| Titel: | Ueber ein vereinfachtes Passage-Instrument, ein verbessertes Reflexionsteleskop, ein verbessertes Parallellineal und eine Verbesserung an Davy's elektrischem Telegraphen. Von Hrn. N. S. Heineken in Sidmouth. | 
| Fundstelle: | Band 71, Jahrgang 1839, Nr. LXXXVIII., S. 450 | 
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                        LXXXVIII.
                        Ueber ein vereinfachtes
                           Passage-Instrument, ein verbessertes Reflexionsteleskop, ein verbessertes
                           Parallellineal und eine Verbesserung an Davy's elektrischem Telegraphen. Von Hrn. N. S. Heineken in
                           Sidmouth.
                        Aus dem Mechanics' Magazine. No. 797.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Heineken's Instrumente.
                        
                     
                        
                           1. Fig. 4 zeigt
                              die Anwendung der gewoͤhnlichen, nur etwas abgeaͤnderten Richtwaage an
                              dem Passage-Instrumente. Meine Absicht bei der Zusammensezung dieses
                              Instrumentes war, jeden Uhrmacher in Stand zu sezen, sich fuͤr seinen
                              Gebrauch ein Instrument zu verfertigen, womit er fuͤr seine Uhren die Zeit
                              bestimmen kann; zwar nicht mit der Genauigkeit, mit der man sie mit dem von den
                              Astronomen benuzten Instrumente findet, aber doch mit groͤßerer Genauigkeit,
                              als man sie mit Huͤlfe der gewoͤhnlichen Mittel erhaͤlt. Mein
                              Instrument laͤßt sich fuͤr sehr geringe Kosten herstellen und kann,
                              wenn man seiner nicht als Passage-Instrument bedarf, auch als Richtwaage
                              benuzt werden.
                           Das Instrument wird mit vier Schrauben K, K, welche durch
                              dessen groͤßere Platte gehen, an einer Mauer oder an der Seite eines Fensters
                              etc., welches so viel als moͤglich im Meridiane des Ortes gelegen ist,
                              befestigt. Mit dieser ersten Platte ist mittelst einer einfachen metallenen Schleife
                              a, Fig. 5, oder mittelst
                              eines Kugel- und Scheidengefuͤges, oder mittelst eines Hook'schen Gefuͤges eine zweite Platte verbunden,
                              welche mit vier Stellschrauben und einem Schafte versehen ist, und an der sich auch
                              die Spindel befindet, an der das Gestell des Teleskopes fixirt wird. Wenn das
                              Instrument an der Mauer befestigt worden ist, so werden die beiden Stellschrauben
                              A, A mittelst eines feinen Senkbleies und mit
                              Huͤlfe von Zeichen, welche in ihren Mittelpunkten angebracht sind, senkrecht
                              gestellt. Hierauf wird die Achse des Teleskopes, welche in Fig. 5 durch Punkte
                              angedeutet ist, mittelst dieser beiden Schrauben horizontal gestellt, wobei die
                              Adjustirung mit Huͤlfe eines Sternes oder eines anderen direct und durch Reflexion
                              beobachteten Objectes wie gewoͤhnlich geschieht. Die beiden anderen Schrauben
                              B, B dienen dazu, das Teleskop in den Meridian zu
                              bringen. Das Teleskop wird dann unter rechten Winkeln gegen die Achse gestellt; und
                              dieß geschieht mit Huͤlfe eines feinen Senkbleies, welches von einer in der
                              Schraube H befindlichen Rinne herabhaͤngt, und
                              uͤber eine correspondirende Rinne in I
                              laͤuft. Diese Adjustirung wird mittelst der Schrauben c, c bewerkstelligt, wobei das Teleskop senkrecht gestellt wird, und wobei
                              man das Senkblei oͤfter beobachtet, waͤhrend eine Umdrehung in den
                              konischen Halsringen des Teleskopgestelles vollbracht wird. Wenn es noͤthig
                              waͤre, koͤnnte man den gewoͤhnlichen Senkbleiapparat anbringen.
                              Die Umdrehung des Teleskopes in den Halsringen gibt die Mittel zur Bewerkstelligung
                              der Collimations-Adjustirung, indem die Drahtplatte zu diesem Zweke beweglich
                              ist; ebenso laͤßt sie waͤhrend der Beobachtung eine Reversion zu.
                              Einer der konischen Ringe ist an der Roͤhre fixirt; der andere hingegen ist
                              beweglich, und kann mittelst einer Schraube E
                              festgestellt werden. An diesem beweglichen Ringe befinden sich an genau
                              gegenuͤber liegenden Stellen zwei Merkzeichen F,
                                 F. Ein Merkzeichen f ist auch an dem Rahmen, in
                              welchem sich der Ring dreht, angebracht. Wenn die Haare in senkrechte Stellung
                              gekommen sind, so wird das an dem Ringe befindliche Merkzeichen F mit dem Merkzeichen f an
                              dem Rahmen in Coincidenz gebracht, und der Ring mit Huͤlfe seiner Schraube
                              E fixirt. Die Haare werden also senkrecht seyn, wenn
                              durch das Umdrehen des Teleskopes das zweite Merkzeichen F in dieselbe Stellung gebracht worden ist. Die Schrauben D, D dienen zum Festhalten des Teleskopes. Die Achse
                              kann, da sie konisch ist, Fig. 5, zu jeder Zeit
                              dadurch gestellt werden, daß man einen Schließer unter das Teleskop bringt, wodurch
                              an den fruͤheren Adjustirungen nichts geaͤndert wird. An dem Schafte
                              Q laͤßt sich, wenn man es fuͤr
                              noͤthig findet, ein graduirter Kreis anbringen, womit man das Teleskop unter
                              jedem Elevationswinkel stellen kann. Zu gewoͤhnlichen Zweken kann man das
                              Teleskop auch mit einem Quadranten versehen. Das Teleskop hat denselben Bau, wie an
                              anderen mit Querhaaren versehenen Instrumenten. Die Anleitung, wie das
                              Passage-Instrument in den Meridian zu stellen, findet man in jedem Handbuche,
                              namentlich in Sim's
                              trefflichem Werke uͤber die geometrischen Instrumente. Bemerken muß ich noch,
                              daß ich mich einige Zeit uͤber eines Teleskopes, welches bloß an dem Rahmen
                              c, c fixirt war, mit Hinweglassung der Halsringe
                              etc. bediente, um, wenn ich der wahren Zeit nicht bedurfte, mittelst des Durchganges
                              der Fixsterne durch die Draͤhte den Gang der Uhren zu ermitteln.
                           
                           2. Die Einwendungen, welche gegen den einfachen Cavallo'schen Mikrometer gemacht wurden, beruhten darauf, daß er sich nicht
                              leicht an dem Reflexionsteleskope anbringen lasse, indem seine Stellung keine
                              Veraͤnderung zulaͤßt, weil das Ocular in einer einzigen Roͤhre
                              angebracht war; und ferner darauf, daß die Mikrometereintheilungen durch das
                              Ocularglas eine Verdrehung erleiden. Ich habe, um diesen Vorwuͤrfen zu
                              begegnen, die Roͤhre, in welcher sich die Scheidewand des Oculars befindet,
                              zum Verlaͤngern eingerichtet und eine endlose Schraube daran angebracht, so
                              daß sich der Mikrometer in jede beliebige Stellung bringen laͤßt. Ich habe
                              ferner dem Perlmutterstreifen eine Biegung gegeben, deren Radius der Brennweite des
                              Ocularglases gleichkommt. Die Platte mit dem Perlmutterstreifen ist mittelst zweier
                              langer Schrauben an der Roͤhre der Scheidewand befestigt. Wenn diese Platte
                              beseitigt wird, so kann man einen kreisrunden Perlmuttermikrometer oder eine glatte
                              Scheidewand an dessen Stelle bringen, und dadurch ein und dasselbe Ocular zu
                              mehreren Zweken tauglich machen. Fig. 7 gibt eine Ansicht
                              dieses Oculares. Die endlose Schraube ist in dem Gehaͤuse A enthalten, und die punktieren Linien deuten die
                              Verlaͤngerung der Scheidewandroͤhre, den an seiner Platte befestigten
                              Mikrometer, dessen Biegung durch die beiden Schrauben B,
                                 B erhalten wird, an. Fig. 8 zeigt den
                              Perlmutterstreifen und dessen Platte aus dem Oculare genommen. B, B sind die beiden flachkoͤpfigen Schrauben,
                              die diesen Streifen festhalten und ihm die erforderliche Kruͤmmung geben. Die
                              beiden Loͤcher a, a sind fuͤr die
                              Schrauben, womit der Mikrometer an der Scheidewandroͤhre festgemacht wird,
                              bestimmt.
                           3. In Fig. 6
                              sieht man eine Vorrichtung, mit der ein Zeichner eine beliebige Anzahl gleich weit
                              von einander entfernter Linien ziehen kann. Sie besteht aus dem gewoͤhnlichen
                              Parallellineale, dem eine Stellschraube, womit man die Entfernung zwischen den
                              Linien bestimmen kann, und eine Duͤlle fuͤr die Feder oder das
                              Bleistift beigegeben ist, wodurch man in Stand gesezt ist, die Linien mit
                              groͤßerer Sicherheit zu ziehen, als dieß mit freier Hand moͤglich ist.
                              Man kann das Lineal sowohl mit als ohne diese Zusaͤze benuzen, indem man in
                              lezterem Falle bloß die Stellschraube etc. wegzunehmen braucht. Ich habe die
                              Zusaͤze an dem ganz gewoͤhnlichen Parallellineale und auf eine so
                              einfache Weise angebracht, daß jeder Kuͤnstler sich das Instrument selbst
                              anfertigen kann. Da wo groͤßere Genauigkeit erforderlich ist, ist das
                              sogenannte dreifache Parallellineal vorzuziehen; auch soll sich die Duͤlle
                              fuͤr die Feder an einer erhoͤhten Metallplatte, welche laͤngs
                              des Randes des Lineales und senkrecht auf dessen Flaͤche fixirt ist,
                              schieben. Fuͤr kurze Linien kann man sich des gewoͤhnlichen Theilungsrahmens
                              bedienen. Es ist klar, daß man auch Wellenlinien ziehen kann, wenn der Rand des
                              Lineales hienach eingeschnitten ist. Um sich meines Instrumentes zu bedienen, soll
                              man die Stellschraube ausnehmen, damit das Lineal auf die gehoͤrige Weite
                              geoͤffnet werden kann; dann soll man die untere Haͤlfte des Lineales
                              mit zwei und die obere Haͤlfte ebenfalls mit zwei Fingern auf dem Papiere
                              fixiren, die Duͤlle mit der Feder an den Rand des Lineales anlegen, die Feder
                              mittelst der Spize C niederdruͤken, bis sie das
                              Papier beruͤhrt, und eine Linie ziehen. Hierauf schiebe man mit den beiden
                              Zeigefingern die obere Haͤlfte des Lineales, bis sie von der Schraube
                              aufgehalten wird, waͤhrend die andere Haͤlfte mit den anderen Fingern
                              festgehalten wird. Dieselbe Operation wiederhole man auch mit der unteren
                              Haͤlfte, und dann ziehe man eine zweite Linie u.s.f. Sollen die Linien auf
                              einer Kupferplatte gezogen werden, wie dieß z.B. beim Aezen der Fall ist, so soll
                              das Lineal an den Raͤndern auf Kartenblatt oder einem dergleichen Stoffe
                              ruhen, damit es etwas Weniges uͤber der Platte erhaben ist, und damit es
                              weder glitschen noch die Platte beschaͤdigen kann. Die Stellschraube ist bloß
                              in den Zapfen A eingeschraubt; an der anderen
                              Haͤlfte ist sie glatt, so daß sie sich frei durch B schiebt. Die beiden Zapfen sind mit Schraubenmuttern, welche in die
                              untere Flaͤche des Lineales versenkt sind, an dem Lineale befestigt, jedoch
                              in solchem Grade, daß sie sich etwas drehen und den verschiedenen Weiten, auf welche
                              die Blaͤtter des Lineales geoͤffnet werden sollen, anpassen
                              koͤnnen.
                           4. Hr. Davy hat in Nr. 758 des
                              Mechanics' Magazine das Princip des elektrischen
                              Telegraphen in Exeter-Hall angegeben.Polyt. Journal Bd. LXIX. S. 103. Ich verfertigte mir nach diesem Systeme ein kleines Modell, welches mir
                              vollkommen entsprach. Seither nahm ich jedoch einige Abaͤnderungen daran vor,
                              wodurch ich in Stand gesezt bin, mit einer einzigen Magnetnadel und einer Windung
                              neun Buchstaben anzudeuten. Durch den Scheitel der Buͤchse, in welcher sich
                              die Nadel etc. befindet, sind drei Reihen von je drei Loͤchern gebohrt,
                              welche, wie Fig.
                                 9 andeutet, mit 1, 2, 3 bezeichnet sind. Unter dieser Platte befindet sich
                              die Nadel, und diese fuͤhrt eine Scheibe, Fig. 10, durch welche
                              drei Loͤcher gebohrt sind, die mit einer der oberen Loͤcherreihe 1, 2,
                              3 correspondiren. Unter der Nadel ist eine andere Scheibe, Fig. 11, angebracht, auf
                              der die Buchstaben
                           
                              
                                 I    
                                 G    
                                 
                                    H
                                    
                                 
                              
                                 F   
                                 D    
                                 
                                    E
                                    
                                 
                              
                                 C   
                                 A    
                                 
                                    B
                                    
                                 
                              
                           
                           in einer genau mit den Loͤchern der oberen Platte correspondirenden Stellung
                              verzeichnet sind. Unter dieser Scheibe befindet sich wieder die Drahtwindung.
                           Wenn nun bei einer Stellung der Nadel, z.B. bei ihrer gewoͤhnlichen, die
                              Buchstaben A, D, G zum Vorschein kommen, so wird mit
                              Polaritaͤt in der Windung C, F, I etc.
                              erscheinen. Auf diese Weise laͤßt sich eine Ersparniß an Windungen, Nadeln
                              etc. erzielen, obschon eine Windung und eine Nadel erforderlich ist, um der Person,
                              welche die Worte abzulesen hat, anzudeuten, nach welcher Abtheilung sie zu sehen
                              hat. Vielleicht duͤrfte die von mir hier nur oberflaͤchlich
                              angedeutete Anordnung wichtigere Anwendung finden. Ich brauche kaum zu bemerken, daß
                              man, wenn es noͤthig seyn sollte, an verschiedenen Stellen der Scheiben auch
                              noch andere Buchstabenreihen anbringen koͤnnte.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
