| Titel: | Beschreibung eines Apparates, um das kohlensaure Gas in flüssigen und festen Zustand zu versezen; von Dr. J. K. Mitchell. | 
| Fundstelle: | Band 72, Jahrgang 1839, Nr. XXXIV., S. 132 | 
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                        XXXIV.
                        Beschreibung eines Apparates, um das kohlensaure
                           Gas in fluͤssigen und festen Zustand zu versezen; von Dr. J. K. Mitchell.
                        Aus dem Journal of the Franklin Institute, Nov. 1838, S.
                              239.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Mitchell's Apparat zum Verdichten der
                           Kohlensaͤure.
                        
                     
                        
                           Im Jahr 1823 erregten Faraday's gelungene Versuche mehrere
                              sogenannte permanente Gase durch Compression in fluͤssigen Zustand zu
                              versezen, die oͤffentliche Aufmerksamkeit in hohem Grade; so fand er z.B. daß
                              das kohlensaure Gas bei 32° F. durch einen Druk von 36 Atmosphaͤren zu
                              einer Fluͤssigkeit verdichtet wird. Er stellte seine sinnreichen und
                              kuͤhnen Versuche in Glasroͤhren an und brachte den erforderlichen Druk
                              durch die Entbindung des Gases selbst aus einem geeigneten Gemenge, innerhalb einer
                              geschlossenen Roͤhre hervor. Hr. Brunel stellte
                              bei seinen Versuchen, die comprimirten Gase als Triebkraft zu benuzen, anderthalb
                              Pinten fluͤssige Kohlensaͤure dar, welche er selbst bei hohen
                              Temperaturen in einer Reihe enger Messingroͤhren von nicht mehr als 1/30 Zoll
                              Metalldike eingeschlossen erhielt.
                           Erst im December 1835 wurde dieser interessante Gegenstand wieder angeregt, indem es
                              Hrn. Thilorier gelang, das kohlensaure Gas in Masse zu
                              einer Fluͤssigkeit zu verdichten;Polyt. Journal Bd. LVIII. S. 313. er fand ebenfalls, daß diese Fluͤssigkeit bei 32° F. nur unter
                              einem Druk von 36 Atmosphaͤren bestehen kann; bei dieser Temperatur ist ihr
                              specifisches Gewicht 0,830; bei – 4° F. – 0,900 und bei
                              86° – 0,600. Sie dehnt sich also von 32° bis 86° F. um
                              ihr 3,407faches Volum aus. Von 4° bis 32° F. ist ihre Ausdehnung fast
                              genau gleich derjenigen der Gase. Hr. Thilorier fand
                              auch, daß die Expansivkraft durch die Hize veraͤndert wird, so daß sie bei
                              86° F. 73 Atmosphaͤren betraͤgt und bei – 4° F.
                              26 Atmosphaͤren. Die Dichtigkeit des uͤber der Fluͤssigkeit bei
                              86° F. befindlichen Gases ist nach ihm 130 Mal so groß als die Dichtigkeit
                              des unter dem Druk einer Atmosphaͤre eingeschlossenen Gases. Sein Druk
                              betraͤgt daher bei 86° F. nicht viel uͤber die Haͤlfte
                              desjenigen, welchen seine Dichtigkeit anzeigen wuͤrde. Im fluͤssigen
                              Zustande ist die Kohlensaͤure nach Thilorier nicht
                              mit Wasser und fetten Oehlen mischbar, verbindet sich aber leicht mit Aether,
                              Alkohol, Naphtha, Terpenthinoͤhl und Schwefelkohlenstoff. Kalium zersezt sie
                              zwar, aber Blei, Eisen, Kupfer und andere leicht oxydirbare Metalle wirken nicht
                              darauf.Eine der merkwuͤrdigsten Erscheinungen, welche Hr. Thilorier beobachtete, ist die große
                                    Kaͤlte, welche entsteht, wenn man die fluͤssige
                                    Kohlensaͤure ploͤzlich in gasfoͤrmigen Zustand
                                    uͤbergehen laͤßt, indem man sie von dem Druk befreit, welcher
                                    sie in fluͤssigem Zustand erhielt. Durch einen Strom derselben sank
                                    der Thermometer auf – 130° F. und ein Gemisch des
                                    fluͤssigen Gases mit Schwefelaͤther brachte eine noch
                                    groͤßere Temperaturerniedrigung hervor.A. d. O.
                              
                           Die wirkliche Temperatur eines aus dem Behaͤlter ausstroͤmenden
                              Kohlensaͤurestrahls scheint von Thilorier
                              unrichtig angegeben worden zu seyn, denn da die Temperatur der festen Kohlensaͤure bei ihrer Bildung nicht unter –
                              90° F. ist und jeder Dampf sowie jede Fluͤssigkeit im Moment des
                              Uebergangs in den festen Zustand den hoͤchsten mit der Existenz des festen
                              Koͤrpers noch vertraͤglichen Temperaturgrad beibehaͤlt, so kann
                              der Kohlensaͤurestrahl nicht unter seinen Gefrierpunkt fallen. Sogleich nach
                              ihrer Entstehung faͤngt aber die schneefoͤrmige Kohlensaͤure an
                              kaͤlter zu werden und kann an der Luft auf – 109° F. und unter
                              dem Recipient der Luftpumpe auf – 136° sinken; durch Befeuchtung mit
                              Aether sogar auf – 146°.
                           Um feste Kohlensaͤure zu erhalten, ließ Thilorier
                              die fluͤssige Saͤure in eine Flasche oder eine Buͤchse
                              entweichen; indem ein Theil derselben auf diese Art ploͤzlich Gasform annahm,
                              gefror der andere durch die hiebei entstandene Kaͤlte. Die feste
                              Kohlensaͤure ist weiß, leicht, außerordentlich kalt und verdampft an der Luft
                              vollstaͤndig. Die Temperatur, wobei die Erstarrung der Kohlensaͤure
                              Statt findet, schaͤzt Thilorier auf beilaͤufig –
                              148° F.; die Versuche vor dem Ausschuß der Akademie ergaben jedoch nur
                              –124°. Uebrigens hat Thilorier das
                              Verfahren und den Apparat, womit er sich die fluͤssige Kohlensaͤure
                              verschaffte, bis jezt noch nicht naͤher beschrieben.
                           Ich beschreibe im Folgenden einen von mir mit Beihuͤlfe einiger Freunde
                              construirten Apparat, womit ich die meisten Versuche Thilorier's zu wiederholen und einige seiner Resultate zu berichtigen im
                              Stande war.
                           Derselbe (Fig.
                                 1) besteht aus einem Kessel (Generator) von Gußeisen A, welcher in dem hoͤlzernen Gestell B ruht; ferner einem Recipient F, ebenfalls aus Gußeisen, welcher durch eine messingene Roͤhre mit
                              dem Kessel verbunden und durch den mit Schrauben versehenen Buͤgel K gut daran befestigt ist; H, I,
                                 J sind Sperrhaͤhne; G ist die
                              Muͤndung einer Roͤhre; L eine mit dem
                              Behaͤlter F verbundene Glasroͤhre und S, M, R (Fig. 2) ein Manometer.
                           Der Kessel ist 20 Zoll lang und hat außen 6 Zoll im Durchmesser. Innen ist er 16 Zoll
                              tief und hat nahe 3 Zoll im Durchmesser, so daß er beilaͤufig 4 Pinten faßt.
                              Das Metall ist also ungefaͤhr 1 1/2 Zoll dik. Oben hat der Kessel eine
                              Oeffnung von 2 Zoll Durchmesser, welche mit einer starken schmiedeisernen Schraube
                              E verschlossen wird, die beilaͤufig einen
                              Viertelszoll hineinreicht. Im Kopf der Schraube ist ein Loch, durch welches man eine
                              lange und starke Eisenstange steken kann.
                           Der kupferne Napf N (Fig. 3) ist 1 3/4 Zoll
                              weit und 9 Zoll lang; er faßt beilaͤufig 12 Unzen Wasser. Oben ist er mit
                              einer kleinen Handhabe und am Boden mit einem Kupferdraht versehen, welcher nicht
                              ganz so lang ist als der Hohlraum des Kessels. Dieser Napf dient zum Hineinbringen
                              der Schwefelsaͤure.
                           Die messingene Roͤhre zwischen dem Kessel und dem Recipient ist in zwei Theile
                              von gleicher Laͤnge getheilt, welche mittelst eines kegelfoͤrmigen
                              Gefuͤges vereinigt und durch den mit Schrauben versehenen Buͤgel K, K dicht erhalten werden koͤnnen. Jeden dieser
                              beiden Theile der Roͤhre kann man mit einem Sperrhahn oͤffnen oder
                              sperren. Ein solcher Hahn befindet sich bei I und ein
                              anderer bei J; nachdem man also den Recipient von dem
                              Kessel abgesperrt hat, laͤßt sich der Inhalt in beiden zuruͤkhalten.
                              Die gewoͤhnlichen Sperrhaͤhne widerstehen dem Druk nicht genug, daher
                              man Schrauben-Sperrhaͤhne anwenden muß. Sie sind so verfertigt, daß
                              sie eine enge Oeffnung mittelst einer kegelfoͤrmigen Spize verschließen, und
                              da sie einen doppelten Kegel haben, so kann, wenn auch der Hahn ganz offen ist, doch
                              kein Gas an den Seiten der Schraube entweichen.
                           Der Recipient F faßt beilaͤufig eine Pinte. Die
                              bei G rechtwinklich umgebogene Roͤhre G, G reicht beinahe bis auf den Boden in dem
                              Behaͤlter F hinab. Der Sperrhahn H, G ist gerade so eingerichtet wie die bei I und J. L ist eine an jedem
                              Ende mit einer messingenen Dille verbundenen Glasroͤhre, welche mit dem
                              Innern von F communicirt; durch sie kann man das Niveau
                              der Fluͤssigkeit in F beobachten.
                           Der Manometer (Fig.
                                 2) zum Messen des Druks ist besonders eingerichtet. In eine schmiedeiserne
                              Buͤchse S sind zwei Ansaͤze (Dillen) T und U eingeschraubt; jener
                              reicht fast bis auf den Boden der Buͤchse hinab, die beinahe ganz mit
                              Queksilber gefuͤllt ist. Durch die Achse der Schraube X geht eine enge Roͤhre in den Hohlraum von S und ist bis zum oberen Ende desselben fortgesezt, so daß sie
                              uͤber dem Queksilber steht. Zwei starke Barometerroͤhren R und M sind in U und W gekittetDiesen Kitt bereitete ich mir, indem ich 3 bis 4 Theile Schelllak mit 1 Th.
                                    weißem oder rohem Terpenthin bei moͤglichst niedriger Temperatur
                                    zusammenschmolz, so daß keine Blasen im Gemisch entstanden. Derselbe ist
                                    sehr stark, wenn man aber die Hize nicht mit großer Sorgfalt regulirt,
                                    entstehen darin durch die Verdampfung des Terpenthins Haarroͤhrchen.
                                    Lezterem Fehler laͤßt sich auf die Art abhelfen, daß man nach dem
                                    Erkalten die aͤußere Kittmasse wegschneidet und etwas Kitt aufgießt,
                                    welcher schon bei einer viel niedrigeren Temperatur schmilzt, so daß die
                                    Poren verschlossen werden.A. d. O. und an den oberen Enden hermetisch verschlossen. Diese Roͤhren sind
                              genau graduirt. In einer derselben U laͤßt man
                              beim Beginnen des Versuchs eine kurze Queksilbersaͤule bei Y stehen; die andere bleibt nebst ihrem Ansaz ganz mit
                              Luft gefuͤllt. Durch eine sehr feine Schraube bei W kann man die Menge der Luft in T
                              reguliren.
                           Der zinnerne Napf O (Fig. 4), worin man die
                              feste Kohlensaͤure sammelt, wird mit einem Dekel Z verschlossen, durch welchen eine an ihrem oberen Ende mit vielen kleinen
                              Loͤchern versehene Roͤhre P geht. Die
                              Handhabe Q ist hohl, so daß sie in das Ende G der Roͤhre des Recipienten paßt. Damit man sich
                              beim Anfassen derselben die Hand nicht erkaͤltet, umwindet man sie gut mit
                              Tuch.
                           Um den Apparat zum Gebrauch herzurichten, entfernt man die Schraube E und bringt 1 3/4 Pfd. Natron-Bicarbonat in den
                              Kessel A, denen man 24 Unzen Wasser zusezt. Nachdem
                              daraus durch Umruͤhren ein duͤnner Brei gebildet ist, gießt man 9
                              Unzen concentrirte Schwefelsaͤure in den kupfernen Napf N und laͤßt ihn mittelst eines
                              eingehaͤngten Drahts in den Kessel hinab. Nachdem dann die Schraube E fest zugezogen und der Sperrhahn J geschlossen worden ist, mischt man den Inhalt des
                              Kessels unter einander, indem man ihn auf dem Lager D in
                              dem hoͤlzernen Gestell B, B in horizontale Lage
                              herumdreht. Bei C ist eine Aufhaltstange. Diese Bewegung
                              muß mehrmals
                              wiederholt werden. In beilaͤufig 10 Minuten ist alle Kohlensaͤure in
                              Freiheit gesezt und befindet sich in A
                              groͤßtentheils in fluͤssigem Zustande.
                           Hierauf befestigt man durch den mit Schrauben versehenen Buͤgel K, K den vorlaͤufig mit Eis
                                 abgekuͤhlten Recipient F an dem Kessel,
                              oͤffnet langsam die Haͤhne I und J und sogleich wird die fluͤssige
                              Kohlensaͤure in der Roͤhre L bemerklich.
                              Nach 10 Minuten kann die Verbindung mit dem Kessel abgesperrt werden und man wird
                              dann ungefaͤhr 8 Unzenmaaße fluͤssige Kohlensaͤure bei
                              32° F. in dem Recipient finden.
                           Laͤßt man diese Fluͤssigkeit durch die Roͤhre G in die Buͤchse O,
                              so verwandelt sich ein großer Theil derselben augenbliklich in Gas, welches durch
                              die Roͤhre P entweicht; die hiebei entstehende
                              Kaͤlte macht aber einen anderen Theil der Fluͤssigkeit erstarren,
                              welcher auf den Boden von O faͤllt. Auf jede Unze
                              Fluͤssigkeit erhaͤlt man beilaͤufig eine Drachme feste
                              Substanz.
                           Das specifische Gewicht der festen Kohlensaͤure ist wegen ihrer
                              Porositaͤt und Fluͤchtigkeit schwer zu bestimmen. Gleich nach ihrer
                              Entstehung hat sie ungefaͤhr das Gewicht der kohlensauren Bittererde, und
                              wenn man sie zwischen den Fingern stark zusammendruͤkt, wird ihre Dichtigkeit
                              fast verdoppelt. Die feste Kohlensaͤure ist vollkommen weiß, von weichem und
                              schwammigem Gefuͤge, schwach befeuchtetem und zusammengeballtem Schnee sehr
                              aͤhnlich. Sie verdampft rasch und wird dabei immer kaͤlter; die
                              entstehende Kaͤlte scheint jedoch ihre Verdampfung etwas zu vermindern, so
                              daß die Masse einige Zeit aufbewahrt werden kann. Eine Quantitaͤt von 346
                              Gran verlor in der Minute anfangs 3–4 Gran, verschwand aber erst in 3 1/2
                              Stunden vollstaͤndig, waͤhrend die Temperatur der Luft 76° bis
                              79° F. betrug. Wikelt man sie zusammengepreßt in Baumwolle oder Wolle ein, so
                              kann man sie sehr leicht aufbewahren. Die Temperatur, welche sie sogleich nach ihrer
                              Entstehung hat, ist nicht genau zu bestimmen, weil sie durch die Verdampfung
                              augenbliklich erniedrigt wird. Thilorier scheint der
                              Ansicht gewesen zu seyn, daß der groͤßte Kaͤltegrad zur Zeit der
                              Bildung der festen Kohlensaͤure erzeugt wird; bei meinen Versuchen
                              beobachtete ich aber eine bestaͤndige Abnahme der Temperatur, welche durch
                              einen (die Verdampfung befoͤrdernden) Luftstrom beschleunigt wurde. Bei ihrer
                              Entstehung macht die feste Kohlensaͤure den Thermometer auf ungefaͤhr
                              – 85° F. sinken. Wikelt man sie in Wolle oder rohe Baumwolle ein, so
                              wird ihr abkuͤhlender Einfluß verzoͤgert; sezt man sie der Luft,
                              besonders bewegter, aus, so faͤllt der Thermometer viel schneller und unter
                              dem Recipient der Luftpumpe erreicht die Wirkung ihr Maximum. Die groͤßte Kaͤlte, welche
                              feste Kohlensaͤure an der Luft hervorbrachte, war – 109° F.,
                              unter einem luftleeren Recipient – 136°; dabei war die
                              natuͤrliche Temperatur auf + 86°.
                           Eine Beimischung von Schwefelaͤther, so daß sie wie feuchter Schnee aussah,
                              vermehrte die Kaͤlte, denn die Temperatur sank dann unter der Luftpumpe auf
                              – 146° F.Da – 146 + 32 = 178, so ist die Kaͤlte fast eben so weit unter
                                    dem Eispunkt als 212 – 32 = 180 uͤber ihm ist.; dieß ist der hoͤchste Kaͤltegrad, welchen ich erreichen
                              konnte. Man erzielt denselben sehr leicht, wenn man ungefaͤhr zwei
                              Drachmenmaaße Aether in den eisernen Recipient bringt, ehe man ihn beschikt; es
                              entsteht dann eine zusammengesezte Fluͤssigkeit, welche zwar nicht so viel
                              Schnee liefert, aber viel leichter abkuͤhlt. Anstatt Aether kann man auch
                              Alkohol anwenden, welcher aber nicht so wirksam ist. An der Luft sank das
                              alkoholische Gemisch auf – 106° F. und blieb auf diesem Grad. Als man
                              es anhauchte, sank es auf – 110°; sich selbst uͤberlassen stieg
                              es langsam auf – 106°, unter einer luftleeren Glasgloke aber fiel es
                              auf – 134°.
                           Alle meine Versuche, die feste Kohlensaͤure mit Wasser zu befeuchten, schlugen
                              fehl.
                           Bringt man Queksilber in eine Grube, welche man in fester Kohlensaͤure gemacht
                              hat, und bedekt es noch mit solcher, so gefriert es in wenigen Secunden. Fast
                              augenbliklich erstarrt aber das Queksilber, wenn man es in einen Teig gießt, welchen
                              man mit fester Kohlensaͤure und ein wenig Aether angemacht hat. Gefrornes
                              Queksilber sieht aus wie Blei, ist weich und leicht zu zerschneiden; es ist dehnbar,
                              haͤmmerbar und klingt nicht. In dem Augenblik, wo es anfaͤngt zu
                              schmelzen, wird es sproͤde oder kurz und bricht unter der Spize eines
                              Messers. In fluͤssigem Queksilber sinkt gefrorenes schnell unter.
                           Bei ungefaͤhr – 110° gefriert fluͤssige schweflige
                              Saͤure und das Eis sinkt in seiner eigenen Fluͤssigkeit unter; bei
                              – 130° erhaͤlt Alkohol von 0,798
                              spec. Gew. eine klebrige und oͤhlige Consistenz, welche bei groͤßerer
                              Kaͤlte zunimmt und bei – 146° gleicht er geschmolzenem Wachs. Alkohol von 0,820 spec. Gewicht gefror leicht.
                           Schwefelaͤther wurde bei – 146° nicht im Geringsten
                              veraͤndert.
                           Druͤkt man ein Stuͤk fester Kohlensaͤure an die Haut eines
                              lebendigen Thieres, so vertreibt es die circulirenden Fluͤssigkeiten und
                              verursacht einen großen weißen Flek; haͤlt man es 15 Secunden hin, so entsteht eine Blase
                              und 2 Minuten spaͤter ein tiefer weißer Eindruk mit einem erhoͤhten
                              Rande.
                           Das specifische Gewicht der fluͤssigen Kohlensaͤure kann man entweder
                              dadurch bestimmen, daß man ein bestimmtes Maaß derselben in einer Roͤhre
                              abwiegt und das Gewicht der Roͤhre, sowie des uͤber ihr befindlichen
                              Gases abzieht, oder mittelst kleiner Glaskuͤgelchen. Nach lezterer Methode
                              erhielt ich folgende Resultate im Vergleich mit denen von Thilorier:
                           
                              
                                 
                                 
                                    Thilorier.
                                 
                                 
                              
                                 Temper. Fahr.
                                 Spec. Gew.
                                 Temp. Fahr.
                                 Spec. Gew.
                                 
                              
                                     32°
                                   0,93
                                     32°
                                     0,83
                                 
                              
                                     43°,5
                                   0,8825
                                 
                                 
                                 
                              
                                     51°
                                   0,853
                                 
                                 
                                 
                              
                                     74°
                                   0,7385
                                 
                                 
                                 
                              
                                     86°
                                 
                                     86°
                                     0,60
                                 
                              
                           Das spec. Gewicht bei 32° F. wurde mehrmals und mit verschiedenen Kugeln
                              bestimmt, wobei ich es stets gleich oder sehr nahe 0,93 fand, indem die Differenz
                              nie auf 0,005 stieg; nach Thilorier ist das spec. Gewicht
                              bei 32° = 0,83. Die Ausdehnung der Fluͤssigkeit, wie sie sich aus
                              beiden Versuchsreihen ergibt, ist wirklich auffallend. Nach den meinigen werden
                              73,85 Theile, wenn die Temperatur von 32° auf 74°, also um 42°
                              steigt, zu 93 Theilen und nehmen also um 19,15 Theile zu, so daß sich die
                              Fluͤssigkeit beinahe dreimal so stark ausdehnt wie das kohlensaure und jedes
                              andere Gas. Nach Thilorier nehmen 60 Theile durch eine
                              Temperaturerhoͤhung von 54° um 23 Theile zu, waͤhrend das
                              gleiche Volum Luft unter denselben Umstaͤnden nur um 6,75 Theile zunehmen
                              wuͤrde, so daß sich also die Fluͤssigkeit viermal so stark ausdehnen
                              kann, als die Gasarten.
                           Da unter 32° F. oder bei vermindertem Druk eine Temperaturerhoͤhung bei
                              weitem keine so bedeutende Ausdehnung bewirkt, so wird es wahrscheinlich, daß die
                              fluͤssige Kohlensaͤure unter dem Gewicht von wenigen
                              Atmosphaͤren, wie z.B. wenn sie dem Gefrierpunkt nahe ist, sich durch die
                              Waͤrme kaum mehr ausdehnt als Wasser. Zwischen – 4° und +
                              32° betraͤgt ihre Ausdehnung 0,053, waͤhrend die der Luft 0,069
                              ist. Diese Thatsachen machen eine Untersuchung wuͤnschenswerth, ob das Wasser
                              bei sehr hoher Temperatur und sehr hohem Druk vielleicht eine aͤhnliche
                              bedeutende Ausdehnung erleidet, so daß, wenn sich ein stark erhizter Dampfkessel
                              ploͤzlich damit fuͤllt, bisweilen Explosionen entstehen
                              muͤssen.
                           Thilorier gibt den Druk des kohlensauren Gases, wenn es
                              sich uͤber fluͤssiger Kohlensaͤure befindet, fuͤr
                              32° F. zu 36 und fuͤr 86° zu 73 Atmosphaͤren an. Mittelst des
                              Manometers S, M, R fand ich den Druk folgendermaßen:
                           
                              
                                 32°
                                                 
                                 36 Atmosphaͤren.
                                 
                              
                                 45°
                                                 
                                 45
                                            –
                                 
                              
                                 66°
                                                 
                                 60
                                            –
                                 
                              
                                 86°
                                                 
                                 72
                                            –
                                 
                              
                           Bei der Einrichtung des Manometers kann man den Druk mit großer Genauigkeit
                              bestimmen; denn da die eine Roͤhre M den Druk vom
                              Anfang eines Versuches zu bezeichnen beginnt und das Queksilber in der anderen R nicht merklich steigt, bis die erste Roͤhre
                              einen Druk von mehreren Atmosphaͤren angezeigt hat, so ist die zweite
                              Roͤhre das Aequivalent einer Roͤhre von ihrer mehrfachen
                              Laͤnge. Die erste Roͤhre bestimmt die Groͤße des Druks, wobei
                              das Queksilber den Anfangspunkt auf der zweiten erreicht und die zweite zeigt
                              hierauf die Multiplicatoren desselben an. Wenn z.B. das Queksilber in M auf fuͤnf Atmosphaͤren ist, und dabei am
                              Einheitszeichen in R, so ist der Werth dieser Einheit
                              Fuͤnf und die den Druk in R anzeigenden Zahlen
                              muͤssen also mit Fuͤnf multiplicirt werden; R leistet also dieselben Dienste wie eine fuͤnfmal so lange
                              Roͤhre. Auf diese Art lassen sich sehr kurze Roͤhren zur Bestimmung
                              eines sehr hohen Druks anwenden. Ungleichheiten in der Temperatur,
                              Unregelmaͤßigkeiten im Kitt und andere Ursachen koͤnnen die
                              Capacitaͤt des Ansazes T, W abaͤndern, da
                              aber M immer die Einheit fuͤr R bezeichnet, so koͤnnen diese Ursachen keinen
                              Irrthum veranlassen. Natuͤrlich muß das Gewicht der Queksilbersaͤule
                              in R noch zu dem Product addirt werden. Es ist auch
                              darauf zu achten, daß die Temperatur des die Fluͤssigkeit enthaltenden
                              Gefaͤßes niedriger ist, als die des Manometers, weil sich sonst durch
                              Verdichtung Fluͤssigkeit in den Roͤhren erzeugt. Dieß begegnete mir
                              auch bei einem Versuche den Druk bei 86° F. zu bestimmen, als die
                              natuͤrliche Temperatur 75° war. Man sah Gasblasen durch eine
                              Fluͤssigkeit in M bis auf ihre
                              Oberflaͤche, wenige Zoll unter dem Queksilbercylinder aufsteigen. Fuͤr
                              die Glasroͤhren laͤßt sich dieß dadurch vermeiden, daß man den Ansaz
                              von M bis in das Queksilber der Schale hinab
                              verlaͤngert, so daß ein Cylinder atmosphaͤrischer Luft zwischen zwei
                              Queksilbercylindern eingeschlossen wird und also gar kein kohlensaures Gas in den
                              Ansaz oder die Glasroͤhre treten kann. In diesem Falle muß natuͤrlich
                              eine Correction fuͤr das Gewicht dieser Saͤule gemacht werden.
                           Wenn man eine Glasroͤhre, welche an einem Ende luftdicht verschlossen, am
                              anderen aber in einen messingenen Ansaz mit Schraube eingekittet ist, an einem
                              beschikten Recipient anbringt und mit Schnee oder zerstoßenem Eis abkuͤhlt,
                              so kann man fluͤssige Kohlensaͤure darin sammeln. Dieselbe ist vollkommen
                              farblos und durchsichtig, und man sieht die vorlaͤufig hineingebrachten
                              Glaskugeln (welche das spec. Gew. anzeigen) darin auf- und absteigen, sowie
                              sich die Temperatur aͤndert. Oeffnet man die so beschikte Roͤhre, so
                              kommt die Fluͤssigkeit in heftige Bewegung, entweicht rasch, wird immer
                              kaͤlter und endlich verwandelt sich der Ruͤkstand in feste
                              Kohlensaͤure, welche ziemlich weiß, dichter als die auf andere Art erhaltene
                              und sehr poroͤs ist. Kuͤhlt man die Roͤhre in einem Teige aus
                              schneeartiger Kohlensaͤure und Aether ab, so erstarrt die Fluͤssigkeit
                              zu einer Masse, welche nicht poroͤs ist, aber in der Fluͤssigkeit, die
                              durch Schmelzen des festen Koͤrpers wieder gebildet wird, niedersinkt.
                           Bringt man in solche Roͤhren vorher Wasser, Aether, Alkohol, Oehle etc. und
                              fuͤllt sie dann mit fluͤssiger Kohlensaͤure, so lassen sich die
                              eintretenden Erscheinungen leicht beobachten. Da das Wasser schwerer ist, so bleibt
                              es unter der neuen Fluͤssigkeit und scheint sich sogar an der
                              Beruͤhrungsflaͤche nicht damit zu vermischen, denn wenn man die
                              Kohlensaͤure austreten laͤßt, zeigen sich keine Blasen im Wasser und
                              dasselbe erstarrt auf seiner Oberflaͤche zu festem Eis.
                           Bringt man Alkohol oder Aether hinein, so sinkt die entstehende fluͤssige
                              Kohlensaͤure in Stroͤmen durch sie hinab, macht sie aber bald durch
                              ihre Beimischung milchig. Die Beseitigung des Druks verursacht ein heftiges
                              Aufbrausen, und gleich darauf sieht man den klaren, farblosen Aether oder Alkohol
                              allein in der Roͤhre, indem kein fester Koͤrper gebildet wird. War in
                              dem Alkohol Schelllak aufgeloͤst, so schlaͤgt ihn die Saͤure in
                              leichten weißlichen Floken nieder, welche sich sogleich wieder aufloͤsen,
                              wenn man die Saͤure entweichen laͤßt. Es bleibt nur die durch den Lak
                              braun gefaͤrbte Fluͤssigkeit zuruͤk.
                           Wenn die Fluͤssigkeit in einer Glasroͤhre gefroren ist, kann man
                              dieselbe am Loͤthrohr zuschmelzen. Eine solche Roͤhre enthaͤlt
                              immer fluͤssige oder gasfoͤrmige Kohlensaͤure;
                              fluͤssige, wenn eine hinreichende Menge davon vorhanden ist, bei allen
                              Temperaturen, – sonst aber bei hohen Temperaturen bloß gasfoͤrmige.
                              Ich besize eine solche Roͤhre, welche sich bei 56° F. mit Feuchtigkeit
                              beschlaͤgt, und worin die Fluͤssigkeitssaͤule mit der Abnahme
                              der Temperatur immer zunimmt. Bei 35° ist dieselbe ungefaͤhr einen
                              halben Zoll lang.
                           Es ist nicht sehr wahrscheinlich, daß man die Kohlensaͤure als mechanische
                              Triebkraft wird anwenden koͤnnen, indessen hat das Franklin Institute einen Ausschuß mit der Pruͤfung dieses
                              Gegenstandes beauftragt, damit man hieruͤber die genaue Wahrheit erfahre und
                              unsere Landsleute in dieser Hinsicht nicht Zeit und Talent unnuͤz
                              verschwenden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
