's
                                 Fabrik theils gegossen, groͤßten Theils aber mit Huͤlfe von Fallwerken geschlagen. Fig. 38 zeigt die
                                 Skizze eines solchen einfachen Fallwerks. A ist der
                                 auf, und nieder bewegbare eiserne Fallkloz, an welchem der eigentliche
                                 staͤhlerne Stempel a, worauf das Muster
                                 gravirt ist, sizt. Zwischen zwei Ruͤken laufend, haͤngt er an
                                 einem Seil c, und dieses ist an das Ende D des ungleicharmigen, um die Achse D beweglichen Hebels B, C,
                                    D befestigt, mit dessen Huͤlfe der Stempel auf folgende Weise
                                 gehoben wird. Der Mann, welcher den Apparat in Bewegung sezt, steht auf einer
                                 eigends angebrachten gelaͤnderlosen Galerie d; waͤhrend er sich mit beiden Haͤnden an Striken, die von
                                 der Deke herabhaͤngen, haͤlt, tritt er mit dem einen Fuß das Ende
                                 B des wenigstens 12 Fuß langen Hebels B, C kraͤftig nieder, wobei er nicht nur
                                 seine Muskelkraft, sondern auch das ganze Gewicht seines Koͤrpers wirken
                                 laͤßt; nun zieht er schnell den Fuß zuruͤk, worauf der Stempel
                                 vermoͤge der bedeutenden, auf dieser Seite herrschenden Ueberwucht
                                 niederfaͤllt und das von dem zweitem Arbeiter untergelegte Metall in die
                                 verlangte Form praͤgt. Die schmuzig aussehende Waare erhaͤlt
                                 sofort auf die bekannte Art durch Eintauchen in eine verduͤnnte Mischung
                                 von Schwefelsaͤure und Scheidewasser ihren schoͤnen Glanz; nachher
                                 wird sie noch auf der Drehbank an den passenden Stellen polirt.
                              
                           
                              Karkassenfabrik.
                              Die sogenannten Karkassen sind ein in wenigen
                                 nordischen Laͤndern gangbarer Artikel. Sie werden hauptsaͤchlich
                                 in Holland zu dem Kopfpuz der Frauen in großer Menge verwendet, und bestehen aus
                                 einem mit himmelblauer Seide uͤbersponnenen Hauptdraht und einem
                                 duͤnneren, gleichfalls uͤbersponnenen Hauptdraht und einem
                                 duͤnneren, gleichfalls uͤbersponnenen Draht, welcher mir Schleifen
                                 an den ersteren befestigt wird, wie Fig. 40 zeigt. Wenn
                                 auch die Fabrik des Hrn. Schoͤnenberg ein im
                                 Allgemeinen unwichtiges, in den meisten Laͤndern kaum dem Namen nach
                                 bekanntes Fabrikat producirt, so wird sie doch durch ihre hoͤchst
                                 ingenioͤsen Maschinen, an deren Erfindung und Construction der Besizer
                                 viele Jahre lang mit unermuͤdlichem Nachdenken und rastloser
                                 Thaͤtigkeit gearbeitet hat, jedem Freunde der industriellen Mechanik
                                 hohes Interesse gewaͤhren.
                              
                              Die Fabrik besizt:
                              1) zwei Maschinen, welche den Draht mit Seide uͤberspinnen, nach der
                                 gewoͤhnlichen Construction der Drahtspinnmuͤhlen;
                              2) zwei Karkassen-Maschinen, welche mittelst
                                 einer Kurbel in Thaͤtigkeit gesezt, von selbst die Schleifen bilden und
                                 sie zugleich an den Hauptdraht festbinden; ein Geschaͤft, das sonst von
                                 Arbeiter rinnen mit der Hand, unter Benuͤzung einfacher Instrumente,
                                 versehen wird. Mit jeder dieser Maschinen fabricirt ein Individuum 10 Karkassen
                                 auf einmal und leistet, da die Bildung derselben auf diesem mechanischen Wege
                                 doppelt so schnell, wie durch 10 Haͤnde, vor sich geht, eben so viel, als
                                 20 Menschen. Die Maschine ist ziemlich complicirt, birgt aber einen
                                 aͤußerst scharfsinnig angeordneten, in den uͤberraschendsten
                                 Bewegungen sich entwikelnden Organismus. Ich will daher versuchen, nur ihre
                                 mechanischen Hauptmomente, welche ich durch genaue Besichtigung der Maschine mir
                                 ins Gedaͤchtniß praͤgte, mit Huͤlfe der Fig. 39 und 40 zu
                                 erlaͤutern.
                              Die Maschine enthaͤlt 10 einander vollkommen gleiche Gaͤnge, von
                                 denen jeder eine Karkasse fertigt. An dem bei der Darstellung des Fabricates
                                 unmittelbar thaͤtigen Mechanismus jeden Ganges sind zwei Haupttheile zu
                                 unterscheiden, naͤmlich derjenige, welcher die Schleifen bildet, und der,
                                 welcher sie an den Hauptdraht befestigt. Zu dem lezteren Theil gehoͤrt
                                 die Huͤlse oder Fluͤgelwelle
                                 a, b, Fig. 39, welche einen
                                 Fuͤhrer oder Fluͤgel b, c, und bei a ein kleines Getriebe besizt. Durch diese
                                 Huͤlse laͤuft der bei d aufgespulte
                                 Hauptdraht d, e. Außerdem ist auf der Huͤlse
                                 noch das Roͤllchen f angebracht, welches das
                                 zur Befestigung der Schleifen dienende Seidengarn enthaͤlt; dieses wird
                                 von dem Roͤllchen aus nach dem Ende c des
                                 Fluͤgels hingeleitet und laͤuft durch ein dort angebrachtes Oehr
                                 nach dem Hauptdraht d, e hin. Nach dieser
                                 Eroͤrterung ist klar, daß wenn die Fluͤgelwelle a, b vermoͤge des Eingriffes der
                                 Raͤder a und g, g
                                 in Umdrehung gesezt wird, der in f aufgespulte
                                 Seidenfaden sich schraubenfoͤrmig um den Hauptdraht herumwindet,
                                 vorausgesezt, daß der leztere nach der Richtung des Pfeiles sich langsam
                                 fortbewegt. Man sieht hieraus die Moͤglichkeit, den einen Draht an den
                                 andern zu befestigen, wenn nur die Schleifen auf die geeignete Weise an den
                                 Hauptdraht hingehalten werden. Die Construction der Schleifen verlangt ferner,
                                 wie unten erhellen wird, daß die Umdrehung der Fluͤgelwelle nicht
                                 ununterbrochen, sondern absazweise, intermittirend erfolge.
                              Ich komme nun zur Beschreibung des die Schleifen darstellenden Mechanismus. Die
                                 Spule, welche den duͤnneren hiezu bestimmten Draht enthaͤlt, ruht
                                 auf dem an der duͤnnen Stange i, k
                                 angebrachten Traͤger h. Die Stange i, k ist an ihren beiden Enden mit den
                                 Parallelstaͤben l, i und m, k durch Charniere verbunden und bewegt sich im
                                 Bogen, aber stets in senkrechter Lage verharrend, auf und nieder; p ist ein abgerundetes Metallstuͤk, um
                                 welches der Draht geschlagen werden muß, um die verlangte Schleife zu bilden.
                                 Dieß geschieht auch unfehlbar dadurch, daß das Parallelsystem I, i, k, m mit der Spule h sich abwaͤrts, bis in die in Fig. 40 angegebene
                                 Lage, bewegt. Damit das Stuͤk p der Schleife,
                                 welche, sobald sie gebildet ist, nach der Richtung des Pfeiles fortruͤkt,
                                 nicht im Wege stehe, so zieht es sich immer zu rechter Zeit von derselben
                                 zuruͤk, ruͤkt aber, da es zur Darstellung der folgenden Schleife
                                 unentbehrlich ist, sogleich wieder vor. Im Bereiche des Fluͤgels b, c ist eine feste Vorrichtung o, die ich Bank nennen
                                 will, angebracht. Im Herabsinken streift der Traͤger h an der Bank o vorbei,
                                 sezt seine Spule, wie Fig. 40 zeigt, auf
                                 derselben ab und bewegt sich ohne Spule bis in seine tiefste Lage weiter. Eine
                                 am Stabe i, k angebrachte bewegbare Schiene q; legt sich waͤhrend dieser Bewegung in die
                                 in Fig.
                                    40 sichtbare Lage um, und bringt dadurch den Draht in die
                                 erforderliche senkrechte Lage; zugleich pakt ein hier nicht angegebenes
                                 Zaͤngelchen die beiden Draͤhte in der Eke bei a, damit im naͤchsten Momente die
                                 Fluͤgelwelle beide Drahte umwikeln und sie so befestigen koͤnne.
                                 Ist dieß geschehen, so steht die Fluͤgelwelle still, die
                                 Parallelvorrichtung erhebt sich, nimmt mit dem Traͤger h die auf der Bank o
                                 ruhende Spule wieder auf und gelangt in ihre erste Stellung, Fig. 39,
                                 zuruͤk. Nun kommt die Fluͤgelwelle auf ein Paar Sekunden wieder in
                                 Gang und umwikelt den Hauptdraht von r bis s; zugleich schiebt sich p wieder vor, worauf das ganze Spiel in der beschriebenen Reihenfolge
                                 sich erneuert. Das Fabricat wikelt sich auf einer unter der Welle A, Fig. 40, angebrachten
                                 Trommel auf. Alle diese heterogenen Bewegungen erfolgen waͤhrend einer
                                 einzigen Kurbelumdrehung.
                              
                           
                              Cylindergeblaͤse.
                              Auf einem Raffinir-Hammerwerk in der Gruͤne bei Iserlohn fiel mir ein Cylindergeblaͤse von außergewoͤhnlicher
                                 Construction auf, dessen Abbildung in Fig. 41 gegeben ist.
                                 Das Geblaͤse enthaͤlt nur einen einzigen, aber doppelt wirkenden
                                 Cylinder. Die Kolbenbewegung wird durch einen verzahnten Rahmen A, A vermittelt, innerhalb dessen das zur
                                 Haͤlfte verzahnte, 2 1/2 Fuß im Durchmesser haltende, Getriebe a sich dreht. Dadurch, daß die Zaͤhne des
                                 Getriebes waͤhrend seiner Umdrehung abwechselnd bald auf der einen, bald
                                 auf der andern Seite mit den Zaͤhnen des Rahmens im Eingriff sind,
                                 erfolgt das Auf- und Niedersteigen des leztern. Von dem Rahmen A, A steigt die Kolbenstange b, c empor, tritt durch die Stopfbuͤchse c in den Cylinder B, B und verlaͤßt
                                 ihn durch die Stopfbuͤchse d. Mit ihrem Ende
                                 e haͤngt die Kolbenstange an einer Kette,
                                 welche an den Bogen eines Balanciers C, D befestigt
                                 ist. Der Zwek des Balanciers besteht darin, mit Huͤlfe eines bei D angebrachten Gegengewichtes das Gewicht des
                                 Rahmens A, A sammt Kolbenstange so weit
                                 auszugleichen, daß der von dem betreibenden Wasserrade zu
                                 uͤberwaͤltigende Widerstand gleichfoͤrmig werde.
                              Das Geblaͤse arbeitete in der That besser, als ich erwartet haͤtte.
                                 Da die Bewegung langsam ist, und der Rahmen A, A mit
                                 dem Gegengewichte balancirt, so ist mit dem wechselnden Eingreifen des Getriebes
                                 a keine bedeutende Erschuͤtterung
                                 verbunden; und wenn auch eine Abnuͤzung, namentlich an den Endzahnen des
                                 Rahmens und Getriebes, vorauszusehen, und eine etwas schiefe Richtung des
                                 Angriffspunktes gegen die Lage der Kolbenstange nicht zu vermeiden ist, so
                                 scheint mir doch die Anwendung des verzahnten Rahmens gerade in dem vorliegenden
                                 Fall, wo keine zu schnelle Bewegung erfordert wird, nicht zu verwerfen.
                              
                                 (Fortsezung
                                          folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
