| Titel: | Verbesserungen in der Fabrication von eisenblausaurem Kali, nebst einem Verfahren eine Berlinerblau-Auflösung und eine Cochenillelak-Auflösung zu bereiten, worauf Henry Stephen in Charlotte-Street, Grafschaft Middlesex und Ebenezer Nash in Buross-Street in derselben Grafschaft, am 18. April 1837 in England ein Patent erhielten. | 
| Fundstelle: | Band 71, Jahrgang 1839, Nr. XLVI., S. 227 | 
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                        XLVI.
                        Verbesserungen in der Fabrication von
                           eisenblausaurem Kali, nebst einem Verfahren eine Berlinerblau-Aufloͤsung
                           und eine Cochenillelak-Aufloͤsung zu bereiten, worauf Henry Stephen in
                           Charlotte-Street, Grafschaft Middlesex und Ebenezer Nash in Buross-Street in
                           derselben Grafschaft, am 18. April 1837 in
                           England ein Patent erhielten.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Jan. 1837,
                              S. 50.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Stephen's und Nash's Berlinerblau- und
                           Cochenillelak-Aufloͤsung.
                        
                     
                        
                           Unsere Erfindungen bestehen:
                           1) in einem verbesserten Verfahren eisenblausaures Kali und Natron zu fabriciren;
                           2) in einer Methode das Berlinerblau aufloͤslich zu machen, so daß es zum
                              Faͤrben, Malen und zur blauen Schreibtinte anwendbar wird;
                           3) in einer Methode das Pigment der Cochenille und des Lakdye mit Thonerde so zu
                              verbinden, daß man eine zum Schreiben, Malen und Faͤrben anwendbare
                              schoͤn rothe Fluͤssigkeit erhaͤlt;
                           4) in einem Verfahren mit obiger Berlinerblau-Aufloͤsung und
                              alkalischen Lakaufloͤsungen Kohle so zu verbinden, daß man eine Schreibtinte
                              erhaͤlt, welche durch chemische Agentien nie ganz ausgeloͤscht werden
                              kann.
                           
                        
                           
                           Bereitung des eisenblausauren Kalis
                                 (Blutlaugensalzes).
                           Unsere Verbesserung besteht darin, daß wir die gasfoͤrmigen Producte, welche
                              man bei der Bereitung des eisenblausauren Kalis oder Natrons gewoͤhnlich in
                              die Luft entweichen laͤßt, so benuzen, daß man aus einer gegebenen Menge
                              thierischer Substanz mehr blausaures Salz erhaͤlt. Dieß wird durch die
                              Beschreibung. der Zeichnung klar werden.
                           Fig. 67 zeigt
                              den Apparat, um das beim Schmelzen von thierischer Substanz mit Alkali sich
                              entbindende Gas in blausaures Salz zu verwandeln. a ist
                              das mit Alkali und thierischer Substanz beschikte eiserne Gefaͤß (Topf),
                              welches bis zum schwachen Rothgluͤhen erhizt wird. Dasselbe hat einen
                              beweglichen Dekel, welcher zur Feit der Operation auflutirt seyn muß, aber
                              weggenommen und auf ein anderes Gefaͤß b gesezt
                              werden kann, indem man das Gefuͤge an der Roͤhre c auseinander nimmt; auf diese Weise kann man
                              naͤmlich den Dekel des Gefaͤßes a zugleich
                              mit der Verbindungsroͤhre c herumdrehen. Die
                              Roͤhre c dient dazu, die gasfoͤrmigen
                              Products, welche bei der Zersezung der thierischen Substanz in den Toͤpfen
                              a und b entstehen, in
                              ein cylindrisches Gefaͤß d zu leiten, welches
                              durch einen darunter befindlichen Ofen h erhizt wird.
                              Dieses Gefaͤß d muß mit Alkali beschikt und
                              waͤhrend der Operation in voller Rothgluͤhhize gehalten werden. e ist eine Roͤhre, welche von dem cylindrischen
                              Gefaͤß in ein verschlossenes Gefaͤß f
                              fuͤhrt, worin sich eine Aufloͤsung von Alkali befindet. Dieses
                              Gefaͤß ist mit einer Ausstroͤmungsroͤhre oder einem Brenner g versehen, welcher bloß als Probirhahn dient, um die
                              Beschaffenheit des Gases ermitteln zu koͤnnen. i,
                                 i sind Oefen unter den Gefaͤßen oder Toͤpfen a und b. Das in der Retorte
                              a erzeugte Gas streicht durch die
                              Verbindungsroͤhre c in den Cylinder d, wo es mit dem in Fluß befindlichen Alkali
                              zusammentrifft und sich mir demselben bis auf einen gewissen Grad verbindet,
                              eisenblausaures Kali oder Natron bildend. Diejenigen Antheile des Gases, welche sich
                              nicht mit dem Alkali verbinden, gelangen durch die Roͤhre e in das verschlossene Gefaͤß f, und was von dem Oase sich nicht mit der darin
                              enthaltenen alkalischen Loͤsung vereinigen kann, tritt durch die
                              Roͤhre g aus. Um sich von dem Zustand der
                              Operation zu uͤberzeugen, zuͤndet man den Gasstrom am Ende dieser
                              Roͤhre an, denn wenn es aufhoͤrt leicht fortzubrennen, muß man die
                              Verbindung zwischen dem Topf a und Cylinder d unterbrechen, indem man den Dekel mit dir
                              Roͤhre c umdreht und auf den bereits mit Alkali
                              und thierischer Substanz beschikten Topf b lutirt,
                              worauf die Destillation wie vorher fortgesezt wird. Nachdem die gasfoͤrmigen
                              Producte von verschiedenen Beschikungen durch den das Alkali enthaltenden Cylinder d gegangen sind, oͤffnet man denselben, entleert
                              seinen Inhalt, aus rohem eisenblausaurem Kali oder Natron bestehend, in ein eisernes
                              Gefaͤß und laugt ihn nach dem Erkalten auf gewoͤhnliche Welse mit
                              kaltem Wasser aus. Die weitere Zersezung der in dem Topf a enthaltenen thierischen Substanz kann nun gerade so wie sonst bei
                              Bereitung von Blutlaugensalz in offenen Gefaͤßen fortgefuͤhrt werden,
                              indem man naͤmlich die Hize steigert und die Masse wie gewoͤhnlich
                              umruͤhrt. Dieses Verfahren laͤßt sich abwechselnd mit den zwei
                              Toͤpfen a und b
                              wiederholen, indem man naͤmlich die Beschikung in dem einen
                              vollstaͤndig zersezt, waͤhrend der andere der niedrigeren Temperatur
                              ausgesezt ist und dessen Daͤmpfe in die Retorte oder das Gefaͤß c uͤbergehen.
                           Anstatt die Gasarten in schmelzendes Alkali zu leiten, um dadurch rohes
                              eisenblausaures Salz zu erhalten, kann man auch einen offenen kegelfoͤrmigen
                              Kamin, welcher mit einem falschen Boden oder Rost oder einer durchloͤcherten
                              Platte versehen ist, worauf man trokene Potasche oder Soda legt, uͤber das
                              eiserne Gefaͤß stuͤrzen, so daß das in lezterem erzeugte Gas die
                              Alkalischichte im Kamin durchstreicht. Dieß zeigt die Durchschnittszeichnung Fig. 68, worin
                              E der Kamin oder offene Kegel ist, welcher auf dem
                              Topf F aufgesezt wird, um die Flamme aufwaͤrts zu
                              leiten und G die durchloͤcherte Platte an der
                              Basis des Kegels E. Auf dieser Platte wird eine Schichte
                              von trokener Potasche oder Soda ausgebreitet, und waͤhrend das Gas dieselbe
                              durchstreicht, wird sich ein Theil davon mit dem Alkali verbinden. Der Kegel mit der
                              Alkalischichte kann weggenommen werden, wenn die Flamme schwach zu brennen
                              anfaͤngt, worauf man ihn entweder zur Benuzung bei den folgenden Beschikungen
                              bei Seite stellt oder seinen Inhalt in den Topf ausleert und mit der darin
                              befindlichen Masse wie gewoͤhnlich fortschmilzt.
                           
                        
                           Verfahren eine Berlinerblau-Aufloͤsung zu
                                 bereiten.
                           Man uͤbergießt kaͤufliches Berlinerblau in einem irdenen Gefaͤß
                              mit soviel Salzsaͤure, daß es davon bedekt ist; anstatt der Salzsaͤure
                              kann man auch Schwefelsaͤure anwenden, diese muß man aber, sobald das
                              Berlinerblau dadurch weiß geworden ist, mit beilaͤufig ihrem gleichen Volum
                              Wasser verduͤnnen. Das Berlinerblau laͤßt man 24 bis 48 Stunden in der
                              Saͤure, worauf man die Masse mit sehr viel Wasser verduͤnnt und von
                              Zeit zu Zeit umruͤhrt, damit sich die Eisensalze aufloͤsen. Man
                              laͤßt hierauf das Ganze stehen, bis sich die Farbe abgesezt hat, worauf man
                              die klare Fluͤssigkeit mit einem Heber abzieht, frisches Wasser zugießt und
                              das Blau durch Decantiren so lange aussuͤßt, bis die daruͤberstehende Fluͤssigkeit beim
                              Probiren mit Blutlaugensalz sich nicht mehr blau faͤrbt und folglich keinen
                              Eisengehalt mehr zeigt; man bringt hierauf das Blau auf ein Filter und laͤßt
                              es vollstaͤndig abtropfen.
                           Um das so vorbereitete Berlinerblau aufzuloͤsen, versezen wir es mit
                              Kleesaͤure und reiben es damit gut an, worauf wir es von Zeit zu Zeit mit ein
                              wenig kaltem Wasser (am besten destillirtem) versezen, bis eine concentrirte oder
                              auch eine verduͤnnte Aufloͤsung desselben erzielt ist. Um eine
                              concentrirte Berlinerblau-Aufloͤsung zu bereiten, braucht man
                              gewoͤhnlich soviel Kleesaͤure, als dem sechsten Theil der
                              urspruͤnglich angewandten Berlinerblau-Quantitaͤt entspricht;
                              bei Bereitung einer verduͤnnten Berlinerblau-Aufloͤsung ist
                              aber mehr Kleesaͤure noͤthig.
                           Berlinerblau, welches nicht auf die angegebene Weise vorbereitet wurde, braucht bei
                              weitem mehr Kleesaͤure zur Aufloͤsung, naͤmlich sein doppeltes
                              oder dreifaches Gewicht, und selbst dann schlaͤgt es sich in der Ruhe
                              großentheils nieder; das nach unserem Verfahren behandelte hingegen schlaͤgt
                              sich nicht nieder, sondern bleibt vollkommen aufgeloͤst.
                           Die Aufloͤsung des Berlinerblau in Kleesaͤure eignet sich sehr gut
                              nicht nur zum Faͤrben der Wolle, Seide, Baumwolle, Leinwand und des Papiers,
                              sondern auch zur Bereitung einer blauen Schreibtinte, die sich sowohl fuͤr
                              Stahlfedern als Gaͤnsekiele anwenden laͤßt.
                           
                        
                           Bereitung der
                                 Cochenillelak-Aufloͤsung.
                           Um mit dem Pigment der Cochenille oder des Lakdyes eine schoͤn rothe
                              Aufloͤsung zu bereiten, loͤsen wir in kochendem Wasser eine
                              Quantitaͤt Soda, Potasche oder kohlensaures Ammoniak auf, indem wir nach und
                              nach das doppelte Gewicht gepulverten, rohen Thon zusezen. Nachdem das Aufbrausen
                              aufgehoͤrt hat, gießen wir die klare Fluͤssigkeit ab oder filtriren
                              sie von dem Unaufgeloͤsten ab; dieselbe wird dann dem Maaße nach mit der
                              Haͤlfte einer Aufloͤsung von reiner oder phosphorsaurer Thonerde in
                              Kleesaͤure versezt, welche man erhaͤlt, indem man frisch
                              gefaͤllte reine oder phosphorsaure Thonerde in feuchtem Zustande mit soviel
                              Kleesaͤure versezt, als zu ihrer Aufloͤsung noͤthig ist.
                              Endlich wird die Mischung nach dem Erkalten mit soviel zerriebener oder gepulverter
                              Cochenille versezt, als der gewuͤnschten Faͤrbung entspricht, und
                              nachdem man sie 48 Stunden damit stehen ließ, zum Gebrauch durchgeseiht.
                           
                        
                           Verfahren die Berlinerblau-Aufloͤsung etc. zur
                                 Schreibtinte zu benuzen.
                           Um die Berlinerblau-Aufloͤsung zu einer, durch chemische Reagentien
                              nicht ganz ausloͤschbaren Schreibtinte zu benuzen, verfaͤhrt man folgendermaßen: man
                              vermischt ungefaͤhr gleiche Theile kohlensaures Kali (Potasche oder Soda) und
                              Schellak oder Harz, sezt eine angemessene Menge Wasser zu und kocht, bis sich die
                              harzige Substanz großen Theils aufgeloͤst hat. Hierauf ruͤhrt man die
                              Aufloͤsung in einem Moͤrser mit der noͤthigen Menge
                              Lampenschwarz an und vermischt endlich die so erhaltene schwarze Fluͤssigkeit
                              mit der Berlinerblau-Aufloͤsung oder irgend einer alkalischen
                              Pigmentloͤsung.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
