| Titel: | Verbesserungen an den Retorten zur Gasbereitung, worauf sich William Holme Heginbotham, von Stockport in der Grafschaft Chester, am 31. Jan. 1838 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 72, Jahrgang 1839, Nr. VIII., S. 24 | 
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                        VIII.
                        Verbesserungen an den Retorten zur Gasbereitung,
                           worauf sich William Holme
                              Heginbotham, von Stockport in der Grafschaft Chester, am 31. Jan. 1838 ein Patent ertheilen
                           ließ.
                        Aus dem London Journal of arts. Febr. 1839, S.
                              273.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Heginbotham's verbesserte Retorten zur Gasbereitung.
                        
                     
                        
                           Meine Verbesserungen am Baue der Gasretorten bestehen 1) darin, daß ich in dem
                              Koͤrper der Retorten, deren man sich gewoͤhnlich zur Destillation der
                              Steinkohlen bedient, einen Apparat anbringe, welcher die Steinkohle durch die
                              Retorte treibt und die verkohlten Kohks aus derselben hinausschafft. Dieser Apparat
                              besteht aus einer durch die ganze Retorte laufenden Welle, um welche eine endlose
                              Schraube gewunden ist, so daß das Innere der Retorte dadurch in
                              schnekenfoͤrmige Kammern abgetheilt und die der Behandlung unterliegende
                              Steinkohle noch mehr der Einwirkung der heißen Retortenoberflaͤche ausgesezt
                              wird. Sie bestehen 2) darin, daß ich dieser endlosen Schraube eine rotirende
                              Bewegung gebe, damit die Steinkohle durch die Retorte getrieben wird. Es ist auf
                              diese Weise ein selbstthaͤtiger Gaserzeuger gebildet, welcher sich selbst
                              leert und fuͤllt, ohne daß man die Retorte zu oͤffnen brauchte, und
                              ohne daß deren innere Oberflaͤche der Einwirkung der Luft ausgesezt wird.
                           Man wird finden, daß dieser Apparat eine hoͤchst vollkommene Zersezung der
                              Steinkohle bewirkt, und daß das erzeugte Gas quantitativ und qualitativ besser ist. Die
                              Umlaufsbewegung der endlosen Schraube in dem Bette der erhizten Retorte wird
                              naͤmlich, indem sie die Kohle von einem Retortenende zum anderen bewegt, eine
                              sehr rasche und hoͤchst vollkommene Destillation bewirken; waͤhrend
                              das entwikelte Gas gleichsam filtrirt und verbessert wird, indem es auf seinem Wege
                              zu der an dem Retortenende befindlichen Austrittsroͤhre von dem ihm
                              beigemengten Theere befreit wird. Eine andere wesentliche Verbesserung, welche durch
                              das Umlaufen der endlosen Schraube erzielt wird, beruht darauf, daß hiedurch die
                              Vertrustung der Retorten mit Kohks oder anderen Stoffen verhuͤtet wird, was
                              den Retorten eine weit groͤßere Dauer sichert. Ferner ist eine regelt
                              maͤßige Speisung und Entleerung der Retorte gesichert, und es bleibt, nachdem
                              die Kohks verkohlt worden, nichts von ihnen in der Retorte zuruͤk. Ich habe
                              mit diesen Verbesserungen auch noch einen Apparat in Verbindung gebracht, durch den
                              die Steinkohle, bevor man sie in die verbesserte Retorte eintraͤgt,
                              zerquetscht oder gemahlen werden kann; denn bei dem Baue meiner Retorte bin ich im
                              Stande, auch aus Steinkohlenpulver Gas zu erzeugen, woraus sich eine bedeutende
                              Kostenersparniß ergibt.
                           Fig. 20 ist
                              ein seitlicher Aufriß einer meinem Systeme gemaͤß gebauten Gasretorte. Fig. 21 ist
                              ein durch deren Mine gefuͤhrter Laͤngendurchschnitt. An dem
                              Frontaufrisse, Fig.
                                 22, sieht man zwei Retorten in einem Ofen.
                           An allen diesen Figuren ist a, a eine Retorte, wie man
                              sich ihrer gewoͤhnlich zur Gaserzeugung bedient, deren Laͤnge und
                              Durchmesser nach Gutduͤnken abgeaͤndert werden kann. Diese Retorte ist
                              an jedem Ende mit cylinderfoͤrmigen Behaͤltern b, b von durchaus gleichem Durchmesser versehen, welche die
                              Fuͤll- und die Entleerungskammern bilden. Minen durch die Retorte und
                              ihrer ganzen Laͤnge nach laͤuft die endlose Schraube c, c, c, welche mit ihren Enden in gasdicht schließenden
                              Stopfbuͤchsen ruht. d, d ist ein Trichter, in
                              dessen oberes Fach Steinkohle von solcher Groͤße gegeben wird, daß sie durch
                              den Rost e, e fallen kann. Dieser Trichter ist mit einer
                              Klappe oder einem Thuͤrchen f versehen, welches
                              die Kohlenmasse in zwei Theile abtheilt, und welches es moͤglich macht, daß
                              die in dem unteren Fache befindliche Steinkohle zuerst und fuͤr sich allein
                              in die Retorte eingetragen werden kann. Ist dieß bewerkstelligt, so wird die Klappe
                              f nach Außen geschoben, wo dann die Kohle des oberen
                              Faches in das untere Fach herabfaͤllt, so daß zur Fuͤllung des
                              Trichters keine fortwaͤhrende Beaufsichtigung von Seite des Heizers
                              erforderlich ist. Die Steinkohle faͤllt aus dem unteren Fache des Trichters
                              zwischen zwei Walzen, von denen sie vor ihrem Eintritte in die Retorte in Pulver
                              verwandelt wird. An dem Ende der Welle der endlosen Schraube c, c befindet sich eine lose und eine feste Rolle; um leztere ist der
                              Treibriemen g gefuͤhrt, der von einem
                              gewoͤhnlichen, laͤngs des Retortenhauses angebrachten Gestaͤnge
                              her seine Bewegung mitgetheilt erhaͤlt, und welcher die endlose Schraube in
                              eine langsame Umlaufsbewegung versezt. Durch diese Bewegung wird die in die Retorte
                              gefallene Steinkohle langsam und allmaͤhlich durch die Retorte
                              gefuͤhrt, wobei jedes ihrer Theilchen einer gleichmaͤßigen Einwirkung
                              der Waͤrme ausgesezt wird. Es bedarf kaum der Erinnerung, daß die endlose
                              Schraube auch auf irgend eine andere, fuͤr zwekdienlich befundene Methode
                              umgetrieben werden kann. Eine fortwaͤhrende und regelmaͤßige Speisung
                              der Retorte wird dadurch unterhalten, daß die zum Zermalmen der Steinkohle
                              bestimmten Walzen mittelst der Zahnraͤder h, h
                              umgetrieben werden. Die zerkleinerte Kohle faͤllt in die erste Windung oder
                              in das erste Fach der endlosen Schraube; an dem entgegengesezten Ende dieser
                              lezteren hingegen wird sie, nachdem sie vollkommen verkohlt worden ist, aus der
                              Retorte geschafft.
                           An dem Retortenende, an welchem die Entleerung geschieht, befindet sich an der
                              inneren Seite der Retortenthuͤr eine kleine Platte oder ein Stab i, i, welcher die umlaufende Schraubenwelle von den ihr
                              anhangenden Kohks reinigt, und dadurch zur Entleerung der Kohks in die Kammer b mithilft. Das am Grunde dieser Kammer befindliche
                              Thuͤrchen k laͤßt sich nach
                              Auswaͤrts schieben, damit man die Kohks aus ihr beliebig in den fuͤr
                              sie bestimmten Behaͤlter l, l fallen lassen kann.
                              Um den losen Boden dieses Behaͤlters herum laͤuft ein mit Wasser
                              gefuͤllter Trog m, m, der den Behaͤlter
                              wasserdicht abschließt und das Entweichen von Gas verhindert. Der lose Boden selbst
                              haͤngt in Angeln, damit man ihn herabfallen lassen und den Behaͤlter
                              l entleeren kann, nachdem er sich mit Kohks
                              gefuͤllt hat. Von dem oberen Theile der Entleerungskammer b laͤuft die Austrittsroͤhre aus, welche
                              das entbundene Gas in das hydraulische Hauptrohr leitet. Vorher zieht jedoch das Gas
                              noch durch den Behaͤlter n, n, in welchem es den
                              Theer oder das Ammoniak, welche allenfalls in ihm enthalten sind, abzusezen hat.
                              Dieser Niederschlag wird mittelst des Hebers o
                              abgelassen, damit er nicht in die Retorte zuruͤkkehren kann.
                           Ich binde mich an keine bestimmten Dimensionen und Formen des hier beschriebenen
                              Apparates, obwohl ich die angegebenen Formen und die beschriebene Anordnung der
                              Theile fuͤr die beste halte. Die Retorten koͤnnen aus Eisen, Thon oder
                              irgend einem anderen Materiale bestehen, und die endlose Schraube kann wie eine Schneke, wie eine
                              Spirale oder auch anders gebildet seyn.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
