| Titel: | Verbesserte Methode Schreibpapier so zuzubereiten, daß man die Tinte, womit darauf geschrieben wird, nicht mehr ausbringen kann ohne daß die Fälschung entdekt wird, worauf sich Charles François Edward Aulas aus Paris am 7. November 1837 in England ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 69, Jahrgang 1838, Nr. CI., S. 446 | 
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                        CI.
                        Verbesserte Methode Schreibpapier so
                           zuzubereiten, daß man die Tinte, womit darauf geschrieben wird, nicht mehr ausbringen
                           kann ohne daß die Faͤlschung entdekt wird, worauf sich Charles François Edward
                              Aulas aus Paris am 7. November
                              1837 in England ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. August
                              1838, S. 98.
                        Aula's Sicherheitspapier.
                        
                     
                        
                           Der Zwek meiner Erfindung ist, Papier so zu druken, daß es unmoͤglich wird,
                              die auf Staͤmpel- oder anderes Papier geschriebene Schrift
                              auszutilgen, ohne daß dieß entdekt wird.Man vergleiche uͤber diesen Gegenstand den Bericht der
                                    franzoͤsischen Akademie im polytechn. Journal Bd. LXVI. S. 303. A. d. R. Mein Verfahren verhuͤtet demnach alle Verfaͤlschungen aller
                              oͤffentlichen, Privat- oder Handels-Urkunden, oder macht sie
                              wenigstens sehr schwierig. Die Methode, deren ich mich zur Erreichung dieses Zwekes
                              bediene, beruht darauf, daß ich das Papier mit einem gestochenen oder gedrukten
                              Dessin bedeke, der aus kleinen, einander vollkommen gleichen Figuren besteht, welche
                              Figuren man, wenn man sie in der Naͤhe betrachtet, mit einander vergleichen
                              kann, waͤhrend sie doch so klein und so symmetrisch angeordnet sind, daß sie
                              in einiger Entfernung betrachtet, der ganzen Oberflaͤche gleichsam nur eine
                              gleiche Faͤrbung geben. Mit diesem Dessin verbinde ich dadurch, daß ich ihn auf dieselbe Platte
                              oder denselben Cylinder steche, einen anderen Dessin von mehr ausgesprochenem
                              Charakter, der den ersten Dessin an so vielen Punkten durchschneidet, daß eine
                              genaue Nachahmung beider beinahe, wo nicht gaͤnzlich, unmoͤglich wird.
                              Das Ganze wird mit ausloͤschlicher oder unausloͤschlicher Tinte
                              gedrukt, oder zum Theile mit dieser, zum Theile mit jener, wie dieß spaͤter
                              beschrieben werden soll. Der erste Dessin, den ich den Grund nennen will, soll auf
                              beiden Seiten die ganze Oberflaͤche des Papieres bedeken. Ich erziele ihn
                              vorzugsweise mittelst einer mechanischen Zeichnung, welche aus einer großen Menge
                              vollkommen gleicher, mikroskopischer Figuren, die mit hoͤchst feinen Linien
                              scharf begraͤnzt, und symmetrisch dicht an einander gestellt sind, besteht.
                              Man soll vorzugsweise solche Figuren waͤhlen, die etwas schwer nachzumachen
                              sind, und aus zwei oder mehreren parallelen oder concentrischen Linien bestehen, wie
                              z.B. Polygone, Sterne, Spiralen, Ellipsen, Kreise. Fuͤr Papier, welches als
                              gewoͤhnliches Schreibpapier gebraucht werden soll, ist dieser Grund mit einer
                              ausloͤschlichen Farbe, d.h. mit einer solchen, die bei der Anwendung jener
                              chemischen Reagentien, womit die gewoͤhnliche Tinte ausgezogen zu werden
                              pflegt, verschwindet, zu druken. Man kann sie jedoch auch mit einer
                              unausloͤschlichen Tinte druken, wenn der Zwek kein anderer ist, als die
                              Verfaͤlschung gewisser gedrukter Dokumente zu verhuͤten. Diese leztere
                              Methode wurde theilweise bereits bei der Verfertigung der Banknoten und anderer
                              derlei Papiere in Anwendung gebracht.
                           Der zweite Dessin, den ich die Vignette nennen will, und der, wie spaͤter
                              gezeigt werden wird, einen Theil des Grundes einzunehmen hat, kann mit der Hand oder
                              mit Maschinen gravirt werden. Die dazu gewaͤhlten Figuren sollen einen
                              entschiedenen Charakter haben, und sowohl in Form als Dimensionen von den Figuren
                              des Grundes verschieden seyn. Sie kann aus Linien, Buchstaben, Polygonen etc.
                              zusammengesezt seyn, oder eine menschliche oder andere Gestalt oder irgend einen
                              anderen Gegenstand vorstellen. Diese Vignette, welche dem Papiere ein eigenes
                              Aussehen gibt, soll nur einen bestimmten Raum am Rande, Kopfe oder an irgend einem
                              anderen Theile eines jeden Blattes einnehmen, und von solcher Dimension seyn, daß
                              alle ihre Details mit freiem Auge deutlich sichtbar sind. Sie kann mit jenem Theile
                              des Grundes, auf den sie gravirt ist, je nach Umstaͤnden mit
                              ausloͤschlicher Tinte oder mit einer unausloͤschlichen Farbe gedrukt
                              werden. Wird sie mit einer unausloͤschlichen Tinte auf einen
                              ausloͤschlichen Grund gedrukt, so soll die Tinte waͤsserig, schwach
                              gesaͤuert seyn, und eine kohlige Basis haben, welche mit einer schleimigen Substanz
                              zur gehoͤrigen Consistenz abgerieben worden. Handelt es sich um Papier,
                              welches bereits bedrukt ist, so kann man sowohl fuͤr den Grund als
                              fuͤr die Vignette gewoͤhnliche Buchdrukerschwaͤrze anwenden.
                              Die Sicherheit ist in beiden Faͤllen dieselbe, denn die Hauptschwierigkeit
                              fuͤr die Faͤlscher beruht nicht mehr in der Nachahmung der Dessins,
                              sondern in der Unmoͤglichkeit, sie so miteinander zu verbinden, daß durch das
                              Zusammentreffen und durch die Kreuzung so vieler Linien auch ein zweites Mal wieder
                              vollkommen identische Combinationen zum Vorschein kommen. Dieß gilt selbst dann,
                              wenn die nachgemachten Cylinder oder Platten den urspruͤnglichen in allen
                              Punkten vollkommen und mathematisch gleich waͤren, was doch nicht wohl
                              anzunehmen ist. Die Platten oder Cylinder koͤnnen mit vollkommenster
                              Identitaͤt bis ins Unendliche reproducirt werden, da jede oder jeder von
                              demselben Originale herruͤhrt. Die Kreuzungen der Figuren aber, welche an dem
                              urspruͤnglichen Documente so viele Unterscheidungszeichen darbieten, werden
                              den Versuchen der Faͤlscher begegnen oder begangene Faͤlschungen
                              sogleich kennbar machen.
                           Wenn das Papier nur mit einem einzigen, mikroskopischen, ausloͤschlichen
                              Dessin uͤber und uͤber bedrukt wird, so hindert dieß allerdings bis
                              auf einen gewissen Grad die theilweise oder allgemeine Veraͤnderung der
                              Schrift. Denn da dieser Dessin nicht mit der Hand nachzumachen ist, so wird es, um
                              die Faͤlschung zu vollbringen, nothwendig, den Dessin auszuloͤschen
                              und ihn hierauf wieder zu erzeugen, indem man das Papier neuerdings bedrukt. Dieß
                              gewaͤhrt, wie man sieht, keine hinreichende Sicherheit; denn jeder gewandte
                              Graveur, der eine Drukerpresse zu handhaben weiß, wird eine Nachahmung zu erzeugen
                              im Stande seyn, welche dem Originale bis zum Taͤuschen aͤhnlich ist.
                              Hieraus erhellt der Nuzen der Verbindung zweier Dessins; denn eine solche allein
                              gewaͤhrt vollkommene Sicherheit.
                           In gewissen Faͤllen kann der Abdruk dieser verbundenen Dessins anstatt daß man
                              ihn auf der Oberflaͤche des Papiers anbringt, auch in dem Papiere selbst
                              untergebracht werden. Man verfertigt zu diesem Zweke das Papier aus zwei sehr
                              duͤnnen Schichten, und vereinigt diese beiden Schichten, nachdem die eine
                              derselben auf ihrer inneren Oberflaͤche bedrukt worden. Auf diese Weise sind
                              die Dessins gegen alle Abreibung geschuͤzt, so daß sie stets in ihrer
                              Vollkommenheit erhalten bleiben. Besonders anwendbar ist dieses Verfahren, wenn
                              gedrukte Documente, wie Banknoten u. dgl., gegen Verfaͤlschung
                              geschuͤzt werden sollen.
                           Der gleichzeitige Druk der combinirten Dessins geschieht, wenn man laͤngere
                              Zeit fort und sehr rasch arbeiten will, am besten mittelst gestochener Walzen,
                              aͤhnlich denen, deren man sich zum Druken von Baumwollzeugen und anderen
                              derlei Fabricaten bedient; sonst kann man auch ebene Metallplatten dazu
                              benuͤzen. Die Cylinder sowohl als die Platten sind mit Walzen von einem
                              Muster oder Dessin zu graviren, welches ohne eine merkliche Veraͤnderung zu
                              erleiden beinahe bis ins Unendliche wiederholt werden kann, damit auf diese Weise
                              die Stiche stets vollkommen und durchaus identisch ausfallen. Der mikroskopische,
                              die ganze Papieroberflaͤche bedekende Grunddessin muß besonders rein und
                              vollkommen regelmaͤßig ausgefuͤhrt seyn, so daß man in
                              gewoͤhnlicher Entfernung nichts von dem Dessin, sondern nur eine vollkommen
                              gleichmaͤßige Faͤrbung sieht, an der auch die geringste
                              Veraͤnderung die Harmonie des Ganzen stoͤren und also die
                              Aufmerksamkeit rege machen wuͤrde. Erst bei genauerer Betrachtung soll sich
                              der Grunddessin, der, wie schon oben bemerkt worden, aus einer fortwaͤhrenden
                              Wiederholung einer und derselben Figur zu bestehen hat, verfolgen lassen; und dann
                              soll man bei Vergleichung der einzelnen Stellen mit einander auch die geringste
                              allenfalls vorhandene Abweichung in den Formen entdeken koͤnnen. Es erhellt,
                              daß ein auf diese Art mit zwei Dessins bedruktes Papier nicht nachzumachen ist; denn
                              sind sowohl Grund als Vignette ganz mit einer ausloͤschlichen Farbe gedrukt,
                              so laͤßt sich ersterer, wenn er ein Mal weggeschafft worden, weder mittelst
                              eines mechanischen, noch mittelst eines manuellen Verfahrens nachmachen. Wurden
                              meinem Vorschlage gemaͤß beide Dessins mir einer unausloͤschlichen
                              Farbe gedrukt, um Papiere, Banknoten u. dgl. mit Drukerschwaͤrze gedrukte
                              Documente gegen Faͤlschung zu schuͤzen, so werden auch diese aus
                              demselben Grunde nicht nachzumachen seyn. Wird endlich der Grund mit einer
                              ausloͤschlichen und die Vignette sammt jenem Theile des Grundes, auf den die
                              Vignette gedrukt wird, mit einer unausloͤschlichen Farbe erzeugt, so ist es
                              gleichfalls unmoͤglich, beide nachzumachen, da es bei der
                              Regelmaͤßigkeit und Feinheit des Grunddessins unmoͤglich ist einen
                              solchen zu erzeugen, der mit dem zuruͤkbleibenden unausloͤschlichen
                              Theile vollkommen zusammentrifft oder uͤbereinstimmt.
                           Wenn der Grund und die Vignette mit zwei waͤsserigen Tinten, von denen die
                              eine ausloͤschlich und die andere unausloͤschlich ist, gedrukt werden,
                              so muß der Trog, in den der Schwaͤrzcylinder zum Theile untergetaucht wird,
                              in zwei oder mehrere Faͤcher, welche die verschiedenen Tinten zu enthalten
                              haben, getheilt seyn; und damit sich diese Farben nicht mit einander vermengen
                              koͤnnen, sollen durch die ganze Tiefe des Cylinders sehr duͤnne
                              Scheidewaͤnde laufen. Diese Scheidewaͤnde sollen bis zu dem Randreifen
                              des Cylinders, womit der Druk vollbracht wird, gefuͤhrt werden, und so viel
                              von dessen Umfang
                              einnehmen, als fuͤr noͤthig erachtet wird. Damit jedoch die Reibung
                              nicht nachtheilig einwirken kann, soll jener Theil, der mit dem Cylinder und dessen
                              Randreifen in Beruͤhrung kommt, mit Kautschuk oder irgend einer anderen
                              elastischen Substanz ausgekleidet werden. Diese Fuͤtterung hat genau der
                              Beruͤhrungslinie zwischen dem Cylinder, auf den gedrukt wird, und den
                              fraglichen Scheidewaͤnden zu entsprechen, so daß diese Theile nicht aus der
                              ihnen angewiesenen Stellung gerathen.
                           Da die Tinte, womit der Grund gedrukt wird, mit der gewoͤhnlich zum Schreiben
                              dienenden Tinte von gleicher Natur ist, so wird das chemische Reagens, welches zur
                              Austilgung einer Textstelle verwendet wird, zugleich auch den Grund, auf den
                              geschrieben worden, zerstoͤren, so daß ein in die Augen fallender weißer Flek
                              an dieser Stelle bleibt. Dieser Fleken muß, wenn man die Faͤlschung zu Stande
                              bringen will, wieder unbemerkbar gemacht werden. Um diesen Zwek zu erreichen,
                              muͤßte man aber Tausende von mikroskopischen Figuren mit groͤßter
                              Klarheit, Feinheit und Regelmaͤßigkeit an dessen Stelle sezen, was selbst das
                              schaͤrfste Auge und die geuͤbteste Hand nicht zu leisten im Stande
                              seyn wird.
                           Zum Druke mit ausloͤschlicher Tinte nehme ich vorzugsweise ein Gemenge aus
                              brennzelig holzsaurem Eisen und Traganth-Gummi. Auf 1/16 Pinte brennzelig
                              holzsaures Eisen und ein halbes Pfund Traganth-Gummi nehme ich je nach der
                              Staͤrke, welche die Farbe bekommen soll, eine halbe bis zu drei Sechzehntel
                              Pinten Wasser. Das Papier muß jedoch in diesem Falle dadurch, daß man es mit einem
                              Gallaͤpfelaufgusse traͤnkt, eine chemische Vorbereitung erhalten.
                              Gewoͤhnliches Papier kann man zu diesem Zweke in den Gallaͤpfelaufguß
                              eintauchen; noch besser ist es aber, wenn man den Gallaͤpfelaufguß gleich in
                              die Buͤtte, aus der die Zeugmasse gehoben wird, bringt; denn dann werden
                              saͤmmtliche Theile des Papieres gleichmaͤßiger davon durchdrungen, so
                              daß auch die Einwirkung des Papieres auf das in der Tinte enthaltene brennzelig
                              holzsaure Eisen gleichmaͤßiger ausfaͤllt. Das auf diese Weise
                              praͤparirte und getroknete Papier muß, wenn es bedrukt worden, einige
                              Augenblike uͤber der Einwirkung von Dampf ausgesezt werden, damit das
                              holzsaure Eisen in die Substanz des Papieres eindringen, und sich mit der
                              Gallaͤpfelsaͤure zu einem Koͤrper verbinden kann, der das
                              Papier um so dunkler faͤrben wird, je mehr Gallaͤpfel und Eisen bei
                              der Zubereitung des Papieres und der Tinte angewendet worden.
                           Um stets zu guͤnstigen Resultaten zu gelangen, muß das Papier hoͤchst
                              sorgfaͤltig zubereitet worden seyn. Die Lumpen muͤssen
                              sorgfaͤltig zermalmt, und soviel als moͤglich von den stets in ihnen
                              enthaltenen Eisentheilchen befreit werden, so daß, wenn man dem Zeuge Gallaͤpfelaufguß
                              zusezt, keine Faͤrbung mehr zum Vorscheine kommt. Rathsam ist es auch, ihm
                              eine aus feinen Strichen und einem eigenen Muster bestehende Wassermarke zu geben,
                              da auch dieß mit ein Sicherheitsmittel gewaͤhrt.
                           Obschon die Art und Weise, auf welche man sich Cylinder oder Walzen graviren lassen
                              kann, den Kuͤnstlern, welche die Walzen fuͤr die Kattundrukereien und
                              andere Fabriken liefern, bekannt ist, so halte ich doch fuͤr noͤthig,
                              in einige Details hieruͤber einzugehen: waͤre es auch nur um zu
                              zeigen, wie schwer oder vielmehr wie unmoͤglich es ist, ein vollkommen
                              genaues Nachbild zu liefern. Saͤmmtliche Figuren des Grundes sind, wie oben
                              schon gesagt worden, Wiederholungen einer und derselben Figur, welche mit der
                              aͤußersten Sorgfalt auf einen Punzen gestochen worden. Dieser Punzen oder
                              diese Patrize wird auf die moͤglich vollkommenste Weise gehaͤrtet, und
                              dann auf den Umfang eines ungehaͤrteten Stahlcylinders gedrukt. Dieser
                              Cylinder wird, nachdem er gehaͤrtet worden, mit einem zweiten
                              staͤhlernen Cylinder in Beruͤhrung gebracht, auf dem dann durch
                              Anwendung eines starken Drukes die Figuren in Relief erscheinen. Dieser Cylinder mit
                              einem anderen Cylinder von anderem Durchmesser in Beruͤhrung gebracht,
                              erzeugt auf dem ganzen Umfange dieses lezteren concave Abdruͤke derselben
                              Figuren, deren Zahl und Entfernungen durch das zwischen dem Umfange der beiden
                              Cylinder bestehende Verhaͤltniß bedingt ist. Wenn auf diese Weise rings um
                              den Cylinder herum eine Reihe von Figuren erzielt worden ist, so fuͤgt man
                              unter Befolgung derselben Methode seitwaͤrts davon eine zweite Reihe solcher
                              Figuren an, indem man den einen Cylinder um so viel nach seitwaͤrts bewegt,
                              als die Entfernung der Figuren von einander betragen soll. Die symmetrische Stellung
                              der Figuren wird uͤberdieß mittelst eines Theilers, der die
                              Beruͤhrungspunkte der Cylinder bestimmt, festgesezt. Mit diesen beiden Reihen
                              concaver Figuren erzeugt man auf einem anderen Cylinder einen erhabenen Abdruk; und
                              mit diesem lezteren Cylinder gravirt man endlich die ganze Oberflaͤche der
                              Drukwalze, indem man die Stellung der Cylinder nach der Richtung seiner Achse so
                              abaͤndert, daß die auf ihm befindlichen erhabenen Figuren Reihen von concaven
                              Figuren hervorbringen. Die erste Reihe der erhabenen Figuren hat hiebei stets der
                              lezten Reihe der concaven zu entsprechen. Zwei Figurenreihen reichen sonach hin, um
                              die ganze Oberflaͤche eines Cylinders so zu graviren, daß die gegenseitige
                              Stellung der Figuren eine mathematisch richtige ist. Die gravirte Walze gibt eine
                              Reliefwalze, welche man die Mutterwalze nennt, und womit eine Reihe vollkommen
                              gleicher Matrizenwalzen erzielt werden kann.
                           Auf gleiche Weise erzeugt man sich die Vignette, wenn diese aus einem mechanischen Dessin
                              besteht; besteht sie dagegen aus einer Figur, die einen Kuͤnstler erfordert,
                              so laͤßt man sie zuerst concav auf eine ihrer Groͤße entsprechende
                              Stahlplatte oder auf einen Cylinder graviren, um endlich auf die beschriebene Art
                              und Weise auf einer Walze einen erhabenen Abdruk davon zu erhalten.
                           Ich will nunmehr angeben, wie diese Vignette mit dem Grunddessin verbunden wird, um
                              auf einer und derselben Drukoberflaͤche combinirte Abdruͤke beider zu
                              erhalten. Man bringt eine der Matrizenwalzen mit jener Walze, auf welche die
                              Vignette erhaben gravirt ist, in Beruͤhrung, und laͤßt beide unter
                              Anwendung eines solchen Drukes umlaufen, daß die erhaben gehaͤrtete
                              Vignettenwalze in der Matrizenwalze einen Eindruk von derselben Tiefe hervorbringt.
                              Es entsteht mithin auf dem die Matrizenwalze bedekenden Dessin ein zweiter neuer
                              Dessin. Da nun der Zufall allein die Punkte bestimmt, an denen die Linien der einen
                              Walze zuerst jene der anderen durchschneiden, so folgt, daß es selbst mit einem und
                              demselben Apparate unmoͤglich ist, ein zweites Mal vollkommen dieselben
                              Incidenzpunkte beider Dessins zu erzielen. Um jedoch noch groͤßere Sicherheit
                              zu erlangen, kann man, wenn der Grund- und Vignettencylinder miteinander in
                              Beruͤhrung gebracht sind, anstatt die Operation ohne Unterbrechung fortgehen
                              zu lassen, die Bewegung der einen Oberflaͤche beschleunigen oder
                              verspaͤten. Die Kreuzungspunkte der verschiedenen Figuren werden also in
                              diesem Falle nicht mehr regelmaͤßig ausfallen, sondern der Arbeiter kann nach
                              Belieben jeden Theil der die Cylinder bedekenden Figuren abaͤndern, indem er
                              die Durchschnittspunkte der Linien, aus denen sie bestehen, mit einer seiner Absicht
                              entsprechenden Unregelmaͤßigkeit variirt. In der That laͤßt sich
                              leicht begreifen, daß, wenn die Bewegung des einen Cylinders in Bezug auf den
                              anderen angehalten wird, die Figur entweder eine Contraction oder eine Ausbreitung
                              erleidet, und daß folglich die Incidenzpunkte der Linien, aus denen eine Figur
                              besteht, waͤhrend eines Umganges der Walzen wechseln muͤssen. Da es
                              sich nun hier darum handelt, einen Dessin so zu uͤbertragen, daß er einen
                              anderen aus kleinen oder mikroskopischen Figuren bestehenden bedekt, so ist
                              offenbar, daß die geringste Abaͤnderung in den Formen des erzeugten Dessins
                              genuͤgen wird, um in den Linien Kreuzungen zu erzeugen, welche von jenen, die
                              zu Stande gekommen waͤren, wenn das Verfahren seinen gewoͤhnlichen
                              Gang genommen haͤtte, gaͤnzlich verschieden sind. Ich glaube, daß
                              diese einfache Auseinandersezung meines Verfahrens auch den Nichtsachkundigen
                              augenscheinlich machen duͤrfte, welche Hindernisse dasselbe den
                              Faͤlschungen entgegensezt: Hindernisse, die diese lezteren beinahe
                              mathematisch unmoͤglich machen.