| Titel: | Beschreibung eines Colorimeters oder Farbenmessers mit doppeltem Glase. Von Hrn. Collardeau, Mechaniker und Verfertiger physikalischer Instrumente in Paris, rue du Faubourg-Saint-Martin, No. 56. | 
| Fundstelle: | Band 69, Jahrgang 1838, Nr. XIV., S. 41 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XIV.
                        Beschreibung eines Colorimeters oder
                           Farbenmessers mit doppeltem Glase. Von Hrn. Collardeau, Mechaniker und Verfertiger
                           physikalischer Instrumente in Paris, rue du
                              Faubourg-Saint-Martin, No. 56.Hr. Collardeau erhielt im Jahre 1837 von Seite der
                                 Gesellschaft eine silberne Medaille fuͤr dieses Instrument. A. d. R.
                           
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement. Febr. 1833, S. 54.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Collardeau's Farbenmessers mit doppeltem Glase.
                        
                     
                        
                           Princip. Angenommen, die Fluͤssigkeit befinde sich
                              in einem Kuͤbel mit glaͤsernem, flachem, durchsichtigem Boden, zu dem
                              das Tageslicht auf irgend eine Weise Zutritt hat. Angenommen ferner, man habe eine
                              lange Perspectivroͤhre, welche oben offen, unten hingegen wie der
                              Kuͤbel mit einem flachen, durchsichtigen Glase verschlossen ist, so wird,
                              wenn man die Roͤhre lothrecht so in den Kuͤbel einsezt, daß beide
                              Glaser einander genau beruͤhren, zwischen den Glaͤsern keine
                              Fluͤssigkeit bleiben. Sieht man unter diesen Umstaͤnden durch die
                              Glaͤser, so wird man keine Faͤrbung bemerken; zieht man dagegen die
                              Roͤhre etwas weniges zuruͤk, so wird sich der zwischen den beiden
                              Glaͤsern befindliche Raum mit der Fluͤssigkeit erfuͤllen, und
                              man wird eine um so dunklere Faͤrbung bemerken, je groͤßer der
                              Zwischenraum zwischen den beiden Glaͤsern ist. So wird z.B. die
                              Intensitaͤt der Faͤrbung zwei und drei Mal staͤrker seyn, wenn
                              der Zwischenraum zwischen den Glaͤsern um das Doppelte oder Dreifache
                              groͤßer geworden ist, indem zwischen das Auge und das Licht eine doppelt und
                              drei Mal groͤßere Menge farbiger Theilchen getreten. Nimmt man an, daß das
                              Licht nicht von Unten, sondern von Oben Zutritt hat, so wird man dieselben Resultate
                              erhalten, wenn man von Unten in der Richtung des Perspectives schaut.
                           Beschreibung. Die dikere Roͤhre E, e in Fig. 1 stellt den
                              fraglichen Kuͤbel vor; sie ist oben mit dem Dekel B,
                                 b, welcher bajonnettartig eingefuͤgt ist, verschlossen. In diesem Dekel
                              schiebt sich eine kleine Perspectivroͤhre L, l,
                              die ich der Kuͤrze wegen das Perspectiv nennen will, waͤhrend ich die
                              dikere Roͤhre E, e das Futteral nenne.
                           An dem Perspektive L, l, welches in Fig. 2 einzeln fuͤr
                              sich mit dem Dekel B, b, in welchem es sich mit geringer
                              Reibung schiebt, abgebildet ist, bemerkt man eine Scala, welche mittelst eines
                              Strichzeigers, der auf dem Rande eines uͤber dem Dekel befindlichen Fensters
                              angebracht ist, die zwischen dem Glase des Futterales und jenem des Perspectives
                              befindliche Distanz angibt. Der Zeiger entspricht demnach dem Nullpunkt der Scala,
                              wenn beide Glaser einander beruͤhren.
                           Das ganze Instrument besteht aus zwei solchen Apparaten, wie sie eben beschrieben
                              wurden, und beide sind sie unter einem solchen Winkel und in solcher Entfernung von
                              einander mitsammen verbunden, daß das Auge, wenn es sich an dem Kreuzungspunkte der
                              beiden Achsen bei r, Fig. 5, befindet, mit
                              Leichtigkeit in der Richtung beider Perspektive schauen kann. In dem
                              Zwischenraͤume zwischen den beiden Apparaten bemerkt man ein
                              durchloͤchertes Stuͤk A, Fig. 4, in welches der
                              Zapfen eines zusammenlegbaren Dreifußes eingesezt ist. Ich habe wohl kaum zu
                              bemerken, daß Fig.
                                 3 und 4 senkrechte und horizontale Projektionen des auf seinem.
                              Dreifuͤße stehenden Instrumentes sind. Die oben an den Perspektiven und den
                              Futteralen angebrachten Buchstaben G, D als die
                              Anfangsbuchstaben der Woͤrter Gauche und Droite (Links und Rechts), dienen
                              als Zeichen.
                           Anwendung des Instrumentes. Angenommen, die beiden
                              Futterale seyen mit zwei gefaͤrbten Fluͤssigkeiten von gleicher
                              Beschaffenheit gefuͤlltMan kann Blau mit Blau, Roth mit Roth etc., nicht aber Blau mit Roth oder ein
                                    reines Blau mit einem unreinen vergleichen. Die Vergleichung waͤre
                                    also fehlerhaft, wenn zwischen den auf denselben Grad von Undurchsichtigkeit
                                    zuruͤkgefuͤhrten Farbenschattirungen ein Unterschied
                                    bestuͤnde. Um sich so viel als moͤglich gegen einen solchen
                                    Irrthum zu verwahren, ist es gut, die Farben unter mehreren verschiedenen
                                    Graden der Undurchsichtigkeit mit einander zu vergleichen: sey es, daß man
                                    die Concentration der zu untersuchenden Fluͤssigkeiten
                                    aͤndert, oder daß man den Grad der Verlaͤngerung der
                                    Perspektiven wechselt, um sich zu uͤberzeugen, daß eine dunklere
                                    Farbe nicht eine Verschiedenheit der Schattirung, welche dem Beobachter bei
                                    der blasseren Farbe entging, und umgekehrt, zum Vorschein bringt. A. d.
                                    O., so werden, wenn man die PerspektiveVorausgesezt jedoch, daß die Perspectivglaͤser nicht aus der in den
                                    Futteralen enthaltenen Fluͤssigkeit treten. A. d. O. so weit verlaͤngert, bis beide Farben gleich erscheinen, die
                              Verlaͤngerungen, welche der Zeiger an den Skalen angibt, das umgekehrte
                              Verhaͤltniß der Grade der Faͤrbung, oder besser der Undurchsichtigkeit
                              (opacité), und das gerade Verhaͤltniß
                              der Grade der Durchsichtigkeit beider Fluͤssigkelten andeuten. Wenn z.B. die
                              Verlaͤngerung des Perspectives 
                              G 10, jene des Perspectives D hingegen 20 Centimeter betraͤgt, so wird die in dem Futterale von
                              G enthaltene Fluͤssigkeit einen um das
                              Doppelte hoͤheren Grad von Faͤrbung haben, als die andere, weil, um
                              eine und dieselbe Farbenschattirung zu erzielen, eine um die Haͤlfte
                              duͤnnere Schichte von ihr erforderlich ist. Die Durchsichtigkeit dagegen wird
                              um die Haͤlfte geringer seyn.
                           
                              
                                 Theorie. Es sey
                                 
                                    g
                                    
                                 der Grad der Faͤrbung der in das Futteral von
                                    G gegossenen Fluͤssigkeit; 
                                 
                              
                                 
                                 
                                    d
                                    
                                 der Grad der Faͤrbung der Fluͤssigkeit im
                                    Futterale von D;
                                 
                              
                                 
                                 
                                    g
                                    
                                 der Grad der Durchsichtigkeit der Fluͤssigkeit
                                    in G;
                                 
                              
                                 
                                 
                                    d
                                    
                                 der Grad der Durchsichtigkeit der Fluͤssigkeit
                                    in D;
                                 
                              
                                 
                                 
                                    G
                                    
                                  und D die
                                    Verlaͤngerungsgrade, welche an den Perspektiven im Momente, wo
                                    die Farben gleich erscheinen, zu bemerken sind;
                                 
                              
                           so erhaͤlt man die Gleichungen:
                           g/d = G/D (A)
                           γ/δ = G/D (B)
                           Wenn die in das Futteral von D
                              gegossene FluͤssigkeitDiese Fluͤssigkeit darf weder vollkommen durchsichtig, noch vollkommen
                                    undurchsichtig seyn; denn gar keine oder eine unbestimmte Durchsichtigkeit
                                    oder Undurchsichtigkeit ließe sich nicht mit bestimmten Quantitaͤten
                                    vergleichen.A. d. O. die Musterfluͤssigkeit ist, d.h. jene Fluͤssigkeit, deren
                              Faͤrbungs- und Durchsichtigkeitsgrad als Einheiten angenommen wurden,
                              so erhaͤlt man d = 1 und δ = 1, wonach sich obige Gleichungen folgender Maßen gestalten:
                           g = G/D
                              
                           γ = G/D.
                              
                           Je nachdem man nun den Grad der Faͤrbung oder der
                              Durchsichtigkeit der anderen Fluͤssigkeit messen will, macht man G = 1 oder D = 1, d.h. man
                              verlaͤngert das Perspectiv G oder das Perspektive
                              genau um einen Decimeter. Hiedurch erhaͤlt man g
                              = D oder γ = G.
                           Waͤre die Verlaͤngerung um einen Decimeter zu groß, so koͤnnte
                              man sie zu einem Centimeter nehmen, wo man als Einheit der Schaͤzung nur den
                              Centimeter anstatt des Decimeters zu nehmen haͤtte. Waͤre die Verlaͤngerung um
                              einen Centimeter zu gering, so koͤnnte man auch eine einfache Zahl von
                              Centimetern, z.B. ihrer 2 oder 3 nehmen, wo man dann erhielte:
                           G = D/2 oder D/3 und γ = G/2 oder G/3,
                           so daß man also mit 2 oder 3 dividiren muß, um das
                              gewuͤnschte Maaß zu erhalten.
                           Verhaͤltnis der Grade der Faͤrbung oder
                                 Durchsichtigkeit zweier fester oder teigiger Substanzen. Man nimmt von
                              jeder der beiden Substanzen ein gleiches Maaß, z.B. ein Kilogramm oder einen Liter,
                              und loͤst sie in gleichen Quantitaͤten einer vollkommen durchsichtigen
                              Fluͤssigkeit auf. Das Verhaͤltniß der Faͤrbungs- oder
                              Durchsichtigkeitsgrade der beiden Aufloͤsungen gibt auch das
                              Verhaͤltniß jener der beiden festen Koͤrper. Waͤre die zur
                              Aufloͤsung bestimmte Fluͤssigkeit nicht vollkommen durchsichtig, so
                              muͤßte man vorlaͤufig ihren Grad der Undurchsichtigkeit oder
                              Durchsichtigkeit im Vergleiche mit einer Musterfluͤssigkeit ermitteln. Wenn
                              c der Grad der Undurchsichtigkeit ist, so wird sich
                              die Undurchsichtigkeit der beiden Substanzen um jene der Fluͤssigkeiten, in
                              denen die Aufloͤsung vorgenommen wurde, erhoͤht haben, so daß man
                              fuͤr den mit dem Instrumente angestellten Versuch erhaͤlt:
                           (γ + c) G = (δ +
                              c) D.
                           Diese Gleichung, aus der sich das Verhaͤltniß γ/δ ableiten laͤßt, ist
                              auf die Voraussezung gegruͤndet, daß die Farbe der Fluͤssigkeit mit
                              jener der beiden Substanzen von gleicher Natur ist.
                           Verhaͤltniß zwischen der Entfaͤrbungskraft
                                 zweier Kohlen. Man nimmt zwei Kohlenproben von gleichem Gewichte und
                              behandelt mit beiden eine gleiche Quantitaͤt einer zu entfaͤrbenden
                              Fluͤssigkeit. Wenn c den Grad der
                              Undurchsichtigkeit vor der Entfaͤrbung, k¹
                              den Grad einer Probe nach der Entfaͤrbung mit der ersten Kohle, und k² den Grad einer Probe nach der
                              Entfaͤrbung mit der zweiten Kohle vorstellt, so wird c – k¹ und c – k² die
                              Zahlen der durch die beiden Kohlen entfaͤrbten Theile repraͤsentiren,
                              so (c – k¹)/(c – k²) = der Entfaͤrbungskraft der ersten Kohle,/der
                              Entfaͤrbungskraft der zweiten Kohle.
                           Man kann sich, um den Gehalt oder die Kraft der Kohlen zu bestimmen, eine Masse sehr
                              fein gesiebten, gut gemengten Kohlenpulvers, welches als Musterkohle dienen kann,
                              zubereiten. Wenn man sie troken in gut verschlossenen Glaͤsern aufbewahrt, so
                              kann man dann alle uͤbrigen zu pruͤfenden Kohlen mit ihr vergleichen.
                              Das Sicherste ist jedoch, wenn man die Masse Musterkohle gleich in Pakete von bestimmtem Gewichte,
                              z.B. von 1, 2 bis 3 Grammen abtheilt, da man sie in diesem Zustande leichter
                              aufbewahren und zu jeder Zeit gleich anwenden kann.
                           Wenn das Verhaͤltniß zwischen der Entfaͤrbungskraft irgend einer Kohle
                              und jener der Musterkohle bekannt ist, so kann man erstere leicht als Musterkohle
                              fuͤr alle anderen Kohlen benuzen. Denn wenn z.B. eine Kohle eine zwei Mal
                              groͤßere Entfaͤrbungskraft hat, als die Musterkohle, so wird ein
                              halber Gramm derselben einem ganzen Gramme der Musterkohle entsprechen; und anstatt
                              daß man den Gehalt nach der Vergleichung mit einem Gramme der zweiten Kohle bemißt,
                              wird es genuͤgen, ihn nach einer solchen mit einem halben Gramme der ersten
                              zu bestimmen.
                           Endlich kann man auch anstatt eine Musterkohle als Basis der Vergleichung zu nehmen,
                              die Entfaͤrbung einer Musterfluͤssigkeit als Ausgangspunkt festsezen,
                              und sagen, daß so viel Kilogr. oder Liter Kohlen so viel Proc. der
                              Musterfluͤssigkeit entfaͤrben.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
