| Titel: | Methode zur Untersuchung von Stahl, Stab- und Gußeisen; von Berzelius. | 
| Fundstelle: | Band 72, Jahrgang 1839, Nr. XIII., S. 41 | 
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                        XIII.
                        Methode zur Untersuchung von Stahl, Stab-
                           und Gußeisen; von Berzelius.
                        Aus Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie, 1838, Nr.
                              1.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Berzelius, Methode zur Untersuchung von Stahl etc.
                        
                     
                        
                           Das Eisen wird so fein gepulvert als moͤglich, da die Operation in dem Maaße
                              schneller geht, als die Vertheilung groͤßer ist.
                           Hierauf wird es mit einer Aufloͤsung von Kupferchlorid digerirt, die mehr als
                              hinreichend ist, um es in Eisenchloruͤr zu verwandeln. Bei einer Temperatur
                              von etwa 50° C. ist dieß nach 24 Stunden geschehen, wenn nicht das Eisen in
                              zu großen Stuͤken angewendet worden. mittelst eines Glasstabes erkennt man
                              leicht, ob noch harte Koͤrner vorhanden sind. Die Fluͤssigkeit wird
                              abgegossen und durch den Apparat filtrirt, der weiterhin beschrieben ist. Das
                              zuruͤkgebliebene, mit Kohle vermischte Kupfer wird mit neuem Kupferchlorid
                              uͤbergossen, dießmal concentrirt und mit Salzsaͤure vermischt, und
                              damit digerirt, bis das Kupfer in der Saͤure als Chloruͤr
                              aufgeloͤst ist. Man darf die zuruͤkgebliebene Kohle nicht durch Papier
                              trennen, aus leicht begreiflichen Gruͤnden. Die Trennung geschieht in
                              folgendem Apparate:
                           In das ausgezogene Ende der Roͤhre A, BSiehe Fig. 1
                                    Taf. II. legt man bei B eine
                              zusammengedruͤkte Masse von Asbest, die vorher in Salzsaͤure gekocht,
                              ausgewaschen und gegluͤht worden. Man kann statt des Asbests Platinschwamm benuzen,
                              aber nicht mit derselben Sicherheit. Hiedurch wird die Aufloͤsung filtrirt,
                              und zuerst durch Salzsaͤure das Chloruͤr und darauf durch Wasser die
                              Salzsaͤure ausgewaschen. Kommt es nun nicht auf die aͤußerste
                              Genauigkeit an, so wird der Ruͤkstand in einem Luftstrome getroknet, der
                              durch ein Chlorcalciumrohr gegangen ist, waͤhrend die Masse in einem
                              passenden Bade bis etwa 130° C. erhizt wird. – Wenn das Gewicht der
                              Roͤhre und des Asbests vorher bekannt sind, so erhaͤlt man jezt durch
                              die Waͤgung der Roͤhre das Gewicht des Ruͤkstandes. Man nimmt
                              alsdann so viel davon, als man frei von Asbest erhalten kann, waͤgt,
                              verbrennt die Kohle und analysirt den Ruͤkstand.
                           Aber diese Bestimmung der Kohle ist niemals vollkommen richtig, denn 1) gibt diese
                              Masse, wenn sie in der Roͤhre erhizt wird, sowohl in Luft als auch in
                              Sauerstoff immer Producte der troknen Destillation, die beweisen, daß sich eine
                              Verbindung von Kohle und Wasserstoff, vielleicht auch mit Sauerstoff bildet, wenn
                              die mit dem Eisen chemisch verbundene Kohle ausgeschieden wird; 2) condensirt
                              dieselbe in ihren Poren Luft und Wasser mit einer solchen Kraft, daß sie sich
                              erwaͤrmt, wenn man, nachdem sie im luftleeren Raume getroknet ist, Luft
                              zulaͤßt.
                           Man thut deßhalb besser, die zuruͤkgebliebene Masse mit dem Asbest
                              herauszunehmen, zuerst mit kohlensaurem Kali zu mischen, und sodann mit dem
                              30-, 40- bis 50fachen Gewichte von Kupferoxyd, und den Kohlengehalt zu
                              bestimmen, wie bei einer organischen Analyse.
                           Der Ruͤkstand von Stahl und Stabeisen laͤßt sich in derselben
                              Roͤhre, in der er abfiltrirt worden, durch einen langsamen Strom von
                              Sauerstoff verbrennen, der uͤber Queksilber aufgefangen wird, und aus dem man
                              die Kohlensaͤure durch Kalihydrat absorbiren laͤßt, nach der in den
                              Nachtragen zum VII. Bande meines Lehrbuchs, S. 628 beschriebenen, verbesserten
                              Methode. Auf diese Weise hat es sich ergeben, daß gepuddeltes Eisen nur 1/10 so viel Kohle enthaͤlt als Stabeisen auf
                              gewoͤhnliche Weise in einem deutschen Frischfeuer bereitet.
                           Um andere fremde Bestandtheile zu bestimmen, bedient man sich der folgenden
                              Methode:
                           A, BSiehe Fig.
                                       2 Taf. II. ist eine Gasentwikelungsflasche, in deren Hals eine starke konische
                              Glasroͤhre C, D luftdicht eingeschliffen ist, die
                              wieder ihren eingeschliffenen Stoͤpsel E hat. Die
                              Entwikelungsroͤhre F, G tritt aus einem zweiten
                              Tubulus oben aus der Flasche. In dieser Flasche wird das Eisen in verduͤnnter Salzsaͤure
                              aufgeloͤst, nicht weniger als 10 Grammen, oft bedarf man viel mehr. Das Gas
                              wird durch die Roͤhre H geleitet, die ein etwas
                              verduͤnntes, kaustisches Ammoniak enthaͤlt, dem salpetersaures Silber
                              beigemischt ist. Um zu verhindern, daß feine, von der Fluͤssigkeit mit in die
                              Hoͤhe gerissene Theile dem Gase folgen, ist bei F
                              ein kleiner Pfropf von Baumwolle eingesezt. Schwefel, Arsenik und allenfalls auch
                              Phosphor werden von der ammoniakalischen Silberloͤsung waͤhrend des
                              langsamen Durchganges des Gases aufgenommen. Man laͤßt die Loͤsung so
                              langsam von Statten gehen, daß mehrere Tage dazu gehoͤren, und
                              erwaͤrmt zulezt die Flasche. Dabei erhaͤlt man immer eine kleine
                              Faͤllung von Silber, das von ganz reinem Eisen nichts anderes als
                              Kohlensilber zu seyn scheint. – Den Niederschlag in der Silberloͤsung
                              behandelt man am besten auf trokenem Wege mit Salpeter, und scheidet dann nach den
                              gewoͤhnlichen Methoden Schwefel-, Arsenik- und
                              Phosphorsaͤure.
                           Die Loͤsung in der Flasche wird von dem Ungeloͤsten abfiltrirt, und
                              dieses auf Arsenik, Phosphor, Vanadin und Talkerde untersucht, entweder nach
                              vorhergegangener Behandlung mit Koͤnigswasser, oder nach vorsichtiger
                              Oxydation auf troknem Wege mittelst Salpeter und kohlensaurem Natron, wobei indeß
                              die Kieselerde nachher zuerst muß abgeschieden werden.
                           Die Aufloͤsung wird oxydirt durch Salpetersaͤure, oder noch besser
                              durch Saͤttigung mit Chlorgas, worauf das Eisenoxyd ausgefaͤllt wird
                              mit reinem kohlensauren Bleioxyd, das etwas im Ueberschuß zugesezt wird. Die
                              Aufloͤsung wird abfiltrirt, der Niederschlag ausgewaschen, die
                              Fluͤssigkeit im Wasserbade bis zur Trokne abgedunstet und mit Alkohol von
                              0,84 behandelt, der das Chlorblei zuruͤklaͤßt. Den Ruͤkstand
                              der Alkoholsolution untersucht man auf Kalk, Alkali, Mangan und was er sonst
                              enthalten mag. Das Chlorblei kann man durch Schwefelwasserstoff zerlegen und die
                              Fluͤssigkeit untersuchen.
                           Den durch kohlensaures Bleioxyd erhaltenen Niederschlag behandelt man auf trokenem
                              Wege mit kohlensaurem Kali und kohlensaurem Natron. Das nachher ausgezogene Alkali
                              untersucht man auf Thonerde, Phosphorsaͤure, Arseniksaͤure und andere
                              mehr.
                           Auf diese Weise kann schwerlich irgend ein bekannter Koͤrper unentdekt
                              bleiben.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
