| Titel: | Nachträgliche Bemerkungen über Combes's Ventilator mit Centrifugalkraft. | 
| Fundstelle: | Band 69, Jahrgang 1838, Nr. LIX., S. 279 | 
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                        LIX.
                        Nachtraͤgliche Bemerkungen uͤber
                           Combes's Ventilator mit
                           Centrifugalkraft.
                        Ueber Combes's Ventilator mit Centrifugalkraft.
                        
                     
                        
                           Hr. Combes erstattete der Akademie in Paris
                              unlaͤngst einen Bericht uͤber einige Versuche, welche er mit seinem
                              (in diesem Bande des polyt. Journals S. 128 beschriebenen) Ventilator anzustellen
                              Gelegenheit hatte, woruͤber wir aus dem Echo du monde
                                 savant, No. 348 Folgendes entnehmen:
                           
                              „Meine Versuche geben genau die Quantitaͤt der Arbeit an, welche
                                 erforderlich ist, um unter Verhaͤltnissen, die den bei der gezwungenen
                                 Ventilirung von bewohnten Orten, Seidenzuͤchtereien,
                                 Treibhaͤusern, Trokenanstalten etc. Statt findenden aͤhnlich sind,
                                 ein gegebenes Volumen Luft aus der Stelle zu treiben. Sie beweisen ferner, daß
                                 man mit einem sehr geringen Kraftaufwande bedeutende Quantitaͤten Luft
                                 ein- und austreiben kann.
                              
                           
                              „Der Ventilator, womit die Versuche angestellt wurden, hatte folgende
                                 Hauptdimensionen: die mittlere Oeffnung, bei der die Luft aufgesaugt wurde,
                                 hatte 0,60 Meter im Durchmesser; der groͤßte Durchmesser des Apparates
                                 betrug 1,20 Meter; die 12 krummlinigen, meiner Theorie nach gebauten
                                 Fluͤgel hatten an ihrem Ursprunge 0,15 und an dem von der Achse am
                                 weitesten entfernten Ende 0,224 Met. Hoͤhe. An der Centraloͤffnung
                                 war eine cylindrische Roͤhre von 0,50 Met. Laͤnge angebracht; und
                                 in diese Roͤhre fuͤhrte ich an verschiedene Stellen von gleichem
                                 Querdurchschnitte den Anemometer ein, mit dessen Huͤlfe die
                                 Geschwindigkeiten des durch das Spiel der Maschine aufgesaugten Luftstromes
                                 gemessen wurde.
                              
                           
                              „Ich sezte den Ventilator anfaͤnglich mittelst eines starken
                                 Bratenwenders mit Gewicht in Bewegung, und erhielt hiebei folgende
                                 Resultate:
                              
                           
                              
                                 
                                    Treibgewicht in Kilogrammen
                                         160
                                         140
                                         120
                                    
                                 
                                    Fall des Gewichtes in drei Minuten, in
                                       Metern
                                        5,36
                                        4,72
                                      1,945
                                    
                                 
                                    Zahl der Umgaͤnge des
                                       Ventilators in der Minute
                                      96,81
                                      84,40
                                          
                                       37
                                    
                                 
                                    Mittlere Geschwindigkeit der
                                       aufgesaugten Luft, in Metern    per Secunde ausgedruͤkt
                                    3,1212
                                    2,7792
                                    1,1444
                                    
                                 
                                    Volumen der in einer Minute
                                       vertriebenen Luft, in    Kubikmetern
                                      52,95
                                      47,15
                                      19,41
                                    
                                 
                                    Arbeitaufwand in Kilogr., in jeder
                                       Secunde durch einen    Meter fallend
                                      4,764
                                      3,671
                                      1,308
                                    
                                 
                                    Arbeit in Dampfpferdekraft
                                       ausgedruͤkt
                                      0,064
                                      0,049
                                      0,017
                                    
                                 
                                    Arbeit in dem Kraftaufwands eines an
                                       der Kurbel    arbeitenden Mannes
                                       ausgedruͤkt
                                      0,794
                                      0,612
                                      0,218
                                    
                                 
                              
                           
                           
                              „Hieraus ergibt sich: 1) daß man mit einem Kraftaufwande, der etwas mehr
                                 als den fuͤnften Theil der Kraft eines an einer Kurbel arbeitenden Mannes
                                 betraͤgt (diese mit Navier zu 6 Kilogr. in der
                                 Secunde auf einen Meter gehoben angenommen), in jeder Minute mehr dann 19
                                 Kubikmeter Luft aus der Stelle treiben kann. 2) daß sich die bei obigen drei
                                 Versuchen ausgetriebenen Luftmengen wie 1 : 2,43 : 2,73 verhalten; daß sich die
                                 Zahlen der correspondirenden Umgaͤnge des Ventilators wie 1 : 2,39 : 2,62
                                 verhalten; und daß das Verhaͤltniß des Kraftaufwandes war wie 1 : 2,81 :
                                 3,64. Die aus der Stelle getriebenen Luftmengen bleiben demnach den
                                 correspondirenden Zahlen der Umgaͤnge des Ventilators in der Zeiteinheit
                                 beinahe proportional; jedoch wachsen die Luftmengen etwas rascher, als die
                                 Geschwindigkeit des Ventilators, was ohne Zweifel dem Spielraume zuzuschreiben
                                 ist, der zwischen den Raͤndern der beweglichen Fluͤgel und der
                                 inneren Flaͤche der fixen Scheibe, vor der sie sich bewegen, gelassen
                                 werden muß. Was den Aufwand an Arbeit betrifft, so waͤchst dieser weit
                                 rascher als das Volumen der Luft; dagegen aber minder rasch als das Quadrat
                                 dieses Volumens. Meine Versuche waren uͤbrigens nicht so zahlreich, daß
                                 es mir erlaubt gewesen waͤre, nach ihnen das Gesez dieser Zunahme zu
                                 bestimmen.
                              
                           
                              „Die geringe Kraft, welche noͤthig ist, um den Ventilator
                                 umzutreiben, brachte mich auf die Idee, ihn durch einen in einem Rade laufenden
                                 Hund treiben zu lassen. Ich verschaffte mir daher ein Rad, welches im Lichten
                                 einen Durchmesser von 1,55 Meter hatte, und an dessen Welle ich drei Rollen von
                                 verschiedenen Durchmessern aufzog. Der groͤßte dieser Durchmesser betrug
                                 0,65, der kleinste 0,31 Met. Die Bewegung des Rades ward durch eine Treibschnur
                                 an den Ventilator fortgepflanzt, indem ich diese uͤber eine der an der
                                 Radwelle befindlichen Rollen und uͤber eine Rolle von 0,25 Meter
                                 Durchmesser, welche an der Welle des Ventilators befestigt worden, laufen ließ.
                                 Der zur Arbeit bestimmte Hund, ein junger, gut abgerichteter Bullenbeißer, wog
                                 19 Pfd. Die Treibschnur ward zuerst uͤber die Rolle von 0,65 Meter im
                                 Durchmesser geschlungen. Der im Rade laufende Hund trieb den Ventilator 1 1/4
                                 oder 1 1/2 Stunde hindurch ununterbrochen. Waͤhrend dieser Zeit wechselte
                                 die Zahl der Umgaͤnge des Ventilators direct gezaͤhlt von 91 bis
                                 zu 67 Umgaͤngen in der Minute. Die mittlere, aus den waͤhrend 19
                                 Minuten angestellten Beobachtungen abgeleitete Zahl der Umgaͤnge betrug
                                 auf die Minute 81. Die mittlere, correspondirende, aus den anemometrischen
                                 Beobachtungen abgeleitete Geschwindigkeit der Luft betrug 2,6889 Meter in der
                                 Secunde; das Volumen der aus der Stelle getriebenen Luft belief sich daher auf
                                 45,609 Kubikmeter in der Minute, Vergleicht man diese Zahlen mit den oben angegebenen, so
                                 sieht man, daß das Volumen der verdraͤngten Luft stets etwas rascher
                                 waͤchst, als die dem Ventilator mitgetheilte Geschwindigkeit, und daß die
                                 Triebkraft des Hundes beinahe 3,67 Kilogr., welche in der Secunde durch einen
                                 Meter fallen, oder 6/10 der Kraft eines an der Kurbel arbeitenden Mannes betrug.
                                 Aus der Dimension des Rades und der Zahl der Umgaͤnge desselben, welche
                                 38,67 in der Minute betrug, ergab sich, daß der Hund in der Minute 149,34 Meter,
                                 in der Stunde dagegen 8960 Meter durchlief.
                              
                           
                              „Nach Beendigung dieses Versuches brachte ich die endlose Schnur auf die
                                 Rolle von 0,32 Meter Durchmesser, worauf der Hund den Ventilator mehr dann eine
                                 Viertelstunde hindurch mit einer solchen Geschwindigkeit umtrieb, daß er im
                                 Durchschnitte 38 Umgaͤnge in der Minute machte. Die mittlere
                                 Geschwindigkeit der Luft betrug in dem an die Centraloͤffnung stoßenden
                                 Cylinder 1,2277 Meter in der Secunde, und das Volumen der aufgesaugten Luft
                                 betrug in der Minute 20,826 Kubikmeter. Die Geschwindigkeit des Ventilators mit
                                 dem Volumen der aus der Stelle getriebenen Luft verglichen, stimmte auch hier
                                 mit den ersteren Versuchen uͤberein. Auch sieht man, daß der Hund nicht
                                 schneller lief, obschon der Widerstand, den er zu uͤberwinden hatte, um
                                 mehr dann die Haͤlfte geringer war, als bei den ersten Versuchen.
                                 Vielleicht mochte dieß davon herruͤhren, daß der Hund anfaͤnglich
                                 die groͤßte, ihm moͤgliche Geschwindigkeit annahm, und daß er
                                 spaͤter ermuͤdet war. Nach den beiden Versuchen, bei denen der
                                 Hund im Ganzen wenigstens 1 1/2 St. hindurch gearbeitet hatte, schien aber das
                                 Thier keineswegs abgemattet; dessen ungeachtet glaube ich nicht, daß es vier
                                 Stunden hinter einander dieselbe Arbeit vollbringen koͤnnte, obschon es
                                 bei dem Nagelschmiedmeister, dem es angehoͤrt, so lange
                                 laͤuft.
                              
                           
                              „Wenn ein Ventilator von den Dimensionen desjenigen, welcher zu den hier
                                 beschriebenen Versuchen diente, durch einen an eine Kurbel gestellten Menschen
                                 getrieben werden sollte, so muͤßte die Bewegung auf solche Weise
                                 uͤbergetragen werden, daß jeder Kurbelumgang hoͤchstens 3 bis 4
                                 Umgaͤnge des Ventilators bewirkt. Bedient man sich eines Weibes oder
                                 eines Kindes von 14 bis zu 15 Jahren, so muß der Ventilator auf jeden
                                 Kurbelumgang 2 bis 3 Umgaͤnge vollbringen; und bedient man sich eines
                                 Hundes, so muß der Ventilator, wenn das Rad 1,50 bis 2,55 Meter im Durchmesser
                                 hat, auf jeden Umlauf dieses Rades beilaͤufig 2 Umgaͤnge
                                 machen.“