| Titel: | Technische Notizen, auf einer Reise durch Belgien und Westphalen gesammelt von Dr. Adolph Poppe. | 
| Autor: | Dr. Adolph Poppe [GND] | 
| Fundstelle: | Band 69, Jahrgang 1838, Nr. XXV., S. 104 | 
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                        XXV.
                        Technische Notizen, auf einer Reise durch Belgien
                           und Westphalen gesammelt von Dr. Adolph Poppe.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        (Fortsezung von Bd. LXIX. H. 1, S. 18.)
                        Adolph Poppe's Notizen aus dem Gebiete der Mechanik.
                        
                     
                        
                           F. Notizen uͤber die Foͤrderungsmechanik einiger
                                 Steinkohlengruben an der Ruhr. Eisenbahnen. Maschinen- und
                                 Dampfkesselfabrik von Jakobi Haniel und Huyssen in Starkrade und Ruhrort.
                                 Maschinenfabrik von Dinenthal, Deuß und Moll in Muͤhlheim an der
                                 Ruhr.
                           
                              Kohlengrube Fruͤhlingshaus.
                              Diese Grube liegt eine Stunde von Witten, am rechten
                                 Ufer der Ruhr. Eine Dampfmaschine von 8 Pferdekraͤften foͤrdert
                                 die Steinkohlen zu Tage, und zwar sogleich in den kleinen Transportwagen, welche
                                 durch Menschenhaͤnde von der Kohlengrube auf einer Eisenbahn nach dem
                                 Abladepunkte an der Ruhr geschoben werden. Die Foͤrderung geschieht aus
                                 einer Tiefe von 400 Fuß innerhalb einer Minute, auch nach Umstaͤnden
                                 innerhalb 45 Secunden. Man haͤngt den leeren, 6 Schaͤffel oder
                                 nahe an 6 Cntr. Steinkohlen fassenden Wagen an das Tau, und laͤßt ihn in
                                 den Schacht hinab, waͤhrend gleichzeitig der volle Wagen emporgehoben
                                 wird. Die Dampfmaschine kann nach der Aussage des Waͤrters in einem Tage
                                 2000 Schaͤffel foͤrdern. Zum Auspumpen des Grubenwassers ist eine
                                 einfachwirkende Dampfmaschine von 36 Pferdekraͤften aufgestellt; ihren
                                 Gang fand ich sehr ungleichfoͤrmig und mit großen Erschuͤtterungen
                                 begleitet.
                              
                           
                              Kohlengrube Leonore und Nachtigall.
                              Von dem Foͤrderungsmechanismus dieser von der eben erwaͤhnten,
                                 nicht weit entfernt liegenden Grube wird die Fig. 42, Taf. II,
                                 dargestellte Skizze einen Begriff geben. A, A ist
                                 die Foͤrderungs-Dampfmaschine von 8
                                 Pferdekraͤften; sie bewirkt zunaͤchst die Umdrehung des mit dem
                                 Schwungrad an einer Achse sizenden Getriebes 
                                 a, welches in das groͤßere Rad b, b eingreift. Auf jeder Seite des Rades b, b ist an einer und derselben Welle eine
                                 Seiltrommel c angeordnet; von der einen windet sich
                                 das Forderungstau ab, waͤhrend es auf der anderen gleichzeitig sich
                                 aufwikelt. Das Tau laͤuft um eine senkrecht uͤber der
                                 Schachtoͤffnung angebrachte Rolle d, und von
                                 da in den Schacht hinab. Den 200 Fuß tiefen Schacht verschließt eine
                                 Fallthuͤr e, e mit zwei Fluͤgeln, in
                                 deren Mitte ein sechszoͤlliges Loch fuͤr das Tau sich befindet.
                                 Der kleine, 6 Schaͤffel fassende Steinkohlenwagen f steht auf einer am Tauende Hangenden Plattform, und zwar auf einem
                                 Stuͤk Eisenbahn, welches oben an die zum Abladungsplaze fuͤhrende
                                 Eisenbahn e, g paßt. Eine Art Gelaͤnder, das
                                 sich oͤffnen laͤßt, schuͤzt den Wagen f vor dem Abrollen. Wenn die Plattform zu Tage
                                 ankommt, so stoͤßt der gefuͤllte Wagen die Fallthuͤr e, e auf, welche hinter demselben von selbst
                                 sogleich wieder zufaͤllt. Der Maschinenwaͤrter laͤßt nun
                                 die Dampfmaschine nach der entgegengesezten Richtung gehen, damit die Plattform
                                 auf die Fallthuͤr niedersinke. Ein bereitstehender Albeiter
                                 oͤffnet das Gelaͤnder und ein anderer zieht den vollen Wagen auf
                                 die Eisenbahn e, g heruͤber, worauf ein
                                 dritter sogleich einen leeren Wagen an seine Stelle auf die Plattform schiebt.
                                 Ist dieß geschehen, so laͤßt der Maschinenwaͤrter die
                                 Dampfmaschine, welche indessen still gestanden hatte, auf ein gegebenes Zeichen
                                 angeben, worauf sich die Plattform so weit erhebt, daß die Fallthuͤr mit
                                 Huͤlfe von Striken aufgezogen werden kann; gleich darauf sinkt sie mit
                                 dem leeren Wagen hinab und die Fallthuͤr schließt sich wieder. Das
                                 Manoͤvriren mit der Dampfmaschine erfordert große Aufmerksamkeit.
                              Die Entwaͤsserungs-Dampfmaschine hat
                                 bei 48zoͤlligem Cylinder 60 Pferdekraͤfte. An dem Ende des 18 Fuß
                                 langen Balanciers ist unmittelbar das Pumpengestange eingehaͤngt. Der
                                 Kolbenhub betraͤgt 5 Fuß, die Anzahl der Hube 10 in der Minute, wobei die
                                 Maschine 90 Kubikfuß foͤrdert. Dieses Wasserquantum laͤßt sich
                                 indessen nach Beduͤrfniß auf 130 Kubikfuß steigern.
                              
                           
                              Eisenbahn.
                              Von den Gruben Leonore und Nachtigall fuͤhrt eine fuͤr den Pferdezug eingerichtete
                                 Eisenbahn auf die Laͤnge einer Meile nach der Kohlenstraße zwischen Witten und Elberfeld. Ihre
                                 Bauart ist aus Fig. 43 sichtbar. Die Schienen sind prismatisch, 9 1/2. Fuß lang, 3/4
                                 Zoll breit und 1 1/4 Zoll hoch; sie sind auf querliegende, vierkantig zugehauene
                                 Holzbloͤke genagelt, von denen auf jede Schiene 6 kommen. Da, wo die
                                 Enden der Schienen zusammenstoßen, sind staͤrkere Bloͤke a, a untergelegt. Die Koͤpfe der
                                 Befestigungsnaͤgel sind in die obere Flaͤche der Schienen
                                 versenkt. Die Spurweite der Bahn betraͤgt 2 Fuß; zwischen den Schienen
                                 ist der Weg gepflastert. Die oben erwaͤhnten Steinkohlenwagen sind
                                 ungefaͤhr 1 1/2 Fuß breit und 4 Fuß lang; ihre Raͤder haben 12
                                 Zoll Durchmesser und einen 1 1/8 Zoll uͤberstehenden Spurkranz. Ein Pferd
                                 zog 4 solcher Wagen, jeden zu 6 Schaͤffel, also nur etwa 24 Cntr. netto
                                 auf der etwas ansteigenden Bahn. Durch die Kleinheit der Foͤrderwagen
                                 wird der Pferdezug sehr unvortheilhaft, indem die Zugleine mit der Bahn einen
                                 Winkel von 20 bis 25 Grad macht.
                              
                           
                              Steinkohlengrube Gewalt bei Stehle.
                              Eine in den Werkstaͤtten von Jakobi und Comp.
                                 in Starkrade erbaute Kohlenfoͤrderungs-Dampfmaschine von 10
                                 Pferdekraͤften, niederen Drukes, foͤrdert 6 Schaͤffel
                                 Steinkohlen in 1 Minute 12 Secunden auf eine Hoͤhe von 71 Lachtern oder
                                 497 Fuß. Waͤhrend dieser Zeit macht die Maschine 61 Hube, wobei sich aber
                                 ihr Gang nach und nach sehr beschleunigt.
                              Auf diesem Werke fallen besonders zwei große
                                 Wasserfoͤrderungs-Dampfmaschinen, eine zu 60 Pferdekraͤften
                                 aus Luͤttich, die andere zu 100 Pferdekraͤften aus Ruhrort in die
                                 Augen. Die erstere mit 36zoͤlligem Cylinder ist doppeltwirkend, und macht
                                 14 Kolbenhube, jeden zu 3 Fuß, in der Minute. Die Kolbenstange geht durch den
                                 unteren Boden des Dampfcylinders und traͤgt unmittelbar das
                                 Gestaͤnge des Pumpwerkes. Die groͤßere Wassermaschine ist
                                 einfachwirkend mit einem Cylinderdurchmesser von 76 Zoll und einem 30 Fuß langen
                                 Balancier. Sie arbeitet mit 10 Huben in der Minute, und zwar betraͤgt der
                                 Hub des Dampfkolbens am einen Ende des Balanciers 8 Fuß, derjenige des
                                 Pumpwerkes auf dem anderen Ende 7 Fuß. Die Maschine foͤrdert nach der
                                 Angabe des Waͤrters bei jedem Hube 18 Kubikfuß, mithin in einer Stunde
                                 10,800 Kubikfuß Wasser, welches sich oben in solchem Reichthume ergießt, daß es
                                 recht gut zur Betreibung eines Wasserrades benuzt werden koͤnnte.
                              
                           
                              Steinkohlengrube Kunstwerk.
                              Diese gleichfalls in der Naͤhe von Stehle liegende Grube hat eine doppelte
                                 Schachtfoͤrderung. Zwei Dampfmaschinen, jede zu 8 Pferdekraͤften,
                                 stehen dicht neben einander und besorgen einen 308 Fuß tiefen Schacht. Fig. 44
                                 zeigt die Anordnung des Foͤrderungsapparates in der vorderen Ansicht.
                                 Unter a, a stelle man sich die Enden der Balanciers
                                 beider Dampfmaschinen vor, welche mittelst der Pleuelstangen a, b zunaͤchst auf die Umdrehung der Getriebe
                                 c, c wirken. Leztere stehen mit den großen
                                 Stirnraͤdern d, d im Eingriffe. Die Achse e, e, worauf das Rad d,
                                    d sizt, enthaͤlt zugleich die Seiltrommeln A, A und das Schwungrad B,
                                    B. Von den Trommeln A aus laufen die
                                 Foͤrderungstaue eben so, wie in Fig. 42, in
                                 schraͤger Richtung nach den hoch uͤber der Schachtoͤffnung
                                 angebrachten Leitungsrollen, und von da in den Schacht hinab.
                              Die Foͤrderung des Grubenwassers wird durch zwei große Dampfmaschinen, die
                                 eine zu 80, die andere zu 96 Pferdekraͤften, bewerkstelligt. Beide
                                 erhalten ihre Dampfspeisung von drei neben einander stehenden Dampfkesseln,
                                 welche durch eine quere, uͤber sie laufende Roͤhre mit einander in
                                 Communication gesezt sind.
                              
                           
                              Eisenbahn.
                              In der Naͤhe von Stehle nahm ich eine kleine, recht gut construirte Tramroad-Eisenbahn in Augenschein, welche von
                                 einem Kohlenbergwerke an die Ruhr fuͤhrt. Die Transportwagen werden von
                                 Menschen geschoben. Mittlere Spurweite der Bahn 1 Fuß 4 Zoll; Laͤnge
                                 jeder Schiene 3 Fuß. Fig. 45 gibt die
                                 Ansicht der Bahn in der horizontalen Projection. Fig. 46 zeigt die
                                 zusammenstoßenden Enden zweier Schienen, und Fig. 47 den
                                 Durchschnitt der Schiene. Sie sind auf querliegende Holzbloͤke genagelt;
                                 da, wo sie zusammenstoßen, endigt sich die eine Schiene in einen Halbkreis,
                                 welcher in die halbkreisfoͤrmige Concavitaͤt des anderen
                                 Schienenendes genau paßt. Diese Verbindungsart ist ohne Zweifel sehr
                                 zwekmaͤßig; denn jede Bahnschiene erfordert nur einen Nagel, daher auch die Unterlagsschwellen nicht so stark zu seyn
                                 brauchen, als wenn die Schienen glatt zusammengestoßen waͤren, in welchem
                                 Falle jeder Querblok fuͤr die Aufnahme zweier Naͤgel eingerichtet
                                 werden muͤßte. Außerdem erhaͤlt die ganze Bahn dadurch, daß die
                                 Schienen mit einigem Spielraums zusammengefuͤgt sind, die erforderliche
                                 Nachgiebigkeit ruͤksichtlich der Laͤngenausdehnung durch die
                                 Waͤrme, ohne daß deßwegen eine Veraͤnderung in der Spurweite zu
                                 befuͤrchten waͤre.
                              
                           
                              Maschinenfabrik von Jakobi Haniel und Huyssen in
                                    Starkrade.
                              Aus diesem bedeutenden, mit einer Eisengießerei,
                                    Puddlingsfrischerei und großen Walzwerken in
                                 Verbindung stehenden Etablissement, welches den Namen „Gute Hoffnungshuͤtte“
                                 fuͤhrt, gehen hauptsaͤchlich solche Maschinen hervor, bei welchen
                                 der Cylinder eine Hauptrolle spielt, also Dampfmaschinen, Geblaͤse,
                                 Pumpwerke, sonst aber auch Wasserraͤder, eiserne Krahnen und andere
                                 Apparate. Die groͤßten Dampfmaschinen, namentlich auch jene
                                 maͤchtigen, dem Grubenbaue so unentbehrlichen
                                 Entwaͤsserungsmaschinen, welche den Bergmann vor den eindringenden Fluthen
                                 bewahren, werden hier unter der Leitung geschikter Ingenieurs
                                 ausgefuͤhrt; in einem besonderen Locale sind fortwaͤhrend junge
                                 Techniker mit den Entwuͤrfen von Planen und Zeichnungen
                                 beschaͤftigt. Mehrere rheinische Dampfschiffe haben ihre Maschinen, unter
                                 denen besonders eine mit oscillirenden Cylindern Interesse erregt, aus dieser
                                 Fabrik erhalten; eine Schiffsdampfmaschine mit schiefliegenden Cylindern war
                                 eben in der Arbeit. Eine Gießerei fuͤr feinere Waaren ist gleichfalls in
                                 Betrieb; dahin gehoͤren unter anderen Gegenstaͤnden auch Tische
                                 und Stuͤhle von sehr geschmakvoller und zierlicher Arbeit.
                              Die Gießerei erhaͤlt ihren Wind von einem durch Dampfkraft bewegten
                                 Cylindergeblaͤse. Der Cylinder der Dampfmaschine befindet sich unter dem
                                 einen, der Cylinder des Geblaͤses unter dem anderen Ende des Balanciers;
                                 außerdem steht ein großes Schwungrad mit dem Balancier in Verbindung. Der
                                 doppeltwirkende Geblaͤscylinder mißt 4 Fuß im Durchmesser, gestattet
                                 einen Hub von 4 Fuß, und liefert, da etwa 30 Hube in der Minute erfolgen, in
                                 dieser Zeit 1500 Kubikfuß Wind, welcher hinreicht, zwei Hohoͤfen zu
                                 speisen. Die Geblaͤsluft wird erhizt. Dieselbe Dampfmaschine treibt
                                 außerdem noch einige Drehebaͤnke.
                              Beachtenswerth sind die Luftheizungsapparate fuͤr
                                    gewoͤhnliche Schmiedefeuer, welche in einigen
                                 Werkstaͤtten dieser Fabrik eingefuͤhrt sind, und auch fuͤr
                                 auswaͤrtige Herde gefertigt werden. Die wesentlichen Bestandtheile dieses
                                 einfachen Apparates sind Fig. 48 und 49 in
                                 beiden mittleren verticalen Durchschnitten, und Fig. 50 im
                                 horizontalen Durchschnitte nach der Linie x, y
                                 dargestellt. Der Haupttheil, naͤmlich die Erwaͤrmungskammer,
                                 besteht aus zwei senkrechten gußeisernen Platten A,
                                    A und B, B, Fig. 49, welche in
                                 einer Distanz von zwei Zoll parallel zu einander gestellt sind, und wovon die
                                 dikere gegen 1 1/2 Zoll starke Platte A, A vom
                                 Herdfeuer bespuͤlt wird. Durch die an die Hintere Platte B, B angegossenen Scheidewaͤnde a, a, a theilt sich der Raum, den die Platten
                                 einschließen, in mehrere in einander uͤbergehende Kammern. Die Platten
                                 A, A und B, B werden
                                 zusammengeschraubt. Vom Blasbalge aus tritt der kalte Wind bei b, Fig. 48 und 50, in die
                                 Waͤrmungskammer, wird durch die Scheidewaͤnde genoͤthigt,
                                 den durch die punktirte Linie bezeichneten Weg, welcher ihn mit einer
                                 bedeutenden Flaͤche des erhizten Metalles in Beruͤhrung bringt, zu
                                 durchlaufen, und tritt endlich durch die Oeffnung c
                                 in die eigentliche Windleitungsroͤhre C, C,
                                 Fig. 50.
                                 Diese ist umgebogen und endigt sich in eine Duͤse d, welche durch die Heizkammer ins Feuer fuͤhrt. Die
                                 Duͤse d ist in der Act, wie Fig. 50 zeigt, auf
                                 die Windroͤhre gestekt, und es liegt im Zwei einer bequemen Reinigung, daß sie
                                 sich zuruͤkziehen lasse. Deßwegen besteht die Windleitungsroͤhre
                                 C, D aus zwei Stuͤken, wovon das eine
                                 Stuͤk D vermoͤge einer einfachen
                                 Anordnung e, e sich weit genug zuruͤkschieben
                                 laͤßt. Das Roͤhrenstuͤk C
                                 endigt sich naͤmlich in eine ovale Scheibe, an welche die kreisrunde
                                 Scheibe des anderen Roͤhrenendes durch vier Schrauben befestigt wird. Nun
                                 sind aber statt der sonst uͤblichen Schraubenloͤcher zwei lange
                                 Schlize an der ovalen Scheibe angebracht; man darf daher nur die Schrauben etwas
                                 nachlassen, um die Roͤhre D so weit, als die
                                 Laͤnge der Schlize betraͤgt, zuruͤkschieben zu
                                 koͤnnen.
                              In einer der Werkstaͤtten ist eine 20 Pferdekraͤfte starke
                                 Dampfmaschine mit oscillirendem Cylinder aufgestellt,
                                 welche aͤußerst einfach erscheint, und einen auffallend geringen Raum
                                 einnimmt. Sie treibt mehrere große Maschinen zum Abdrehen und Ausbohren der
                                 Cylinder; der aus ihr entweichende Dampf tritt in eine zweite Dampfmaschine von
                                 gewoͤhnlicher Bauart, und sezt auch diese in Bewegung.
                              Das Etablissement besizt eine große Metallhobelmaschine zur Herstellung ebener Flaͤchen, welche den
                                 Anspruͤchen, die man in neuerer Zeit an alle mechanischen Arbeiten macht,
                                 ohne Zweifel vollkommen genuͤgt, und fuͤr die Fabrik als ein
                                 unentbehrliches Werkzeug sich bewaͤhrt. Man muß diese Maschine selbst
                                 arbeiten sehen, und die durch sie gebildete Metallebene mittelst eines nach
                                 allen Richtungen angelegten Lineales untersuchen, um sich zu uͤberzeugen,
                                 daß, wenn es auch moͤglich ist, solche vollkommene Flaͤchen durch
                                 Menschenhaͤnde mittelst Meißel und Feile darzustellen, dieß doch nur
                                 unter großem Aufwand an Zeit und Muͤhe geschehen kann. Der glatt zu
                                 hobelnde Gegenstand ist auf einem Schlitten befestigt, und wird unter einem
                                 daruͤber feststehenden Schneidestahle weggezogen; hat der Schlitten das
                                 Ende seiner Bahn erreicht, so beginnt er von selbst sich wieder
                                 zuruͤkzubewegen, wobei der Stahl, ohne zu schneiden, in der eben
                                 gebildeten Bahn gleitet. Sobald der Schlitten an dem Punkte, von welchem aus er
                                 sich zuerst bewegte, angelangt ist, so ruͤkt der Schneidestahl von selbst
                                 um die Breite des jedesmaligen Schnittes zur Seite, um an einer neuen Stelle
                                 angreifen zu koͤnnen. So arbeitet die Maschine automatisch in den ihr
                                 vorgeschriebenen Graͤnzen fort, ruhig, sicher und kaum einer Aufsicht
                                 beduͤrfend. Der Mechanismus, welcher die wechselnden Bewegungen des
                                 Schlittens, so wie auch die stets auf dem richtigen Punkt eintreffenden
                                 Seitenbewegungen des Schneidestahls veranlaßt, ist bewunderungswuͤrdig
                                 scharfsinnig; ich enthalte mich indessen einer ausfuͤhrlicheren
                                 Beschreibung der Maschine, indem das Naͤhere hieruͤber in
                                 groͤßeren Werken, namentliche eine mit sehr schoͤnen Detailszeichnungen
                                 ausgestattete Beschreibung der Metallhobelmaschine in den Verhandlungen des
                                 preuß. Gewerbvereins, Bd. XII., zu finden ist.
                              Es sind hier auch schon mehrere Kreiselraͤder
                                 nach Fourneyron's Princip erbaut worden; man zeigte
                                 mir die in Fig.
                                    51 abgebildete Presse, welche benuzt worden war, um durch mechanischen
                                 Druk den eisernen Schaufeln ihre Kruͤmmung zu geben. Es ist eine
                                 gewoͤhnliche Schraubenpresse, mit massiv-eisernem Gestelle, deren
                                 Spindel einen langen, mit Schwungkugeln versehenen Hebel traͤgt; a und b sind die beiden
                                 eisernen Preßbaken, deren Endflaͤchen man die von der Theorie
                                 vorgeschriebene Kruͤmmung gegeben hat. Die untere Bake a ist unbeweglich, die obere b laͤuft zwischen Nuten, und wird durch die Schraubenspindel
                                 herabgedruͤkt.
                              Mit dem Starkrader Etablissement steht ein derselben Firma angehoͤriges,
                                 neu angelegtes Werk in Unterhausen mit einer
                                 Puddlingsfrischerei und Walzwerken in Verbindung, das ich nur fluͤchtig
                                 in Augenschein nehmen koͤnnte. Eine Dampfmaschine treibt im Vereine mit
                                 einem kraͤftigen Wasserrade das Blechwalzwerk, den Hammer und eine
                                 Scheere. Fig.
                                    52 enthaͤlt die Abbildung der lezteren in der Seitenansicht,
                                 welche keiner naͤheren Erklaͤrung bedarf. Das Wasserrad, 24 Fuß
                                 hoch und 6 Fuß breit, mittelschlaͤchtig, ist ganz von Gußeisen; es besizt
                                 4 Kranze, jeder mit 8 Speichen, und 158 Schaufeln.
                              
                           
                              Dampfkesselfabrik von Jakobi Haniel und Huyssen in
                                    Ruhrort.
                              Dieses bedeutende Werk vereinigt mit der Dampfkesselfabrication ein fuͤr den Bau der Dampfschiffe bestimmtes Werft. Besonders interessant
                                 ist die Operation des Zusammennietens der
                                 Dampfkessel. Das Ausschlagen der zum Behufs der Nietung wesentlichen kreisrunden
                                 Loͤcher in die gewalzten Eisenblechplatten wird durch eine ungemein
                                 kraͤftige, von drei Maͤnnern bediente Durchschnittmaschine bewerkstelligt. Fig. 53
                                 enthaͤlt die Seitenansicht dieses an Ort und Stelle von mir
                                 abgezeichneten Apparates, Fig. 54 die vordere
                                 Ansicht, von der Seite des Bewegungsmechanismus aus betrachtet. Einer der
                                 wirkenden Haupttheile ist der starke, gußeiserne, ungleicharmige Hebel A, B, C, dessen Drehungsachse bei B in einem soliden Lager liegt, und dessen langer
                                 Arm A, B zum kuͤrzeren B, C im Verhaͤltnisse von 8 Fuß zu 1/2 Fuß steht. Mit dem
                                 kuͤrzeren Arme B, C ist der Schieber, woran
                                 der Stempel a festsizt, durch ein starkes
                                 Zwischengelenk c verbunden. Ein Arbeiter bringt die
                                 am Rande zu durchloͤchernde Eisenplatte zwischen den Stempel a und die Unterlage c;
                                 diese enthaͤlt den staͤhlernen Schneidering oder die Matrize, und
                                 laͤßt sich durch Stellschrauben gehoͤrig richten. Geht nun das
                                 andere Ende A des Hebels in die Hoͤhe, so
                                 erfolgt das Ausschneiden eines kreisrunden Loches in die Metallplatte. Zwei an
                                 Kurbeln arbeitende Maͤnner leiten die Bewegung ein, wobei ihre Kraft
                                 durch folgenden einfachen Mechanismus unterstuͤzt und auf den Hebel A, B, C uͤbergetragen wird.
                              D, D sind zwei an einer
                                 Achse sizende eiserne Schwungraͤder von 5 Fuß Durchmesser, beide mit
                                 Kurbelgriffen d versehen. Dieselbe Achse
                                 traͤgt ein Getriebe e, welches in das
                                 Stirnrad E, E greift; an der Welle dieses lezteren
                                 sizt der Hebedaumen f, welcher, um die Reibung zu
                                 vermindern, mittelst einer eisernen Rolle auf das Ende A des Hebels wirkt. Da der Durchmesser des Getriebes e zu demjenigen des Stirnrades E sich wie 1 : 9 verhaͤlt, so erfolgt jedes
                                 Mal nach 9 Kurbelumdrehungen, oder wenn man die Dauer einer Umdrehung zu einer
                                 Secunde annimmt, innerhalb 9 Secunden ein Schnitt, wonach in einer Stunde 400
                                 Loͤcher ausgeschlagen werden koͤnnen. Sobald das Hebelende außer
                                 dem Bereiche des Daͤumlings ist, faͤllt der Hebelarm A, B vermoͤge seines Uebergewichtes nieder,
                                 und die nun eintretende Pause, bis naͤmlich der Daͤumling f von Neuem mit dem Hebel in Beruͤhrung
                                 kommt, benuzt der mit dem Durchloͤchern Beschaͤftigte, um die
                                 Blechplatten an einer anderen mit Roͤthelstift schon vorher bezeichneten
                                 Stelle unter den Stempel zu bringen. Es ist uͤbrigens die Einrichtung
                                 getroffen, daß nach Erforderniß in derselben Zeit die doppelte Anzahl von
                                 Schnitten gewacht werden kann. Fuͤr diesen Fall darf man nur zwischen das
                                 als Zapfenlager dienende Stuͤk f, g und das
                                 Rad E, E,
                                 Fig. 54,
                                 bei g noch eine zweite Rolle einsezen; dann muß der
                                 Hebelarm A, B waͤhrend einer Umdrehung des
                                 Rades E, E zwei Mal gehoben werden. Es haͤngt
                                 indessen von der Dike der zu durchschlagenden Platten ab, ob man eine oder zwei
                                 Heberollen anwenden darf. Sind die Platten dik, so kann der Widerstand so
                                 bedeutend seyn, daß, waͤhrend die Rolle mit dem Hebel in
                                 Beruͤhrung ist, das ganze, im Schwungrad concentrirte Bewegungsmoment
                                 verzehrt wird; da nun dieses erst nach mehreren Kurbeldrehungen wieder erreicht
                                 werden koͤnnte, so wuͤrde bei Anwendung zweier Heberollen
                                 wahrscheinlich der Hub eintreten, ehe die zum Durchschlagen des Loches
                                 erforderliche Beschleunigung der Schwungraͤder erreicht waͤre,
                                 weßwegen man es fuͤr rathsam findet, in diesem Falle nur eine Heberolle anzuwenden.
                              Das Zusammennieten der nunmehr mit den noͤthigen Loͤcherreihen
                                 versehenen Platten nimmt drei Maͤnner und einen Knaben in Anspruch. Der
                                 leztere macht den kegelfoͤrmig gestalteten, 2 1/2 Zoll langen, an der
                                 Basis etwa 4 Linien diken Nietnagel in einer kleinen
                                 tragbaren
                                 Feueresse gluͤhend, und reicht ihn dem einen im Inneren des Kessels
                                 stekenden Arbeiter; dieser treibt ihn durch die Loͤcher der
                                 uͤbereinander gelegten Plattenraͤnder, wie A, Fig. 55, im Durchschnitte zeigt. Darauf haͤmmern die beiden
                                 außerhalb des Kessels stehenden Maͤnner im Takte mit schweren
                                 Haͤmmern auf den hervorragenden Theil des gluͤhenden Nagels los,
                                 schlagen ihn breit und geben ihm die in Fig. 55, B, dargestellte, flach-kegelfoͤrmige
                                 Gestalt, waͤhrend der Arbeiter im Kessel seinen Hammer gleichsam als
                                 Amboß auf den Kopf des Nagels, welcher cylindrisch bleibt, sezt.
                              
                           
                              Maschinenfabrik von Dinenthal, Deuß und Moll.
                              Die mit diesem Werke unmittelbar in Verbindung stehende Eisengießerei
                                 beschaͤftigt 4 Kupeloͤfen und einen Flammenofen. Eine
                                 Dampfmaschine von 20 Pferdekraͤften treibt ein Geblaͤse mit zwei Cylindern, eine schoͤne englische Cylinderbohrmaschine und mehrere kleinere mechanische
                                 Apparate. Hinsichtlich der oͤkonomischen Benuzung des Dampfes
                                 duͤrfte wohl diese Fabrik vielen anderen als Muster dienen. Um
                                 naͤmlich von der Dampfmaschine selbst dann noch einen der Consumtion an
                                 Brennmaterial proportionalen Effect zu erzielen, wenn die Bohrarbeiten
                                 waͤhrend des Zurichtens der Cylinder oder das Geblaͤse auf die
                                 Dauer des Gießens eingestellt werden muͤssen, so kann sie durch eine
                                 Kuppelung mit einer gewoͤhnlichen Mahlmuͤhle in Verbindung gesezt werden. Der Apparat, welcher
                                 hier zum Durchschlagen kreisrunder Loͤcher in Eisenblechplatten in
                                 Gebrauch ist, kommt mit dem in der Ruhrorter Dampfkesselfabrik befindlichen der
                                 Hauptsache nach uͤberein; nur wirkt hier anstatt des Daͤumlings
                                 eine excentrische, durch Dampfkraft in Umdrehung gesezte Scheibe auf das Ende
                                 des langen eisernen Hebels. Da, wo zum Behufe des Ausschneidens von Lochern
                                 durch dikere Platten diese Maschine nicht ausreichen wuͤrde, wendet man
                                 eine sehr schoͤn eingerichtete englische Bohrmaschine mit senkrechtem
                                 Bohrer an.
                              
                           
                        
                           G.Nadel- und Krazenfabrik in Aachen. Einige Notizen
                                 uͤber die Steinkohlegruben Ath und Guley bei Aachen.
                                 Eigenthuͤmliche Feuersprize.
                           
                              Nadelfabrik von Starz und Comp. in Aachen.
                              Nachdem der Eisendraht mit Huͤlfe des Schaftmodels und der großen
                                 Schrotscheere in Stuͤke von gleicher Laͤnge aber der doppelten
                                 Laͤnge der Naͤhnadel zerschnitten worden ist, faßt ein Arbeiter
                                 mehrere Tausend solcher Nadelschaͤfte zusammen und stekt sie dicht
                                 zwischen zwei eiserne Ringe. Dieses 3 Zoll im Durchmesser haltende Paket, Fig. 56, Taf. II,
                                 kommt, nachdem es in einem Herde rothgluͤhend gemacht worden ist, unter
                                 eine ganz einfache Maschine, mit welcher alle Nadelschaͤfte vollkommen
                                 gerade gerichtet werden. Fig. 57 und 58
                                 enthaͤlt die Darstellung der wesentlichen Theile dieser Maschine von der
                                 Seite und von Oben betrachtet. Das Schaftbuͤndel a wird auf eine eiserne Platte b, b
                                 gelegt, die auf den Tisch AB geschraubt ist.
                                 Zur Aufnahme beider, das Buͤndel umgebenden Ringe enthaͤlt die
                                 eiserne Platte, wie Fig. 58 zeigt, zwei
                                 Schlize. Auf das Buͤndel a kommt der schwere
                                 eiserne Roller
                                 c, c, dessen untere bogenfoͤrmige
                                 Flaͤche zwei, jenen in der Unterlagsplatte angebrachten Schlizen
                                 entsprechende Einschnitte enthaͤlt, welche die Ringe des
                                 Schaftbuͤndels zwischen sich fassen. Mit Huͤlfe eines Handgriffes
                                 zieht der Arbeiter das Instrument c, c unter
                                 abwaͤrts gerichtetem Druke hin und her, und versezt hiedurch das Paket
                                 a in eine hin- und herrollende Bewegung,
                                 welche das Geradestreken saͤmmtlicher Schaͤfte zur Folge hat.
                                 Damit diese Manipulation mit der erwuͤnschten Sicherheit und
                                 Bequemlichkeit vorsichgehen kann, haͤngt der Roller c, c an einer langen Stange d, d, welche oben verschiebbar durch eine Buͤchse e geht. Leztere oscillirt, damit sie der Bewegung
                                 folgen koͤnne, um zwei Zapfen.
                              Auf diese Operation folgt, der Steknadelfabrication ganz analog, das Zuspizen der
                                 Schafte an beiden Enden, darauf das Halbiren derselben. Jezt kommen die
                                 zugespizten Nadelschafte in die Haͤnde derjenigen Arbeiter, welche die
                                 Oehre durchschlagen. Obgleich dieses Geschaͤft in der Fabrik selbst nicht
                                 gehandhabt wird, indem der Arbeiter die ihm zugewiesene Quantitaͤt
                                 Nadelschafte mit in seine Wohnung nimmt und dort bearbeitet, so hatte doch Hr.
                                 Starz die ausgezeichnete Gefaͤlligkeit,
                                 einige Maͤnner zu bestellen und unter meinen Augen die zur Bildung der
                                 Nadeloͤhre erforderlichen Manipulationen vornehmen zu lassen.
                              Zuerst wurde das stumpfe Ende des Schaftes auf einem kleinen Amboße etwas platt
                                 geschlagen und auf diese Weise fuͤr die folgenden Operationen
                                 vorbereitet, sodann nahm der Arbeiter ein spiziges Instrument, sezte es auf die
                                 Mitte des abgeplatteten Theiles und fuͤhrte mit dem Hammer einen leichten
                                 Schlag darauf, um die Stelle zu bezeichnen, wo das Oehr durchgeschlagen werden
                                 sollte. Jezt faßte ein anderer Arbeiter die Nadel bei der Spize, legte ihren
                                 breiten Theil auf ein Bleikloͤzchen, sezte ein meißelartiges Instrument
                                 von sehr feinem Stahl auf die markirte Stelle und schlug durch einen leichten
                                 Hammerschlag das laͤngliche Oehr aus. Hiemit war aber das Oehr noch nicht
                                 vollendet; es mußten noch zwei kleine Rinnen, die sich des leichteren
                                 Einfaͤdelns wegen auf beiden Seiten vom Oehr an gegen die Spize hin ziehen, eingefeilt
                                 werden. Der Apparat, dessen sich der Arbeiter hiezu bediente, besteht aus einem
                                 einfachen Holzkloͤzchen A, Fig. 59, und einer
                                 besonderen Art Feile, oder vielmehr Saͤge B
                                 mit ganz schmaler, sein gezahnter Schaͤrfe. Auf dem Holzkloͤzchen
                                 bemerkte ich zwei erhabene, unter einem stumpfen Winkel an einander
                                 graͤnzende Flaͤchen a, b und b, c. Der Arbeiter faßte die Nadel mit einer Zange
                                 bei der Spize, legte sie so an die Flaͤche a,
                                    b an, daß der stumpfe Theil mit dem Oehre bei b noch uͤber dieselbe hinausragte, und bog sodann diesen Theil
                                 durch einige Schlaͤge mit einem kleinen Hammer nach der Flaͤche
                                 b, c um. Nun koͤnnte er durch ein Paar
                                 Striche mit dem Instrumente B leicht die verlangte
                                 Rinne auf der einen Seite an das Oehr feilen oder sagen. Dieselbe Manipulation
                                 wiederholte der Arbeiter mit der anderen Seite des Oehres; zulezt klopfte er die
                                 Nadel wieder gerade, und rundete ihr stumpfes Ende mit einer Feile etwas ab.
                              Das Haͤrten, welches jezt an der Reihe ist, wird auf die bekannte Art
                                 vorgenommen, indem man die Nadeln auf einer eisernen Tafel gluͤht, und
                                 gluͤhend ins Wasser wirft. Die aus dem Wasser genommenen Nadeln streut
                                 man, nachdem sie getroknet sind, abermals auf eine eiserne Platte, die von Unten
                                 langsam erhizt wird; zugleich rollt man sie mit einem messeraͤhnlichen,
                                 stumpfschneidigen Instrumente hin und her. Hiedurch will man den Nadeln die
                                 allzugroße, durch das gewaltsame Abloͤschen im Wasser erlangte
                                 Sproͤdigkeit benehmen. Die nun folgenden Operationen, wozu das Rollen der
                                 Nadelpakete in den Scheuerbaͤnken, das Poliren, das Reinigen in heißem
                                 Seifenwasser, das Troknen durch Saͤgmehl u.s.w. zu rechnen ist, weichen
                                 in dieser Fabrik von dem gewoͤhnlichen, mehrfach beschriebenen Verfahren
                                 nicht wesentlich ab, die etwaigen besonderen Vortheile und Geheimnisse aber
                                 wurden natuͤrlich mir, dem Fremden, nicht anvertraut; ich enthalte mich
                                 daher einer weiteren Beschreibung.
                              
                           
                              Krazenfabrik in Aachen.
                              Dieses Etablissement liefert die Krazenbeschlaͤge fuͤr Baumwollen- und Wollenspinnerei
                                 sowohl in Form schmaler Blaͤtter als auch in Gestalt langer
                                 Baͤnder, welche auf die Trommeln oder Walzen der Krempelmaschinen schraubenfoͤrmig aufgewunden und befestigt
                                 werden. Die erste mechanische Operation, welcher das in Blaͤtter oder
                                 Bandstreifen zugeschnittene Krazenleder unterliegt, ist das Schaͤlen oder Ebnen auf der Fleischseite, und
                                 hat zum Zwek, die vorkommenden Unebenheiten und Rauhigkeiten zu beseitigen und
                                 dem Leder eine durchaus gleichfoͤrmige Dike zu geben. Man bedient sich hiezu einer
                                 Art Hobelmaschine, eines einfachen Apparates, dessen wesentliche Einrichtung mit
                                 wenigen Worten sich beschreiben laͤßt. Zwei Walzen fassen das Lederband
                                 zwischen sich und leiten es uͤber eine glatte Flaͤche,
                                 uͤber welcher in einer der verlangten Lederdike gleichen Distanz
                                 queruͤber ein scharfes Messer befestigt ist. Das Messer kann durch
                                 Schrauben hoͤher oder niedriger gestellt werden, wodurch der Arbeiter in
                                 seiner Gewalt hat, dasselbe mehr oder weniger angreifen zu lassen, je nachdem es
                                 die Dike des Leders verlangt. Hinter dem Ruͤken des Messers befindet sich
                                 eine fuͤr die Aufnahme des geebneten Leders bestimmte Walze; indem nun
                                 diese Walze durch die bewegende Kraft in Umdrehung gesezt, und auf diese Weise
                                 das Leder zwischen der glatten Unterlage und dem Messer gewaltsam
                                 hindurchgezogen wird, schaͤlt es sich an der oberen Seite ab.
                              Nachdem das Leder auf diese Weise vorbereitet worden ist, so erfolgt das
                                 Einstechen jener unzaͤhligen feinen Loͤcher, durch welche nachher
                                 die Drahthaͤkchen gestekt werden sollen. Man bedient sich zu dieser
                                 Operation eines mit vielen Spizen versehenen Kammes, dessen Bewegungen aus einem
                                 sinnreichen Mechanismus hervorgehen. Der als Haupttheil dieser Maschine zu
                                 betrachtende Kamm besteht aus einer eisernen Schiene A,
                                    A, Fig. 60, an welche mehrere Stahlplaͤttchen a, b, c, d... festgeschraubt sind. Jedes dieser
                                 Plaͤttchen enthaͤlt 6 feine Spizen, von denen je 2 naͤher
                                 beisammen stehen. Waͤhrend das Leder unter den Spizen langsam
                                 fortruͤkt, bewegt sich die Schiene A, A auf
                                 und nieder, und die Kammspizen stechen bei jedem Niedergang eine
                                 Loͤcherreihe in das Leder. Damit jedoch die nachherige Vertheilung der
                                 Drahthaͤkchen auf dem Krazenleder in einer passenden Ordnung erfolgen
                                 koͤnne, muͤssen die Loͤcher in einer solchen Reihenfolge
                                 eingestochen werden, daß nie ein Loch unmittelbar unter das Loch der
                                 vorhergehenden Reihe kommt. Daher macht der Kamm A,
                                    A waͤhrend seines Auf- und Niedersteigens zugleich eine
                                 hin- und herwechselnde Seitenbewegung, worauf sich die
                                 Loͤcherreihen in der Fig. 61 dargestellten
                                 Ordnung bilden.
                              Es sind nun zwei Arten solcher Stechmaschinen hier in Gebrauch, naͤmlich
                                 solche, welche schmale Kardenblaͤtter, und
                                 solche, welche Kardenbaͤnder bearbeiten. Von
                                 der lezteren Art wird die Skizze, Fig. 62, einen
                                 beilaͤufigen Begriff geben. A, B ist ein
                                 gußeiserner, um die Achse A drehbarer Hebel, welchem
                                 durch die Umdrehungen des Schwungrades D, D mit
                                 Huͤlfe des Krummzapfens b und der Zugstange
                                 c die auf- und abschwingende Bewegung
                                 mitgetheilt wird. Er traͤgt ungefaͤhr in seiner Mitte den Stechkamm
                                 a. Unter diesem befindet sich eine eiserne
                                 Unterlage d mit einer rinnenfoͤrmigen, zu den
                                 Kammspizen parallellaufenden Vertiefung, in welche die Spizen eindringen,
                                 nachdem sie das Leder durchstochen haben. Das Kardenleder wikelt sich auf eine
                                 Walze C auf; weil die Loͤcher schief durch
                                 das Leder gehen muͤssen, so wird es in schraͤger Richtung, und
                                 zwar ruͤkweise unter dem Kamme weggezogen, wobei die Walzenpaare e, e und f, f als
                                 Leitung dienen. Nach jedem Niedergange des Hebels dreht sich die Walze C so weit um, als die Entfernung der
                                 Loͤcherreihen von einander betraͤgt. Zur Erzielung der oben
                                 erwaͤhnten Seitenbewegungen des Kammes dient ein sinnreicher Mechanismus,
                                 welcher die Achse A, mithin auch den Hebel A, B und den Kamm a in
                                 dem Moment, wo der Hebel seine hoͤchste Stellung erreicht hat, bald nach
                                 der einen, bald nach der anderen Seite hin verschiebt.
                              Die Maschine zum Durchstechen derjenigen Krazenblaͤtter, welche auf die
                                 Trommeln oder Walzen der Krempelmaschinen parallel zur Achse befestigt werden
                                 sollen, weicht in ihrer Einrichtung von der so eben erwaͤhnten
                                 Stechmaschine etwas ab. Das Leder wird naͤmlich hier in einen eisernen
                                 Rahmen gespannt, und dieser wird unter den Kammspizen auf aͤhnliche
                                 Weise, wie der Klozwagen bei den Saͤgmuͤhlen, fortbewegt. Der Kamm
                                 selbst ist nicht an einen einzigen Hebel, sondern zwischen einen auf- und
                                 niederschwingenden Rahmen befestigt. Die ganze Maschine ist breiter.
                              Die Verfertigung der Drahthaͤkchen selbst
                                 geschieht außerordentlich schnell auf kleinen Maschinchen, von denen 10 in einer
                                 Reihe auf einem langen Tische stehen. Alle 10 Maschinen werden mittelst Kurbel
                                 und Schwungrad von einem einzigen Weibe in Bewegung gesezt. Jede derselben kann
                                 in einer Minute 100 oder in einer Stunde 6000 solcher Doppelhaͤkchen
                                 liefern; mithin waͤre jene Arbeiterin im Stande, in 8 Stunden mit allen
                                 10 Maschinen 480,000 oder beinahe eine halbe Million Haͤkchen zu
                                 erzeugen. Zwei Stahlwalzen liefern den feinen Krazendraht unter die Vorrichtung,
                                 ein kleines Messer schneidet ein Stuͤk von der erforderlichen
                                 Laͤnge ab, unmittelbar darauf druͤkt ein herabsteigender Vorsprung
                                 dieses Drahtstuͤk in eine Vertiefung hinab und bildet die beiden rechten
                                 Winkel des Doppelhaͤkchens, zulezt biegt eine horizontal hervorspringende
                                 Schiene die beiden Drahtenden stumpfwinklich um; diese 4 Operationen
                                 muͤssen in Zeit von kaum einer Secunde auf einander folgen. Die Maschinen
                                 liefern, je nach dem Bedarf, groͤbere und feinere Haͤkchen.
                              
                           
                              
                              Einige Notizen uͤber die Steinkohlengruben Ath und
                                    Guley bei Aachen.
                              Die Kohlengrube Ath, dem Hrn. Kockerill gehoͤrig, liegt eine Stunde von Aachen, bei dem Dorfe
                                 Badenberg. Die Kohlenfoͤrderungsmaschine zu 20 Pferdekraͤften
                                 foͤrdert jedesmal 8 Schaͤffel, der Schaͤffel dort zu 120
                                 Pfund gerechnet. Von der neuen, 120 Pferdekraͤfte starken
                                 Wasserfoͤrderungs-Dampfmaschine, welche aus John Kockerill's Werkstaͤtten in Seraing bezogen wurde, wird verlangt, daß sie in 24 Stunden 100,000
                                 Kubikfuß Wasser auf eine Hoͤhe von 1000 Fuß hebe. Mit dieser Maschine
                                 steht eine eigenthuͤmliche Vorrichtung, Katarakt genannt, in Verbindung, die den Zwek hat, zwischen zwei auf
                                 einander folgenden Kolbenhuͤben Pausen von beliebiger Dauer eintreten zu
                                 lassen.
                              Die beiden Foͤrderungstaue sind bandfoͤrmig ungefaͤhr 5 Zoll breit und 3/4 Zoll dik; sie
                                 wikeln sich auf ganz schmalen Trommeln, die nur wenig breiter als das Tau selbst
                                 sind, auf, wobei keine Windung neben die andere,
                                 sondern alle auf einander zu liegen kommen. Außer der
                                 groͤßeren Tragfaͤhigkeit und Biegsamkeit gewaͤhren die
                                 bandfoͤrmigen gewebten Taue bei der Schachtfoͤrderung noch den
                                 besonderen Vorzug vor den runden Seilen oder Ketten, daß sie jene nachtheilige
                                 Veraͤnderung des Momentes, welche bei der Foͤrderung mit
                                 gewoͤhnlichen Tauen aus der progressiven Gewichtszunahme auf Seite der
                                 leeren hinabgehenden Tonne und aus der gleichzeitigen Gewichtsabnahme auf Seite
                                 der emporsteigenden vollen Tonne resultirt, ziemlich ausgleichen. Denkt man sich
                                 naͤmlich im Grund des Schachtes eine volle Tonne im Begriff
                                 emporzusteigen und gleichzeitig oben in der Muͤndung des Schachtes eine
                                 leere Tonne im Begriff, in den Schacht zu sinken, so ist das Tau auf der
                                 ersteren Seite ganz abgewikelt und wirkt auf einen kleinen Hebelarm, auf der
                                 leztern Seite aber ganz auf sich selbst aufgewunden, und muß daher hier, als auf
                                 einen weit laͤngern Hebelarm wirkend, angesehen werden. Bei erfolgender
                                 Foͤrderung kann nun allerdings, besonders bei bedeutenden Tiefen, leicht
                                 der Fall eintreten, daß zulezt die leere Tonne und das zunehmende Tau zusammen
                                 die emporsteigende volle Tonne an Gewicht uͤbertreffen; allein nichts
                                 desto weniger wird bei der leztern das statische Moment stets
                                 uͤberwiegend bleiben, weil in dem Maaße, als auf Seite der leeren Tonne
                                 die Last sich vergroͤßert und auf derjenigen der vollen Tonne sich
                                 vermindert, auch die Hebelarme, auf welche die Lasten wirken, einerseits sich
                                 verkuͤrzen, andererseits zunehmen. Es wirkt daher das bandfoͤrmige
                                 Tau dadurch, daß es spiralfoͤrmig sich aufwikelt, bei der
                                 Schachtfoͤrderung in demselben Sinne, wie der Gerstner'sche Spiralkorb.
                              
                              Die Schachtfoͤrderung auf der benachbarten Grube Guley fand ich durch einen Unfall, der sich kurz vor meiner Ankunft
                                 ereignet hatte, unterbrochen. Das Schwungrad der Foͤrderungsmaschine war
                                 naͤmlich zersprungen, und ein abfliegendes, mehrere Centner schweres
                                 Stuͤk, hatte die ganze Steuerung zertruͤmmert. Die Entfernung des
                                 Grubenwassers bewerkstelligen zwei große Dampfmaschinen, von denen die eine
                                 durch ihre noch aus aͤlteren Zeiten Herruͤhrende Bauart
                                 merkwuͤrdig ist. Besondere Beachtung verdient die Anwendung zweier Drahtseile, welche hier durch den ganzen Schacht
                                 gespannt sind, und als Leitung fuͤr die auf- und niedersteigenden
                                 Eimer die Stelle der gewoͤhnlichen Holzleitung vortheilhaft vertreten.
                                 Die Methode der Drahtseilleitung ist ganz neu, und findet in den benachbarten
                                 Gruben immer mehr Eingang. Fig. 63 zeigt den an
                                 dieser Leitung auf- und niedergleitenden Mechanismus, an welchen die
                                 Foͤrderungswagen gehaͤngt werden. Er besteht aus einem eisernen
                                 Rahmen, A, dessen 4 gabelfoͤrmige Seitenarme
                                 die senkrechten Drahtseile a, a umfassen. Auf jeder
                                 Seite enthaͤlt der Rahmen 4 Frictionsroͤllchen b, b, b.... mit concaver Peripherie, welche die
                                 Drahtseile zwischen sich nehmen. Unten am Nahmen sind zwei Haken c, c angebracht; in diese wird der
                                 Foͤrderungswagen B mittelst zweier
                                 entsprechender Ringe eingehaͤngt.
                              Die Eisenbahn, welche von der Grube Guley nach dem
                                 Ladungsplaze geht, besteht aus prismatischen, gewalzten Stabeisenschienen von 12
                                 bis 16 Fuß Laͤnge, 21 Linien Breite und 4 Linien Dike, welche von 2 1/2
                                 zu 2 1/2 Fuß auf hoͤlzerne, 2 Fuß lange Bloͤke genagelt sind.
                                 Hundert Lachter dieser Bahn kosteten 148 Rthlr. Die Foͤrderungswagen sind
                                 4 Fuß lang, 1 Fuß breit und fassen 6 Centner Kohlen; sie laufen auf 4
                                 gußeisernen, 1 Fuß im Durchmesser haltenden Raͤdern. Ein solcher Wagen
                                 kommt auf 18 Rthlr.
                              
                           
                              Eigenthuͤmliche Feuersprize.
                              Auf der Grube Guley bedient man sich bei vorkommenden Brandfallen der in Fig. 64 in
                                 der Seitenansicht dargestellten Feuersprize, welche
                                 sich vor andern tragbaren Sprizen durch ihre leichte und bequeme
                                 Transportabilitaͤt, so wie durch den eigenthuͤmlich construirten,
                                 sehr biegsamen Schlauch auszeichnet. Der Kasten oder Wasserbehaͤlter A ruht auf zwei Raͤdern und wird von einem
                                 Manne auf dieselbe Weise, wie ein Schiebkarren transportirt. Bei d befindet sich ein eiserner Fuß, welcher an Ort und
                                 Stelle dem Sprizenkasten als Stuͤze dient. Der zu dieser Sprize
                                 gehoͤrige Schlauch C besteht aus einem
                                 handbreiten, spiralfoͤrmig zu einer Roͤhre zusammengewundenen
                                 Lederstreifen, dessen uͤber einanderliegende Raͤnder mit
                                 breitkoͤpfigen Stiften vernietet sind. Die Richtung des Wasserstrahls ist in der Zeichnung
                                 durch Pfeile angedeutet. Der Mechanismus des Drukwerks bietet nichts Besonderes
                                 dar; a, c ist der um die Achse a bewegliche Drukhebel, bei b ist die Kolbenstange eingehaͤngt.
                              
                           
                        
                           H. Notizen aus Luͤttich und seiner
                                 naͤchsten Umgebung.
                           
                              Koͤnigliche Kanonengießerei in Luͤttich.
                                    Etablissement von Lamarche und Brain in Ougrée. Eisenbahn mit
                                    geneigter Ebene bei Ougrée. Kohlengrube Val-Benoit. Anonyme
                                    Gesellschaft fuͤr die Fabrication der
                                    Aloë-Taue.
                              Die Koͤnigliche Kanonengießerei.
                              Der Ursprung dieses Etablissements, welches unter allen Kanonengießereien des
                                 Continents, hinsichtlich feiner kolossalen Ausdehnung und der Vollkommenheit
                                 seiner Producte den ersten Rang einnimmt, datirt sich vom Jahr 1804, wo es als
                                 Privatunternehmung eines Pariser Mechanikers bereits einen guten Absaz hatte. Da
                                 das Werk jedoch waͤhrend der Kriege wegen seiner noch unbedeutenden
                                 Productivitaͤt den Beduͤrfnissen der damaligen Zeit nicht
                                 entsprach, so brachte es Napoleon an sich und ließ es
                                 in großartigerem Maaßstabe erweitern und einrichten. Die ganze Anlage soll 12
                                 Millionen Franken gekostet haben. Mit dem Kaiserreich sank auch dieses Werk, hob
                                 sich aber vom Jahr 1816 an nach und nach zu einer bisher unerreichten
                                 Hoͤhe; die Regierung hatte seine Reorganisation einem belgischen Officier
                                 von hohen Verdiensten und vorzuͤglichen technischen Kenntnissen, Namens
                                 Huguenin, uͤbertragen. Dieser Mann gab
                                 hier und dort zu wesentlichen Verbesserungen Anlaß, ordnete fuͤr den
                                 Bronzeguß gute Mischungsverhaͤltnisse an, organisirte eine Reihe genauer
                                 Versuche, kurz er trug zu einer rationellen Begruͤndung dieses so
                                 schwierigen technischen Zweiges wesentlich bei. Unter seiner Leitung gingen aus
                                 dieser Fabrik 4000 Feuerschluͤnde hervor, womit die
                                 niederlaͤndische Marine und mehrere Festungen ausgestattet wurden. Seit
                                 der Revolution von 1830 hat das Etablissement an seinem Glanz nichts verloren.
                                 Seine neuesten Verbesserungen verdankt es den gegenwaͤrtigen Director,
                                 Major Frederix, welcher insbesondere die
                                 Darstellung des gußeisernen Geschuͤzes auf einen solchen Grad
                                 vervollkommnete, daß dieses selbst mit den besten schwedischen Eisenkanonen die
                                 Concurrenz bestehen kann. Die Gießerei in Luͤttich ist die einzige,
                                 welche den Guß des bronzenen und eisernen Geschuͤzes vereinigt. Um dem
                                 Etablissement auch fuͤr den Fall, daß mit der Zeit einmal etwa die
                                 vollkommene Befestigung des Friedens auf dessen Fortbestehen als
                                 Stuͤkgießerei nachtheilig influiren sollte, dennoch immer die Anzahl von
                                 Arbeitern, welche bisher darin Beschaͤftigung fanden, zu erhalten,
                                 richtete der Director Frederix auch ein Atelier
                                 fuͤr gußeiserne Kunstgegenstande ein, aus welchem bereits außer andern
                                 Werken namentlich eine sehr gelungene Buͤste des Koͤnigs der
                                 Belgier hervorging.
                              Das Etablissement umfaßt zwei Gießereien mit 12 Flammenoͤfen. Das in einem besondern Gebaͤude
                                 befindliche Bohrwerk zaͤhlt 12
                                 Bohrbaͤnke, welche alle in einer Reihe liegen. Fig. 65
                                 enthaͤlt die Skizze einer dieser Bohrmaschinen. Waͤhrend die
                                 Kanone A zwischen zwei Lagern langsam um ihre Achse
                                 rotirt, in 8 Secunden eine Umdrehung machend, wird der ruhende Bohrer a durch folgenden Mechanismus der Kanone entgegen
                                 gefuͤhrt. Er ist auf einem beweglichen, mit 4 Rollen b, b versehenen Gestelle B befestigt, das auf einer kleinen Eisenbahn laͤuft. An diesem
                                 Gestelle befindet sich die gezahnte Stange c, c, in
                                 welche das Getriebe d eingreift; dieses sizt an der
                                 Achse eines großen, schraͤgverzahnten Rades C,
                                    C. Der lange Arm e, g des Hebels e, f traͤgt an seinem Ende ein schweres
                                 Gewicht P, von dessen Groͤße der Druk
                                 abhaͤngt, mit welchem der Bohrer gegen die Kanone angetrieben wird; vom
                                 kuͤrzeren Hebelarm haͤngt an einer Kette der Haken h herab, greift in die schraͤgen Jahne des
                                 Rades C, C, und strebt, es vermoͤge des Zuges
                                 des Gewichtes P, nach der durch den Pfeil
                                 angegebenen Richtung umzudrehen. Auf welche Weise nun das Gewicht P die Bewegung des Bohrers gegen die Kanone
                                 veranlaßt, ist aus der Zeichnung deutlich. Wenn der Hebel e, f nach und nach etwa in die Linie i, i
                                 herabgesunken ist, und die Zugkette f, h
                                 entsprechend in eine solche Lage sich gehoben hat, wobei die Kraft eine
                                 unvortheilhafte schiefe Richtung i, k gegen den
                                 Hebelarm d, k anzunehmen beginnt, so ist es Zeit,
                                 den Hebel in seine urspruͤngliche Lage e, f
                                 zuruͤkzubringen, damit die Zugkette wieder rechtwinklich auf das Rad C, C wirken koͤnne. Dazu dient die kleine
                                 Winde D, welche aus einem mit einer Handkurbel
                                 versehenen Getriebe und einem Rade besteht, von dessen Welle aus ein Strik
                                 aufwaͤrts gebt, uͤber die Rolle l
                                 laͤuft und an das Ende e des Hebels befestigt
                                 ist.
                              Bei dieser Anordnung folgt aus statischen Gruͤnden, daß der Druk, mit
                                 welchem der Bohrer auf die Kanone wirkt, veraͤnderlich ist, d.h. mit
                                 seinem Eindringen sich vermindert, und daß man, wenn diese Verminderung
                                 unmerklich seyn soll, das Gewicht P nur um einen
                                 sehr kleinen Bogen sinken lassen darf. Wollte man aber den Druk des Bohrers
                                 waͤhrend seines Eindringens absolut unveraͤnderlich erhalten, so
                                 muͤßte man vor Allem dafuͤr sorgen, daß das statische Moment der
                                 bewegenden Kraft constant bleibe. Ich wuͤrde daher dem Rade C, C, statt der Zaͤhne, 4 bis 6 krumme Hebel,
                                 A, B, C, D,
                                 Fig. 66,
                                 geben, und ihre Kruͤmmung nach einer aus der Peripherie des Rades
                                 erzeugten Kreisevolvente bilden; auch am Endpunkt d des Hebels c, d
                                 wuͤrde ich eine solche krumme Verlaͤngerung E, aus dem von dem Ende d beschriebenenen
                                 Kreisbogen erzeugt, ansezen und das Gewicht P, wie
                                 das Laufgewicht einer Schnellwaage, daran haͤngen; die Zugkette c, a muͤßte bei a
                                 mittelst eines Roͤllchens frei auf die Concavitaͤt der
                                 Kruͤmmung A wirken. Unter diesen
                                 Umstaͤnden folgt aus der Natur der Kreisevolvente, daß das Gewicht P beim Sinken des Hebels stets in der senkrechten
                                 Linie d, f verharren muß, wobei die Curve E unter ihm weggleitet, daß ferner die Zugkette, so
                                 lange sie auf die Kruͤmmung A, und somit auf
                                 die Drehung des Rades wirkt, nicht aus der senkrechten Linie c, a weichen kann. Es waͤre daher der oben
                                 ausgesprochene Zwek der Unveraͤnderlichkeit des statischen Momentes
                                 erreicht. Erst, nachdem das Rad um einen ganzen Quadranten sich gedreht hat,
                                 wenn die Curve A in die Lage B, die Curve D in die Lage A, und das Roͤllchen von a nach b gekommen ist,
                                 mag es gut seyn, den Hebel in seine urspruͤngliche Lage c, d zuruͤkzubringen. Man wuͤrde durch
                                 diese Modification des Apparates außer dem gleichfoͤrmigen Druk des
                                 Bohrers auch noch den besonderen Vortheil erreichen, daß die Arbeit keinen so
                                 haͤufigen Unterbrechungen durch das Emporwinden des Gewichtes ausgesezt
                                 waͤre, indem dieses nach Fig. 66 nur viermal
                                 waͤhrend eines Radumganges vorgenommen werden duͤrfte.
                              Jede Bohrdank enthaͤlt zugleich einen laͤngs der Kanone
                                 verschiebbaren Support, damit die Kanone
                                 waͤhrend des Bohrens zugleich von außen abgedreht werden
                                 koͤnne.
                              Das Etablissement besizt außerdem noch zwei Ateliers mit 15 Schmiedefeuern, einen Heizofen fuͤr
                                 das grobe Geschuͤz, mehrere senkrechte
                                    Bohrmaschinen zum Bohren von Zuͤndloͤchern, eine Muͤhle zum Mahlen des Formsandes u.s.w. Sechs
                                 Dampfmaschinen entwikeln ihre Kraͤfte zur Betreibung saͤmmtlicher
                                 mechanischen Apparate. Den weiten Hofraum durchkreuzen mehrere Eisenbahnen von
                                 betraͤchtlicher Spurweite, auf welchen die gegossenen Stuͤke
                                 leicht und bequem aus der Gießerei in die andern Werkstaͤtten
                                 transportirt werden.
                              Schließlich erwaͤhne ich noch einer in dieser Fabrik eingefuͤhrten
                                 neuen Methode, die Bewegung mittelst eines eigenthuͤmlich zugerichteten
                                 Riemens ohne Ende fortzupflanzen. A
                                 Fig. 67
                                 zeigt die Ansicht
                                 dieses Riemens in horizontaler Projection, B im
                                 Profile; er besteht aus zwei uͤber einander gesteppten
                                 Lederbaͤndern von 5 Zoll Breite, zwischen welche von 6 zu 6 Zoll
                                 cylindrische 1/2 Zoll dike Holzstabe a, a, a
                                 queeruͤber eingenaͤht sind. C zeigt
                                 einen Theil des gußeisernen, zum endlosen Riemen gehoͤrigen Rades in der
                                 Seitenansicht; sein Umfang besizt wellenfoͤrmige Vertiefungen, in welche
                                 sich die durch das Einnaͤhen der Holzstuͤke entstandenen
                                 Erhabenheiten des Riemens legen. Bei den gewoͤhnlichen glatten Riemen
                                 ohne Ende findet der Uebelstand statt, daß sie da, wo es einen bedeutenden
                                 Widerstand zu uͤberwaͤltigen gilt, nicht leicht anwendbar sind,
                                 weil sie in diesem Falle auf den Raͤdern, uͤber welche sie
                                 geschlagen sind, gerne rutschen. Wenn man auch die Raͤder, um die
                                 Friction zu erhoͤhen, mit Furchen versieht, so geschieht dieß doch nur
                                 auf Kosten der Dauerhaftigkeit des Riemens, ohne viel zu nuͤzen; spannt
                                 man den Riemen aber zu sehr an, so leiden die Achsen der Raͤder und ihre
                                 Lager durch den gewaltigen Druk. Der hier in Rede stehende Riemen dagegen wirkt
                                 mehr als endlose Kette, indem seine Erhoͤhungen in die correspondirenden
                                 Vertiefungen des Rades foͤrmlich eingreifen und einen kraͤftigen,
                                 der Ueberwaͤltigung eines sehr bedeutenden Widerstandes gewachsenen Halt
                                 gewaͤhren, ohne daß eine starke Spannung des Riemens nothwendig
                                 waͤre.
                              Diese einfache Erfindung duͤrfte, wenn sich ihre Brauchbarkeit vollkommen
                                 herausgestellt hat, fuͤr das Maschinenwesen von vielem Werthe seyn. Die
                                 vorlaͤufig angestellten Versuche fielen sehr befriedigend aus.
                              
                           
                              Etablissement von Lamarche und Brain in
                                    Ougrée.
                              Dieses sehr bedeutende, eine Stunde oberhalb Luͤttich am rechten Ufer der
                                 Maas gelegene Werk, welches ich jedoch nur im Voruͤbergehen in
                                 Augenschein nehmen koͤnnte, umfaßt eine Maschinenfabrik, Eisengießerei, Puddlingfrischerei, Blech- und
                                 Stabwalzwerke. Eine Dampfmaschine von 130
                                 Pferdekraͤften, mit einem Kolbenhub von 8 Fuß, treibt die Walzwerke,
                                 einen Hammer und zwei maͤchtige Eisenscheeren. Das Gewicht des
                                 Puddlinghammers wurde zu 134 Centner angegeben. Eisenstaͤbe, welche
                                 denselben in einer Laͤnge von 1 1/2 Fuß verließen, wurden in einer Minute
                                 zu einer Laͤnge von 12 Fuß ausgewalzt. Zwei Scheeren werden von einer Welle aus mittelst zweier excentrischer
                                 Scheiben in Bewegung gesezt; sie sind zu beiden Seiten der leztern angeordnet,
                                 und die Excentrica, worauf ihre Schenkel ruhen, sind so gestellt, daß die eine
                                 Scheere sich schließen muß, waͤhrend die andere sich oͤffnet.
                                 Außer jener gewaltigen Dampfmaschine sind noch 5 andere zur Betreibung von Dreh- und
                                 Bohrwerken und andern mechanischen Apparaten in Thaͤtigkeit; unter diesen
                                 befindet sich eine Dampfmaschine von 12 Pferdekraͤften ohne Balancier,
                                 welche besonders dadurch interessant ist, daß sie einen sehr geringen Raum
                                 einnimmt. Das Ende der Kolbenstange ist unmittelbar mit einer aus drei
                                 beweglichen Staͤben zusammengesezten Gegenlenkung verbunden, welche die Kolbenstange waͤhrend ihrer
                                 Bewegung stets in der senkrechten Linie erhaͤlt; von demselben Ende geht
                                 eine Lenkstange aufwaͤrts nach einem Krummzapfen, an dessen Achse das
                                 Schwungrad sizt.
                              
                           
                              Eisenbahn mit geneigter Ebene bei
                                    Ougrée.
                              Nicht weit von dem zulezt erwaͤhnten Etablissement liegt ein
                                 Steinkohlenbergwerk, von welchem aus eine doppelte
                                    Eisenbahn auf einer schiefen Flaͤche
                                 zum Abladepunkt an die Maas hinabfuͤhrt. Wegen der Steilheit des Berges
                                 mußte ein sanft ansteigender Viaduct auf hohen Bogenbauten angelegt werden, auf
                                 welchem der groͤßere Theil der Eisenbahn fortgeleitet ist. Die ganze
                                 Laͤnge der Eisenbahn betraͤgt 640 Fuß; davon besizt eine Streke
                                 von 384 Fuß ein Gefaͤlle von 1/16, und eine Streke von 256 Fuß ein
                                 Gefaͤlle von 1/8. Die vollen Steinkohlenkarren werden, so wie sie aus der
                                 Grube kommen, auf besondere Plattformwagen gestellt
                                 und durch eine Dampfmaschine mit liegendem Cylinder hinabgelassen,
                                 waͤhrend gleichzeitig auf der andern Bahn die leeren Karren
                                 zuruͤkgehen. Die Foͤrderung geschieht innerhalb zwei Minuten, also
                                 mit einer Geschwindigkeit von 5,3 Fuß in der Secunde, und zwar mittelst
                                 bandfoͤrmig gewebter Seile. Die Bahnschienen sind 15 Fuß lang, parallel,
                                 ohne wellenfoͤrmiger Unterflaͤche, 2 Zoll hoch und oben 3/4 Zoll
                                 breit. Von 2 zu 2 Fuß ruhen sie zwischen gußeisernen Traͤgern oder
                                 Chairs, die auf querliegende Holzbloͤke genagelt sind. Ihre Befestigung
                                 an diese Traͤger geschieht mit Huͤlfe flacher Keile, welche von
                                 der Seite her in die zwischen der Schiene und der Wand des Traͤgers
                                 bleibende Spalte geschoben werden. Fig. 68 stellt den
                                 Traͤger a, a mit der Schiene b und dem eingetriebenen Keil c im senkrechten Durchschnitt dar. Die Spurweite der Bahn
                                 betraͤgt 2 Fuß, die Entfernung der einander zunaͤchst liegenden
                                 Schienen beider parallelen Bahnen 1 1/2 Fuß. Damit das Zugtau nicht auf der Erde
                                 schleife, sind von 16 zu 16 Fuß zwischen den Bahngeleisen gußeiserne
                                 Seilleitungsrollen angebracht, uͤber welche die Transportwagen ohne
                                 Hinderniß wegrollen; jede Bahn besizt demnach 40 solcher Rollen. Fig. 69 zeigt die
                                 Rolle, welche 1 Fuß im Durchmesser und 8 Zoll in der Breite mißt, mit ihrem
                                 gußeisernen Lager in der vorderen Ansicht und im Profil. Eine Gloke am Fuß der
                                 schiefen Flaͤche gibt dem auf der Hoͤhe befindlichen
                                 Maschinenwaͤrter das Zeichen, wenn er die Maschine zur
                                 Foͤrderung anlassen soll.
                              
                           
                              Kohlengrube Val-Benoit.
                              Diese, dem beruͤhmten Fabrikanten Max Lesoinne
                                 gehoͤrige Grube, liegt ganz nahe bei Luͤttich am linken Maasufer.
                                 Die Kohlenfoͤrderung geschieht aus einem 600 Fuß tiefen Schacht mittelst
                                 flacher, in Spaa angefertigter Taue, welche 8 Zoll in der Breite und 2 Zoll in
                                 der Dike messen. Wo der Schacht zu Tage geht, ist eine sehr zwekmaͤßige
                                 Anordnung getroffen, welche den Arbeitern das Heruͤberziehen der vollen
                                 Steinkohlenwagen uͤber die Schachtoͤffnung erspart. Die Skizze in
                                 Fig.
                                    70 wird hievon eine deutliche Anschauung geben. Die Stelle der sonst
                                 uͤblichen Fallthuͤren vertritt hier eine mit Rollen unterlegte
                                 Buͤhne oder Plattform A, welche auf einer
                                 geneigten Eisenbahn a, a uͤber den Schacht
                                 gerollt werden kann. Das Heraufziehen der Buͤhne wird von einem
                                 Individuum durch Umdrehung der mit Kurbel und Sperrrad versehenen Winde b, von welcher aus ein Seil erst um die horizontale
                                 Rolle c laͤuft und dann an die Buͤhne
                                 A befestigt ist, bewerkstelligt. Waͤhrend
                                 der Foͤrderung ist die Schachtoͤffnung frei und die Buͤhne
                                 verharrt in der auf der Zeichnung angegebenen Lage. Sobald aber der
                                 Steinkohlenwagen B zu Tage angelangt ist, wird der
                                 bei b ins Sperrrad greifende Sperrhaken frei
                                 gemacht, worauf die Buͤhne von selbst uͤber den Schacht rollt, an
                                 die Eisenbahn d sich anschließend. Nun laͤßt
                                 der Maschinenwaͤrter den Foͤrderungswagen auf die Buͤhne
                                 herabsinken; wegen der geneigten Lage der lezteren rollt er uͤber
                                 dieselbe hinweg nach der Eisenbahn d hin, auf
                                 welcher er sofort, nachdem das Tau losgemacht worden ist, weiter geschoben
                                 wird.
                              Wenige Schritte vom Schacht ist eine sogenannte selbstwirkende schiefe Flaͤche, self-acting inclined plane, mit einer Doppelbahn angelegt. Auf
                                 ihrem Gipfel befindet sich eine horizontale Welle mit zwei Ketten, welche sich
                                 nach entgegengesezter Richtung auf- und abwikeln, so daß, wenn das Ende
                                 der einen Kette am Fuß der schiefen Flaͤche angelangt ist, das Ende der
                                 andern Kette die Hoͤhe erreicht hat.
                              Der volle, gegen 8 Centner fassende Steinkohlenwagen wird oben an die Kette
                                 befestigt, an den Rand des Abhanges geschoben und dann sich selbst
                                 uͤberlassen; indem er hinabrollt zieht er zugleich auf der andern Bahn
                                 durch sein Uebergewicht einen leeren Karren die schiefe Flaͤche hinauf.
                                 Bemerkenswerth ist das an der erwaͤhnten horizontalen Welle applicirte,
                                 in Fig.
                                    71 von der Seite abgebildete Bremswerk,
                                 welches dazu dient, die allzugroße Beschleunigung des hinabrollenden
                                 Kohlentransportes zu maͤßigen. A ist eine an
                                 der Foͤrderungswelle sizende eiserne Scheibe, gegen welche der Aufseher
                                 im
                                 noͤthigen Falle die Bremsbaken b, c anpreßt;
                                 diese sind an die eisernen, durch die Stange d mit
                                 einander in Verbindung stehenden Hebel B und C befestigt. Die Achse a
                                 ist die einzige, welche in einem festen Lager ruht: um diese dreht sich das
                                 ganze System. Zur Handhabung des Bremswerks dient der Griff e.
                              
                           
                              Anonyme Gesellschaft fuͤr die Fabrication der
                                    Aloë-Taue.
                              Von welcher Bedeutung die Fabrication der Seile in Belgien ist, laͤßt sich
                                 schon an ihrer großen Consumtion als Foͤrderungsmittel in den Kohlenminen
                                 abnehmen. Die steigende Nachfrage nach Zugtauen fuͤr die immer
                                 zahlreicher werdenden Steinkohlengruben, ihr hoher Preis und ihre schnelle
                                 Abnuͤzung, erwekte auch hier mit Recht die Grundsaͤze der
                                 Oekonomie, und leitete die speculative Thaͤtigkeit auf ein neues Feld der
                                 Industrie. Es bildete sich naͤmlich vor wenigen Jahren eine anonyme
                                 Gesellschaft fuͤr die Fabrication von Seilen und Foͤrderungstauen
                                 aus dem Baste der Aloëblatter mit einem
                                 Capital von 500,000 Franken. In allen Seehaͤfen Europa's, so wie in allen
                                 groͤßeren Staͤdten Belgiens finden sich Depots von diesem
                                 Fabricat. Zur Zeit meines Besuchs in Belgien waren flache Aloëtaue
                                 bereits in mehreren bedeutenden Steinkohlengruben mit dem besten Erfolg
                                 eingefuͤhrt. Das flache, in den Gruben des Hrn. Braconier bei Luͤttich arbeitende Aloëtau besteht aus 6
                                 runden Seilen, ist 6 Zoll breit und 1 Zoll dik und wiegt 10 Pfund auf drei Fuß
                                 Laͤnge.
                              Der Ingenieur Chevremont stellte Versuche mit
                                 Aloëseilen an, beobachtete die im Gebrauch befindlichen und verglich ihre
                                 Leistungen mit denjenigen der Hanftaue. Als Resultate dieser Forschungen ergaben
                                 sich folgende Eigenthuͤmlichkeiten, welche die Aloëtaue
                                 charakterisiren, und ihnen ruͤksichtlich der Foͤrderung in den
                                 Steinkohlengruben und andern Bergwerken den Vorzug vor den Hanftauen geben.
                              1) Die Aloëseile repraͤsentiren ein Tragvermoͤgen, welches
                                 im Mittel viermal groͤßer ist als dasjenige der Hanfseile von gleichem
                                 Durchmesser und durch einerlei Verfahren erzeugt.
                              2) Der Aloëbast enthaͤlt eine von Natur harzige Substanz, welche
                                 die aus ihm verfertigten Taue vor den schaͤdlichen Einfluͤssen der
                                 Feuchtigkeit schuͤzt und das Betheeren unnoͤthig macht. Man will
                                 gefunden haben, daß Hanfseile durch das Theeren beinahe 1/4 ihrer Tragkraft
                                 einbuͤßen.
                              3) Die glatte Oberflaͤche der Aloëtaue, welche ihnen einen
                                 besondern Glanz gibt, ist sehr geeignet, die Reibung zu vermindern und die
                                 Abnuͤzung zu verzoͤgern. Sie wurden, in endloser Gestalt
                                 uͤber Rollen laufend, zur Fortpflanzung der Bewegung bei Maschinen benuͤzt und
                                 von zehnmal so großer Dauer als Hanfseile von gleichem Durchmesser gefunden.
                              4) Das specifische Gewicht der Aloëtaue verhaͤlt sich zum
                                 specifischen Gewicht der Hanftaue, wie 9 : 15. Diese große Leichtigkeit ist ein
                                 fuͤr die Schachtfoͤrderung sehr zu beachtender Vorzug, namentlich
                                 da, wo es sich um bedeutende Tiefen handelt.
                              5) Die Aloëseile verlieren nichts von ihrer Tragkraft, wenn sie benezt
                                 werden, wogegen die Hanfseile, selbst wenn sie neu sind, durch Benezung 1/3
                                 ihres Tragvermoͤgens einbuͤßen.
                              6) Taucht man ein neues Aloëseil ins Wasser, so verkuͤrzt es sich
                                 nur um 2 Procent, das Hanfseil um 9 Procent.
                              7) Die Aloëtaue zeichnen sich vor den hanfenen durch ihre ungemeine
                                 Biegsamkeit aus. Wer den Straffheits-Widerstand kennt, welchen namentlich
                                 ein dikes Hanftau beim Biegen um eine Rolle darbietet, der wird diesen Vortheil
                                 der Aloëtaue zu wuͤrdigen wissen.
                              
                                 
                                    (Beschluß im naͤchsten
                                          Hefte.)
                                    
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
