| Titel: | Apparat zum Heizen von Kirchen, Magazinen, Kaufläden, Fabriken, Treibhäusern, Wagen und anderen zu heizenden Orten, und verbessertes Brennmaterial für diesen Apparat, worauf sich Thomas Joyce, Gärtner in Camberwell New Road in der Grafschaft Surrey, am 16. December 1837 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 71, Jahrgang 1839, Nr. LXXIV., S. 392 | 
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                        LXXIV.
                        Apparat zum Heizen von Kirchen, Magazinen,
                           Kauflaͤden, Fabriken, Treibhaͤusern, Wagen und anderen zu heizenden Orten,
                           und verbessertes Brennmaterial fuͤr diesen Apparat, worauf sich Thomas Joyce, Gaͤrtner
                           in Camberwell New Road in der Grafschaft Surrey, am 16. December 1837 ein Patent ertheilen ließ.Bei dem Vielen, was uͤber den Heizapparat des Hrn. Joyce geschrieben
                                 worden; bei den widersprechenden Urtheilen, welche Techniker sowohl als Gelehrte
                                 daruͤber faͤllten, und die wir unsern Lesern seiner Zeit in unserm
                                 Journale vorlegten, finden wir fuͤr gut, auch das Patent in seiner
                                 urspruͤnglichen Fassung in Deutschland zu veroͤffentlichen. A. d.
                                 R.
                           
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Decbr.
                              1838, S. 354.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Ueber Joyce's Ofen.
                        
                     
                        
                           Mein Heizapparat besteht in einem eigenthuͤmlich gebauten Ofen, in dem man die
                              Verzehrung des Brennstoffes reguliren kann, um dadurch die Temperatur des zu heizenden Ortes auf einen
                              beliebigen Grad zu bringen. Mein Brennmaterial besteht in Holzkohle, welche zum
                              Behufe ihrer Reinigung eine eigene chemische Zubereitung erlitten.
                           Sowohl das Aeußere als das Innere meines Ofens laͤßt einige kleine
                              Modificationen zu. Das Wesentliche beruht darauf, daß die Oeffnungen am Grunde,
                              durch welche die zur Unterhaltung der Verbrennung dienende Luft Zutritt bekommen
                              soll, eine beschraͤnkte Groͤße haben, und daß die am Scheitel
                              befindlichen Oeffnungen, welche den aus den brennenden Kohlen entwikelten
                              Duͤnsten Ausgang gestatten, einer Adjustirung faͤhig sind,
                              gemaͤß welcher die Verbrennung regulirt werden kann. Die innerhalb der Oefen
                              angebrachten Roͤhren und Canaͤle, welche zum Durchgange der zu
                              erwaͤrmenden Luft bestimmt sind, lassen sich sowohl der Form als der Richtung
                              nach unendlich modificiren; denn das Wesentliche des Ofens liegt, wie gesagt, in den
                              Mitteln, womit man die Verbrennung so reguliren kann, daß nie mehr als eine
                              bestimmte Menge Brennstoff innerhalb einer bestimmten Zeit verzehrt werden kann, und
                              womit sich zugleich auch die Menge der entwikelten Hize reguliren laͤßt.
                           Die einfachste Bauart meines Ofens sieht man in Fig. 20, welche einen
                              senkrechten Durchschnitt durch die Mitte eines glatten cylindrischen Ofens
                              vorstellt. Fig.
                                 21 gibt eine aͤußere Ansicht eben desselben Ofens. Die
                              cylindrischen Waͤnde des Ofens a, a bestehen hier
                              aus Eisenblech; sein Boden b dagegen aus Gußeisen. Oben
                              ist ein beweglicher Dekel c in den Cylinder eingepaßt;
                              und an diesem Dekel befindet sich ein Regulirschieber d,
                              in welchem nach Art des gewoͤhnlichen Luftventiles Oeffnungen angebracht
                              sind. In ein am Boden des Ofens befindliches kreisrundes Loch v ist ein umgestuͤrzter Kegel e
                              eingesezt, und durch diesen Kegel sind mehrere kleine Loͤcher gebohrt, durch
                              welche Luft in den unteren Theil des Cylinders eindringen kann. Außerdem kann man
                              nebst diesem durchbohrten Kegel oder an seiner Statt kleine Luftloͤcher durch
                              den Boden oder rund um den unteren Theil des Cylinders bohren. Ein Ring f, f, in welchem sich mehrere Oeffnungen befinden,
                              bildet den Fuß des Ofens, der aber uͤbrigens eben so gut auch auf drei oder
                              mehreren Fuͤßen stehen kann.
                           Fig. 22 zeigt
                              einen auf dieselbe Art gebauten, aber verzierten Ofen fuͤr ein Empfangszimmer
                              oder irgend ein anderes besser eingerichtetes Gemach. Fig. 23 ist ein
                              Durchschnitt dieses Ofens, der aus Eisen, Messing, Kupfer oder mehreren dieser
                              Metalle zusammengesezt seyn kann. Auch hier sieht man in den Boden dem durchbohrten
                              Kegel e eingesezt, an den die zur Unterhaltung der
                              Verbrennung bestimmte Luft durch die Roͤhre g
                              geleitet wird. Wenn es fuͤr noͤthig erachtet wird, kann man an dem Piedestale
                              oder seitlich zum Behufe des Zutrittes der Luft auch noch andere Loͤcher
                              durch die Waͤnde z, z des Cylinders bohren. Das
                              Schiebventil d befindet sich hier an dem
                              kuppelfoͤrmigen Dekel d. Es kann leicht
                              aufgezogen oder niedergedruͤkt werden, um die Oeffnung, durch welche die bei
                              der Verbrennung entwikelten Duͤnste entweichen, zu oͤffnen oder zu
                              schließen. Da diese Duͤnste geruchlos sind, so laͤßt man sie in das
                              Gemach austreten, wo sie zur Erwaͤrmung desselben beitragen.
                           Der gemaͤß Fig. 20 und 21 gebaute Ofen
                              laͤßt sich auch in ein einfaches oder verziertes Gehaͤuse bringen, wie
                              man ein solches in Fig. 24 bei h, h im Durchschnitte sieht.
                              Dieses Gehaͤuse oder dieser Mantel bildet einen Luftcanal j, j, der am Grunde bei x, x
                              zum Theile offen ist. Die Luft erwaͤrmt sich auf dem Durchgange durch diesen
                              Canal, und entweicht dann bei den in der Kuppel angebrachten Loͤchern
                              zugleich mit den bei der Verbrennung entwikelten Duͤnsten. Dieses
                              aͤußere Gehaͤuse kann beliebige Formen und Verzierungen bekommen, da
                              es nicht auf die Form des Luftcanales ankommt, wenn nur die Verzehrung des
                              Brennstoffes im Ofen beschriebenermaßen gehoͤrig regulirt werden kann.
                           Fig. 25 zeigt
                              einen etwas modificirten Ofen, an welchem durch das in seinem Inneren befindliche
                              entzuͤndete Brennmaterial Luftroͤhren gefuͤhrt sind, die einen
                              Theil der ausstrahlenden Waͤrme verbreiten. Fig. 26 ist ein
                              Durchschnitt dieses Ofens. Die zur Unterhaltung der Verbrennung dienende Luft tritt
                              durch den umgekehrten Kegel e am Boden und durch die
                              kleinen, unten durch die Seitenwaͤnde des Cylinders gebohrten Loͤcher
                              x, x ein. Oben am Scheitel wird der Zug mittelst des
                              Schiebventiles a regulirt. Die Roͤhre g, welche mitten durch das Fußgestell gefuͤhrt
                              ist, fuͤhrt sowohl dem Brennstoffe, als den Luftroͤhren i, i, i, und den aͤußeren Canaͤlen j, j Luft zu. Die Luft nimmt auf dem Durchgange durch
                              die Roͤhren i, i, i, die aus deren Innerem
                              ausstrahlende Waͤrme auf, und entweicht erwaͤrmt durch Oeffnungen in
                              dem Gehaͤuse, ohne daß sie sich mit den bei der Verbrennung entbundenen
                              Duͤnsten vermengt hat. Die in dem aͤußeren Canale j, j emporsteigende Luft gelangt in die Kuppel des
                              Gehaͤuses, und entweicht aus dieser zugleich mit den durch die Verbrennung
                              erzeugten Duͤnsten, um mit diesen zur Erwaͤrmung des Gemaches
                              beizutragen.
                           Fig. 27 ist
                              ein in der Haͤlfte der Hoͤhe genommener horizontaler Durchschnitt des
                              Ofens mit seinem Gehaͤuse. Fig. 28 zeigt den Ofen
                              von Oben mit abgenommenem Dekel, damit sein Inneres sichtbar ist. Man sieht hier das
                              mit Wasser gefuͤllte Gefaͤß k, welches in
                              Fig. 26
                              im Durchschnitte angedeutet ist, und welches ich in der Absicht anbringe, um durch langsame
                              Verduͤnstung des Wassers der erwaͤrmten Luft zugleich auch den
                              gehoͤrigen Grad von Feuchtigkeit mitzutheilen.
                           In sehr kleinen Gemaͤchern, sowie in Schlafzimmern rathe ich, im Falle man von
                              den bei der Verbrennung entbundenen Duͤnsten irgend eine nachtheilige Wirkung
                              befuͤrchten sollte, oben am Ofen eine ganz kleine Roͤhre anzubringen,
                              welche das Ventil auf die aus Fig. 29 ersichtliche,
                              oder auch auf irgend eine andere Weise umgibt, und welche durch die Wandverkleidung,
                              durch das Fenster oder irgend anderswo austritt. Ich bringe in diesem Falle unter
                              dem Ofen zum Behufe der Regulirung des Luftzutrittes ein Schiebventil an, welches
                              uͤbrigens aber auch in der Roͤhre seinen Plaz finden kann. Hier
                              geschieht also die Heizung lediglich durch Ausstrahlung; uͤbrigens ist diese
                              Vorsicht selten noͤthig, da kein Gemach luftdicht schließt, und da, wenn mein
                              verbesserter, mit der praͤparirten Kohle geheizter Ofen ja einen Dunst
                              erzeugt, den man fuͤr schaͤdlich halten koͤnnte, dessen
                              Quantitaͤt jedenfalls so gering ist, daß er unmoͤglich einen Nachtheil
                              bringen kann.
                           Will man sich des einen oder des anderen der hier beschriebenen Oefen bedienen, so
                              entzuͤnde man eine Schaufel voll praͤparirten Brennmateriales in einem
                              gewoͤhnlichen Ofen, und bringe es, wenn es uͤber und uͤber
                              gluͤht in den Ofen, um diesen dann vollends mit kaltem praͤparirten
                              Brennstoffe zu fuͤllen. Wenn man hierauf das am Scheitel des Ofens
                              befindliche Ventil oͤffnet, so wird die Verbrennung langsam und
                              regelmaͤßig von Statten gehen und mehrere Stunden andauern, ohne daß man
                              irgend eine Aufmerksamkeit darauf zu verwenden haͤtte. Das Brennmaterial
                              senkt sich in dem Maaße, als es verzehrt wird, in Folge seiner eigenen Schwere
                              herab; der umgekehrte Kegel verhindert die Verstopfung der Luftcanaͤle durch
                              Ansammlung von Asche und Staub, und ebenso auch das Herausfallen dieser Stoffe aus
                              dem Ofen. Der Grad, in welchem man das erwaͤhnte Ventil oͤffnet oder
                              schließt, bedingt den Gang der Verbrennung des Brennmateriales im Ofen und mithin
                              auch den Grad der Waͤrme, den dieser gibt. Hat die Verbrennung eine gewisse
                              Zeit uͤber gedauert, so traͤgt man frischen Brennstoff nach; man hat
                              jedoch vorher die Asche und den Staub auszuleeren, indem man den Ofen
                              umstuͤrzt. Hat der Ofen eine etwas bedeutende Groͤße, so kann man an
                              dessen Boden einen offenen Rost anbringen, damit durch diesen die Asche in einen an
                              dem unteren Theile befestigten luftdicht schließenden Behaͤlter falle.
                           Der zweite Theil meiner Erfindung betrifft die Zubereitung der Holzkohle, wobei ich
                              der Eichen- und Birkenkohle den Vorzug gebe.
                           
                           Diese Zubereitung besteht darin, daß ich die Kohle zum Rothgluͤhen bringe, und
                              sie entweder vor oder nach dem Gluͤhen mit Aufloͤsungen von
                              aͤzenden oder kohlensauren Alkalien oder alkalischen Erden befeuchte. Ich
                              ziehe vor, dieses nach dem Ausgluͤhen der Kohle zu thun. Wenn ich die Kohle
                              vor dem Ausgluͤhen beneze, so weiche ich sie in eine Aufloͤsung von
                              kohlensaurem Natron oder anderen derlei Alkalien oder alkalischen Erden, wozu ich
                              auf 12 Gallons Wasser gegen 3 Pfd. kohlensaures Natron oder eine aͤquivalente
                              Menge des sonstigen alkalischen Salzes nehme. Ich binde mich uͤbrigens
                              durchaus nicht an dieses Verhaͤltniß, da dasselbe sowohl nach der
                              Guͤte und Beschaffenheit des angewendeten Salzes, als auch nach der Natur des
                              angewendeten Wassers ein verschiedenes seyn muß. So wird z.B. hartes Wasser eine
                              groͤßere Menge Zusaz erfordern als weiches. Ich gab bisher der im Handel
                              vorkommenden kaustischen Soda oder dem krystallisirten kohlensauren Natron den
                              Vorzug; allein ich fand, daß andere Alkalien, und namentlich Kalk, eben so gute
                              Dienste leisten. Die auf die angegebene Art gesaͤttigte Kohle lasse ich ganz
                              oder beinahe troknen, worauf ich sie in einem Ofen brenne oder ausgluͤhe.
                              Nenn die Kohle nicht vor dem Ausgluͤhen benezt worden, so geschieht dieß nach
                              demselben waͤhrend des Abkuͤhlens und zwar mit einer
                              Aufloͤsung, welche in den oben angegebenen Verhaͤltnissen bereitet
                              worden. Ich brauche kaum zu bemerken, daß sie, bevor man sich ihrer bedient, wieder
                              getroknet werden muß.
                           Der zum Ausgluͤhen der Kohle dienende Ofen kann auf gewoͤhnliche Art
                              gebaut seyn, wenn er nur einen zur Regulirung des Zuges bestimmten Daͤmpfer
                              hat. Der Ofen, in welchem ich dieses Ausgluͤhen bewerkstellige, und den man
                              aus den Durchschnitten Fig. 30 und 31 sieht, hat
                              zum Theile die Form eines Bakofens. Wenn die Kohle in diesem Ofen zum
                              Rothgluͤhen gekommen ist, so schiebe ich den Daͤmpfer am Feuerzuge
                              vor, damit keine weitere Verbrennung stattfinden kann. Endlich bringe ich die Kohle
                              in luftdicht schließende Kuͤhlgefaͤße, in denen ich sie unter
                              Verhuͤtung des Luftzutrittes abkuͤhlen lasse. Nach dem Erkalten kann
                              sie sogleich in Gebrauch kommen.
                           Ich binde mich, was die Form und Groͤße der Oefen betrifft, durchaus an keine
                              bestimmte Norm; leztere kann von der Groͤße eines Quartkruges fuͤr
                              Oefen, welche zum Heizen von Wagen bestimmt sind, bis zu jeder zum Heizen von
                              Kirchen u. dgl. noͤthigen Groͤße wechseln. Eben so wenig binde ich
                              mich an die Regulirung der Verbrennung durch einen am Scheitel des Ofens
                              angebrachten Schieber, da man diese Regulirvorrichtung auch am Grunde des Ofens,
                              oder sowohl oben als unten benuͤzen kann.
                           
                        
                           
                           Anhang.
                           Unsere Leser haben somit die Originalbeschreibung dieser Oefen in Haͤnden, von
                              denen die Erfinder nichts weniger als eine gaͤnzliche Revolution in den
                              Heizmethoden aller Orte und Laͤnder erwarteten, waͤhrend doch an der
                              ganzen Erfindung weder in mechanischer, noch in chemischer Beziehung etwas von
                              besonderem Welche zu entdeken ist. Sie werden sich an die Ausspruͤche
                              erinnern, welche Everitt in England und Gay-Lussac in Frankreich (polytechn. Journal Bd. LXVIII. S. 386 und 391) uͤber diese Oefen thaten, und wie
                              diese beiden Gelehrten darauf aufmerksam machten, daß dieselben nur dann als
                              fuͤr die Gesundheit unschaͤdlich betrachtet werden koͤrnen,
                              wenn man die Producte der Verbrennung nicht in das der Heizung unterliegende Gemach
                              eintreten laͤßt, sondern vielmehr sorgfaͤltig aus ihnen ableitet. Sie
                              werden sich ferner erinnern, welche gegentheiligen, den Patenttraͤgern weit
                              guͤnstigeren Meinungen die beiden Professoren der Chemie, J. T. Cooper und Dr. Brande, seiner
                              Zeit aͤußerten (polyt. Journal Bd. LXIX. S.
                                 282). Wir haben dem Streite, der seither in mehreren englischen
                              Blaͤttern groͤßten Theils anonym und mit geringem Aufwande an
                              wissenschaftlichen Kenntnissen und ohne Anfuͤhrung von Thatsachen, welche als
                              Belege dienen konnten, gefuͤhrt wurde, keine weitere Folge gegeben, theils
                              weil wir der Bekanntmachung der Patentbeschreibung entgegensahen, theils weil wir
                              nicht zweifelten, daß der Winter, als einer der besten Pruͤfsteine
                              fuͤr die Tauglichkeit der Heizmethoden, Thatsachen liefern wuͤrde.
                              Lezteres ist denn auch bereits auf eine Weise, die zu einer Gerichtsverhandlung
                              Anlaß gab, eingetreten, so daß wir es nicht fuͤr unpassend halten, dem
                              Patente hier einen kurzen Auszug aus diesen freilich nichts weniger als den
                              Gegenstand erschoͤpfenden Verhandlungen anzuhaͤngen.
                           Am 19. Novbr. 1838 versammelte sich naͤmlich eine Jury, um uͤber die
                              Todesart des 64 jaͤhrigen J. Trickey, welcher in
                              der St. Michaels Kirche in dem von einem Joyce'schen Ofen
                              verbreiteten Dampfe erstikt seyn sollte, abzuurtheilen. Der fragliche Ofen ward
                              Samstag Nachmittags zwischen 4 und 5 Uhr zum Behufe der Heizung der Kirche in deren
                              mittleren Gang gestellt worden, und der Verungluͤkte als Waͤchter zu
                              demselben bestellt. Als man Sonntag Morgens zwischen 6 und 7 Uhr in die Kirche trat,
                              fand man diese mit schwefligem Dampfe erfuͤllt und den Genannten in dem
                              mittleren Gange ungefaͤhr 1 1/2 Yards von dem Ofen entfernt entseelt auf
                              seinem Angesichte liegen. Waͤhrend der Nacht hatten auch zwei Gaslampen in
                              der Kirche gebrannt, von denen man jedoch keinen Geruch bemerkte.
                           
                           Von den fuͤnf Aerzten, welche den Tobten untersuchten, erklaͤrten vier,
                              daß derselbe an Schlagfluß gestorben sey, und nur einer behauptete, daß der Tod
                              durch Einathmen schaͤdlicher Daͤmpfe erfolgt sey.
                           Hr. Harper gab an, daß das
                              Brennmaterial, womit man den Ofen heizte, praͤparirt wurde, indem man es mir
                              etwas krystallisirtem kohlensaurem Natron besprengte, hierauf zum Weißgluͤhen
                              erhizte, dann auf Daͤmpfer schaffte, es abermals mir dem angegebenen Salze
                              besprengte, wo es dann nach dem Abkuͤhlen zum Gebrauche geeignet war. Er
                              bemerkte, daß er sowohl sein Comptoir als sein Schlafzimmer mit einem seiner Oefen
                              heize, und daß er sich sehr wohl dabei befinde. – Mehrere Anwesende
                              aͤußerten sich gleichfalls guͤnstig fuͤr die neuen Oefen; da
                              jedoch unter den Gliedern der Jury große Meinungsverschiedenheit herrschte, so
                              verschob man die Untersuchung um einige Tage.
                           An dem anberaumten Tage erklaͤrte der Kronbeamte, daß er auf Verlangen des
                              Hrn. Harper Befehl gegeben
                              habe, in der Kirche bei verschlossenen Thuͤren einen der fraglichen Oefen von
                              5 Uhr Morgens bis Abends 6 Uhr zu heizen, um nach 13stuͤndiger Heizung die
                              Luft in der Kirche untersuchen zu koͤnnen. Leider ward dieser Versuch
                              fuͤr die Jury zu Nichte gemacht, weil man die Kirchenthuͤren schon
                              fruͤher geoͤffnet Halle, um die HHrn. Cooper, Brande und Dr.
                              Golding Bird einzulassen.
                           Dr. Golding Bird gab hienach
                              in den Times folgende Erklaͤrung: „Als ich gegen 4 Uhr Nachmittags
                                 mit den Kirchendienern in die Kirche trat, fand ich in dem mittleren Gange in
                                 der Naͤhe des Bodens eine Luftschichte, welche so viel
                                 Kohlensaͤure enthielt, daß sie Jedem, der sich in liegender Stellung ihr
                                 aussezte, aͤußerst nachtheilig und selbst toͤdtlich werden mußte.
                                 Die waͤhrend der Verbrennung der Holzkohle entwikelte Kohlensaͤure
                                 hatte, indem sie bei den Oeffnungen des Ofens entwich, ihren Waͤrmestoff
                                 an die sie umgebende atmosphaͤrische Luft abgetreten, und mußte, indem
                                 sie specifisch schwerer wurde, zu Boden sinken. Hr. Cooper im Gegentheile behauptete, daß die
                                 Kohlensaͤure, indem sie auf einen bedeutenden Grad erhizt waͤre,
                                 gegen die Deke emporgestiegen seyn muͤßte, und daß man daselbst die
                                 groͤße Menge davon finden muͤßte, waͤhrend sie in den
                                 unteren Regionen durch allmaͤhliche Vermischung mit der
                                 atmosphaͤrischen Luft in so hohem Grade verduͤnnt waͤre,
                                 daß sie gaͤnzlich unschaͤdlich ist. Er nahm keine Proben der in
                                 der Naͤhe des Bodens befindlichen Luft, welche meiner Ansicht nach die
                                 groͤßte Menge Kohlensaͤure enthalten mußte. Ich that dieß in
                                 Gegenwart der Kirchendiener, und entdekte in dieser Luft auch wirklich eine
                                 bedeutende Menge
                                 Kohlensaͤure. Man erhob gegen die Anwendung des Kalkwassers als
                                 Pruͤfungsmittel Einwendungen, weil auch die gewoͤhnliche
                                 atmosphaͤrische Luft Kohlensaͤure enthalte; allein jeder Chemiker
                                 weiß, daß man das Kalkwasser mehrere Minuten lang der Einwirkung der
                                 gewoͤhnlichen atmosphaͤrischen Luft aussezen muß, bevor es sich zu
                                 truͤben beginnt, waͤhrend das Kalkwasser, welches in ein offenes,
                                 auf den Boden gestelltes, 6 Fuß von dem Ofen entferntes Gefaͤß gegossen
                                 wurde, beinahe alsogleich milchig wurde. Waͤhrend ich mich dieses
                                 Versuches wegen buͤkte, athmete ich von der verdorbenen Luft ein, wodurch
                                 ich heftiges Pulsiren an den Schlaͤfen, Druk uͤber den Augen und
                                 so große Uebelkeit bekam, daß ich Muͤhe hatte, dahin zu gelangen, wo die
                                 von mir aufgesammelte Luft untersucht werden sollte.“
                              
                           Hr. J. T. Cooper, Professor der
                              Chemie, versicherte, daß er nach den wiederholten, mit den fraglichen Oefen
                              angestellten Versuchen die Ueberzeugung gewonnen habe, daß gar keine Gefahr von
                              ihnen zu befuͤrchten ist, wenn der Ofen der Groͤße des Zimmers
                              gemaͤß gehoͤrig regulirt worden ist. Die bei voller Hize in dem Ofen
                              enthaltene Menge kohlensaures Gas uͤberstieg nie ganz ein Procent. Die St.
                              Michaels Kirche faßt beilaͤufig 100,000 Kubikfuß. Der Ofen enthielt, als er
                              angezuͤndet wurde, 49 Pfd. Holzkohle; waͤre es moͤglich
                              gewesen, dieses Quantum in einem Momente zu verbrennen, so wuͤrde die daraus
                              entwikelte Kohlensaͤure doch nicht mehr als 1 1/2 Proc. der Luft der Kirche
                              betragen haben. Ein Gehalt von 10 Proc. an Kohlensaͤure reicht hin, um Jemand
                              zu betaͤuben; 12 Proc. sind meiner Ansicht nach hinreichend, einen Menschen
                              zu toͤdten. Ich untersuchte die Luft auf den uͤberfuͤllten
                              Theatergallerien, und fand darin 4 Proc. kohlensaures Gas; eine gleiche Menge davon
                              fand ich auch in manchen stark besuchten Kirchen.
                           Dr. Brande, welcher gleichfalls vernommen wurde, stimmte
                              in seinen Aussagen mit jenen Cooper's uͤberein.
                           Einer der mit Brande, Cooper und Dr. Bird in die Kirche eingetretenen Kirchendiener versicherte, solches
                              Kopfweh und solchen Schwindel bekommen zu haben, daß er sich schleunig aus ihr
                              entfernen mußte.
                           Die Jury sprach sich, nachdem sie 20 Minuten in Berathung gewesen, dahin aus, daß
                              James Trickey am Schlagfluß, welcher durch das Einathmen
                              unreiner Luft beschleunigt worden, gestorben sey.
                           Hr. William Baddeley bemerkt
                              hiezu in einem Schreiben an das Mechanics' Magazine, daß
                              Jemand, der obiger Gerichtsverhandlung beigewohnt, in seinem Hause einen Versuch mit
                              einem Joyce'schen Ofen machte und durch denselben allerdings nicht
                              belaͤstigt wurde; daß aber einige kleine Voͤgel, die er in einem
                              Kaͤfige auf den Boden des Experimentirzimmers stellte, in kurzer Zeit
                              erstikten; und daß es einem kleinen Huͤndchen ebenso ergangen waͤre,
                              wenn man ihm nicht bei Zeiten Huͤlfe geschafft haͤtte. Er ist der
                              Ansicht, und wir muͤssen ihm hierin beistimmen, daß der verungluͤkte
                              Trickey wenig oder gar keinen Schaden gelitten haben
                              wuͤrde, wenn er sich in dem weiten Kirchenraume bestaͤndig in
                              aufrechter Stellung befunden haͤtte; daß er aber auf dem Boden liegend in
                              eine mit Kohlensaͤure uͤberfuͤllte Luftschichte gerieth, in der
                              er erstiken mußte. Ob er in Folge eines Schlagflusses auf den Boden fiel, oder ob er
                              aus irgend einer anderen Veranlassung in die liegende Stellung kam, ist nicht zu
                              ermitteln; bei dem apoplektischen Habitus des Verungluͤkten ist jedoch
                              Ersteres das Wahrscheinlichere.
                           Die Idee, daß eine Fluͤssigkeit von dem specifischen Gewichte der
                              Kohlensaͤure (welche um 250° F. heißer gemacht werden muͤßte,
                              bevor sie der atmosphaͤrischen Luft an Schwere gleichkaͤme) in den
                              oberen Regionen eines weiten Raumes, dessen Temperatur urspruͤnglich
                              50° F. gewesen, und innerhalb 12 Stunden durch Verbrennung von 49 Pfd.
                              Holzkohle nur um 10° gesteigert wurde, zu suchen sey, ist wirklich in
                              unglaublichem Grade absurd. Hr. Baddeley benuzt diese Gelegenheit, um Gelehrten, die in solchem
                              Ansehen stehen, wie die HHrn. Cooper und Brande, und sich dennoch durch die Bande der Freundschaft oder des
                              Interesses verleiten lassen, Behauptungen aufzustellen und Versuche vorzugeben, die
                              mit den Principien der Wissenschaften im Widerspruche stehen, eine derbe
                              Strafpredigt zu halten. Wenn auch die Rechtsgelehrten oder Rechtsverdreher großen
                              Stolz darin finden moͤgen, einen offenbaren Verbrecher so zu vertheidigen,
                              daß er ungestraft entschluͤpft, so wird man doch in wissenschaftlichen Dingen
                              es nicht so weit kommen lassen, daß jenem die Palme zuerkannt wird, der seine
                              Zuhoͤrer mit dem meisten Erfolge irre zu leiten und sie im Widerspruche mit
                              ihren gesunden Sinnen zu uͤberreden weiß, daß Schwarz weiß und Weiß schwarz
                              ist.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
