| Titel: | Ueber die Verwendung des natürlichen und nachgeahmten Erdharzes zu Fußpfaden, Fahrbahnen und architektonischen Zweken in Frankreich. | 
| Fundstelle: | Band 69, Jahrgang 1838, Nr. XCVII., S. 426 | 
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                        XCVII.
                        Ueber die Verwendung des natuͤrlichen und
                           nachgeahmten Erdharzes zu Fußpfaden, Fahrbahnen und architektonischen Zweken in
                           Frankreich.Die deutsche
                                       Vierteljahrs-Schrift (Jul. – Septbr. 1838),
                                 aus welcher wir diesen Aufsaz entnehmen, verdankt den Inhalt desselben in seinen
                                 Hauptbestandtheilen den Mittheilungen des Architekten, Hrn. Hittorff, in Paris. A. d.
                                    R.
                                 
                           
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VIII.
                        Ueber die Verwendung des Erdharzes zu Fußpfaden.
                        
                     
                        
                           Seit ungefaͤhr zehn Jahren bedient man sich in Paris verschiedener erdharziger
                              Stoffe zur Bildung von Fußpfaden und Ueberzuͤgen von hoͤlzernen
                              terrassenartigen oder steileren Daͤchern, und solcher Gewoͤlbe,
                              welche, unter dem Boden liegend, eines Schuzes gegen die unausbleibliche
                              Durchsikerung des Regenwassers oder der Feuchtigkeit im Allgemeinen
                              beduͤrfen.
                           Jene Stoffe sind von zweierlei Art, naͤmlich: nachgeahmtes Erdharz (Bitume factice), und natuͤrliches Erdharz von Seyssel (Asphalte de
                              Seyssel).
                           Die Anwendung des nachgeahmten Erdharzes hat bis jezt im Allgemeinen keine ganz
                              zuverlaͤssigen Resultate gegeben, indem in den meisten Faͤllen, wo man
                              sich dessen bediente, die daraus verfertigten Ueberzuͤge, theilweise oder im
                              Ganzen, durch den Frost gelitten haben, welcher mehr oder weniger Risse,
                              Spruͤnge oder Blasen verursacht hat; in einigen, aber seltenen
                              Faͤllen, widerstanden sie der Kaͤlte.
                           Jene Uebelstaͤnde zeigten sich besonders auf den Fußpfaden der Boulevards in
                              Paris, die großen Theils mit nachgeahmtem Erdharze im verflossenen Jahre
                              ausgefuͤhrt wurden und uͤberall Ausbesserungen noͤthig gemacht
                              haben. Die Ueberzuͤge aus natuͤrlichem Erdharze (Asphalte) hingegen sind ohne Unterschied gut
                              ausgefallen; (nicht bloß bei Terrassen, Daͤchern, Gewoͤlben und bei
                              Fußpfaden von mittlerer Ausdehnung, wie die, welche zu Anfang des Jahres 1835 auf
                              dem Pont-Royal ausgefuͤhrt wurdenDiese Fußpfade in einem der besuchtesten Theile von Paris zeigen nach Verfluß
                                    von zwei Sommern und zwei Wintern auch nicht die leichteste Spur von
                                    Einwirkung der Witterung. A. d. O., sondern diese Ueberzuͤge haben sich in groͤßerer Ausdehnung,
                              indem eine Oberflaͤche von mehr als dreitausend zweihundert Quadratmeter
                              damit bedekt wurde, eben so gut erhalten. Dieser Fall ereignete sich bei der in
                              regelmaͤßigen Feldern bewerkstelligten Bedekung des Concordeplazes, zu
                              welcher Asphalt verwendet wurde, und wo weder die Hize des lezten Sommers, noch die strenge
                              Kaͤlte des verflossenen Winters die geringste Beschaͤdigung verursacht
                              hat.
                           In Betreff der Festigkeit und Dauerhaftigkeit verdient also unbezweifelt der Asphalt
                              den Vorzug vor dem nachgeahmten Erdharze.
                           Die Verschiedenheit beider Stoffe besteht darin, daß der Asphalt, welcher auf dem
                              Concordeplaze, und seitdem fast in allen wichtigen Faͤllen angewendet wurde,
                              als natuͤrliches Erdharz in den Minen von Seyssel
                              im Departement de l'Ain gewonnen wird. Das nachgeahmte
                              Erdharz hingegen ist ein Theer, wie man ihn aus Steinkohlen bei Bereitung des Gases
                              etc. erhaͤltUeberall, wo Gasbereitung Statt findet, kann man sich also diesen Stoff
                                    leicht verschaffen. A. d. O., welcher sodann in dem Verhaͤltnisse von 30–40 Proc. mit
                              gepulverten, kreidigen Kalksteinchen gemischt, als Wuͤrfel von verschiedenen
                              Groͤßen gegossen und in dieser Gestalt an den Ort der Verwendung gebracht
                              wird.
                           Diese Wuͤrfel, Fig. 32, wirft man sodann
                              beim Gebrauch, in kleine Stuͤke zerschlagen, in Kessel, um darin
                              fluͤssig gemacht zu werden; die Masse erhaͤlt einen neuen Zusaz, in
                              demselben Verhaͤltnisse von 30–40 Proc., von grobem Fluß- oder
                              Kiessand. Diese Mischung geschieht unter bestaͤndigem Umruͤhren des
                              geschmolzenen, fluͤssigen Stoffes und Sandes, vermittelst großer eiserner
                              Loͤffel.
                           Das natuͤrliche Erdharz bringt man meistens in Stuͤken herbei, wie sie
                              aus dem Bergwerke kommen; diese Stuͤke werden dann in Pfannen von Baksteinen
                              oder Eisenblech durch die erforderliche Waͤrme zu Staub gebrannt. Dieser
                              Staub wird sofort in einen Kessel gebracht (wie das nachgeahmte Erdharz) und in
                              gleichem Verhaͤltnisse mit Flußsand gemischt. Nur ist hiebei zu beobachten,
                              daß, wenn der rohe Stoff mehr oder weniger Kalktheile oder fette Substanzen
                              enthaͤlt, man demselben mehr oder weniger natuͤrlichen Theer zusezt,
                              um ihn geschmeidiger zu machen.
                           Nach dieser Vorbereitung findet fuͤr den einen wie fuͤr den anderen
                              Stoff ein aͤhnliches Verfahren Statt.
                           Soll z.B. ein Fußpfad gemacht werden, so stampft man zuerst den Boden eben und gibt
                              ihm den noͤthigen Fall fuͤr den Ablauf des Wassers; diesen Boden
                              bedekt man mit einer Schichte von BétonBèton ist bekanntlich ein Moͤrtelguß, der in Frankreich sehr
                                    haͤufig als allgemeine Unterlage bei zerkluͤftetem Baugrunde,
                                    dann als Gewoͤlbeuͤberzug, als innere Masse von sehr diken
                                    Mauern u.s.w. angewendet wird. Man sehe daruͤber: Borgnis, Trait
                                       éélémentaire de construction, appliqué
                                       à l'architecture civile. A. d. O., 0m,10 oder 0m,15 dikDiese Dike richtet sich danach, ob das Erdreich gewachsen oder augef ist. Will man ein
                                    befriedigendes Resultat erreichen, so muß der Boden vor allem fest
                                    geschlagen werden, um den Moͤrtelguß darauf zu bringen, der in einer
                                    Dike von
                                    0m,15 angewendet einen aͤußerst
                                    festen Ueberzug geben wird. Auf dem Concordeplaze betraͤgt dessen
                                    Dike nur 0m,10, und die Erfahrung des
                                    vergangenen Jahres hat sie als genuͤgend bewaͤhrt. A. d.
                                    O., nach Maßgabe der Sorgfall, die man darauf auf verwenden will. Dieser
                              Béton wird seinerseits wieder geebnet durch Auftragung eines aus
                              hydraulischem Kalk und Flußsand bereiteten Moͤrtels bis auf die Hoͤhe
                              von 0m,010 oder 0m,012 unterhalb des Niveau der beabsichtigten Bodenflaͤche; auf
                              diese also vorbereiteten Unterlagen gießt man das nachgeahmte oder
                              natuͤrliche Erdharz mit Sand gemischt 0m,010 bis 0m,012 dik.
                           Dieser Guß geschieht gewoͤhnlich in Abtheilungen von 1 Meter Ausdehnung in der
                              Breite und nach beliebiger Laͤnge:
                           Der Guß wird zwischen eisernen Schienen A, A, Fig. 33,
                              aufgetragen, welche so dik sind als der beabsichtigte Ueberzug von Erdharz, der
                              durch eine andere eiserne Schiene B geebnet wird, die
                              man uͤber jene beiden hinstreift; sodann bestreut man die ganze
                              Oberflaͤche des noch heißen, harzigen Ueberzuges mit gewaͤrmtem
                              Fluß- oder Kiessande, der zuvor gesiebt worden ist, und um diese Bestreuung
                              inniger mit dem Harze zu verbinden, schlaͤgt man die Oberflaͤche stark
                              mit einem hoͤlzernen Schiebbrette, Fig. 34, das mit einem
                              Handgriffe versehen ist, so lange, bis sie vollkommen eben ist; dieses ergibt sich,
                              wenn der Sand ganz in sie eingedrungen ist.Man hat auf den Boulevards andere Versuche mit nachgeahmtem Erdharze gemacht,
                                    das man, 0m,40 dik, unmittelbar auf den
                                    geebneten und mit einer Sandschicht uͤberschuͤtteten Boden
                                    goß; allein der Erfolg hat dieses Verfahren nicht bewaͤhrt, das zwar
                                    schneller zu bewerkstelligen ist, aber dem Froste nicht widerstand, der
                                    haͤufige Spalten und Risse darin verursacht hat. A. d. O. Dieses Verfahren gibt dem Ueberzuge ein graues Ansehen, durch die
                              gelblich-weiße Farbe des Sandes und die Zwischenraͤume des schwarzen
                              Harzes hervorgebracht.
                           Da dieser Anblik ermuͤdend einfoͤrmig ist, so versuchte man es auf dem
                              ConcordeplazeSaͤmmtliche Verschoͤnerungen des Concordeplazes sind dem
                                    Architekten, Hrn. Hittorff, in Paris
                                    uͤbertragen; dahin gehoͤrt das Piedestal des Luxorobelisken,
                                    die beiden großen, mit allegorischen Bildwerken reich verzierten
                                    Springbrunnen zu beiden Seiten desselben, das Mosaikpflaster des Plazes, die
                                    Aufstellung von Statuen, Rostralsaͤulen, Candelabern u.s.w. Bei
                                    Gelegenheit der Aufstellung des Obelisken, dessen Spize sehr rauhe
                                    Flaͤchen bietet, im Widerspruche mit den glatt geschliffenen
                                    Seitenflaͤchen dieses Monumentes kam die Art, wie dieser Mangel zu
                                    ergaͤnzen sey, zur Sprache, und Hr. Hittorff zeigte in einer eigenen kleinen Schrift (Précis sur les Pyramidions en bronze
                                       doré, par
                                    Hittorff, Paris, Paul Renouard, 1836)
                                    durch die interessantesten Nachweisungen, daß die Spizen der Obelisken
                                    (Pyramidion) urspruͤnglich vergoldet oder mit einem Ueberzuge von
                                    vergoldetem Metalle versehen gewesen sind, und daß dieser Umstand die
                                    mangelhafte Gestalt des steinernen Gipfels, der dadurch bedekt wurde,
                                    besonders bei dem erwaͤhnten Obelisken vollkommen erklaͤre. Er
                                    beantragte deßhalb auch fuͤr dieses Monument eine aͤhnliche
                                    Ergaͤnzung, welche in jeder Beziehung wuͤnschenswerth
                                    erscheinen mußte; sein Vorschlag wurde jedoch damals nicht genehmigt, und
                                    man zog es sonderbarer Weise vor, die Spize durch eine Mastexmasse zu
                                    ergaͤnzen. Der Erfolg dieser nicht befriedigend zu
                                    erklaͤren den Maßregel war nicht glaͤnzend, der
                                    Frost des vorigen Winters uͤbernahm den Richterspruch, indem er das
                                    Mastixpyramidion zerstoͤrte, dessen herabfallende Bruchstuͤke
                                    fast einen Arbeiter am Fuße des Monumentes erschlagen haͤtten. Nach
                                    dieser Erfahrung wird man vielleicht geneigter seyn, den Vorschlag des Hrn.
                                    Hittorff zur Ausfuͤhrung zu bringen.
                                    A. d. O., diesem Uebelstande abzuhelfen, zu welchem Zweke es darauf ankam, einen
                              sehr dunkeln, naͤmlich schwarzen, Ueberzug zu bewerkstelligen. Die Absicht
                              wurde erreicht, indem man den zum Bestreuen bestimmten Sand im fluͤssigen und
                              mit einigen Saͤuren versezten Asphalt schwaͤrzte; die mit solchem
                              geschwaͤrzten Sande bestreuten Felder gewinnen dadurch ein durchaus schwarzes
                              Aussehen, das gegen die graue Farbe der uͤbrigen sehr gut absticht, und dem
                              Ganzen den Anblik einer schoͤnen geplatteten Mosaik gewaͤhrt; Fig. 35 gibt
                              ein Muster der dazu gewaͤhlten Feldereintheilung.
                           Seitdem hat man auch Mittel gefunden, vielfarbigen Asphaltboden auszufuͤhren.
                              Vor den Haupteingaͤngen des Boͤrsengebaͤudes wurden Versuche im
                              Freien gemacht, die vollkommen gut ausfielen. Diese Verbesserung ist von
                              Wichtigkeit, weil man nun im Stande seyn wird, sehr reiche und dauerhafte Fußboden
                              auszufuͤhren, besonders im Innern großer Gebaͤude und mit
                              maͤßigen Kosten. Will man eine Nachahmung verschiedenfarbiger Steinplatten,
                              felderartig abgetheilt und mit einfachen Rahmen oder Friesen eingefaßt, anwenden, so
                              kostet der Flaͤchenmeter nur 6 bis 7 Fr.; fuͤr den doppelten Preis
                              aber koͤnnte man die reichsten und mannichfachsten Mosaikboden nachahmen
                              lassen.
                           Die beste Jahreszeit, um Erdharzpflasterungen vorzunehmen, sind die schoͤnen
                              Fruͤhlingstage; auch Sommer und Spaͤtjahr sind ganz guͤnstig;
                              nur hat der Sommer die Unbequemlichkeit, die Arbeiter sehr zu ermuͤden, da
                              sie nicht nur der Sonnenhize ausgesezt sind, sondern auch derjenigen der
                              Schmelzpfanne und der im geschmolzenen Zustande zu verwendenden Stoffe. Uebrigens
                              wurde auf dem Concordeplaze in der staͤrksten Hize, wie beim Eintritte des
                              Frostes, ohne Nachtheil gearbeitet.
                           Ein Flaͤchenmeter Fußpfad von Asphalt oder natuͤrlichem Erdharz in zweierlei Farben, mit Inbegriff der Ebnung des Bodens,
                              des Béton, der Handarbeit, wird mit 6 bis 8 Fr., einfarbig mit 6 bis 7 Fr. bezahlt. Diese Flaͤche mit nachgeahmtem
                              einfarbigem Erdharze wuͤrde fuͤr 5 bis 6 Fr., und gegenwaͤrtig
                              sogar noch billiger gemacht werden.
                           Es bedarf bei diesem Geschaͤfte des Zusammenwirkens von wenigstens drei
                              Arbeitern: des einen, um das Harz stets im Fluß zu erhalten und umzuruͤhren;
                              des andern, um die geschmolzene Masse an die betreffende Stelle zu tragen; des
                              dritten, um das Harz auszubreiten zubreiten, mit Sand zu bestreuen und zu schlagen. Eine
                              große Schwierigkeit bestand bis jezt darin, eine hinreichende Anzahl Arbeiter zu
                              finden, welche dem sehr anstrengenden Geschaͤfte koͤrperlich gewachsen
                              sind und dasselbe mit Sorgfalt und Fleiß ausfuͤhren.
                           Das wichtigste Erforderniß ist die Anwesenheit eines Mannes, der die noͤthige
                              Erfahrung besizt, uͤber den Grad der Geschmeidigkeit, deren das Erdharz bei
                              der Anwendung bedarf, um im Sommer nicht zu weich zu werden und im Winter nicht zu
                              bersten. Die Uebung allein kann solche Maͤnner bilden.Da die Uebung und Erfahrung bei dieser Arbeit das Gelingen mehr als bei einer
                                    anderen zu bedingen scheint, so ist daraus zu schließen, daß eine Nachahmung
                                    in anderen Laͤndern, wenn sie gluͤken soll, entweder durch
                                    Arbeiter von Paris oder durch solche ausgefuͤhrt werden
                                    muͤßte, die in Paris die Manipulation erlernt haben; denn es bedurfte
                                    selbst in jener Stadt einer Reihe von Jahren und mißlungener Versuche, um
                                    nur einiger Maßen befriedigende Ergebnisse zu erhalten. A. d. O.
                              
                           Der Erdharzuͤberzug fuͤr Fußpfade und Terrassen wird auch auf eine
                              Schichte gewoͤhnlicher Baksteine aufgetragen, die auf die breite Seite
                              gelegt, und deren Fugen, des Verbandes wegen, mit geschmolzenem fluͤssigem
                              Erdharze ausgegossen werden. Die ganze Oberflaͤche wird sodann mit Erdharz
                              uͤberzogen, und dieses Verfahren gibt sehr gute Resultate, nur ist es
                              kostspieliger.
                           Endlich hat man noch eine Pflasterung auf dem Concordeplaze versucht, und zwar mit
                              nachgeahmtem Erdharze, deren Ergebniß bis jezt sehr befriedigend gewesen ist. Zu
                              diesem Zweke ließ man vierekige hohle Formen, Fig. 36, machen, von
                              fuͤnf Seiten geschlossen, die obere Flaͤche offen, jede lange Seite
                              0m,32 lang (etwa 1 Fuß Pariser Maaß), mit
                              einer Hoͤhe von 0m,16 (6 Zoll); sie
                              verjuͤngen sich nach Unten (bilden also den unteren Theil einer abgestumpften
                              Pyramide). In diese Formen legte man Kieselsteine, etwa drei oder vier, so viel es
                              bedurfte, um etwa zwei Drittel des Raumes einer Form auszufuͤllen, und auf
                              eine Weise, daß sie eine obere rauhere Flaͤche bildeten. Der uͤbrige
                              Raum des Models wurde mit Erdharz ausgegossen. Die also geformten Bloͤke
                              wurden mit verschraͤnkten Fugen auf den Boden gesezt, der mit Sand bedekt
                              worden war, die einzelnen Bloͤke um etwa 0m,003 (1 Zoll) von einander entfernt, und diese offenen Fugen wurden mit
                              fluͤssiger Harzmasse ausgegossen. Dieses Verfahren, welches eine große Anzahl
                              einzelner Theile zu einem dichten und festen Ganzen verbindet, bildet durch die
                              bogenfoͤrmige Anlage der Straße ein sehr starkes Gewoͤlbe.
                           Wenn dieser Versuch seine Haltbarkeit bewaͤhrt, wie es zu vermuthen ist, so
                              bietet diese Constructionsweise außerordentliche Vortheile:
                           1) In oͤkonomischer Beziehung;
                              denn der Flaͤchenmeter kostet nur 10 Fr. und verursacht keine
                              Unterhaltungskosten, im wesentlichen Gegensaze mit dem uͤblichen Pariser
                              Straßenpflaster, welches 9 Fr. Anfertigung kostet und unablaͤssige
                              Ausbesserungen erheischt, deren Betrag sich Jahr fuͤr Jahr auf wenigstens 3
                              Fr. belauft.
                           2) In Beziehung auf Reinlichkeit; denn da das Wasser auf einer also
                              angelegten Masse weder verweilen noch in die Fugen eindringen kann, so verschwinden
                              die naͤchsten Veranlassungen zur Unreinlichkeit, welche das
                              gewoͤhnliche Pflaster mit sich bringt.
                           3) In Betreff des Geraͤusches und des Schuͤttelns;
                              beides wird dadurch vermindert.
                           4) Verringerung des Reibungswiderstandes, durch welche es
                              moͤglich wird, schwere Lasten durch eine kleine Zahl von Pferden
                              fortzubewegen.
                           Seit der gelungenen Anwendung des Asphalts aus den Minen von Seyssel
                              Die Gesellschaft, welche in Paris diese Anwendung des Asphaltes betreibt, hat
                                    ihren Siz unter der Firma: Cogniet und Comp., rue Hauteville, No. 35; die Gesellschaft
                                    fuͤr das nachgeahmte Erdpech (Bitume
                                       factice) unter der Firma: Dez-Maurel und Comp., rue
                                       Hauteville, No. 1. A. d. O. hat man in Frankreich verschiedentlich nachgeforscht, um aͤhnliche
                              urspruͤngliche Stoffe zu finden, und nicht ohne Erfolg. Die Minen von Lobsann bei Weißenburg, Departement des OberrheinsAußer den Minen von Lobsann, deren Naͤhe fuͤr
                                    Suͤddeutschland die Transportkosten verringert, kommt auch Asphalt
                                    oder Erdpech im Val de Travers, im Wallis und bei Orbe vor, ferner im
                                    Harzgebirge, am Iberge, bei Wildemann. (Siehe geognostische Uebersicht der
                                    deutschen Gebirge von Dr. J. G. Kurr.) A. d. O., liefern einen Bergtheer, den man zur Verfertigung eines Fußpfades in Paris
                              verwendet hat, den der Frost des verflossenen Winters nicht im Mindesten
                              beschaͤdigte.
                           Da am Eingange dieses Aufsazes die Verwendung des Erdharzes zu Dachbedekungen
                              erwaͤhnt wurde, so wird zum Schlusse desselben eine kurze Beschreibung des
                              dabei beobachteten Verfahrens um so passender seyn, als in der neuesten Zeit die,
                              nach ihrem Erfinder benannte, Dorn'sche Dachbedekung im
                              Norden von Deutschland sehr haͤufig in Anwendung gebracht wird, bei welcher
                              der Holz- oder Steinkohlentheer eine große Rolle spielt, jedoch mit anderen
                              Substanzen in Verbindung gesezt.
                           Als Beispiel diene ein Fall, der in Douai (Dept. du Nord)
                              im Jahre 1832 vorkam, wo eine Dachflaͤche von 5000 Meter mit Asphalt gedekt
                              wurde, die sich vollkommen gut erhalten hat. Das Verfahren war folgendes: auf die
                              Sparren eines Daches, dessen Neigungswinkel 18° (etwa 0m,32 Fall auf einen Meter) betrug, wurden Latten von
                              Rothtannenholz, 0m,027 dik, 0m,055 breit, 0m,19 von Mitte zu Mitte festgenagelt. Quadratische Plaͤttchen aus
                              gebrannter Erde, von 0m,19 Seitenlaͤnge,
                              mit leicht abgeschraͤgten Kanten, wurden auf diese Latten gelegt, und deren
                              gute und breitere Flaͤche nach Unten gekehrt, so daß die durch die
                              Kantenschraͤge sich erweiternden Fugen nach Oben gekehrt waren. In diese
                              Fugen wurde der Erdharzkitt gegossen, um die Plattchen unter einander zu verbinden
                              und sie auf die Latten zu befestigen.
                           Eine leichte, undicht gewebte Leinwand, wie man sie als Unterlage fuͤr
                              Papiertapeten verwendet, wurde uͤber diesen Plattenboden ausgespannt, dem
                              Saum (Sahlleiste, Sahlband) entlang mit einigen Naͤgeln in die Fugen der
                              Plaͤttchen befestigt, die Laͤnge der Leinwand vom Gipfel nach dem
                              unteren Rande des Daches gerichtet.
                           Ein Erdharzuͤberzug von 10 bis 12 Millimeter Dike wurde in Streifen, welche
                              denen der Leinwandbreite entsprachen, uͤber die ganze Dachflaͤche
                              gegossen. Die Oberflaͤche dieses Ueberzuges hat man, so lange sie noch
                              fluͤssig war, mit einer Lage von gesiebtem Flußsande uͤberdekt, der in
                              einer Pfanne gleichzeitig mit dem Erdharze stark erhizt und heiß aufgetragen wurde.
                              Endlich ist dieser Sandauftrag, um ihn mit dem Erdharze inniger zu verbinden, mit
                              hoͤlzernen Schlaͤgeln so lange festgeschlagen worden, bis die
                              Oberflaͤche ganz eben war.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
