| Titel: | Verbesserungen in der Fabrication von Flinten- und Pistolenschlössern, worauf sich George Roundt, Schlosser in Birmingham, und Samuel Whitford, Modelstecher ebendaselbst, am 30. Junius 1838 ein Patent ertheilen ließen. | 
| Fundstelle: | Band 72, Jahrgang 1839, Nr. XXV., S. 92 | 
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                        XXV.
                        Verbesserungen in der Fabrication von
                           Flinten- und Pistolenschloͤssern, worauf sich George Roundt, Schlosser in Birmingham, und
                           Samuel Whitford,
                           Modelstecher ebendaselbst, am 30. Junius 1838
                           ein Patent ertheilen ließen.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions.
                              Maͤrz 1839, S. 163.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Round's and Whitford's Verbesserungen an Flinten- und
                           Pistolenschloͤssern.
                        
                     
                        
                           Unsere Verbesserungen in der Fabrication der Flinten- und
                              Pistolenschloͤsser beruhen darauf, daß wir die Schloßbleche, die
                              Haͤmmer, die Nuß, die Stangen, die Studel und die Wangen mittelst
                              Praͤgstaͤmpeln und Pressen verfertigen, anstatt sie wie
                              gewoͤhnlich mit dem Hammer und einigen anderen Handwerkzeugen ausarbeiten zu
                              lassen. Wir erreichen hiedurch folgende zwei Vortheile: 1) kann man auf diese Weise
                              eine beliebige Anzahl dieser Theile genau von gleicher Groͤße und Form
                              verfertigen, waͤhrend nach der gewoͤhnlichen
                              Fabrications-Methode ihrer kaum zwei von vollkommener Gleichheit zu finden
                              sind. Es ist dieß kein bloß nomineller Vortheil, denn es ist fuͤr Soldaten
                              sowohl als fuͤr Jaͤger von ungeheurer Wichtigkeit, Theile zur Hand zu
                              haben, die sie im Falle eines Bruches irgend eines Stuͤkes gleich und ohne
                              alle Schwierigkeit an deren Stelle einsezen koͤnnen. 2) Die Fabrication der
                              Schloßtheile geht viel rascher. Wir gehen nunmehr auf die Beschreibung der Apparate
                              uͤber, deren wir uns bedienen.
                           Fig. 27 ist
                              die Matrize, mit welcher bei der Erzeugung der Schloßbleche die erste Operation
                              vollbracht wird. Fig. 28 ist die hiezu gehoͤrige Patrize. Diese Model werden in ein
                              gewoͤhnliches Praͤgwerk von solcher Groͤße eingesezt, daß es
                              einen Hammer von 140 oder 150 Pfd. Schwere und Stangen von beilaͤufig 8 Fuß
                              hat. In Fig.
                                 27 ist A eine Vertiefung, welche die Form und
                              Tiefe des Schloßbleches, allein um 1/6 Zoll mehr Breite und Laͤnge hat. B ist ein in die Matrize gemachtes Loch, welches jedoch
                              tiefer und weiter ist, als es zur Aufnahme des zur Bildung der Pfanne noͤthigen
                              Eisens erforderlich waͤre. In Fig. 28 ist C eine Vertiefung, welche dem an dem Schloßbleche
                              erforderlichen Schnabel entspricht. Man nimmt ein flaches Eisenstuͤk, welches
                              so breit und so dik ist, daß es alle Theile auszufuͤllen vermag, wenn es
                              unter dem Bleche gehaͤmmert wird; man nimmt ferner zwei vierekige
                              Eisenstuͤke, welche die beiden Vertiefungen B und
                              C auszufuͤllen im Stande sind. Wenn diese
                              drei Stuͤke durch Schweißung verbunden worden, so legt man sie, nachdem man
                              sie abermals erhizt hat, auf die Matrize Fig. 27, und laͤßt
                              die Patrize Fig.
                                 28 fuͤnf- bis sechsmal darauf fallen, bis jeder Theil
                              gehoͤrig ausgepraͤgt worden. Ist dieß geschehen, so beschneidet man
                              die gefertigten Bleche mit Scheeren, welche in einer starken Presse fixirt sind.
                           Anstatt zwei Eisenstuͤke durch Schweißung zu verbinden, kann man auch einen
                              Eisenstab, welchem beim Auswalzen die in Fig. 43* ersichtliche
                              Gestalt gegeben worden, zu dem angegebenen Zweke verwenden.
                           In Fig. 29,
                              30 und
                              31 sieht
                              man die Model, welche zum Formen der Pfannen an den mit Steinfeuer zu versehenden
                              Schloͤssern bestimmt sind. In Fig. 29 sieht man den
                              Theil D des Models um soviel uͤber den Theil F erhaben, als fuͤr die Hoͤhe des die
                              Pfanne umgebenden Walles erforderlich ist. Die in der unteren Oberflaͤche des
                              Models F befindliche Vertiefung E hat genau die Form der zu erzeugenden Pfanne. In Fig. 30 hat der Model
                              genau dieselbe Hoͤhe, wie die untere Oberflaͤche an dem Model Fig. 29,
                              naͤmlich wie E. Man bemerkt hier an diesem Model
                              die Vertiefung G, welche genau dem Schnabel, den das
                              Schloß bekommen soll, entspricht. Man bringt die beiden Model in ein
                              Praͤgwerk von der oben angegebenen Staͤrke, und zwar in einer solchen
                              Entfernung von einander, daß das aus den ersten Staͤmpeln kommende
                              Schloßblech nach der Seite zwischen sie eingelegt werden kann, und zwar so, daß der
                              an ihm befindliche Vorsprung genau uͤber die Pfanne F zu liegen kommt. Die Model werden mittelst eines Eisenstuͤkes von
                              gehoͤriger Dike, welches zwischen die unteren Theile der Model gelegt wird,
                              in dieser Entfernung von einander erhalten.
                           Fig. 31 zeigt
                              die zur Bildung der Pfannen erforderliche Patrize. Sie ist so geformt, daß wenn ihr
                              Theil K auf D,
                              Fig. 29 und
                              30 zu
                              liegen kommt, und die Theile I, L genau auf die Theile
                              F und H treffen, der
                              Vorsprung J in die Pfanne E
                              hineinragt, und dadurch die sogenannte Bohrung derselben bildet. Die in diese
                              Patrize geschnittene Kerbe M dient zur Aufnahme des
                              uͤber den Schnabel hinausragenden Theiles des Walles. Wenn diese Patrize in
                              dem Praͤgwerke fixirt worden, so ist die Pfanne auf einen Schlag gebildet, so daß man den Rand
                              nur mehr mit einer in einer Presse fixirten Zwikscheere zuzuschneiden braucht. Man
                              wirft die Schloßbleche in diesem Zustande in eine Scheuerbuͤchse oder reinigt
                              sie auf irgend andere Weise von dem bei diesen Operationen sich auf ihnen ansezenden
                              Oxyde.
                           Fig. 32 und
                              33 zeigen
                              die zur Vollendung der Pfannen bestimmten Model. In der Matrize Fig. 32 bemerkt man eine
                              Vertiefung N, welche genau die Form und Groͤße
                              der zu verfertigenden Schloßbleche hat, und aus der an jenen Stellen, an denen die
                              Bleche Loͤcher zu bekommen haben, Zapfen hervorragen. Die Vertiefung O ist so groß, daß sie die in Fig. 29, 30 und 31 gebildete Pfanne
                              aufzunehmen im Stande ist. Die Patrize Fig. 33 ist vollkommen
                              flach, mit einziger Ausnahme des Ausschnittes P, der an
                              Laͤnge und Breite dem Schnabel des Schlosses gleichkommen soll. Wenn das
                              durch die zuerst beschriebenen Model gegangene Schloßblech erhizt, und so in den
                              Model Fig. 32
                              gelegt worden, daß die Pfanne in den Ausschnitt O zu
                              liegen kommt, so laͤßt man das Praͤgwerk zwei Schlaͤge darauf
                              machen. Man laͤßt dann die Raͤnder beschneiden, wirft es nochmal in
                              die Scheuerbuͤchse, erhizt es abermal, und gibt ihm dann zwischen denselben
                              Modeln noch zwei Schlaͤge, wodurch es sehr glatt wird. In diesem Zustande
                              brauchen nur mehr in einer kleinen Presse die noͤthigen Loͤcher
                              erzeugt, und in einer staͤrkeren Presse in der Pfanne das fuͤr den Siz
                              des Hammers bestimmte Loch hervorgebracht zu werden.
                           Fig. 34 zeigt
                              die zum Auspraͤgen der Studeln bestimmte Matrize, an der die Vertiefung Q in Hinsicht auf Form und Groͤße genau der
                              gewuͤnschten Studel zu entsprechen hat. Die hiezu gehoͤrige Patrize
                              ist vollkommen flach. Man erhizt ein beinahe vierekiges Stuͤk Eisen, und legt
                              es von R bis S quer
                              uͤber die Matrize. Die Patrize fixirt man in einem Ausschlaghammer von
                              beilaͤufig 90 Pfd. Schwere, welcher mit einem einzigen Schlage die ganze
                              Studel vollendet, so daß nur mehr die Raͤnder zuzuschneiden und die
                              Loͤcher auszubohren sind.
                           Fig. 35 ist
                              die zum Ausschlagen der Wange (jaw) bestimmte Matrize,
                              in welcher man bei T eine an Form und Groͤße der
                              gewuͤnschten Wange gleichkommende Vertiefung sieht. Die dazu gehoͤrige
                              Patrize ist vollkommen flach. Man legt ein erhiztes vierekiges Stuͤk Eisen
                              von U bis V quer
                              uͤber die Matrize, und laͤßt dann die in einem Ausschlaghammer von
                              beilaͤufig 90 Pfd. Schwere fixirte Patrize zwei oder dreimal darauf
                              herabfallen. Nach Beschneidung der Raͤnder und Ausbohrung des Loches ist die
                              Wange vollendet.
                           
                           Fig. 36 zeigt
                              die Matrize zum Auspraͤgen der Stangen (sears).
                              Die in ihr befindliche Vertiefung W entspricht in Form
                              und Groͤße genau der gewuͤnschten Stange; nur ist die sogenannte Nase
                              derselben in der Vertiefung Y viel laͤnger, als
                              sie an der Stange zu seyn braucht. Wir haben diese Einrichtung deßhalb getroffen,
                              weil es besser ist, wenn diese Nase an dem Rande der Matrize abgeschnitten wird. X ist ein durch die Matrize gehendes Loch, welches zur
                              Aufnahme des Stieles der Stange dient. Die Patrize ist vollkommen flach. Man zieht
                              ein vierekiges Stuͤk Eisen an dem einen Ende so aus, daß es den Stiel bildet,
                              biegt es dann unter rechten Winkeln auf und legt es heiß auf die Matrize. Ein Schlag
                              der in einem Ausschlaghammer von beilaͤufig 90 Pfd. Schwere fixirten Patrize
                              reicht hin, um die Stange in so weit zu vollenden, daß nur mehr ihre Raͤnder
                              beschnitten werden muͤssen.
                           Fig. 37 zeigt
                              die Matrize zum Auspraͤgen der Nuß. Die Vertiefung A entspricht genau der Gestalt und Groͤße der gewuͤnschten
                              Nuß. Das Loch B, welches ganz durch die Matrize geht,
                              dient zur Aufnahme des Zapfens der Nuß. Der Schnabel C
                              der Nuß soll gleich der Nase der Stange an dem Rande der Matrize abgeschnitten
                              werden. Man nimmt ein vierekiges Stuͤk Eisen, zieht es an dem einen Ende aus,
                              rundet es an dem anderen Ende zu, erhizt es und stekt das ausgezogene Ende in das
                              Loch B. In dem Ausschlaghammer, welcher 110 Pfd. wiegen
                              soll, befestigt man zuerst eine flach, schwach ausgebauchte Patrize, die
                              uͤber dem Zapfen der Nuß schließt. Hat der Hammer mit dieser Patrize einen
                              Schlag gemacht, so nimmt man dieselbe aus, und bringt an deren Stelle eine andere
                              flache Patrize, in welcher sich ein rundes Loch von beilaͤufig 1/4 Zoll in
                              der Tiefe und 1/8 Zoll im Durchmesser befindet, und welche man so einsezt, daß
                              dieses Loch genau uͤber den Mittelpunkt des Zapfens kommt. Mit dieser Patrize
                              gibt man, nachdem die Nuß abermals erhizt worden, einen zweiten Schlag, womit die
                              Nuß bis auf das Beschneiden der Raͤnder fertig ist.
                           Eine kleine Vorrichtung, womit sowohl die Stange als die Nuß aus der Matrize
                              ausgetrieben werden kann, sieht man in Fig. 38. D ist die Matrize fuͤr die Stange oder
                              fuͤr die Nuß. In ihr bemerkt man das Loch E. F
                              ist ein gebogenes Eisen, welches sich wie ein Hebel an dem Drehpunkte G bewegt; schlaͤgt man mit einem Hammer auf das
                              Ende H dieses Eisens, so treibt es die Stange oder die
                              Nuß aus der Matrize heraus.
                           In Fig. 40 und
                              41 sieht
                              man die zum Bilden der Size, der Zaken und der Schwaͤnze der Haͤmmer
                              bestimmten Matrizen. Man zieht einen erhizten vierekigen Eisenstab an dem Ende so
                              aus, daß er
                              beilaͤufig die Gestalt des Hammers bekommt, und legt ihn hierauf so auf die
                              Matrize Fig.
                                 42, daß sich der zur vorderen Seite bestimmte Theil des Stabes
                              uͤber die Seite der Matrize bei K erstrekt. Wenn
                              dann die Patrize Fig. 40 in einem Ausschlaghammer von beilaͤufig 130 Pfd. Schwere
                              so fixirt worden, daß der Zapfen L soweit uͤber
                              die Seite der Matrize bei K hinausragt, daß zwischen den
                              beiden Modeln die Dike der vorderen Seite des Hammers Raum findet, so laͤßt
                              man den Ausschlaghammer drei bis viermal herabfallen. Hiedurch wird die vordere
                              Seite des Hammers durch den Vorsprung L unter rechten
                              Winkeln mit dem Size S gebogen, waͤhrend
                              gleichzeitig die Zake in den Ausschnitt O
                              eingedruͤkt und der Siz in dem Ausschnitte N
                              gebildet wird. Hierauf legt man den Hammer in derselben Hize mit seiner vorderen
                              Flaͤche auf die Matrize Fig. 39 und laͤßt
                              die Patrize Fig.
                                 42 in einem Ausschlaghammer von 90 Pfd. Schwere auf sie herabfallen.
                           Fig. 43 zeigt
                              die Matrize Fig.
                                 39 von der Seite betrachtet.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
