| Titel: | Verbesserter wasserdichter, elastischer oder nicht elastischer Zeug, welcher zu verschiedenen Zweken und namentlich zu wasserdichten Hüten oder Kappen anwendbar ist, und worauf sich Robert William Sievier, Gentleman von Henrietta-Street Cavendish Square, in der Grafschaft Middlesex, am 7. Dec. 1835 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 69, Jahrgang 1838, Nr. LXXXIII., S. 385 | 
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                        LXXXIII.
                        Verbesserter wasserdichter, elastischer oder
                           nicht elastischer Zeug, welcher zu verschiedenen Zweken und namentlich zu wasserdichten
                           Huͤten oder Kappen anwendbar ist, und worauf sich Robert William Sievier, Gentleman von
                           Henrietta-Street Cavendish Square, in der Grafschaft Middlesex, am 7. Dec. 1835 ein Patent ertheilen
                           ließ.
                        Aus dem London Journal of arts. Jul. 1838, S.
                              210.
                        Sievier's wasserdichter, elastischer Zeug.
                        
                     
                        
                           Meine Erfindung bezwekt erstlich die Fabrikation nicht elastischer, aber
                              wasserdichter Zeuge, Huͤte oder Kappen, auf welche mittelst gewisser
                              Kautschukpraͤparate ein Haar oder Vließ aufgetragen wird. Mein Verfahren in
                              dieser Beziehung ist folgendes:
                           Ich nehme ein auf uͤbliche Weise aus Baumwolle, Wolle, Seide oder einem
                              anderen derlei Materiale gewebtes Fabricat, und trage auf dieses mittelst einer
                              Buͤrste oder auf irgend eine andere geeignete Weise eine Aufloͤsung
                              von Kautschuk in Terpenthingeist oder in einem sonstigen passenden
                              Aufloͤsungsmittel auf: dieß wiederhole ich, wenn es noͤthig ist, so
                              oft, bis eine hinlaͤngliche Menge hievon auf dem Zeuge fixirt ist, womit
                              dieser dann zu folgender weiterer Behandlung vorbereitet ist. Ich vermenge
                              naͤmlich die mit Terpenthin oder einem anderen geeigneten
                              Loͤsungsmittel bereitete Kautschukaufloͤsung auf die weiter unten zu
                              beschreibende Weise mit essigsaurem Blei, Bleiglaͤtte, schwefelsaurem Zink,
                              Gummi, Mastix oder irgend einem anderen troknenden Stoffe, und trage dieses
                              Praͤparat auf das
                              der obigen Behandlung unterlegene Fabricat auf, theils um es noch vollkommener
                              wasserdicht zu machen, theils aber auch zum Behufe einer noch sichereren Befestigung
                              der Wolle, der Baumwolle, der Seide oder des sonstigen Faserstoffes, welcher das
                              Haar zu bilden hat. Ich schneide dann diesen Faserstoff oder statt dessen auch
                              verschiedene thierische Haare in gehoͤrige Laͤngen, welche ich zur
                              Bildung des Haares auf das nach der angegebenen Methode behandelte Fabricat
                              auftrage. Wenn dieß geschehen ist, so presse ich den Zeug oder das Fabricat zum
                              Behufe der Fixirung dieses Haares zwischen Walzen, Buͤrsten oder anderen
                              geeigneten Vorrichtungen, worauf ich ihn dann zum Troknen aufhaͤnge. Nachdem
                              der Zeug troken geworden ist, wozu je nach der Temperatur des Gemaches, in das man
                              ihn brachte, mehr oder minder Zeit, im mittleren Durchschnitte jedoch nur 3 bis 4
                              Tage erforderlich sind, buͤrste ich dessen Oberflaͤche ab, um alle
                              uͤberfluͤssigen, nicht gehoͤrig befestigten Theilchen des
                              Faserstoffes wegzuschaffen.
                           Hat man ein wollenes Material zur Bildung des Haares verwendet, so wird der auf die
                              angegebene Art behandelte Zeug das Aussehen von gewoͤhnlichem feinem
                              Wollentuche bekommen; nahm man dagegen ein baumwollenes oder seidenes Material, so
                              wird er in seinem aͤußeren Ansehen mehr dem Baumwoll- oder
                              Seidensammte aͤhnlich werden. Zu gewoͤhnlichen Zweken braucht der Zeug
                              nicht geschoren zu werden; nur wenn man ihm eine besonders glatte Oberflaͤche
                              geben will, unterwirft man ihn auf dieselbe Weise, auf welche dieß mit feinen
                              Wollentuͤchern zu geschehen pflegt, der Schur. Er eignet sich in diesem
                              Zustande hauptsaͤchlich zu Kleidungsstuͤken, zu Ueberzuͤgen
                              fuͤr Kutschenboͤke und fuͤr die Size von offenen Wagen, zu
                              Tapeten, zu Droguets und verschiedenen anderen nuͤzlichen Zweken.
                           Ich behandle die Zeuge entweder nur auf einer oder auf beiden Seiten nach dem
                              angegebenen Verfahren; in lezterem Falle gebe ich entweder beiden Seiten eine
                              gleiche, oder einer jeden eine andere Farbe. Ebenso behalte ich mir vor verschiedene
                              Muster darauf anzubringen, wie man sie z.B. auf Tischteppichen,
                              Frauenzimmermaͤnteln u. dergl. findet. Ich bewerkstellige dieß mit
                              ebensolchen Modeln oder Drukformen, wie man sie in den Papiertapeten-Fabriken
                              oder Kattundrukereien hat; an denen ich jedoch auf der Oberflaͤche des Models
                              mit Huͤlfe irgend eines Harzfirnisses einen Wollen- oder auch anderen
                              Zeug fixire. Ich thue dieß deßhalb, damit der auf die Oberflaͤche des Models
                              aufgeklebte Zeug einen gewissen Grad von Feuchtigkeit aufnehme und auch behalte.
                              Hierauf befeuchte ich die auf diese Weise zubereitete Oberflaͤche des Models
                              mit Wasser, und druke sie befeuchtet auf das Material, welches das Haar des Musters
                              zu bilden hat, damit
                              eine hinreichende Quantitaͤt hievon auf der feuchten Modeloberflaͤche
                              haͤngen bleibt. Den Model mit dem ihm anklebenden Haare druke ich hierauf auf
                              den Zeug, der die oben angegebene vorlaͤufige Behandlung erlitten haben muß.
                              Die Folge hievon ist, daß das Haar auf der Oberflaͤche des Zeuges fixirt
                              bleibt, und auf dieser das gewuͤnschte Muster erzeugt. Ist das Muster
                              hervorgebracht, so schreite ich zur Bedekung der uͤbrigen bloß gelassenen
                              Theile mit jenem Haare, welches die Grundfarbe geben soll. Ich trage zu diesem Zweke
                              das zur Bildung des Grundhaares bestimmte Material auf die ganze Oberflaͤche
                              des Zeuges auf, wobei dasselbe natuͤrlich nur an jenen Stellen kleben bleiben
                              wird, die nicht vorher schon von dem Haare des Musters bedekt wurden. Dann presse,
                              trokne und buͤrste ich den Zeug auf die bereits oben beschriebene Weise. Der
                              gemusterte wasserdichte Zeug, der nach diesem Verfahren erzielt wird, kann
                              gleichfalls geschoren werden, oder auch nicht.
                           Die Muster lassen sich uͤbrigens auch mit Patronen, die aus duͤnnem
                              Metallbleche, aus Pappendekel, aus Pergament oder aus einem geoͤhlten Zeuge
                              ausgeschnitten werden, hervorbringen. Ich lege naͤmlich diese Patronen auf
                              die Oberflaͤche des zur Aufnahme des Haares vorbereiteten Zeuges, und trage
                              auf die von den Patronen unbedekt gelassenen Stellen das zur Bildung des Musters
                              bestimmte Haar auf. Nach Entfernung der Patronen versehe ich den uͤbrigen
                              Theil des Zeuges nach der oben vorher beschriebenen Methode mit dem als Grund
                              gewuͤnschten Haare. Das Pressen, Troknen, Buͤrsten, und wenn es
                              noͤthig ist auch das Scheren, bleibt gleichfalls dasselbe.
                           Ich erzeuge ferner auch noch auf andere Art einen Zeug mit Haar; d.h. ich verschaffe
                              mir Floͤthen aus Wolle, Baumwolle, Haar oder einem anderen zur Bildung des
                              Haares geeigneten Faserstoffe, aͤhnlich jenen, welche in den
                              Kardaͤtsch- und anderen derlei Maschinen gebildet werden. Ich gebe
                              Floͤthen, welche aus kurzer Wolle oder einem anderen kurzen Faserstoffe
                              bestehen, und in denen nur so viel lange Wolle enthalten ist, als noͤthig
                              ist, um die kurzen Wollentheilchen beim Durchgange durch die
                              Kardaͤtschmaschine zusammenzuhalten, den Vorzug. Die auf solche Weise
                              erzielten Floͤthen werden sorgfaͤltig uͤber die ganze
                              Oberflaͤche des zur Aufnahme des Haares zubereiteten Zeuges gelegt oder
                              ausgebreitet, worauf ich sie einem Druke unterwerfe oder auch die Rolle
                              daruͤber laufen lasse, damit die Floͤthen auf der Oberflaͤche
                              des Zeuges fixirt werden. Wenn der Zeug hierauf getroknet worden ist, so rauhe oder
                              buͤrste ich dessen Oberflaͤche, um ihr Ebenheit und Gleichheit zu
                              geben.
                           Um wasserdichte Zeuge oder Kappen, auf deren aͤußerer Oberflaͤche Haar
                              aufgetragen ist, zu erzeugen, verschaffe ich mir eine Form von der gewuͤnschten
                              Façon, welche aus Filz, Gaze, Drahtgewebe oder irgend einem anderen
                              fuͤr tauglich erachteten Stoffe bestehen kann. Die Oberflaͤche dieser
                              Form behandle ich ganz auf dieselbe Weise, welche ich oben bei der Zubereitung des
                              zur Aufnahme des Haares bestimmten Zeuges beschrieben habe; nur seze ich hier der
                              Aufloͤsung des Kautschuks in Terpenthin eine groͤßere Menge
                              essigsauren Bleies, Bleiglaͤtte, schwefelsauren Zinkes, Mastix oder dergl.
                              zu, damit die Masse haͤrter wird, damit das Haar der Oberflaͤche des
                              Hutes oder der Kappe fester anklebe, und damit der Hut auch besser seine Form
                              beibehalte. Wenn die Oberflaͤche des Hutes solcher Maßen zur Aufnahme des
                              Haares zubereitet worden ist, so trage Ich geschnittene Wolle, Baumwolle, Seide,
                              Haar oder irgend ein anderes Material auf, worauf ich das Haar durch Pressen fixire,
                              und endlich alles uͤberfluͤssige, unfixirt gebliebene Haar durch
                              Buͤrsten entferne.
                           Ich erklaͤre, daß es nicht mit zum ersten Theile meiner Erfindung
                              gehoͤrt, irgend einen Zeug oder irgend ein Fabricat durch Anwendung von
                              Kautschuk wasserdicht zu machen, wohl aber gehoͤrt zu meiner Erfindung die
                              auf die angegebene Art bewerkstelligte Bildung und Erzeugung des Haares auf der
                              Oberflaͤche wasserdichter Zeuge, Huͤte und Kappen.
                           Der zweite Theil meiner Erfindung betrifft die Fabrication elastischer wasserdichter
                              Zeuge, bei der ich folgendes Verfahren einschlage. Ich nehme Kautschukstuͤke
                              von beilaͤufig 1/8 Zoll Dike, welche ich sowohl der Laͤnge als der
                              Breite nach so weit ausstreke, als ich es zu dem Zweke, zu dem sie bestimmt sind,
                              fuͤr dienlich erachte. Auf die Oberflaͤche dieses ausgestrekten
                              Kautschuks trage ich eine Aufloͤsung von Kautschuk in Terpenthingeist oder
                              einem anderen geeigneten Loͤsungsmittel auf, und nachdem dieß geschehen ist,
                              presse ich auf diese Oberflaͤche ein Stuͤk Gaze, starken Tulls oder
                              eines anderen derlei Stoffes von der Form und Groͤße des Kautschukblattes.
                              Wenn der Kautschuk hierauf getroknet worden ist, so wird der auf ihm fixirte Gaze
                              oder Tull die uͤbermaͤßige Ausdehnung des Kautschukzeuges
                              verhuͤten oder dessen Dehnbarkeit beschraͤnken. Auf den solcher Maßen
                              behandelten Kautschukzeug trage ich nunmehr eine Kautschukaufloͤsung in
                              Terpenthingeist oder einem anderen Loͤsungsmittel, der ich vorher Bleizuker,
                              Bleiglaͤtte, schwefelsauren Zink, Mastix oder einen anderen troknenden
                              Koͤrper zugesezt, auf; und wenn auch dieß geschehen ist, so bilde ich auf der
                              so zubereiteten Oberflaͤche ein Haar aus geschnittener Wolle, Baumwolle,
                              Seide oder irgend einem anderen fuͤr geeignet erachteten Stoffe. Dieses Haar
                              fixire ich durch Pressen der Oberflaͤche mittelst einer Walze oder irgend
                              einer anderen entsprechenden Vorrichtung, wo ich dann den Zeug nur mehr auf die oben
                              beschriebene Art zu troknen, buͤrsten und noͤthigen Falles auch zu
                              scheren habe. Dieser Behandlung unterstelle ich den Zeug entweder nur auf einer oder
                              auch auf beiden Seiten. Der erzielte Zeug wird wegen der temporaͤren
                              Ausspannung, welche der Kautschuk erlitten hat, unelastisch seyn; seine
                              Elasticitaͤt gebe ich ihm jedoch wieder, indem ich ihn auf die
                              uͤbliche oder irgend eine andere bekannte Methode der Einwirkung der
                              Waͤrme ausseze.
                           Ich verschaffe mir ferner ein elastisches wasserdichtes Fabricat durch Verbindung von
                              Leder und Kautschuk; d.h. ich lege auf den ausgespannten und mit
                              Kautschukaufloͤsung uͤberzogenen Kautschuk ein Stuͤk sehr
                              duͤnnen oder gespaltenen Leders von derselben Groͤße, und verbinde
                              beides durch Druk, den ich bis zum vollkommenen Troknen, naͤmlich 5 bis 6
                              Tage lang, unterhalte. Diesem beinahe unelastischen Fabricate gebe ich die
                              Elasticitaͤt durch Anwendung einer Waͤrme von 180°
                              F.(65° R.) Da der Kauschuk sich hiebei zusammenzieht, so bekommt das Leder
                              ein faltiges, saffianartiges Aussehen. Dieses Fabricat ist sowohl elastisch als
                              wasserdicht, und eignet sich zu Schuhen, Stiefelchen, Guͤrteln und
                              verschiedenen anderen Zweken. Anstatt des Leders kann man auch irgend ein Gewebe
                              nehmen, und sich damit ein wasserdichtes elastisches Fabricat verschaffen.
                           Bei der Vermengung der Kautschukaufloͤsung mit Bleizuker, Bleiglaͤtte,
                              schwefelsaurem Zink oder Mastix gehe ich auf folgende Weise zu Werke. Der Bleizuker
                              und der schwefelsaure Zink muͤssen, wenn man sich ihrer bedienen will, vorher
                              calcinirt werden, mit der Bleiglaͤtte dagegen ist dieß nicht der Fall. Ich
                              vermenge ungefaͤhr eine Unze schwefelsauren Zinkes, Bleizukers oder
                              Bleiglaͤtte mit einem Quart Terpenthingeist, und schuͤttle dieses
                              Gemenge mehrere Tage hindurch zu oͤfteren Malen, worauf ich dann den
                              Terpenthingeist von dem ruͤkstaͤndigen schwefelsauren Zinke,
                              Bleizuker, oder von der Bleiglaͤtte zum Gebrauch abgieße; d.h. um ihn
                              entweder der Kautschukaufloͤsung zuzusezen, oder um den Kautschuk in ihm
                              aufzuloͤsen. Will man Mastixgummi anwenden, so braucht man ihn nur in solcher
                              Menge in dem Terpenthingeiste aufzuloͤsen, daß dieser beinahe die
                              Honigconsistenz bekommt, und hievon von einem Zwoͤlftel bis zu einem Sechstel
                              der Kautschukaufloͤsung zuzusezen.