| Titel: | Verbessertes Brennmaterial, worauf sich Thomas Oram, Gentleman von East Street Red Lion Square in der Grafschaft Middlesex, am 26. März 1838 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 72, Jahrgang 1839, Nr. XII., S. 39 | 
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                        XII.
                        Verbessertes Brennmaterial, worauf sich Thomas Oram, Gentleman von
                           East Street Red Lion Square in der Grafschaft Middlesex, am 26. Maͤrz 1838 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of arts. Dec. 1838, S.
                              134.
                        Oram, uͤber ein verbessertes Brennmaterial.
                        
                     
                        
                           Es ist bekannt, daß sich bei dem Steinkohlenhandel eine große Menge Kohlenklein oder
                              Kohlenstaub erzeugt, und daß dieses verhaͤltnißmaͤßig von geringem
                              Werthe ist. Meine Absicht ist nun, das sogenannte Kohlenklein in solchem
                              Verhaͤltnisse mit anderen Stoffen zu verbinden, daß die hiedurch erzielte
                              Mischung von ebenso großem und unter gewissen Umstaͤnden selbst von
                              groͤßerem Werthe ist, als die grobe Kohle, wenn man den damit erzielten Nuzeffect
                              und die leichtere Aufbewahrungsweise gehoͤrig in Anschlag bringt.
                           Die Materialien, welche ich verwende, bestehen 1) in dem Staube oͤder in
                              kleineren Stuͤken von bituminoͤser Kohle; 2) in Schlamm,
                              aufgeschwemmtem Erdreiche, Mergel, Thon und anderen erdigen, mit vegetabilischen
                              Stoffen vermengten Substanzen; 3) in Wasser, und endlich in einigen anderen Stoffen,
                              welche unter gewissen Umstaͤnden mit den angegebenen dreien benuzt werden
                              koͤnnen, obwohl sie zur Erzeugung eines guten Brennstoffes nicht durchaus
                              erforderlich sind. Hiezu gehoͤrt z.B. mineralischer Theer, Steinkohlentheer,
                              Gastheer, Erdharz, vegetabilisches Pech, Colophonium, Asphalt oder irgend eine
                              andere erdharzige Substanz, Kalk, Saͤgespaͤne, Anthracit, Kohks und
                              Gluthasche.
                           Das Verfahren, welches ich einschlage, ist folgendes. Ich nehme 30 Pfd.
                              vegetabilischen Theer, Steinkohlen- oder Gastheer, Erdpech, vegetabilisches
                              Pech, Colophonium, Asphalt oder irgend einen anderen erdharzigen Stoff. Der
                              vegetabilische, Steinkohlen- und Gastheer wird sich leicht mit den
                              uͤbrigen Ingredienzien vermengen; wendet man hingegen Erdpech,
                              vegetabilisches Pech, Harz, Asphalt oder irgend eine andere erdharzige Substanz an,
                              so muß dieselbe vorlaͤufig in siedendem Wasser aufgeweicht, und
                              waͤhrend sie noch heiß ist, mit den anderen Materialien vermengt werden.
                              Ferner nehme ich 180 Pfd. trokenen Schlamm (der am besten aus den Fluͤssen
                              genommen wird), Thon, Mergel, oder irgend eine andere vegetabilische Stoffe
                              enthaltende Erde. Dieß vermenge ich mit 50 Gallons Wasser, worauf ich dann
                              allmaͤhlich 30 Pfd. gepulverten, durch ein feines Sieb getriebenen Kalk und
                              eine Tonne Kohlenklein zuseze. Das Ganze lasse ich mit Rakeln oder anderen
                              entsprechenden Geraͤthen so lange umruͤhren, bis es eine innige
                              Mischung bildet. Dasselbe kann auch mit Huͤlfe einer Maschinerie vollbracht
                              werden.
                           Die erzeugte Mischung bringe ich in Modeln, welche eine beliebige Form und
                              Groͤße haben koͤnnen, in eine Schrauben-, Hebel- oder
                              auch andere Presse. Die beste Form der Model scheint mir uͤbrigens die
                              vier- oder rechtekige. Der Zwek des Pressens ist, die Theile fester
                              miteinander zu verbinden, theils damit die Verbrennung langsamer von Statten gehe,
                              theils um den Umfang soviel als moͤglich zu vermindern. Doch kann man die
                              Mischung auch ohne sie zu pressen in Formen bringen. Die gepreßten oder nicht
                              gepreßten Ziegel richte ich zum Behufe des Troknens so auf, daß die Luft zwischen
                              ihnen circuliren kann. Zur Beschleunigung des Troknens laͤßt sich eine
                              Luftheizung anbringen, obwohl dieß bei warmem trokenem Wetter nicht noͤthig
                              seyn duͤrfte.
                           
                           Fuͤr Oefen, die einen starken Zug haben, bereite ich auf folgende Weise ein
                              aͤhnliches Brennmaterial. Ich nehme naͤmlich 10 Cntr.
                              Steinkohlenklein, eben soviel Klein von Kohks, die im Ofen gebrannt worden, 30 Pfd.
                              Theer oder irgend eine andere der angegebenen erdharzigen Substanzen, 200 Pfd.
                              trokenen Schlamm, Thon, Mergel oder eine andere, vegetabilische Stoffe enthaltende
                              Erde, 50 Gallons Wasser, und 30 Pfd. Kalk. Die Vermischung und weitere Behandlung
                              geschieht auf die angegebene Weise.
                           Zu einer dritten Art von Brennmaterial nehme ich auf 15 Cntr. Steinkohlenklein, 5
                              Cntr. Gluthasche, 30 Pfd. Theer oder eine andere der angegebenen erdharzigen
                              Substanzen, 200 Pfd. trokenen Thon, Mergel, Schlamm oder dgl., 50 Gallons Wasser und
                              30 Pfd. Kalk.
                           Zu einer vierten Art Brennmaterial vermenge ich mit 13 Cntr. Anthracit, 7 Cntr.
                              Steinkohlenklein, 40 Gallons Wasser, 40 Pfd. Theer oder ein anderes Erdharz, 30 Pfd.
                              Kalk, 180 Pfd. trokenen Thon, Schlamm, Mergel oder dgl.
                           Eine fuͤnfte Sorte Brennmaterial seze ich zusammen mit 15 Cntr.
                              Steinkohlenklein, 5 Cntr. Saͤgespaͤnen, 40 Pfd. Theer oder einem
                              anderen Erdharze, 200 Pfd. trokenem Thon, Mergel etc., 70 Gallons Wasser, 30 Pfd.
                              Kalk. Die Menge des Wassers muß sich nach der Menge der Saͤgespaͤne
                              richten.
                           Eine sechste Sorte bereite ich aus 5 Cntr. Torf, Torferde, Torfmoos oder Mohrerde, 5
                              Cntr. Saͤgespaͤnen, 10 Cntr. Steinkohlenklein, 30 Pfd. Kalk, 30 Pfd.
                              Theer und 200 Pfd. trokenen Thones, Schlammes, Mergels etc.
                           Bei der Zubereitung aller dieser Brennstoffe kann man nicht nur die angegebenen
                              Mischungsverhaͤltnisse bedeutend abaͤndern, sondern auch den Kalk und
                              das Erdharz ganz weglassen; doch finde ich, daß diese beiden Stoffe nicht nur zur
                              vollkommneren Bindung der Theile beitragen, sondern daß der Kalk auch das aus der
                              Steinkohle entwikelte schwefligsaure Gas neutralisirt, waͤhrend das Erdharz
                              die Brennbarkeit der Mischung erhoͤht. Ich ziehe ferner den vegetabilischen
                              Theer einem jeden anderen, den Flußschlamm und namentlich den aus der Themse
                              genommenen einer jeden anderen Erde, den Kalkstein jeder anderen Art von Kalk und
                              die Saͤgespaͤne des Foͤhrenholzes allen anderen derlei
                              Spaͤnen vor.
                           Ich binde mich bei der Vermengung der Ingredienzien an gar kein bestimmtes Verfahren,
                              indem sich offenbar jedes andere, wodurch eine innige Mischung erzielt werden kann,
                              ebenfalls eignet. Das Formen und Pressen kann ebenso auf irgend eine beliebige Weise
                              geschehen, und die Form
                              haͤngt von dem Zweke und der Aufbewahrungsweise des Brennstoffes ab.
                           Ich weiß wohl, daß bereits mehrere der von mir aufgezahlten Substanzen auf die eine
                              oder andere Weise, gepreßt oder ungepreßt, zur Bereitung eines Brennmateriales
                              benuzt wurden; meine Erfindung beruht daher darauf, daß ich Steinkohlenklein mit
                              Mergel, Thon, Schlamm oder anderen mir vegetabilischen Stoffen
                              geschwaͤngerten Erden und Wasser in solchem Verhaͤltnisse vermenge,
                              daß die Menge des Steinkohlenkleins stets der Menge des Schlammes gleichkommt, oder
                              sie selbst uͤbersteigt, welche andere Stoffe man uͤbrigens noch
                              beigemengt haben will. Auf die Anwendung des Theeres lege ich keine
                              Anspruͤche, da diese schon fruͤher auf verschiedene Weise versucht
                              ward. Endlich behalte ich mir vor, nicht alle der aufgefuͤhrten Stoffe,
                              sondern nur jene zu benuͤzen, die ich eben geeignet finde.