| Titel: | Ueber einige von Hrn. Chevalier in Paris, in Montmartre Nr. 140, erfundene Apparate. Auszug aus dem Berichte des Hrn. F. Malepeyre. | 
| Fundstelle: | Band 69, Jahrgang 1838, Nr. CII., S. 453 | 
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                        CII.
                        Ueber einige von Hrn. Chevalier in Paris, in
                           Montmartre Nr. 140, erfundene Apparate. Auszug aus dem Berichte des Hrn. F. Malepeyre.
                        Aus dem Journal de l'Académie de l'Industrie.
                              Junius 1838, S. 84.
                        Ueber einige Apparate des Hrn. Chevalier.
                        
                     
                        
                           Der Name des Hrn. Chevalier ist bereits durch mehrere
                              nuͤzliche Apparate von seiner Erfindung bekannt. Wir nennen unter diesen nur
                              seine mit heißem Wasser gefuͤllten Reise- und Hausfußwaͤrmer,
                              seine Waͤrmpfannen, seinen Apparat zum Warmhalten und Erwaͤrmen von
                              Platten, Tellern, Waͤsche u. dgl., seinen Sparherd, sein Fußbad, seinen
                              Apparat zum Kochen der frischen Gemuͤse mit Dampf, seinen Bdellaphor oder
                              Apparat zum Anlegen der Blutegel, seine Raͤucherungs- und
                              Dampfbadvorrichtungen, und seine Badwanne, mit deren Huͤlfe man mit einer
                              kleinen Menge Kohlen innerhalb weniger dann einer Stunde ein Bad hizen kann, ohne
                              daß man auch nur den geringsten uͤblen Geruch im Zimmer zu befuͤrchten
                              hat. Zu seinen neuen Vorrichtungen, die den Gegenstand dermaligen Berichtes bilden,
                              gehoͤren ein tragbarer Ofen, ein Kuͤhlapparat fuͤr
                              Speisesaͤle, ein Eisbrunnen, ein Apparat zur Zubereitung des Viehfutters mit
                              Dampf, eine Regendouche, und ein Apparat zu Dampfbaͤdern. Wir wollen
                              dieselben einzeln betrachten.
                           1) Von dem tragbaren Ofen. Man denke sich einen Cylinder
                              aus Eisen- oder Kupferblech von 34 Zoll Hoͤhe auf 15 Zoll im
                              Durchmesser, welcher senkrecht auf einen Sokel genietet ist, unter dem sich
                              Fuͤße mit Raͤdern befinden. An den unteren Theil dieses Cylinders sind
                              zwei Falzen genietet, in denen sich mittelst eines Knopfes, einer Kette und eines
                              Gegengewichtes ein Thuͤrchen auf und nieder bewegen laͤßt. An dem
                              mittleren Theile des Cylinders bemerkt man ferner zwei Ringe oder Griffe zum Tragen
                              des Ofens, und etwas uͤber diesen sowohl vorne als ruͤkwaͤrts
                              vier Muͤndungen, aus denen erwaͤrmte Luft ausstroͤmt. Oben ist
                              der Apparat mit einer ausgeschnittenen Gallerie gekroͤnt. In diesem Cylinder,
                              der den Koͤrper des Ofens bildet, ist concentrisch ein um die Haͤlfte
                              niedrigerer Cylinder aus starkem Bleche angebracht, der gleichfalls auf den Sokel
                              genietet ist, und in den ein dritter Cylinder aus staͤrkerem Bleche, der die
                              Waͤnde der Heizstelle bildet, leicht eingerieben ist. Dieser dritte innere
                              Cylinder, der allein durch die directe Beruͤhrung mit dem Feuer Schaden
                              leiden kann, laͤßt sich demnach auswechseln. Er wird, bevor man ihn in den
                              zweiten Cylinder einsezt, mit angeruͤhrtem Thone uͤberzogen, und
                              reicht genau bis auf eine gußeiserne Platte hinab, welche die horizontale Wand der Heizstelle bildet. Auch
                              ist er oben, wo er sich kuppelfoͤrmig endigt, mit einer gußeisernen Platte
                              gefuͤttert, der die Flammen keinen besonderen Schaden bringen koͤnnen.
                              Durch alle drei Cylinder ist in einer gewissen Hoͤhe ein Loch von 2 1/2 Zoll
                              im Durchmesser geschnitten, auf welchem eine uͤber den ersten Cylinder
                              hinausragende Duͤlle befestigt ist. An diesen Vorsprung stekt man die
                              Roͤhren, welche zur Ableitung der Produkte der Verbrennung bestimmt sind. Der
                              Boden, auf dem der erste und zweite Cylinder ruht, ist durchloͤchert, und
                              durch diese Loͤcher wird die Luft in den zwischen den beiden aͤußeren
                              Cylindern gelassenen Raum eingezogen, damit sie sich beim Emporsteigen an den heißen
                              Waͤnden erhize, und als warme Luft bei den erwaͤhnten vier
                              Muͤndungen austrete. Um diesen Ofen auch zur Zubereitung von Speisen, zum
                              Waͤrmen von Waͤsche und anderen Dingen benuͤzen zu
                              koͤnnen, braucht man nur die Gallerie abzunehmen und oben auf ihn eine
                              blecherne Kapsel mit umgebogenem Rande zu sezen. Wenn man in diese Kapsel und
                              ungefaͤhr einen Zoll hoch uͤber deren Boden eine Blechplatte legt, so
                              kann man auf dieser allerlei Gebaͤk baken, und allerlei Gegenstaͤnde
                              erwaͤrmen. Da die Rauchroͤhren wie gesagt nur 2 1/2 Zoll Durchmesser
                              haben, so koͤnnen sie nur einen geringen Verlust an Waͤrme bedingen,
                              waͤhrend dieser Verlust sonst bei Anwendung der weiten Roͤhren
                              bedeutend war. Die erste Roͤhre an der Duͤlle soll einen
                              Schluͤssel und zwei Griffe haben, damit man sie abnehmen kann.
                           Will man sich dieses Apparates bedienen, so sezt man ihm die Rauchroͤhren an,
                              deren Laͤnge je nach der Entfernung des Rauchfanges, in den der Rauch
                              geleitet werden soll, verschieden seyn wird, und denen man bei groͤßerer
                              Laͤnge mittelst einer Metallstange, welche oben mit einem Halbmonde versehen
                              ist, eine Stuͤze geben kann. Dann legt man auf den doppelten Feuerbok klein
                              gehauenes Holz, auf das man einige wohlgluͤhende Kohlen und dann wieder Holz
                              gibt. Unmittelbar darauf bewegt man das Thuͤrchen so weit herab, daß nur eine
                              zollgroße Oeffnung bleibt, damit auf solche Weise eine lebhafte Verbrennung
                              eintrete. Ist dieß der Fall, so zieht man das Thuͤrchen wieder auf, um die
                              Verbrennung zu maͤßigen und um die Circulation der Luft zwischen den
                              Waͤnden der beiden Cylinder zu verlaͤngern. Ist das Holz zu Gluth
                              verbrannt, so sperrt man den Schluͤssel; und will man den Ofen zur Beheizung
                              eines anderen Gemaches verwenden, so nimmt man die Roͤhren ab, verschließt
                              die Duͤlle mit einem cylindrischen anzureibenden Dekel, senkt das
                              Thuͤrchen herab, und rollt den Ofen an den Ort seiner Bestimmung. Will man
                              irgend ein Local staͤrker und rascher heizen, so nimmt man die Kapsel ab und sezt auf den Ofen
                              eine Art von Gloke, in der sich eine große Anzahl sternfoͤrmiger
                              Loͤcher befindet. Dieser Ofen gewaͤhrt demnach alle Vortheile eines
                              Kamines mit beweglichem Fluͤgel, eines Ofens und eines sogenannten
                              Calorifère; er vereinigt alle Vorzuͤge eines spanischen Brasero, ohne
                              die Gefahren eines solchen mit sich zu bringen.
                           2) Von dem Kuͤhlapparate fuͤr
                                 Speisesaͤle. Dieser Apparat ist dazu bestimmt, Getraͤnke und
                              Speisen abzukuͤhlen und kuͤhl zu erhalten oder wohl auch gar zum
                              Gefrieren zu bringen. Er ist fuͤr jeden Speisesaal ein elegantes
                              Moͤbel, mit dessen Huͤlfe man mit einigen Pfunden Eis vielerlei Stoffe
                              lange Zeit uͤber auf einer sehr niederen Temperatur erhalten kann. Er besteht
                              aus einer hoͤlzernen, außen mit Ebenholz aufgelegten oder verschieden
                              verzierten, auf Raͤderchen ruhenden, laͤnglichen Kiste von 2 1/2 Fuß
                              Hoͤhe, beinahe eben solcher Laͤnge und 20 Zoll Breite. In dieser Kiste
                              befindet sich eine zweite, etwas kleinere aus verzinntem Zinke, und zwischen den
                              Waͤnden beider sind drei Schichten schlechter Waͤrmeleiter angebracht.
                              Die eine dieser Schichten besteht aus Kohlenpulver, die andere aus Fuͤllhaar
                              und die dritte aus Pappendekel. Die Zinkkuͤste ist mit einem aͤußerst
                              genau paffenden Dekel versehen; in ihr bemerkt man einen gleichfalls aus Zink
                              verfertigten Behaͤlter, der zur Aufnahme des Eises dient. Um lezteren herum
                              stellt man die abzukuͤhlenden Flaschen und Carafen; uͤber ihm sind in
                              den Waͤnden der Kiste Zapfen angebracht, welche Brettchen tragen, auf die man
                              die Kaͤse, die Crêmes, die Fruͤchte und die sonstigen Dinge,
                              die man abkuͤhlen oder auf den Gefrierpunkt bringen will, sezt. Das durch
                              Zerfließen des Eises entstehende Wasser kann bei einem im Boden der Kiste
                              angebrachten Hahne abgelassen werden. Den angestellten Versuchen gemaͤß
                              reicht man mit 8 Pfunden Eis, die in diesen Apparat gebracht worden, 15 bis 18
                              Stunden lang.
                           3) Von dem Eisbrunnen. Diese Vorrichtung beruht auf
                              demselben Principe wie der eben beschriebene Apparat; sie unterscheidet sich nur
                              durch die Form. Das Wasser, welches man kuͤhl erhalten will, wird in einen
                              inneren Cylinder gegossen, aus dem man es im Maaße als man seiner bedarf durch einen
                              Hahn abfließen laͤßt.
                           4) Von dem Apparate zur Zubereitung des Viehfutters mit
                                 Dampf. Dieser Apparat besteht aus einem Cylinder aus Weißblech von 3 Fuß
                              Hoͤhe auf 2 Fuß im Durchmesser, welcher oben mit einem gewoͤlbten
                              Dekel verschlossen ist, und unten auf vier Fuͤßen ruht. Unten an diesem
                              Cylinder befindet sich ein Boden aus starkem Bleche, auf dem ein Mauerwerk aus
                              Baksteinen aufgefuͤhrt ist; und 8 Zoll hoch uͤber diesem Boden ist ein zweiter
                              Boden aus verzinntem Kupferbleche angeschweißt. Der zwischen diesen beiden
                              Boͤden befindliche Raum bildet den Feuerherd; von ihm laͤuft eine
                              Duͤlle aus, an die man die Roͤhre, die den Rauch nach Außen leitet,
                              stekt. An der Vorderseite befindet sich das zum Eintragen des Brennmateriales
                              bestimmte Thuͤrchen. Auf die Mitte des zweiten Bodens ist eine Roͤhre
                              aus Weißbleich geloͤthet, in der unten mehrere Loͤcher angebracht
                              sind. Eine zweite, gleichfalls durchloͤcherte Roͤhre, deren
                              Durchmesser jedoch etwas kleiner ist, reicht bis zum oberen Ende des Cylinders
                              hinauf. Im Inneren dieses Cylinders befinden sich zwei Koͤrbe, deren Boden
                              und Waͤnde rostartig gebildet sind, und in denen fuͤr den Durchgang
                              der emporsteigenden Roͤhre Oeffnungen angebracht sind.
                           Will man sich dieses Apparates bedienen, so fuͤllt man ihn bis auf eine
                              gewisse Hoͤhe, die man von Außen bemessen kann, mit Wasser, wozu
                              gewoͤhnlich 25 Liter erforderlich sind. Dann sezt man auf die Zapfen, welche
                              3 Zoll hoch uͤber dem Niveau des Wassers fixirt sind, einen der mit
                              Kartoffeln oder anderen Stoffen gefuͤllten Koͤrbe. Wenn man auf diesen
                              auch noch den zweiten Korb gesezt hat, so schließt man den Dekel und zuͤndet
                              an der Feuerstelle ein Feuer auf. Der Dampf, der sich hiebei in Kuͤrze aus
                              dem Wasser entwikelt, steigt mit Gewalt in der mittleren Roͤhre empor und
                              entweicht durch die Loͤcher derselben in die zu daͤmpfenden
                              Substanzen, welche auf diese Weise in Kuͤrze vollkommen gedaͤmpft
                              werden. Zur Entleerung des Wassers, dessen man nicht mehr bedarf, dient ein Hahn.
                              Hr. Chevalier versichert, daß man mit seinem Apparate
                              fuͤr 5 Centimen einen Scheffel Kartoffel daͤmpfen kann, und zwar in
                              sehr kurzer Zeit und auf durch und durch gleichmaͤßige Weise. Im Winter kann
                              man den Apparat zugleich auch zum Waͤrmen verschiedener Orte benuzen. Ebenso
                              eignet er sich zur Zubereitung mancher Nahrungsmittel im Großen, z.B. fuͤr
                              die Arbeiter auf dem Felde, in Casernen, in Spitaͤlern etc. Man braucht zu
                              diesem Zweke nur seine Dimensionen abzuaͤndern.
                           5) Von dem Apparate zur Regendouche. Der Sokel dieses
                              Apparates besteht aus einem hohlen Kreise aus lakirtem Weißbleche von 3 Fuß
                              Durchmesser auf 8 Fuß Hoͤhe, welcher auf Rollen ruht, damit man ihn an jeden
                              beliebigen Ort schaffen kann. Im Inneren dieses Kreises sind mehrere Traͤger
                              angeloͤthet, welche einen durchloͤcherten hoͤlzernen Boden zu
                              tragen haben. Am Umfange dieses Sokels sind 5 Roͤhrenenden angebracht, welche
                              zur Aufnahme von eben so vielen 6 Fuß hohen Saͤulen dienen. Oben auf diesen
                              Saͤulen ruht eine concave plattenfoͤrmige Kroͤnung von 30 Zoll
                              im Durchmesser, in deren
                              Mitte sich eine Klappe befindet, waͤhrend unter ihr eine Art von Sieb,
                              welches aus Metall angefertigt worden, aufgehaͤngt ist. Dieses Sieb wird mit
                              Haken an den Saͤulen befestigt, und zwar in einer beliebigen oder von dem
                              Arzte angeordneten Hoͤhe. Um das Wasser in einer der erwaͤhnten hohlen
                              Saͤulen in die Kruͤmmung emporzutreiben, ist auf dem Sokel eine kleine
                              bewegliche Pumpe angebracht. Endlich ist die ganze Vorrichtung mit einem Mantel aus
                              Wachstaffet umgeben, damit einerseits das Umhersprizen des Wassers verhindert und
                              andererseits der Kranke gegen Luftzug geschuͤzt ist.
                           Will man sich dieses Apparates bedienen, so gießt man in den Sokel, der als
                              Wasserbehaͤlter zu dienen hat, 10 bis 12 Liter kalten oder heißen Wassers,
                              oder auch der sonstigen, zur Douche zu verwendenden Fluͤssigkeit. Dann sezt
                              sich der Kranke auf einem Stuhle in den Apparat, oder er bringt auch nur einen Theil
                              seines Koͤrpers hinein, und wenn hierauf der Vorhang geschlossen ist, so wird
                              die kleine Pumpe in Bewegung gesezt, was noͤthigen Falles der Kranke selbst
                              thun kann. Ist auf solche Weise das Wasser in die Kroͤnung emporgetrieben
                              worden, so zieht man an einer Schnur, wodurch die Klappe geoͤffnet wird, so
                              daß das Wasser auf das Sieb herabstroͤmt, und durch dieses in Form von
                              Regentropfen herabfaͤllt. Damit das Wasser in Tropfen und nicht in
                              Stroͤmchen herabfalle, soll man den Loͤchern des Siebes die Gestalt
                              von umgekehrten Kegeln geben. Laͤßt man die durchloͤcherte Platte weg,
                              so dient der Apparat zu gewoͤhnlichen Douchen. Wenn man seiner nicht
                              anhaltend bedarf, so kann man ihn, wenn man an den Saͤulen Haken anbringt,
                              auch als Kleiderschrank benuzen. Hr. Chevalier hat
                              denselben endlich auch mit seiner Badwanne in Verbindung gebracht, da die Douchen
                              haͤufig auf die im Bade Sizenden angewendet werden.
                           Hr. Chevalier fabricirt alle diese Apparate, so wie auch
                              die im Eingange angefuͤhrten und andere von außerordentlicher Vollkommenheit,
                              Guͤte und Wohlfeilheit, so daß die Akademie beschloß, ihm als Beweis der
                              Anerkennung seiner Verdienste ihre große goldene Medaille zu ertheilen.