| Titel: | Bericht der von dem Franklin Institute in Philadelphia niedergesezten Commission zur Prüfung der Explosionen der Dampfkessel. Zweiter Theil. | 
| Fundstelle: | Band 71, Jahrgang 1839, Nr. LII., S. 258 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LII.
                        Bericht der von dem Franklin
                              Institute in Philadelphia niedergesezten Commission
                           zur Pruͤfung der Explosionen der Dampfkessel. Zweiter Theil.Man findet den ersten experimentellen Theil dieses Berichtes im polyt. Journal
                                 Bd. LXI. S. 324 u. f. Der dritte
                                 Theil, welcher speciell den uͤber die Staͤrke verschiedenen
                                 Kesselmateriales angestellten Versuchen gewidmet ist, wird demnaͤchst
                                 nachfolgen, so daß unsere Leser dann saͤmmtliche, dieser hoͤchst
                                 schaͤzenswerthen Documente in Haͤnden haben. A. d. R
                           
                        Im Auszuge aus dem Franklin Journal im Mechanics' Magazine,
                              No. 698 u. f.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
                        Bericht uͤber die Explosionen der Dampfkessel.
                        
                     
                        
                           Die Commission unterzog sich dem ihr gewordenen Auftrage im Gefuͤhle hoher
                              Verantwortlichkeit, einerseits wohl erwaͤgend, wie dringend es sey, die
                              Ursachen zu erforschen, durch welche die Explosionen, die jaͤhrlich vielen
                              Menschen den Untergang bereiten, hervorgerufen werden, andererseits aber auch
                              gebuͤhrend beruͤksichtigend, welche nachtheilige Folgen ein
                              unzwekmaͤßiges Eingreifen in einen Industriezweig, dem die Wohlfahrt unseres
                              Vaterlandes so viel verdankt, haben muͤßte. Sie glaubte, daß das durch
                              Haͤufung der Ungluͤksfaͤlle aufgeschrekte Publicum nur durch
                              die Nachweisung beruhigt werden koͤnnte, daß diese
                              Ungluͤksfaͤlle nicht nothwendig mit der Anwendung des Dampfes
                              verbunden, sondern lediglich die Folgen einer mangelhaften Regulirung seiner Kraft
                              oder vorherzusehender und folglich auch zu verhuͤtender Zufaͤlle
                              sind.
                           Die Commission meint, durch die Versuche, welche sie anzustellen in Stand gesezt war,
                              nicht nur einige der Ursachen der Explosionen dargethan, sondern auch, was von eben
                              so großem Werthe ist, gezeigt zu haben, was nicht unter diese Ursachen
                              gezaͤhlt werden kann. Sie hofft hiedurch von manchen falschen Hypothesen
                              zuruͤkgebracht, und Winke gegeben zu haben, auf welchem Wege der
                              Erfindungsgeist nuͤzliche Thaͤtigkeit entfalten kann. Sie bedauert,
                              daß der auf die Staͤrke der Materialien bezuͤgliche Theil ihres
                              Berichtes verschiedener, nicht wohl zu beseitigender Umstaͤnde wegen
                              unvollstaͤndig bleiben mußte; hofft aber spaͤter auch diesen Theil zu
                              ergaͤnzen.
                           Die Commission suchte durch Pruͤfung der uͤber die einzelnen
                              Explosionen erstatteten Berichte und die daruͤber verbreiteten Schriften
                              uͤber die zeitweisen wahrscheinlichen veranlassenden Ursachen
                              Aufschluͤsse zu
                              sammeln. Leider stieß sie aber hiebei auf viele Schwierigkeiten; theils weil
                              diejenigen, durch deren Mißverhalten das Ungluͤk hervorgerufen wurde,
                              gewoͤhnlich selbst als Opfer fielen; theils weil die, welche mit dem Leben
                              davon kamen, haͤufig nicht die gehoͤrigen Aufschluͤsse zu geben
                              im Stande, oder von vorgefaßten Meinungen befangen waren. Die Commission
                              waͤhlte deßhalb von allen diesen Erzaͤhlungen nur jene aus, welche
                              bestimmte Thatsachen enthielten, und konnte dieß um so mehr thun, als sie selbst von
                              keiner, im Voraus aufgestellten Theorie geleitet wurde.
                           Die Commission weiß sehr wohl, daß sie ihren Gegenstand nicht erschoͤpft hat;
                              sie ist aber auch der Ueberzeugung, unsere dermaligen Kenntnisse von demselben
                              gefoͤrdert zu haben. Sie hat den Ursachen, welche die vom englischen
                              Parlamente niedergesezte Commission im Jahre 1817 ermittelte, und die sich auf
                              fehlerhaften Bau, fehlerhaftes Material und uͤbermaͤßigen, aber
                              gradweise gesteigerten Druk beschraͤnken, noch einige andere nicht minder
                              wichtige und ebenso erwiesene hinzugefuͤgt; und glaubt, daß es erst dann,
                              wenn die wohlbekannten Ursachen beseitigt, Zeit seyn duͤrfte, sich mit den
                              anderen mehr verborgenen zu beschaͤftigen, wenn es ja solche geben
                              sollte.
                           Die Commission wird in ihrem gegenwaͤrtigen Berichte einzeln jene
                              Umstaͤnde pruͤfen, welche sie fuͤr die naͤchsten
                              Ursachen der Dampfkessel-Explosionen halten zu muͤssen glaubt; sie
                              wird ebenso die dagegen vorgeschlagenen Schuzmittel reiflich erwaͤgen; den
                              mit dem Baue der Dampfboote Beschaͤftigten einige auf diese Untersuchungen
                              gegruͤndete Anweisungen geben; und endlich auch einige Gesezesbestimmungen in
                              Vorschlag bringen. Es handelt sich nicht mehr um die Frage: ob leztere gegeben
                              werden sollen, sondern nur um das Wie. In England und in Frankreich hatten die von
                              der obersten Behoͤrde erlassenen Bestimmungen bereits vielfache gute Folgen;
                              und auch wir Amerikaner duͤrfen solche von ihnen erwarten. Weder die
                              Unternehmungen des Mechanikers, noch jene des Speculanten werden hiedurch eine
                              Beschraͤnkung erleiden, sondern beide werden vielmehr durch die
                              groͤßere Sicherheit, die dem Publicum geboten ist, gesteigert werden.
                           Was nun die Ursachen der Explosionen anbelangt, so gedenkt die Commission, dieselben
                              unter folgenden Abschnitten abzuhandeln.
                           I. Explosionen in Folge uͤbermaͤßigen, aber gradweise gesteigerten
                              Drukes im Kessel.
                           II. Explosionen in Folge von uͤberhiztem Metalle der Kessel.
                           III. Explosionen in Folge fehlerhaften Baues der Kessel oder der dazu
                              gehoͤrigen Theile.
                           IV. Explosionen in Folge von Nachlaͤssigkeit oder Unwissenheit der mit der
                              Bedienung der Kessel Beauftragten.
                           
                           V. Einsinken der Kessel oder Feuerzuͤge in Folge einer in deren Innerem
                              entstandenen Verduͤnnung oder Verminderung des Drukes.
                           
                        
                           I. Von den Explosionen in Folge
                                 uͤbermaͤßigen, jedoch allmaͤhlich gesteigerten inneren
                                 Drukes.
                           1. Die in diesem Abschnitt zu besprechende Ursache der Explosionen gehoͤrt zu
                              den natuͤrlichsten und wahrscheinlich auch zu den am haͤufigsten
                              vorkommenden. Man sollte zwar meinen, daß ein Kessel von niederem Druke mittelst des
                              Sicherheitsventils, welches sich bestaͤndig an ihm findet, und mittelst des
                              so leicht anwendbaren Queksilbermanometers gegen diese Art der Explosion
                              geschuͤzt bleiben sollte; allein dem ist und war nie so, weßhalb denn auch
                              das englische Parlament sich im Jahre 1817 speciell mit dieser Ursache
                              beschaͤftigte und eigene hierauf bezuͤgliche Verordnungen erließ.
                           2. Daß ein allmaͤhlich gesteigerter innerer Druk die heftigsten Explosionen
                              erzeugen koͤnne, ist sowohl durch viele Faͤlle, in denen die Explosion
                              mit groͤßter Wahrscheinlichkeit durch diese Veranlassung entstand, als auch
                              durch die directen Versuche der Commission zur Genuͤge erwiesen. Auch sind
                              mit Bestimmtheit einige Faͤlle ermittelt, in denen eine schwache Stelle am
                              Kessel als Sicherheitsventil wirkte: ein gluͤklicher Zufall, der nichts
                              weniger als dazu verleiten darf, eine oder die andere duͤnnere Platte zum
                              Baue des Kessels zu verwenden. Die haͤufig verbreitete Meinung, daß ein
                              Kessel nicht berste, so lange er gehoͤrig mit Wasser gespeist wird, ist ganz
                              unhaltbar und von verderblichen Folgen.
                           3. Alles berechtigt uns, die Ursache der heftigsten Explosionen entweder in einem
                              Fehler des Apparates, durch den ein uͤbermaͤßiger Druk
                              verhuͤtet werden soll, oder in einer unzwekmaͤßigen Benuzung desselben
                              zu suchen. Es ist klar erwiesen, daß die mit der Bedienung der Maschinen Betrauten
                              nicht nur bisweilen die Schuzmittel vernachlaͤssigen, sondern sie sogar
                              absichtlich unwirksam machen.
                           4. Wenn der fuͤr die Kessel von niederem Druke erfundene Sicherheitsapparat
                              unwirksam gemacht werden konnte, so haͤtte dagegen der Kessel von hohem Druke
                              mit besonderen Schwierigkeiten zu kaͤmpfen. Man kennt bisher noch keinen
                              Manometer, der sich gut an ihm anbringen laͤßt. Der offene wuͤßte eine
                              uͤbermaͤßige Hoͤhe haben, oder waͤre wegen seiner
                              Schlangenform laͤstig; der geschlossene dagegen muͤßte sehr genau
                              gearbeitet seyn, und wuͤrde uͤberdieß auch wegen der in ihm
                              eingeschlossenen Luft einer Correction beduͤrfen. Ein graduirtes
                              Sicherheitsventil gaͤbe allerdings dem Maschinisten einigen Aufschluß; und
                              eines solchen bediente man sich auch wirklich bisweilen. Der Maschinist einer
                              Locomotive, an der man sich in Verbindung mit den Sicherheitsventilen auch der Federwagen
                              bedient, kann in jedem Augenblike den in seinem Kessel bestehenden Druk angeben. Es
                              steht allerdings in seiner Macht, das Sicherheitsventil selbst dann niederzuhalten,
                              wenn der Druk im Kessel bereits einen uͤbermaͤßigen Grad erreicht hat;
                              allein in diesem Falle werden wahrscheinlich nur er und seine Gehuͤlfen die
                              Opfer dieses Mißbrauches werden.
                           5. Ein uͤbermaͤßiger Druk entstand zuweilen auch durch Adhaͤsion
                              des Sicherheitsventilen Dieser Fall ereignete sich z.B. auf dem den Hudson
                              befahrenden Dampfschiffs „Legislator.“ Der Queksilbermanometer
                              deutete einen uͤbermaͤßigen Druk im Kessel an, ohne daß sich das
                              Ventil bewegte. Der Maschinist suchte es vergeblich mit einem Strike aufzuziehen; er
                              walzte, als dieß nicht half, das Belastungsgewicht naͤher gegen den
                              Stuͤzpunkt; und suchte, als auch dieß nicht fruchtete, das Ende des Hebels
                              mit all seiner Kraft emporzuheben. In diesem Augenblike oͤffnete sich das
                              Ventil mit einem lauten Knalle, und der Dampf stroͤmte laͤngere Zeit
                              uͤber aus, bevor sein Druk auf den gewoͤhnlichen Grad herabsank.Man findet den Bericht hieruͤber im Franklin
                                       Journal. Bd. V. S. 355. A.
                                    d. O.
                              
                           6. Es unterliegt kaum einem Zweisiel, daß hier das Ventil in seinen Siz eingerostet
                              war, oder daß es durch Eintroknen von Oehl oder anderen Stoffen festgeklebt gewesen.
                              Der Heizer, dessen Pflicht es war, das Ventil von Zeit zu Zeit aufzuheben,
                              haͤtte dieß offenbar vernachlaͤssigt; er ließ die Stange des
                              Queksilbermanometers bis zur Deke des Kessels emporsteigen, ohne den Maschinisten
                              hievon zu benachrichtigen, und waͤre dieser nicht durch den raschen Gang der
                              Maschine aufmerksam gemacht worden, so haͤtte unstreitig diese
                              Nachlaͤssigkeit mehrere Menschen ums Leben gebracht.
                           7. Die Versuche, welche Clement Desormes anstellte, und
                              bei denen er fand, daß Scheiben, welche vor einer Oeffnung, bei der die Luft
                              gewaltsam austritt, angebracht sind, sich ihr anzunaͤhern streben, bewogen
                              ihn, das Sicherheitsventil ganz zu verdammen, und zwar namentlich, wenn es die
                              Scheibenform hat.Erklaͤrungen hiefuͤr und, Bemerkungen daruͤber findet
                                    man von Hrn. John
                                       Perkins im Franklin Journal
                                    Bd. IV. S. 252, im London Journal
                                    Bd. XIII. S. 275, von Dr. Hare im Franklin
                                       Journal
                                    Bd. II. S. 58; von James Espis in demselben Bde. S. 59, und von Asa Spencer ebendaselbst, S. 61 und 203. A. d. O. Die Commission stimmt dieser Ansicht nicht beiDie Commission stimmt hierin mit dem uͤberein, was Arago im Annuaire d. Bur.
                                       longitud. 1830, S. 157 aufstellte. A. d. O., indem dieses Bestreben selbst unter den demselben guͤnstigsten Umstaͤnden sehr
                              beschraͤnkt ist, und indem ihm leicht durch eine Vorrichtung, welche, wenn
                              ein Sicherheitsventil gehoben wird, das Gewicht vermindert, entgegengewirkt werden
                              kann. Ueberdieß hat auch das zwischen dem Flaͤchenraume der Scheibe und jenem
                              der Muͤndung bestehende Verhaͤltniß einen Einfluß hierauf. Ueberhaupt
                              ist dieses Bestreben in der Praxis viel geringer, als es sich bei den von Hrn.
                              Clement angestellten
                              Versuchen zeigte, wie dieß aus den Beobachtungen des Hrn. Hachette und der HHrn. Hopkins und Roberts in Manchester hervorgeht.Hachette, der diesen Gegenstand genau
                                    pruͤfte, zeigte die Wirkung der relativen Proportionen der Scheiben.
                                    Wenn die eine nicht mehrere Male groͤßer ist als die andere, so ist
                                    es unmoͤglich, den Bedingungen des Problemes zu entsprechet. (Annales de Chimie et de Phys. Bd. XXXV. S. 44.)
                                    Die Commission, welche diesen Gegenstand in Hinsicht auf die Dampfmaschine
                                    zu untersuchen haͤtte, und welche aus den HHrn. Biot, Poisson und Navier bestand, stellte einen Versuch
                                    an, bei dem mit einer Scheibe, deren Durchmesser beinahe 6 Mal
                                    groͤßer war, als jener der Oeffnung, und bei einem Dampfdruke von
                                    beilaͤufig 2,8 Atmosphaͤren die Neigung zur Adhaͤrenz
                                    nur ein halbes Pfund betrug, wenn die Scheibe 0,01 Zoll von der Oeffnung
                                    entfernt war. (Annal. de Chim. et de Phys. Bd.
                                    XXXVI. S. 70.) – Bei den Versuchen der HHrn. Hopkins und Roberts betrug bei einem Druke der
                                    ausstroͤmenden Luft, welcher um 0,05 einer Atmosphaͤre
                                    groͤßer war als der atmosphaͤrische Druk, die Totalneigung zur
                                    Adhaͤsion im Maximum nur 0,005 einer Atmosphaͤre, und zwar bei
                                    einer Muͤndung von 2 3/8 Zoll und einer Scheibe von 6 Zoll im
                                    Durchmessen Mit einer Scheibe von 8 Zoll Durchmesser war die Totalneigung
                                    von 32 Unzen Avoirdup. auf 48 Unzen gestiegen; an Scheiden von 4 1/2 Zoll
                                    Durchmesser und darunter war, wenn die Ausflußmuͤndung dieselbe
                                    blieb, gar nichts mehr von einer solchen Neigung zu bemerken. (Manchester Transactions, Vol. 5. N. S. Franklin Journal, Vol. X. p. 88.) A. d.
                                    O. Wenn aber dem Ventile eigens solche Dimensionen gegeben worden, daß diese
                              Wirkung in vollem Maaße Statt finden kann, so wird durch eine Vergroͤßerung
                              seines Flaͤchenraumes doch gaͤnzlich abgeholfen werden. Man schlug
                              mehrere Mittel zur Verminderung des beim Emporsteigen eines Sicherheitsventils
                              wirkenden Gewichtes vor; wozu namentlich jenes gehoͤrt, dessen sich die HHrn.
                              Arago und Dulong bei ihren Versuchen
                              uͤber die Spannkraft des Dampfes bei verschiedenen Temperaturen bedienten, so
                              wie auch jenes, welches Hr. L. Hebert empfahl.An diesen Vorrichtungen, von denen man erstere in den Annales de Chimie et de Phys. Vol. XLIII.; leztere hingegen unter
                                    Nr. IX. der Replies to Circular of Committee on
                                       Explosions beschrieben findet, rollt das Gewicht gegen den
                                    Stuͤzpunkt, wenn sich das Ventil oͤffnet. Bei jener der HHrn.
                                    Arago und
                                    Dulong befand sich
                                    an jener Seite des Stuͤzpunktes, die der, an welcher das das Ventil
                                    niederhaltende Gewicht angebracht war, gegenuͤber lag, ein Arm mit
                                    einem Gewichte, welches sich beim Oeffnen des Ventiles von dem
                                    Stuͤzpunkte wegrollte. A. d. O. Die Commission glaubt, daß dieses Mittel, obschon es so lange Alles in guter
                              Ordnung ist, gute Dienste leisten wird, bei laͤngerem Gebrauche seine
                              Wirksamkeit verlieren duͤrfte. Sie gibt fuͤr die Praxis einer
                              Vorrichtung, welche mit der zweiten von Hebert empfohlenen Form
                              Aehnlichkeit hat, den Vorzug; denn da an dieser der Hebel gebogen ist, so vollbringt
                              er dieselbe Wirkung, ohne daß das Gewicht beweglich zu seyn braucht. Die Commission
                              empfiehlt deßhalb einen gehoͤrig geformten Hebel dieser Art. Das
                              uͤbliche Durchfuhren des Stieles des Sicherheitsventils durch eine
                              Stopfbuͤchse sollte nie geduldet werden, da es nur die Wirkung des Ventiles
                              beeintraͤchtigen kann. Je mehr saͤmmtliche Theile des Apparates der
                              Einsicht offen stehen, desto besser.
                           9. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Form des Sicherheitsventiles einen
                              wesentlichen Einfluß auf die Sicherheit seines Spieles hat. Das Scheibenventil ward
                              schon fruͤhzeitig empfohlen; allein da es sehr genau gearbeitet seyn muß,
                              wenn es gut schließen soll, so blieb dessen Anwendung beschraͤnkt; vielleicht
                              duͤrften auch die Versuche Clement's zu seinem Nachtheile gewirkt haben. Der gewoͤhnlich
                              gebraͤuchliche Kegel laͤßt sich allerdings, wenn er vollkommen in
                              seinen Siz paßt, leichter dampfdicht machen; allein gerade hieraus folgt ein Einwurf
                              gegen denselben. Kein Druk kann, wenn die Scheibe und der fuͤr sie bestimmte
                              Siz rein ist, das Scheibenventil verhindern Dampf auszulassen, ausgenommen beide
                              sind so abgerieben, daß sie in einander passen. Die Commission nahm bei ihren
                              Versuchen diese Art von Ventil an, und beobachtete in keinem Falle eine
                              außerordentliche Adhaͤsion. Waͤhrend dieser Versuche wurde der der
                              Oeffnung des Ventiles bei seinen verschiedenen Belastungen entsprechende Dampfdruk
                              durch den Dampfmesser oder durch die Temperatur des im Kessel befindlichen Wassers
                              angedeutet. Es wurden keine anderen Mittel angewendet als solche, um das Ventil gut
                              dienstfaͤhig zu erhalten; ließ es wegen Ansammlung von Schmuz aus, so war es
                              leicht durch dessen Einreibung in seinen Siz seine Diensttauglichkeit wieder
                              herzustellen. Wir bedienten uns zweier Ventile von einer und derselben Form; aus
                              einer Vergleichung des berechneten, durch die Belastung des Ventiles bedingten
                              Drukes mit jenem Druke, bei dem das Ventil entweder ganz aufstieg, oder so stark
                              ausließ, daß eine groͤßere Belastung desselben erforderlich wurde, ergab sich
                              stets ein Ueberschuß des ersteren. Das Verhaͤltnis bei den Versuchen war im
                              Durchschnitte wie 1 zu 1,035, wobei erstere Zahl den beobachteten, leztere dagegen
                              den berechneten Druk repraͤsentirt.
                           10. Diese Schluͤsse werden im Allgemeinen durch das bewaͤhrt, was das
                              englische Parlament zu verordnen fuͤr gut fand, und was auch guͤnstige
                              Folgen haͤtte. Das von ihm erlassene Gesez verlangt naͤmlich, daß
                              jeder Kessel zwei Sicherheitsventile, von denen das eine außer dem Bereiche des
                              Maschinisten gelegen seyn muß, habe. Es verhaͤngt ferner eine Strafe gegen jeden, der es
                              wagt, das eine oder das andere der Ventile starker zu belasten.Die die Sicherheitsventile der Kessel der Dampfboote betreffenden Regulative
                                    lauten naͤmlich, wie folgt. Jeder Kessel ist mit zwei
                                    genuͤgenden Ventilen, von denen das eine dem Maschinisten
                                    unzugaͤngig, das andere hingegen ihm und den an Bord befindlichen
                                    Personen zugaͤngig seyn soll, zu versehen. Der Inspector hat diese
                                    Ventile zu untersuchen, und in einem Zeugnisse zu bemerken, bei welchem
                                    Druke sich dieselben oͤffnen. Dieser Druk darf weder den dritten
                                    Theil des Probedrukes, den die Kessel aushielten, noch den sechsten Theil
                                    jenes Drukes, den sie der Berechnung nach auszuhalten im Stande sind,
                                    uͤbersteigen. Jedermann, der sich beigehen laͤßt, eines der
                                    Ventile starker zu belasten, wird mit einer Strafe belegt. – Von
                                    zwanzig vor der Parlamentscommission gepruͤften Technikern und
                                    Praktikern erklaͤrten sich 17 fuͤr das zweite, dem
                                    Maschinisten unzugaͤngige Sicherheitsventil. A. d. O.
                              
                           11. Die in Frankreich hinsichtlich der Dampfmaschinen bestehenden Verordnungen
                              verlangen außer den beiden Sicherheitsventilen auch noch an jedem Kessel zwei
                              schmelzbare Scheiben von gehoͤrigem Durchmesser, welche nachzugeben haben,
                              wenn der Dampf im Kessel eine bestimmte Temperatur erreicht hat. Da diese Scheiben
                              zugleich auch einem der Temperatur entsprechenden Druke ausgesezt sind, so sind sie,
                              damit sie, wenn sie sich dem Schmelzpunkte annaͤhern, nicht nachgeben, mit
                              Drahtgitter oder mit durchbrochenen Scheiben, oder mit einer Art metallenen Rostes
                              bedekt.
                           12. Die Commission unterwarf auch dieses Schuzmittel ausgedehnten Versuchen, aus
                              denen sich als Resultat ergab, daß wenn Legirungen aus Zinn, Blei und Wismuth, wie
                              man sich ihrer zu den schmelzbaren Scheiben bedient, der gleichzeitigen Einwirkung
                              von Hize und Druk ausgesezt werden, sich einzelne Theile derselben bei niedrigeren
                              Temperaturen erweichen, als jene ist, bei der die ganze Platte in Fluß
                              geraͤth; und daß in Folge des Drukes die fluͤssigen Theile
                              ausgetrieben werden, wo dann eine minder leichtfluͤssige Masse
                              zuruͤkbleibt.Schon Gaultier de Claubry scheint diese
                                    Beobachtung, jedoch in einem geringeren Grade gemacht zu haben, ohne daß er
                                    aber einen Schluß daraus zog. Die Versuche der Commission findet man
                                    ausfuͤhrlich im V. Abschnitte des ersten Theiles ihres Berichtes.
                                    (Polyt. Journal Bd. LXI. S.
                                       256–376.) A. d. O. In einem von der Commission beobachteten Falle ging dieß so weit, daß, bevor
                              die Scheibe nachgab, aus einem bei 254 bis 275° F. fluͤssigen Metalle
                              eines wurde, welches erst bei 312 bis 345° F. in Fluß gerieth;
                              waͤhrend sich ein Theil des ausgepreßten Metalles als bei 223, und ein
                              anderer Theil als bei 233° F. fluͤssig zeigte. Denselben
                              Einfluͤssen wird auch ein schmelzbarer Pfropf ausgesezt seyn, weßhalb die
                              Commission der Ansicht ist, daß die schmelzbaren Metalle nicht mit Erfolg angewendet
                              werden koͤnnen, so lange sie zugleich auch dem im Kessel Statt findenden
                              Druke ausgesezt sind.
                           13. Die Commission haͤlt es fuͤr sehr wuͤnschenswert, daß ein
                              geeigneter, auf
                              Hochdrukdampfkessel anwendbarer Dampfmesser oder Manometer ausgemittelt werde.Die Commission bedauert, daß das Hydrostatische Sicherheitsventil des Hrn.
                                    Ewbank nicht in
                                    Gebrauch kam. Es wuͤrde mit einer geringen Modification als Maaß
                                    dienen, und seine Anwendbarkeit an stehenden Maschinen kann keinem Zweifel
                                    unterliegen. In wie weit das Schaukeln der Dampfboote dessen Wirksamkeit
                                    beeintraͤchtigen duͤrfte, vermag die Commission nicht zu
                                    entscheiden. Eine Beschreibung dieses Apparates findet man im Franklin Journal Vol. IX. S. 64, und Vol. X. S. 2. A. d. O. Bis dahin findet man einigen Ersaz in einem graduirten Sicherheitsventile,
                              dessen Zahlen direct in Pfunden den BerstungsdrukWir bedienen uns des Ausdrukes „Berstungsdruk (bursting pressure)“ zur
                                    Bezeichnung des uͤber den atmosphaͤrischen Druk hinausgehenden
                                    Drukes im Kessel, zum Unterschiede von dem arbeitenden Druke, unter welchem
                                    die Gesammtspannkraft des Dampfes verstanden wird. A. d. O. des Dampfes per Quadratzoll angeben, und welches
                              im Bereiche des Maschinisten gelegen seyn soll. Dieß scheint ein bequemes und
                              fuͤr die Praxis auch hinlaͤnglich genaues Mittel, zu jederzeit bei dem
                              gewoͤhnlichen Dienste eines Kessels den Berstungsdruk zu erfahren. Außerdem
                              muͤßte aber noch ein unter Schloß gebrachtes Ventil vorhanden seyn, welches
                              urspruͤnglich von einem verantwortlichen Agenten belastet werden
                              muͤßte, und welches der Maschinist wohl heben, nie aber niederhalten kann.
                              Ein gehoͤrig graduirter, in den Dampf oder in das Wasser im Kessel
                              eingesezter Thermometer wuͤrde sich unter gewoͤhnlichen
                              Umstaͤnden als ein gutes Instrument bewahren, und kann auf die spaͤter
                              anzugebende Weise angewendet werden.
                           14. Um den in diesem Abschnitte besprochenen Gefahren zu begegnen, empfiehlt die
                              Commission folgende Mittel, von denen das vorzuͤglichste durch ein Gesez
                              vorgeschrieben werden soll:
                           1) Jeder Kessel ist mit zwei Sicherheitsventilen, von denen jedes den beim
                              gewoͤhnlichen Gange der Maschine erzeugten Dampf auszulassen im Stande ist,
                              zu versehen. Das erste dieser Ventile soll von jenem, der die Maschine verfertigte,
                              graduirt werden; auf den Hebel, womit es belastet wird, soll der Berstungsdruk, bei
                              welchem sich das Ventil der Berechnung nach oͤffnet, wenn das bewegliche
                              Gewicht an die einzelnen Einschnitte gebracht wird, gepraͤgt seyn. Der dem
                              lezten Einschnitte entsprechende Druk soll dem Berstungsdruke, unter welchem die
                              Maschine zu arbeiten hat, gleichkommen. Auf dem zweiten Ventile soll ein Gewicht,
                              dessen Druk auf den Siz mit Einschluß des auf das Ventil wirkenden
                              Atmosphaͤrischen Drukes dem Druke, womit die Maschine arbeitet, gleichkommt,
                              unbeweglich fixirt werden. Es ist eine Einrichtung zu treffen, gemaͤß welcher
                              dieses Ventil gehoben, nie aber mit einem staͤrkeren Gewichte belastet werden
                              kann. Es ist daher unter Verschluß zu bringen, wobei das Gehaͤuse ein den halben
                              Radius des Ventilsizes betragendes Emporsteigen des Ventiles zu gestatten hat.
                           2) Die Commission empfiehlt das Scheibenventil, wobei jedoch der Durchmesser der
                              Scheibe jenen des Ventilsizes nicht um 1 1/2 mal uͤbertreffen soll, indem der
                              Rand schon bei einem geringeren Verhaͤltnisse genug Breite besizt, und hiebei
                              die durch den austretenden Luftstrom bedingte Neigung des Ventiles sich zu schließen
                              sicher beseitigt ist.
                           3) An dem unter Verschluß gesezten Ventile soll eine Schnur angebracht werden, mit
                              der es zugleich mit dem freien Ventile aufgezogen werden kann. Wenigstens alle 2
                              Stunden hat man sich zu uͤberzeugen, daß beide Ventile ihre Dienste
                              leisten.
                           4) Jeder Kessel einer jeden Maschine, die mit keinem groͤßeren Druke als einem
                              von zwei Atmosphaͤren arbeitet, ist mit einem offenen Queksilbermanometer zu
                              versehen. Die Hoͤhe des Queksilberstandes soll durch einen Schwimmer, der auf
                              einer graduirten Scala in Zollen den Berstungsdruk richtig angibt, angedeutet
                              werden. Fuͤr Hochdrukkessel empfehlen wir den Thermometer, welcher so
                              graduirt seyn muß, daß er die den Temperaturen des gesaͤttigten Dampfes
                              entsprechenden Drukgrade angibt, als ein zwekmaͤßiges Instrument.
                           5) Der Hebel des unter Verschluß gesezten Ventiles soll an dem Ende nach
                              Aufwaͤrts gebogen seyn, damit er beim Emporsteigen das Ventil eines Theiles
                              der Belastung enthebt. Ein passender Nachlaß dieser Belastung waͤre
                              ungefaͤhr der zehnte Theil des durch das Gewicht bedingten Drukes, und einer
                              solchen gemaͤß soll die Hoͤhe der Biegung des Hebels regulirt seyn.
                              Der Hebel bekaͤme hiedurch die aus Fig. 46 ersichtliche
                              Gestalt. Der nach Aufwaͤrts gebogene Theil a, g
                              kann entweder gerade oder anders seyn. d, c soll beinahe
                              neun Zehntheile von a, c betragen, g ist der Schwerpunkt der Kugel, des Hebels etc., und
                              soll sich etwas Weniges außerhalb des Mittelpunktes des Gewichtes gegen den
                              Stuͤzpunkt hin befinden.
                           6) Da es keinem Zweifel unterliegt, daß der unter den Dampfbooten bestehende
                              Wettstreit in Hinsicht auf Geschwindigkeit die Maschinisten oder Heizer
                              hauptsaͤchlich zur Ueberlastung der Ventile verfuͤhrt, so soll eine
                              Verordnung hiegegen erlassen werden.
                           
                        
                           II. Von den Explosionen in Folge
                                 uͤberhizter Metalloberflaͤchen im Kessel.
                           15. An einem gut gebauten Dampfkessel ist kein Theil des Metalles der directen
                              Einwirkung des Feuers ausgesezt, ohne zugleich auch unmittelbar mit Wasser in
                              Beruͤhrung zu stehen. Das Metall kann daher keine hoͤhere Temperatur
                              annehmen als das Wasser, und diese ist durch das auf dem Sicherheitsventile lastende Gewicht bedingt.
                              Befindet sich das Metall nicht unter derlei Umstaͤnden, so wird es sich
                              uͤbermaͤßig erhizen, woraus auf zweierlei Weise Gefahr entstehen kann;
                              1) wird das Metall hiedurch schwaͤcher und mithin minder faͤhig,
                              selbst einem gewoͤhnlichen Druke zu widerstehen; und 2) wird es zu einem
                              Waͤrmebehaͤlter, welcher jederzeit, so oft das Wasser Zutritt zu ihm
                              erhaͤlt, stark gespannten Dampf zu erzeugen vermag.
                           16. Der erste dieser Punkte beruht auf direkten Versuchen und ist auch allgemein
                              zugestanden.Hr. John Steel gab vor
                                    der Commission des englischen Parlamentes an, daß Gußeisen bei einer
                                    Temperatur von 300° F. am staͤrksten sey; allein er bezog sich
                                    auf keine in dieser Hinsicht angestellten Versuche. A. d. O. Die von der Commission in Betreff der Staͤrke der Materialien
                              angestellten Versuche fuͤhrten jedoch in Hinsicht auf die Staͤrke des
                              Schmiedeisens zu einer sonderbaren Beobachtung. Die Staͤrke desselben
                              steigert sich naͤmlich anfaͤnglich beim Steigen der Temperatur, und
                              erreicht ihr Maximum bei einer Temperatur, die uͤber jener sieht, bei welcher
                              irgend eine der gewoͤhnlichen Dampfmaschinen betrieben wird. Ist dieses
                              Maximum aber einmal erreicht, so nimmt die Staͤrke aͤußerst rasch ab,
                              so zwar, daß sie bei der Rothgluͤhhize nur mehr beilaͤufig den
                              sechsten Theil der bei den gewoͤhnlichen Temperaturen bestehenden
                              Staͤrke betraͤgt. Kupfer hingegen wird bei jeder Temperatur, die
                              uͤber der niedrigsten, bei welcher Versuche vorgenommen worden,
                              naͤmlich uͤber 32° F. steht, schwaͤcher. Diese Thatsache
                              ist in ihrer Anwendung auf die Probe der Kessel mittelst der hydraulischen Presse
                              von Wichtigkeit; auch zeigt sie die große und rasch zunehmende Gefahr, die dann
                              eintritt, wenn das Metall einmal uͤber das Maximum seiner Staͤrke
                              erhizt worden.
                           17. Was den zweiten Punkt betrifft, naͤmlich daß erhiztes Metall einen
                              Hizebehaͤlter bildet, der, so oft das Wasser auf irgend eine Weise mit ihm in
                              Beruͤhrung kommt, stark gespannten Dampf erzeugt, so war es bisher streitig,
                              ob stark erhiztes Metall rasch Dampf zu erzeugen im Stande sey. Bei den von Klaproth angestellten Versuchen verdampfte Wasser,
                              welches man in einen zum Rothgluͤhen erhizten Loͤffel tropfen ließ, um
                              so rascher, je mehr das Metall an Hize verlor. Bei den von Perkins und anderen vorgenommenen Versuchen verduͤnsteten
                              groͤßere Wassermengen in stark erhizten metallenen Gefaͤßen sehr
                              langsam. Beim Einsprizen von Wasser in einen zum Rothgluͤhen
                              entzuͤndeten eisernen Cylinder beobachtete Perkins
                              allerdings eine ploͤzliche Zunahme der Elasticitaͤt; allein er schrieb
                              dieß der Wirkung des heißen, ungesaͤttigten, im Cylinder enthaltenen Dampfes,
                              durch welchen das
                              Einsprizwasser stroͤmen mußte, zu. Die Commission fand, daß reines Eisen bei
                              einer Temperatur von 334° F. darauf getropftes Wasser am schnellsten in Dampf
                              verwandelte.Man sehe hieruͤber Abschnitt VI des ersten Theiles des Berichtes.
                                    (Polyt. Journ. Vol. LXI, S. 409.) A. d. O. Ueber dieser Temperatur war die Repulsivkraft, die das Metall
                              ausuͤbte, so bedeutend, daß Wassertropfen, welche bei ihr in einer Secunde
                              verdampft waren, bei 395° F. volle 152 Secunden dazu brauchten. Der achte
                              Theil einer Unze Wasser verdampfte in einem eisernen Schaͤlchen von 3/16 Zoll
                              Dike, welches mittelst eines Oehlbades auf 546° F. erhalten wurde, in 15
                              Secunden, waͤhrend bei 507° F., bei welcher Temperatur unter diesen
                              Umstaͤnden die Verdampfung am raschesten ging, nur 13 Secunden hiezu
                              erforderlich waren. Die abkuͤhlende Wirkung, welche das Wasser auf das Metall
                              ausuͤbt, erhellt hier offenbar aus der hoͤheren Temperatur, auf die
                              das Metall am Anfange des Experimentes erhizt werden mußte, um die rascheste
                              Verdampfung zu erzielen. Zu einer weiteren derartigen Erlaͤuterung gelangt
                              man durch Vergleichung der die rascheste Verdampfung bedingenden Temperaturen, wenn
                              das Metallschaͤlchen durch einen guten oder schlechten Waͤrmeleiter
                              oder einen unvollkommenen Circulator, wie z.B. durch ein Zinn- und Oehlbad
                              erhizt wird. Ein eisernes Schaͤlchen von 1/4 Zoll Dike und mit rauher
                              Oberflaͤche verdampfte eine Unze Wasser am schnellsten, wenn das Metall durch
                              ein Oehlbad auf einer Temperatur von 555° F. erhalten wurde; bei Anwendung
                              eines Zinnbades dagegen betrug die Temperatur der raschesten Verdampfung 508°
                              F.
                           18. Dieß weiter ausgefuͤhrt, gibt einen Leitfaden in Betreff der Wirkung,
                              welche stattfindet, wenn man Wasser in groͤßeren Mengen auf erhiztes Metall
                              bringt. Es ergab sich, daß bei Vermehrung des Wassers um das Sechzehnfache, d.h. bei
                              Vermehrung desselben von 1/8 Unze auf 2 Unzen, die Temperatur der raschesten
                              Verdampfung von 460 auf 606° F. stieg, wenn das Metall eine rauhe
                              Oberflaͤche haͤtte und mittelst eines Zinnbades erhizt wurde. Wenn nun
                              auch diese Temperaturen durch die verschiedene Art und Weise, wie das Metall erhizt
                              erhalten wird, Veraͤnderungen erleiden, so ist doch soviel klar, daß sie mit
                              der Quantitaͤt des auf das Metall gegossenen Wassers rasch steigen. In dem
                              Falle, wo soviel Wasser in das Schaͤlchen gegossen wurde, als es fassen
                              konnte, ohne beim Sieden uͤberzufließen, war die Temperatur der raschesten
                              Verdampfung bei glatter Oberflaͤche 600° F. oder beilaͤufig
                              200° unter der Rothgluͤhhize; bei rauher oder oxydirter
                              Oberflaͤche hingegen wuͤrde sie der Analogie nach hoͤher
                              gewesen seyn.Man sehe hieruͤber Abschnitt IV des ersten Theiles des Berichtes.
                                    (Polyt. Journ. Bd. LXI, S. 355.) A.
                                    d. O.
                              
                           19. Diese Bemerkungen erklaͤren, warum wir durch Einsprizen von Wasser in
                              einen bis zum hellen Rothgluͤhen erhizten Kessel stets Dampf von hoher
                              Spannkraft erhielten. In einem Falle ward durch die Einsprizung von 10 Unzen Wasser
                              die Spannkraft des Dampfes in weniger dann zwei Minuten bis auf 12
                              Atmosphaͤren gesteigert und eine Miniatur-Explosion erzeugt. Bei
                              diesem Versuche ward auch beobachtet, daß jene Stellen des Kesselbodens,
                              uͤber welche das Wasser hinglitt, augenbliklich in Folge der
                              ploͤzlichen Temperaturverminderung schwarz wurden, obschon die eingesprizte
                              Wassermenge nur, gering war. Der Kesselboden war hiebei rein, aber nicht blank. Die
                              Zeit, welche unter diesen Umstaͤnden zur Erzeugung von
                              explosionsfaͤhigem Daͤmpfe erforderlich ist, ist nicht zu berechnen;
                              nur soviel laͤßt sich mit Bestimmtheit behaupten, daß ein Sicherheitsventil,
                              welches dem unter gewoͤhnlichen Umstaͤnden in einem Kessel erzeugten
                              uͤberschuͤssigen Daͤmpfe entsprechenden Ausgang gestattet, in
                              einem Falle der eben beschriebenen Art sich als gaͤnzlich ungenuͤgend
                              bewaͤhren wird.
                           20. Diese Versuche finden volle Bestaͤtigung in mehreren ganz authentischen
                              Faͤllen von Kessel-Explosionen. Nach Hrn. Bakewell's Angabe haͤtte vor der
                              Explosion des Dampfbootes Grampus, auf welchem 6
                              cylindrische Kessel von je 38 Zoll Durchmesser gleichzeitig barsten, der Maschinist
                              gefunden, daß die Kessel sehr wenig Wasser enthielten, wo er dann
                              ungluͤklicher Weise ploͤzlich eine groͤßere Menge Wasser
                              einließ. Ebenso ist bezuͤglich der Explosion des Dampfbootes Car of Commerce notorisch, daß die Pumpen keine
                              hinreichende Menge Wasser lieferten, und daß eines der Kesselhaͤupter
                              wegflog, unmittelbar nachdem man diesen Uebelstand abzustellen gesucht
                              haͤtte. Der Kessel, welcher nachgab, war anders gebaut, als die
                              uͤbrigen, welche nicht nachgaben, und mit denen er in Verbindung stand. Gegen
                              beide hier angefuͤhrte Faͤlle kann kein Zweifel obwalten.
                           21. Es folgt jedoch hieraus keineswegs, daß die Gegenwart eines uͤberhizten
                              Metalles nothwendig eine Explosion erzeugen muͤsse; es ist im Gegentheil noch
                              das Zusammentreffen mehrerer anderer Umstaͤnde hiezu erforderlich. Es lassen
                              sich Beweise dafuͤr auffinden, daß diese Umstaͤnde in gewissen
                              Faͤllen nicht vorhanden waren, oder gluͤklicher Weise beseitigt
                              wurden. Oberst Long sah z.B. Holz, welches sich oben auf
                              cylindrischen Kesseln befand, in Brand gerathen, obschon es eine bedeutende Streke von
                              jedem Feuerzuge entfernt war. Bakewell beobachtete Dampf,
                              der selbst, nachdem er den Kessel bereits verlassen, noch so heiß war, daß er die
                              haͤnfene Liederung des Dampfcylinders verbrannte, und ebenso sah er Holz,
                              welches mit dem Kessel in Beruͤhrung stand, in Flammen aufgehen. Aehnliche
                              Ereignisse kamen an den Gruben von Cornwallis vor, ohne daß Explosionen daraus
                              entstanden waͤren.Hr. Perkins versichert
                                    auf die Autoritaͤt des Hrn. Moyle gestuͤzt, daß eine Leiter,
                                    welche zufaͤllig auf einem Kessel stehen geblieben war, in Flammen
                                    aufging. A. d. O.
                              
                           22. Man sollte meinen, daß man sich bei der Gegenwart von stark gespanntem
                              Daͤmpfe, der, wie erwiesen ist, durch uͤberhiztes Metall sehr rasch
                              erzeugt werden kann, nicht nach anderen Erklaͤrungsweisen der Explosionen
                              umgesehen. Dem ist jedoch nicht so, und die Commission sieht sich daher veranlaßt,
                              von ihrem Gange abzugehen, um in Kuͤrze jene Theorie zu beleuchten,
                              gemaͤß welcher in der Erzeugung von Wasserstoffgas die Ursache einiger
                              Explosionen zu suchen waͤre. Nach dieser Ansicht wuͤrde das auf das
                              Metall gelangende Wasser zersezt, oder eine aͤhnliche Zersezung wuͤrde
                              mit dem Daͤmpfe vorgehen. Das hiedurch entbundene Wasserstoffgas
                              wuͤrde sich mit Sauerstoffgas vermischen, in dieser Mischung durch das
                              rothgluͤhende Metall zersezt werden und die Explosion bewirken. Perkins hat auf eine mehr genuͤgende Weise, als
                              alle seine Vorgaͤnger erklaͤrt, wie dem Wasserstoffgase das hiezu
                              noͤthige Sauerstoffgas geliefert werden soll. Er versichert naͤmlich,
                              daß bei dem Spiele der Drukpumpe haͤufig Luft eingezogen wird, und daß sich
                              diese Luft im Kessel ansammle. Da die Grundhypothese bezuͤglich der Erzeugung
                              von Wasserstoffgas durch die von der Commission angestellten Versuche vollkommen
                              widerlegt ist, so haben wir die untergeordneteren Vermuthungen nicht naͤher
                              zu pruͤfen. Doch muͤssen wir bemerken, daß, wenn Luft in einen stark
                              erhizten Kessel, in welchem mehr Wasserstoffgas enthalten ist, als daß sich ein
                              explodirbares Gemisch bilden koͤnnte, eintritt, dieses Element von dem
                              erhizten Metalle aufgenommen werden wuͤrde; und daß Gase nicht in den Kessel
                              eindringen und in demselben verbleiben koͤnnen, ohne sich mit dem Dampfe zu
                              vermischen und mit demselben auszutreten. Bei den angezogenen VersuchenDa ein negatives Resultat stets weit groͤßere Vorsicht erheischt als
                                    ein positives, so verwendete die Commission auf die einschlaͤgigen
                                    Versuche, welche man im ersten Theile des Berichtes nachlesen kann, weit
                                    mehr Zeit, als dieser Gegenstand seiner Wichtigkeit halber erfordert
                                    haͤtte. A. d. O. wurde Wasser auf den Boden eines Kessels, welcher bis zum orangefarbigen
                              Gluͤhen erhizt worden, gegossen, ohne daß dadurch eine Zersezung erfolgt
                              waͤre. Die auf dem Boden befindliche Schichte Metalloxyd verhuͤtete, indem durch sie die
                              Affinitaͤt geschwaͤcht wurde, die Zersezung. Der Kessel war
                              uͤbrigens gereinigt worden, und befand sich in gutem arbeitsfaͤhigen
                              Zustande, in welchem, wie kaum erinnert werden darf, der Kessel eine blanke
                              Metalloberflaͤche darbietet.
                           23. Es unterliegt keinem Zweifel, daß in Folge der Zersezung der Oehle oder der
                              sonstigen vegetabilischen Stoffe, welche man in den Kessel bringt, um Aussikerungen
                              zu verhindern oder der Bildung von Niederschlaͤgen vorzubeugen, in den
                              Kesseln zu verschiedenen Zeiten verschiedene Mengen gekohltes Wasserstoffgas
                              enthalten sind; allein die Idee, daß sich dasselbe anhaͤufen und in solchem
                              Maaße mit Luft vermischen koͤnnte, daß eine Gefahr daraus erwuͤchse,
                              ist ganz unbegruͤndet. In Oefen, welche mit Steinkohlen geheizt werden, kann
                              sich Gas, wenn dessen Entweichen durch Schließen eines Registers verhindert wird,
                              allerdings ansammeln und moͤglicher Weise selbst in einem Gefahr bringenden
                              Grade.Man sehe die von John Taylor im Philosophical Magazine Vol. I beschriebene, in
                                    den Goldminen vorgefallene Explosion. A. d. O. Es ist hergestellt, daß die Entzuͤndung eines aus Steinkohlengas und
                              LuftArago gibt dieß auf die Autoritaͤt
                                    Gay-Lussac's gestuͤzt, an; ein Kessel im Arsenale
                                    zu Paris soll auf diese Weise zerstoͤrt worden seyn. Siehe Annuaire du Bureau des longitudes 1830, S. 197.
                                    A. d. O., oder eines aus harzigem Holze erzeugten Gases und Luft bestehenden
                              Gemisches einen Kessel zerstoͤren kann; doch sind dieß Faͤlle, welche
                              ganz außer dem Bereiche unserer Discussion liegen.Man sehe den von Hare erlaͤuterten Fall der
                                    Explosion einer mit einem Anthracitofen in Verbindung stehenden Trommel aus
                                    Eisenblech im Franklin Journal Vol. VI, S. 337.
                                    Man haͤtte Foͤhrenspane zum Aufzuͤnden des Feuers
                                    genommen und das aus diesen entwikelte Gas bildete mit der in den
                                    Roͤhren und der Trommel enthaltenen Luft ein explodirbares
                                    Gasgemenge. – Man sehe auch die Erzaͤhlung der Explosion eines
                                    Schmiedegeblaͤses in Silliman's Journal Bd.
                                       XXIV, S. 192. A. d. O.
                              
                           24. Es wird angegeben, daß das Dampfboot Enterprise auf dem Flusse Savannah in dem
                              Augenblike explodirte, wo dasselbe vom Blize getroffen wurde, und wollte hierin
                              einen Beweis fuͤr die Bildung von Wasserstoffgas im Kessel finden. Es kann
                              jedoch nicht gestattet seyn, aus einem. Zufalle, dessen naͤhere
                              Umstaͤnde so wenig bekannt sind, Schlußfolgerungen zu ziehen. War
                              Wasserstoffgas zugegen, so mußte auch uͤberhiztes Metall zugegen gewesen
                              seyn, und durch die directe Einwirkung der Elektricitaͤt auf die um den
                              Kessel herum befindlichen Nichtleiter mußte Wasser auf das erhizte Metall
                              geschleudert worden seyn. Alles dieß ist jedoch reine Hypothese; und es ist der
                              Analogie ebenso zuwider, daß ein elektrischer Funke durch einen Raum, der, wie es an
                              dem Kessel der Fall ist, mit einem guten Leiter umgeben ist, schlagen und dadurch das in diesem
                              Raume befindliche Gemisch aus Wasserstoff- und Sauerstoffgas zur Explosion
                              bringen sollte, als daß durch die directe Einwirkung des Funkens der ausgedehnte
                              Leiter zertruͤmmert werden sollte. Die Commission erklaͤrt daher den
                              fraglichen Fall fuͤr zu verworren und schlecht beobachtet, als daß daraus ein
                              Schluß gezogen werden duͤrfte, der mit der nuͤchternen, aus
                              zahlreichen genau beobachteten Thatsachen gezogenen Theorie im Widerspruche
                              steht.
                           25. Man fuͤhrte noch einen anderen Fall an, der mehr Wahrscheinlichkeit
                              fuͤr sich hat. An einem Walzwerke zu Pittsburgh berstete ein Kessel unter
                              ungeheurer Explosion, bei der ein Cylinder mit einem seiner Haͤupter hoch in
                              die Luft geschleudert wurde und in einer Entfernung von 200 Yards von seinem
                              urspruͤnglichen Plaze niederfiel. Jemand, der Zeuge hievon war, gibt an, er
                              habe ruͤkwaͤrts einen Feuerstrom aus dem Kessel entweichen sehen, und
                              dieser Feuerstrom sollte der fraglichen Hypothese gemaͤß aus
                              entzuͤndetem Wasserstoffgase bestanden haben. Es braucht hiegegen wohl kaum
                              erinnert zu werden, daß, wenn die Explosion durch Wasserstoffgas erzeugt worden
                              waͤre, dieses gewiß nicht beim Emporstiegen des Kessels in Gestalt eines
                              Feuerstromes aus dem leeren Kessel entwichen waͤre. Dr. Jones erklaͤrte diese Erscheinung ganz richtig dadurch, daß
                              jeder leuchtende Koͤrper, wenn er sich mit einer bedeutenden Geschwindigkeit
                              bewegt, wegen des laͤnger in dem Auge zuruͤkbleibenden Lichtreizes das
                              Bild eines Lichtstromes erzeugt.Siehe Franklin Journal
                                    Bd. III, S. 70 und 74. A. d. O. Daß der Kessel wirklich rothgluͤhend gewesen, daruͤber scheint
                              kein Zweifel obzuwalten.
                           26. Von dieser Abschweifung zuruͤkkehrend, glaubt die Commission sich dahin
                              aussprechen zu muͤssen, daß die Gegenwart von uͤberhiztem Metalle
                              jedenfalls mit Gefahr verbunden ist, theils weil das Metall hiebei an Staͤrke
                              verliert, theils weil die Moͤglichkeit der Erzeugung von stark gespanntem
                              Daͤmpfe dadurch gegeben ist. Sie geht demnach auf die wahrscheinlichen, zu
                              diesem Resultate fuͤhrenden Ursachen, welche in den ihr gemachten
                              Mittheilungen oder in anderen Documenten angegeben wurden, und auf die verschiedenen
                              in Vorschlag gebrachten Schuzmittel uͤber.
                           27. Ueberhizung des Metalles kann erstlich durch Wassermangel
                                 im Kessel entstehen. Dieß ist eine allgemein anerkannte und wie es scheint
                              haͤufige Ursache der Explosionen. Die Speisungspumpe geraͤth, wie gut
                              sie auch anfaͤnglich adjustirt seyn mag, allmaͤhlich in Unordnung; das Spiel ihrer
                              Ventile kann beeintraͤchtigt werden, und die an sie oder von ihr
                              wegfuͤhrenden Canaͤle koͤnnen sich durch erdige oder salzige
                              Ablagerungen verlegen. Ebenso kann in einigen Faͤllen eine solche Erhizung
                              derselben stattfinden, daß sie Dampf anstatt Wasser einsprizt. Jedes derlei Ereigniß
                              wird die gehoͤrige Speisung des Kessels mit Wasser beeintraͤchtigen,
                              so daß also der Stand des Wassers im Kessel mehr oder minder rasch sinken wird. Es
                              gilt dieß sowohl von den selbstthaͤtigen, als auch von den
                              gewoͤhnlichen Vorrichtungen zur Speisung der Kessel; denn keine von allen
                              bisher angegebenen ist vollkommen zuverlaͤssig. Es kommen aber außerdem auch
                              noch Faͤlle vor, in denen die Drukpumpe nicht in Thaͤtigkeit ist,
                              waͤhrend die Erzeugung und der Verbrauch des Dampfes von Statten geht. An
                              einigen stehenden Maschinen wird der Kessel nur zeitweise gespeist, so daß die
                              Speisung also von der Aufmerksamkeit des Heizers abhaͤngt. Eben dieß ist auch
                              auf vielen Dampfbooten waͤhrend des Landens der Fall, und deßhalb wird auch
                              das Ungluͤk haͤufig durch das kuͤnstliche Oeffnen des
                              Sicherheitsventiles, und dadurch, daß man den Dampf und mithin auch das Wasser
                              verzehren laͤßt, noch erhoͤht. Nach einer approximativen Berechnung
                              wird man finden, daß, um das Wasser in einem cylindrischen Kessel mit einem in
                              dessen Innerem angebrachten Ofen, oder in einem Kessel von gleicher Form, an welchem
                              aber das Feuer direct auf dessen aͤußere Oberflaͤche wirkt und der
                              zugleich mit einem inneren Feuerzuge versehen ist, um einen Zoll fallen zu machen,
                              nur 5 bis 9 Minuten Zeit erforderlich sind.Wenn man an einem cylindrischen Kessel mit innerer Feuerstelle und innerem
                                    Feuerzuge die Laͤnge der Heizoberflaͤche mit l, den Durchmesser des Ofens mit d und das Verhaͤltniß, in welchem der
                                    Umfang eines Kreises zu dem Durchmesser desselben steht, mit π bezeichnet, so ist πdl = der Ausdehnung der
                                    Heizoberflaͤche. Da nun an einem Kessel dieser Art ein Quadratfuß
                                    (144 Quadratzoll) Heizoberflaͤche in einer Secunde 0,356 Cubikzoll
                                    Wasser in Dampf verwandeln kann, so ist πdl × 356/144 = der Zahl der in einer Secunde
                                    verdampften Cubikzoll Wasser. – Bezeichnet man ferner das Sinken des
                                    Wasserstandes in einer Secunde mit x und die
                                    Breite der Wasserflaͤche mit c; und nimmt
                                    man an, daß der Kessel und der innere Cylinder einander an Laͤnge
                                    gleichkommen, so ist xcl eine
                                    approximative Schaͤzung der Menge des verdampften Wassers. Bildet man
                                    aus diesen beiden aufgefundenen Werthen eine Gleichung und schafft man l weg, so erhaͤlt man πd × 0,356/144 = xc. Da die Tiefe des Wassers zu 2/3 des
                                    Durchmessers des aͤußeren Cylinders angeschlagen werden kann, so gibt
                                    dieß, wenn D dieser Durchmesser ist, c = 0,98 D, und πd × 0,356/144 = 0,98 xD. Das Verhaͤltniß von d zu D wechselt in
                                    der Praxis von 0,4 bis zu 0,6 und selbst 0,7. Nimmt man das Niedrigste oder
                                    d = 0,4 D, so
                                    ist 0,4 πD × 0,356/144 =
                                    0,98 xD, und mithin x = 0,003 Zoll in der Secunde. Um das Niveau des Wassers um
                                    einen Zoll fallen zu machen, braucht es daher, angenommen, daß das Wasser
                                    nicht bis zu dem inneren Feuerzuge hinauf reicht, nur 5 Minuten 16 Secunden
                                    Zeit. Fuͤr einen Cylinder mit innerem Feuerzuge, auf welchen jedoch
                                    das Feuer von Außen wirkt, wird, wenn die effektive Heizoberflaͤche
                                    halb so groß ist als jene des Kessels, das Sinken des Wasserstandes nicht
                                    weniger als 2/1000 Zoll betragen. A. d. O. Wird durch dieses Fallen ein innerer Feuerzug von 18 Zollen in einer
                              Hoͤhe von einem Zolle troken gelegt, so werden auf jeden Fuß der
                              Laͤnge des Feuerzuges zwischen 102 und 103 Quadratzoll Oberflaͤche der
                              Einwirkung des Feuers ausgesezt.
                           28. Es ergibt sich demnach, daß sowohl durch Unfall als auch bei dem
                              gewoͤhnlichen Spiele der Dampfmaschine Mangel an Wasser im Kessel und mithin
                              Ueberhizung des Metalles entstehen kann. Zahlreiche beobachtete Falle liefern den
                              wirklichen Beweis hiefuͤr.
                           29. Das durch die Hize geschwaͤchte Metall kann jenem Druke, unter dem der
                              Kessel gewoͤhnlich arbeitet, nachgeben. In welchem Maaße dieß geschieht,
                              haͤngt von dem Grade des Drukes und von der Hize, welche das Metall
                              erreichte, ab. Das haͤufige Bersten der Kessel in der Nahe der
                              gewoͤhnlichen Wasserlinie und in einer horizontalen, sehr verschiedene
                              Metalldiken umfassenden Flaͤche, fuͤhrt zu der Vermuthung, daß dieß
                              mit Ueberhizung des Metalles, welche, wenn an den Theilen des Kessels durchaus
                              gleiche Umstaͤnde obwalten, gleichmaͤßig und in gleichen Entfernungen
                              von der Wasserlinie eintreten muß, in Zusammenhang steht. Es ist der Commission
                              jedoch kein authentischer Fall bekannt, in welchem ein Kessel ohne innere
                              Feuerzuͤge bei Ueberhizung des Metalles lediglich durch den
                              gewoͤhnlichen Druk des Dampfes zersprengt worden waͤre. Eine Ausnahme
                              hievon duͤrfte bloß die Explosion eines cylindrischen Kessels in der Gießerei
                              des Hrn. M'Queen zu
                              New-York machen, bei welcher der niedere Stand des Wassers wohl sehr
                              wahrscheinlich, aber doch nicht ganz ausgemacht ist.Aus dem Berichte, welchen Th. Ewbank im Franklin Journal Vol. X, S. 3 hieruͤber
                                    gab, geht hervor, daß der Druk ungewoͤhnlich groß, und mit oder ohne
                                    Ueberhizung unstreitig die Ursache der Explosion abgab. Bei der ebendaselbst
                                    erzaͤhlten Explosion des Dampfbootes Aetna
                                    war der Kessel uͤberhizt; unbestimmt aber ist, ob die Explosion durch
                                    den Druk allein erzeugt wurde, oder ob das Wasser mit dem uͤberhizten
                                    Metalle in Beruͤhrung kam. A. d. O. Der kupferne Kessel, welcher bei den von der Commission vorgenommenen
                              Versuchen sprang, kann uͤbrigens als ein Beweis fuͤr die
                              Moͤglichkeit einer solchen Vorkommniß betrachtet werden. Die Explosionen,
                              welche unter diesen Umstaͤnden an Kesseln mit inneren Feuerzuͤgen
                              vorkamen, zeigten ihre Wirkung an diesen Feuerzuͤgen, welche einsinken
                              (collabiren, nachgeben und sich haͤufig von den Kesseln abloͤsen. Die
                              im J. 1828 auf dem Ohio vorgefallene Explosion des Dampfbootes Patriot gibt ein Beispiel hiefuͤr.Ein zweites Beispiel hiefuͤr liefert die Explosion des Dampfbootes Tricolour. A. d. O. Es wurde in diesem Falle die Maschine in Gang gehalten, obwohl man bereits wußte, daß das
                              Wasser bis unter die Feuerzuͤge gesunken war: eine Unbesonnenheit, welche das
                              Einsinken des einen der Feuerzuͤge zur Folge haͤtte.
                           30. Es ist, wie spaͤter gezeigt werden wird, sehr wahrscheinlich, daß in jenen
                              Faͤllen, wo unmittelbar vor der Explosion die Maschine in Gang gesezt oder
                              das Sicherheitsventil geoͤffnet wurde, Wasser auf das uͤberhizte
                              Metall geschleudert ward.
                           31. Einen ganz authentischen Fall, in welchem der Druk nicht zur Bewirkung der
                              Explosion hinreichte, oder in welchem das Metall durch die Veraͤnderung
                              seiner Form abgekuͤhlt wurde, liefert der Kessel des Dampfbootes Legislator. In diesem wurde naͤmlich ein ovaler
                              Feuerzug, welcher uͤberhizt worden, durch den Druk des Dampfes abgeplattet.
                              Der Explosion ward dadurch vorgebeugt, daß man das Feuer ausloͤschte, als man
                              von dem Mangel an Wasser im Kessel Kenntniß erhielt.
                           32. Es wurden verschiedene Weisen, auf welche das Wasser mit uͤberhiztem
                              Metalle in Beruͤhrung kommen kann, angegeben. Dieß kann naͤmlich durch
                              absichtliche oder zufaͤllige Beseitigung des in der Speisungspumpe gelegenen
                              Hindernisses, oder durch Einsprizen von Wasser mittelst einer Handpumpe geschehen.
                              Wenn man bedenkt, daß ein Cubikzoll 621 Cubikzoll Dampf von drei Atmosphaͤren
                              oder 189 Zoll Dampf von eilf Atmosphaͤren entwikelt, und daß diese
                              Dampferzeugung viel rascher von Statten geht, als bei dem gewoͤhnlichen
                              Spiele des Kessels, so wird man sich erklaͤren, wie unter diesen
                              Umstaͤnden ein gewoͤhnliches Sicherheitsventil nicht ausreicht. Die an
                              Bord des Grampus, der Constitution und auf anderen Dampfbooten vorgefallenen
                              Explosionen geben Warnungen gegen das Einleiten von Wasser in Kessel, welche sich in
                              solchen Umstaͤnden befinden; dagegen ist das obige von dem Maschinisten des
                              Legislator eingeschlagene Verfahren zu empfehlen; denn hier wurde die Explosion
                              offenbar nur dadurch verhuͤtet, daß man den Kessel abkuͤhlen ließ,
                              bevor man Wasser in ihn einleitete. Man sollte sich nicht erlauben, von diesem
                              Verfahren leicht abzugehen.
                           33. Eine zweite Weise, nach welcher das Wasser mit dem uͤberhizten Metalle in
                              Beruͤhrung kommen kann, ist durch das Ausschaͤumen des Wassers,
                              welches durch das Oeffnen eines Sicherheitsventiles oder beim gewoͤhnlichen
                              Spiele der Maschine stattfindet, bedingt. Dieses Aufschaͤumen ist durch die
                              im ersten Theile unseres Berichtes beschriebenen Versuche genuͤgend
                              erwiesen.Man sehe hieruͤber den ersten Abschnitt des ersten Theiles unseres
                                    Berichtes. (Polyt. Journal Bd. LXI, S.
                                       334–245.) A. d. O. Da dasselbe dadurch, daß eine Oeffnung in den Kessel gemacht wird, erzeugt
                              wird, so kann man annehmen, daß seine Wirkung nicht wohl eine groͤßere seyn
                              kann, als Erzeugung von Dampf als Ersaz fuͤr jenen, welcher austrat. Diese
                              Ansicht findet einige Unterstuͤzung in den von Arago angestellten Versuchen, sowie auch in den eigenen Versuchen der
                              Commission; widersprochen dagegen wird ihr durch die Beobachtungen von Tabareau und Rey.Man sehe hieruͤber das Annuaire du Bureau des
                                       Longitudes 1830, S. 148 und 180. A. d. O. Bei jenen Arago's
                              waren die Kessel nicht uͤberhizt; bei den unserigen war eine bedeutende Menge
                              erhizten Metalles vorhanden; bei den zulezt erwaͤhnten, bei denen an einem
                              kleinen Kessel durch Oeffnen eines Sicherheitsventiles eine Steigerung der
                              Spannkraft des Dampfes eintrat, war der Kessel mit einem Holzkohlenfeuer umgeben. Es
                              kann daher kaum zweifelhaft seyn, daß das Resultat durch die obwaltenden
                              Umstaͤnde bedingt ist, und daß, wenn bei niederem Wasserstande eine Oeffnung
                              in den Kessel gemacht wird, allerdings Gefahr entstehen kann, obwohl eine solche nicht nothwendig daraus folgt. Die Wirkung des
                              Aufschaͤumens wird erhoͤht, wenn bei der Bewegung, die eintritt, wenn
                              die Maschine, nachdem sie stillgestanden, wieder zu arbeiten beginnt, auch noch das
                              Sicherheitsventil geoͤffnet wird. Dieß war auf den Dampfbooten des Hudson vor
                              einigen Jahren allgemeiner Gebrauch; denn man oͤffnete, wenn das Boot,
                              nachdem es angelandet war wieder abfuhr, dieses Ventil stets mit der Hand.
                           34. Die auf einander folgenden Explosionen verbundener Kessel, wie sie an den Gruben
                              von Polgooth und auf dem Dampfboot Rhone vorkamenMan findet die naͤheren Angaben hieruͤber von Taylor im London Philos.
                                       Magaz. Vol. I. 1827 und im erwaͤhnten Annuaire von 1830. A. d. O., lassen sich leicht durch das Aufschaͤumen erklaͤren,
                              waͤhrend sie auf irgend eine andere Weise nur schwer begreiflich werden. Der
                              Grund scheint darin zu liegen, daß unmittelbar vor der Explosion des zweiten Kessels
                              eine große Oeffnung in demselben gemacht wurde.Dieselbe Ansicht aͤußert Arago am
                                    angefuͤhrten Orte S. 184. Die anderen daselbst von ihm erzahlten
                                    Faͤlle, naͤmlich die Explosion, welche zu Lyon auf das Oeffnen
                                    eines Sperrhahnes erfolgte, und jene, welche zu Essonne auf die durch den
                                    Dampf bewirkte Eroͤffnung des Sicherheitsventiles eintrat, lassen
                                    sich erklaͤren, wenn man annimmt, daß die Oeffnungen bei denen der
                                    unter den fraglichen Umstaͤnden im Kessel erzeugte Dampf entweichen
                                    konnte, nicht groß genug waren. A. d. O.
                              
                           35. Perkins hat in seiner in Betreff der
                              Dampfkessel-Explosionen aufgestellten Hypothese angenommen, daß der durch
                              uͤberhiztes Metall entstehende heiße Dampf die eigentliche Quelle der Gefahr
                              ist.  Diese Annahme
                              zeigte sich jedoch als unvertraͤglich mit den aus einer richtigen Theorie
                              ableitbaren FolgerungenSiehe Dulong's
                                    Abhandlung in den Annales de Chim. et de Phys. Vol.
                                       XLVIII (polyt. Journal Bd. XXXVI,
                                       S. 337). A. d. O.; denn das Einsprizen von Wasser in heißen oder ungesaͤttigten Dampf
                              sollte dessen Spannkraft vermindern, anstatt sie zu erhoͤhen. Die Commission
                              stellte, um sich zu uͤberzeugen, ob bei der Anwendung der Theorie auf das
                              fragliche Problem allenfalls einige Umstaͤnde unberuͤksichtigt
                              blieben, mehrere direct hierauf bezuͤgliche Versuche an. Das Wasser ward
                              sowohl in vollem Strahle, als auch durch kleine Oeffnungen eingesprizt; aber in
                              keinem Falle ward in der Spannkraft des heißen und ungesaͤttigten Dampfes
                              eine Zunahme, wohl aber eine merkliche Abnahme beobachtet. 14 Unzen Wasser, welche
                              in Dampf von 533° F. eingesprizt wurden, verminderten dessen Druk um 0,34
                              einer Atmosphaͤre.Fuͤr einen gewissen theoretischen Fall, d.h. wenn alle zur Verdampfung
                                    des Einsprizwassers bestimmte Hize dem heißen Daͤmpfe entnommen, und
                                    wenn soviel Wasser eingesprizt wird, als dieser Dampf verduͤnsten
                                    kann, ohne daß seine Temperatur unter jene des gesaͤttigten Dampfes
                                    von gleicher Spannkraft herab: sinkt, berechnete Dulong genau die Verminderung der Spannkraft. Vergleicht Ann. d. Chim. et d. Phys. Vol. XLVIII, S. 378.
                                    A. d. O. Der Dampf haͤtte bei diesem Versuche eine Temperatur, welche einem
                              Druke von 60 AtmosphaͤrenNach der von Arago und Dulong angegebenen Formel berechnet. A. d. O. entsprach, und eine wirkliche Spannkraft von nicht mehr als 6,82
                              Atmosphaͤren. Außerdem lieferte ein Feuer in dem Maaße Hize, als diese durch
                              Verdampfung des eingesprizten Wassers absorbirt wurde.
                           36. Ein Correspondent gab an, daß, wenn ein Dampfboot in Bewegung zu kommen beginnt,
                              dasselbe durch die Traͤgheit des Wassers an dem einen Ende des Kessels
                              emporgehoben und zu Schwingungen veranlaßt wird, wodurch Wasser auf die allenfalls
                              uͤberhizten Theile des Kessels geschleudert werden kann. Dieß laͤßt
                              sich allerdings nicht bestreiten; allein es laͤßt sich auch nicht wohl sagen,
                              wie weit die Wirkung hievon geht. – Die weitere Behauptung, daß das Wasser
                              eine Quantitaͤt latenter Waͤrme, welche dann durch mechanische Mittel
                              frei gemacht werden kann, aufzunehmen vermag, scheint der Commission nicht
                              stichhaltig. Die als Beweise hiefuͤr geltend gemachten Versuche lassen sich
                              eben so gut auch nach anderen allgemein als guͤltig angenommenen Principien
                              erklaͤren.
                           37. Die Wirkung, welche das Umlegen eines Bootes, namentlich eines solchen mit
                              verbundenen Kesseln hervorbringt, sowie auch die Wirkungen des ploͤzlichen
                              Zerspringens des Bodensazes, unter dem das Metall uͤberhizt seyn kann, werden, obschon sie
                              auch in diesen Abschnitt gehoͤren, weiter unten eigens abgehandelt
                              werden.
                           38. Die Schuzmittel, welche gegen die unter diesem Abschnitte begriffenen Gefahren
                              vorgeschlagen wurden, beziehen sich hauptsaͤchlich auf die Hauptquelle der
                              Gefahr: naͤmlich auf den Wassermangel im Kessel. Hieher gehoͤren: 1)
                              verschiedene sich selbst regulirende Speisungsapparate; 2) verschiedene Methoden zur
                              Bestimmung des Wasserstandes im Kessel oder zur Andeutung des Sinkens desselben bis
                              auf einen gewissen Grad; 3) verschiedene Methoden zur Bestimmung der Temperatur des
                              Kessels oder einzelner Theile desselben.
                           39. 1) Eine der gewoͤhnlichsten Methoden zur Regulirung der Speisung eines
                              Kessels mit Wasser beruht auf der Anwendung eines sogenannten Schwimmers. An dem
                              Kessel mit niederem Druke ward bekanntlich mit dem guͤnstigsten Erfolge ein
                              Schwimmer zum Heben eines Ventiles verwendet, welches den Wasserbehaͤlter mit
                              dem Kessel in Verbindung sezte. Charles Pott legte dem
                              Franklin-Institute ein sehr zierliches Modell vor, an welchem das Wasser
                              mittelst eines sich selbst regulirenden Speisungsapparates, zu welchem auch ein
                              Schwimmer gehoͤrte, bestaͤndig auf gleicher Hoͤhe erhalten
                              wurde. An kleinen Hochdruk-Dampfkesseln mit inneren Feuerzuͤgen ist
                              jedoch die Anwendung einer derlei Vorrichtung mit großen Schwierigkeiten
                              verbunden.
                           40. Man ist uͤber das in den Schwimmer zu sezende Vertrauen unter den
                              Ingenieurs sehr verschiedener Ansicht. Jene, die seine Thaͤtigkeit aus dem
                              großen Kessel einer Maschine von niederem Druke beobachteten, schenken ihm
                              unbedingtes Vertrauen; andere, die ihn nur an kleinen Hochdruk-Dampfkesseln
                              probirten, halten seine Wirkung fuͤr zu unsicher, als daß selbst unter seiner
                              besten Form ein guter Zwek damit erreicht werden koͤnnte. Wenn die gegen den
                              Schwimmer gemachten Einwuͤrfe nicht Stich halten, und wir glauben, daß dieß
                              nur zum Theile der Fall seyn duͤrfte, so liegt die Schwierigkeit in Dingen,
                              welche im Allgemeinen allen sich selbst regulirenden Apparaten zum Vorwurfe gemacht
                              werden koͤnnen. Der Haupteinwurf ist offenbar der, daß diese Vorrichtungen
                              leicht in Unordnung gerathen; und daß, da sie zwischen dem Inneren des Kessels und
                              dem Aeußeren eine Communication herstellen, eine mit einer Liederung versehene
                              Oeffnung erforderlich wird, welche, wenn der Stiel des Schwimmers nicht in
                              bestaͤndiger Bewegung ist, leicht zu einem so festen Schlusse kommen kann,
                              daß die Schwimmkraft des Schwimmers nicht mehr ausreicht, um ihn in Bewegung zu
                              sezen.
                           
                           41. Auf eine sehr sinnreiche Speisungsmethode nahm Hr. Eve im Jahr 1825 ein Patent.Man findet diese Vorrichtung im Franklin Journal
                                    Bd. VI, S. 42 und S. 327 beschrieben. A. d. O. Sie beruhte auf der Anwendung eines zum Theile durchbohrten, sich drehenden
                              HahnesMan sehe hieruͤber das London Journal of arts
                                       Vol. XII, S. 230, das Repertory of
                                       Patent-Inventions Vol. III, S. 70, das Mechanics' Magazine Vol. VII, S. 244. (Polyt.
                                    Journal Bd. XXII, S. 17.) Auf ein zu
                                    demselben Zweke dienendes sich drehendes Rad ward von Jesse Fox ein Patent genommen, welches man im Franklin Journal
                                    Bd. X, S. 161 findet. A. d. O., welcher abwechselnd in dem Kessel und in einer Wasserkammer spielte. Man
                              hoffte, daß dieser Hahn, wenn er auf gehoͤriger Hoͤhe am Kessel
                              angebracht wuͤrde, so lange das Wasser auf gehoͤriger Hoͤhe
                              stuͤnde, nur Wasser abgeben und wieder zuruͤkleiten wuͤrde,
                              waͤhrend er, wenn das Wasser zu tief gesunken waͤre, Dampf auslassen
                              und dafuͤr Wasser in den Kessel leiten muͤßte. Die Schwierigkeit, den
                              ausgelassenen Dampf zu verdichten, und den Einfluß des Wassers bei den zu diesem
                              Zweke gemachten Oeffnungen zu bewirken, scheint sowohl diesen als andere viel
                              versprechende Plane derselben Art vereitelt zu haben.I. G. William's
                                    patentirte Speisungsmethode (Franklin Journal
                                       Vol. VII, S. 183) trifft, obwohl das Spiel bei derselben etwas
                                    abweicht, derselbe Vorwurf in noch hoͤherem Grade. Man vergleiche
                                    uͤbrigens auch Walker's Speisungspfropf in den Transactions of the Society of Arts Vol. L, P. I, S. 60 und die im Mechanics' Magazine
                                       Vol. XXI, S. 376 angegebene Vorrichtung. A. d. O. Hr. Charles Potts hat
                              neuerlich ein auf einem aͤhnlichen Principe beruhendes System in Vorschlag
                              gebracht, dem gleichfalls das im Wege stehen duͤrfte, daß Wasser aus
                              Oeffnungen von maͤßiger Groͤße nur schwer ausfließt, wenn der Druk auf
                              die beiden Enden der Wassersaͤule gleich ist; und daß der sich drehende, als
                              Speiser dienende Pfropf sammt einem Theile seines Inhaltes abwechselnd erhizt und
                              abgekuͤhlt werden muß. Die Commission stimmt uͤbrigens mit dem von der
                              Committee of Science and the arts erstatteten
                              Berichte wenigstens darin uͤberein, daß dieses Princip weiter erprobt werden
                              sollte.Franklin Journal Vol. XVIII, S. 3. A. d. O.
                              
                           42. Die Commission ist entschieden der Ansicht, daß es keinen selbstthaͤtigen
                              Speisungsapparat gibt, und daß auch wahrscheinlich keiner erfunden werden
                              duͤrfte, welcher die Sorgfalt und Aufmerksamkeit von Seite des Maschinisten
                              entbehrlich macht; sie betrachtet vielmehr die Sorglosigkeit, welche aus der
                              Anwendung dieser Apparate erwachsen duͤrfte, fuͤr einen sehr
                              ernstlichen, wiewohl nicht unuͤberwindlichen Einwurf gegen dieselben.
                           43. 2) Was die Methoden betrifft, nach welchen man sich von der Hoͤhe des
                              Wasserstandes in einem Kessel uͤberzeugen kann, oder durch welche angedeutet
                              werden soll, wenn das Wasser bis auf ein bestimmtes Niveau gefallen ist, so ist die
                              Unvollkommenheit der gewoͤhnlich gebraͤuchlichen Aichhaͤhne
                              allgemein bekannt und anerkannt. Sie datiren von der Zeit Savery's her, wo die Dampfmaschine noch in ihrer
                              Kindheit war, und sind bei dem jezigen ausgebildeteren Zustande derselben eine wahre
                              Makel. Im besten Falle, naͤmlich wenn das Wasser im Kessel ruhig ist, deuten
                              sie nur beim Beilaͤufigen die Hoͤhe des Wasserstandes anVon den folgenden Bemerkungen, mit Ausnahme der Wirkung des
                                    Aufschaͤumens, ist nur der von Tyler im
                                    Franklin Journal Vol. XV, S. 178
                                    beschriebene Hahn auszunehmen. A. d. O.; und wenn das Wasser uͤber dem obersten und unter dem tiefsten Hahne
                              steht, versagen sie ihre Dienste gaͤnzlich; auch kann man sie nicht in
                              groͤßerer Entfernung von einander anbringen, ohne ihre Angaben selbst
                              innerhalb der erwaͤhnten Graͤnzen zu unbestimmt zu machen. Wenn ein
                              Kessel arbeitet, namentlich wenn er klein ist und Dampf von hohem Druke
                              enthaͤlt, findet das Aufschaͤumen in so hohem Grade Statt, daß es
                              deren Dienst beeintraͤchtigt, wie dieß aus dem ersten Theile unseres
                              Berichtes zur Genuͤge hervorgeht. Als Beispiel verweisen wir auf den Fall, in
                              welchem an unserem kleinen Experimentirkessel beim Aufheben des Sicherheitsventils
                              einer der Haͤhne einen Wasserstand andeutete, welcher beinahe 2 Zoll unter
                              dem wirklichen Niveau war.Man sehe hieruͤber den ersten Abschnitt des ersten Theiles unseres
                                    Berichtes, und Peale's
                                    Aufsaz uͤber die Hoͤhe des Wasserstandes in den Kesseln der
                                    Lokomotiven im Franklin Journal Vol. VIII. A. d.
                                    O.
                              
                           44. Gegen die Andeutung des Wasserstandes mittelst eines Schwimmers laͤßt sich
                              alles das vorbringen, was oben bei den Speisungsmethoden gesagt wurde. In Amerika
                              bediente man sich seiner bisher nur in sehr wenigen Faͤllen. Die Commission
                              probirte einen laͤrmgebenden Schwimmer, gegen den sich die auf die
                              Stopfbuͤchse bezuͤgliche Einwendung nicht machen laͤßt, da er
                              sich gaͤnzlich innerhalb des Kessels befindet. Diese Vorrichtung, welche von
                              Hrn. D.H. Mason angegeben
                              ward, die aber nichts weniger als eine neue Erfindung ist, laͤßt einen
                              kleinen Dampfstrahl entweichen, so oft das Wasser uͤber ein bestimmtes Niveau
                              steigt, oder unter dieses herabfaͤllt.Dieser Schwimmer ist in dem ersten Theile unseres Berichtes beschrieben und
                                    abgebildet. (Polyt. Journal Bd. LXI, S.
                                       342.) Man kann ihm den leichten Vorwurf machen, daß der Druk des
                                    Dampfes die Scheiben gegen die Oeffnungen anzudruͤken strebt; diese
                                    Oeffnungen sind jedoch ganz klein und die Drukoberflaͤchen der
                                    Scheiben lassen sich darnach reguliren. Man sehe hieruͤber auch den
                                    Laͤrmschwimmer von Siebe im London Journal
                                    Bd. XIII, S. 273; jene von I. L. Sullivan in Silliman's Journal Bd. XX, P. I, S. 1; und jenen von Ewbank, auf den im ersten Theile unseres Berichtes hingewiesen
                                    wurde und der gleichfalls eine umfassende Probe verdient. A. d. O. Jene Vorrichtung, bei welcher der Dampf durch eine Trompetenroͤhre
                              austritt und dadurch
                              Laͤrm verursacht, bedarf hier keiner besonderen Erwaͤhnung, indem sie
                              bloß auf Maschinen, welche mit sehr niederem Druke arbeiten, anwendbar ist.
                           45. Neben gehoͤriger Sorgfalt von Seite des Maschinisten, – und
                              fuͤr diese gibt es, wie die Commission uͤberzeugt ist, auch hier kein
                              Ersazmittel, – ist die Glasroͤhre immer noch das beste Mittel, sich
                              von der Hoͤhe des Wasserstandes im Kessel zu uͤberzeugen. Es ist
                              wirklich sonderbar, daß diese vortreffliche Vorrichtung, welche sich sowohl bei
                              damit angestellten Versuchen, als auch in der Praxis bewaͤhrte, nur so wenig
                              in Gunst kam. Bei den großen Fortschritten, welche die Locomotion in neuester Zeit
                              machte, hat sich so deutlich erwiesen, daß man die Maschinisten und ihre
                              Gehuͤlfen zur Anwendung einer jeden als nuͤzlich erkannten Vorrichtung
                              bringen kann, daß die Schwierigkeit diese Leute zur Annahme von Neuerungen zu
                              bestimmen nicht mehr zu hoch angeschlagen werden darf. An den Locomotiven nun, an
                              denen die Glasroͤhre doch gewiß weit mehr den Bruͤchen ausgesezt ist,
                              bedient man sich ihrer wirklich. Dem Brechen der Glasroͤhre in Folge
                              ungleicher Ausdehnung und Zusammenziehung des Glases und des damit in Verbindung
                              stehenden Metalles wurde dadurch gesteuert, daß man die Enden der Glasroͤhre
                              durch Stopfbuͤchsen fuͤhrte. Dem Brechen in Folge der
                              Erschuͤtterungen suchte man dadurch abzuhelfen, daß man dem Glase
                              groͤßere Dike gab. Dem Zerspringen bei ploͤzlichem Temperaturwechsel
                              endlich beugte man dadurch vor, daß man nur gut angelassenes Glas waͤhlte.
                              Die Schwierigkeit endlich, die daraus erwaͤchst, daß das Glas, wenn man mit
                              Dampf von hohem Druke arbeitet, durch die Einwirkung des Dampfes auf das Alkali
                              truͤb wird, laͤßt sich durch Anwendung von gruͤnem Glase heben.
                              Kurz, die Versuche, welche die Commission mit dieser Vorrichtung anstellte, fielen
                              so guͤnstig aus, daß sie deren Anwendung allen Praktikern vertrauensvoll
                              empfehlen kann.Man findet sie im ersten Theile des Berichtes (Polyt. Journ. Bd. LXI, S. 338) beschrieben und
                                    abgebildet. A. d. O.
                              
                           46. 3) Da die Gefahr, welche aus einer mangelhaften Speisung des Kessels mit Wasser
                              erwaͤchst, durch die daraus folgende Ueberhizung einiger Theile des Kessels
                              bedingt ist, so schlug man auch vor, von dem Steigen der Temperatur Kunde zu geben,
                              bevor sie noch einen gefaͤhrlichen Grad erreicht hat. Die schmelzbaren
                              Scheiben, welche man oben an den Kesseln anbrachte, koͤnnen im Allgemeinen
                              die Temperatur des Dampfes, er mag mit Feuchtigkeit gesaͤttigt seyn oder
                              nicht, oder die locale Temperatur, welche durch das Emporsteigen von heißem und
                              ungesaͤttigtem, durch uͤberhiztes Metall erzeugtem Dampf hervorgebracht
                              wird, andeuten. In dem einen wie in dem anderen Falle sind sie aber dem Druke
                              ausgesezt, obwohl im zweiten Falle weniger als im ersten. Die bereits oben
                              erwaͤhnten, aus Versuchen entnommenen Einwuͤrfe gegen dieselben gelten
                              auch hier in beiden Faͤllen. Ohne uͤbrigens hierauf Ruͤksicht
                              zu nehmen, scheint es, daß die die Temperatur andeutende Vorrichtung an der
                              eigentlichen Quelle der Gefahr, naͤmlich an dem erhizten Metalle, direct
                              angebracht werden soll.
                           47. Von den verschiedenen hiezu in Vorschlag gebrachten Instrumenten oder
                              Vorrichtungen ist der gewoͤhnliche Thermometer die einfachste. Die Kugel und
                              soviel von der Roͤhre als noͤthig ist, wird in eine Roͤhre
                              eingesenkt, welche mit ihrem geschlossenen Ende in den Kessel eingesezt ist, und
                              welche Queksilber enthalten muß, damit durch dieses die Hize auf den Thermometer
                              uͤbergetragen werde. Diese Roͤhre soll sich auf dem Niveau des Wassers
                              oder in dessen Nahe, an dem Heizende eines Feuerzuges, oder uͤberhaupt an
                              einer Stelle befinden, an welcher sie im Falle eintretenden Wassermangels der
                              staͤrksten Hize ausgesezt ist, – und dergleichen Stellen gibt es je
                              nach der Form des Kessels eine oder mehrere genau bestimmte. An der Scala des
                              Thermometers waͤre durch ein Zeichen die Temperatur anzudeuten, uͤber
                              welche hinaus das Metall sich weder in Folge einer gesteigerten Spannkraft des
                              Dampfes, noch wegen Wassermangels erhizen soll. Die Zerbrechlichkeit dieses
                              Instrumentes, in manchen Faͤllen das Unbequeme seiner Laͤnge und
                              seiner Stellung, und der Umstand, daß es durch kein Geraͤusch aufmerksam
                              macht, sind die Haupteinwuͤrfe, die man gegen dasselbe machen kann.Eine ausfuͤhrliche Beschreibung der Anwendung des Thermometers findet
                                    man im ersten Theile unseres Berichtes. (Polyt. Journal Bd. LXI, S. 331.) A. d. O.
                              
                           48. Die von Cadwallader Evans in Vorschlag gebrachten
                              Expansionsstaͤbe sind sehr sinnreich; sie geben jedoch nicht die
                              oͤrtliche Temperatur, sondern nur im Allgemeinen die Temperatur des Kessels
                              laͤngs der Linien, in welchen sie angebracht sind, an. Viel
                              zwekmaͤßiger scheint das von dem eben Genannten empfohlene schmelzbare
                              Metall, welches die gewoͤhnlichen schmelzbaren Scheiben ersezen, und die
                              einem urspruͤnglichen, spaͤter aber beseitigten Mangel derselben,
                              naͤmlich dem nach dem Schmelzen noͤthigen Auswechseln, abhelfen
                              soll.Das auf diese Erfindung ertheilte Patent vom Mai 1834 findet man im Franklin Journal Vol. XIV, S. 391. Die
                                    Commission zieht dieselbe dem vermoͤge der Expansion des Queksilbers
                                    wirkenden Apparate vor. Man vergleiche hieruͤber auch die von Hall angegebene Methode die schmelzbare Scheibe
                                    anzuwenden. A. d. O. An dem Apparate, der der Commission von ihrem Vorsizer vorgelegt wurde und der
                              der Gegenstand mehrerer Versuche war, befand sich das schmelzbare Metall an dem der
                              Hize am meisten ausgesezten Theile des Kessels angebracht, und zwar in so geringer
                              Quantitaͤt, daß es zur Andeutung einer localen Temperatur diente,
                              waͤhrend die die Schmelzung andeutende Bewegung von der Quantitaͤt des
                              schmelzbaren Metalles unabhaͤngig war. Diese Instrumente geben es schon an,
                              wenn der Dampf oder das Kesselmetall auf eine Temperatur geraͤth, die noch
                              weit unter jener steht, bei welcher Gefahr eintritt. Beide koͤnnen, nachdem
                              sie Laͤrm gemacht, sogleich wieder diensttauglich gemacht werden, wenn die
                              Temperatur im Inneren ermaͤßigt worden.Man findet den von unserem Vorsizer, Hrn. A. D. Bache vorgeschlagenen Apparat im
                                    ersten Abschnitte des ersten Theiles unseres Berichtes beschrieben. A. d.
                                    O. Das schmelzbare Metall kann mit sehr geringen Abaͤnderungen auch an
                              den Kesseln der Locomotiven angewendet werden.
                           49. Ueberhizung einzelner Theile eines Kessels kann zweitens
                                 durch die Bildung von Niederschlaͤgen oder Bodensaͤzen
                                 erfolgen. Keine Ursache der Ueberhizung ist besser ermittelt als diese, und
                              das Mittel dagegen ist von der einfachsten Art. Alles Fluß- und Brunnenwasser
                              enthaͤlt erdige und salzige Theile, und diese bilden bei der Verdampfung des
                              Wassers einen Bodensaz, der je nach der Natur des Wassers sehr verschieden ist. Laßt
                              man diesen Niederschlag laͤnger im Kessel verweilen, so nimmt er an Dike und
                              Dichtheit zu, und die Waͤrme, die sonst rasch von dem Metalle an das Wasser
                              uͤberging, findet nunmehr ein Hinderniß in einer schleimigen oder festen
                              Substanz, die ein schlechter Waͤrmeleiter ist, und die nach und nach
                              gewoͤhnlich zu einer den Boden des Kessels auskleidenden Kruste wird. Diese
                              Kruste bekommt ihrer Natur nach leicht Spruͤnge, wo dann das Wasser zu dem
                              unter ihr befindlichen Metalle, welches bei Der geringen
                              Waͤrmeleitungsfaͤhigkeit der Kruste nothwendig uͤberhizt wird,
                              Zutritt erhaͤlt, und eine Explosion erfolgt. Dieß ist aber nicht einmal
                              noͤthig, sondern der Bodensaz wirkt vielmehr gewoͤhnlich auf folgende
                              Weise. Wenn der Bodensaz eine solche Dike erreicht hat, daß das Metall eine
                              Temperatur erlangen kann, bei der es dem Druke nicht laͤnger mehr widerstehen
                              kann, so gibt es nach, und bei immer groͤßerer und groͤßerer
                              Verduͤnnung kommt es endlich zum Bersten. Es scheint, daß durch das erste
                              Nachgeben Wasser mit dem Metalle in Beruͤhrung kommt, wo dann dieses
                              abgekuͤhlt wird, wenn der erzeugte Dampf keine wesentliche Erhoͤhung
                              des Drukes im Kessel erzeugt.  Die Verduͤnnung des Metalles kann demnach eine
                              lange Zeit uͤber und allmaͤhlich zunehmen, bis endlich das Bersten
                              keinen weiteren Nachtheil bringt, als daß die Maschine zum Stillstehen kommt.
                              Zufaͤllige Formen, verschiedene Wirkungen der Hize etc. scheinen
                              haͤufig die Stellen, an denen sich der Bodensaz ansammelt, zu bestimmen; doch
                              beobachtet man denselben hauptsaͤchlich am Heizende des Kessels, wo sein
                              Bestehen gerade am gefaͤhrlichsten ist.
                           50. Die Commission erhielt uͤber diesen Gegenstand sehr mannigfache
                              Mittheilungen, und obschon sie ihr von gaͤnzlich verschiedenen Staaten her,
                              in denen das Wasser in Betreff seiner Beschaffenheit große Verschiedenheiten bietet,
                              zukamen, so stimmten die Details doch merkwuͤrdig zusammen. Obrist S. H. Long beschreibt einen Bodensaz, der sich auf der im J.
                              1818 unternommenen Entdekungsreise in einem der Kessel des Western Engineer in
                              weniger dann zwei Tagen in zwei Zoll Dike ansammelte, und zwar gerade an
                              Kesselstellen, an denen die Hize am staͤrksten war. Da nur mit Schwierigkeit
                              soviel Dampf, als die Maschine bedurfte, erzeugt werden konnte, so untersuchte man
                              einen der Kessel an einer Stelle, an welcher er um anderthalb Zoll ausgebaucht
                              worden. In diesem Falle wurden also nur durch fruͤhzeitige Vorsicht weitere
                              uͤble Folgen verhuͤtet.
                           51. Das sogenannte Ausblasen der unteren Theile der in dem Kessel befindlichen
                              Fluͤssigkeit, welches auf den truͤben Stroͤmen im Westen
                              allgemein gebraͤuchlich ist, ist, so lange das Boot sich bewegt, unstreitig
                              von großem Nuzen; nie sollte man deßhalb aber die vollkommene Reinigung des Kessels
                              unterlassen, wenn sich eine schikliche Gelegenheit hiezu bietet. Es muß in der That
                              auch mit großer Sorgfalt geschehen; denn wenn die Feuerzuͤge dadurch troken
                              gelegt werden, so kann der auf ihnen befindliche Bodensaz erhaͤrten, bevor
                              noch der Kessel mit Wasser gefuͤllt worden.
                           52. Erasmus Benton, Ingenieur zu New-Albany, gibt
                              an, daß er in den Kesseln der auf den westlichen Stroͤmen der Vereinigten
                              Staaten fahrenden Boote Niederschlaͤge fand, welche beinahe so hart waren,
                              wie das Eisen selbst, und die aus einer mit dem gewoͤhnlichen Flußschlamme
                              vermengten kalkartigen Substanz bestanden. – Die Explosion der Caledonia auf
                              dem Missisippi ward wenigstens zum Theile durch den im Kessel entstandenen Bodensaz
                              veranlaßt. Das Boot haͤtte verbundene, schmiedeiserne, cylindrische Kessel
                              fuͤr Dampf von hohem Druke, die bei 20 Fuß Laͤnge 30 Zoll Durchmesser
                              und innere Feuerzuͤge hatten. Die Maschine haͤtte vor dem
                              Unfaͤlle 7 Tage hindurch gearbeitet, und war unmittelbar vorher zum Behufe
                              der Ausbesserung der Maschinerie 8 Stunden lang angehalten worden. Waͤhrend
                              des Anhaltens waren die Kessel nicht ausgeblasen worden, und schon nach
                              zweistuͤndiger Arbeit erfolgte die Explosion. Bei genauer Untersuchung zeigte
                              sich, daß sie an einem Fleke Statt gefunden, welcher vor einem Jahre mit kupfernen Nieten aufgenietet worden war. Der Bodensaz im
                              Kessel zeigte sich erhizt und sehr hart. Der Sprung begann in der Nahe der
                              Feuerlinie und erstrekte sich von da nach Aufwaͤrts. Der Bodensaz
                              haͤtte eine Ueberhizung der kupfernen Nieten, und der Druk des Dampfes
                              wahrscheinlich das Weitere erzeugt.
                           53. Die Wirkung eines gaͤnzlich verschiedenen Bodensazes, welcher sich in
                              einem Kessel in Richmond erzeugte, beschreibt Hr. Burr.Franklin Journal Vol. VI, S. 334. A. d. O. Der Kessel bestand aus Schmiedeisen von 5/16 Zoll Dike; das zu seiner
                              Speisung verwendete Wasser gehoͤrte zu den Stahlwassern, war aber nicht so
                              stark, als daß es nicht als gewoͤhnliches Getraͤnk benuzt worden
                              waͤre. Nach einigen Wochen Dienst bemerkte man an dem Kessel unmittelbar
                              uͤber dem Feuer einen Sprung, und bei naͤherer Untersuchung zeigte
                              sich an dieser Stelle im Inneren ein Niederschlag von Eisenoxyd. Man sezte
                              fuͤr die gesprungene Platte eine neue Platte aus Schmiedeisen ein; allein
                              schon nach 4 bis 5 Wochen bemerkte man an dieser eine Auftreibung, welche immer
                              groͤßer wurde, und am 10ten Tage nach ihrem Entstehen zum Bersten kam. Die
                              Explosion that keinen großen Schaden, und das Metall zeigte sich da, wo es
                              nachgegeben haͤtte, bis auf 1/8 Zoll verduͤnnt.
                           54. Die Niederschlaͤge, welche sich bilden, wenn die Kessel mit Salzwasser
                              gespeist werden, sind nicht minder gefaͤhrlich. Hr. Lester
                              Siehe Franklin Journal Vol. VII. S. 289. A. d.
                                    O. erzaͤhlt, daß die Kessel des Dampfbootes Eagle von Boston schon nach
                              2 bis 3 woͤchentlichem Dienste Wasser ausließen, und daß sich bei deren
                              Pruͤfung ein Bodensaz von 2 bis 3 Zoll Dike und von solcher Haͤrte
                              zeigte, daß er nur mit dem Hammer und Meißel weggeschafft werden konnte.Ein Bostoner Correspondent des Franklin Journal
                                    gibt an, daß sich in weniger als 20 Tagen in einem mit Salzwasser gespeisten
                                    Kessel ein Niederschlag von mehr dann 2 Zoll Dike bildete. Hr. West spricht davon, daß sich
                                    in den Dampfkesseln in Manchester nach ein bis sechswoͤchentlichem
                                    Dienste Niederschlage bilden, welche hauptsaͤchlich aus Gyps
                                    bestehen. Journal Royal Institution. Vol. I. S.
                                    42. A. d. O.
                              
                           55. Die wenigen, von den vielen uͤber die Wirkung der Niederschlaͤge
                              bekannten Faͤllen, die wir hier anfuͤhrten, enthalten beinahe Alles,
                              was zu wissen noͤthig ist. Sie zeigen, daß sich in Hinsicht auf die Reinigung
                              der Kessel keine bestimmte Zeit als allgemeine Regel aufstellen laͤßt, und
                              daß die groͤßte Sorgfalt hierauf zu verwenden ist. Mehlige Substanzen, welche man in den
                              Kessel bringt, koͤnnen allerdings das Reinigen seltener nothwendig machen;
                              nie wird man die Reinigung aber auch bei deren Anwendung umgehen
                              duͤrfen.Ferrari (Franklin Journal
                                       Vol. IX. S. 420) behauptet, daß grobe Holzkohle die Bildung von
                                    Bodensaz in den Kesseln verhuͤtet. – Die Society of arts in London ertheilte im Jahre
                                    1833 dem von Hrn. James
                                       Bedford angegebenen Mittel, wodurch das Wegschaffen der
                                    Niederschlaͤge erleichtert werden soll, und welches darauf beruht,
                                    daß man Wallrathoͤhl in den Kessel bringt, einen Preis. (Transact. of the Society of arts Vol. XLIX. P. II. S. 88.) Die Commission weiß jedoch nicht,
                                    in wie weit dieses Mittel sich bewaͤhrte. – Im Mechanics' Magazine Bd. VI. S. 308 wird zu
                                    demselben Zweke Fett empfohlen; und Bd. II. S. 206 dieser Zeitschrift findet
                                    man angegeben, daß die beim Malzen erzeugten Gerstenkeime die Ansammlung der
                                    Niederschlage verhindern. Wahrscheinlich bewirken leztere nur eine
                                    spaͤtere Bildung des Niederschlages, waͤhrend sie dadurch, daß
                                    sie die Fluͤssigkeit klebrig machen, am Ende unstreitig die
                                    Dampferzeugung beeintraͤchtigen muͤssen. A. d. O. Wenn man hartes oder schlammiges Wasser zur Kesselspeisung benuzt, so
                              gebietet sowohl eine richtig verstandene Sparsamkeit als auch die Sicherheit ein
                              haͤufiges Reinigen des Kessels. Im besten Falle leidet der Kessel durch die
                              Ansammlung von Bodensaz Schaden; leicht kann aber ein Riß oder selbst eine Explosion
                              dadurch veranlaßt werden. Zwei heftige Explosionen, welche in Pittsburgh vorfielen,
                              sind sicher der Ansammlung von Bodensaz zuzuschreiben, und es scheint nicht, daß in
                              einem dieser Faͤlle zur Zeit der Explosion ein Wassermangel im Kessel Statt
                              gefunden habe.
                           56. Schlechte Waͤrmeleiter, welche zufaͤllig in die Kessel gelangen,
                              koͤnnen gleichfalls die angegebene Wirkung der Niederschlaͤge
                              hervorbringen. Hr. Benton gibt
                              an, daß zuweilen etwas von der losen Liederung des Dampfcylinders durch die Pumpe in
                              den Kessel gelangt, und indem es sich unter den Feuerzuͤgen ansammelt, deren
                              Ueberhizung veranlassen kann. Arago erzaͤhlt, daß
                              der zum Heizen der Pariser Boͤrse verwendete Kessel nachgab, weil auf dessen
                              Boden ein Lumpen liegen geblieben war.
                           57. Haͤufiges Reinigen der Kessel oder haͤufiges Ausblasen der
                              untersten Theile in kleinen Quantitaͤten auf einmal sind die einzigen wahren
                              Schuzmittel gegen die durch Ansammlung von Bodensaz entstehenden Unfaͤlle.
                              Man hat wohl vorgeschlagen, kalkhaltiges Wasser durch Zusaz von chemischen
                              Reagentien, und schlammiges Wasser durch Filtration zu verbessern; allein erstere
                              werden ihren Zwek nur zum Theil erfuͤllen und koͤnnen in ungeschikten
                              Haͤnden selbst gefaͤhrlich werden, waͤhrend das Filtriren zu
                              große Kosten veranlassen duͤrfte. Dieß wuͤrde besonders dann der Fall
                              seyn, wenn man den austretenden Dampf davon gehen ließe.
                           58. Man hat eigene Behaͤlter, in denen sich der Bodensaz anzusammeln
                              haͤtte, empfohlen; die Commission verspricht sich jedoch von solchen keine ganz
                              guͤnstigen Resultate, obschon sie allerdings das Reinigen des Kessels
                              einigermaßen erleichtern duͤrften.
                           59. Drittens koͤnnen durch das Umlegen eines Dampfbootes
                                 Theile des Kessels, die nicht mit Wasser bedekt sind, uͤberhizt werden,
                                 wo dann, wenn das Boot wieder in seine waagerechte Stellung zuruͤkkehrt,
                                 das Wasser mit uͤberhiztem Metalle in Beruͤhrung kommt.
                           Die Commission wuͤßte nicht, daß das Umlegen eines Bootes je einen Unfall
                              erzeugt haͤtte, ausgenommen an den kleinen verbundenen, cylindrischen
                              Kesseln, welche auf den Dampfbooten der westlichen Stroͤme so haͤufig
                              gebraͤuchlich sind. Diese Kessel communiciren unter dem gewoͤhnlichen
                              Niveau des Wassers durch Roͤhren mit einander, und werden von einer und
                              derselben Pumpe mit Wasser gespeist. Sie werden von Außen geheizt und haben außerdem
                              auch noch im Inneren Feuerzuͤge. Da sie neben einander und so angebracht
                              sind, daß ihre Laͤngenrichtung in der Richtung des Kieles liegt, so nehmen
                              sie je nach ihrer Groͤße und Anzahl einen mehr oder minder
                              betraͤchtlichen Theil der Breite des Bootes ein. Die 6 Kessel des Helen
                              M'Gregor und die 8 der Caledonia nahmen bestimmt nicht weniger als 22 Fuß der Breite
                              des Bootes ein. Die Dimensionen der Kessel des erstgenannten Bootes zu Grund gelegt
                              und die Umstaͤnde, unter denen das Wasser Zutritt zu dem erhizten Metall
                              erhielt, in Anschlag gebracht, ergibt sich, daß, wenn an dem aͤußersten
                              Kessel das Wasser um 9 Zoll sinkt, eine Kessel- und
                              Feuerzugoberflaͤche der Erhizung ausgesezt wird, die, wenn das Wasser auf sie
                              zuruͤkkehrt, um ein Drittheil mehr Dampf erzeugt, als bei dem
                              gewoͤhnlichen Betriebe des Kessels erzeugt wird. Der hieraus erwachsenden
                              Gefahr ließe sich wohl dadurch steuern, daß man dem Sicherheitsventile einen
                              groͤßeren Flaͤchenraum gaͤbe, wenn je das gewoͤhnliche
                              Sicherheitsventil dem im Ueberschusse erzeugten Daͤmpfe nicht
                              hinlaͤnglichen Ausgang gestatten sollte. Allein bei der Verminderung der
                              Staͤrke, welche das Metall bei der Ueberhizung erleidet, bringt schon der
                              Druk, unter dem die Maschine gewoͤhnlich arbeitet, Gefahr, und diese Gefahr
                              wird auf die angegebene Weise nicht gesteuert. Das Umlegen des Bootes tritt leicht
                              bei jedem Anlanden ein, wo es dann eine betraͤchtliche Zeit uͤber
                              waͤhrt; und außerdem kommt das Schiff beinahe immer aus dem Gleichgewichte,
                              wenn sich die Passagiere wegen eines voruͤberfahrenden Bootes, einer
                              schoͤnen Ansicht, oder bei irgend einer Veranlassung an die eine Seite des
                              Bootes begeben.
                           60. Auf den kleinen Dampfbooten unserer, in den atlantischen Ocean sich ergießenden
                              Fluͤsse bedient man sich schwerer Wagen, um das Verdek waagerecht zu
                              erhalten. Auch auf den englischen, segelfuͤhrenden Dampfpaketbooten sind
                              solche gebraͤuchlich. Auf den Booten der westlichen Stroͤme Amerika's
                              ist dieß unseres Wissens nicht der Fall.
                           61. Man hat verschiedene Mittel empfohlen, welche dem eben besprochenen Uebel
                              abhelfen, und an den Kesseln selbst angebracht werden sollen. Das erste, welches zu
                              unserer Kenntniß kam, ist das von James I. Rush
                              angegebene. Man soll naͤmlich diesem gemaͤß in den Feuerzuͤgen
                              an einem von der Feuerstelle am weitesten entfernten Punkte Thuͤren
                              anbringen, die, wenn sie geoͤffnet werden, den Zug durch den Ofen und die
                              Feuerzuͤge hemmen und folglich einer Ueberhizung derselben vorbeugen. Diese
                              Thuͤren, welche bei jedesmaligem Anlanden des Bootes geoͤffnet werden
                              sollen, bleiben jedoch bei dem zufaͤlligen Umlegen des Bootes unwirksam,
                              ausgenommen man macht sie, wie es denn auch Hr. Rush vorschlug, durch Expansionsstaͤbe
                              selbstthaͤtig. Sie sezen uͤberdies die Feuerzuͤge der
                              Einwirkung der noch mit ihrem ganzen Gehalte an Sauerstoff versehenen
                              atmosphaͤrischen Luft aus, und werden also diese noch rascher oxydiren, als
                              es bei dem gewoͤhnlichen Maschinenbetriebe zu geschehen pflegt.
                           62. Weitere Methoden wurden von C. Evans und I. S. Williams angegeben. Nach ersterem soll man die
                              Muͤndung der Speisungsroͤhre unmittelbar unter dem Niveau, auf dem das
                              Wasser im Kessel stehen soll, anbringen, so daß sie bei einer Veraͤnderung
                              des Niveau's troken gelegt wird, und kein Wasser aus den hoͤheren Kesseln
                              austreten kann.Man sehe hieruͤber das Franklin Journal
                                    Bd. VIII. S. 289. Nach einer von
                                    Hrn. W. C. Redfield
                                    empfohlenen Methode soll man die Speisungsmittel einzeln oder in Verbindung
                                    mit einander unter die Controle des Maschinisten stellen. A. d. O. Dadurch wuͤrde allerdings abgeholfen, ausgenommen das Umlegen dauerte
                              so lange, daß die oberen Kessel bei dem gewoͤhnlichen Gange der Maschine an
                              Wasser erschoͤpft wuͤrden; denn jene Kessel, deren
                              Speisungsroͤhren troken gelegt worden, werden nicht wohl von der Pumpe her
                              einen Zufluß erhalten. Hr. Williams will die Speisungsroͤhren unter den Kesseln
                              angebracht wissen, und die Speisung durch Ventile, welche sich nach Aufwaͤrts
                              oͤffnen, geschehen lassen, wodurch also das Zuruͤkfließen des Wassers
                              verhindert waͤre. Sowohl gegen die Ventile dieser Maschine als gegen jene,
                              welche Hr. Evans angewendet
                              wissen will, damit kein Wasser aus den hoͤher gelegenen Kesseln entweichen
                              kann, lassen sich Einwendungen erheben. Dafuͤr ist die von Hrn. Evans angegebene Methode zur
                              Reinigung der Roͤhren sehr sinnreich.
                           
                           63. Die Commission ist nach reiflicher Erwaͤgung der Ansicht, daß alle diese
                              Mittel den Nebeln, gegen welche sie gerichtet sind, nur zum Theil abhelfen; und daß
                              sich uͤberhaupt kein Mittel als wirksam bewaͤhren wird, es sey denn,
                              daß man die Kessel von einander trenne und sie einzeln oder hoͤchstens
                              paarweise speise. Sie empfiehlt daher allen Schiffsbaumeistern und Schiffseignern
                              dringend sich hieran zu halten.
                           64. Gibt es, viertens, Faͤlle, in welchen das
                                 Kesselmetall uͤberhizt werden kann, auch wenn es mit Wasser in
                                 Beruͤhrung steht? Diese Frage muß die Commission nach reiflicher
                              Erwaͤgung mit Ja beantworten. Sie glaubt, daß solche Faͤlle
                              allerdings, obwohl selten vorkamen, daß aber bei der gewoͤhnlichen Dike des
                              Eisens und Kupfers der Kessel, und bei der uͤblichen Einrichtung der
                              Heizstellen fuͤr derlei Vorkommnisse nur wenig Wahrscheinlichkeit vorhanden
                              ist. Jeden Falls duͤrfte es gut seyn, die Moͤglichkeit zu bedenken,
                              damit man bei der Anwendung einer neuen Art von Kessel oder bei der
                              Einfuͤhrung einer neuen Heizmethode sich gehoͤrig in Acht zu nehmen
                              und zu schuͤzen wisse.
                           65. Hr. F. Graff
                              erwaͤhnt namentlich eines Falles, in welchem die Koͤpfe der Bolzen
                              uͤber der Feuerstelle verbrannten und die Gefuͤge aus einander wichen,
                              so daß siedendes Wasser in das Aschenloch floß. Bei der bekannten Sorgfalt dieses
                              Mannes laͤßt sich nicht wohl vermuthen, daß sich in dem Kessel, welcher einer
                              von niederem Druke war, und dessen man sich an Wasserwerken in Philadelphia
                              bediente, ein Niederschlag gebildet haͤtte.
                           66. Hr. Hebert fuͤhrt
                              zwei Faͤlle auf. In dem einen entstanden an einem eisernen Kessel an
                              derselben Stelle zu verschiedenen Zeiten drei verschiedene Risse. Vor dem ersten
                              Risse bemerkte man eine Ausbauchung des Metalles, die sich allmaͤhlich bis
                              zur Form einer Halbkugel steigerte, wo sie dann berstete und das Wasser in das Feuer
                              ausfloß. Der Kessel wurde ausgebessert, indem man eine dike Platte aus Schmiedeisen
                              auf das entstandene Loch sezte. Nach sechswoͤchentlichem Dienste zeigte sich
                              jedoch schon wieder eine aͤhnliche Ausbauchung, die abermals zum Bersten kam.
                              Mit einem dritten Flek, der aufgesezt wurde, erging es nach Verlauf einer gleichen
                              Zeit ebenso. Als Grund dieser Vorfalle gibt Hebert eine
                              theilweise und sehr intensive Hize, welcher die fragliche Stelle ausgesezt gewesen,
                              an. Waͤren den hieruͤber mitgetheilten Details Beweise beigegeben, daß
                              der erste Riß nicht durch einen Bodensaz veranlaßt wurde, und daß das Metall keinen
                              Fehler haͤtte, so bliebe kein Zweifel uͤbrig. Da jedoch die zweite und
                              dritte Platte sich ebenso ausbauchten, wie die erste, so ist es nicht
                              wahrscheinlich, daß die Ursache in einem Fehler im Metalle oder in der Ansammlung von Bodensaz zu
                              suchen ist, indem man lezteren doch nicht drei mal hinter einander haͤtte
                              uͤbersehen koͤnnen. Der Fehler im Metalle, auf den wir hingewiesen
                              haben, beruht in einer mangelhaften Verbindung der Theile der Platte, die von einer
                              unvollkommenen Schweißung derselben vor dem Auswalzen herruͤhrt, und in Folge
                              deren sich die Platten bisweilen in einer bedeutenden Ausdehnung in mehrere
                              Schichten oder Lagen trennen. Hr. Martineau schrieb die mehrmalige Wiederkehr der angefuͤhrten
                              Erscheinung dem zu, daß ein Luftstrom gegen die fragliche Kesselstelle gespielt
                              haben mußte.
                           67. Ein Fall, der sich anfaͤnglich unter dieselbe Rubrik reihen ließ, der
                              aber, wie sich spaͤter zeigte, von einer unvollkommenen Verbindung der Theile
                              des Metallbleches herruͤhrte, ist folgender. An einem den HHrn. Merrick und Agnew angehoͤrigen Kessel bauchte sich
                              das Metall auf die von Hebert beschriebene Weise aus. Da
                              man einen Bodensaz vermuthete, so untersuchte man den Kessel, wobei man ihn jedoch
                              rein fand. Der Kessel haͤtte die Cylinderform, war aus Schmiedeisen gebaut;
                              das Feuer wirkte von Außen und an dem einen Ende auf ihn; in seinem Inneren befanden
                              sich keine Feuerzuͤge; die Heizung geschah mit Anthracit. Man schrieb diese
                              Wirkung zunaͤchst der intensiven oͤrtlichen Hize zu, welche der
                              Anthracit erzeugte, und als man die Roststangen tiefer legte, machte die Ausbauchung
                              auch wirklich keine weiteren Fortschritte. Seither uͤberzeugte man sich, daß
                              sich an dieser Stelle die Eisenlamellen von einander geloͤst hatten, so daß
                              das Blech zum Theil ausgewechselt werden mußte.
                           68. Obschon nun in dem lezten Falle wenigstens die Sache zweifelhaft ist, so glaubt
                              die Commission der Sicherheit halber doch annehmen zu muͤssen, daß wenigstens
                              fuͤr den Maschinisten und den Heizer aus den Eigenthuͤmlichkeiten des
                              Baues eines Kessels oder seiner Heizung Gefahr erwachsen koͤnne.
                           69. Bei diesen Bemerkungen ward angenommen, daß sich eine bedeutende
                              Wassersaͤule uͤber dem Metalle befinde; waͤre dieß aber nicht
                              der Fall, so koͤnnte es gar wohl geschehen, daß sich auf dem Eisen oder in
                              dessen Naͤhe so zahlreiche Dampfblasen erzeugten, daß waͤhrend diese
                              Blaͤschen bestehen, das Metall eine hoͤhere Temperatur erreicht, als
                              es erreichen koͤnnte, so lange es in absoluter Beruͤhrung mit dem
                              Wasser steht. Dieß koͤnnte besonders dann eintreten, wenn die
                              Fluͤssigkeit sehr klebrig ist, wenn sie viel Kochsalz oder auch viel
                              schwebenden Bodensaz enthaͤlt.
                           70. Aus dem unter diesem Abschnitte Abgehandelten ergibt sich nun Folgendes:
                           
                           1) Die Speisung der Kessel der Dampfboote soll nicht zeitweise, sondern
                              waͤhrend der ganzen Dauer des Spieles der Maschine von Statten gehen. Wenn
                              die Maschine still steht, wie z.B. waͤhrend des Anlandens oder beim Einnehmen
                              von Passagieren, soll das Wasser von der Maschine selbst, oder von einer
                              Huͤlfsmaschine oder von einer Handmaschine geliefert werden. In diesem Falle
                              muß das freie Sicherheitsventil geluͤftet seyn. Der Verbrauch des Wassers
                              durch Oeffnen eines Ventiles, waͤhrend die Drukpumpe sich nicht in
                              Thaͤtigkeit befindet, ist als gefaͤhrlich zu betrachten.
                           2) Wenn das Wasser aus irgend einer Veranlassung so weit sinken sollte, daß ein oder
                              mehrere Feuerzuͤge troken gelegt werden, so hat man das Feuer zum Theil
                              auszuthun, damit der Kessel sich abkuͤhle, bevor man neuerdings Wasser in ihn
                              eintreten laͤßt. Sollte die Maschine unter derlei Umstaͤnden still
                              stehen, so duͤrfte man sie nicht in Bewegung sezen; waͤre sie in
                              Thaͤtigkeit, so sollte man diese vermindern oder ganz unterbrechen, die
                              Ofenthuͤrchen oͤffnen und die Hize ermaͤßigen, bevor man Wasser
                              einlaͤßt. Das Oeffnen des Sicherheitsventils ist in einem solchen Falle zu
                              vermeiden; und der Maschinist sollte, da sein Leben zuerst in Gefahr ist, nie
                              vergessen, daß er nie besonnen genug seyn kann. Nie soll man aber solche
                              Umstaͤnde eintreten lassen, in Betreff deren die Verantwortlichkeit auf den
                              Schiffsmeister, den Maschinisten und dessen Gehuͤlfen faͤllt.
                           3) Wenn die Speisung des Kessels mittelst eines sich selbst regulirenden Apparates
                              geschieht, so ist dieser sorgfaͤltig zu beaufsichtigen, da man niemals
                              unbedingtes Vertrauen in ihn sezen darf; und da er, welche Bequemlichkeit er auch
                              bietet, doch nie die menschliche Sorgfalt zu ersezen im Stande ist.
                           4) Zur Ermittelung der Hoͤhe des Wasserstandes im Kessel empfiehlt die
                              Commission das oben beschriebene Aichmaaß mit Glasroͤhre.
                           5) Die Commission empfiehlt an jedem Kessel einen Apparat mit schmelzbarem Metalle,
                              an welchem das Metall in einer Roͤhre so eingeschlossen ist, daß es keinem
                              Druke ausgesezt ist, anzubringen. An den Kesseln ohne Feuerzuͤge waͤre
                              dieser Apparat auf der Wasserlinie; an jenen mit Feuerzuͤgen an dem
                              hoͤchsten Theile dieser lezteren oder im Falle sie horizontal gestellt
                              waͤren, an jener Stelle unterzubringen, die sich am schnellsten erhizt, wie
                              z.B. da, wo sich mehrere Feuerzuͤge in einen einzigen vereinigen, wo sie
                              ploͤzlich ihre Richtung veraͤndern, oder wo die Verbrennung am
                              lebhaftesten von Statten geht. Die in dem Berichte beschriebene Form desselben
                              scheint zwekmaͤßig, und der Hebel soll auf eine Gloke und einen kleinen Hahn
                              wirken. Der Apparat ist unter einen Verschluß zu sezen, zu welchem nur der
                              Schiffsmeister Zugang hat, und der ihn zugleich gegen die
                              Witterungseinfluͤsse schuͤzt. Die Quantitaͤt des Metalles soll
                              nicht groͤßer seyn, als eben noͤthig ist, um die Stange in ihrer
                              Stellung zu erhalten; und das Metall soll so zusammengesezt seyn, daß es bei einer
                              Temperatur schmilzt, die um 15 Grad F. uͤber der dem arbeitenden Druke
                              entsprechenden steht.Diese Differenz in der Temperatur entspricht bei einem Druke von zwei
                                    Atmosphaͤren einer halben Atmosphaͤre oder dem halben
                                    Berstungdruke; bei 11 Atmosphaͤren dagegen einem Druke von mehr dann
                                    zwei Atmosphaͤren oder dem Fuͤnftheile des Berstungdrukes. Die
                                    Differenz ist bei niederen Drukgraden nicht zu groß, weil man an den Kesseln
                                    von niederem Druke, so wie sie gegenwaͤrtig gebaut werden, eher einen
                                    Ueberschuß an Staͤrke erwarten kann, und weil die wismuthhaltigen
                                    Legirungen nur langsam durch die verschiedenen Grade von Starrheit in den
                                    fluͤssigen Zustand uͤbergehen. A. d. O. Eine zu diesem Behufs dienende Tabelle wird man am Schluͤsse dieses
                              Abschnittes angebracht finden. Wenn das Metall in Fluß gerathen ist, so lassen sich
                              die erhizten Theile durch Einsprizen von Wasser oder durch Oeffnen der
                              Ofenthuͤren abkuͤhlen, oder man kann auch den Druk des Dampfes
                              ermaͤßigen, wenn dieser zu hoch gewesen seyn sollte, und die
                              Sicherheitsventile in Unordnung gerathen waͤren. Durch Sondiren mit dem Stabe
                              laͤßt sich ermitteln, wann das Metall so weit abgekuͤhlt ist, daß es
                              eine halbweiche Masse bildet, in welche man den Stab eindruͤken kann. Sollte
                              das Metall zufaͤllig abkuͤhlen, ohne den Stab hiebei fest zu rammen,
                              so brauchte man diesen nur an dem einen Ende zu erhizen, und ihn dann mit diesem
                              Ende in die schmelzbare Metallmasse einzudruͤken. Wenn die Sicherheitsventile
                              ihre Schuldigkeit thun, so wird das Metall nie in Folge einer Temperaturzunahme,
                              welche durch gesteigerte Spannkraft des Dampfes bedingt ist, in Fluß gerathen.
                           6) Das sicherste Mittel gegen Ueberhizung der Kessel in Folge von
                              Niederschlaͤgen liegt im haͤufigen Reinigen derselben. Waͤre
                              dieß unthunlich, so soll man zum Ausblasen seine Zuflucht nehmen, was jedoch mit
                              Vorsicht zu geschehen hat, damit die Feuerzuͤge dadurch nicht troken gelegt
                              werden. Die aus diesen Niederschlaͤgen erwachsende Gefahr ist besonders dann
                              groß, wenn die Kessel mit Salzwasser oder mit Wasser gespeist werden, in welchem
                              schlammige Theile mit kalkigen Theilen gemischt enthalten sind. Man soll, um sich
                              dagegen zu verwahren, die Zeit zu ermitteln suchen, innerhalb welcher das in
                              Anwendung gebrachte Speisungswasser einen merklichen Bodensaz ansezt. Es ist dieß
                              durchaus noͤthig, da sich selbst fuͤr Quellwasser in dieser Hinsicht
                              keine allgemeine Regel aufstellen laͤßt. Nachlaͤssigkeit in dieser
                              Hinsicht fuͤhrt stets zu rascher Zerstoͤrung der Kessel und selbst zum
                              Bersten und Explodiren derselben. Keines der bisher angegebenen Mittel vermag die Aufmerksamkeit von
                              Seite der Betheiligten zu ersezen.
                           7) Folgende Tabelle der Legirungen, welche in geschlossenen Roͤhren und mit
                              einem metallenen Stabe verbunden benuzt werden sollen, und welche auf Kessel, die
                              mit einem Druke von einer bis zu 13 Atmosphaͤren arbeiten, anwendbar sind,
                              ist aus den Versuchen der Commission entnommen. Approximativ kommen diese Legirungen
                              bei Temperaturen, welche um 15° F. uͤber dem arbeitenden Druke stehen,
                              so weit in Fluß, daß der Metallstab aus der Masse ausgezogen werden kann. Die
                              Principien, nach denen die Commission bei ihren Versuchen verfuhr, ergeben sich aus
                              dem ersten Theile ihres Berichtes,Man sehe hieruͤber das polyt, Journal Bd. LXI. S. 372–376. A. d.
                                    R. Die Verhaͤltnisse sind in der Tabelle in Gewichtstheilen
                              angedeutet.
                           
                              
                                   Arbeitender     Druk
                                    inAtmosphaͤren.
                                 Zinn.
                                 Blei.
                                 Wismuth.
                                   Arbeitender     Druk
                                    inAtmosphaͤren.
                                 Zinn.
                                 Blei.
                                 Wismuth.
                                 
                              
                                       1
                                    1/2
                                    8
                                    8
                                     7,5
                                         7
                                    8
                                   8
                                     0,5
                                 
                              
                                       2
                                    8
                                    8
                                     6,2
                                         8
                                    8
                                   8
                                       –
                                 
                              
                                       2
                                    1/2
                                    8
                                    8
                                     5,3
                                         9
                                    8
                                   9,8
                                       –
                                 
                              
                                       3
                                    8
                                    8
                                     4,6
                                       10
                                    8
                                 10,6
                                       –
                                 
                              
                                       4
                                    8
                                    8
                                     3,4
                                       11
                                    8
                                 11,4
                                       –
                                 
                              
                                       5
                                    8
                                    8
                                     2,2
                                       12
                                    8
                                 12,3
                                       –
                                 
                              
                                       6
                                    8
                                    8
                                     1,2
                                       13
                                    8
                                 13,2
                                       –
                                 
                              
                           
                        
                           
                              (Der Beschluß folgt im naͤchsten Hefte.)
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
