| Titel: | Ueber die Verwandlung des Wassers in Dampf bei höheren Temperaturgraden, und über das Bersten der Dampfkessel. Von Dr. Carl Schafhäutl. | 
| Fundstelle: | Band 71, Jahrgang 1839, Nr. LXV., S. 351 | 
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                        LXV.
                        Ueber die Verwandlung des Wassers in Dampf bei
                           hoͤheren Temperaturgraden, und uͤber das Bersten der Dampfkessel. Von Dr.
                           Carl
                              Schafhaͤutl.
                        Aus dem Mechanics' Magazine. No. 799.
                        Schafhaͤutl, uͤber die Dampferzeugung und die
                           Dampfkesselexplosionen.
                        
                     
                        
                           Das Wasser kann bekanntlich bei allen Temperaturgraden in Dampf verwandelt werden;
                              doch geht die Verdampfung in gewissen Faͤllen mit Schwierigkeit von Statten,
                              besonders wenn der Waͤrmeleiter, welcher den Waͤrmestoff an das Wasser
                              fortzupflanzen hat, eine hoͤhere Temperatur hat als jene, bei der die
                              Fluͤssigkeit in Dampf verwandelt werden soll.
                           Ich brauche, um einen Beweis hiefuͤr zu liefern, nur auf den von Leidenfrost im Jahre 1756 angestellten Versuch zu
                              verweisen, bei welchem
                              ein Wassertropfen, den man in einen weißgluͤhenden Platintiegel fallen ließ,
                              rasch darin herumtrieb, ohne zum Sieden zu kommen; und aus welchem hervorging, daß
                              die Verdampfung in dem Maaße langsam erfolgt, als die Temperatur des Gefaͤßes
                              hoch ist. Klaproth ließ sechs Wassertropfen in ein
                              weißgluͤhendes eisernes Gefaͤß fallen, waͤhrend er dieses an
                              der Luft kuͤhl werden ließ. Der erste Tropfen brauchte hiebei 40, der zweite
                              20, der dritte 6, der vierte 4, der fuͤnfte 2 Secunden zur Verdampfung; der
                              sechste war beinahe augenbliklich verschwunden. Gießt man einen Wassers tropfen,
                              welcher einige Secunden lang in einem weißgluͤhenden Platintiegel verweilte,
                              auf die Hand, so erregt er kaum das Gefuͤhl von Waͤrme. Die
                              Verdampfung der Wassertropfen geht in dem Maaße rascher, als die Temperatur der
                              Tiegel sinkt; doch ist jener Temperaturgrad uͤber 8° R., bei dem der
                              Tropfen am schnellsten verschwindet, noch nicht ermittelt.
                           Außer Klaproth haben auch noch Doͤbereiner, Berzelius, Muncke, Laurent und Tomlinson diese Versuche mit verschiedenen Modifikationen wiederholt und
                              auch verschiedene Erklaͤrungen derselben gegeben. Die Ursache, warum der
                              Wassertropfen nicht verdampft Und nicht heißer wird, ward im Allgemeinen darin
                              gesucht, daß er von der heißen Oberflaͤche abgestoßen wird, und also nicht
                              mit dem erhizten Koͤrper in Beruͤhrung bleiben kann. Dieser
                              hypothesischen Annahme der Repulsion des Wassertropfens ungeachtet war man, um
                              dessen Herumtreiben zu erklaͤren, gezwungen anzunehmen, daß da, wo der
                              Tropfen die heiße Oberflaͤche beruͤhrt. Dampf erzeugt wird, wodurch
                              der Tropfen von der Stelle getrieben wird. Ich will versuchen in Kuͤrze die
                              Ursache der Erscheinungen anzudeuten und sie mit einigen anderen aͤhnlichen,
                              noch nicht bekannten oder wenigstens nicht beschriebenen Erscheinungen in
                              Zusammenhang zu bringen.
                           Gesezt, es soll eine Fluͤssigkeit an einer bestimmten Stelle erhizt werden,
                              d.h. es soll einer Stelle ihrer aͤußeren Oberflaͤche
                              Waͤrmestoff mitgetheilt, und dieser dann von diesem Punkte aus durch die
                              ganze Masse verbreitet werdenMelloni hat durch seine interessanten Versuche
                                    uͤber die Waͤrmeausstrahlung dargethan, daß die
                                    Waͤrmestrahlen um so weniger von durchsichtigen Koͤrpern
                                    absorbirt werden, je hoͤher die Temperatur des ausstrahlenden
                                    Koͤrpers ist. A. d. O., so muͤssen zwei Kraͤfte, von deren Wirkung die Verbreitung
                              der Hize von dem Punkte, auf den sie zuerst wirkte, in das Innere bedingt ist, im
                              Auge behalten werden. Die erste dieser Kraͤfte ist die
                              Cohaͤsionskraft, mit welcher ein Molecul das andere in unendlich kleinen
                              Entfernungen anzieht. Die zweite ist die Gravitation oder jene Kraft, mit der jedes
                              Molecul umgekehrt wie
                              das Quadrat seiner Entfernung von der Erde angezogen wird. Laͤßt man einen
                              Wassertropfen auf eine Basis, die auf die Molecuͤle des Wassers keine
                              Attraction ausuͤbt, naͤmlich auf einen festen Koͤrper, oder
                              laͤßt man Queksilber auf Glas fallen, so nimmt der Tropfen die Kugelform an,
                              d.h. die Cohaͤsionskraft, welche die Molecuͤle auf einander
                              uͤben, ist so uͤberwiegend, daß die Gravitation, die gleichfalls auf
                              jedes Molecul wirkt, nicht im Stande ist, den Tropfen uͤber der ganzen
                              Oberflaͤche auszubreiten; und daß nur ein leichter Eindruk an der Seite, an
                              welcher der Tropfen auffallt, bleibt, indem saͤmmtliche Molecuͤle
                              desselben durch ihre Cohaͤsionskraft in vollkommenem Gleichgewichte erhalten
                              werden.
                           Anders verhaͤlt es sich jedoch mit einer Wassermasse, die, wenn ihr
                              Gleichgewicht erhalten werden soll, in ein Gefaͤß gebracht werden muß.
                              Betrachten wir diese Wassermasse als aus einzelnen Tropfen bestehend, so hat ein am
                              Grunde des Gefaͤßes befindlicher Tropfen das Gewicht aller jener
                              Wassertropfen zu tragen, die sich in einer senkrechten Linie uͤber ihm
                              befinden. Seine Cohaͤsionskraft wird also gar bald durch die Gravitation der
                              uͤber ihm stehenden Tropfen uͤberwaͤltigt werden, und er
                              wuͤrde sich sogleich ausbreiten, wenn er nicht durch das Gefaͤß hieran
                              gehindert wuͤrde. Der einzige Theil dieser Wassermasse, welcher, ohne von
                              einem festen Koͤrper gestuͤzt zu seyn, in vollkommenem Gleichgewichte
                              ist, ist demnach dessen Oberflaͤche. An einem Wassertropfen dagegen ist das
                              Ganze ohne fremde Beihuͤlfe in vollkommenem Gleichgewichte.
                           Will man Hize auf einen Punkt eines Wassertropfens wirken lassen, so hat deren
                              Einwirkung natuͤrlich auf die Oberflaͤche des Kuͤgelchens zu
                              geschehen; will man Hize auf eine in einem Gefaͤße enthaltene Wassermasse
                              wirken lassen, so hat deren Einwirkung gleichfalls wieder auf die Oberflaͤche
                              zu geschehen. Wenn nun z.B. die Kugel eines Thermometers auf den Boden des
                              Gefaͤßes gebracht, und auf die Oberflaͤche des Wassers Aether gegossen
                              wird, so wird, wenn man diesen Aether entzuͤndet und immer wieder durch
                              frischen ersezt, das Wasser, selbst wenn man Tage lang auf diese Weise
                              fortfaͤhrt, doch nie zum Sieden kommen; ja der Thermometer wird nicht einmal
                              steigen, ausgenommen das Gefaͤß erhizt sich, wo dann durch dieses
                              Waͤrmestoff mitgetheilt wuͤrde. Ebenso wird es unmoͤglich seyn,
                              einen Wassertropfen zum Sieden zu bringen, indem man die Waͤrme auf dessen
                              aͤußere Oberflaͤche wirken laͤßt. Jener Theil seiner
                              Oberflaͤche, der mit dem erhizten Koͤrper in Beruͤhrung kommt,
                              wird sogleich in Dampf verwandelt werden. Wendet man dieß auf den im heißen
                              Platintiegel befindlichen Wassertropfen an, so wird man sehen, daß da, wo der
                              Tropfen mit dem weißgluͤhenden Metalle in Beruͤhrung ist, mit Explosion Dampf entwikelt
                              wird, durch dessen Elasticitaͤt der Tropfen emporgetrieben wird, bis er in
                              Folge der Gravitation herabfaͤllt, an einer anderen Stelle mit dem heißen
                              Metalle in Beruͤhrung kommt, und durch eine abermalige Explosion wieder
                              emporgeschleudert wird. Zugleich erzeugt aber die heiße Luft im Tiegel um den
                              Tropfen herum eine Dampfwolke, die sich zum Theil ausdehnt und zerstreut,
                              waͤhrend ein anderer Theil vermoͤge der Molecularattraction
                              zuruͤkgehalten wird, so daß keine weitere unmittelbare Beruͤhrung der
                              heißen Luft moͤglich ist.Dieß erinnert mich an den oft wiederholten Versuch, bei welchem ein Mann,
                                    ohne eine Beschaͤdigung zu erleiden, auf einem Ofen sizt, in welchem
                                    ein Huhn gebraten wird. Der Mann kann die Hize hier nur so lange aushalten,
                                    als man ihm reichlich zu trinken gibt. Die Erklaͤrung hiefuͤr
                                    liegt auf der Hand. Die erste Einwirkung der Hize erzeugt unter diesen
                                    Umstaͤnden eine reichliche Hautausduͤnstung, in Folge deren
                                    der Koͤrper mit einer Dampfatmosphaͤre umgeben wird, die ihn
                                    als schlechter Waͤrmeleiter gegen die Absorbirung der Hize und mithin
                                    gegen die nachtheiligen Folgen dieser lezteren schuͤzt. A. d. O.
                              
                           Da sich ergab, daß es unmoͤglich ist, die Hize von der freien
                              Oberflaͤche einer Fluͤssigkeit in deren Inneres zu leiten, indem nach
                              Graf Rumford die
                              Waͤrmeausstrahlung von einem Molecuͤle zum anderen in
                              Fluͤssigkeiten = 0 ist, so muß, wenn eine Fluͤssigkeit erhizt werden
                              soll, jedes einzelne ihrer Molecuͤle in absolute Beruͤhrung mit der
                              Quelle, von der die Waͤrme ausstroͤmt, gebracht werden. Es bedarf kaum
                              der Erwaͤhnung, daß dieß mit einer in einem Gefaͤße befindlichen
                              Wassermasse, in der die Gravitation nicht durch die Cohaͤsionskraft
                              beeintraͤchtigt ist, der Fall ist, wenn man die Hize auf jenen Theil, der dem
                              staͤrksten Druke ausgesezt ist, naͤmlich auf den Boden, wirken
                              laͤßt. Der mit dem erhizten Boden in Beruͤhrung kommende Theil des
                              Wassers dehnt sich aus, wird leichter und durch die kuͤhleren und mithin
                              schwereren Theile des Wassers emporgetrieben; und dieß dauert so lange fort, bis
                              jeder Theil der Fluͤssigkeit mit dem Boden in Beruͤhrung gekommen ist.
                              Laͤßt man Hize auf einen Wassertropfen wirken, so erhizen sich dessen
                              aͤußere Schichten zuerst; und da ihr specifisches Gewicht geringer als jenes
                              des kalten Wassers, so werden sie natuͤrlich stets an der aͤußeren
                              Oberflaͤche des Wassertropfens verbleiben. Als Beweis hiefuͤr gilt ein
                              Versuch Tomlinson's, bei
                              welchem auf etwas Oehl, das bis auf 450–500° F. erhizt worden, ein
                              Tropfen mit Tinte gefaͤrbten Wassers und ein Tropfen Aether, dessen spec.
                              Gewicht im Vergleiche mit dem Wasser 0,7155 war, gebracht wurde. Beide Tropfen
                              amalgamirten sich alsogleich, wobei das Wasser als das schwerere den Mittelpunkt des
                              gebildeten Kuͤgelchens einnahm, waͤhrend der Aether die aͤußere
                              Schichte bildete.
                           
                           Daß die Attraction, welche das Gefaͤß auf das Wasser ausuͤbt, nicht
                              mehr bemerkbar erscheint, wenn das Wasser eine Temperatur erreicht, bei der es nicht
                              mehr fluͤssig ist, ist klar. Man braucht daher nicht zur Repulsion zu
                              greifen, wenn die Entwikelung von Dampf allein schon zur Erklaͤrung der
                              saͤmmtlichen besprochenen Erscheinungen genuͤgt.Hr. Tomlinson bemerkt
                                    in einer Notiz, in welcher er der Arbeit des Hrn. Dr.
                                       Schafhaͤutl und dem tiefen wissenschaftlichen Forschen der
                                    Deutschen im Allgemeinen Lob spendet, hieruͤber Folgendes.
                                    „Daß die Repulsion mit ein Element ist, welches man bei der
                                       Generalisirung dieser merkwuͤrdigen Erscheinungen nicht umgehen
                                       kann, duͤrfte aus folgendem, wenn ich nicht irre, von Perkins angestellten Versuche hervorgehen.
                                       Wenn man durch eine Platinschale viele kleine Loͤcher bohrt, wie
                                       sie z.B. an einem Kaffeeseiher zu seyn pflegen, so wird Wasser, welches
                                       in dieselbe gegossen wird, durchfließen; bringt man sie aber mit gut
                                       zubereiteter gluͤhender Holzkohle, die keine Flamme gibt, zum
                                       Weißgluͤhen, so kann man Wasser in dieselbe tropfen lassen, ohne
                                       daß etwas davon durchsikert, ja die Wassertropfen werden sich darin ganz
                                       ebenso verhalten, wie in einem undurchloͤcherten
                                       Platintiegel.“ A. d. R. Wenn es nun aber auch unmoͤglich scheint, unter den oben
                              angefuͤhrten Umstaͤnden einen Tropfen Wasser selbst mittels einer
                              ungeheuren Menge angesammelter Waͤrme in Dampf zu verwandeln, so laͤßt
                              sich dieß doch ganz leicht nach folgenden Methoden bewerkstelligen.
                           Man hat gesehen, daß jedesmal, so oft der Wassertropfen mit der heißen
                              Oberflaͤche in Beruͤhrung kommt, eine gewisse Quantitaͤt des
                              Wassers sogleich in Dampf verwandelt wird; naͤmlich jener Theil des Tropfens,
                              der mit dem Gefaͤße in unmittelbare Beruͤhrung kommt. Soll daher der
                              ganze Tropfen mit einem Male in Dampf verwandelt werden, so muß man ihn in so viele
                              kleine Theilchen trennen, daß alle diese Theilchen gleichzeitig das Gefaͤß
                              beruͤhren. Eine aus Schießpulver geformte Kugel braucht, um ein Analogon
                              aufzustellen, lange Zeit zur Verbrennung, und wuͤrde kaum im Stande seyn,
                              eine Flintenkugel aus einem Flintenlaufe zu treiben; theilt man die Kugel hingegen
                              in kleine Koͤrner, wie sie das Schießpulver darstellt, so wird bei der
                              Entzuͤndung die ganze Masse auf einmal explodiren und die Flintenkugel mit
                              Gewalt austreiben.
                           Die Zertheilung des Wassertropfens laͤßt sich 1) durch mechanische Mittel
                              bewirken, wie z.B. dadurch, daß er mit Heftigkeit gegen ein gluͤhendes
                              Gefaͤß geschleudert wird. Der Tropfen wird hiedurch in ganz kleine Theilchen,
                              die sich unmittelbar in Dampf verwandeln, zerstieben. Ich baute nach diesem Principe
                              eine Dampfmaschine, welche mit einem Cylinder von 6/8 Zoll Durchmesser eine halbe
                              Pferdekraft lieferte. Sie laͤßt sich aber 2) auch auf chemischem Wege
                              erzielen, indem man die Cohaͤsionskraft, durch welche die Kugelform des
                              Tropfens bedingt ist, durch die Capillaritaͤts-Thaͤtigkeit
                              eines eben erhizten Koͤrpers ausgleicht oder aufhebt.
                           
                           Nehmen wir, um diesen lezteren Punkt zu beleuchten, an, daß der Boden eines Sandbades
                              bis zum dunkeln Rothgluͤhen erhizt und beilaͤufig zwei Linien hoch mit
                              feinem, gut ausgewaschenem Sande bedekt worden, so bildet diese Sandmasse ein
                              Aggregat von kleinen rundlichen Koͤrpern, die zugleich mit den zwischen ihnen
                              befindlichen Zwischenraͤumen in hohem Grade capillarisch auf
                              Fluͤssigkeiten wirken werden. Wie man also einen Wassertropfen auf den
                              erhizten Sand fallen laͤßt, theilt jedes der Sandkoͤrnchen, womit
                              derselbe in Beruͤhrung kommt, seinen Waͤrmestoff einem gleichen Theile
                              der Oberflaͤche des Tropfens mit. Hiedurch wird jedes der
                              Sandkoͤrnchen vollkommen abgekuͤhlt, waͤhrend die
                              Wassertheilchen in Dampf verwandelt werden. Die abgekuͤhlte Sandschichte
                              saugt alsogleich den uͤbrigen Theil des Wasserkuͤgelchens ein, so daß
                              eine weitere Repulsion desselben ganz unmoͤglich ist. Je groͤßer die
                              Hoͤhe, von der man den Tropfen herabfallen laͤßt, d.h. je
                              groͤßer die Kraft, womit das Wasser in den Sand eingetrieben wird, um so mehr
                              Wasser wird in Dampf verwandelt werden, und um so staͤrker wird die hiedurch
                              bewirkte Explosion ausfallen.
                           Denken wir uns nun das Sandbad gegen 2 Zoll tief mit derselben Art von Sand
                              gefuͤllt, und ein Abdampfschaͤlchen mit halbkugelfoͤrmigem
                              Boden ungefaͤhr 1 1/4 Zoll tief so in den Sand eingedruͤkt, daß der im
                              Sande entstandene Eindruk genau dem gewoͤlbten Boden des Schalchens
                              entspricht. Taucht man hierauf dieses Schaͤlchen so tief, als es in den Sand
                              eingedruͤkt worden ist, in kaltes Wasser, und nimmt man es aus diesem mit
                              Sorgfalt heraus, damit so viel als moͤglich von dem Wasser an dem Boden des
                              Schaͤlchens haͤngen bleibe, und sich in Folge seiner Schwere an der
                              Mitte des Bodens in Form eines halbrunden Tropfens mit breiter Basis ansammle, so
                              wird, wenn man das Schaͤlchen in diesem Zustande in den ihm entsprechenden
                              Eindruk im Sande auf solche Weise bringt, daß nur der aͤußerste Theil des
                              Tropfens den Sand beruͤhrt, nichts weiter zu bemerken seyn, als ein
                              momentanes leises Zischen. Laͤßt man dagegen das Schaͤlchen mit seiner
                              ganzen Schwere in den Eindruk sinken, so daß der Wassertropfen zwischen dem Sande
                              und dem Schaͤlchen platt gedruͤkt wird, so wird alsogleich eine
                              heftige Explosion erfolgen, durch die das Schalchen einige Zoll weit aus dem Sande
                              hinaus getrieben wird. Nach dem Versuche wird man den Boden des Schaͤlchens
                              mit feuchtem Sande bedekt finden, und zwar in welligen Strahlen, welche sich vom
                              Mittelpunkte aus gegen den Umfang hin erstreken. Dieser feuchte Sand wird genau
                              dieselbe Temperatur haben, wie sie das Wasser hatte, bevor man das Schaͤlchen
                              in den Sand einsenkte.
                           
                           Diese Art der augenbliklichen Uebertragung des Waͤrmestoffes von einem kleinen
                              massiven Kuͤgelchen an eine Fluͤssigkeit dient als Einleitung zu einer
                              anderen Art der Dampferzeugung. Bei all den bisherigen Versuchen geschah die
                              Uebertragung von einem heißen festen Koͤrper an eine Fluͤssigkeit; ich
                              will nunmehr aber eine Methode augenbliklich Dampf zu erzeugen angeben, welche
                              meines Wissens noch nirgendwo beschrieben worden ist: naͤmlich die
                              Uebertragung des Waͤrmestoffs von fluͤssigen, gluͤhenden
                              Koͤrpern an das Wasser. Bei dem mit dem heißen Sande angestellten Versuche
                              hat sich gezeigt, daß das durch die Explosion hervorgebrachte Geraͤusch ganz
                              jenem aͤhnlich ist, welches durch die Explosion einer Quantitaͤt
                              Schießpulver in freier Luft erzeugt wird: zum Beweise dafuͤr, daß die
                              gesammte Wassermenge innerhalb eines gewissen meßbaren Zeitraumes in Dampf
                              verwandelt wurde. In dem nunmehr zu betrachtenden Falle gibt aber der geschmolzene
                              gluͤhende Koͤrper in demselben Momente, in welchem er krystallisirt,
                              seinen Waͤrmestoff an das Wasser ab; und durch diese augenblikliche
                              Krystallisation des einen Koͤrpers mit gleichzeitiger Verdampfung des anderen
                              entsteht ein lauter Knall, aͤhnlich deck durch Knallsilber oder
                              Knallqueksilber erzeugten.
                           Ein einfacher Versuch wird zur Erklaͤrung genuͤgen. Wenn man einige
                              Tropfen Wasser auf die Oberflaͤche eines Schmiedamboßes bringt; hierauf in
                              einer dem Amboße nahe gelegenen Esse das eine Ende eines Eisenstabes von 3 1/2 Zoll
                              Breite zum Weißgluͤhen erhizt, dieses erhizte Eisen mit der breiten
                              Flaͤche auf die Wassertropfen legt, und einen starken Schlag mit dem Hammer
                              darauf faͤhrt, so wird ein lauter Knall wie beim Abfeuern einer Vogelflinte
                              zu hoͤren seyn. Wiederholt man diesen Versuch mit der Modifikation, daß man
                              das weißgluͤhende Eisen, bevor man es auf die Wassertropfen legt, durch ein
                              Paar Zuͤge mit einer großen Feile von allem Oxyde befreit, so wird kein Knall
                              zu hoͤren seyn, obwohl man einen großen Theil des Wassers unter dem Eisen
                              verdampft finden wird. Wiederholt man den Versuch auf die erste Weise, jedoch mit
                              dem Unterschiede, daß man die Wassertropfen auf dem Amboße uͤberall,
                              ausgenommen da, wo das Eisen aufgelegt wird, mit einem Walle aus Eisenblech oder
                              Papier umgibt, so wird man nach der Explosion eine bedeutende Menge schwarzen
                              sandigen Pulvers an dem Amboße sowohl, als an den Seiten des Papieres haͤngen
                              finden. Dieses Pulver besteht bei naͤherer Untersuchung aus kleinen
                              Kuͤgelchen Eisenhammerschlag, aus dem sich bei dessen Aufloͤsung in
                              einer Saͤure auch keine Spur von Gas entwikelt, der ganz dieselben
                              Eigenschaften besizt wie der gewoͤhnliche, und der aus Eisenoxydul, Eisenoxyd
                              und ein wenig Kieselerde besteht. Der Eisenstab selbst zeigt sich nach der Explosion an der
                              Stelle, an der er mit dem Wasser in Beruͤhrung kam, ganz frei von allem
                              Sinter und mit Strahlen, die durch das Entweichen des krystallisirten Sinters
                              veranlaßt wurden, umgeben.
                           Hieraus folgt, daß der Knall nicht dadurch veranlaͤßt wird, daß das Wasser
                              durch das weißgluͤhende Eisen in Dampf verwandelt wird; denn die Mittheilung
                              seines Waͤrmestoffes geht zu langsam von Statten, als daß diese Wirkung
                              eintreten koͤnnte. Der Knall wird vielmehr durch den Schlag mit dem Hammer
                              erzeugt, indem durch diesen die Cohaͤsion des geschmolzenen Sinters an der
                              Oberflaͤche des Eisens und die Cohaͤsion zwischen dem Wasser und dem
                              Amboße aufgehoben wird, so daß beide zugleich durch ihren gegenseitigen Widerstand
                              in unendlich viele kleine Theilchen zertheilt werden, von denen jedes
                              waͤhrend der Krystallisation viel rascher eine groͤßere Menge
                              Waͤrmestoff an das Wasser abgibt, als dieß mit den rothgluͤhenden
                              Sandkoͤrnchen der Fall ist.
                           Der Bratherd der Eisenhuͤtten ist, wenn Eisen darauf behandelt worden, mit
                              geschmolzener weißgluͤhender Schlake bedekt, aͤhnlich dem eben
                              beschriebenen Ueberzuge der Eisenstange bei dem zulezt erwaͤhnten Versuche.
                              Auf diese weißgluͤhende Schlake kann man ohne alle Gefahr des Eintrittes
                              einer Explosion eine Pinte Wasser gießen. Das Wasser wird darauf wie in dem
                              weißgluͤhenden Platintiegel in Kuͤgelchen, oder wie auf einer heißen
                              Oberflaͤche in großen, flachen, kreisrunden Massen herumlaufen. Diese Massen
                              werden sich fortwaͤhrend in wogender Bewegung befinden, welche durch die
                              Erzeugung von Dampf an den Stellen, an denen die Massen mit der heißen Schlake in
                              Beruͤhrung kommen, bewirkt wird. Es ist sehr schwer, diese Wasserkugeln oder
                              Wassermassen mit einem Instrumente in die Schlake hineinzudraͤngen, indem die
                              Tropfen stets seitwaͤrts zwischen dem Instrumente und der fluͤssigen
                              Schlake ausweichen; gelingt es jedoch, und ist man im Stande gewesen durch den Druk
                              eine geringe Menge Wasser mit der Schlake zu vermengen, so erfolgt augenbliklich
                              eine fuͤrchterliche Explosion, durch welche die Schlake nach allen Richtungen
                              umhergeschleudert wird, und durch die selbst der ganze Ofen zerstoͤrt werden
                              kann.Wenn man die aus den Anlaßoͤfen kommenden Eisenstangen zum Behufe
                                    ihrer Schweißung und Ausstrekung durch ein ausgekehltes Walzenpaar laufen
                                    laͤßt, so laͤßt man, um die Walzen kuͤhl zu erhalten,
                                    kaltes Wasser auf dieselben herabtropfen. Das aus dem Ofen kommende Eisen
                                    ist mit fluͤssiger Schlake uͤberzogen, und da es
                                    oͤfters geschieht, daß Wassertropfen auf dasselbe herabfallen, so
                                    werden diese mit dem Eisen zwischen die Walzen hinein gezogen. So oft nun
                                    dieser Fall eintritt, entsteht sogleich ein lauter Knall, wobei die Schlake
                                    zwischen den Walzen herausgetrieben wird. Befindet sich keine Schlake auf
                                    dem
                                    Eisen, so wird unter uͤbrigens ganz gleichen Umstaͤnden kein
                                    Knall zu vernehmen seyn. A. d. O. Dafuͤr kann man einen Theil dieser Schlake mit aller Sicherheit in ein mit
                              kaltem Wasser gefaͤlltes Wasserbeken laufen lassen; denn in diesem Falle wird
                              sich langsam Dampf aus dem Wasser entwikeln, und man wird einige Minuten lang die
                              gluͤhende Schlake am Boden des Bekens beobachten koͤnnen. In beiden
                              Fallen verhuͤtet die Cohaͤsionskraft des Wassertropfens sowohl, als
                              jene des Schlakentropfens die gegenseitige Vermischung beider Tropfen ohne
                              Einwirkung einer aͤußeren Gewalt. Wenn aber die Cohaͤsion des
                              Wassertropfens theilweise durch die Attractionskraft eines anderen Koͤrpers
                              aufgehoben wird, – wenn man z.B. auf eine kalte Eisenstange einen
                              Wassertropfen bringt, und wenn man diese Stange so schnell als moͤglich in
                              die Schlake taucht, so wird augenbliklich eine Explosion erfolgen. Ebenso wird eine
                              heftige Explosion entstehen, wenn man heiße Schlake in nassen Sand laufen
                              laͤßt, obwohl man dieselbe Schlake ohne allen Nachtheil in Wasser fließen
                              lassen kann.
                           Wenn man statt freien Wassers Wasser nimmt, welches chemisch an irgend einen
                              Koͤrper gebunden ist, wie dieß z.B. mit jenem Wasser der Fall ist, welches
                              sich mit den Salzen verbindet, so wird bei der Krystallisation leicht eine Explosion
                              eintreten. Wenn man z.B. einen Glaubersalzkrystall auf fluͤssige Schlake
                              legt, so wird er zu einer klebrigen Masse fließen, die ihr Krystallisationswasser
                              sehr langsam entweichen laͤßt. Waͤhrend dieses Vorganges kann man den
                              Krystall leicht in die Schlake eindruͤken und dadurch eine Explosion
                              veranlassen. Auf dieselbe Weise, wie die geschmolzene Schlake, wirken auch alle
                              weißgluͤhenden geschmolzenen Metalle, wie Kupfer, Zink, Zinn etc.Ich kann hier eine haͤufig vorkommende Erscheinung, welche in einiger
                                    Beziehung zu obigen Bemerkungen steht, nicht unerwaͤhnt lassen. Wenn
                                    naͤmlich in gesaͤttigten Salzaufloͤsungen die
                                    Krystallisation nicht allmaͤhlich, sondern ploͤzlich von
                                    Statten geht, so wird eine große Menge Waͤrmestoff frei. Eine
                                    gesaͤttigte heiße Glaubersalzaufloͤsung z.B., welche man an
                                    einem ruhigen Orte abkuͤhlen laͤßt, beginnt bei der geringsten
                                    Erschuͤtterung augenbliklich zu krystallisiren, wodurch das Gefaͤß
                                    so heiß werden wird, daß man es nicht in der Hand zu halten vermag. A. d.
                                    O.
                              
                           Es ist bekannt, daß beim Gießen von Kupfer ein einziger Wassertropfen eine ganze
                              Gießerei in die Luft sprengen kann, und daß die Model vollkommen troken seyn
                              muͤssen, wenn nicht eine heftige Explosion erfolgen soll. Das Gußeisen macht
                              jedoch eine Ausnahme hievon. Es ist naͤmlich in fluͤssigem Zustande
                              ein aͤußerst schlechter Waͤrmeleiter; und da es mit einer großen Menge
                              Kohlenstoff und Silicium verbunden ist, so krystallisirt es auch sehr langsam. Kommt
                              es in fluͤssigem Zustande mit Wasser in Beruͤhrung, so verbindet es
                              sich mit einem seiner Bestandtheile, und es wird sehr langsam gekohltes Wasserstoffgas
                              frei. Aus diesem Grunde kann man Eisen ohne alle Gefahr in feuchte Model gießen.
                           Concentrirte Schwefelsaͤure, welche einige nicht fluͤchtige Substanzen
                              aufgeloͤst enthaͤlt, kann bekanntlich durch Destillation davon
                              gereinigt werden; enthaͤlt sie jedoch Blei, so ist dieses Verfahren nicht
                              anwendbar. Wenn naͤmlich diese unreine Saͤure concentrirt zu werden
                              beginnt, so krystallisirt schwefelsaures Blei, welches zu Boden faͤllt; und
                              dabei findet eine so heftige Dampfentwikelung Statt, daß selbst die
                              staͤrksten Retorten zertruͤmmert werden. Ebendieß ist auch der Fall
                              mit der Kieselerde, die durch Schmelzung mit einem Alkall in Wasser
                              aufloͤslich gemacht wurde. Wird naͤmlich diese Aufloͤsung mit
                              einer Saͤure neutralisirt und dann abgedampft, so scheidet sich die in ihr
                              enthaltene Kieselerde sehr oft in Form einer stetigen Krystallisation ab, und
                              zugleich hiemit findet auch eine so ploͤzliche Dampfentwikelung Statt, daß
                              ein großer Theil der Fluͤssigkeit aus der Abdampfschale gesprizt und diese
                              leztere selbst nicht selten umgeworfen wird. Dieselbe ploͤzliche
                              Dampfentwikelung tritt ein, wenn man die Aufloͤsung unter einem Druke von 1
                              1/2 Atmosphaͤren in einer glaͤsernen Flasche zum Sieden bringt, wobei
                              das Glas immer zersprengt wird. Einige Secunden vor der Explosion wird der
                              Dampfaustritt an dem Sicherheitsventile partiell verhindert; es laͤßt sich
                              ein eigenthuͤmliches vibrirendes Geraͤusch mit einem weichen hohlen
                              Tone verbunden vernehmen, worauf stets eine Explosion der Flasche eintritt. Wenn ich
                              auf dieselbe Weise reines Wasser bis auf den lezten Tropfen verdampfte, so konnte
                              ich nie eine Veraͤnderung in dem Tone des entweichenden Dampfes vernehmen,
                              selbst wenn das siedende Wasser in Bewegung gesezt wurde. Die erwaͤhnte
                              vibrirende Bewegung ist jederzeit ein sicherer Vorlaͤufer einer raschen
                              Krystallisation der in dem Wasser aufgeloͤsten Stoffe.
                           Bevor ich nunmehr zur Anwendung dieser Bemerkungen auf die Erklaͤrung der
                              Dampfkesselexplosionen schreite, will ich zeigen, daß deren Ursache in keinem Falle
                              in einer Zersezung des Wassers zu suchen ist. Ich habe zu diesem Zweke einen 28 Zoll
                              langen Flintenlauf an seinem dikeren Ende luftdicht zugeschweißt, und ihn innen dem
                              zugeschweißten Ende zunaͤchst in einer Laͤnge von 4 Zoll mittelst
                              eines Bohrers von dem waͤhrend der Schweißung gebildeten Oxyde befreit. In
                              dem anderen Ende des Laufes bewegte sich luftdicht ein Kolben, der in der Mitte
                              seiner ganzen Laͤnge nach durchbohrt und an dem Ende mit einem Hahne
                              versperrt war. Ferner war eine solche Einrichtung getroffen, daß dieser Kolben mittelst
                              einer Schraube in jeder Stellung fixirt werden konnte. An dem Ende der Kolbenstange
                              war eine Schale angebracht, in welche ich Gewichte legte, um den Zwek des Dampfes im
                              Inneren des Laufes aufzutragen und den Kolben in irgend einer beliebigen Stellung zu
                              erhalten. Nachdem ich nun in diesen Flintenlauf einige Tropfen Wasser gebracht, den
                              Kolben beinahe bis an das Ende des Laufes hinab getrieben und seinen Hahn
                              geschlossen hatte, sezte ich den Lauf mit seinem zugeschweißten Ende 2 Zoll tief
                              senkrecht in einen kleinen Windofen ein, und zwar durch eine Oeffnung, die eben zu
                              seiner Aufnahme groß genug war. Bei der raschen Erhizung des Laufendes, welche ich
                              auf diese Weise bewirkte, stieg der Kolben schnell empor, wo ich ihn dann durch die
                              aufgelegten Gewichte genau 22 Zoll hoch uͤber dem zugeschweißten Ende
                              erhielt. Als das Laufende die Rothgluͤhhize erreicht hatte, hoͤrte der
                              Kolben zu steigen auf; und als es sogar weißgluͤhend geworden war, erlitt die
                              Stellung des Kolbens doch keine Veraͤnderung. Ich schraubte nunmehr den
                              Kolben in dieser Stellung fest, nahm den Apparat aus dem Ofen und kuͤhlte ihn
                              so schnell als moͤglich ab. Nach gehoͤriger Abkuͤhlung
                              oͤffnete ich den Apparat unter Queksilber und untersuchte das gebliebene Gas.
                              Bei drei auf diese Weise angestellten Versuchen ergaben sich mir folgende
                              Resultate.
                           Bei dem ersten Versuche bestand der Inhalt des Laufes aus einem Volumen Stikstoff und
                              8 Volumen Wasserstoff; bei dem zweiten war dieses Verhaͤltniß wie 1 zu 6, und
                              bei dem dritten wie 1 zu 5. In keinem Falle war eine Spur von Sauerstoff zu
                              entdeken. Das Innere des Laufes zeigte sich mit einer Schichte Eisenoxyd, die bei
                              jedem Versuche diker wurde, ausgekleidet. Ich vermengte in demselben Apparate ein
                              Volumen Wasserstoff mit zwei Volumen atmosphaͤrischer Luft, und erhizte das
                              Ganze unter einem Druke von zwei Atmosphaͤren. Wie zu erwarten stand,
                              erfolgte hier bei eintretender Rothgluͤhhize eine Explosion.
                           Um nun zu ermitteln, welchen Einfluß der Dampf auf ein derartiges Gasgemisch und auf
                              dessen Explosionsfaͤhigkeit ausuͤbt, brachte ich in das
                              kuͤrzere Ende einer heberfoͤrmig gebogenen Glasroͤhre eine
                              Mischung aus einem Volumen Wasserstoff und zwei Volumen atmosphaͤrischer
                              Luft. Diese Gasmischung brachte ich, nachdem ich sie mit Queksilber abgesperrt,
                              unter einen Druk von 1 1/2 Atmosphaͤren. Das genau fuͤr den Versuch
                              berechnete Wasser ließ ich von einem Asbestgewebe absorbiren, und mit diesem
                              fuͤhrte ich es mittelst eines Drahtes durch das Queksilber in die in der
                              Roͤhre enthaltenen Gase. Den ganzen Apparat brachte ich in einen mit
                              Queksilber gefuͤllten eisernen Cylinder, welcher auf einer Temperatur von
                              beilaͤufig 236° F. erhalten wurde; und hierauf erhizte ich, um eine
                              Explosion zu bewirken, das verschlossene Ende der Glasroͤhre mittelst eines
                              Loͤthrohres sorgfaͤltig bis zum Rothgluͤhen. Die Resultate
                              meiner Versuche waren, wie folgt.
                           Ein Volumen Knallgas mit 0,1 Volumen Wassergas vermengt explodirte und zersprengte
                              die Roͤhre. Mit 0,2 Volumen Wassergas war die Explosion beinahe ebenso
                              heftig; mit 0,3 war die Detonation bedeutend schwaͤcher; mit 0,4 war sie noch
                              schwaͤcher; mit 0,5 trat eine schwache Explosion ein, eben als die erhizte
                              Glasroͤhre durch den Druk des Gases Gas auszulassen begann; mit 0,6 kam es
                              bei sechsmaliger Wiederholung des Versuches nur einmal zur Explosion; mit 0,7 bis 2
                              Volumen Wassergas war es zu keiner Explosion zu bringen.
                           Aus diesen Versuchen laͤßt sich der Schluß ziehen, daß, selbst wenn sich in
                              der Dampfkammer eines Dampfkessels ein Explosionsfaͤhiges Gasgemisch bilden
                              sollte, dieses wenigstens in der doppelten Menge des Dampfes vorhanden seyn
                              muͤßte, um eine Explosion zu bewirken. Daß dieß unter allen Umstaͤnden
                              hoͤchst unwahrscheinlich ist, ist klar.
                           Ich will bei der Pruͤfung der Umstaͤnde, unter denen die Dampfkessel
                              zur Explosion kommen, uͤber jene Faͤlle hinweggehen, in welchen
                              Unthaͤtigkeit des Sicherheitsventils oder ungeeignete Groͤße desselben
                              als Ursache angenommen werden koͤnnen, und dafuͤr sogleich auf jene
                              Faͤlle uͤbergehen, in denen die Ursache nicht so klar ist.
                           Ein aus dem besten, mit Holzkohlen behandelten Eisenbleche von 0,2 Zoll Dike
                              gearbeiteter Kessel von 9 Fuß Laͤnge und 9 Zoll im Durchmesser, welcher wie
                              gewoͤhnlich mit einem Sicherheitsventile ausgestattet war, und mit einem
                              kleinen Dampfmaschinen-Modelle, so wie auch mit einer Einsprizpumpe
                              communicirte, ward auf solche Art mit dem Feuerzuge eines Puddlirofens in Verbindung
                              gebracht, daß die Flamme den Kessel auf die gewoͤhnliche Weise
                              umspuͤlte und ihn Tag und Nacht in Thaͤtigkeit hielt. Der Kessel
                              arbeitete am ersten Tage mit einem Druke von 20 Atmosphaͤren, den
                              uͤbrigen Theil der Woche uͤber mit einem Druke von drei
                              Atmosphaͤren. Hierauf wurde das Spiel der Pumpe unterbrochen und das Wasser
                              um einen Zoll unter seinem gewoͤhnlichen Stande gehalten, so daß die
                              Seitenwaͤnde des Kessels zum Rothgluͤhen kommen konnten.
                              waͤhrend sich die Waͤnde in diesem Zustande befanden, wurde das Wasser
                              mittelst des Schwimmers und bei einem Druke von 10 Atmosphaͤren so stark als
                              moͤglich in Bewegung gesezt. Nachdem der Versuch unter diesen
                              Umstaͤnden 3 Stunden lang gedauert, wurde die Einsprizpumpe wieder in Gang gesezt, so daß
                              der Kessel bis zum Ende der Woche mit einem Druke von drei Atmosphaͤren
                              weitet arbeitete. Am ersten Tage der folgenden Woche arbeitete der Kessel mit
                              demselben Druke und bei der gewoͤhnlichen Hoͤhe des Wasserstandes. Ich
                              belastete das Sicherheitsventil allmaͤhlich, und unter Anwendung aller
                              Vorsicht, damit das Spiel des Ventiles nicht beeintraͤchtigt werden sollte,
                              bis zu 10 und 11 Atmosphaͤren. Als noch ein Gewicht aufgelegt wurde, welches
                              den Druk bis auf 12 Atmosphaͤren steigern sollte, erfolgte eine
                              fuͤrchterliche Explosion des Kessels, bei der dessen oberer Theil so hoch
                              emporgeschleudert wurde, wie der große Dampfmaschinen-Schornstein, welcher 66
                              Fuß Hoͤhe hatte.
                           Bei genauer Pruͤfung der Raͤnder der Bruchstelle zeigte sich, daß jener
                              Theil des Kessels, welcher zum Rothgluͤhen gekommen war, eine
                              merkwuͤrdige Veraͤnderung erlitten hatte. Ein von dem oberen Theile
                              des Kessels abgeschnittener Blechstreifen von einem Zoll Breite wurde durch ein
                              Gewicht von 3 Cntrn. beinahe unter einem rechten Winkel gebogen; ein Streifen,
                              welcher genau dieselbe Groͤße hatte, aber aus jenem Theile, der zum
                              Rothgluͤhen gekommen, geschnitten worden, brach schon unter der Last von 2
                              Cntrn. Das Bruchende dieses lezteren Streifens, welches ich abschnitt und mit einer
                              feinen Feile polirte, zeigte mit dem guten, unter einem Winkel gebogenen Streifen
                              verglichen und unter das Mikroskop gebracht dunkelgraue elliptische Fleken (greys), deren Zahl sich gegen die Außenseite hin
                              steigerte. Die Außenseite selbst, deutete bis auf eine betraͤchtliche Tiefe
                              hinein an, daß sie eine Verbindung mit Schwefel eingegangen hatte.
                           Bei genauer Untersuchung von Stuͤken anderer geborstener Dampfkessel fand ich
                              die Bruchenden stets auf gleiche Weise veraͤndert. Namentlich waren die
                              Raͤnder eines Stuͤkes, welches man mir als ein Bruchstuͤk des
                              geborstenen Kessels des Dampfbootes von Hull uͤbergab, so sproͤde, daß
                              sie schon unter einem leichten Schlage mit dem Hammer absprangen. In einer Retorte
                              mit Salzsaͤure behandelt entwikelte sich aus den Bruchstuͤken
                              Schwefelwasserstoffgas in so bedeutender Menge, daß ich dessen Menge mittelst einer
                              Aufloͤsung von salpetersaurem Blei zu messen vermochte.
                           Aus diesen Versuchen scheint mir nun klar hervorzugehen, daß die Eisenplatten, welche
                              durch den Druk des in ihnen enthaltenen Wassers in einem gewissen Grade von
                              Ausdehnung erhalten werden, durch die Einwirkung der Flamme, und namentlich der
                              Steinkohlenflamme, die immer etwas schweflige Saͤure enthaͤlt, sehr
                              geschwaͤcht werden, indem die Textur des Eisens dadurch aufgelokert wird. Je
                              mehr Schwefelkies die Steinkohle enthaͤlt, um so schlimmer ist es; besonders wenn die
                              Kesselwaͤnde durch Sinken des Wassers oͤfters zum Gluͤhen
                              kommen, und darauf durch Steigen des Wassers wieder abgekuͤhlt werden.
                           Die Expansivkraft des Dampfes sucht stets die Fasern des Eisens von einander zu
                              trennen, wozu noch kommt, daß das Eisen durch den Waͤrmestoff, den es
                              einsaugt, wenn man es zum Gluͤhen kommen laͤßt, in ausgedehntem
                              Zustande erhalten wird. Die unvermeidliche Contraction, welche entsteht, wenn das
                              auf zweifache Weise ausgedehnte Metall mit dem Wasser in Beruͤhrung kommt,
                              muß eine maͤchtig nachtheilige Wirkung auf das Eisen ausuͤben. Hierin
                              ist meiner Ansicht nach die Grundursache der meisten Dampfkesselexplosionen zu
                              suchen. Die geringste Unregelmaͤßigkeit in der Dampferzeugung muß
                              natuͤrlich einen auf solche Art geschwaͤchten Kessel, seine
                              Waͤnde moͤgen gluͤhen oder nicht, noch eher zum Bersten
                              bringen.
                           Bei dem Probiren der Staͤrke der Kesselplatten wird gar haͤufig auf
                              deren Faͤhigkeit, einem ploͤzlichen Stoße zu widerstehen, zu wenig
                              Ruͤksicht genommen, und doch darf diese nie außer Acht gelassen werden,
                              vielmehr ist sie bei der Erzeugung der Platten wohl im Auge zu behalten.Die Eisenstuͤke, aus denen die Platten ausgewalzt werden, sollen von
                                    sehr kleinem und dichtem Korne seyn, so daß das Korn der fertigen Platten
                                    eben ein etwas Blaͤtteriges Aussehen zu bekommen beginnt. Sind die
                                    Eisenstuͤke, bevor sie noch zu Platten von gehoͤriger Dike
                                    ausgestrekt worden, von zu offenem Korne, so wird die Granulation zu lose,
                                    wodurch die Platten wesentlich an Staͤrke verlieren. Man ist der
                                    Meinung, daß alle Metalle durch das Auswalzen ein dichteres Korn und ein
                                    groͤßeres specifisches Gewicht bekommen; dieß gilt aber nicht von dem
                                    Eisen und uͤberhaupt von keinem Metalle, welches durch das Auswalzen
                                    ein faseriges Aussehen bekommt. Broling, der das
                                    spec. Gewicht von ausgehaͤmmertem und ausgewalztem Eisen
                                    pruͤfte, war erstaunt, zu finden, daß das Eisen ein um so geringeres
                                    spec. Gewicht bekam, je laͤnger es gewalzt wurde. Er schrieb dieß dem
                                    Umstaͤnde zu, daß die Eisentheilchen das Wasser, in welchem sie
                                    gewogen wurden, zuruͤkfließen. A. d. O. Eine lange Reihe von Versuchen hat mich von dem großen Unterschiede
                              uͤberzeugt, der zwischen dem Probiren der Staͤrke der Platten durch
                              die allmaͤhlich steigende Gewalt einer hydraulischen Presse und durch die
                              ploͤzliche heftige Anwendung derselben Kraft besteht. Eisen, welches in hohem
                              Grade faserig aussteht, ist im Allgemeinen am wenigsten geeignet, einer
                              ploͤzlich wirkenden Gewalt zu widerstehen. Je mehr die Fasern rund, von
                              einander geschieden und strangartig erscheinen, und je mehr Fleken (greys) auf der Oberflaͤche der polirten Platten
                              zu sehen sind, um so weniger taugt das Eisen zur Verfertigung eines sicheren
                              Kessels. Das beste Eisenblech zu diesem Zweke ist solches, welches aus
                              aͤußerst duͤnnen Blaͤttchen von hellgrauer Farbe zu bestehen
                              scheint, und dessen Raͤnder nicht sehr zakig, sondern beinahe eben sind.
                           Das ploͤzliche Aufschießen von Dampf, welches bisweilen in den Kesseln vorkommt, ist
                              gewoͤhnlich dadurch bedingt, daß das Wasser mit gewissen erdigen Salzen,
                              worunter schwefelsaurer Kalk, Kieselerde und Thonerde die hauptsaͤchlichsten
                              sind, gesaͤttigt ist.
                           Ich habe oben gezeigt, daß nicht bloß alle poroͤsen Koͤrper die
                              Dampfentwikelung beschleunigen, sondern daß auch die Erschuͤtterung, welche
                              durch das Aufschießen des Dampfes waͤhrend der Krystallisation der in der
                              Fluͤssigkeit aufgeloͤst enthaltenen Koͤrper erzeugt wird,
                              fuͤr sich allein schon hinreichend ist einen auf die angegebene Weise
                              geschwaͤchten Kessel zum Bruche zu bringen, besonders wenn das Wasser durch
                              die Erschuͤtterung gegen die rothgluͤhenden Kesselwaͤnde
                              geschleudert wird.
                           Die Incrustationen, welche sich in den Kesseln bilden, und die man gewoͤhnlich
                              mit dem Meißel zu entfernen pflegt, bestehen in den meisten Faͤllen aus
                              mehreren Schichten, welche oft eine bedeutende Dike haben: zum Beweise, daß sie sich
                              rasch und in gewissen Zwischenraͤumen absezten. Mit erdigen Salzen
                              gesaͤttigtes Wasser, welches sich in Dampfkesseln mit engen Kammern befindet,
                              wird beim Sieden in Schaum verwandelt; es ist daher kaum zu verhuͤten, daß
                              die Kessel zum Gluͤhen kommen, und man kann sich auf die Haͤhne, die
                              zur Bestimmung der Hoͤhe des Wasserstandes dienen, nicht verlassen.
                           Eine ploͤzliche Veraͤnderung des Tones, mit dem der Dampf bei dem
                              Sicherheitsventile entweicht, ist meiner Ansicht nach stets ein sicheres Zeichen,
                              daß in dem Kessel rasch die Bildung einer Krystallisation oder eines Bodensazes von
                              Statten gehe. Einer der Zeugen, die uͤber die Explosion des Dampfbootes von
                              Hull vernommen wurden (wenn ich nicht irre, war es ein weibliches Individuum), hat
                              auch angegeben, daß vor Eintritt der Explosion der Dampf mit einem
                              eigenthuͤmlichen fremdartigen Geraͤusche bei dem Sicherheitsventile
                              entwich.
                           Zum Schluͤsse erlaube ich mir nur wiederholt darauf aufmerksam zu machen, daß
                              Kessel, deren Waͤnde oͤfter zum Gluͤhen kommen, nie, und selbst
                              unter den guͤnstigsten Umstaͤnden nicht, sicher sind; und daß die
                              Anwendung von destillirtem Wasser anstatt Fluß- oder Seewasser viel zur
                              Verminderung der Gefahr beitragen, ja manchen unheilvollen Explosionen vorbeugen
                              duͤrfte.