| Titel: | Anleitung zu einer sichern und vortheilhaften Bereitung des Runkelrübenzukers in ländlichen Haushaltungen; von Hrn. Hauptmann H. Bostelmann. | 
| Fundstelle: | Band 71, Jahrgang 1839, Nr. XXX., S. 131 | 
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                        XXX.
                        Anleitung zu einer sichern und vortheilhaften
                           Bereitung des Runkelruͤbenzukers in laͤndlichen Haushaltungen; von Hrn.
                           Hauptmann H.
                              Bostelmann.
                        Aus den Mittheilungen des Hannoͤver'schen
                                 Gewerbe-Vereins, 1838, Nr. 7.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Anleitung zur Bereitung des Runkelruͤbenzukers in
                           laͤndlichen Haushaltungen.
                        
                     
                        
                           Obgleich die vielen Schriften, welche in den lezteren Jahren uͤber die
                              Bereitung des Ruͤbenzukers erschienen sind, eine allgemeine Aufmerksamkeit
                              erwekt haben, so ist doch dieser Gegenstand, welcher, als ein neuer
                              landwirthschaftlicher Erwerbzweig betrachtet, dem Gutsbesizer und Landwirthe so
                              große Vortheile verspricht, in unserm Vaterlande noch zu wenig gewuͤrdigt
                              worden; denn noch immer mangeln uͤberzeugende Beweise von voͤllig
                              gelungenen Versuchen und zuverlaͤssigen Resultaten uͤber die Bereitung
                              des Ruͤbenzukers in laͤndlichen Haushaltungen.
                           Als Eigenthuͤmer eines kleinen Landwesens zur Warstade im Bremischen, dem denn
                              auch, wie so vielen Gutsbesizern und Oekonomen, der immer weniger lohnende
                              Zustand der Landwirthschaft so nachtheilig gewesen ist, erregte sich in mir ein
                              hohes Interesse fuͤr die Fabrication des Ruͤbenzukers, indem ich die
                              Ueberzeugung bekam, daß wenn die Gewinnung des Zukers in einer Haushaltung, ohne
                              kostspielige Anlagen und Anschaffung theurer Geraͤthe, gelingen
                              wuͤrde, der Landwirthschaft dadurch eine neue Quelle eintraͤglichen
                              Erwerbs eroͤffnet werden muͤßte. Der Oekonom hat bei diesem
                              Erwerbszweig ohnehin noch den großen Vortheil, daß er durch den Anbau der
                              Ruͤben sein Land verbessert, von den Blaͤttern und dem Abfall der
                              Ruͤben eine bedeutende Quantitaͤt eines vortrefflichen Futters
                              fuͤr sein Vieh erhaͤlt, und, was besonders wichtig ist, die
                              Fabrication des Zukers zu einer Zeit – naͤmlich von November bis
                              Maͤrz – vorgenommen wird, wo die Knechte und Maͤgde die
                              wenigste Beschaͤftigung haben; also ohne daß die taͤglichen
                              Geschaͤfte darunter leiden, immer ein Paar Stunden des Tages zur Fabrication
                              des Zukers verwendet werden koͤnnen, wodurch das Taglohn erspart wird.
                           Die bereits gemachte Erfahrung, daß die Runkelruͤben fast auf jedem gut und
                              tief bearbeiteten und in guter Gahre befindlichen Boden unseres Landes, sehr gut
                              gedeihen und auch zukerhaltig sind, veranlaßte mich seit drei Jahren, Versuche im
                              Kleinen anzustellen, um ein sicheres und wenig kostspieliges Verfahren aufzufinden,
                              den Ruͤbenzuker in der eigenen Haushaltung zu bereiten.
                           Indem ich, nach jedem nicht genuͤgend erscheinenden Versuche, das Verfahren
                              aͤnderte, gelang es mir endlich, im December 1836 bei der einfachsten von
                              allen vorher angewendeten Verfahrungsarten, einen Hut Rohzuker von sehr guter
                              Qualitaͤt zu gewinnen, welcher, nachdem er einige Male gedekt war, ohne ihn
                              zu raffiniren, recht schoͤn weiß und ziemlich fest wurde. Aus diesem
                              gelungenen kleinen Versuche konnte jedoch kein genaues Resultat gezogen werden; es
                              konnte aber wegen Mangel einer Reibmaschine die Arbeit nicht fortgesezt werden, weil
                              das Zerreiben der Ruͤben auf gewoͤhnlichen Handreiben zu beschwerlich
                              und zeitraubend war.
                           Die Nothwendigkeit der Anwendung einer zwekmaͤßigen Reibmaschine erkennend,
                              ließ ich eine solche anfertigen, und nun am Schlusse des Jahrs 1837 den Zukerbedarf
                              fuͤr meine Haushaltung, auf etwa ein Jahr, durch meinen bereits
                              unterrichteten Oberknecht und das uͤbrige Gesinde fabriciren, wovon ich nun
                              die genauen Resultate, sowie auch das angewendete Verfahren und die Beschreibung der
                              dabei benuzten Geraͤthe hierunter mittheilen werde.
                           Zuvor bemerke ich noch, daß die Fabrication zu zwei verschiedenen Perioden in den
                              Monaten November und December 1837 vorgenommen, und wegen Mangel einer hinreichenden
                              Anzahl Zukerhutformen, nur auf 12 Arbeitstage beschraͤnkt wurde, wobei taͤglich 610 Pfd.
                              Ruͤben, weil diese gerade so viel Saft gaben, als die 3 vorhandenen Kessel
                              fassen konnten, verarbeitet wurden.
                           
                        
                           Resultate.
                           Aus der Pressung des Ruͤbenmarks von 100 Pfd. Ruͤben wurden 84 Pfd.
                              Saft, 8 Grad nach dem Araͤometer von Baumé haltend, gewonnen.
                           Nachdem die 7320 Pfd. Ruͤben in 12 Tagen verarbeitet waren, und die Melasse
                              oder der Syrup von den Zukerformen abgelaufen war, bestand das Erzeugniß in
                           396 Pfd. sehr schoͤnem weißgelben Rohzuker und
                           324 Pfd. zukerhaltigem Syrup.
                           Es ward nun mit 80 Pfd. von dem abgelaufenen Syrup der Versuch gemacht, ihn nochmals
                              auf Zuker einzukochen. Die 80 Pfd. Syrup wurden, ohne vorher verduͤnnt und
                              wieder gelaͤutert zu werden, in den Eindikpfannen (Kasserolen) bis zu dem
                              Krystallisationspunkte eingekocht, wovon
                           22 Pfd. Rohzuker und
                           18 Pfd. Syrup gewonnen wurden.
                           Hiebei muß ich bemerken, daß sich der Syrup nur schlecht und mit vieler Muͤhe
                              einkochen ließ, und nur durch Zugabe von Butter beruhigt und in den Pfannen gehalten
                              werden konnte; er mußte also bei sehr geringem Feuer bis zum Krystallisationspunkte
                              gebracht, und dadurch dem Feuer zu lange ausgesezt werden, wodurch der davon
                              erzeugte Zuker eine schlechte braunrothe Farbe, und der Syrup einen schlechten
                              brenzlichen und salzigen Geschmak erhielt.
                           Hienach ward ein anderer Versuch mit 80 Pfd. abgelaufenen Syrups unter
                              veraͤndertem Verfahren gemacht; der Syrup ward naͤmlich mit reinem
                              Kalkwasser bis zu 20° B. verduͤnnt, Beinschwarz zugesezt, mit Milch
                              geklaͤrt, bis zum Aufwallen gekocht, darauf gleich vom Feuer genommen,
                              abgeschaͤumt, auf das Filter gegeben, und hiernach bis zum
                              Krystallisationspunkt eingekocht. Das Einkochen ging sehr gut und leicht von
                              Statten, und aus diesen 80 Pfd. Syrup wurden gewonnen:
                           33 Pfd. Rohzuker und
                           27 Pfd. Syrup.
                           Dieser Zuker war zwar nicht so hell von Farbe als der aus dem Saft gewonnene, jedoch
                              ganz schoͤn und rein von Geschmak, der Syrup hingegen hatte einen geringen
                              salzigen Beigeschmak, welcher aber beim Gebrauch an Speisen keinen Nachtheil zeigt;
                              durch eine abermalige
                              Klaͤrung duͤrfte dieser Beigeschmak aber wohl entfernt werden
                              koͤnnen.
                           Dieß lezte sehr guͤnstige Resultat, in Vergleich mit dem ersteren, zeigt also,
                              daß bei einer abermaligen Einkochung des zuerst abgelaufenen Syrups auf Zuker, die
                              Verduͤnnung und Klaͤrung desselben durchaus nothwendig ist, und daher
                              nur die Befolgung des zweiten Verfahrens empfohlen werden kann.
                           Aus Vorstehendem ergibt sich, daß bei einfacher Einkochung des Ruͤbensaftes,
                              von 100 Pfd. Ruͤben
                           5 75/183 Pfd. Rohzuker und
                           4 48/183 Pfd. Syrup
                           gewonnen worden sind; daß aber durch eine abermalige
                              Einkochung der zuerst durch den Ablauf erhaltenen 324 Pfd. Syrup, bei dem zulezt
                              angewendeten Verfahren noch 133 Pfd. Rohzuker und 109 Pfd. Syrup, im Ganzen also von
                              7320 Pfd. Ruͤben
                           529 Pfd. Rohzuker und
                           109 Pfd. Syrup
                           haͤtten erzeugt werden koͤnnen, und also in
                              diesem Falle von 100 Pfd. Ruͤben
                           7 83/366 Pfd. Rohzuker und
                           1 179/366 Pfd. Syrup
                           wuͤrden gewonnen worden seyn.
                           Um eine Berechnung der Kosten aufstellen zu koͤnnen, ist es erforderlich,
                              zuvor die Anzahl Arbeiter und Arbeitsstunden anzugeben, welche waͤhrend der
                              12 Fabricationstage angewendet worden sind, und bemerke ich nur noch, daß ich mein
                              eigenes Hofgesinde hier als Tagloͤhner anseze.
                           
                              
                                 Bei der Reibmaschine waren taͤglich
                                    4 Arbeiter2 Stunden beschaͤftigt, also in 12 Tagen
                                   96 Arbeitsstunden
                                 
                              
                                 Bei der Presse 3 Arbeiter, taͤglich
                                    3 Stunden
                                 108      –
                                 
                              
                                 Zum Reinigen der Ruͤben 2 Arbeiter,
                                    taͤglich2 Stunden
                                   48      –
                                 
                              
                                 Zum Laͤutern, Klaͤren und
                                    Einkochen desSaftes 2 Arbeiter, taͤglich 14 Stunden
                                 386      –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Im Ganzen =
                                 588 Arbeitsstunden.
                                 
                              
                           Ein Tagloͤhner erhaͤlt fuͤr 10 Stunden, die er taͤglich
                              arbeitet, 6 Ggr., wenn er sich selbst bekoͤstigt; es wuͤrden also,
                              wenn man fremde Arbeiter naͤhme, die vorstehenden 588 Arbeitsstunden auf 14
                              Rthlr. 16 Ggr. 10 Pf. zu stehen kommen.
                           Auf dem Lande, wo man die Fabrication des Ruͤbenzukers jedenfalls mit dem
                              eigenen Gesinde nebenbei verrichten kann, ohne daß die Arbeit in der Wirthschaft
                              darunter leidet, indem das Reinmachen der Ruͤben am Abend vorher, und das Reiben und
                              Pressen derselben taͤglich nur einige Stunden vorgenommen wird,
                              moͤchte das oben berechnete Taglohn wohl kaum in Anschlag gebracht werden
                              koͤnnen.
                           Waͤhrend der 12 Fabricationstage wurden an Feuerung 118 Koͤrbe brauner
                              Torf, der Korb zu 40 Soden, und außerdem zu der Heizung eines kleinen Zimmers, worin
                              die gefuͤllten Formen aufgestellt waren, bis zur Trennung des Syrups vom
                              Rohzuker noch 33 Koͤrbe, im Ganzen also 151 Koͤrbe Torf verbraucht.
                              Davon kostet ein Fuder, welches 44 solcher Koͤrbe enthaͤlt, hier 1
                              Rthlr., wenn man es mit eigenem Gespann heranfahren laͤßt, will man aber noch
                              das Fuhrlohn mit 12 Ggr. veranschlagen, so kosten 44 Koͤrbe 1 Rthlr. 12 Ggr.
                              und also die verbrauchten 151 Koͤrbe Torf 5 Rthlr. 3 Ggr. 7 Pf.
                           Bei den meisten Landwirthen, die entweder ein eigenes Torfmoor oder eigene Holzung
                              besizen, auch die Fuhren mit eigenem Gespann verrichten, moͤchten die obigen
                              Kosten fuͤr Feuerung ebenfalls viel geringer in Anschlag gebracht werden
                              koͤnnen.
                           Zum Klaͤren des Saftes und Filtriren des Syrups wurden auf jede 100 Pfd. Saft
                              3 Pfd. Knochenkohle, im Ganzen also 185 Pfd. verbraucht. Die Anwendung derselben
                              wird weiterhin beschrieben, werden.
                           
                        
                           Uebersicht der Kosten und des Gewinnes.
                           A. Bei der Gewinnung von 396 Pfd. Rohzuker und 324 Pfd.
                              Syrup aus 7320 Pfd. Ruͤben, bei einfacher Einkochung des Saftes.
                           Kosten.
                           
                              
                                 Fuͤr
                                 588 Arbeitsstunden
                                 14 Rthlr.
                                 16 Ggr.
                                 10  Pf.
                                 
                              
                                 –
                                 Feuerung
                                   5   –
                                   3   –
                                   7   –
                                 
                              
                                 –
                                 185 Pfd. Knochenkohle
                                   5   –
                                 13   –
                                   2   –
                                 
                              
                                 –
                                 ungeloͤschten Kalk
                                   –  
                                    –
                                   6   –
                                   –  
                                    –
                                 
                              
                                 –
                                 Licht
                                   –  
                                    –
                                 18   –
                                   –  
                                    –
                                 
                              
                                 –
                                 Zinsen und Abnuzung der Geraͤthe, beider
                                    Fabrication von nur 12 Tagen sehrhoch angeschlagen zu
                                   2  
                                    –
                                   –  
                                    –
                                   –  
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––––––––––
                                 
                              
                                  
                                 Summe
                                 28 Rthlr.
                                   9  Ggr.
                                   7  Pf.
                                 
                              
                           Gewinn.
                           
                              
                                 396 Pfd. Rohzuker à Pfd. 3
                                    Ggr.
                                 49 Rthlr.
                                 12 Ggr.
                                 –  Pf.
                                 
                              
                                 324 Pfd. Syrup à Pfd. 1 Ggr. 6
                                    Pf.
                                 20  –
                                   6   –
                                 –   –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Summe
                                 69 Rthlr.
                                 18 Ggr.
                                 –  Pf.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Hievon ab die Kosten
                                 28  –
                                   9   –
                                 7   –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Bleibt Gewinn
                                 41 Rthlr.
                                   8 Ggr.
                                 5  Pf.
                                 
                              
                           
                           Da etwa 20,700 Pfd. Runkelruͤben von 1 Calenberger Morgen geerntet wurden, so
                              wuͤrde ein solcher, wenn man die ganze Masse Ruͤben zur Fabrication
                              des Zukers haͤtte verwenden wollen, ein Gewinn von = 116 Rthlr. 22 Ggr. 4 Pf.
                              gegeben haben.
                           Die Culturkosten der 7320 Pfd. Ruͤben sind in vorstehender Kostenaufstellung
                              nicht mit angesezt, weil der Werth des vortrefflichen Viehfutters, welches durch die
                              Blaͤtter und Preßruͤkstaͤnde der Ruͤben gewonnen wird,
                              diese Kosten compensirt.
                           B. Bei der Gewinnung von 529 Pfd. Rohzuker und 109 Pfd.
                              Syrup aus 7320 Pfd. Ruͤben, durch Wiedereinkochung der zuerst erhaltenen 324
                              Pfd. Syrup.
                           Kosten.
                           
                              
                                 Die Kosten bei einfacher Einkochung
                                    betrugen
                                 28 Rthlr.
                                   9 Ggr.
                                   7  Pf.
                                 
                              
                                       Dazu kommt:
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Fuͤr 48 Arbeitsstunden
                                   1   –
                                   4  –
                                 10  –
                                 
                              
                                  –   16
                                    Koͤrbe Torf
                                   –  
                                    –
                                 13  –
                                   2  –
                                 
                              
                                  –   20 Pfd.
                                    Knochenkohle
                                   –  
                                    –
                                 14  –
                                   5  –
                                 
                              
                                  –   Licht und
                                    Kalk
                                   –  
                                    –
                                   7  –
                                   –  –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––
                                 
                              
                                  Summe
                                 31 Rthlr.
                                   1 Ggr.
                                   –  Pf.
                                 
                              
                           Gewinn.
                           
                              
                                 529 Pfd. Rohzuker à Pfd. 3
                                    Ggr.
                                 66 Rthlr.
                                   3 Ggr.
                                 –  Pf.
                                 
                              
                                 109 Pfd. Syrup geringer Sorte, à
                                    Pfd. 1 Ggr.
                                   4   –
                                 13  –
                                 –   –
                                 
                              
                                 Summe
                                 70 Rthlr.
                                 16 Ggr.
                                 –  Pf.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Hievon ab die Kosten
                                 31   –
                                   1  –
                                 –   –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Bleibt Gewinn
                                 39 Rthlr.
                                 15 Ggr.
                                 –  Pf.
                                 
                              
                           Aus dieser Berechnung ist ersichtlich, daß bei der Wiedereinkochung des abgelaufenen
                              Syrups sich der vorher erzeugte Gewinn um 1 Rthlr. 17 Ggr. 5 Pf. vermindert; es ist
                              solche daher nicht zu empfehlen.
                           
                        
                           Beschreibung der Geraͤthe, welche zu der vorbemerkten
                                 Fabrication des Ruͤbenzukers angewendet wurden.
                           1) Eine Reibmaschine. Diese ist zum guten Gelingen des
                              Zukersiedens und zur Ersparung von Arbeitskraͤften durchaus erforderlich. Es
                              sind verschiedene Maschinen zum Zerreiben der Ruͤben, in Buͤchern
                              beschrieben und empfohlen, und es scheint diejenige, welche mittelst Umlauf einer
                              mit Saͤgeblaͤttern versehenen Walze die Ruͤben sehr schnell in
                              Brei verwandelt, den Vorzug zu verdienen. Eine solche habe ich hier anfertigen
                              lassen; sie kostet 41 Rthlr., unter guͤnstigeren Verhaͤltnissen
                              moͤchte sie aber wohl fuͤr etwa 36 Rthlr. haben angefertigt werden
                              koͤnnen. Uebrigens bin ich mit der Maschine sehr gut zufrieden, denn es
                              werden beinahe 400 Pfd. Ruͤben in einer Stunde mit ihr zerrieben; auch habe
                              ich sie zum Zerreiben der rohen Kartoffeln bei der Bereitung von
                              Kartoffelstaͤrke sehr anwendbar gefunden, weßhalb sie fuͤr den
                              Landmann noch außerdem von Nuzen ist.
                           Das Gestell der Maschine ist von Holz, 10' 6'' lang und 1' 10'' breit, und ruht auf 4
                              Beinen. Die Walze ist von Gußeisen, 1' 2'' lang und 1' 1'' im Durchmesser; sie ist
                              mit 68 Stuͤk 1' langen gezaͤhnten Eisenblaͤttern versehen,
                              welche durch Zwischenlegen von schmalen hoͤlzernen Staͤbchen und
                              Festkeilen an 4 Stellen, rund um die Walze befestigt sind. Die eiserne Achse der
                              Walze ruht mit ihren Zapfen auf den Zapfenlagern des Gestells. Auf der Achse
                              befindet sich noch eine 7'' im Durchmesser haltende hoͤlzerne Scheibe
                              (Rolle), welche an der Walze befestigt ist und uͤber welche die Schnur geht,
                              welche die Walze in Umlauf bringt. In einiger Entfernung vor der Walze befindet sich
                              ein 5' 6'' hohes Schwungrad, woruͤber die ebengenannte Schnur laͤuft,
                              welches durch zwei Mann mittelst der an der Achse befindlichen Kurbeln gedrehet
                              wird. Hinter der Schneidewalze befindet sich ein Kasten, worein eine
                              Quantitaͤt Ruͤben geworfen wird, damit sie dem Arbeiter, welcher die
                              Ruͤben zum Zerreiben vor die Walze druͤken muß, zur Hand liegen. Vor
                              der Walze ist ein zwischen zwei Wangen schraͤg liegendes Brett befindlich,
                              auf welches der Arbeiter mit der einen Hand fortwaͤhrend Ruͤben
                              auflegt, und mit der andern Hand dieselben vermittelst eines hoͤlzernen
                              Schiebers vor die Walze druͤkt. Unter der Walze befindet sich ein vierekiger
                              hoͤlzerner Trichter, worunter ein Kuͤbel zum Auffangen des
                              Ruͤbenbreies gesezt wird. Die Walze wird oben durch einen Aufsaz mit Schieber
                              bedekt, damit kein Brei oder Saft versprizen kann.
                           2) Eine Presse. Mit großem Nuzen habe ich eine hier
                              gebraͤuchliche Honigpresse angewendet; eine solche kostet, wenn sie recht
                              stark und gut gearbeitet seyn soll, 14 bis 15 Rthlr.
                           Die Presse besteht aus einer etwa 4' langen und 1' 3'' breiten Lade von starken
                              Bohlen, und ist vorne und hinten offen; sie ruht auf 4 starken Beinen, wovon die
                              vordern schraͤg seitwaͤrts, die hintern, etwas laͤngeren, aber
                              schraͤg seitwaͤrts und auch ruͤkwaͤrts stehen, damit,
                              wenn hinten der Hebel niedergedruͤkt wird, die Presse vorne nicht aufkippen
                              kann. Ein in der Lade befindlicher schwerer Preßdekel drehet sich vorne in der Lade
                              um einen eisernen Bolzen. Zwischen den beiden hinteren Beinen befindet sich eine
                              stark mit Eisen beschlagene hoͤlzerne Welle, woran das eine Ende einer
                              eisernen Kette befestiget ist, deren anderes Ende aber auf einen am hintern Ende des Dekels
                              befindlichen eisernen Haken gehaͤngt wird, nachdem der zu pressende
                              Gegenstand zuvor unter den Preßdekel in die Lade gelegt ist. Nun wird ein starker
                              Hebebaum, welcher am anderen Ende mit einem starken eisernen Zapfen versehen ist, in
                              eins von den in der Welle befindlichen Zapfenloͤchern gestekt, und durch das
                              Niederdruͤken des Hebels die Welle mit der Kette umgedrehet, wodurch die
                              Kette angezogen wird, und somit der Preßdekel die Pressung vollfuͤhrt. Auf
                              dem Boden der Lade und gerade daruͤber unter dem Dekel befindet sich ein etwa
                              2 1/4' langes hoͤlzernes Leistengitter, in Form eines Feuerrostes, welches
                              beim Pressen den dazwischenliegenden, mit Ruͤbenbrei gefuͤllten Sak
                              von Oben und Unten reifenweise zusammenpreßt, wodurch die Trennung des Saftes aus
                              dem Ruͤbenmark ungemein befoͤrdert wird. Zum schnellen Abfluß des
                              Saftes neigt sich die Presse um einige Zoll nach Vorne hin, auch befindet sich vorne
                              in der Mitte der Preßlade eine Abgußrinne, aus welcher der Saft in das darunter
                              gestellte Gefaͤß abfließt.
                           3) Zwei hoͤlzerne Filtrirkuͤbel. Ein solcher
                              ist 2' 2'' hoch, oben 1' 5'' und unten 1' 3'' weit. Etwa 2 Zoll uͤber dem
                              untern Boden wird noch ein zweiter durchloͤcherter Boden – welcher mit
                              vier 2'' hohen Fuͤßen versehen ist – eingesezt. Dicht uͤber dem
                              untern Boden befindet sich ein Zapfenloch, worin ein metallenes Haͤhnchen
                              befestigt wird. Zum Bedeken des gefuͤllten Filters dient ein runder Dekel.
                              Diese Kuͤbel sind inwendig mit Leinoͤhlfirniß angestrichen, wodurch
                              das Eindringen des Saftes in das Holz verhindert wird; ein solcher kostet, mit
                              Haͤhnchen und Anstrich, 2 Rthlr. 22 Ggr.
                           4) Drei kupferne Kessel zum Laͤutern und
                              Klaͤren des Saftes. Einer von diesen Kesseln ist eingemauert und dient in der
                              Haushaltung zum Bierbrauen etc.; er haͤlt 266 Pfd. Ruͤbensaft. Der
                              zweite ist ein gewoͤhnlicher Waschkessel und haͤlt 175 Pfd. Saft. Der
                              dritte Kessel haͤlt nur 56 Pfd. Saft.
                           5) Zwei kupferne Kasserolle zum Einkochen des Syrups zu
                              Zuker. Diese sind 1' 2'' weit und 7'' tief.
                           6) Drei Schaumkellen. Eine große und zwei kleine; sie
                              koͤnnen von Kupfer- oder Messingblech seyn.
                           7) Acht flanellene Filtrirbeutel. Diese sind 1' 6'' lang,
                              unten spiz, und oben etwa 4' in der Rundung weit. Man haͤngt sie in vierekige
                              leichte hoͤlzerne Rahmen, indem sie auf die auf den Eken der Rahmen
                              befindlichen Stifte befestigt werden. Die Rahmen muͤssen Handhaben haben, wie
                              Fig. 59
                              zeigt, damit sie auf ein Geruͤst von zwei parallel laufenden Latten gelegt
                              werden koͤnnen.
                           8) Vier Ruͤhrhoͤlzer von Weißbuchenholz,
                              welche am unteren Ende
                              eine etwa 4'' lange und 3'' breite schaufelaͤhnliche Abplattung haben. Zwei
                              davon sind 3', und die beiden andern 1' 6'' lang. Leztere sind auch
                              schwaͤcher von Holz.
                           9) Eine Syrupwaage nach Baumé, von Glas. Eine
                              solche kostet mit Futteral 16 Ggr. – Um damit die Grade des Safts oder Syrups
                              zu untersuchen, muß man dazu noch ein blechernes cylindrisches Gefaͤß mit
                              einem Henkel haben, welches man mit dem zu probirenden Safte fuͤllt und dann
                              das Araͤometer hinein senkt; es muß etwas laͤnger seyn als das
                              Araͤometer, braucht aber nur 1 1/2'' im Durchmesser zu haben.
                           10) Zukerhutformen mit Untersaͤzen. Die Anzahl
                              dieser Formen richtet sich nach der Groͤße derselben und nach der
                              Quantitaͤt Ruͤben, woraus man den Zuker gewinnen will. Die kleinen
                              Formen (Raffinadeformen) sind vorzuziehen, weil man den darin befindlichen Rohzuker
                              gleich deken kann, ohne ihn vorher zu raffiniren. Zu den taͤglich
                              verarbeiteten 610 Pfd. Ruͤben waren 3 solcher Formen erforderlich,
                              fuͤr die 12 Arbeitstage also 36 Stuk; es kann daher nach diesem
                              Verhaͤltnisse die Anzahl Formen bestimmt werden, welche man zur Bearbeitung
                              einer gewissen Quantitaͤt Ruͤben noͤthig hat.
                           11) Eine Schoͤpfkelle, zum Fuͤllen der
                              Formen; sie kann von Kupfer, Messing, oder auch von Holz seyn.
                           12) Ein Stierstab (Stoͤrstab). Dieser ist von Holz
                              in Form einer Degenklinge, etwa 4' lang, 1 1/4'' breit und 1/6'' dik, und am unteren
                              Ende etwas spiz abgerundet.
                           13) Vier Preßsaͤke von starker Hanfleinwand, 2' 6''
                              lang und 1' 3'' weit.
                           14) Sechs bis acht große irdene Schuͤsseln, mehrere
                                 große sogenannte Steintoͤpfe, irdene Toͤpfe und Schalen, Tubben,
                                 Waschkuͤbel und Eimer etc.
                           Zu bemerken ist noch, daß die eingemauerten Kessel den Vorzug verdienen, indem das
                              Laͤutern und Verkochen des Saftes in solchen schneller von Statten geht,
                              wodurch nicht allein die Fabrication besser und sicherer gelingt, sondern auch
                              bedeutend an Feuerung gespart wird. Hat man keine eingemauerten Kessel, so ist zu
                              empfehlen, den Feuerherd so einrichten zu lassen, daß jeder Kessel mit seinem Boden
                              in ein rund ausgemauertes Loch zu stehen kommt, worunter ein Heizloch mit Aschenfall
                              befindlich ist.
                           
                        
                           Verfahren bei der Bereitung des
                                 Ruͤbenzukers.
                           
                              1. Anbau der
                                    Runkelruͤben.
                              Die vortheilhafte Erzeugung des Zukers aus Runkelruͤben haͤngt
                                 hauptsaͤchlich von der Cultur und der Art dieser Ruͤben ab. Ich
                                 darf annehmen, daß
                                 den meisten Oekonomen der Anbau der Runkelruͤben nicht mehr fremd ist,
                                 daher erwaͤhne ich hier nur: daß die ganz weiße birnfoͤrmige
                                 sogenannte schlesische Runkelruͤbe die beste zur Zukerfabrication
                                 ist.
                              Wie ich durch eigene Erfahrung gefunden habe, ist es vortheilhafter, die
                                 Ruͤben nicht zu verpflanzen, und ich beobachte daher jezt folgendes
                                 Verfahren: Nachdem das Land zur Besamung vorbereitet und geharkt ist, lasse ich
                                 die einzelnen Samenkoͤrner gleich an die Stelle in ein Loch legen, wo
                                 eine Pflanze stehen soll. Die Loͤcher zur Aufnahme der
                                 Samenkoͤrner werden mit einem Pflanzer, wie Fig. 60 zeigt,
                                 gemacht. Die Zaken des Pflanzers sind 1' 2'' von einander entfernt und nur 1
                                 1/4'' lang, weil der Same nicht tiefer gelegt werden darf. In jedes Loch wird
                                 eine keimfaͤhige Samenkapsel gelegt, woraus in der Regel 2 bis 3 Pflanzen
                                 hervorgehen; jedoch darf nur Eine Pflanze auf der Stelle stehen bleiben, und
                                 muͤssen die uͤberfluͤssigen Pflanzen, nachdem sie
                                 kraͤftig genug sind, behutsam ausgezogen werden, damit die
                                 stehengebliebene Pflanze nicht beschaͤdigt oder von Erde entbloͤßt
                                 werde; die ausgezogenen Pflanzen hingegen sind da zum Verpflanzen zu verwenden,
                                 wo von den ausgelegten Samen vielleicht einiger nicht aufgekommen ist.
                              
                           
                              2. Ernte der
                                    Ruͤben.
                              Im Monat Oktober pflegen die Ruͤben ihre Reife zu erlangen, welche man
                                 daran erkennt, daß die untersten Blaͤtter anfangen gelb zu werden. Es ist
                                 besser, wenn man den Ruͤben ihre vollen Blaͤtter bis zur Ernte
                                 laͤßt; will man aber gerne einen Theil der Blaͤtter vorher
                                 verfuttern, so schadet es nicht, wenn man 14 Tage vor der Ernte anfaͤngt,
                                 die untersten Blaͤtter wegbrechen zu lassen.
                              Wenn es seyn kann, so waͤhle man zur Ernte trokene Tage, damit die
                                 Ruͤben, nachdem ihnen die Krautkoͤpfe abgeschnitten sind, auf dem
                                 Felde wo moͤglich etwas abtroknen koͤnnen, ehe sie ins Haus oder
                                 in einen Schoppen gebracht werden.
                              
                           
                              3. Reinigung der
                                    Ruͤben.
                              Nachdem die Ruͤben unter Dach gebracht sind, muͤssen sie von den
                                 Faserwurzeln und der noch etwa anhangenden Erde gereinigt werden, wonach sie
                                 dann zum Gebrauch aufgeschichtet oder in Haufen gelegt werden.
                              
                           
                              4. Waschen und Zerreiben der
                                    Ruͤben.
                              Am Abend vorher, ehe das Zerkleinern der Ruͤben vor sich gehen soll, wird
                                 diejenige Quantitaͤt Ruͤben, welche am naͤchsten Tage
                                 verarbeitet werden soll, in großen Kuͤbeln reingewaschen, wozu man sich
                                 stumpfer Besen bedienen kann.
                              Die gewaschenen Ruͤben werden nun in Koͤrben oder in Haufen bis zum andern
                                 Morgen aufbewahrt. Das Zerreiben beginnt mit Tagesanbruch, oder auch
                                 fruͤher bei Licht, und ist, bei einer Quantitaͤt von 610 Pfd.
                                 Ruͤben, in 2 Stunden beendigt.
                              
                           
                              5. Pressen des
                                    Ruͤbenbreies.
                              Das Pressen beginnt sogleich, nachdem der Anfang mit dem Zerreiben gemacht ist,
                                 und ist in 3 Stunden beendigt.
                              Am Hebel der Presse wird der staͤrkste Arbeiter angestellt; zum
                                 Fuͤllen der Preßsaͤke mit Ruͤbenmark, Unterlegen der
                                 Saͤke unter den Preßdekel, Ausleeren der ausgepreßten Saͤke und
                                 Ausgießen des in Eimer abgeflossenen Saftes in die Laͤuterkessel,
                                 koͤnnen jedoch zwei Frauenspersonen angestellt werden.
                              Nachdem der Sak ein Mal stark ausgepreßt ist, wird er aufgeschuͤttelt,
                                 dann umgedreht und nochmals stark gepreßt. Der Preßsak, welcher die Breite der
                                 Preßlade hat, wird nicht zugebunden, sondern das offene Ende auf etwa 6'' bloß
                                 schlicht umgeschlagen. Das ausgepreßte Mark wird in Kuͤbel
                                 geschuͤttet, mit einem starken Ruͤhrholz aufgelokert, mit heißem
                                 Wasser besprengt und durchgearbeitet. Dieses so vorbereitete Mark wird aber,
                                 nachdem der frische Ruͤbenbrei aller abgepreßt ist, noch ein Mal
                                 ausgepreßt, wodurch noch eine bedeutende Quantitaͤt sehr zukerhaltigen
                                 Saftes gewonnen wird. Nach beendigter Arbeit darf die sofortige Reinigung der
                                 Reibmaschine und Presse nicht versaͤumt werden.
                              
                           
                              6. Laͤuterung des
                                    Safts.
                              Nachdem die Kessel bis zu zwei Drittel ihres Raumes mit abgepreßtem Saft
                                 gefuͤllt sind, wird das Feuer unter ihnen angezuͤndet und solche
                                 nun nach und nach mit dem noch von der Presse kommenden Saft – bis auf
                                 3'' vom oberen Rande derselben – angefuͤllt. Nachdem hienach der
                                 Saft bei lebhaftem Feuer soweit erhizt ist, daß man kaum noch den eingetauchten
                                 Finger darin halten kann – also bei 55 bis 60° R. – wird
                                 eine Minute lang gut umgeruͤhrt, und dann die Kalkmilch unter
                                 fortwaͤhrendem Umruͤhren langsam zugegossen.
                              Bei der von mir am ersten Tage vorgenommenen Laͤuterung wurde der Zusaz
                                 von ungeloͤschtem frischgebranntem Steinkalk zu 11 1/2 Loth auf jede 100
                                 Pfd. Saft ermittelt. Bei Ruͤben, welche vor der Verarbeitung schon
                                 laͤngere Zeit gelegen haben, wuͤrde etwa 1/2 bis 1 Loth Kalk mehr
                                 zu nehmen seyn.
                              Sobald das Feuer unter den Kesseln angezuͤndet ist, wird der Kalk,
                                 fuͤr jeden Kessel besonders, nach obigem Verhaͤltniß abgewogen,
                                 dann in irdene Schalen gegeben, mit heißem Wasser besprengt und so zu Pulver
                                 geloͤscht; nun wird durch Zugießen von kaltem Wasser die Kalkmilch
                                 bereitet, welche gut umgeruͤhrt werden muß, damit keine
                                 Kalkkluͤmpchen darin bleiben.
                              
                              Nachdem die Kalkmilch zugegossen und gut durchgeruͤhrt ist, darf der Saft
                                 nicht wieder geruͤhrt und auch nicht abgeschaͤumt werden.
                              Wenn man kurz vor dem Aufwallen des Saftes einen Eßloͤffel voll davon aus
                                 dem Kessel nimmt, und sich im Loͤffel Floken abscheiden, die sich zu
                                 Boden sezen und der Saft dann klar wie Wein von hellgelber Farbe erscheint, so
                                 ist es ein Zeichen, daß kein weiterer Kalkzusaz mehr erforderlich ist.
                              Kurz vor dem Kochen des Saftes sammelt sich auf der Oberflaͤche des
                                 Kessels ein starker fester Schaum, welcher beim Aufwallen vom Safte durchbrochen
                                 wird. Sobald dieser Zeitpunkt eintritt, haͤlt man einen Topf mit kaltem
                                 Wasser bereit, um dieses zugießen zu koͤnnen, im Fall die Aufwallung so
                                 stark werden sollte, daß ein Ueberkochen zu fuͤrchten ist. Nachdem nun
                                 der Saft einigemal aufgewallet hat, nimmt man schnell das Feuer unter dem Kessel
                                 weg, oder hebt den Kessel vom Feuer ab, laͤßt ihn nun 1/2 bis 3/4 Stunden
                                 stehen, damit der Saft etwas abkuͤhlt und die unreinen Theile sich
                                 ausscheiden koͤnnen. Hienach wird der Schaum mit einer großen Schaumkelle
                                 behutsam von der Oberflaͤche des Saftes abgenommen und auf die
                                 Filtrirbeutel gegeben, um noch den Saft daraus zu gewinnen. Der Saft im Kessel
                                 muß jezt klar wie Wein und von hellgelber Farbe seyn, und wird nun behutsam aus
                                 dem Kessel in andere Gefaͤße gefuͤllt; der am Boden des Kessels
                                 erscheinende truͤbe Saft nebst Bodensaz wird aber auf dieselben
                                 Filtrirbeutel gegeben, worauf der Schaum gekommen ist. Im Fall der von den
                                 Filtrirbeuteln ablaufende Saft zu Anfang nicht ganz klar seyn sollte, wird er
                                 nochmal auf den Beutel zuruͤkgegeben. Die Beutel muͤssen vor dem
                                 Gebrauche angefeuchtet seyn.
                              
                           
                              7. Abdampfen und Klaͤren des
                                    Safts.
                              Die Kessel, worin die Laͤuterung vorgenommen ist, werden nach deren
                                 Ausleerung sofort gereinigt und mit dem gelaͤuterten Safte wieder
                                 gefuͤllt. Auf jede 100 Pfd. Saft werden nun 2 Pfd. gepulverter
                                 Knochenkohle, welche vorher mit Wasser angefeuchtet wird, zugesezt, und mit dem
                                 Safte gut durchgeruͤhrt. Das Feuer muß lebhaft unterhalten werden, damit
                                 die Zeit des Kochens soviel als moͤglich abgekuͤrzt wird. Von Zeit
                                 zu Zeit wird der Saft gut umgeruͤhrt, damit die Kohle, welche sich gern
                                 am Boden des Kessels festlagert, mit dem Safte mehr vermischt und in
                                 Beruͤhrung gebracht werde, indem die Knochenkohle hauptsaͤchlich
                                 die Klaͤrung und Entfaͤrbung des Syrups bewirkt. Der schmuzige
                                 Schaum, welcher sich auf der Oberflaͤche sammelt, wird von Zeit zu Zeit
                                 mit der Schaumkelle abgenommen und auf einen Filtrirbeutel gegeben. Aller Saft
                                 aber, welcher waͤhrend des Kochens noch von den Filtrirbeuteln ablaͤuft, kommt
                                 mit in die Kessel. Nachdem nun das Abdampfen (Einkochen) unter stets lebhaftem
                                 Feuer so lange fortgesezt ist, bis eine Probe mit der Syrupwaage zeigt, daß der
                                 Saft zu 22 bis 24° eingedikt ist, wird das Feuer unter dem Kessel
                                 ausgeloͤscht, oder dieser vom Feuer genommen.
                              
                           
                              8. Klaͤren des Syrups
                                    mittelst der Kohlenfilter.
                              Die Kohlenfilter muͤssen vorher auf ihre etwa 2' hohen Untergestelle
                                 gesezt und auf folgende Art vorbereitet seyn:
                              Es werden 16 Pfd. gepulverte Knochenkohle und 24 Pfd. grobkoͤrniger,
                                 vollkommen rein ausgewaschener Sand abgewogen, beide Theile etwas angefeuchtet
                                 und in kleinen Portionen gut zusammengemischt und durchgearbeitet. In dem vorher
                                 gereinigten Filtrirkuͤbel, worin das Haͤhnchen eingeschroben und
                                 der durchloͤcherte Boden eingesezt worden ist, werden zuerst 40 bis 50
                                 Stuͤk reine Strohhalme von 10 bis 12 Zoll Laͤnge auf genanntem
                                 Boden ausgebreitet, und daruͤber ein angefeuchtetes Stuͤk starker
                                 Leinwand gelegt, welches so groß ist, daß es die innere Wand des Kuͤbels
                                 mit bedekt und noch uͤber den oberen Rand desselben reicht. Unten in den
                                 Kuͤbel kommt nun erst eine 2 Zoll hohe Schicht rein ausgewaschenen
                                 Sandes, welche mit der Hand geebnet und angedruͤkt wird, dann wird die
                                 vorbemerkte Mischung von Knochenkohle und Sand aufgegeben und schichtweise
                                 angedruͤkt. Nachdem der Kuͤbel bis auf etwa 6'' vom oberen Rande
                                 mit der Kohlenmischung angefuͤllt und angedruͤkt ist, wird eine
                                 duͤnne Schicht kurzer Strohhalme, dann ein Stuͤk fester Leinwand
                                 und ein Stuͤk Flanell darauf gelegt. Nun fuͤllt man den
                                 Kuͤbel mit klarem Wasser, und laͤßt es durch das Haͤhnchen
                                 wieder ablaufen; laͤuft dieses nun ganz klar ab, so ist das Filter zur
                                 Klaͤrung des Syrups geeignet, wo nicht, so muß so lange klares Wasser
                                 zugegossen werden, bis es klar wieder ablaͤuft.
                              Nachdem nun der bis zu 22–24° eingedikte Syrup in dem Kessel etwas
                                 abgekuͤhlt ist, wobei sich die Knochenkohle auf den Boden des Kessels
                                 gelegt hat, fuͤllt man ihn auf die bereits vorbereiteten Kohlenfilter und
                                 oͤffnet die Haͤhnchen derselben nur ganz wenig, damit der Syrup
                                 nur in einem ganz duͤnnen Strahle abfließen kann, denn beim schnellen
                                 Abfließen desselben wuͤrde das Filter nur wenig auf dessen
                                 Klaͤrung wirken koͤnnen.
                              Ist der erste Ablauf des Syrups noch nicht ganz klar, welches man erkennt, indem
                                 man ein reines Weinglas voll Syrup gegen das Licht haͤlt, so wird er auf
                                 das Filter zuruͤkgegeben; doch pflegt bei einem wie oben vorbereiteten
                                 Filter, der Syrup sogleich klar abzulaufen.
                              
                              Das in den Klarkesseln am Boden befindliche Beinschwarz wird, nachdem der Syrup
                                 davon abgegossen worden ist, aus den Kesseln genommen und am andern Morgen zu
                                 dem Saft in den Laͤuterkessel gegeben, und damit gut umgeruͤhrt,
                                 welches zu einer guten Laͤuterung des Saftes vieles beitraͤgt. Da
                                 man am ersten Tage der Laͤuterung des Saftes noch kein Beinschwarz
                                 besizt, womit schon geklaͤrt worden ist, so ist es gut, bei dieser ersten
                                 Laͤuterung anstatt dessen etwas frisches Beinschwarz anzuwenden, welches
                                 aber vorher angefeuchtet werden muß.
                              
                           
                              9. Einkochen des Syrups und
                                    Krystallisation.
                              Wenn das Abdampfen und Klaͤren des Saftes schon um 6 oder 7 Uhr Abends
                                 beendigt ist, wie solches bei einer guten Kochanstalt immer der Fall seyn wird,
                                 so kann, nachdem soviel Syrup von den Kohlenfiltern abgelaufen ist, als man in
                                 eine Pfanne (Kasserolle) noͤthig hat, sogleich das Einkochen vorgenommen,
                                 und noch am selbigen Abend beendigt werden; dauert das Abdampfen aber
                                 laͤnger, so wird es am andern Tage nebenbei verrichtet, ohne daß die
                                 andere Arbeit der Fabrication dadurch gestoͤrt wird, doch in diesem Fall
                                 muͤssen eigene Kochloͤcher fuͤr die beiden Kasserolle
                                 vorhanden seyn; ist dieses jedoch nicht der Fall, so sammelt man den
                                 geklaͤrten Syrup (Klaͤrse) von 4 bis 5 Tagen, bewahrt ihn im
                                 Keller oder an einem paßlichen Orte auf, und bestimmt zum Einkochen einen
                                 eigenen Tag, an welchem die uͤbrige Arbeit dann ausgesezt wird.
                              Die Kasserolle werden nun mit dem von den Kohlenfiltern abgelaufenen Syrup 3 bis
                                 hoͤchstens 4 Zoll hoch angefuͤllt und aufs Feuer gesezt; hier muß
                                 jedoch bemerkt werden, daß die Kasserolle so in die Kochloͤcher passen,
                                 daß der Boden derselben nur 2 bis 3'' in das koch hinabreicht, damit das Feuer
                                 nicht hoͤher wirkt, als die Kasserolle gefuͤllt ist, und ein
                                 Anbrennen des Syrups vermieden werde.
                              Der Syrup kommt sehr schnell ins Kochen und pflegt im Anfange gern aus der
                                 Kasserolle steigen zu wollen, wenn das Feuer zu heftig ist; es muß also hierauf
                                 wohl Acht gegeben werden, und man beugt dem Ueberkochen dadurch vor, daß man
                                 schnell die Thuͤr des Feuerlochs oͤffnet und zugleich mit der
                                 kleinen Schaumkelle in die Kasserolle taucht; hienach pflegt kein Aufbrausen
                                 mehr Statt zu finden, vorausgesezt, daß der Syrup gut geklaͤrt war,
                                 sondern es tritt, selbst bei verstaͤrktem Feuer, ein
                                 gleichmaͤßiges, ruhiges Kochen ein, wobei der Syrup in Blasen stets hoch
                                 in der Kasserolle kocht, aber nicht uͤbersteigt, wenn einige
                                 Aufmerksamkeit daraufdararauf verwendet wird. Waͤhrend dieses Kochens darf der Syrup nicht
                                 umgeruͤhrt werden, und wenn etwas schmuziger oder weißer fester Schaum
                                 auf der Oberflaͤche erscheint, so wird solcher mit der kleinen Schaumkelle
                                 behutsam abgenommen und in eine Schale gegeben. Kurz vorher, ehe der
                                 Krystallisationspunkt eintritt, entstehen auf der Oberflaͤche sehr große
                                 Blasen, welche mit einigem Geraͤusch zerplazen: jezt ist es Zeit Probe zu
                                 nehmen, damit man den rechten Zeitpunkt nicht verfehle, wo der Syrup vom Feuer
                                 genommen werden muß.
                              Die von mir angewendete Probe bestand in der sogenannten Wasserprobe; diese
                                 geschieht auf folgende Weise: Man nimmt mit einem Theeloͤffel ein wenig
                                 Syrup aus der Kasserolle, laͤßt einen Tropfen davon in ein
                                 Tassenschaͤlchen, worin kaltes Wasser befindlich ist, fallen; fließt nun
                                 der Tropfen unterm Wasser auseinander, so ist der Krystallisationspunkt noch
                                 nicht erreicht, bleibt er aber zusammen und laͤßt sich mit dem Finger
                                 unter dem Wasser zu einem zaͤhen Kuͤgelchen bilden, welches, ohne
                                 auseinander zu fließen, wie weiches Wachs herausgenommen werden kann, so ist es
                                 Zeit, die Kasserolle vom Feuer zu nehmen.
                              Die sogenannte Fadenprobe, wie auch die Blasenprobe, deren Beschreibung man in
                                 vielen Schriften findet, wurden auch zu Zeiten von mir angewendet, da aber die
                                 Wasserprobe den Krystallisationsgrad immer richtig und untruͤglich
                                 anzeigte, so habe ich mich dieser sehr simplen Probe stets bedient.
                              Wenn der Syrup nicht gut geklaͤrt war, erzeugt er beim Einkochen viel
                                 schmuzigen Schaum, und kann derselbe dann nur gegen das Ueberkochen
                                 geschuͤzt werden, wenn man etwas ungesalzene Butter – von der
                                 Groͤße einer Erbse – in die Kasserolle wirft; doch ist es besser,
                                 fuͤr eine vollkommene Klaͤrung des Syrups zu sorgen, als sich
                                 dieses Huͤlfsmittels zu bedienen, indem der Rohzuker eine schmuzig braune
                                 Farbe dadurch bekommt.
                              Sobald durch die genommenen Proben der richtige Krystallisationspunkt ermittelt
                                 ist, wird die Kasserolle vom Feuer genommen und etwa 1/2 bis 1 Minute ruhig
                                 stehen gelassen; sollte sich dann auf der Oberflaͤche noch etwas gelber
                                 oder weißer Schleim zeigen, so wird dieser mit einer kleinen Schaumkelle
                                 abgenommen. Hienach wird die Kasserolle ausgeleert, sogleich wieder mit Syrup
                                 gefuͤllt und auf das Feuer gebracht.
                              Sollte, aller Vorsicht ungeachtet, der Zuker beim Einkochen angebrannt seyn, so
                                 ist es durchaus erforderlich, die Kasserolle erst wieder sauber zu reinigen und
                                 die angebrannte Stelle mit ein wenig Butter zu uͤberwischen. Der
                                 angebrannte Zuker darf aber nicht mit dem guten Zuker vermischt werden, sondern
                                 wird am naͤchsten Tage mit zum Saft in den Laͤuterkessel gegeben,
                                 wo auch der beim Einkochen abgenommene Schaum und Schleim, wie auch das Wasser,
                                 womit die
                                 Kasserollen nach der Einkochung gereinigt sind, mit hineingegeben wird, damit
                                 der darin enthaltene Zuker nicht verloren geht.
                              Nachdem, wie vorhin bemerkt, die Kasserolle vom Feuer genommen ist, wird der bis
                                 zum Krystallisationspunkt eingekochte Syrup in das Kuͤhlgefaͤß
                                 gegeben, worin er von Zeit zu Zeit mit einem kleinen Ruͤhrholze ganz
                                 langsam in der Runde umgeruͤhrt wird, wonach er bald zu koͤrnen
                                 anfaͤngt, und sich eine Menge Krystalle am Boden des Gefaͤßes
                                 anhaͤufen. Die naͤchstfolgenden Kochsel werden ersterm zugesezt
                                 und damit umgeruͤhrt, und so fortgefahren, bis das
                                 Kuͤhlgefaͤß angefuͤllt ist.
                              Zu den Kuͤhlgefaͤßen kann man sich großer irdener Schalen bedienen;
                                 diese werden vorher erwaͤrmt, indem eine schnelle Abkuͤhlung des
                                 Zukers nachtheilig ist. Um die Krystallisation zu befoͤrdern, ist es gut,
                                 wenn man vorher ein wenig gestoßenen Zuker in die Kuͤhlgefaͤße
                                 streuet, ehe man die eingekochte Klaͤrse eingießt.
                              
                           
                              10. Fuͤllen der Formen und
                                    Reinigung des Rohzukers von der Melasse.
                              Nachdem der Zuker bei langsamer Abkuͤhlung in den
                                 Kuͤhlgefaͤßen durchgehends koͤrnig und so consistent wie
                                 dikfluͤssiger Honig geworden ist, wird er mit Kellen in die Formen
                                 gegeben, welche bis etwa 1/2 oder 3/4 Zoll vom obern Rande angefuͤllt
                                 werden. Da es vorkommt, daß nach dem Abkuͤhlen der Zuker in dem einen
                                 Kuͤhlgefaͤße grobkoͤrniger und consistenter geworden ist,
                                 als in einem andern, so ist es erforderlich, daß man den Zuker von verschiedener
                                 Consistenz oder Koͤrnung mit einander vermischt, welches am leichtesten
                                 dadurch geschieht, daß man eine Form abwechselnd mit einer Kelle voll
                                 grobkoͤrnigen und feinkoͤrnigen Zukers anfuͤllt. Wollte man
                                 diese Mischung unterlassen, so wuͤrde man ungleichen Zuker bekommen, und
                                 die eine Form laͤngere Zeit zum Ablaufen des Syrups beduͤrfen, als
                                 eine andere.
                              Die Formen muͤssen vor dem Gebrauche 10 bis 12 Stunden in Wasser gelegt,
                                 und eine Stunde vor dem Fuͤllen gut ausgewaschen und zum Ablaufen des
                                 Wassers auf ihre Basis gestellt werden. Nun wird die kleine Oeffnung in der
                                 Spize derselben mit einem Pfropf von in Wasser getraͤnkter Leinwand
                                 verstopft, doch so, daß man ihn nachher von Unten herausziehen kann. Dann werden
                                 die Formen mit ihrer Spize in die Syruptoͤpfe gestellt, so daß sie, neben
                                 einander stehend, eine oder mehrere Reihen bilden, und sind somit zum
                                 Fuͤllen bereit.
                              Der Raum, worin die Formen zum Fuͤllen und weiterer Behandlung aufgestellt
                                 sind, muß geheizt werden koͤnnen, gegen Zugluft und Staub geschuͤzt
                                 seyn, und in einer Waͤrme von 15 bis 18° R. erhalten werden.
                              Nachdem die Formen, wie vorstehend bemerkt, mit dem fluͤssigen Zuker
                                 gefuͤllt sind, laͤßt man sie noch etwa eine halbe Stunde ruhig
                                 stehen und faͤngt dann an, den Zuker in den Formen zu stoͤren,
                                 welches auf folgende Art geschieht: Man nimmt den vorhin beschriebenen
                                 Stoͤrstab und durchsticht die Zukermasse 6 bis 8 Mal von Oben bis unten
                                 zur Spize, so daß der Stab an der Wand der Form langsam hinunter gedruͤkt
                                 und dann mit dem anhaͤngenden Zuker perpendikulaͤr in die
                                 Hoͤhe gezogen wird; das Einstechen des Stabes muß aber jedesmal auf einer
                                 andern Stelle am Rande der Form geschehen, damit kein Theil des Zukers in der
                                 Form ungestoͤrt bleibt. Nach dem Stoͤren bleiben die Formen ruhig
                                 stehen, bis der Zuker fest geworden ist.
                              Nach Verlauf von 18 bis 24 Stunden ist der Zuker fest; es werden nun die
                                 Pfroͤpfe aus den Formen gezogen und diese wieder auf die
                                 Syruptoͤpfe gestellt, wonach die Melasse sogleich anfaͤngt
                                 abzulaufen. Die Toͤpfe werden taͤglich ausgeleert und die darin
                                 befindliche Melasse in ein Aufbewahrungsgefaͤß gegeben.
                              Sollte es sich ereignen, daß eine Form in der Spize verstopft waͤre, und
                                 der Syrup nicht abliefe, so muß das kleine Loch von Unten mit einem Pfriemen
                                 aufgeraͤumt werden.
                              In den ersten Tagen laͤuft die Melasse stark ab, nachher aber
                                 taͤglich sparsamer, und nach etwa 14 Tagen bis 3 Wochen hoͤrt das
                                 Ablaufen ganz auf, wo dann der Zuker von der Melasse gereinigt und der Rohzuker
                                 fertig ist.
                              Will man diesen Rohzuker zum eigenen Gebrauch oder zum Verkauf aufbewahren, so
                                 wird er aus den Formen genommen, einige Tage zum Troknen auf Tische auseinander
                                 gelegt, und dann in hoͤlzerne oder auch irdene Gefaͤße
                                 geschuͤttet.
                              Um den Zuker aus der Form zu nehmen, stellt man sie mit ihrer Basis auf einen
                                 Tisch, wo dann in der Regel nach einigen Minuten der Hut sich von selbst aus der
                                 Form loͤset und diese abgenommen werden kann. Gewoͤhnlich findet
                                 man nun die Spizen der Huͤte noch auf 3 bis 4 Zoll feucht von Melasse;
                                 diese werden daher soweit sie feucht sind, vom Hute getrennt, dann in eine auf
                                 einen Syruptopf gestellte reine Form geworfen, darin zerkleinert, geebnet und
                                 angedruͤkt, wonach die Melasse gleich wieder anfaͤngt abzufließen,
                                 und so noch der in den Spizen befindliche Rohzuker gewonnen wird.
                              
                           
                              11. Deken des Rohzukers.
                              Ist der gewonnene Rohzuker von guter Beschaffenheit, welches man an der
                                 hellgelben Farbe und der Reinheit seines Geschmaks erkennt, so kann aus ihm durch bloßes
                                 Deken mit Thon, sehr guter weiser Hutzuker gemacht werden, ohne daß es
                                 noͤthig ist, ihn zu raffiniren, welches ein nicht unbedeutender Vortheil
                                 fuͤr die Fabrication ist.
                              Das Deken darf aber nicht eher geschehen, als bis die Melasse von der Form
                                 voͤllig abgeflossen und der Zuker in derselben, bis auf eine kleine
                                 feuchte Spize, ganz troken ist. Man untersucht den Zuker daher, nachdem er, bei
                                 erhoͤhter Waͤrme in dem Raume, keine Melasse mehr abfließen
                                 laͤßt, indem man den Hut aus der Form nimmt; dieses wird bewerkstelligt,
                                 indem man die linke Hand auf den Zuker in der Form legt, mit der rechten die
                                 Spize derselben umfaßt, diese nach Oben bringt, und dann die Form vom Hute
                                 vorsichtig abzieht; im Fall jedoch der Hut sich nicht durch seine eigene Schwere
                                 aus der Form loͤsen sollte, kann man mit dem Rande derselben einige
                                 kleine Stoͤße auf eine Tischkante anwenden. Ist die Melasse
                                 voͤllig abgeflossen, so wird der Hut leicht und vollstaͤndig
                                 – wenn gleich mit einer kleinen feuchten Spize, welche aber nicht
                                 abgenommen werden darf – aus der Form kommen, und ist er dann zum Deken
                                 geeignet; nun muß aber die Form eben so wieder uͤber den Hut gebracht
                                 werden, wie sie vorher abgezogen wurde, damit nach dem Umdrehen derselben der
                                 Hut wieder in dieselbe Lage, wie vor dem Herausnehmen, komme.
                              Auch der in zerbroͤkeltem Zustande aus der Form kommende Rohzuker eignet
                                 sich, wenn er troken und nicht von Melasse durchdrungen ist, sehr gut zum Deken.
                                 Man zerdruͤkt ihn zu diesem Behuf in Koͤrner, welches mit
                                 Leichtigkeit geschieht, schuͤttet ihn in eine reine, auf ihren Kopf
                                 gestellte Form, stampft ihn schichtweise ein, so daß die Form bis auf etwa 1
                                 Zoll vom obern Rande gefuͤllt wird. Der auf diese Art vorbereitete
                                 Rohzuker gibt ebenfalls nach dem Deken einen sehr guten weißen und ziemlich
                                 festen Hutzuker, vorausgesezt, daß der Rohzuker von guter Beschaffenheit
                                 war.
                              Der zum Deken anzuwendende Thon darf nicht zu fett, auch nicht zu mager seyn;
                                 jeder eisenfreie, aber nicht zu fette Thon, welcher sich im Feuer weiß brennt,
                                 sowie der Toͤpfer- und Pfeifenthon, ist zum Deken geeignet.
                              Der Thon wird in einen Kuͤbel geschuͤttet, soviel als
                                 moͤglich zerkleinert, und reines weiches Wasser darauf gegeben, dann gut
                                 durchgeruͤhrt und nach einer Weile, wenn sich der Thon wieder zu Boden
                                 gesezt hat, das schmuzige Wasser abgegossen und wieder reines aufgegeben, womit
                                 fortgefahren wird, bis der Thon von allen fremden, erdigen und unreinen Theilen
                                 befreit ist und das aufgegossene Wasser klar abfließt. Nun zerkleinert man den
                                 Thon zu Brei und ruͤhrt ihn durch einen blechernen Durchschlag, damit alle groben
                                 Theile und kleinen Steine zuruͤkbleiben. Der Thonbrei darf nicht zu
                                 fluͤssig, auch nicht zu steif seyn; man erkennt die rechte Beschaffenheit
                                 daran, daß ein auf der Oberflaͤche des Breies gemachter Eindruk, oder
                                 eine mit dem Finger darauf gezogene Furche sich nicht gleich wieder zuzieht.
                              Vor dem Deken ebnet man den in der Form befindlichen Zuker auf der oberen
                                 Flaͤche, und druͤkt die losen Stuͤke fest, wobei die
                                 Flaͤche nach der Mitte zu ein wenig vertieft werden muß.
                              Hienach wird nun der Thonbrei mit einer Kelle auf die geebnete
                                 Zukerflaͤche gegeben, so daß er 1 1/2 bis 2 Zoll hoch darauf zu liegen
                                 kommt. Das Wasser, welches der Thon enthaͤlt, sezt sich nach und nach
                                 daraus ab, und durchdringt den Zuker, wobei es den noch darin
                                 zuruͤkgebliebenen und troken gewordenen Syrup aufloͤst und damit
                                 vermischt aus der untern Formoͤffnung abfließt, wodurch die
                                 Entfaͤrbung des Zukers bewerkstelligt wird.
                              Nach etwa 8 Tagen, wenn sich der Thon vom Rande der Form geloͤset hat und
                                 troken geworden ist, nimmt man ihn ab, gibt wieder frischen Thonbrei auf und
                                 wiederholt solches, bis der Zuker ganz weiß geworden ist.
                              Wenn man nun das Deken nicht weiter fortsezen will, nimmt man, nachdem kein Syrup
                                 mehr abtroͤpfelt, den Hut aus der Form und stellt ihn neben einen
                                 geheizten Ofen, bis er voͤllig troken und hart geworden ist.
                              Der durch das Deken abfließende Syrup ist sehr schoͤn und reinschmekend,
                                 muß aber, weil er duͤnnfluͤssig ist, bis zur gewoͤhnlichen
                                 Syrupsdike eingekocht werden, wenn er lange aufbewahrt werden soll.
                              Auch das Raffiniren des Ruͤbenzukers laͤßt sich in
                                 laͤndlichen Haushaltungen, ohne noch andere als die beschriebenen
                                 Geraͤthschaften zu beduͤrfen, recht gut ausfuͤhren; da es
                                 aber im Kleinen nicht mit Vortheil geschehen kann, auch die Dauer dieser
                                 Beschaͤftigung einer Haushaltung in mancher Hinsicht laͤstig wird,
                                 und daher wohl keine Anwendung finden moͤchte, zumal da der nach dem
                                 Deken erhaltene Zuker von so guter Beschaffenheit ist, daß er sich sowohl zum
                                 eigenen Gebrauch als auch zum Verkauf eignet: so duͤrfte eine
                                 Beschreibung des Verfahrens bei der Raffination des Ruͤbenzukers hier
                                 uͤberfluͤssig seyn.
                              Da die Bereitung des Kandiszukers in Haushaltungen von ganz besonderm Nuzen, und
                                 die Darstellung desselben nur mit geringer Muͤhe und wenig Zeitverlust
                                 verknuͤpft ist, so moͤchte die hier zum Schluß folgende kurze
                                 Anleitung zur Verfertigung desselben noch von Werth seyn.
                              
                           
                              
                              12. Bereiten des
                                    Kandiszukers.
                              Die Krystallisirgefaͤße, welche zur Kandisbereitung erforderlich sind,
                                 koͤnnen von Kupfer, Messing oder Weißblech seyn, auch ist es
                                 gleichguͤltig, ob sie eine vierekige, laͤngliche oder runde
                                 Gestalt haben; um aber das Ausbrechen des Kandiszukers zu erleichtern, ist es
                                 gut, wenn der Boden etwas kleiner ist als der obere offene Theil des
                                 Gefaͤßes. Eine angemessene Groͤße und Form erhaͤlt ein
                                 solches Gefaͤß, wenn es etwa 18 Zoll lang, 12 Zoll breit und 10 Zoll hoch
                                 gemacht wird. Es muß wasserdicht seyn, damit kein Syrup durchsikern kann. Zwei
                                 einander gegenuͤberstehende Waͤnde dieses Gefaͤßes werden
                                 nun in geraden Reihen mit ganz kleinen, 2 Zoll von einander abstehenden
                                 Loͤchern durchbohrt, durch welche man Zwirnfaͤden zieht, welche so
                                 durch den innern Raum gehen, daß sie parallele Reihen bilden. Nachdem nun noch
                                 die durchbohrten Waͤnde nach Außen mit Papier beklebt sind, damit kein
                                 Syrup durch die kleinen Loͤcher dringen kann, ist das Gefaͤß zum
                                 Auffuͤllen vorbereitet.
                              Der zur Kandisbereitung bestimmte filtrirte Syrup (Klaͤrse) wird
                                 gleichfalls in der Kasserolle bis zum Krystallisationspunkt eingekocht, wie es
                                 unter 9, beim Einkochen des Syrups beschrieben ist. Hat nun die genommene
                                 Wasserprobe den eingetretenen Krystallisationspunkt angezeigt, so wird die
                                 eingekochte Klaͤrse sogleich aus der Kasserolle in das eben beschriebene
                                 Krystallisationsgefaͤß gegeben, welches vorher erwaͤrmt werden
                                 muß. Hiebei darf kein Umruͤhren stattfinden, indem sonst die Masse
                                 koͤrnig werden wuͤrde.
                              Das Einkochen der Klaͤrse muß wo moͤglich in mehreren Kasserollen
                                 zugleich geschehen, oder aber schnell hintereinander vorgenommen werden, damit
                                 das Auffuͤllen des Gefaͤßes nicht zu lange unterbrochen werde,
                                 indem sonst die ersten Aufguͤsse zu sehr abkuͤhlen, ehe die
                                 folgenden Kochsel hinzukommen, welches der regelmaͤßigen Krystallisation
                                 schaden wuͤrde.
                              Nachdem das Gefaͤß gefuͤllt ist, wird es in den geheizten Raum
                                 gestellt, wo es gegen Zugluft und Staub geschuͤzt seyn muß und nicht
                                 beruͤhrt oder bewegt werden darf. In etwa 10 bis 14 Tagen hat sich der
                                 Zuker in festen Krystallen theils an die Faͤden und theils an die
                                 Waͤnde und den Boden des Gefaͤßes angesezt. Nun wird der wenige
                                 noch fluͤssige Syrup abgegossen, die Krystalle mit reinem Wasser
                                 abgespuͤlt und der Kandis herausgebrochen und getroknet.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
