| Titel: | Verbesserungen an den Stühlen zum Weben verschiedener Arten von Geweben, worauf sich Thomas Mellodew, Mechaniker von Oldham in der Grafschaft Lancaster, am 15. Mai 1838 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 72, Jahrgang 1839, Nr. VI., S. 17 | 
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                        VI.
                        Verbesserungen an den Stuͤhlen zum Weben
                           verschiedener Arten von Geweben, worauf sich Thomas Mellodew, Mechaniker von Oldham in der
                           Grafschaft Lancaster, am 15. Mai 1838 ein
                           Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Febr. 1839, S.
                                 82.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Mellodew's verbesserte Webestuͤhle.
                        
                     
                        
                           Meine Erfindung betrifft gewisse Mechanismen, welche an dem zum Weben verschiedener
                              Zeuge bestimmten Webestuhle angebracht und durch die Erschuͤtterung, welche
                              die Kettenfaden beim Einschlagen des Einschusses durch das Rietblatt erleiden, in
                              Bewegung gesezt werden sollen, um durch deren Thaͤtigkeit eine
                              regelmaͤßige Abgabe des Garnes von dem Kettenbaume und ein
                              regelmaͤßiges Aufwinden des erzeugten Gewebes auf den Werkbaum zu bewirken.
                              Dieses Abgeben und Aufnehmen waͤhrt so lange fort, als Eintrag eingeschossen
                              wird; es hoͤrt aber sogleich auf, wenn der Eintrag bricht oder nicht
                              laͤnger mehr eingeschossen wird; denn in diesem Falle trifft das Rietblatt
                              auf einen verminderten Widerstand, auf einen Widerstand, der nicht laͤnger
                              mehr im Stande ist eine solche Erschuͤtterung der Kettenfaden zu erzeugen,
                              daß dadurch die fraglichen Mechanismen in Bewegung gesezt werden
                              koͤnnten.
                           Fig. 8 zeigt
                              einen mechanischen Webstuhl, an welchem meine Erfindung angebracht ist, in einem
                              Endaufrisse.
                           Fig. 9 ist ein
                              Frontaufriß desselben Stuhles.
                           Fig. 10 ist
                              ein Aufriß des anderen Endes. An allen diesen Figuren sind einige der
                              gewoͤhnlichen und bekannten Theile weggelassen, damit die neuen um so besser
                              in die Augen fallen.
                           Fig. 11, 12 und 13 zeigen
                              einzelne Theile meiner Mechanismen in Verbindung mit einigen aͤlteren
                              Theilen.
                           Die Kettenfaͤden sind von dem Kettenbaume A aus
                              uͤber die Leitwalze B durch das Rietblatt C gefuͤhrt, welches wie gewoͤhnlich in
                              oder an der Lade fixirt ist. Von hier aus laufen sie als Gewebe uͤber den
                              Brustbaum D an den Werkbaum E, auf den sie endlich aufgewunden werden. Das Gestell und mehrere andere
                              Theile des Stuhles haben
                              den gewoͤhnlichen Bau, und sind daher nur im Umrisse gegeben. Ich habe zur
                              Erreichung meines Zwekes den Webestuhl mit zwei senkrechten Hebeln G, G ausgestattet, die, wie Fig. 8, 10, 11 und 13 zeigen, ihre
                              Drehpunkte in dem Maschinengestelle bei K haben, und an
                              deren oberen Enden sich die frei an Zapfen laufende Leitwalze B befindet. i, i sind zwei Zapfen, welche in
                              der Nahe der unteren Enden der Hebel G und dicht an
                              ihnen in die Seitentheile des Maschinengestelles geschraubt sind, und welche eine
                              weitere Bewegung dieser Hebel gegen den Brustbaum hin verhindern. Die lange,
                              elastische, elliptische Feder F ruht in ihrer Mine auf
                              einem kleinen Wagen X, der, wie man am besten aus Fig. 9 und aus
                              dem Grundrisse Fig.
                                 12 sieht, von dem unteren Theile des Maschinengestelles getragen wird. Die
                              beiden Enden dieser Feder sind an den kleinen Verbindungsstangen H, a und H, b befestigt, die
                              an den entgegengesezten Enden mit den unteren Enden der senkrechten Hebel G, G in Verbindung stehen. Die Kraft oder der Widerstand
                              dieser Feder laͤßt sich beliebig mittelst der Schraube I, I veraͤndern; denn diese Schraube bedingt, wenn man sie umdreht,
                              durch Versezung des kleinen Wagens X die Stellung des
                              Mittelpunktes der Feder. Diese Art der Adjustirung mittelst der Schraube I, I ersieht man am besten aus Fig. 12 und 13. Wenn die
                              Kettenfaͤden von dem in dem Gestelle ruhenden Kettenbaume A uͤber die Leitwalze B und uͤber den Brustbaum D an den
                              Werkbaum E gefuͤhrt sind, so erhellt offenbar,
                              daß die Spannung derselben von der Stellung der Leitwalze abhaͤngt. Diese
                              Stellung selbst ist aber, da die Walze B von den Hebeln
                              G, G getragen wird, durch die Adjustirung der Feder
                              F mittelst der Schraube I,
                                 I bedingt. Je kraͤftiger man die Feder auf das untere Ende der Hebel
                              G, G wirken laͤßt, um so weiter wird die
                              Walze B von dem Brustbaume D
                              entfernt werden, und um so groͤßer wird die Spannung der Kette seyn. Die
                              Kette kann also mittelst der beschriebenen Vorrichtung je nach dem zu verarbeitenden
                              Materiale und dem zu erzeugenden Gewebe in beliebigem Grade gespannt werden.
                           Die Thaͤtigkeit der oben beschriebenen Hebel, Stangen und Federn ist in Bezug
                              auf die Abgabe des Kettengarnes von dem Kettenbaume von hoͤchster
                              Wichtigkeit. Die uͤbrigen zu diesem Zweke dienlichen Bewegungen ersieht man
                              am besten aus Fig.
                                 8, 11, 12 und 13. Der aus der senkrechten Verbindungsstange H,
                                 a hervorragende Zapfen O greift in eine Spalte,
                              welche in das untere Ende eines senkrechten Hebels L.
                              geschnitten ist. Dieser Hebel L schwingt sich an der
                              kleinen Welle M und ist mit einem Daͤumlinge
                              versehen, der in das Sperrrad N eingreift. Der Hebel
                              greift bei jeder Schwingung in einen oder in mehrere Zaͤhne, und treibt
                              hiedurch die Welle M
                               um. Um den Zapfen, an
                              welchem sich der Daͤumling befindet, ist eine Spiralfeder gewunden, die an
                              dem einen Ende so gebogen ist, daß sie auf dem Daͤumlinge aufruht und dadurch
                              zu groͤßerer Sicherheit des Spieles dieses lezteren beitraͤgt. Das
                              obere Ende des Hebels L ist so geformt und gestellt, daß
                              die ihm nahe liegende Kurbel der Treibwelle des Webestuhles bei ihrem Umlaufen auf
                              dasselbe wirkt, und zwar in dem Augenblike, wo der erwaͤhnte Daͤumling
                              in einen anderen Zahn des Sperrrades N eingreift, so daß
                              auf diese Weise die Feder F im Umtreiben des Sperrrades
                              N unterstuͤzt wird. Das kleine Gewicht P ist mittelst eines Riemens uͤber eine Rolle
                              gefuͤhrt, und hat zum Zweke, beim Umlaufen der Welle M eine schwache Reibung zu erzeugen, und dadurch zu verhindern, daß diese
                              Welle nicht weiter umlaͤuft, als sie durch den Daͤumling getrieben
                              wird. An dem entgegengesezten Ende der Welle M befindet
                              sich ein kleines Winkelrad, und dieses treibt ein entsprechendes, an der nach der
                              Quere laufenden Welle Q aufgezogenes Winkelgetrieb. An
                              lezterer Welle ist auch die endlose Schraube R
                              angebracht, und diese greift in das Wurmrad S, welches,
                              wie man in Fig.
                                 8, 11 und 13 sieht, mit dem Kettenbaume A in Verbindung
                              steht.
                           Wenn nun das Verweben einer frisch aufgezogenen Kette beginnen soll, so trifft das
                              Rietblatt C beim Beginnen der Operation beim Einschlagen
                              des Einschusses nur auf geringen Widerstand; in dem Maaße aber, als sich in Folge
                              der Schuͤzenwuͤrfe mehr Einschuß in dem Gewebe ansammelt, trifft das
                              Rietblatt auf einen groͤßeren Widerstand, waͤhrend die Schwingung der
                              Lade, in der das Rietblatt befestigt ist, immer dieselbe bleibt. In dem Maaße, als
                              dieser Widerstand zunimmt, steigt auch die Spannung der Kettenfaͤden, bis
                              endlich die an der Leitwalze B ziehenden
                              Kettenfaͤden einen Ruker der Hebel G, G bewirken,
                              wodurch der an der Verbindungsstange H, a befindliche
                              Zapfen O den Hebel L in
                              Schwingung versezt, und dadurch den Mechanismus, welcher die Abgabe der Kette
                              bewirkt, in Thaͤtigkeit bringt. Waͤhrend die Abgabe der Kette von dem
                              Kettenbaume A von Statten geht, beginnt auch die
                              Aufnahme des Gewebes auf den Welkbaum E, und zwar in
                              Folge der Thaͤtigkeit der an dem entgegengesezten Ende der Feder F befindlichen Verbindungsstange H, b. Die Anordnung des Mechanismus, der dieses Aufnehmen bewirkt, sieht
                              man in Fig.
                                 12 im Grundrisse, und in Fig. 11 und 13 in
                              seitlichen Aufrissen. Hier ist naͤmlich T eine
                              kleine Verbindungsstange, welche sich in einen Knopf endigt, und die an dem einen
                              Ende mittelst einer Schraube und Schraubenmutter an der Stange H, b festgemacht ist, waͤhrend sie sich an dem
                              anderen Ende in einer Spalte schiebt, so daß sie also der Bewegung der Stange H,
                                 b theilhaftig werden kann. An der senkrechten Welle V bewegt sich frei ein kleiner Hebel U, der an
                              dem einen Ende mit der Spiralfeder W in Verbindung
                              steht, waͤhrend er an seinem anderen Ende einen Zahn oder Daͤumling
                              fuͤhrt. Dieser leztere greift in die Zaͤhne des Sperrrades Y ein. Die Feder W sucht
                              also, wenn sie von der Stange T frei wird, die Welle V umzutreiben; und diese windet, indem sie mittelst der
                              Schneke c und des Schnekenrades Z den Kettenbaum E umtreibt, das erzeugte
                              Gewebe auf, und zwar mit einer Spannung, welche von der Kraft der Feder W abhaͤngt, und welche mittelst einer an das
                              obere Ende dieser Feder geschraubten, in Fig. 12 zu ersehenden
                              Schraubenmutter regulirt werden kann. Die Bewegung, welche der Hebel U zu machen hat, um einen Zahn des Sperrrades Y zu erfassen, wird durch die Bewegung der Stange T hervorgebracht. Diese Stange ist naͤmlich mit
                              einer Spalte versehen, durch welche, wie Fig. 12 zeigt, ein aus
                              dem Hebel U hervorragender Zapfen geht. Wenn z.B. eine
                              gewisse Menge Zeug gewebt und durch die von der Feder W
                              her bewirkte Bewegung auf den Werkbaum E aufgewunden
                              worden, so kommt der kleine Hebel U mit einem Ende der
                              in der Stange T angebrachten Spalte in
                              Beruͤhrung, wo dann unmittelbar darauf das Rietblatt den Zeug verlaͤßt
                              und dadurch so vorwaͤrts getrieben wird, daß der Daͤumling in einen
                              anderen Zahn des Sperrrades Y zuruͤkgezogen wird.
                              Hierauf und waͤhrend das Gewebe durch den Schlag des Rietblattes erschlafft
                              ist, zieht die Feder W den Hebel U zuruͤk, wodurch das Sperrrad Y durch
                              den Daͤumling umgetrieben wird. Aus dem uͤber die Abgabs- und
                              Aufnahmsbewegung Gesagten, und wenn man die beiden Bewegungen gemeinschaftlich in
                              den Zeichnungen verfolgt, wird man ersehen, daß die Aufnahmsbewegung von der die
                              Abgabe der Kette bewirkenden Bewegung abhaͤngig ist, und daß beide durch die
                              Erschuͤtterung oder den Ruker, der beim Einschlagen des Einschusses den auf
                              der Leitwalze B befindlichen Kettenfaͤden
                              mitgetheilt wird, hervorgebracht werden, indem durch diesen Ruker die unteren Enden
                              der Hebel G, G zuruͤkgestoßen werden. Man wird
                              finden, daß diese Abgabe der Kette und die Aufnahme des Gewebes allen praktischen
                              Zweken zur Genuͤge entspricht. Da ferner die Schwingung der Lade, indem sie
                              von der Kurbel der Triebwelle abhaͤngt, zu allen Zeiten gleich bleibt, so
                              kann sie nur dann auf die Aufnahms- oder Abgabsbewegung wirken, wenn die
                              Schuͤze Einschuß geliefert hat. So oft also das Rietblatt, sey es, daß der
                              Einschußfaden brach oder daß gar keiner geliefert wurde, beim Einschlagen auf keinen
                              genuͤgenden Widerstand stoͤßt, wird die Abgabe der Kette von dem
                              Kettenbaume und folglich auch die Aufnahme des Gewebes auf den Welkbaum alsogleich oder alsbald
                              aufhoͤren. Man wird ferner bemerken, daß die Feder F nur durch den Zug der Kette allein gebogen wird, und daß der Grad der
                              Kraft, welche erforderlich ist, um diese Feder zu biegen und dadurch die Abgabe und
                              die Aufnahme zu bewirken, von der Adjustirung abhaͤngt, welche man ihr beim
                              Beginnen der Arbeit mittelst der Schraube I, I gibt. Ist
                              z.B. die Feder schlaff, so wird schon ein geringer Widerstand oder eine geringe
                              Anhaͤufung von Einschuß auf sie wirken; in dem Maaße aber, als sie mittelst
                              der Schraube I, I staͤrker gespannt wird, wird
                              eine groͤßere Anhaͤufung von Einschuß vorhanden seyn muͤssen,
                              bevor sie ihre Wirksamkeit aͤußert. Auf solche Art ist also die Zahl der auf
                              eine bestimmte Streke kommenden Schuͤzenwuͤrfe bestimmt und die
                              Qualitaͤt des zu erzeugenden Gewebes regulirt.
                           Ich bemerke, daß ich mich an keine bestimmte Einrichtung des Mechanismus fuͤr
                              einen zur Barchentweberei bestimmten Stuhl binde; ich weiß vielmehr sehr gut, daß
                              verschiedene Modificationen noͤthig seyn werden, wenn man den Mechanismus
                              auch an den zum Weben anderer Fabricate bestimmten Stuͤhlen anzubringen
                              wuͤnscht. Diese Modificationen wird uͤbrigens jeder
                              Sachverstaͤndige nach der hier gegebenen Beschreibung zu treffen wissen.
                              Ebenso wenig beschraͤnke ich mich auf die Anwendung meines Mechanismus an den
                              mechanischen Webestuͤhlen, da er sich ebenso gut auch fuͤr
                              Handwebestuͤhle und Stuͤhle, die durch irgend eine andere Kraft in
                              Bewegung gesezt werden, eignet.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
