| Titel: | Ueber eine neue Eigenschaft des Bleies in Berührung mit Metallen und Schwefelsäure; von F. F. Runge. | 
| Fundstelle: | Band 69, Jahrgang 1838, Nr. XVI., S. 48 | 
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                        XVI.
                        Ueber eine neue Eigenschaft des Bleies in
                           Beruͤhrung mit Metallen und Schwefelsaͤure; von F. F. Runge.
                        Runge, uͤber eine neue Eigenschaft des Bleies.
                        
                     
                        
                           Die neue Eigenschaft des Bleies besteht darin, das Aufloͤsen anderer Metalle,
                              z.B. Zink und Eisen, in verduͤnnter Schwefelsaͤure zu retardiren, ohne daß es selbst dabei aufgeloͤst oder
                                 angegriffen wird. Diese Retardation ist so bedeutend, daß von zwei gleich
                              großen und gleich schweren Stuͤken Zinkblech, in derselben Saͤure
                              gleich lange befindlich, dasjenige, welches mit Blei verbunden ist, 13 weniger an Gewicht verliert, als das Zinkblech ohne Blei.
                              Dieß findet namentlich Statt, wenn das retardirende Blei gleiche Groͤße mit
                              dem Zinkblech hat, und mit demselben an dem einen Ende durch Loͤthung
                              verbunden ist. Betraͤgt das Blei das Doppelte, so ist die Differenz gar 14,
                              bei der Haͤlfte dagegen 7. Da ich diese Versuche vorlaͤufig mit kaͤuflichem Zink und
                              Blei angestellt habe, so werden diese Zahlen bei Wiederholung mit ganz reinen
                              Metallen einige Abaͤnderung erleiden. Auf den Grad der
                              Saͤureverduͤnnung kommt wenig an, jedoch ist es wegen der ruhigen
                              Beobachtung der Erscheinungen am besten, sie mit 8 bis 16 Theilen Wasser
                              verduͤnnt anzuwenden. Ob die Schwefelsaͤure durch Rectification
                              gereinigt ist, oder ob man gewoͤhnliche nimmt, aͤndert nichts im
                              Wesentlichen des Resultates. Das Blei bleibt bei diesen Versuchen, wenn sie in 60
                              bis 90 Minuten beendigt sind, vollkommen blank; wo aber ein Versuch mehrere Tage
                              dauert, z.B. wenn man, anstatt mit Zink, mit Eisen experimentirt, welches sich viel
                              langsamer aufloͤst, da wird die Bleioberflache nach und nach blind, und
                              uͤberzieht sich mit einer Kruste schwefelsauren Bleioxyds. Dieß
                              beeintraͤchtigt natuͤrlich die Wirksamkeit des Bleies.
                           Wird anstatt der Schwefelsaure verduͤnnte Chlorwasserstoffsaͤure in
                              Anwendung gebracht, so findet keine Retardation im Aufloͤsen des Zinks und
                              Eisens Statt, das Blei beschleunigt es vielmehr, wirkt also ganz so, wie es den
                              bekannten Gesezen des Elektrochemismus gemaͤß ist.
                           Bei Salpetersaͤure dagegen ist es anders. Wird der Versuch mit einer
                              Saͤure angestellt von 1,300 spec. Gew. mit 4 Wasser verduͤnnt, so
                              loͤst sich zugleich mit dem Zink auch Blei auf, wie man am besten wahrnehmen
                              kann, wenn man die zusammengeloͤtheten Bleche in einen Glascylinder bringt,
                              das Blei nach Unten stellt, und diesen nun mit der Saͤure fuͤllt. Man
                              wird sehr bald die Bildung eines Bleibaumes an dem oben befindlichen Zinkblech
                              bemerken.
                           Damit diese Versuche vollkommen gelingen, ist einige Vorsicht noͤthig. Die
                              Zinkbleche muͤssen aus derselben Platte geschnitten seyn, denn nur bei
                              gleicher Dike sind gleich große Stuͤke gleich schwer. Dann muͤssen die
                              Oberflaͤchen derselben gleich blank gescheuert seyn; denn etwas Schmuz oder
                              Fett auf der einen macht schon einen Unterschied in der Aufloͤslichkeit. Eben
                              so muß der Theil des einen Stuͤkes Zinkblech in Abrechnung gebracht werden,
                              der durch das Loth bedekt, also von der Saͤure nicht beruͤhrt wird.
                              Nicht minder muß das Bleiblech ganz blank seyn; man schabt es daher kurz vor dem
                              Versuche gut ab, und huͤtet sich, es wieder mit bloßen Fingern zu
                              beruͤhren. Endlich wiegt man das Zink, welches mit dem Blei
                              zusammengeloͤthet ist, vor und nach dem Versuche mit diesem zugleich, da eine
                              Abtrennung des Lochs nicht gut zu bewerkstelligen ist. Beim Aufhangen in der
                              Saͤure ist noch zu beachten, daß die Zinkbleche eine gleiche Hoͤhe in
                              der Fluͤssigkeit einnehmen muͤssen) denn laͤge eins auf dem
                              Boden des Gefaͤßes und das andere ragte weiter in die Fluͤssigkeit hinein,
                              so wuͤrden sie mit ungleichen Mengen Saͤure in Beruͤhrung
                              kommen. (Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie,
                              1838, Nr. 3.)