| Titel: | Verbesserungen in der Gaserzeugung und an den zum Verbrauche des Gases bestimmten Apparaten, worauf sich Hippolyte François Marquis de Bouffet Montauban, Cavallene-Oberst in Sloane Street, Chelsea in der Grafschaft Middlesex, und John Carvalho de Medeiros, Kaufmann in Old London Street in der City of London, auf die von einem Ausländer erhaltene Mittheilung, am 28. Febr. 1838 ein Patent ertheilen ließen. | 
| Fundstelle: | Band 71, Jahrgang 1839, Nr. LXXV., S. 400 | 
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                        LXXV.
                        Verbesserungen in der Gaserzeugung und an den zum
                           Verbrauche des Gases bestimmten Apparaten, worauf sich Hippolyte François Marquis de Bouffet
                              Montauban, Cavallene-Oberst in Sloane Street,
                           Chelsea in der Grafschaft Middlesex, und John Carvalho de Medeiros,
                           Kaufmann in Old London Street in der City of London, auf die von einem Auslaͤnder erhaltene Mittheilung, am
                           28. Febr. 1838 ein Patent ertheilen
                           ließen.
                        Aus dem London Journal of arts. Januar 1839, S.
                              185.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Montauban's und Medeiros's Verbesserungen in der
                           Leuchtgasbereitung.
                        
                     
                        
                           Zwek dieser Erfindung ist, aus einer bestimmten Menge Steinkohlen oder anderer
                              Materialien eine groͤßere Menge Gas zu erzeugen, als mit den
                              gewoͤhnlichen Apparaten und nach den bisher uͤblichen Methoden daraus
                              gewonnen werden kann. Ihr Princip besteht darin, das rohe Gas, so wie es in den
                              erhizten Retorten aus den der Zersezung unterliegenden Stoffen emporsteigt, in einer
                              oder mehreren Kammern zu sammeln und es dann durch eine oder mehrere
                              Zersezungskammern, welche durch einen eigenen Ofen oder durch den Retortenofen
                              geheizt werden, zu leiten. Diese Zersezungskammern, welche nur auf einen weit
                              niedrigeren Grad von Hize gebracht werden duͤrfen als die Retorten,
                              muͤssen in ihrem Inneren auf die weiter unten anzugebende Weise mit
                              Waͤrmeleitern ausgestattet werden. Dieß geschieht, da die Gase bekanntlich
                              schlechte Waͤrmeleiter sind, um in der ganzen Kammer eine beinahe
                              gleichmaͤßige Temperatur zu unterhalten, damit der Theer, die Naphta und die
                              ammoniakalischen Daͤmpfe, welche saͤmmtlich zugleich mit dem rohen
                              Gase uͤbergehen, eine Zersezung erleiden.
                           Fig. 38 zeigt
                              einen kleinen, aus vier Retorten bestehenden Gaserzeugungsapparat in einer
                              Frontansicht. Fig.
                                 39 ist ein senkrecht durch denselben genommener
                              Laͤngendurchschnitt, aus welchem das Innere der Zersezungskammer erhellt.
                              Fig. 40
                              ist ein Querdurchschnitt durch diese Kammer.
                           Die Retorten A, A, A sind in das Mauerwerk B, B eingelassen und werden mittelst des Ofens C und der Feuerzuͤge D auf gewoͤhnliche Weise geheizt. Das aus den Steinkohlen oder den
                              sonstigen Materialien entwikelte Gas entweicht durch die Roͤhren E, E aus den Retorten. Die aus Eisen oder einem anderen
                              Metalle gebaute Kammer F, in der sich die Daͤmpfe
                              zu sammeln haben, soll, damit sich kein Theer in ihr abscheiden kann, so nahe als
                              moͤglich an den Retorten und der Zersezungskammer angebracht werden. Die
                              Roͤhren, welche die Retorten mit der Sammelkammer und diese mit der
                              Zersezungskammer in Verbindung bringen, sind saͤmmtlich mit einem
                              Schiebventile z oder mit einer anderen Vorrichtung,
                              durch welche die Retorten waͤhrend des Fuͤllens und Ausleerens von
                              einander abgesperrt werden koͤnnen, auszustatten. Aus der Sammelkammer F geht das Gas durch die Roͤhre G in die Zersezungskammer H
                              uͤber, welche gleichfalls aus Eisen verfertigt und in das Mauerwerk B eingesezt ist. Sie wird in diesem Falle von demselben
                              Ofen geheizt, wie die Retorten; doch kann man sie, wenn man es fuͤr
                              noͤthig erachtet, auch in ein eigenes Mauerwerk einsezen, und von einem
                              eigenen Ofen heizen lassen. Gewoͤhnlich wird der Retortenofen zur Heizung der
                              Zersezungskammer ausreichen, da diese bei weitem keinen so hohen Hizgrad erfordert,
                              wie die Retorten. Im Inneren der Kammer H befinden sich
                              die Waͤrmeconductoren I, I, I, welche aus
                              eisernen oder anderen Metallplatten bestehen, uͤber einander angebracht sind,
                              und wie die Zeichnung zeigt, von Leisten oder Fuͤßen uͤber einander
                              getragen werden. Diese Waͤrmeconductoren erstreken sich beinahe durch die
                              ganze Laͤnge der Zersezungskammer und beruͤhren sowohl deren Boden,
                              als deren Seitenwaͤnde; sie bieten daher dem durch diese Kammer
                              stroͤmenden Gase eine ausgedehnte erhizte Oberflaͤche dar, wodurch das
                              aus einer bestimmten Menge Steinkohlen erzeugte Gasvolumen bedeutend vermehrt wird.
                              Aus der Zersezungskammer gelangt das Gas durch die Roͤhre K in das hydraulische Hauptrohr L, und aus diesem in den gewoͤhnlichen Reinigungsapparat.
                           Die Waͤrmeconductoren sollen beweglich seyn, so daß sie leicht aus den Kammern
                              genommen und ausgewechselt werden koͤnnen. Uebrigens koͤnnen sie, wie
                              man gleich sehen wird, sehr verschieden geformt seyn. In Fig. 41 z.B. sieht man
                              sie senkrecht gestellt, und durch eine Rippe oder Latte in gehoͤriger
                              Entfernung von einander gehalten. In Fig. 42 bestehen sie aus
                              Platten, welche radienartig von einem gemeinschaftlichen Mittelpunkte auslaufen. In
                              Fig. 43
                              sind sie spiralfoͤrmig gewunden, wobei die Windungen durch Streben von
                              einander gehalten werden. In Fig. 44 sind sie aus
                              mehreren eisernen Roͤhren gebildet. In Fig. 45 und 46 sind
                              gefaltete Platten zu denselben verwendet. In Fig. 47 endlich sieht man
                              sie in Form von Roͤhren und halbkreisfoͤrmigen Platten. In allen
                              diesen Formen wird dem Gase, ohne daß seinem Durchgange ein Hinderniß in den Weg
                              gelegt ist, eine ausgedehnte erhizte Oberflaͤche dargeboten. Wir binden uns
                              hienach durchaus an keine bestimmte Form der Waͤrmeconductoren, da diese
                              beliebig abgeaͤndert werden kann.
                           
                           Wenn Oehle, Harze, Theer, Pech, Erdharze, Schiefer oder andere derlei Stoffe zur
                              Gasbereitung verwendet werden sollen, so geben wir der Anwendung von Wasser oder
                              Dampf bei diesem Prozesse den Vorzug; befinden sich diese Stoffe jedoch in
                              fluͤssigem Zustande, so vermengen wir sie, bevor wir sie in die Retorte
                              eintragen, mit Wasser. Dieß bewerkstelligen wir, indem wir eine bestimmte Menge des
                              Oehles oder des sonstigen Materiales in einem Fasse oder anderen geeigneten
                              Gefaͤße mit Huͤlfe eines Agitators oder auf andere Weise
                              bestaͤndig mit Wasser abruͤhren.
                           Fig. 48 ist
                              ein Durchschnitt eines zu diesem lezteren Zweke dienenden Apparates. a ist das Faß oder die Kammer, in welche das Wasser und
                              das Oehl gebracht werden muß; b der Agitator, dessen
                              Welle in den Enden der Kammer in entsprechenden Zapfenlagern laͤuft, und der
                              mittelst der Kurbel c oder auf irgend andere Weise
                              bestaͤndig umgetrieben wird. Die gemischte Fluͤssigkeit tropft durch
                              die Roͤhre d in den Trichter e, an welchem zur Verhuͤtung des Gasaustrittes
                              ein Heber angebracht ist. Aus diesem Trichter tropft sie auf eine in der Retorte
                              befindliche Platte. Die Retorte muß in diesem Falle mit den Waͤrmeconductoren
                              ausgestattet seyn, da hier keine eigene Zersezungskammer noͤthig ist.Aus der Beschreibung dieses Patentes geht hervor, daß der Auslaͤnder,
                                    welcher den Patenttraͤgern die fragliche Erfindung mittheilte, Hr.
                                    de Longchamps ist,
                                    welcher uͤber seine Erfindung auch vor der Pariser Akademie vortrug.
                                    Wir haben aus diesem Vortrage im vorhergehenden Hefte unseres Journals S.
                                    335 nach dem in der France industrielle
                                    erstatteten Berichte das Wesentliche angefuͤhrt. A. d. R.
                              
                           
                        
                     
                  
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