| Titel: | Einiges über den Torf und dessen Anwendung für die Dampfschifffahrt. Von C. W. Williams. | 
| Fundstelle: | Band 72, Jahrgang 1839, Nr. XI., S. 31 | 
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                        XI.
                        Einiges uͤber den Torf und dessen
                           Anwendung fuͤr die Dampfschifffahrt. Von C. W. Williams.
                        Aus dem London Journal of arts. Februar 1839, S.
                              293.
                        Williams's Versuche uͤber den Torf.
                        
                     
                        
                           Da ich als Theilnehmer der Dubliner Dampfboot-Gesellschaft in hohem Grade bei
                              der Dampfschifffahrt interessirt war, und da ich mich namentlich viel mit ihrer
                              Einfuͤhrung auf den Fluͤssen Irlands, besonders auf dem Shannon,
                              beschaͤftigte, so richtete ich seit Jahren meine Aufmerksamkeit auf die
                              Benuzung des Torfes anstatt der Stein, kohlen. Ich wurde hiezu nicht bloß dadurch
                              gebracht, daß die Steinkohle in den fraglichen Gegenden schwer zu haben und
                              kostspielig ist, waͤhrend der Torf laͤngs der 100 Meilen, die der
                              genannte Fluß durchstroͤmt, in Menge zu haben ist; sondern weil die
                              Verwendung des Torfes als Heizmittel der Dampfboote fuͤr jene Gegenden
                              uͤberhaupt hoͤchst schaͤzbar und gewinnbringend seyn mußte. Die
                              in dieser Hinsicht gemachten Versuche scheinen mir nun in jeder Beziehung
                              genuͤgend ausgefallen zu seyn.
                           Die Haupthindernisse, welche sich bei der Anwendung des Torfes ergaben, waren theils
                              durch sein großes Volumen, theils dadurch bedingt, daß er bei feuchter Witterung so
                              viele Feuchtigkeit enthielt, daß seine Heizkraft dadurch beeintraͤchtigt
                              wurde. Diesen beiden Uebeln abzuhelfen und aus dem Torfe ein dichteres und trokneres
                              Brennmaterial herzustellen, war seit langer Zeit mein Streben.
                           Ich war bei den Forschungen, die ich hieruͤber anstellte, erstaunt
                              uͤber das magere Resultat, welches ich aus Buͤchern zu
                              schoͤpfen im Stande war, und uͤber die geringe Aufmerksamkeit, welche
                              bei uns sowohl von Gelehrten als von Praktikern diesem Gegenstande geschenkt worden,
                              waͤhrend auf dem Continente viele schaͤzbare Untersuchungen
                              uͤber die Eigenschaften und Varietaͤten des Torfes angestellt wurden.
                              Was die Mittel, das Volumen des Torfes zu vermindern, betrifft, so war in dieser
                              Hinsicht beinahe Nichts geschehen, und dasselbe laͤßt sich auch von der
                              Zubereitung des Torfes zu einem entsprechenden Heizmittel sagen.
                           Die Angabe, daß der Torf nicht bloß rasch eine sehr intensive Hize gibt, sondern daß
                              er auch Eigenschaften besizt, die ihn zu metallurgischen Zweken, und namentlich zur
                              Behandlung des Eisens sehr geeignet machen, trieb mich an, auch in dieser Beziehung
                              seiner Benuzung nachzugehen. Die bekannten Vorzuͤge und die hohen Preise des
                              mit Holzkohle ausgebrachten Eisens, wozu das schwedische gehoͤrt,
                              bestaͤrkten mich noch mehr hierin. Aus Torf bereitete Kohks mußten allem Anscheine nach, als
                              beinahe reine vegetabilische Kohle, Eigenschaften besizen, welche jenen der
                              Holzkohle analog waren, und frei seyn von den vielen dem Metalle nachtheiligen
                              Stoffen, welche in den Steinkohlen enthalten sind. Der Werth des mit Holzkohle
                              ausgebrachten Eisens im Vergleiche mit dem mit Steinkohlenkohks gewonnenen ist in
                              der That so groß, daß sich in London eine große Gesellschaft, die India Steel Company, gebildet hat, welche in Indien, wo
                              Holz noch leicht zu haben ist, mit solchem Eisen und Stahl erzeugen lassen will, und
                              die sich schmeichelt, durch Einfuhr dieses Produktes das schwedische Eisen zum
                              großen Theile zu verdraͤngen.
                           Ueber die Anwendung der Torfkohks zur Behandlung des Eisens fand ich mehrere von
                              Praktikern ausgestellte Zeugnisse in einer Abhandlung, die mir von Lord Downshire (welcher sich viel mit der Nuzbarmachung der
                              Torflager Irlands beschaͤftigte), eingehaͤndigt worden. Die
                              Wichtigkeit dieses Brennstoffes fuͤr den Schmiedebedarf kann nicht genug
                              hervorgehoben werden; denn vieler Schaden und vieles Unheil entsteht weniger durch
                              die Anwendung von minder gutem Eisen, als durch die Behandlung und Bearbeitung
                              desselben mit unreinen Steinkohlen und Kohks, wozu man in vielen Gegenden Englands
                              gezwungen ist. Es lassen sich hieruͤber allerdings keine Zahlen angeben,
                              allein der Schaden ist deßhalb nicht minder groß; er ist allen Eisen- und
                              Stahlarbeitern bekannt. Und doch, wenn irgend etwas an unseren Maschinerien bricht
                              und Ungluͤk daraus entsteht, ist man immer mit einem Tadel des Arbeiters bei
                              der Hand, waͤhrend die Schuld im Eisen oder in der Unreinheit des zu seiner
                              Bearbeitung verwendeten Brennmateriales zu suchen ist.
                           Ich verfiel bei den Untersuchungen uͤber die Bereitung der Torfkohks
                              natuͤrlich in den gewoͤhnlichen Fehler, daß ich den aus der Tiefe der
                              Torflager genommenen Torf wegen seiner groͤßeren Schwere fuͤr
                              geeigneter hiezu hielt, als den leichten an der Oberflaͤche befindlichen
                              Torf. Aus den tiefer gelegenen Torfschichten ließen sich allerdings mit
                              Huͤlfe passender Verkohkungsoͤfen hinreichend dichte Torfkohks
                              erzeugen; allein sie waren auch so unrein und enthielten eine so große Menge
                              unverbrennlicher und schaͤdlicher Stoffe, daß sie eine nachtheilige Wirkung
                              auf das Eisen ausuͤbten; besonders schien man dieß einer in ihnen vermutheten
                              Saͤure zuzuschreiben. Dagegen war ich im Stande aus den oberen Schichten,
                              namentlich da, wo sie aus Torfmoos bestanden, welches in der Zersezung noch nicht
                              weit gediehen war, eine aͤußerst reine Kohle, die bei der Verbrennung nur
                              eine sehr geringe Menge unnuͤzer und unschaͤdlicher Substanz
                              zuruͤkließ, zu gewinnen. Leider hat aber die obere Torfschichte eine so
                              poroͤse Textur, und eine solche Neigung wieder Feuchtigkeit an sich zu ziehen, und dadurch
                              bedeutend an Heizkraft zu verlieren, daß sich das Stechen derselben kaum rentirt,
                              selbst wenn man sie nur als Brennmaterial fuͤr den Hausbedarf benuzen will.
                              Die unteren Schichten, welche in Hinsicht auf Dichtheit nicht selten der Steinkohle
                              nahe kommen, erlangen diese Dichtheit zum Theile in Folge der allmaͤhlich
                              fortschreitenden Zersezung der vegetabilischen Faser, hauptsaͤchlich aber
                              durch den Jahrhunderte lang bestandenen Druk der daruͤber liegenden, manchmal
                              20 bis 30 Fuß diken Schichten. Diese große Dichtheit, so schaͤzenswerth sie
                              in vielen Hinsichten ist, erlangt der Torf aber nur auf Kosten seiner Reinheit und
                              seiner Heizkraft, indem er sich mit manchen fremdartigen und unverbrennlichen
                              Stoffen verbindet; wobei noch von den nachtheiligen chemischen Wirkungen dieser
                              Stoffe ganz Umgang genommen ist.
                           Ohne weiter hierauf eingehen zu wollen, ist es fuͤr unseren dermaligen Zwek
                              genug zu wissen, daß dieser Unterschied zwischen den oberen und unteren Schichten
                              aller Torflager wirklich besteht. Sehr deutlich ist dieß z.B. in dem Berichte des
                              Hrn. Griffith uͤber das 38 1/2 Fuß tiefe Torflager
                              von Allen auseinandergesezt. Es heißt naͤmlich in diesem Berichte, daß die
                              oberen Schichten bis auf 8 bis 10 Fuß Tiefe aus einem so losen und faserigen Filze
                              bestehen, daß man darin noch die verschiedenen Moose erkennen kann; daß ihr spec.
                              Gewicht, jenes des Wassers zu 1000 angenommen, nur 356 betraͤgt; daß sie aber
                              nur ein Procent unverbrennliche Asche geben. Je tiefer man kommt, um so dichter wird
                              die Masse, so daß sie zulezt einen muscheligen Bruch und einen der Steinkohle
                              aͤhnlichen Glanz hat, politurfaͤhig wird und eine sehr compacte,
                              inwendig glaͤnzende Kohle gibt. Das spec. Gewicht steigt von 356 auf 1236;
                              zugleich steigt aber auch das Verhaͤltniß der unverbrennlichen Asche bis auf
                              20 Proc. Je mehr der Torf an Dichtheit gewinnt, um so mehr verliert er also an
                              seinem Werthe als Brennmaterial, so zwar, daß man ihn aus diesem Grunde und wegen
                              des unangenehmen Geruches, den er in diesem Zustande beim Brennen entwikelt, selbst
                              nicht einmal zum Hausbedarfe gern hat.
                           Ich muß bemerken, daß ich die gepreßten Torfkohks, welche den Gegenstand der unten
                              folgenden Analyse bildeten, in einem kleinen Gemache in einem dem Joyce'schen aͤhnlichen Ofen vier Tage und Nachte
                              nach einander brannte, ohne daß ich durch uͤblen Geruch oder irgend eine
                              andere Unannehmlichkeit belaͤstigt worden waͤre.
                           Nachdem ich mich uͤberzeugt, daß die oberen und leichteren Torfschichten am
                              reinsten sind und bei gleichem Gewichte die hoͤchste Heizkraft besizen, blieb
                              mir die Aufgabe, Dichtheit mit Reinheit in Verbindung zu bringen. Dieß gelang mir
                              vollkommen, indem ich aus den leichtesten Torfschichten Kohks zu erzielen vermag, welche nicht bloß eine
                              doppelt groͤßere Dichtheit als die Holzkohle und eine den Steinkohlenkohks
                              gleichkommende Dichtheit haben, sondern auch die gehoͤrige Reinheit besizen.
                              Um den relativen Werth von gepreßtem Torfe, Torfkohks, Steinkohle, Steinkohlenkohks
                              und Holzkohle zu bestimmen, ersuchte ich den bekannten Chemiker Hrn. Everitt um eine genaue Analyse und um einen Bericht, den
                              ich hiemit vorlege.
                           Versuche uͤber den gepreßten Torf und die daraus
                                 bereiteten Kohks.
                           
                              
                                 Specifisches
                                       Gewicht. Das spec. Gewicht des   Wassers
                                    zu 1000 angenommen, zeigte sich jenes
                                    des   gepreßten Torfes in den duͤnnsten und
                                    am staͤrksten   gepreßten Stuͤken
                                    zu
                                               1160
                                 
                              
                                 des gepreßten Torfes in den dikeren und
                                    weniger   gepreßten Stuͤken zu
                                                 910
                                 
                              
                                 der Torfkohks in den duͤnnsten und
                                    am staͤrksten   gepreßten Stuͤken
                                    zu
                                               1040
                                 
                              
                                 der Torfkohks in den dikeren und weniger
                                    gepreßten   Stuͤken zu
                                                 913
                                 
                              
                                 des Harzbrennmateriales (resin fuel) zu
                                               1140
                                 
                              
                                 des Harzes allein zu
                                               1110
                                 
                              
                                 der haͤrtesten und trokensten
                                    Holzarten, wie des
                                    Eichen-,   Eschen-,
                                    Ruͤsternholzes zu
                                   800 bis   885
                                 
                              
                                 der leichteren Holzarten, wie des
                                    Pappel-, Tannen-   und anderen
                                    derlei Holzes zu
                                   383 bis   530
                                 
                              
                                 der aus harten Holzarten gewonnenen Kohlen
                                    zu
                                   400 bis   625
                                 
                              
                                 der Steinkohlen zu
                                 1160 bis 1600
                                 
                              
                           Hieraus ergibt sich, daß der am staͤrksten gepreßte Torf ein groͤßeres
                              spec. Gewicht hat, als das haͤrteste Holz und zwar im Verhaͤltnisse
                              von 1160 zu 885; daß er im Vergleiche mit den leichteren Holzarten ein beinahe um
                              das Doppelte groͤßeres spec. Gewicht hat; daß die aus ihm gewonnenen Kohks in
                              dieser Hinsicht die gewoͤhnlichen Holzkohlen um das Doppelte
                              uͤbertreffen. Im gewoͤhnlichen Leben rechnet man, daß 100 Pfd.
                              Holzkohle denselben Raum einnehmen wie 200 Pfd. Kohks; in Bezug auf die Torfkohks
                              duͤrfte beinahe dasselbe Verhaͤltniß gelten.
                           Heizkraft. Die gewoͤhnliche Methode in dieser
                              Hinsicht Versuche vorzunehmen beruht darauf, daß man gewisse Gewichtstheile der zu
                              vergleichenden Brennstoffe verbrennt, und dann bestimmt, wie viel Wasser ein jeder
                              derselben um eine bestimmte Anzahl von Graden erhizt oder wie viel Wasser er in
                              Dampf verwandelt. Diese Versuche fuͤhren jedoch nur, wenn sie in sehr großem Maaßstabe vorgenommen
                              werden, zu Resultaten, welche sich zur Anstellung von Vergleichen eignen. Berthier gibt als das Resultat der genauesten Versuche
                              an, daß ein bestimmtes Gewicht Holzkohle ein 78 Mal groͤßeres Gewicht Wasser
                              von 32 auf 212° F. zu erhizen oder 11,8 Mal sein Gewicht in Dampf zu
                              verwandeln im Stande ist: eine Angabe, welche nicht wesentlich von den Resultaten
                              abweicht, die J. Parkes aus seinen im Großen gemachten
                              Beobachtungen zog. Dagegen ist bekannt, daß man kaum den zehnten Theil dieses
                              Nuzeffectes erzielen kann, wenn man den Versuch mit Destillirblasen oder Kesseln
                              vornimmt, welche nur 5 bis 10 Gallons Wasser fassen. Ich bin hiernach
                              uͤberzeugt, daß derlei im Kleinen vorgenommene Versuche keine Resultate
                              liefern, aus denen man auch nur approximativ auf den relativen Werth der
                              Brennmaterialien zu schließen vermoͤchte. Selbst mit den besten Calorimetern
                              ist es, wenn nur ein Pfund Brennstoff verbrannt wird, hoͤchst schwielig, auch
                              nur bei zwei Versuchen eine genuͤgende Gleichfoͤrmigkeit zu erlangen.
                              Ich befolgte deßhalb zur Ermittelung des relativen Werthes der fraglichen
                              Brennstoffe das von Berthier empfohlene Verfahren.Man findet dieses Verfahren in den trefflichen Untersuchungen, welche Hr. Berthier uͤber einige Brennmaterialien
                                    bekannt machte, und die im polyt. Journal Bd. LVIII, S. 391 nachzulesen sind.A. d. R.
                              
                           Es wird nach den Resultaten beinahe aller Versuche angenommen, daß die
                              waͤhrend der Verbrennung irgend eines Brennstoffes erzeugte absolute Menge
                              von Waͤrme in genauem Verhaͤltnisse mit der waͤhrend der
                              Verbrennung verzehrten Sauerstoffmenge steht. Man hat also zur Ermittelung der
                              relativen Heizkraft verschiedener Brennmaterialien nur die Menge des Sauerstoffes,
                              die jedes derselben waͤhrend der Verbrennung verzehrt, zu bestimmen. Die
                              beste Methode hiezu ist eine abgewogene Menge des Brennstoffes mit in geringem
                              Ueberschusse genommener Bleiglaͤtte zu vermengen und zu pruͤfen, wie
                              viel Blei hiedurch reducirt wird. Daß sich diese Methode uͤbrigens nicht
                              fuͤr solche Brennstoffe eignet, die fluͤchtige Bestandtheile
                              enthalten, versteht sich von selbst. Nach Berthier, mit
                              dessen Resultaten auch meine Versuche großentheils zusammen stimmen, geben
                           
                              
                                 10 Theile
                                 reiner Kohlenstoff
                                 
                                 340 Gr. Blei
                                 
                              
                                 10
                                        –
                                 gute Holzkohle
                                 300 bis
                                 323
                                            –
                                 
                              
                                 10
                                        –
                                 trokenes Holz
                                 120 bis
                                 140
                                            –
                                 
                              
                                 10
                                        –
                                 gute Kohks
                                 260 bis
                                 285
                                            –
                                 
                              
                           Ist das Princip, auf welchem diese Probirmethode beruht, richtig und praktisch
                              bewaͤhrt, so laͤßt sich hienach eine große Genauigkeit erzielen; denn da jeder einzelne
                              Gran Kohlenstoff 34 Grane Blei erzeugt, so wird jeder in Hinsicht der
                              Schaͤzung des Bleies begangene Fehler in Hinsicht auf den Kohlenstoff bis auf
                              1/54 vermindert.
                           Folgendes sind nun die Durchschnittsresultate von zweien und selbst von dreien
                              Versuchen, welche ich mit jedem einzelnen Brennstoffe anstellte, und bei denen das
                              reducirte Blei in zwei aufeinander folgenden Versuchen oft um nicht mehr dann 2
                              Grane, die nur 1/17 Grane reinen Kohlenstoffes entsprechen, differirte.
                           
                              
                                 10 Theile Torfkohks von den oberen
                                    Torfschichten
                                 gaben
                                 277 Gr. Blei
                                 
                              
                                 10 Theile
                                        ddo.      von
                                    den unteren Torfschichten
                                     –
                                 250
                                            –
                                 
                              
                                 10 Theile gepreßter Torf 
                                     –
                                 137
                                            –
                                 
                              
                           Das Harz konnte wegen seines großen Gehaltes an fluͤchtigen Bestandtheilen
                              nicht auf diese Weise probirt werden; daher laͤßt sich auch dessen Heizkraft
                              nur durch einen Versuch im Großen gehoͤrig wuͤrdigen.
                           Die hier angegebenen Zahlen repraͤsentiren die relativen Quantitaͤten
                              Waͤrme, welche mit gleicher Quantitaͤt eines jeden der
                              angefuͤhrten Brennstoffe erzeugt werden koͤnnen. In allen jenen
                              Faͤllen, in welchen die Quantitaͤt der Waͤrme allein in
                              Betracht kommt, repraͤsentiren diese Zahlen also auch den relativen Werth der
                              Brennstoffe. Oft ist aber die Intensitaͤt der Waͤrme von
                              groͤßerer Wichtigkeit als die Quantitaͤt, und diese Intensitaͤt
                              ist großen Theils von der Dichtheit des Brennstoffes bedingt. So kann Holzkohle nie
                              einen so hohen Hizgrad erzeugen als die Kohks; dichte Torfkohks und
                              gewoͤhnliche Kohks hingegen halten sich, was diesen Punkt anbelangt, das
                              Gleichgewicht. Bei diesen Vergleichen wurde uͤbrigens auf die allenfalls in
                              den Brennstoffen enthaltenen fremdartigen Stoffe, die der Qualitaͤt des
                              Eisens schaden koͤnnten, gar keine Ruͤksicht genommen.
                           Um zu ermitteln in wie weit es wahrscheinlich ist, daß die Torfkohks Stoffe
                              enthalten, von denen in lezter Hinsicht ein Nachtheil zu besorgen waͤre,
                              verbrannte ich sie auf verschiedene Weise, wobei ich in keinem Falle einen Geruch
                              von schwefliger Saͤure zu bemerken im Stande war. Dagegen sind Schwefel oder
                              Schwefelmetalle gewoͤhnliche Bestandtheile der aus den Steinkohlen gewonnenen
                              Kohks; und diesen Bestandtheilen ist auch deren schaͤdliche Einwirkung auf
                              die eisernen Dampfkessel zuzuschreiben, indem diese Kohks bei ihrer Verbrennung
                              stets schwefligsaures Gas entwikeln.
                           Da auch die Menge und die Beschaffenheit der Asche zuweilen ein Punkt von Wichtigkeit
                              ist, so habe ich in dieser Beziehung gleichfalls eine sorgfaͤltige
                              Pruͤfung angestellt. Nach einem aus zwei Versuchen gezogenen Durchschnitt
                              gaben 1000 Gran Torfkohks, welche aus den oberflaͤchlichen Torfschichten
                              erzeugt worden, bei gaͤnzlicher Verbrennung aller ihrer kohligen Theile 5/100 Asche von
                              fahler Farbe, welche in 100 Theilen enthaͤlt:
                           
                              
                                 Kochsalz
                                     3,5
                                 
                              
                                 Kieselerde und Sand
                                   15,0
                                 
                              
                                 Schwefelsauren Kalk
                                   22,5
                                 
                              
                                 Kohlensauren Kalk
                                   43,25
                                 
                              
                                 Bittererde und kohlensaure
                                    Bittererde
                                   15,00
                                 
                              
                                 Thonerde
                                     0,75
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Diese Asche, welche kein kohlensaures Kali enthielt, ist wegen ihres starken
                              Bittererdegehaltes merkwuͤrdig.
                           Ich bin nach meinen Versuchen der Ansicht:
                           1) daß die von mir untersuchten Torfkohks nichts enthalten, was bei der Verbrennung
                              dem Eisen schaͤdlicher werden koͤnnte, als die Holzkohle oder die
                              besten Kohks, man mag die Torfkohs zur Behandlung von Eisen oder zur Heizung von
                              Dampfkesseln benuzen.
                           2) daß sie bei gleichem Gewichte an Heizkraft den besten Kohks gleichkommen, und der
                              Holzkohle nur etwas Weniges nachstehen, wenn es sich lediglich um die
                              Quantitaͤt der Waͤrme handelt; daß sie aber, wenn der zur Aufbewahrung
                              noͤthige Raum und eine große Intensitaͤt der Hize in Betracht zu
                              ziehen kommt, den Vorzug vor der Holzkohle verdienen.
                           London, am 18. Januar 1839.
                           Thomas Everitt.
                           Der zu obiger Analyse verwendete Torf war aus dem Lancashire; vieler von dem
                              irlaͤndischen Torfe ist nach spaͤter von mir vorgenommenen Versuchen
                              noch reiner, indem er eine noch weit geringere Menge unverbrennlicher Stoffe
                              enthaͤlt.
                           Der von mir behandelte Torf und weine Torfkohks zeichnen sich, wie aus dem Berichte
                              des Hrn. Everitt hervorgeht, durch ihre große Dichtheit
                              aus, und diese Dichtheit, welche da, wo es auf Intensitaͤt der Hize ankommt,
                              von so hoher Wichtigkeit ist, laͤßt sich fuͤr geringe Kosten noch
                              hoͤher treiben, obschon ich den leichteren oberflaͤchlichen Torf
                              verwende.
                           Es ist in dem mitgetheilten Berichte ausdruͤklich bemerkt, daß bei der
                              Bestimmung der Quantitaͤt und Intensitaͤt der von den Torfkohks
                              entwikelten Waͤrme auf die allenfallsige Gegenwart eines fremdartigen dem
                              Eisen schaͤdlichen Stoffes nicht Ruͤksicht genommen ist. Die
                              Steinkohle sowohl als die aus ihr gewonnenen Kohks sind bekanntlich nicht frei von
                              Stoffen, welche im Ofen und in der Esse dem Eisen und dem Stahle schaͤdlich
                              werden. Die Torfkohks dagegen gewaͤhren in dieser Beziehung einen merklichen
                              Vortheil; das Eisen laͤßt sich mit ihnen nicht nur weit schneller auf die
                              Schweißhize bringen, sondern es arbeitet sich auch milder und erzeugt weit weniger
                              von dem der Schweißung so
                              nachtheiligen Hammerschlage. Ich habe mich uͤberzeugt, daß selbst das
                              schlechteste Eisen, wenn es in den Essen mit meinen Torfkohks behandelt wurde, an
                              Qualitaͤt gewann; und daß Kessel, welche damit geheizt worden, weit weniger
                              Schaden litten, als durch Steinkohlenkohks.
                           Mein Verfahren ist von um so groͤßerem Belange, als nach demselben jener Theil
                              der Torflager verarbeitet und nuzbar gemacht wird, den man bisher nicht einmal zum
                              Heizen der Stubenoͤfen verwenden konnte, und den man, da er sich auch nicht
                              zu landwirthschaftlichen Zweken benuzen ließ, fuͤr eine wahre Last und Plage
                              hielt.
                           Schluͤßlich bemerke ich noch, daß das Harzbrennmaterial (resin fuel), von welchem Hr. Everitt in seinem Berichte spricht, eine kuͤnstliche Kohle ist,
                              welche durch eine Saͤttigung der Torfkohks mit einer erdharzigen oder
                              bituminoͤsen Substanz erzeugt wird. Von den Eigenschaften dieses
                              Brennstoffes, und von den Zweken, zu welchen er verwendet werden kann, sowie auch
                              von einigen anderen Vortheilen, die man aus dem Torfe ziehen kann, behalte ich mir
                              vor, bei einer spaͤteren Glegenheit zu sprechen.Wir erinnern unsere Leser, daß das Dampfboot Liverpool seine Fahrt nach
                                    Amerika zum Theile mit Torfkohks des Hrn. Williams zuruͤklegte, und daß hieruͤber sehr
                                    guͤnstige Berichte in den englischen Blattern zu lesen waren. Wir
                                    werden nicht saͤumen, das Verfahren des Erfinders mitzutheilen,
                                    sobald dasselbe bekannt gemacht wird; denn fuͤr unser Vaterland,
                                    welches durch das Steigen der Holzpreise endlich zur Benuzung seiner
                                    ungeheuren Torflager getrieben zu werden scheint, duͤrften
                                    unberechenbare Vortheile daraus erwachsen. Hr. Everitt ist als ein so tuͤchtiger und gruͤndlicher
                                    Chemiker und Praktiker bekannt, daß in seine Angaben nicht wohl ein Zweifel
                                    gesezt werden darf.A. d. R.