| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 69, Jahrgang 1838, Nr. XX., S. 74 | 
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                        XX.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Einhuͤllung der Dampfkessel mit Filz und daraus
                              erwachsende Feuersgefahr.
                           Das große praͤchtige Dampfschiff „Great Western“, welches
                              seine erste Probefahrt uͤber den atlantischen Ocean so eben mit Gluͤk
                              und Ruhm zuruͤkgelegt hat, waͤre auf dem Wege von der Werfte zu
                              Blackwall bis zu seinem Abfahrtsorte, Bristol, beinahe ein Raub der Flammen
                              geworden. Man hatte naͤmlich die Kessel und die Dampfroͤhren mit dem
                              sogenannten Patent-Filze umkleidet, um auf diese Weise nicht nur den
                              bedeutenden, durch Waͤrme-Ausstrahlung entstehenden Verlust zu
                              verhuͤten, sondern um zugleich auch den Maschinenraum moͤglichst
                              kuͤhl zu erhalten. Unvorsichtiger Weise ließ man aber den Filz bis dicht an
                              die Basis des Schornsteines hin reichen, wo er um so leichter Feuer sing, als man
                              daselbst zur Befestigung des Filzes eine ungeeignete Quantitaͤt Mennig und
                              Oehl genommen hatte. Die Flammen griffen rasch um sich und der brennende Filz
                              verbreitete einen so unausstehlichen Dampf, daß Niemand zu den Maschinen kommen
                              konnte, um diese anzuhalten, und um jene Sprize dafuͤr in Thaͤtigkeit
                              zu sezen, die zum Loͤschen von allenfallsigen Feuerbruͤnsten bestimmt
                              war. Gluͤklicher Weise hatte man den Abend zuvor eine der tragbaren Sprizen
                              aus der Fabrike des Hrn. Merryweather an Bord gebracht,
                              und mit dieser, die sich auf dem Verdeke befand, wurde man, nachdem man schnell ein
                              Loch durch das Verdek geschnitten hatte, in Kuͤrze Meister der Flammen. Weder
                              die Maschine, noch sonst etwas von der Ausruͤstung des Schiffes haben Schaden
                              gelitten. Man uͤberzeugte sich hierdurch, wie nothwendig es ist, auf dem
                              Verdek der Dampfboote eine gute Feuersprize zur Disposition zu halten; und wie
                              zwekmaͤßig es waͤre, auch fuͤr die Anschaffung der Paulin'schen Apparate Sorge zu tragen, damit man jeder
                              Zeit an den Ort dringen kann, wo das Feuer ausgebrochen ist. (Mechanics' Magazine, No. 765.)
                           
                        
                           Ein Paar Vorschlaͤge zur Verhuͤtung von
                              Ungluͤksfaͤllen auf Eisenbahnen.
                           Einige Unfaͤlle, welche sich an der Grand Junction Railway seit der kurzen
                              Dauer ihrer, Eroͤffnung ergaben, veranlaßten mancherlei Vorschlaͤge
                              zur kuͤnftigen Verhuͤtung solcher. Die Railway
                                 Times bringen einen Vorschlag des Hrn. P. Lacunt
                              Esq., der im Wesentlichen auf Folgendes hinaus geht. Man soll naͤmlich,
                              seiner Ansicht nach, die Locomotive nicht dicht an den ersten Wagen bringen, sondern
                              man soll die Verbindung zwischen ihr und dem Wagenzuge durch eine Kette von solcher
                              Laͤnge herstellen, daß der Wagenzug angehalten werden koͤnnte, im
                              Falle der Locomotive etwas zustoͤßt: sey es, daß sie als erstes Fuhrwerk
                              zuerst auf ein auf der Bahn befindliches Hinderniß stoͤßt, daß sie von den
                              Schienen abgleitet, daß sie umwirft etc. Die Kette muͤßte an einer Walze
                              befestigt werden, damit man sie aufrollen kann, wenn die Maschine von hinten treibt.
                              Wenn sich der Wagenzug der Station naͤhert, waͤren Locomotive und
                              Wagen allmaͤhlich mittelst eben dieser Walze einander naher zu bringen, damit
                              der Zug in die Station einlaufen kann. – Der Birmingham
                                 Advertiser dagegen bringt einen Vorschlag des Civil-Ingenieur R. Prosser, in welchem darauf aufmerksam gemacht wird, daß
                              man dem Maschinisten, der mit der gehoͤrigen Beaufsichtigung der Maschine
                              vollauf zu thun hat, zu viel aufbuͤrdet. Es wird daher darauf angetragen,
                              jedem Zuge außerdem auch noch eine Art von Capitaͤn zu geben, der die
                              Direction zu fuͤhren haͤtte. Diesem muͤßten, da sich die
                              gewoͤhnlichen telegraphischen Signale nicht auf Eisenbahnen anwenden lassen,
                              und da mit Lichtern bei nebeligem Wetter auch nichts zu machen ist, große
                              Sprachrohre zur Disposition stehen, die nicht bloß als Sprachrohre, sondern auch als
                              Hoͤrrohre benuͤzt werden koͤnnten, und die nach der Ansicht des
                              Hrn. Prosser zur Mittheilung der auf den Bahnen Statt
                              findenden Vorgaͤnge sehr geeignet waͤren.
                           
                        
                           
                           Hrn. Tolly's Rettungsboot.
                           Hr. Tolly, Marine-Ingenieur in New-York, ist
                              der Erfinder eines Rettungsbootes, welches nach den kuͤrzlich in
                              New-York damit angestellten Versuchen eine der besten Vorrichtungen dieser
                              Art seyn soll. Das Boot hat 28 Fuß Laͤnge auf 5 1/2 Fuß Breite und zwei
                              Verdeke. Im Inneren desselben befinden sich 34 Roͤhren von je 13 Fuß
                              Laͤnge, welche 52 Fuß Wasserstoffgas fassen. An den Seitenwaͤnden sind
                              20 starke Taue befestigt, mit denen sich wenigstens 100 Personen retten
                              koͤnnen. Das Boot kann, selbst wenn es mit Wasser gefuͤllt ist, noch
                              1000 Pfd. tragen, ohne zu versinken. (France
                                 industrielle 1838, No. 9.)
                           
                        
                           Vergleichende Zusammenstellung verschiedener
                              Geschwindigkeiten.
                           Der Mensch bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 4 Fuß in der Secunde; auf das
                              Pferd treffen in derselben Zeit 12, auf das Rennthier 26, auf das Rennpferd 43, auf
                              den Hasen 88, auf ein gutes Segelschiff 19, auf den Wind 82, auf die Kanonenkugel
                              1800 Fuß. Eine Locomotive, welche 30 englische Meilen in der Zeitstunde
                              zuruͤklegt, hat eine 11 Mal groͤßere Geschwindigkeit als ein gehender
                              Mensch, eine doppelt groͤßere als das Rennthier: naͤmlich 44 Fuß in
                              der Secunde! Dazu wird die Locomotive nie muͤde, waͤhrend selbst der
                              Wind, dem sie nur um die Haͤlfte nachsteht, in seiner Kraft nachlaͤßt.
                              (Railway Times.)
                           
                        
                           Ueber einen neuen, von Hrn. Passot vorgeschlagenen hydraulischen
                              Kreisel
                           liest man im Echo du monde savant
                              1838, No. 11 Folgendes: „Diese Turbine besteht
                                 aus einem cylindrischen Kasten, laͤngs dessen innerer senkrechten Wand in
                                 der Ausdehnung eines Viertelkreises eine Verstaͤrkung (massif) laͤuft. An dem einen Ende dieser
                                 lezteren ist eine horizontale Roͤhre befestigt, welche in tangentaler
                                 Richtung aus dem Cylinder austritt. Nach der Achse des Cylinders steigt eine
                                 senkrechte Roͤhre empor, deren Durchmesser groͤßer ist, als jener
                                 der horizontalen Roͤhre. Der durch die senkrechte Roͤhre
                                 eintretende Wasserstrom druͤkt gegen das eine Ende der
                                 Verstaͤrkung, waͤhrend der Druk am anderen Ende durch das freie
                                 Ausfließen der Fluͤssigkeit in der Richtung der Tangente aufgehoben ist.
                                 In Folge dieser Ungleichheit des Drukes wird der Dikung und folglich auch dem
                                 ganzen Apparate eine dem Ausflusse der Fluͤssigkeit entgegengesezte
                                 rotirende Bewegung mitgetheilt. Hieraus erhellt, daß sich diese Maschine durch
                                 eine neue Einrichtung von den gewoͤhnlichen Reactionsmaschinen
                                 unterscheidet. Sie kann gegen 60 Umgaͤnge in der Minute machen, und
                                 arbeitet selbst, wenn sie ganz getaucht ist. Es ist immer zu wuͤnschen,
                                 daß der Erfinder einige Versuche im Großen anstellte; doch duͤrfte sich
                                 derselbe irren, wenn er glaubt, mittelst seines Apparates die ganze Triebkraft
                                 nuzbar machen zu koͤnnen. Die bedeutende Geschwindigkeit, die das Wasser
                                 bei seinem Austritte aus dem Rade hat, gibt den besten Beweis fuͤr unsere
                                 Behauptung.“
                              
                           
                        
                           Heineken's Vorrichtung zum
                              Copiren von Briefen.
                           Hr. N. S. Heineken in Sidmouth gibt im Mechanics' Magazine, No. 765 eine Vorrichtung an, die
                              Reisende leicht bei sich fuͤhren koͤnnen, um damit Briefe zu copiren.
                              Sie besteht aus einer messingenen Roͤhre von 14 Zoll Laͤnge und 1 1/4
                              Zoll im Durchmesser, in welche an dem einen Ende ein Boden eingeloͤthet ist.
                              Ueber dasselbe Ende ist auch ein Dekel gestuͤrzt, und auf diese Weise ist
                              daselbst ein Behaͤlter fuͤr ein kleines Flaschchen mit Copirtinte
                              gebildet. An der inneren Seite des Dekels des anderen Endes ist ein Pinsel, der zum
                              Befeuchten des Papieres dient, angebracht. In dem Cylinder selbst befindet sich das
                              Copirpapier, etwas Oehlpapier, und in einem Umschlaͤge auch dikes
                              Fließpapier. Um sich des Apparates zu bedienen, braucht man das Copirpapier nur
                              zwischen das Fließpapier zu legen und dieses mit dem Pinsel zu befeuchten, bis
                              ersteres hinreichend feucht geworden ist; oder auch, man befeuchtet das Copirpapier
                              selbst, und laͤßt die uͤberschuͤssige Feuchtigkeit durch das
                              Fließpapier absorbiren. Das befeuchtete Papier legt man auf den zu copirenden Brief
                              und daruͤber das Oehlpapier. Man hat dann nur mehr das Ganze um den
                              Messingcylinder zu wikeln und diesen unter den Haͤnden auf einem Tische zu
                              rollen, um eine vollkommene Copie zu erhalten. Die Roͤhre laͤßt sich
                              auch als Lineal benuzen.
                           
                        
                           Ueber die Anwendung des schwefligsauren Kalkes bei der
                              Zukerfabrication.
                           Hrn. Decroisilles ist es, wie die France industrielle berichtet, gelungen, ein Verfahren ausfindig zu
                              machen, wonach er den schwefligsauren Kalk, den man in der Zukerfabrication
                              angeblich mit großem Vortheile zur Verhuͤtung des Eintrittes der
                              Gaͤhrung anwenden kann, im Großen zum Preise von 30 Cent, per Kilogr. zu liefern im Stande ist. Als Beweis
                              fuͤr die Wirksamkeit dieses Mittels wird angefuͤhrt, daß Hr. D. 2500
                              Kilogr. Ruͤbenmark mittelst desselben 120 Stunden lang in einem Bottiche
                              aufbewahrte, ohne daß es auch nur im Geringsten durch die Gaͤhrung gelitten
                              hatte. Das aufbewahrte Mark gab naͤmlich eben so schoͤnen, eben so
                              guten und eben so vielen Zuker wie ganz frisch gepreßtes.
                           
                        
                           Ueber einen neuen Apparat zum Verkohlen des Torfes.
                           Im XXX. Bde. der Brevets d'invention findet man einen von
                              den HH. Drevon, Desbordes und Boudon erfundenen Apparat zur Verkohlung des Torfes beschrieben. Derselbe
                              besteht aus einem oder mehreren gußeisernen Cylindern von 4 bis 8 Fuß Hoͤhe
                              auf 18 bis 36 Fuß Durchmesser, welche neben einander aufrechtstehend und bleibend
                              auf einen oder mehrere, einen einzigen Bau bildende eiserne Oefen gesezt sind. An
                              dem oberen Ende dieser Cylinder ist aus Baksteinen eine gegen 2 Fuß messende
                              Verlaͤngerung aufgefuͤhrt, welche als Behaͤlter fuͤr den
                              Torf dient. Der Torf tritt nach und nach in dem Maaße, als sich in Folge der
                              Verkohlung sein Umfang vermindert, in den gußeisernen Cylinder. Nach Oben endigen
                              sich die Cylinder in einen retortenartigen Dekel, an welchem eine Roͤhre, die
                              den sich entwikelnden Gasarten Austritt gestattet, angebracht ist. Unter diesen
                              Gasen ist das gekohlte Wasserstoffgas das vorherrschende, es kann in den Ofen
                              zuruͤkgeleitet und daselbst als Heizmittel verwendet werden. Nach Unten sind
                              die Cylinder mit einem eisernen Schieber geschlossen, den man zum Behufe der
                              Entleerung der erzeugten Kohle zuruͤkzieht. Unter den Cylindern befindet sich
                              der Feuerherd, auf dem Torf gebrannt wird, die Hize entweicht bei einer Abdachung,
                              welche sich am Grunde befindet, steigt in einem Canale um den Cylinder herum empor,
                              und tritt vorne durch ein Rauchfangrohr aus, welches so angebracht ist, daß der Zug
                              am Anfange, unter und hinter dem Cylinder beginnt, und oben vor dem Cylinder
                              aufhoͤrt, so daß saͤmmtliche Theile der intensivsten Hize ausgesezt
                              sind. Der bewegliche Rost wird, wenn man den Cylinder ausleeren will, durch einen
                              Daͤmpfer ersezt. Das Aschenloch ist 3 Fuß hoch, damit man den Daͤmpfer
                              durch dasselbe einfuͤhren kann. Die Patenttraͤger versichern, daß sie
                              mit ihrem Apparate in 12 Stunden und mit einer Ersparniß von 3/4 an Brennmaterial
                              dasselbe erreichen, wozu sonst 36 Stunden erforderlich waren.
                           
                        
                           Berichtigung, die finnlaͤndische Torfpresse
                              betreffend.
                           Unterzeichneter wandte sich auf Veranlassung der Leipziger oͤkonomischen
                              Societaͤt an einen Freund und Collegen auf der Universitaͤt
                              Helsingfors, um uͤber die Wahrheit eines Facti, welches aus der Leipziger
                              Allg. Ztg. in mehrere Blaͤtter uͤberging, Aufklaͤrung und
                              uͤber den Apparat naͤhere Auskunft zu erhalten. Es sollte
                              naͤmlich ein Hr. Orgesson in einem Saale des
                              Rathhauses der genannten Stadt in Anwesenheit des Publicums 4000 Pfd. frisch
                              ausgestochenen Torf in weniger als 20 Minuten mit dem von ihm erfundenen Apparate in
                              festen Zustand gebracht haben, so daß derselbe 1/5 seines Gewichts und 3/8 seines
                              Volumens, durch Entziehung aller Feuchtigkeit, verloren habe.
                           Hr. Prof. D. v. Tengstroͤm gibt nun unter dem 12.
                              d. M. die Erklaͤrung; „daß man in Helsingfors von dieser
                                 Angelegenheit zuerst in fremden Zeitungen gelesen habe, in ganz Finnland kein Brenntorf zu
                                 finden und man denselben uͤberhaupt anzuwenden (wegen des
                                 Holzuͤberflusses) nicht genoͤthigt sey. Moͤglicherweise koͤnnten in Helsingborg in Schweden
                                 Versuche angestellt worden seyn, indem dort Torf statt Holz verbraucht
                                 wuͤrde und Namensverwechselungen dieser Art in Zeitungen oft genug
                                 vorkommen. Indessen schweigen die schwedischen Blaͤtter in Betreff dieser
                                 Sache.“
                              
                           Bei dem allgemeinen Interesse, welches das durch Lord Willoughby von Eresby erfundene Verfahren, Torf durch Pressen der Kohle
                              aͤhnlich zu machen (polyt. Journal Bd.
                                 LXVII. S. 34), bei Privaten nicht nur, sondern sogar bei Regierungen
                              erregt hat, fand ich mich veranlaßt, diese Notiz oͤffentlich bekannt zu
                              machen. 
                           Prof. Dr. G. Kunze.
                           
                        
                           Kautschuk zu Wehrgehaͤngen verwendet.
                           Man hat in Ostindien angefangen, das Leder, welches man zu den Gehaͤngen der
                              Seitengewehre sowohl als der Patrontaschen verwendete, und welches in jenen Klimaten
                              so ziemlich schnell zu Grunde ging, durch Baͤnder aus Kautschuk zu ersezen.
                              Man fand sich auch in dieser Hinsicht in den Erwartungen, die man von diesem immer
                              mehr und mehr in Anwendung kommenden Materiale hegte, nicht getaͤuscht. (Mechanics' Magazine, No. 765.)
                           
                        
                           Ueber die Dachbedekungen von Dorn
                              und Sachs, und uͤber Runge's elastischen Theerfirniß.
                           Runge aͤußert sich in einer kleinen Schrift: Das flache Lehmdach und der elastische Theerfirniß; von
                              Dr. F. F. Runge (Berlin
                              1837, 8.) folgender Maßen uͤber die Dachbedekung von Dorn, welche unsern Lesern aus dem polyt. Journal Bd. LXIV. S. 123 hinreichend bekannt ist:
                           Bei diesen Daͤchern wird vom Theer sehr viel verlangt. Er soll wasserdicht
                              bleiben unter allen unguͤnstigen Umstaͤnden, denen ein Dach
                              uͤberhaupt ausgesezt ist. Er soll der brennenden Sonnenhize und der
                              Winterkaͤlte, wie dem Regen- und Schneewasser gleichmaͤßig
                              widerstehen und keine Veraͤnderungen erleiden. Besonders soll er sich fest
                              mit dem Lehme verbinden und eine firnißartige Oberflaͤche bilden, die in
                              ihren Theilen innig zusammenhaͤngt, d.h. nicht rissig wird. Mit einem Worte,
                              er muß große Zaͤhigkeit und Klebrigkeit besizen, und nur mit diesen
                              Eigenschaften gibt er ein wasserdichtes Dach. – Diese besizt nun weder der
                              Holz- noch der Steinkohlentheer fuͤr sich allein. Man sucht sie ihnen
                              durch Pech und Colophonium zu geben. Im richtigen Verhaͤltnisse zugesezt
                              leisten diese sehr viel, aber dieß Verhaͤltniß ist so groß und ihr Preis so
                              hoch, daß ein damit getheertes Dach sehr theuer zu stehen kommt. Hiezu gesellt sich,
                              daß weder der Pechzusaz, vielweniger aber noch der des Colophoniums die Verdunstung
                              der fluͤchtigeren Theertheile verhindert, die doch zur Fortdauer der
                              Elasticitaͤt erfordert werden. Ein Dorn'sches Dach
                              befindet sich im Sommer in einer foͤrmlichen Destillationshize, wodurch nach
                              und nach alle fluͤchtigen Theile entfernt werden, so daß nichts als Pech oder
                              Colophonium zuruͤkbleibt, welches bei eintretender kalter Witterung
                              sproͤde wird und alsdann Wasser durchlaͤßt. Man ist daher
                              genoͤthigt, ein solches Dach aus mehreren Lagen zu fertigen und die obersten
                              oͤfter wieder von Neuem zu theeren.
                           Sachs hat darum seine, mit einem Gemenge von 8 Pfd. Pech
                              und 3 Pfd. Holztheer getraͤnkten Papierplatten empfohlen. Man sieht leicht,
                              daß der wesentliche Unterschied zwischen einem Dorn'schen
                              und einem Sachs'schen Dache bloß in der Dazwischenkunft
                              des Papieres besteht. Dorn schließt seinen pechhaltigen
                              Theer zwischen Lehm und Sand ein, und Sachs seinen
                              Theerpech zwischen zwei Bogen Papier. So klein dieser Unterschied auch scheint, so
                              ist es doch ein sehr wesentlicher. Denn der zwischen Papier eingeschlossene
                              Theerpech ist eine bei Sommerhize und Winterkaͤlte durchaus
                              unveraͤnderliche Substanz, es mag nun gleichzeitig Feuchtigkeit mit einwirken
                              oder nicht. Getheerter Lehm dagegen ist nur dann unveraͤnderlich in der
                              Winterkalte, wenn er lufttroken ist. Im entgegengesezten Falle gefriert das Wasser,
                              und die Lehmdeke wird in Folge der Eisbildung in viele kleine Stuͤke
                              gesprengt, wodurch sich Rizen bilden. – Hieraus folgt, daß ein Dorn'sches Dach nur zu einer solchen Jahreszeit gemacht
                              werden kann, wo ein vollkommenes Austroknen der Lehmflaͤche moͤglich
                              ist, also im Sommer. Dann aber ist auch außer allem Zweifel, daß man ein gutes
                              wasserdichtes Dach bekommt. Will man aber ausdruͤklich gegen die Dorn'schen Vorschriften handeln und zu jeder Jahreszeit
                              Daͤcher machen, so ist es natuͤrlich, daß sie nicht immer dem Zweke
                              entsprechen.
                           Was nun Sachs mit seinen Harzplatten betrifft, so befindet
                              sich derselbe in mancher Hinsicht in einem guͤnstigeren Falle. Sachs kann zwar eben so wenig bei Regenwetter arbeiten
                              lassen als Dorn, aber er hat einen sehr großen Feind
                              nicht zu fuͤrchten, den Frost. Daher braucht derselbe nicht das vollkommene Austroknen der Lehmflaͤche abzuwarten,
                              sondern im Nothfalle genuͤgt schon ein Ausgetroknetseyn der oberen aͤußeren Schichte, um nur die Harzplatten
                              aufkleben zu koͤnnen.
                           Ein anderer nicht zu uͤbersehender Unterschied besteht darin, daß beide Herren
                              sich verschiedener Wasserdichtungsmittel zum Ueberstreichen bedienen. Der Theerpech
                              von Sachs verdient gewiß den Vorzug vor dem Dorn'schen Pechtheere. Aber wo liegt hier die
                              Graͤnze? Dorn kann nach Belieben das
                              Pechverhaͤltniß abaͤndern und so sein Anstreichmittel luft- und
                              waͤrmebestaͤndiger machen.
                           Dessen ungeachtet bleibt hier ein großer Mangel fuͤhlbar. Pech und Theer.
                              vereinigen in sich nicht alle Eigenschaften, die ein Dorn'sches Dach fuͤr die Dauer wasserdicht
                              machen, namentlich wenn man die Kosten des wiederholten Ueberstreichens scheut.
                           Versuche, die der Verfasser zu Herstellung eines zuverlaͤssigen Theerfirnisses
                              anstellte und wobei namentlich der Steinkohlentheer beruͤksichtigt wurde,
                              fuͤhrten ihn auf die Erfindung seines elastischen
                                 Theerfirnisses, der von nun an in der chemischen Productenfabrik in Oranienburg im Großen fabricirt werden und zu einem so
                              billigen Preise zu haben seyn wird, daß er den des Steinkohlentheers fast nicht
                              uͤbersteigt.
                           Dieser elastische Theerfirniß hat alle Eigenschaften, welche erforderlich sind, um
                              eine dem Wechsel der Witterung immerwaͤhrend ausgesezte trokene
                              Lehmflaͤche vor Veraͤnderungen zu schuͤzen. Er troknet nur in
                              so weit aus, daß er nur noch wenig klebt, behaͤlt aber stets seine
                              Biegsamkeit und Zaͤhigkeit, verwittert also nicht wie die
                              gewoͤhnlichen Theerarten.
                           Man wird bei der Anwendung bald sehen, in wie fern sich dieser elastische Theerfirniß
                              von den beiden gewoͤhnlichen Theerarten unterscheidet. Streicht man z.B. von
                              den beiden lezteren etwas auf graues Loͤschpapier, so saugt sie das Papier
                              bald ein, und es bleiben zwei Fleken ohne Glanz. Vom Theerfirnisse dagegen bleibt
                              ein rein firnißartiger Ueberzug mit spiegelndem Glanze. Dasselbe ist der Fall auf
                              einer Lehmflache. Auch auf Holz haftet er besser als die gewoͤhnlichen
                              Theerarten, und zwar ebenfalls mit Firnißglanz.
                           Soll dieser Firniß ein Dorn'sches Dach wirklich
                              wasserdicht machen, so muß die Lehmflaͤche moͤglichst eben abgerieben
                              und wohl ausgetroknet seyn. Hierauf entfernt man alles Staubige und Pulverige
                              mittelst eines Handbesens, bringt den erwaͤrmten Firniß
                              loͤffel- oder kellenweise auf und vertheilt ihn mit einer
                              Buͤrste oder einem Streichholze. Nun wird Sand darauf gestreut.
                           Da eine große Lehmflaͤche unmoͤglich ganz eben hergestellt werden kann,
                              und etwaige Vertiefungen diesen etwas dikfluͤssigen Firniß nicht so leicht
                              aufnehmen, wenn man nicht laͤngere Zeit reibt, so ist es um der Sicherheit
                              willen gut, das Lehmdach erst mit einem Gemenge aus gleichen Theilen Holz-
                              oder Steinkohlentheer zu uͤberstreichen. Wenn nun dieser Anstrich von der
                              Lehmflaͤche voͤllig eingesogen ist, bringt man auf oben angegebene
                              Weise den elastischen Firniß auf, und ist nun sicher, ihn uͤberall hin
                              gleichmaͤßig vertheilen zu koͤnnen.
                           Der elastische Firniß laͤßt sich sowohl mit Holztheer als auch mit
                              Steinkohlentheer vermischen und dadurch duͤnnfluͤssiger machen. Am
                              besten ist es, beide zu gleichen Theilen mit einander vermischt dazu anzuwenden,
                              weil sie vereint am besten wirken.
                           Man kann je nach dem Preis der Theerarten diese Mischungen abaͤndern. Nur ist
                              zu bemerken, daß man wohl Steinkohlentheer allein, sowohl
                              zum Traͤnken der Lehmflaͤche als auch zum Verduͤnnen des
                              Theerfirnisses, anwenden kann; nicht ganz so gut geht dieß mit dem Holztheer allein. Er bindet nicht so gut.
                           Wenn nun gleich diese mit Sand bestreute Theerfirnißflaͤche vollkommen so wasserdicht ist, wie eine
                              aufs sorgfaͤltigste mit Harzplatten gedekte nur seyn kann, so ist sie doch
                              unausbleiblich mechanischen Beschaͤdigungen ausgesezt. Es muß daher noch eine
                              Schuzlage aufgebracht werden, wie dieß auch Dorn
                              vorschreibt.
                           Runge versichert, daß eine einmalige Auftragung des
                              Firnisses auf eine getheerte Lehmflaͤche schon ein vollkommen wasserdichtes
                              Dach gibt, es also des wiederholten Anstreichens derselben Flaͤche, wie es
                              gewoͤhnlich bei Anwendung von Theer geschieht, nicht bedarf. Auch fallen die
                              Ausgaben fuͤr den sonst so noͤthigen Zusaz von Pech oder Colophonium
                              zum Theer ganz weg, weil der Firniß dikfluͤssig genug ist und oft eher eine
                              Verduͤnnung durch Theer erfordern
                              moͤchte.
                           Der Verf. hat die Wasserbestaͤndigkeit des Theerfirnisses verschiedenen sehr
                              harten Proben unterworfen, und sie hat sich sehr wohl bewaͤhrt.
                           Die Lehmflaͤche muß uͤbrigens vollkommen troken seyn, wenn man theert
                              und wenn man den Firniß aufbringt, und diese Aufbringung muß so geschehen, daß
                              nirgend auch nur die kleinste Luke bleibt, wo der Lehm hervorsteht, sonst beginnt
                              von hier aus die Zerstoͤrung des Daches durch Eindringen des Wassers,
                              Erweichung u.s.w., wie es schon oben erwaͤhnt worden.
                           Die Sachs'schen Harzplatten koͤnnen ebenfalls mit
                              diesem elastischen Theerfirniß dargestellt werden, ohne daß man noͤthig hat,
                              ihm noch Pech hinzuzusezen. Man macht den Firniß durch Erwaͤrmung
                              fluͤssig und bewirkt das Aufstreichen wie Sachs es vorschreibt. Es ist aber
                              zwekmaͤßiger, sich hiebei einer Buͤrste statt eines Pinsels zu
                              bedienen. – Diese Firnißplatten kann man biegen wie man will, ohne daß sie
                              brechen. Man braucht daher nicht so gar aͤngstlich damit umzugehen, wenn man
                              sie auf das Lehmdach aufklebt. Dieß Aufkleben geschieht mit demselben Firniß, eben
                              so das darauf folgende Ueberstreichen der bereits aufgeklebten Platten.
                           Um eine solche Firnißplatte auf ihre Wasserdichtigkeit zu pruͤfen, gibt es ein
                              aͤußerst einfaches Mittel. Man faltet sie wie ein Filtrum zusammen, stellt
                              dieß in einen Trichter und gießt es voll Wasser. (Polytechn. Centralblatt Nr.
                              21.)
                           
                        
                           Vergleichung des wuͤrtembergischen Schnellers
                           mit den in Buͤndel abgetheilten englischen, leinenen
                                 Maschinengarnen, mit den in Straͤnge abgetheilten Augsburger leinenen
                                 Maschinengarnen und mit den in Schneller abgetheilten englischen (auch
                                 deutschen, Schweizer etc.) baumwollenen Maschinengarnen (Twisten).
                           Wenn in fruͤheren Zeiten Zeuge gewoben werden sollten, so genuͤgte es
                              unseren Fabrikanten, Webern und Hausfrauen fast in allen Faͤllen an der
                              Bekanntschaft mit der Laͤnge eines wuͤrtembergischen Schnellers.
                              Neuerdings aber reicht dieß um so weniger hin, als nicht nur immer mehr
                              auslaͤndische Gespinnste bei uns verarbeitet, sondern sogar auch in unseren
                              vaterlaͤndischen Baumwollspinnereien die Garne nach dem engl. Haspel
                              aufgehaspelt werden. Es duͤrften in dieser Beziehung besondere Beachtung
                              verdienen:
                           1) Englische leinene Maschinengarne, welche nach dem 2 1/2 Yards Haspel in
                              Buͤndel von 16 2/3, Straͤngen, oder 200 Gebinden, oder 24,000 Faden,
                              oder 60,000 Yards aufgemacht sind, so daß auf 1 Strang 42 Gebinde und auf 1 Gebinde
                              120 Faͤden gehen,
                           2) Augsburger leinene Maschinengarne, welche in Straͤnge von 700 Faͤden
                              oder 1400 bayerischen Ellen aufgemacht sind;
                           3) englische (auch deutsche, Schweizer etc.) baumwollene Maschinengarne (Twiste),
                              welche in Schneller von 560 Faͤden oder 1120 Brabanter Ellen aufgemacht
                              sind.
                           Wir versuchen es daher, dem mit der Weberei beschaͤftigten Publicum ein Mittel
                              an die Hand zu geben, durch welches in Beziehung auf Feinheit oder
                              Laͤngenmaaß die mit der wuͤrtembergischen Benennung
                              uͤbereinstimmenden auslaͤndischen Benennungen leicht aufgefunden
                              werden koͤnnen. Hiezu bedienen wir uns folgender Grundlagen:
                           a) 1 wuͤrtemb. Schneller = 2000 wuͤrtemb.
                              Ellen, und = wuͤrtemb. Elle = 0,6142 franz. Meters.
                           b) 1 engl. Yard = 0,9144 franz. Meters. Die Feinheit der
                              engl. Leinengarne ist daran zu erkennen, daß ein (in allen Faͤllen 60,000
                              Yards enthaltender) Buͤndel, welcher 8 engl. Pfd. wiegt, mit Nr. 25, ein
                              Buͤndel von 4 Pfd. mit Nr. 50, ein Buͤndel von 2 Pfd. mit Nr. 100
                              bezeichnet wird; auf leichtere oder schwerere Sorten fallen die hiemit im
                              Verhaͤltniß stehenden Nummern. Ein engl. Pfd: ist um 3 1/8 Proc. leichter als
                              ein wuͤrtemb. Pfd.
                           c) 1 bayer. Elle = 0,8330 franz. Meters. Die Feinheit
                              der Augsburger Leinengarne wird durch Nummern bezeichnet, und es sind in 1 bayer.
                              Pfd. von Nr. 6 6 Straͤnge, in 1 Pfd. von Nr. 7 7 Straͤnge u.s.w.
                              enthalten. Ein bayer. Pfd. ist um 19 5/6 Proc. schwerer als ein wuͤrtemb.
                              Pfd.
                           d) 1 Brabanter Elle = 0,6914 franz. Meters. Die Feinheit
                              der engl. Baumwollengarne wird durch Nrn. bezeichnet, und es sind in 1 engl. Pfd.
                              von Nr. 6 6 Schneller, in 1 Pfd. von Nr. 7 7 Schneller enthalten. Ein engl. Pfd. ist
                              um 3 1/8 Proc. leichter als ein wuͤrtemb. Pfd.
                           Nimmt man nun an, daß in Wuͤrtemberg gerade immer die volle Zahl von 1, 2, 3,
                              4, 5 u.s.w. wuͤrtemb. Schnellern auf ein wuͤrtemb. Pfd. geht, so
                              muͤßte man sich die auslaͤndischen Garne, um dieselben in ganz
                              gleicher Feinheit zu erhalten, unter folgenden Benennungen verschaffen:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 69, S. 80
                              Garn, von welchem auf 1
                                 wuͤrt. Pfd. gehen; Leinengarn nach engl. Benennung; Augsburger
                                 Benennung.; Baumwollgarn nach engl. Benennung. wuͤrtemb. Schn.; Nr.
                              
                           Es ist daher z.B.
                           
                              
                                 
                                 in
                                 1 wuͤrt. Pfd.
                                 Leinen- oder Baumwollgarn von 10
                                    wuͤrt. Schnellern
                                 
                              
                                 und
                                 in
                                 1  
                                    –      –
                                 engl. Leinengarn
                                 Nr.
                                 43 37/100
                                 
                              
                                 und
                                 in
                                 1  
                                    –      –
                                 Augsb.–
                                 – 
                                 12 62/100
                                 
                              
                                 und
                                 in
                                 1  
                                    –      –
                                 engl. Twist
                                 – 
                                 15 37/100
                                 
                              
                           die gleiche Fadenlaͤnge enthalten.
                           Das Verhaͤltniß von Zwischennummern zu einander kann unter Benuzung der
                              vorstehenden Tabelle einfach ausgemittelt werden.
                           
                              
                                 Ferner sind
                                 10 wuͤrt.
                                 Schneller
                                 =
                                 13,434
                                 engl.
                                 Yards
                                 Leinengarn
                                 
                              
                                 
                                 –
                                 –
                                 =
                                 44 78/100
                                    –
                                 Gebind.
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 –
                                 –
                                 =
                                   3 73/100
                                    –
                                 Straͤngen
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 –
                                 –
                                 =
                                 10 53/100
                                 Augsb.
                                    –
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 –
                                 –
                                 =
                                 15 86/100
                                 engl.
                                 Schnellern
                                 Twist.
                                 
                              
                           Endlich ist ein engl. Buͤndel (60,000 Yards) Leinengarn = 44 66/100
                              wuͤrt. Schnellern und 1 engl. Strang (3600 Yards) = 2 68/100 wuͤrt.
                              Schnellern. (Riecke's Wochenblatt, Nr. 21)